Schreien verursacht durch zu viel Licht?

  • Na toll... :wacko:


    Da meint man, den Piepern was Gutes zu tun, indem man sie selbst entscheiden lässt, wann sie abends schlafen gehen wollen -und ob drin oder draußen- und wie lange sie morgens schlafen möchten...
    Mir widerstrebt es einfach, ihnen das aufzuzwingen, ihnen dieses Stückchen Eigenständigkeit auch noch zu nehmen. :S


    Heiii-druuun, wann schreiben wir endlich das Buch?! :crygirl:


    Im Ernst!
    Bisher dachte ich ja, die HBS haben`s noch am Besten, weil sie eben frei sind...
    Aber Liane hat recht...
    Wer sorgt bei ihnen für einen 12-Stunden-Rhythmus? :|
    Und ob und inwiefern sie durch diesen "falschen" wechselnden Rhythmus Schaden nehmen, wird wohl recht schwierig nachzuweisen sein...

  • Liebe Ursula-


    soo verbissen würd ich DAS jetzt nicht sehen...
    Oder kommt bei Dir nun auch der Galgenhumor durch?


    Wir haben hier nun mal andere Lichtverhältnisse- nur zweimal im Jahr ist es "papageiisch"...
    Dann ist entweder der Tag länger, als die Nacht- oder umgekehrt- wer fragt denn im Winter die AV-Vögel, ob sie genug von ALLEM aufnehmen- sei es Futter, sei es Licht- die sorgen schon ganz gut für sich.


    Ich denke, diese Vögel sind Frau's und Mann's genug, um sich entsprechend zurückzuziehen, wenn es ihnen an Reizen reicht-
    in der wilden Natur sind es doch um Vielfaches mehr...


    Klar gehören sie nicht ins Wohnzimmer, wo oftmals abends der Mittelpunkt der Familie ist- und doch wollen sie dabei sein-
    nur, wo ist die Mitte?
    Menschen arbeiten- versorgen morgens ihre Vögel- abends wieder- und soziale Wesen wollen sich noch austauschen- Vögel gehören dazu!


    Lieber Gruß von Barbara

  • (...) Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, daß die Versuche gezeigt haben :
    Ein Restlicht unter einer bestimmten Lux-Zahl (weiß nicht mehr den Grenzwert) stört die Melatonin-Produktion nicht.


    Bei den meisten Nagern genügt eine Lichtintensität von 1 Lux, um die Melatoninsynthese nachhaltig zu unterdrücken. Berücksichtigt man, daß bei Nagern und Vögeln eine direkte Beeinflussung der Melatoninsynthese durch Außenlicht erfolgt, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch bei Papageien schon geringere Lichtstärken während der Nacht ausreichen, den Melatoninspiegel (negativ) zu beeinflussen.


    In der Einheit "Lux" wird die Beleuchtungsstärke gemessen. Sie gibt an, wieviel Licht auf eine Fläche fällt. Sonnenschein im Sommer erzeugt bis zu 100.000 Lux, Mondschein nur noch etwa 0,3 Lux.


    Ach ja, Rachel Schmid (2004) unterzog im Rahmen einer Doktorarbeit das Verhalten von 105 Graupapageien in privater Haltung einer umfänglichen Analyse. Der Einfluß auf das Verhalten war gravierend. So zeigten Graupapageien, die entweder zu kurzen oder zu langen Lichtzeiten (> 15 Stunden) ausgesetzt waren beispielsweise ein deutlich aggressiveres Verhalten als Graupapageien, die im Mittel bei 12 Stunden Lichtzeit gehalten wurden.


    Quelle: Schmid, R. (2004): The Influence of the breeding method on the behaviour of adult African grey parrots, Inaugural-Dissertation, Vetsuisse-Fakultät, Institut für Genetik, Ernährung und Haltung von Haustieren, Universität Bern, 101


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Bei den meisten Nagern genügt eine Lichtintensität von 1 Lux, um die Melatoninsynthese nachhaltig zu unterdrücken.
    Mondschein nur noch etwa 0,3 Lux.

    Danke Heidrun.
    Laut Wikipedia : "Das Mondlicht hat eine Stärke zwischen 0,2 und 1,0 Lux"
    Das entspricht dem von Dir genannten Rahmen. Also beeinträchtigt auch der Vollmond die Melatoninsynthese nicht.
    Wäre ja auch unlogisch, wenn die Tiere sich den Gegebenheiten in der Natur nicht angepasst hätten.

