Prägung bei menschenbegleitender Aufzucht

  • So, nochmal ich:


    hier aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4gung_(Verhalten)


    Bleiben wir mal bei den Merkmalen der Prägung:


    Lernen durch Prägung findet statt, ohne dass Belohnung oder Bestrafung eine Rolle spielen. Lernen durch Prägung unterscheidet sich daher fundamental von einer Lernform wie dem Lernen durch Erfahrung wie z.B. durch Versuch und Irrtum.

    Prägung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nur in einer bestimmten Zeitspanne stattfinden kann, die daher als sensible Lebensphase bezeichnet wird. Prägung ist also nicht nachholbar. In welchem Alter diese Phase nachweisbar ist und wie lange sie dauert, kann je nach Tierart sehr unterschiedlich sein.


    Prägung ist unwiderruflich, das durch sie Gelernte wird besonders schnell und effektiv gelernt und auf Lebenszeit behalten; zumindest werden die durch Prägung erworbenen Auslöser („Schlüsselreize“) auf Dauer bevorzugt.


    Durch Prägung werden stets nur eng begrenzte Inhalte gelernt, also zum Beispiel eine bestimmte Reaktion auf ein bestimmtes Objekt der Umwelt oder eine bestimmte, klar gegen andere Verhaltensweisen abgrenzbare Verhaltensweise.


    Prägung kann in einer Zeitspanne stattfinden, in der die geprägte Verhaltensweise noch nicht vollzogen werden kann.


    Jetzt versuche ich diese Merkmale auf Ralfs Brut umzulegen und ich frage mich, wo finde ich den Punkt, wo etwas unwiderruflich negativ bei seinen Küken erlernt wird.

  • von jungvögeln aufzucht habe ich keine ahnung:
    was ihr hier beschreibt, sind ja nur ganz wenige wochen im leben eines papageien..bei einigen wenigen auch monate, da wohl auch eine prägung statt finden kann.. (egal ob hz. oder nb)
    wenn ich an die tiere denke , die gerade mal futterfest und dann in zoohandlungen in käfigen gepresst werden , dort einige monate oder länger da sitzen , welche prägung findet dort statt..
    wie wirkt sich das auf den vogel aus..hz dann plötzlich allein gelassen nur mit futter und wasser versorgt, ohne jede zuwendung..




    lg. Irmgard

  • Zitat

    wenn ich an die tiere denke , die gerade mal futterfest und dann in zoohandlungen in käfigen gepresst werden , dort einige monate oder länger da sitzen , welche prägung findet dort statt..


    Unter diesen Umständen ist die Aufzugmethode relativ.
    Welche Prägung dort dann statt findet, kommt auf die Umgebung an, bei größeren Zoohandlungen die sagen wir mal, mehrere Großpapageien in einer Großvoliere halten, findet eine ganz andere Prägung statt als in einem kleinen Zoohandel wo nur einer sitzt.

    Zitat

    wie wirkt sich das auf den vogel aus..hz dann plötzlich allein gelassen nur mit futter und wasser versorgt, ohne jede zuwendung..


    Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sich genauso auswirken, als wenn er in Einzelhaltung übergeht und dieser nette Kuschelpapagei seine ersten Macken entwickelt.

  • Hallo Ina ; hallo Loids ;


    Ich habe nirgenswo geschrieben das Prägung negativ ist . Das Thema stand hier gar nicht zur Diskusion .
    Es ging einfach nur darum , inwiefern sich eine HZ von solch einer Aufzuchtsmethode ( menschenbegleitend ) unterscheidet . Mehr nicht ;) .
    Dazu wollte ich Antworten haben . Es kam alles andere :D , zum eigentlichen Thema konnte / wollte sich niemand mitteilen ;) .


    Zitat

    Lernen durch Prägung findet statt, ohne dass Belohnung oder Bestrafung eine Rolle spielen.


    Wo wäre jetzt der Unterschied zwischen HZ und menschenbegleitend ?



