Leider komme ich nicht so oft zum Schreiben, ich arbeite mich daher nun vom Ende des Threads Richtung Anfang und hoffe dass ich nichts übersehen habe.
Zitat
Weshalb ist bei dir der Wechsel des Einstreus notwendig? Die mir persönlich bekannten Züchter kommen völlig ohne Einstreuwechsel aus (wobei diese kein käuflich erwerbbares Einstreu verwenden, sondern in der Natur frei verfügbares Material), da ist auch nach 3 Monaten Brutzeit nichts verdreckt oder verkeimt in der Höhle. Ähnlich müsste es ja auch bei den frei lebenden Papageien sein - sie müssen ihre Höhlen auch alleine sauber halten.
Ich habe früher auch reines Naturmaterial (morsches Holz) verwendet, hatte aber da genau das gleiche Problem wie mit der jetzt verwendeten Hanfeinstreu: wenn die Jungvögel schon älter waren saßen sie buchstäblich in der Scheiße. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass zumindest in tropischen Gefilden bestimmte Käfer oder deren Maden für den Abbau des Kotes sorgen. Den Jungvögeln macht es wohl nichts aus wenn man die Einstreu nicht wechselt, mir aber schon. Ich habe übrigens früher auch keine Einstreu gewechselt.
Nun nochmal zur Menschenbegleiteten Naturbrut. Ist das denn nicht klar geworden dass dies eine ganz normale Naturbrut ist, nur dass die Jungvögel sozusagen schon im "Vorschulalter" Menschen kennenlernen und dass das alles genau in der Umgebung stattfindet in der Vögel später auch leben werden. Es ist klar, eine reine Naturbrut ohne Kontakt zu Menschen in einer Freivoliere lernt das in der Regel genauso, nur dauert es eben hier deutlich länger. Aber im ersten Fall von Prägung im zweiten Fall von Erlernen zu sprechen ist doch wirklich Blödsinn. In beiden Fällen ist es der gleiche Lernvorgang, nur Jungvögel tun sich eben erheblich leichter. Ich habe übrigens 2 Gelbscheitelamzonen aus so einer Haltung, also Naturbrut in einer Freivoliere mit Schutzhaus (in einem verwilderten Garten). Vom Verhalten hier waren das schon fast Wildfänge. Bis die ihre Nervosität abgelegt hatten und mit meinen Nachzuchten halbwegs vergleichbar waren dauerte es mehrere Jahre.
Zitat
Zitat Jens
Wenn eine Amsel bei mir in der Garage brütet , und ich bei der Brut mehrmals das Tor öffne ----------------------ist sie weg .
Sollte wiederum eine Brut gelingen , ist diese dann mit deiner oder Ralf seiner zu vergleichen ? Ich denke eher nicht ( weil Jensi nicht so oft in der Garage war .
Im Anhang mal solch ein Bild , wo ein Kücken ( Blaumeisen ) bei mir aus der Wasserpumpe gefallen ist . Die Wasserpumpe ( Schwengelpumpe ) steht 3 meter neben meiner Karre . Ist das menschenbegleitende Brut ? Walter , das kann so nicht stimmen .
Wenn ja , warum hat mich die Olle angegriffen wo ich das Kücken fotografieren wollte . Weil die Brut menschenbegleitend war ? Walter , ganz ehrlich , das ( dein ) Argument humpelt ---------------aber gewaltig .
Um irgendwelche orginellen Brutplätze im Garten ging es doch gar nicht, sondern um das ganz bewußte Aussuchen eines Nistplatzes in nächster Nähe zum Menschen. Ein Beispiel: Bei mir macht heuer eine Eichelhäher den Gartenbereich unsicher der für Wildvögel reserviert ist. Dieser Bereich ist katzensicher eingezäunt und bietet Brutplätze in Hülle und Fülle. Nachdem die erste Brut meiner Hausamsel in diesem Gartenbereich erfolgreich verlief (der Eichelhäher kam erst später) suchte sie sich trotzdem als Brutplatz für die zweite Brut einen Strauch direkt neben der Terrasse. Glaubst du das ist Zufall?