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • gut das ich vor kurzem mein wohzimmer umgeräumt habe!


    die kleinen stehen nun hinten - vorne hab ich für mich ein schwaches licht abends an ;) ...


    trotzdem werde ich wohl ab jetzt die volie wieder abends abdecken - nur muss ich sie ja morgens um 6.00h in der woche wieder befreien :huh: - ich muss ja zur arbeit :S
    die 12h werde ich wohl nicht schaffen - rollos hab ich keine an den fenstern, das ist bei mir auch nicht möglich ;( ...
    sonst würde ich mir so kleine motoren dort einbauen lassen und diese auf zeitschaltuhr rauf und runter gehen lassen ;) ...


    tja, das mit dem schlafhormon wusste ich nicht - sie schliefen ja abends und nachts wenn ich hier schlaflos saß :S ...
    zur zeit schlaf ich maximal 3 stunden nachts - wenns hoch kommt, ab morgen hab ich urlaub!
    dann wirds hoffentlich erstmal besser ;) !


    viele grüße andrea

  • Hallo
    ich möchte zu Claudia`s Ausführungen noch Einiges ergänzen.
    Wir haben doch im vergangenen Jahr aufgrund der grösser gewordenen Gruppe unser SH erweitern müssen. Im alten Raum hatte ich ein Fenster eingebaut, damit auch in der langen, kalten Jahreszeit Tageslicht in den Raum scheint. Mit der Erweiterung des SH ist noch ein zweiter, etwas grösserer Raum dazu gekommen in dem kein Fenster ist. Die beiden Räume sind getrennt und nur durch eine ständig offene Tür verbunden. Das habe ich übrigens bewusst so gemacht, für den Fall, dass die Paare irgendwann mal getrennt untergebracht werden müssen. Tür wieder eingehängt und beide Räume können separat bewohnt werden.
    Nun aber wieder zum Thema. Ich habe festgestellt, dass die Vögel im Sommer, wenn die Sonne noch lange durch das Fenster im ersten Raum scheint, sich in den zweiten Raum ohne Fenster zurückziehen. Dort ist es dann schon dunkler und sie suchen sich den Ort zum Schlafen aus. Wie Claudia schon berichtete wird die Beleuchtung in beiden Räumen mittels Zeitschaltuhr gesteuert...d.h. morgens 08.00 Uhr an, abends 20.00 Uhr aus.
    Wenn ich mal morgens vor 08.00 Uhr die AV herrichte, kann ich feststellen, dass im SH noch völlige Stille herrscht. Aber sobald das Licht angeht, beginnt auch das Leben im SH. Es ist einfach toll dann von draussen zu hören, wie sie sich begrüssen und ihre Morgenplauderei beginnen. Naja, und wenn der Federlose dann in das SH kommt, um die täglich notwendigen Dinge zu erledigen, ist grosse Begeisterung angesagt. Ein wenig Plauderei mit den Vögeln neben der Arbeit veranlasst sie, das SH nicht zu verlassen, bevor ich aus den Raum gehe. Wenn ich dann raus komme und in Richtung AV gehe ist in der Regel mindestens schon einer, häufiger aber schon drei Vögel in der AV, so als ob sie mich dann dort erneut begrüssen müssten.
    LG Otto

  • Ich habe festgestellt, dass die Vögel im Sommer, wenn die Sonne noch lange durch das Fenster im ersten Raum scheint, sich in den zweiten Raum ohne Fenster zurückziehen. Dort ist es dann schon dunkler und sie suchen sich den Ort zum Schlafen aus.

    Das ist eine interessante Beobachtung, Otto.
    D.h. die Vögel halten den 12 Stunden Rythmus auch im Sommer ein, wenn sie bis 22h in der Voliere sein könnten ?


    Jocky´s Schlafraum ist stockfinster, da es nur ein Lichtschachtfenster zur Nordseite gibt.
    Deshalb habe ich ein Nachtlicht installiert, damit Jocky sich im Raum etwas orientieren kann, falls sie sich mal erschrecken sollte.
    Es ist nur eine Salzkristall-Funzel, die erhöht hinter einem dicken Vorhang steht. Zu Jocky dringen garantiert weit unter 1 Lux durch.
    Aber Jocky schläft auf dem höchsten Punkt des Seils direkt am Vorhang. Sie könnte auch weit dunklere Ecken wählen.
    Aber nein, sie hat sich für den Platz mit Restlicht entschieden.