    MFG Jens

  • Jens ich hatte eigentlich auch den Eindruck das du gegen die menschenbegleitende Aufzuchtsform bist. In Österreich ist zwar die Handaufzucht verboten in der Realität bekommt man nur nichts anderes auf dem Markt. Ich habe hier zwei Handaufzuchten und unsere Graupapageiendame wuchs fast komplett isoliert auf, leider merkt man das deutlich denn sie weiß weder mit Menschen noch mit Artgenossen umzugehen.
    Die Nachzuchten sind ja nicht zum auswildern gedacht sonder sollen ja wieder in Menschenobhut und sollen sich da auch wohl fühlen.
    Diese Aufzuchtsform wie von Sven und von Ralf beschrieben erscheint mir da ein guter Kompromiss. Den genau diese angstvollen Naturbruten führen Handaufzuchtbefürworter immer gerne als Argument an.

  • Hallo Wolfgang ;


    es ging mir gar nicht in diesem Thema ob solche Aufzuchtsform gut oder schlecht ist , überhaupt nicht . Letztlich ist auch egal ob dies nun von Ralf,Thomas Gottschalk oder Angie Merkel so gehandhabt wird . Auch das wollte ich nicht diskutieren .
    Es ging mir einzig und allein darum , welchen Unterschied es zur Hz macht , was die Prägung anbelangt :)


    MFG Jens

  • Jens,


    welche Prägung hat eine HZ, welche eine menschenorientierte Naturbrut, die irrevesibel wäre?
    Gibt es überhaupt eine Prägung oder ist alles ein erlerntes Verhalten?

  • Zitat

    welche Prägung hat eine HZ, welche eine menschenorientierte Naturbrut, die irrevesibel wäre?


    Es ging mir nicht um Verhaltensweisen die nicht mehr korigierbar wären . Das das auch bei HZ gelingt steht ausser Frage .


    Zitat

    Gibt es überhaupt eine Prägung oder ist alles ein erlerntes Verhalten?


    Super :thumbsup: , endlich kommen wir hier weiter .


    Und genau darauf zielt der Themenstart ab .
    Also nochmal die Frage : worin unterscheiden sich nun HZ und die andere Aufzuchtsform ( menschenbegleitend ) ( Stichwort Prägung / erlerntes Verhalten ) .


    Irgentwann muß mich mich doch mal verstehen ?(


    MFG Jens

  • Ja Jens,


    ich verstehe dich schon :D .


    Was die Prägung angeht, wirst du keine wirkliche Antwort erhalten. Dazu bestehen meines Wissens zu wenig Studien, daß man hier eine Aussage tätigen könnte.
    Ich gehe mal vom heutigen Wissen aus: es besteht kein Unterschied.

  • Zitat

    Ich gehe mal vom heutigen Wissen aus: es besteht kein Unterschied.


    Genauso sehe ich das auch ;) .


    Zitat

    Ja Jens,


    ich verstehe dich schon .


    :thumbsup: , ich weiß , dem Jens unterstellt man immer viel böswilliges --------------darum ging es in diesem Thema aber nicht .
    Schön das du mich verstanden hast :)



    Genau an dieser Stelle kann man jetzt nämlich eine neue Diskusion starten , warum HZ so sind , wie sie eben sind ------------------und warum viele damit nicht zurechtkommen / Probleme haben . Dies beinhaltet dann nämlich die Sichtweise des Halters auf den Vogel . Der Vogel kann nichts dafür , das er so geprägt wurde -------------------der halter aber für sein Fehlverhalten sehr wohl . Das schreib aber mal einem , da ist man sehr schnell der Belzebub in Menschengestallt :thumbsup:


    MFG Jens

  • Also ich stimme hier Alfred und Ina uneingeschränkt zu!