Mit den Meisenbilder wollte ich zeigen, dass sich selbst Kleinvögel dem Menschen mitteilen können auch wenn es wie im Fall der Blaumeise nur ums Futter ging. Das war nämlich zu Ende und sie wollte Nachschub. Oder das Erlebnis das ich auch auf meiner Hompage schildere, dass ein sonst ziemlich scheuer Buntspecht zwei Meter neben mir landet und mich beschimpft weil das Futter zu Ende ist, wo er doch gerade Junge aufzieht und er die Futterration offensichtlich in den Speiseplan seines Nachwuchses fest einkalkuliert hat.
Ich habe ja jetzt mit vergeichsweise scheuen Landamseln zu tun, aber von Stadtamseln weiß ich daß man aus 1/2 Meter Entfernung ins Nest schauen kannst, ohne dass sich die Amsel auch nur im geringsten daran stört. Wenn ich im Garten umgrabe folgt mir eine Stadtamsel auf Schritt und Tritt. Die Begleitung einer Brut durch Menschen, das schließt fotografieren mit ein, ist nichts was einen Kulturfolger in irgend einer Weise aus der Ruhe bringt. Das Vertrauen zu Menschen ist zumindest bei den Standvögeln sehr ausgeprägt.
Damit komme ich ich zum Bundesnaturschutzgesetz.
Zitat
Zitat Geierhirte
Ein direkter Eingriff in solch eine Brut bedeutet einen Vertoß gegen §42 Abschn. 1 Abs. 3 BNatschG ! Selbst das Fotografieren von Vögeln am Nest kann geahndet werden.
Unter obigem Paragraphen geht es in der Fassung von 2010 vor allem über Tiere in Zoos und Tierhandlung. Was ich in der Fassung von 2010 gefunden habe ist, meiner Meinung nach auch völlig zu Recht, ziemlich allgemein gehalten:
§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen; Ermächtigung zumErlass von Rechtsverordnungen(1) Es ist verboten,
1. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen,zu verletzen oder zu töten,
2. wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oderzu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,
3. Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zubeeinträchtigen oder zu zerstören.
Es wäre ja wohl geradezu absurd, wenn z.B. ein Hausrotschwanz in meinem Zimmer brütet dass ich dann keine Fotos vom Nest machen, am besten wohl das Zimmer gar nicht mehr betreten dürfte, denn das könnte ja den Vogel beunruhigen. Siehe hier: http://www.vogelforen.de/showt…-entdeckt...&daysprune=30
Aber zum Glück gibt es ja im Gesetzestext den "Vernünftigen Grund". Für mich ist z.B. auch ein vernünftiger Grund wenn ich den Bruterfolg in meinem Garten überwachen will. Deshalb schaue ich immer nach wo Nester sind und mache manchmal auch Fotos. So bin ich auch auf das Problem mit dem Eichelhäher gestoßen. Er hat übrigens jetzt seine eigene Futterstelle bekommen.
Mein Beispiel mit der Zufütterung der Amseljungen war natürlich rein theoretisch gemeint. Trotzdem würde ich im Fall des Falles auch so handeln wie hier: http://www.vogelforen.de/showthread.php?223179-Alle-vier-Vorgartenamselküken-tot
Zitat
Zitat Jens
Walter ; kennst du Übersprungshandlungen ? Wenn ja , ordne dieses Verhalten mal ein
Walter , kennst du den unterschied zwischen endogenen und exogenen Verhaltensweisen ?
Ganz schön frech bist du ja schon, fast wie ein Schulmeister . Ich habe mich übrigens schon mit dem Verhalten von Vögeln beschäftigt, da musste man noch Bücher lesen um sich zu informieren. In der Regel sind sie auch heute noch, wo man sich mal schnell was zusammengoogeln kann, die zuverlässigere Informationsquelle. Ich habe dir mal im Anhang ein Bild mit ein wenig Literatur reingestellt, vielleicht ist ja etwas für dich dabei auch wenn du zumindest einen Teil davon schon hast (Wenn ich den Beitrag auf Seite 5 richtig interpretiere).
Zum Thema "endogen-exogen" habe ich im Buch "Verhaltensbiologie" (das ich nur empfehlen kann) ein schönes Diagramm gefunden, das zugehörige Bild findest du unten. Nachdem du das Buch ja wohl schon hast wirst du es auch kennen, andere die hier mitlesen aber in den meisten Fällen wohl nicht.
Mit den besten Grüßen
Walter