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • Hi ;


    Das was Otto schildert kann ich bestätigen . Auch meine Vögel suchen zum schlafen die dunkelsten Ecken auf . Da die Schutzräume im Sommer ebenfalls geöffnet sind ( hierin ist es auch nicht dunkler , da Glaselemente ) sitzen sie dann unter der Überdachung an den Stellen wo Wein / Knöterich hochwächst ------------------also da wo wesentlich weniger Licht ankommt .



    Da aber in den Sommermonaten die Sonne wesentlich länger scheint , kommen die Vögel nicht so recht zu ruhe . Diesen Eindruck habe ich ( vieleicht ist dieser Subjektiv ) , dafür stelle ich aber fest -------------------das Tagsüber wesentlich mehr " Pause " ( also dösen ) gemacht wird .


    Man kann sich das so vorstellen : Tagsüber wird auch beim dösen immer noch mit einem Auge die Umgebung " abgetastet " .
    Abends hingegen sitzen sie zwar auf der Stange mit dem Kopf im Nacken , aber mit schlafen hat dies meiner Meinung nach wenig zu tun . Jede Katze , jeder Mensch der von den Tieren wahrgenommen wird , unterbricht dieses "schlafen " .


    MFG Jens

  • Hallo Liane,

    Das ist eine interessante Beobachtung, Otto.


    D.h. die Vögel halten den 12 Stunden Rythmus auch im Sommer ein, wenn sie bis 22h in der Voliere sein könnten ?

    so ist es. Unsere Vögel könnten natürlich bis zum Dunkelwerden in der AV bleiben. Aber "Nein", die haben sich so an den Rhythmus gwöhnt, dass sie abends gegen 19.00 Uhr in das Schlafegmach möchten. Sie werden dann auch hineingerufen, futtern manchmal noch etwas, unterhalten sich noch ein paar Minuten und bevor um 20.00 Uhr das Licht ausgeht herrrscht schon in der Regel völlige Ruhe. Sie haben also den 12 Std. Rhythmus im Blut.


    Jens...

    aber mit schlafen hat dies meiner Meinung nach wenig zu tun . Jede Katze , jeder Mensch der von den Tieren wahrgenommen wird , unterbricht dieses "schlafen " .

    ist das nicht eine ähnliche Situation, wie im tropischen Urwald. Es wird dort sicher auch nachtaktive Tiere geben?????


    LG Otto

  • Hi
    ich kann nur schreiben das meine Sittiche,wie auch die Grauen, bei Hellwerden raus sind und erst in der Dämmerung rein sind.Egal ob Sommer oder Winter.Im Sommer wurde dann nur tagsüber mehr gedöst.

    LG Ute
    mit ihren "Mini" Schwarm von Bonsai Papageien


    Ich bin gegen Einzelhaltung,Kettenhaltung und Flügelstutzen bei Vögel.Denn Vögel sollen fliegen......

  • Zitat

    ist das nicht eine ähnliche Situation, wie im tropischen Urwald. Es wird dort sicher auch nachtaktive Tiere geben?????


    Im Regenwald ist es 18.00 Uhr dunkel . Bis auf ein paar rumtobende Brüllaffen ist es aber ab spätestens 20.00 Uhr sehr still .
    Wäre das mit unseren Breitengraden vergleichbar ? Genauso verhält es sich dann mit der Morgendämmerung , ab 6.00 Uhr geht da unten erst das Licht an . Wann ist es bei uns im Sommer hell ?


    Wenn ich mir jetzt diese " Lichtzeit " zusammenrechne ---------------------ist das schon ein recht langer Tag .


    MFG Jens

  • Im Regenwald ist es 18.00 Uhr dunkel . Bis auf ein paar rumtobende Brüllaffen ist es aber ab spätestens 20.00 Uhr sehr still .

    Also Jens, ich weiß nicht in welchen Regenwäldern Du übernachtet hast....
    Meine Erfahrung sowohl in Afrika wie auch in Südamerika :
    Nachts herrscht ein ständiger Geräuschpegel von diversen nachtaktiven Tieren.


    Jens : Vielleicht sollten wir diesen Thread umbennen in "Tag- Nachtrhythmus der Papageien".
    Es ist jetzt hier doch erfreulicherweise viel an speziellen Infos zusammen gekommen.
    Werde gleich noch Beiträge von Heidrun im VF hier reinsetzen.