    Zitat Alfred



    Zitat


    Also ich stimme Ina zu.
    Eine menschenbegleitete Naturbrut wird ja nicht fehlgeprägt. Die ist immer noch auf die Eltern geprägt und sonst nichts. Der einzige Unterschied ist der daß der Jungvogel schon mal Menschen kennt, zu ihnen Vertrauen aufbaut und sich nicht vor ihnen fürchtet. So wie Ina ihren Fall geschildert hat wäre es doch ein Segen für den Vogel gewesen er hätte einen Bezug zum Menschen gehabt. Genau das Gleiche ist es mit Jungvögeln die in eine für sie neue Familie kommen, vom Züchter verkauft werden. Es ist doch für den Vogel viel leichter und ohne schädlichen Streß und Panik wenn er Menschen kennt. Das gilt ebenso für den neuen Halter der nicht monatelang kämpfen muß um Vertrauen zu gewinnen.
    Ich sehe in der begleiteten Aufzucht einen sehr guten Ansatz der die großen Nachteile der Handaufzucht vermeidet und auch die Schwierigkeiten einer reinen Naturbrut umgeht. Und vor allem Lob dem Züchter dessen Vögel so viel Vertrauen in ihn haben daß sie das zulassen. Das ist auch nicht gerade selbstverständlich.




    Ich halte übrigens das Verhältnis das sich bei Jungvögel bei der menschenbegleiteten Naturbrut gegenüber Menschen einstellt auch nicht für Prägung sondern für erlerntes Verhalten, das allerdings schon prägend (hier ist "prägend" im umgangssprachlichen Sinne gemeint) für das weitere Leben des Vogels ist. Zwischen Prägung und Erlernen gibt es ja wohl doch einen sehr fließenden Übergang. Eine Prägung so wie sie in der Verhaltensforschung definiert ist (vor allem der eng begrenzte Zeitraum in dem der Lerninhalt vermittelt wird) ist das was mit den Jungvögeln bei der menschenbegleiteten Naturbrut passiert ganz sicher nicht. Ich denke die nachfolgenden Beispiele werden dies auch belegen. Ich habe ja schon einige Varianten durchprobiert bis auf die Variante die Ralf gerade macht, weil ich schlicht und einfach keine Notwendigkeit dafür sah, denn meine Paare zogen in den ersten Lebenswochen die Küken absolut zuverlässig auf.


    Nun zu den Varianten:


    1. Zahme Eltertiere, das Männchen saß z.B. bei der Nistkastenkontrolle auf meiner Schulter und paßte auf, die Jungvögel sahen also beim Blick aus der Nisthöhle nicht nur einen Menschen, sondern auch ihren Vater. Die Küken wurden nur zum Beringen entnommen und später ganz kurz um 3 oder 4 Mal die Einstreu zu wechseln. Das Ergebnis waren schon recht zutrauliche Jungvögel von denen manche schon mal auf die Schulter flogen die aber nicht freiwillig auf die Hand gingen. Die Aufzucht erfolgte hier natürlich ausschließlich durch die Eltern.


    2. Mit dem gleichen Elternpaar habe ich vor 2 Jahren folgende Variante ausprobiert: Als sich die ersten Federn zeigten habe ich, da ich die Einstreu sowieso alle 2 bis 3 Tage wechselte die Jungvögel aus der Nisthöhle genommen und für ca. 5 Minuten in den Wohnbereich mitgenommen. Das war ca. 10 Mal d.h. die Vögel waren insgesamt eine knappe Stunde sozusagen in menschlicher Obhut. Es handelte sich zwar nur um 2 Jungvögel, ich halte das Ergebnis aber doch für typisch. Einer der Beiden wurde sehr zahm und fliegt mich beim Futterverteilen ständig an. Der andere dagegen geht freiwillig nicht auf die Hand, hat aber ansonsten keine Berührungsängste. Ich halte diese Art der menschenbegleiteten Naturbrut eigentlich für die Optimale, denn sie liefert bei einem minimalen Zeitaufwand ein recht gutes Ergebnis. Die Aufzucht erfolgt wieder ausschließlich durch die Eltern. Der Vorteil dieser Methode ist auch, dass die Eltern nicht unbedingt zahm sein müssen.