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • Um Heidrun etwas zu entlasten, habe ich ihre Beiträge kopiert und nach unseren Bedürfnissen geordnet.
    Zitate Heidrun = schwarz ... Fremdzitate = rot ... Quellenangaben = blau


    Außenhaltung :
    Eine Freivoliere sollte immer auch über ein angebautes (umschlossenes) Schutzhaus (für die Nacht) verfügen. Die Sommer-LOD kann hier in Deutschland zwar bis zu 16 Stunden betragen, aber die Aktivitätsphasen gehaltener Papageien korrelieren keineswegs mit dieser Rhythmik (was u. a. auch indiziert, daß selbige nicht ihrem natürlichen "Ablauf" entspricht). Die Schlafäste werden in der Regel viel früher aufgesucht und die Schlafplätze sollten sich in den umschlossenen Räumlichkeiten (Schutzraum) befinden. In einem anderen Forum erklärte ein User (vor längerer Zeit), daß er im Sommer die Klappe zur Außenvoliere morgens später öffnet und abends früher schließt.


    Innenhaltung :
    "Die Probleme, die sich im Zusammenhang mit dem fehlenden UV-Spektrum, dem Flackerlicht aus den Leuchtstofflampen und dem Fernseher, sowie der langen Lichtdauer ergeben, könnten sich als Verhaltensänderungen wie Federzupfen, erhöhte Aggressivität oder sexuelle Frustration, vermehrte Müdigkeit, Unruhe und Legenot äußern."
    "So ergibt sich, dass ca. 85 % der Befragten unwissend in Bezug auf die UVPerzeption ihrer Vögel sind, obwohl sie teilweise über mehrere Jahre ihre Vögel bereits betreuen. Ebenfalls scheint die schädliche Wirkung der Fernseher und PCMonitore (SMITH et al. 2005a) noch nicht in das Bewusstsein der Vogelhalter vorgedrungen zu sein, denn über 50 % haben den Käfig so aufgestellt, dass dieser im Blickfeld des Vogels liegen."

    Auszüge aus der Dissertation von Steigerwald, K. (2006): Sehleistung des Vogelauges - Perspektiven und Konsequenzen für die Haltung von Zier- und Wirtschaftsgeflügel unter Kunstlichtbedingungen, Klinik für Vögel, Ludwig-Maximilians-Universität, München, S. 298 ff.


    Melatonin / Lichtzeiten :
    "Als Auswirkung der täglichen Abenddämmerung (kurz vor Beginn des Dunkelwerdens im 24-Stunden-Zyklus) wurde die abgestufte Ausschüttung von Melatonin (25, 50 oder 100 g/100 g Körpergewicht/ per Tag über 30 Tage hinweg) auf die Konzentration des Blutzuckers und die Nebennierendrüsen bei geschlechtsreifen männlichen Halsbandsittichen unter natürlichen Tageslängen (12:12 Stunden), künstlich verlängerten Tageszeiten (16:8 Stunden) und verkürzten Tageslängen (8:16 Stunden) einer Überprüfung unterzogen. Blutproben und (Anmerkung von mir: Hormonspiegel der Nebennieren/rinde) Hormonspiegel wurden bei jedem Vogel am Mittag des (jeweils) folgenden Tages der vorhergehenden Untersuchung erhoben. Die Konzentration des Blutzuckers und der Epinephrine und Norepinephrine in den Nebennieren wurden ausgemessen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, daß exogene Unter- oder Überzuckerung des Blutes in Abhängigkeit zur Melatoninausschüttung und damit zur Länge der Photoperiode (Anmerkung: Tag-Nacht-Längen) stehen. Es hat sich gezeigt, daß die Menge der (Anmerkung von mir: ausgeschütteten) Epinephrine und Norepinephrine in engem Bezug zur Länge der Photoperiode und dem Melatoninspiegel zu sehen sind. Der Einfluß des Melatoinin ändert sich unter veränderten photoperiodischen Bedingungen (Anmerkung: Verhältnis der Tag-Nacht-Längen)."
    Quelle : Maitra, S. K., M. Dey , S. Dutta , S. Bhattacharya, R. Dey & A. Sengupta (2000): Influences of graded dose of melatonin on the levels of blood glucose and adrenal catecholamines in male roseringed parakeets (Psittacula krameri) under different photoperiods, in: Archives of Physiology and Biochemistry 2000, Vol.108, No.5, S. 444 - 450


    Auch diese Studie zeigt klare Bezüge zwischen unangemessener Belichtungszeit und Auffälligkeiten des Verhaltens. So zeigten Graupapageien, die entweder zu kurzen Lichtzeiten (9 – 11 Stunden) oder zu langen Lichtzeiten (> 15 Stunden) ausgesetzt waren ein deutlich aggressiveres Verhalten als Graupapageien, die im Mittel bei zwölf Stunden Lichtzeit gehalten wurden. Jenkins (1999) – ebenfalls bereits zitiert und Quelle benannt – kommt ebenfalls zu dem Schluß, daß eine von mehreren möglichen Kausalitäten für das Federrupfen in aus unangepaßten Belichtungszeiten resultierendem Melatoninmangel zu sehen ist.


    Klar ist die 12:12-Stunden-Faustregel nur ein (wenn auch sehr vernünftig gewählter) Anhaltswert. Klar gibt es (je nach Herkunftsort einer Art) mehr oder minder stark ausgeprägte Abweichungen in den Hell-Dunkel-Zeiten. Äquatornah (und hier sind die meisten der gehaltenen Papageien "heimisch") sind die jahres- und tageszeitlichen Schwankungen nur gering (1). U. a. daraus – und aus der Berücksichtigung der hinlänglich gesicherten Erkenntnisse zum negativen Einfluß zu langer oder zu kurzer Belichtungszeiten – resultiert die in den derzeit geltenden "Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien" (BMELV) gewählte Formulierung:
    "Die tägliche Beleuchtung soll 12 Stunden betragen, aber auch nicht überschreiten, der Tag-Nacht-Rhythmus ist einzuhalten."


    "Mit zunehmendem Abstand zum Äquator nimmt das Gewicht der (für die Melatonin-Produktion verantwortlichen) Zirbeldrüse im Verhältnis zum Körpergewicht zu."
    (Krstic, R. (1986): Pineal calcefication: Ist mechanism and significance, J. Neurl. Transm. Suppl. 21, 415-432)


    Unterschiedlicher Umfang und unterschiedliches Gewicht der Zirbeldrüse haben sich als sinnvolle Anpassung an die Lebensumstände "entwickelt" und sind im "Bauplan" der jeweiligen Art "verankert" - also vereinfacht: "genetisch" festgelegt.
    In evolutionär langen Zeiträumen haben die "Zeitgeberorgane" sich den unterschiedlichen (äußeren) Bedingungen angepaßt entwickelt.
    So das Ergebnis einer Untersuchung zu Form und Gewicht der Zirbeldrüsen bei 19 Arten (aus 5 Familien) australischer Papageien
    von A. Renzoni und P. A. Watters 1972 (Comparative observations on the pineal body of some Australian Parrots, in: Australian Journal of Zoology 20 (1) 1 - 15)

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • Es spricht nichts dagegen, wenn man - wie bei einigen anderen Tierarten (in Indoorhaltung) in zoologischen Facheinrichtungen - versucht, tageszeitliche und jahreszeitliche Licht- und Klimaverhältnisse möglichst exakt an den Herkunftsparametern der jeweiligen Art orientiert "künstlich" zu simulieren. Das ist bei subtropischen/tropischen Arten jedoch prinzipiell nur in geschlossenen Systemen möglich.
    Zitat: "Die Beleuchtungsdauer richtet sich nach den spezifischen Ansprüchen der Vogelart und der Jahreszeit. (...) Der Tag-Nacht-Rhythmus ist einzuhalten."
    Hinzu kommt, daß Licht von Vögeln (unabhängig von der direkten Beeinflussung durch das sehr "durchlässige" Schädeldach zur Zirbeldrüse) auch über die Retina bei geschlossener (dünner) Nickhaut wahrgenommen und "verarbeitet" wird.