    3. Die letzte Variante, die ich (unfreiwillig) ausprobiert habe ist die komplette Umsiedlung der bereits befiederten Jungvögel in den Wohnbereich in einen mit einem Handtuch abgedeckten Korb. Fütterung durch die Eltern bei täglichen Besuchen, jedoch gelegentliche Zufütterung (die aber eigentlich im vorliegenden Fall überflüssig war). Erste Flugversuche im Wohnzimmer mit anwesenden Eltern. Dann aber sofort wieder Integration der Jungvögel in die Gruppe im Zuchtraum. So sind ja Madam Mim und Merlin von Ralf aufgewachsen. Es liegt auf der Hand dass diese Vögel von Anfang an wesentlich zahmer waren als die Jungvögel der Variante 1 und 2.


    Trotz des vergleichsweise massiven Eingriffs gibt es hier aber trotzdem kaum einen Unterschied zu einer normalen Naturbrut, denn die Jungvögel waren ja schon in einem Alter, in dem die Eltern nur noch zum Füttern in die Nisthöhle gehen. Es ist also sicher nicht so, dass die Eltern oder Jungvögel damit überfordert wären, denn die Situation gibt es ja auch in freier Natur, wenn die Jungvögel aus irgend einem Grund das Nest oder die Bruthöhle vorzeitig verlassen und an anderer Stelle weitergefüttert werden. Wer sich also gerne die Zeit nimmt und die Aufzucht der Jungvögel hautnah miterleben möchte, für den ist diese Variante sicher eine gute Lösung. Sie geht natürlich nur mit wirklich zahmen Eltertieren.


    Bei absolut zuverlässigen Brutpaaren ist Ralfs Variante sicher unnötig, aber im vorliegenden Fall (also im Grunde die erste Brut und dann gleich 4 Küken) ist das sicher gerechtfertigt. Vor allem zeigt diese Aufzucht auch was mit zahmen Papageien die ihrem Halter voll vertrauen alles möglich ist. Übrigens sind die Eltern von Madam Mim und Merlin (in der Gruppe sozialisierte) Handaufzuchten.


    Liebe Grüße


    Walter

  • Hallo Ralf,


    (...) die Sprache, lernen die Tiere erst nach dem sie Futterfest sind und im Verband sind.


    es ist dokumentiert, daß soziallebende Vögel schon im Nest bestimmte Kontaktrufe von erwachsenen Artgenossen lernen.



    Zitat

    Zitat von Ralf
    Siehe MMs Bericht über den Wildfang, die wohl perfekt die Sprache einer Schlange kann aber nichts richtig Amazonisches ;)


    Nein, Ralf, dabei handelt es sich nicht um einen Wildfang. Es ist eine Handaufzucht aus Argentinien, die in einem Alter, in dem sie noch "die Windeln" benötigte ;( bereits in einem Flieger Richtung Deutschland hockte. Bei dem deutschen Importeur saß der Vogel eine Weile u. a. neben Schlangen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Sorry, dachte das es ein Wildfang war, hatte halt dunkel in Erinnerung gehabt das er mit dem Flugzeug kam und wohl einige Zeit beim Tierhändler war.


    Da sie bestimmte Kontaktrufe schon von den Eltern lernen, stimmt schon und ich habe mich ein wenig falsch ausgedrückt.
    Ich bin eigentlich der Meinung, dass sie erst nach dem Ausfliegen die komplette Sprache und das Sozialverhalten lernen.
    Was ja auch viele Probleme erklären würde die, die meisten Tiere haben die nach dem sie Futterfest waren in Einzelhaltung gingen und einer spätere Verpartnerung nach 2 oder 3 Jahren sich schon als schwer erwiesen haben.
    Es ist auch der Grund warum ich auch von Anfang an gesagt habe, dass meine Kleinen wenigstens noch 7 Monate bei den Eltern bleiben sollen und dann erst in die Vermittlung gehen.