    Andrea Juppien in ihren "Statistische(n) Erhebungen zum Auftreten von Verhaltensstörungen bei Großpapageien in Menschenobhut" zu möglichen Zusammenhängen des "Eigenrupfens" mit inadäquaten Belichtungszeiten und Lichtspektren:
    "Aus dem ersten breitgestreuten Feldertest mit dem dazugehörigen Chi-Quadrat-Wert wird deutlich, daß es bei dieser Fragestellung tatsächlich einen signifikanten Hinweis gibt. (...) Tiere, die an Standorten gehalten werden, die der natürlich vorherrschenden Helligkeit identisch sind, zeigen demnach eindeutig seltener das Rupfverhalten (...)".
    Parrot Biology, Vol. 2, Jun. 1998, Arndt Verlag, Bretten, S. 88


    Die Tagesperiodik hat zwar immer (auch) eine endogene Konstante. Man sollte jedoch nicht durch überzogene und völlig unangemessene Änderungen "von Außen" (exogene Faktoren) die endogene Konstante (landläufig: die "innere Uhr") aus dem Gleichgewicht bringen. Die unmittelbare Beeinflußbarkeit der Zirbeldrüse ist zudem bei Vögeln generell sehr ausgeprägt, was sich aus deren Physiognomie ergibt.
    Bei Säugern ist die Zirbeldrüse selbst nicht lichtempfindlich – bei Vögeln erfolgt hingegen eine direkte Beeinflussung durch Außenlicht.


    "Bei Vögeln ist die Schädeldecke so dünn, dass Licht, obwohl das dritte Auge verschwunden ist, die Zirbeldrüse beeinflusst, die unter der Schädeldecke liegt."
    Taylor, G. (1983): Das Geheimnis der Evolution, Fischer Verlag, Frankfurt, S. 134)


    "Melatonin zeitigt viele Effekte - wie die Beeinflussung von Fortpflanzungszyklen, Auswirkungen auf das Immunsystem, die Schlaf-Muster (...) Melatonin "kontrolliert" nachweislich die hormonellen Aspekte der Fortpflanzungszyklen (...). Die "Melatonin-Produktion" findet ausschließlich bei Dunkelheit statt."
    Clubb, S. L. T. Caceci, G. Malcolm & A. Dutton (1999): Day Light Robbery, Veterinary Histology, The Birdcare Magazine


    "Leider erhalten viele Heimvögel nicht den richtigen, von ihnen benötigten, Anteil des natürlichen Lichts und der Dunkelheit, was bei vielen von ihnen gesundheitliche Probleme und Verhaltensprobleme verursacht. Harris sieht es so: In unserem Land werden überaus häufig Kalzium-Probleme (Hypocalaemie / Anmerkung von mir: Unterversorgung mit Kalzium) bei Graupapageien diagnostiziert. Aber bei genauerer Betrachtung würde ich dies nicht als Kalzium-Mangel bezeichnen, sondern als ein leicht zu behebendes Problem. Es hat (Anmerkung von mir: im Prinzip) nichts mit Kalzium zu tun. Das alles betrifft nur Vögel, die nicht dem vollen Lichtspektrum ausgesetzt sind."
    Auszug aus: Sweat, R (2008 ): Dark and light cycles for birds, in: Birdtalk Magazine 7/08


    Natürliches Licht aktiviert den Kalzium-Metabolismus, der für die optimale Gesunderhaltung notwendig ist. Während seiner 20jährigen Tätigkeit als "Vogelmediziner" in Florida hat Harris keinen einzigen Fall von Hypokalzaemie bei einem afrikanischen Graupapagei gesehen, der draußen untergebracht war. Aber er hat einige derartige Fälle bei Grauen in Innenhaltung diagnostiziert. "All diese Vögel konnten geheilt werden, wenn sie zeitweise in Außenhaltung kamen", sagte Harris.
    Harris vertritt die Meinung, daß viele Heimvögel auch unter Schlafentzug leiden. "Viele Menschen sind heutzutage hinsichtlich der Schlafzeiten sozial benachteiligt, übertragen ihre Gewohnheiten auf die Vögel und lassen diese auch nicht schlafen," sagte er. "Die Halter denken, daß sich ihre Vögel schon ihren Gewohnheiten anpassen und die Nacht über wach bleiben können, aber sie sind absolut im Irrtum. Tatsache ist: Vögel benötigen im Allgemeinen mehr Schlaf als Menschen. Sicher ist Schlafentzug auch für Menschen nicht gut, aber für unsere Vögel kann er noch härter sein."


    "Oftmals sind die Vögel bissig oder rupfen ihre Federn; in solchen Fällen ist eine der ersten Fragen, die ich an den Halter stelle "Wie lange halten Sie Ihren Papagei wach?". In neun von zehn Fällen ist der Papagei wach, bis die Halter zu Bett gehen."