  • Hallo Walter ;


    n langen Text hast du geschrieben , der aber nichts an der Tatsache ändert das die Vögel auf mensch geprägt wurden . Du selber räumst den fließenden Übergang von Prägung / lernen ein .
    Das was Du in deinen beiden ersten Bsp. angeführt hast ist also keine Prägung 8) , mein Gott Walter ;) .


    Aber , darüber will ich mich jetzt gar nicht auslassen .
    Dann wäre demzufolge , so wie du es beschreibst , eine HZ genau auf dem selben Level , was das erlernen seiner Umgebung anbelangt .
    Und genau das wollten wir hier klären . Es ging dabei um Prägen / erlernen .


    Ich weiß , das ist für dich jetzt eine bittere Pille , was die Prägung / lernen anbelangt -------------------unterscheidet sich deine Aufzuchtsform nicht im geringsten ( was die Prägung anbelangt ) von HZ im Geschwisterverband .


    Oder etwa doch ? , wenn ja , wie ?
    MFG Jens

  • Hallo Walter ;


    n langen Text hast du geschrieben , der aber nichts an der Tatsache ändert das die Vögel auf mensch geprägt wurden . Du selber räumst den fließenden Übergang von Prägung / lernen ein .
    Das was Du in deinen beiden ersten Bsp. angeführt hast ist also keine Prägung 8) , mein Gott Walter ;) .


    Jens, wie kommst du darauf, daß die Vögel auf den Mensch geprägt wurden? Haben sie nicht eher erlernt, daß der Mensch zu ihrem Leben dazu gehört?
    Wo siehst du die Prägung, die Irreversibel ist? Wo siehst du den Nachteil?



    Dann wäre demzufolge , so wie du es beschreibst , eine HZ genau auf dem selben Level , was das erlernen seiner Umgebung anbelangt .
    Und genau das wollten wir hier klären . Es ging dabei um Prägen / erlernen .


    Ja, ist auch so, daß sie auf dem selben Level sind.


    Ich weiß , das ist für dich jetzt eine bittere Pille , was die Prägung / lernen anbelangt -------------------unterscheidet sich deine Aufzuchtsform nicht im geringsten ( was die Prägung anbelangt ) von HZ im Geschwisterverband .


    Wieso soll das jetzt eine bittere Pille für Walter sein? Der Vorteil von seiner Aufzucht ist: seine Tiere haben erlernt, daß eben der Mensch zu ihrem Leben dazu gehört. Der Vorteil besteht noch in der Fütterung, die nachweislich gesünder ist als HZ. In meinen Augen bestehen nur Vorteile und keine Nachteile für seine Tiere.


    Jens, du schreibst immer etwas von Prägung und du kannst mir sagen was du möchtest, du versuchst Walters Aufzuchtsform negativ darzustellen (bittere Pille usw.). Ich schieb schon vorher, daß es fast keine aussagefähigen Studien zu Prägungen gibt (meines Wissens hat nur Lantermann das Thema angekratzt).

  • Hallo,


    ich denke weniger das Jens die Form sagen wir mal als Negativ ansieht er will halt genau die Unterschiede wissen.
    Ein HZ selbst im Geschwisterverband ohne Kontakt zu den Elterntiere, wird defentiv einige Lautäusserungen (die zwar wenig sind) nicht lernen.
    Eine HZ jenachdem wie sie gefüttert wird, kann aber auch die Hand als Negativ empfingen.
    Eine HZ wird durch den weit aus engeren Kontakt zu dem Menschen mehr auf ihn geprägt als auf die Artgenossen.
    Eine isolierte HZ ist dann noch ärmer dran, die weiß ja noch nichtmals das es andere Vögel gibt, sofern sie dann im weiteren Leben erstmal Einzeln gehalten wird.


    Walter hat nur sehr kurzen Kontakt zu den Jungvögel bei der Nistkastenkontrolle aber dadurch das die Elterntiere dabei sind lernen sie, das große Wesen ist nicht gefährlich.
    Mein Kontakt ist wesentlich intensiver aber das habe ich auch Begründet und die Entscheidung ob ich es richtig ist oder nicht überlasse ich jeden selber, denke aber das die Kleinen so werden wie die Elterntiere.