    "Experimente mit gegeneinander phasenverschobenen Temperatur- und Licht-Dunkelwechseln zeigen (...), daß die meisten Pflanzen und viele Tiere vorwiegend den Licht-Dunkelwechsel beantworten, und den Temperaturwechsel ignorieren.
    Der wichtigste Faktor für die Synchronisation eines Systems im Naturtag scheinen die Helligkeitsunterschiede bei Sonnenaufgang und -untergang zu sein. Experimentell erzeugte Helligkeitsunterschiede von 1 lx wirken in einigen Fällen bereits synchronisierend. Helligkeitsunterschiede zwischen 1 und 10 lx treten etwa 1/2 h vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang auf. Bei Vögeln reicht die Lichtdurchlässigkeit der Schädeldecke aus, um im Gehirnbereich, vermutlich in der Epiphyse, Helligkeitsunterschiede von 10 lx zu registrieren."

    Aus der photobiologischen Vorlesung von Prof. D.-P. Häder im Studienjahr 2002 (Endogene Rhythmen und Photoperiodismus), Fachbereich Ökophysiologie, Universität Erlangen / Nürnberg


    Dauerlegen :
    "Nymphensittiche sind eine Art, die auf verlängerte Photoperioden sehr empfindlich reagiert, und - wenn sie zu langen Lichtzeiten ausgesetzt wird - zu chronischer Eiablage neigt."
    Foster, P. (2003): The importance of proper light cycles for birds, Veterinary Services Department, Wisconsin

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • Hi Liane ;


    Stille kann man kaum definieren , was für den einen laut erscheint , ist für den anderen noch angenehm .


    Ich versuchs mal anders zu erklären .


    Ob im Regenwald nun nachts irgendwo das Unterholz knackt , oder Ameisenbären / Tapire einen gewissen Geräuschpegel entstehen lassen ---------------ist doch kaum der Rede wert .
    Ist es aber hingegen hell , so wie bei uns ------------------und die Vögel aufgrund dessen nicht oder kaum schlafen können -------werden Geräusche / visuelle Wahrnehmungen doch ganz anders empfunden .
    Die Vögel sprechen auf sowas doch viel eher an .


    Bsp. : Nachbar fährt im Sommer gegen 21.00 Uhr mit dem Auto auf seinen Hof . Vögel fliegen in der Voli soweit nach vorne , das ihnen nichts entgeht .


    Nachbar fährt im Herbst gegen 21.00 Uhr auf seinen Hof . Es juckt die Tiere keinesfalls , sie bleiben dort sitzen wo sie sind .


    MFG Jens

  • Alsoooooo, wenn ich den Beitrag von Liane nun richtig verstanden habe, brauche ich mich nicht zu wundern, dass der Rupfer sich im Herbst/Winter wieder nackig macht.


    Im Sommer ist er ca. 9 bis 10 Stunden dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt, im Winter 12 Stunden künstliches Licht , welches mit dem natürlichen Sonnenlicht nicht vergleichbar ist?????/....sie sind zwar teilweise auch im Winter draußen, aber da scheint ja viel weniger die Sonne als im Sommer und im Verhältnis zum Sonnenlicht im Urwald ja noch viel weniger.........habe ich das jetzt richtig aus Deinem Beitrag heraus gelesen????...oder bin ich jetzt auf ner völlig falschen Fährte????


    Tiere, die an Standorten gehalten werden, die der natürlich vorherrschenden Helligkeit identisch sind, zeigen demnach eindeutig seltener das Rupfverhalten

    LG Claudia

  • Genau Claudia, so sieht´s aus. Aber : Die letzen beiden Beiträge sind eigentlich von Heidrun ! Ich habe sie nur hierher kopiert !
    Deshalb weist Ingo ja immer auf die immense Wichtigkeit der Installation von Sonnenspots hin.


    Außerdem kommt beim Winterrupfen ja noch die geringere Luftfeuchtigkeit dazu (trockene Heizungsluft).

    8o Liane ~~~~~ Bin lieber eine Übelkrähe als eine Duckmaus ~~~~~

  • Die letzen beiden Beiträge sind eigentlich von Heidrun ! Ich habe sie nur hierher kopiert !


    Oh Sorry, Liane, klar, haste recht........mir wird auf jeden Fall nach dem Lesen dieses tollen Beitrages so einiges klar :huh:


    Danke fürs Einstellen, ist wirklich interessant


    LG von Claudia