    Ich kann jetzt nur aus meiner Erfahrung berichten, dass Mim und Merlin als sie zu mir kamen ( 3 u. 2 Jahre alt) nicht panisch reagierten aber auch nicht sofort zu mir kamen.
    Auch ich musste ihre Sprache lernen und es hat auch hier und da mal Weh getan, wenn ich zu forsch war, nur sie haben nie Durchgebissen, es waren halt Warnungen.
    Fremden gegenüber sind sie Scheu und gehen zu keinem hin, da haben sie ein gesundes Mißtrauen und wenn ihnen einer zu nah kommt fliegen sie weg.
    Aber die Aufzuchform hat mir als Anfänger sehr geholfen und den Einstieg sehr erleichtert.
    Den richtigen Umgang mit den Tieren lernt man erst, wenn man sie hat, alles andere ist Theorie.


    Eine reine NB die den Menschen wirklich nur vom weiten kennt, für der ist es gerade am Anfang auch richtig streß (kommt halt auf die Größe der Voliere an, bei 20 Meter ist das Streßlevel natürlich kleiner als wenn sie in einem Vogelzimmer kommen)

  • Hallo,


    jetzt kommen wir mal auf die Punkte, wo ich denke, wo Jens hinaus möchte.


    Ich denke, wir sind uns alle einig, daß man alle Papageien - egal welche Aufzuchtsform - "versauen" kann. Was heißt versauen? Den Vogel einfach dort hin zu bringen, daß er seelische und körperliche Schäden davon trägt. Die Foren sind voll davon, Rupfer, Beißer, Schreier,...ich brauche ja hier niemandem darüber etwas zu erzählen.


    Es ist vollkommen klar, daß Handaufzuchten und menschenbezogenene Naturbruten zum "versauen" geeigneter sind als eine absolute Naturbrut. Man kann damit das Klientel "menschlicher Egoismus" bedienen, das oftmals unbewußt oder auch manchmal bewusst befriedigt werden möchte. Daß dies oftmals unbewusst geschieht zeigt mir schon, daß die Halter in ihren Problemen immer das Tier sehen und nicht ihre Handlungsweisen.


    Ich bleibe bei meiner Einstellung, daß die menschenorientierte Naturbrut die beste Aufzuchtsform für Vögel ist. Man sollte wirklich nicht unterschätzen, was Handaufzucht für den Papagei bedeutet, wie sein Immunsystem ein Leben lang leidet (und das irreversibel - das heißt, nicht mehr rückgängig zu machen). Mit der natürlichen Aufzucht der Eltern ist schon verdammt viel gewonnen für einen Vogel, sie sind eben nachweislich gesundheitlich viel robuster. Damit ist schon wirklich viel gewonnen in meinen Augen und für mich ein wahnsinns großes Kriterium, da ich mittererweile mehr Medikamte für Vögel in der Hausapotheke habe, als für mich und meine ganze Familie.


    Ich sagte Jens schon, es wird sehr schwer werden, gegen den menschlichen Egoismus angehen zu können. Das einzige was er erreichen kann ist, daß die Leute anfangen zu überlegen und ihre Handlungsweisen/Haltung zu überdenken- sie irgendwie in die richtige Richtung zu zerren, daß sie eben ihre Vögel nicht "versauen". Ob es angenommen wird, steht auf einem anderen Stern, aus Erfahrung kann ich sagen: nö, vielleicht 5% der Halter. Lustig ist aber, wenn das "Kind in den Brunnen gefallen ist" sagen 100% der Halter: jo, du hattest Recht.


    Auf dem Gebiet Papageienzucht wird eine Menge Geld verdient und wenn wir gegen Handaufzuchts-Züchter mit klaren Argumenten kommen, wird sich gekringelt wie ein Regenwurm. Im Grunde wissen sie, daß wir Recht haben, aber der Geldbeutel lässt es nicht zu, das auch einzugestehen (kennen wir doch auch alles).


    Was bleibt ist die gute Aufklärung für zukünftige Papageienhalter und auch Halter mit Problemtieren. Und Züchter wie Walter und Ralf müssen gucken, welches Klientel sie bedienen mit ihrer Nachzucht, um was es seiner Kundschaft geht. Bei mir bekäme nur jemand einen Vogel, wenn er einen gesunden Menschenverstand hat und den Papagei als Papagei ansehen möchte und nicht als Knuddel-Wuddel-Geschöpf, mit dem man Dutzi-Dutzi machen kann. Ich denke, darin werden sie auch sehr Gewissenhaft sein.


    So, und jetzt schaue ich mal bei den Geschöpfen, bei denen ich versuche, sie nochmal Papagei werden zu lassen. Gott sei Dank können sie das noch erlernen, aber was es heißt, wieviel Geduld und Einfühlungsvermögen man besitzen muß, wissen die wenigsten. Ob ich alles richtig mache, weiß ich nicht, ich bemühe mich auf jeden Fall. Ich kann nur die Ergebnisse für sich sprechen lassen und die sind überaus gut. Vielleicht nochmal ein Thema für sich ;) .

  • Hallo,


    hab mir alles mehrfach mal durch gelesen und habe ein wenig die Schwierigkeit, dieses klar darzulegen. Es begründet sich aus zweierlei Dingen:
    a) da ich aus dem Pädagogischen Bereich beruflich komme, weiß ich, dass einige Dinge des Menschen bei der Geburt mit gebracht werden - was sich z.B. bei adoptierten Kindern nachweisbar ist - also das Mitgebrachte von den Eltern.
    b) habe ich keinerlei Ahnung - wahrscheinlich gibt es auch dazu keine Untersuchungen - was nun Papageien von den Elterntiere mitbringen - und was und wie viel dann die Prägung / das Erlernen ausmacht.

    Und genau darauf zielt der Themenstart ab .
    Also nochmal die Frage : worin unterscheiden sich nun HZ und die andere Aufzuchtsform ( menschenbegleitend ) ( Stichwort Prägung / erlerntes Verhalten ) .

    Erfahrungen habe ich nur geringe mit den Halsbandsittichen - welche ja anders ticken sollen, wie die Großpapageien. Nach Überlegungen und eben den geringen Erfahrungen komme ich zu diese Meinung:
    HZ - auch in der Gruppe - kann nicht Verhaltensweisen der Eltern kennen lernen - diese können später nur entweder in einer Gruppe mit erwachsenen Tieren kommen oder m.M. nach niemals, wenn sie nur als Einzeltiere gehalten werden. HZ lernt nur, wie weit es bei einem ebenso Gesinnten gehen kann, bis dieser z.B. sich wehrt. Er lernt durch Erfahrung z.B. dass Federn stellen eine Warnung ist oder eben auch andere Verhaltensweisen - weil er eine Reaktion des anderen erfährt.
    Alle werden durch den Menschen gleich gefüttert - in der Natur ist es eher so, dass derjenige, der am meisten den Schnabel aufreißt, als erstes Futter bekommt. Die anderen bekommen meist erst dann, wenn das erste Küken schluckt ober bereits satt ist. Dies bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Schwächeren nicht überleben - denn ich denke, dies liegt dann eben auch an dem gegebenen Futterangebot (also wie viel und von der Wertung her gutes oder schlechtere Nahrungsmittel vom Gehalt her) vorhanden sind und was die Eltern an schleppen und natürlich auch ihre Erfahrungen mit einer Kükenaufzucht haben. Von den HZ Halsis kenne ich es, dass, wenn die Fütterung durch den Menschen abgeschlossen ist, dass die Küken untereinander im Kasten sich auch noch gegenseitig füttern (denn i.d.R. füttere ich nur so viel, wie jeder nehmen will und stopfe es nicht hinein). Welche Bewandnis dieses Verhalten hat, kann ich nicht erklären. Was mir aber aufgefallen ist, dass nach kurzer Zeit ein genüssliches Grummel - sich zusammen kuscheln entsteht (meist in einer Ecke und der / die Kleinste unter den anderen liegt). Desto älter sie werden, desto mehr entwickelt es sich zu einem Grüppchen, wo jeder den Kopf oben trägt - der eine mehr, der andere weniger. Bereits in diesem Alter stelle ich fest, welcher eher mutiger ist oder aber eben (deutlich ausgedrückt) ein Schisser ist usw..
    Da die Halsbandsittche ja wieder ausgewildert werden, ist meine Aufzucht nur darauf begrenzt, die Küken nach einander aus dem Kasten zu holen - zu wiegen - zu füttern und wieder zurück zu setzen. Es gibt also kein Geschmuse oder längeren Aufenthalt als nötig in der Hand. Mit der Zeit wird anderes Futter in Ästen gebunden angeboten und erst, wenn sie völlig futterfest sind und ihr Gewicht einigermaßen behalten, werden sie entlassen. Zum wiegen hole ich die Halsis dann in der Dämmerung von ihren Schlafplatz herunter (denn da kann man sie am leichtesten und fast ohne Plesuren an den Händen wie bei einer Weintraubenernte abpflücken). Nach dem Wiegen kommen sie in den Übernachtungskäfig - von wo sie dann am nächsten morgen wieder ausfliegen können, nachdem ich ihre Äste bestückt habe.
    Bei einer NB erfahren die Küken z.B. welche Rolle wer und wie erfüllt - welche Laute z.B. die Küken hören, wenn Muttern kommt oder auch wenn Vatern mal rein schauen sollte. Auch erfahren sie m.M. nach, wie Muttern ihre Küken hin und herschiebt unter ihrem Bauch - den zärtlichen Umgang miteinander, aber vielleicht auch mal ne Zurechtweisung, wenn eines der Küken mal zwickt - eben einfach gesagt: die Prägung / Verhalten / Erziehung beginnt im Kasten = Erlernen durch Vorleben und Erfahrung /direkte Reaktion - was eben m.M. die HZ noch bedingt erfahren / erlernen können, wenn die Bedingungen stimmen (min. Paarhaltung).


    Die durch Menschen begleitete NB bedeutet für mich eben ganz grob ausgedrückt, dass die zukünftigen Papageien gleich von klein auf erfahren / erlernen, dass man mit Mensch (trotz Gleichartiger) leben kann. ;)

  • Die durch Menschen begleitete NB bedeutet für mich eben ganz grob ausgedrückt, dass die zukünftigen Papageien gleich von klein auf erfahren / erlernen, dass man mit Mensch (trotz Gleichartiger) leben kann. ;)


    Genau das ist das Ziel, auch wenn das anders aussieht sind die Kleinen nur ca. 5 - 10 Minuten aus dem Kasten.
    Sie werden durchgewogen, hier und da wenn mein Kleine dabei ist bekommt sie einen mal in die Hand aber dann ist auch schluß und die Kleinen gehen wieder zurück in ihrer Nisthöhle und haben dann auch Ruhe bis zum nächsten Tag.

  • Hallo,

    Die durch Menschen begleitete NB bedeutet für mich eben ganz grob ausgedrückt, dass die zukünftigen Papageien gleich von klein auf erfahren / erlernen, dass man mit Mensch (trotz Gleichartiger) leben kann. ;)

    Ich finde Vicky hat das gut formuliert.


    Wo liegt denn nun der Nachteil der Aufzucht im Vergleich zur reinen Naturbrut für das weitere Leben der jeweiligen Jungvögel in Menschenobhut oder andersrum gefragt...
    Warum sind eurer Meinung nach reine Naturbruten der menschbegleiteten Elternaufzucht vorzuziehen?


    Wohlgemerkt vom Standpunkt aus gesehen, dass die Nachkommen ein Leben in Menschenobhut führen und nicht ausgewildert werden sollen oder sonstiges.