Handaufzuchten bei Papageien ! Fluch oder Segen

  • Hi allerseits ;


    ich weiß , das Thema Hz wurde schon gefühlte 100.000 mal diskutiert .
    Was ich aber mal gerne von euch wissen möchte ist folgendes .


    -Habt ihr mit Hz gute erfahrungen gemacht ? Wenn ja , warum
    -Habt ihr mit Hz negative erfahrungen gemacht , wenn ja , wie sahen diese aus


    MFG Jens

  • Hallo Jens,


    ich habe 3 Hz .


    Die erste ist Robbi, sie ist sehr zurück haltend gegenüber den anderen Geiern kann sich nicht durchsetzen und flüchtet lieber als sich zu wehren.Sie hat hier ihren Partner gefunden und fühlt sich nur bei Ihm sicher. Anfangs als sie in die Av kam wollte sie nur auf der Schulter sitzen und es war schwer sie wieder von mir los zu bekommen, nun kommt sie kaum noch zu mir.


    Die zweite ist Gonzo und sie ist kein Papagei sondern ein Mensch.Sie hat panische Angst vor anderen Artgenossen und weiss auch nicht was man mit anderen Papageien machen kann.


    Sie ist seit 3 Monaten hier. Anfangs stand Gonzo neben Camilla , Käfig an Käfig ....Gonzo hockte nur in der hintersten Ecke und war ganz still, kam ich zu ihr blühte sie auf und quatsche ohne ende.Ich habe Gonzo nach einiger Zeit mit Camilla in eine Voliere getan und das ende vom Lied war, dass ich mit Gonzo zum Ta musste weil sie keine Luft mehr bekam.


    Also Camilla und Gonzo wieder getrennt. Camilla ist nun in der Av . Da ich Gonzo nicht alleine in der Wohnung habe wollte, suchte ich eine männliche Hz .In der Zeit wo Gonzo alleine war blühte sie wieder auf. Als ich dann Coco bekam ( Hz und Hahn, dna test war vorhanden) war Gonzo sofort wieder ruhig. Nur bei und Menschen gab er wieder Töne von sich.


    Coco war am anfang auch still, doch dann änderte sich nach ein paar Tagen alles zwischen den beiden. Sie beobachteten sich, es wurden geräusche nachgemacht und man ruft sich gegenseitig mit Namen, man klettert auch nicht mehr weg wenn der andere zu nah an den Käfig kommt. Ich finde die beiden lernen nun langsam von einander und fangen an zu verstehen was Körpersprache ist und was sie bedeutet.


    Hz haben kein normales sozialverhalten. In der Gruppe können sie lernen was ein Papagei ist .


    LG.


    Martina

  • Hi Martina ;


    das war doch mal n guter Beitrag .
    Welches Ziel dieses Thema hat , erkläre dann noch im nachhinein .
    ( ein erfahrener Halter wird hingegen sehr schnell merken worauf dies Thema hinaus läuft :thumbup: )


    MFG Jens

  • Chicco ist eine Hand/Mundaufzucht. Es war ein ziemlich hartes Stück Arbeit ihn vom Betteln abzubringen, vor Allem wenn die Schwiegermama das damals klasse fand.
    Er war nie alleine .... Immer in einer Gruppe oder mit einem Kumpel zusammen.
    Sein Sozialverhalten.... Er besitzt einen großen Beschützerinstinkt, das bekommt jeder zu spüren. Er hat viel von den anderen Papageien gelernt... z.B.So schnüffelt er erst an einer Nuss bevor er sie knackt. Ist sie schlecht, fliegt die frei durch den Käfig.
    Jacko kam laut Vorbesitzerin als Erwachsener ins Land.... Er erkennt nicht, ob eine Nuss schlecht ist, er ist immer noch extrem Menschenfixiert .... Einfach nicht normal.
    Wenn ich beide vergleiche ist Chicco eindeutig der natürlichere von beiden.


    Die Basis ist wichtig ... Aber auch wie es weiter geht.

  • Hallo,


    ich habe zwei HZ und einen eigenen Nachwuchs der von beiden aufgezogen wurde da in Gefangenschaft auch keine reine NB denke ich mal. Unterschiede gibt es aber dennoch.


    Beide HZ sind Abgabetiere und waren zu der Zeit 4 Jahre alt. Die Graudame wurde bis dato alleine gehalten, das Männchen war zuerst mit seinem Bruder aufgewachsen und hatte später eine Dame an seiner Seite gehabt die er angeblich nicht mochte.


    Als die Beiden dann bei uns waren ging das Gebuhle um uns los man konnte nicht einmal an dem Käfig (stand anfangs für 6 Wochen im Wohnzimmer) vorbei ohne, das zwei Graue sich am Gitter total platt machten um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen ;( .


    Beide siedelten anschließend in die Voliere im Dachboden um und wir waren somit nicht ständig im Sichtfeld. Da das Büro meines Mannes ebenfalls dort oben ist durften sie auch raus aber das ging gar nicht denn ein Arbeiten war für meinen Mann nicht möglich weil jeder in seiner Nähe wollte. Also mussten sie in ihrer Voliere bleiben und es ging nur raus wenn jemand im Haus war aber nicht im Dachboden.


    Erst nach einem Jahr konnte mein Mann dort Arbeiten ohne von den Beiden belästigt zu werden. Sie kamen zwar mal vorbei aber das war es dann auch schon.


    Unser Nachwuchs ist vom Verhalten schon ganz anders. Sie beschäftigt sich alleine oder mit Ihresgleichen. Sie ist genauso neugierig wenn es ein Leckerli gibt wie alle anderen aber das war es dann auch schon. Sie sucht zu uns keinen Kontakt wobei sie genauso gut händelbar bar ist wie ihre Eltern damit meine ich jetzt auf einen Stock oder mal auf die Hand zu steigen. Geräusche macht sie nur von ihren Eltern nach.


    Folgende Beobachtung gestern Vormittag in der AV. Alles sitzen irgendwo auf den Ästen und knabbern an einer Weintraube. Ich komme mit einem neuen Busch rein den ich einpflanzen will die beiden Elterntiere lassen unverzüglich die Weintraube fallen und müssen sehen was ich mache. Während die Graudame noch von weitem zuschaut muss der Herr der Voliere sofort hinterherfliegen und beim einbuddeln oben an dem Schilf zuppeln. Die Lütte dagegen hatte kein Interesse an meiner Aktion und beschäftiget sich weiter mit dem Obst.


    Vom Wesen her ist mir der Nachwuchs am Liebsten sie ist händelbar, aufgeweckt, neugierig, nicht auf Menschen fixiert und man kann sich ohne ständige Belästigung in ihrer Nähe aufhalten was nicht heißen soll das sie nicht mal vorbei schaut ob was für sie abfällt :D . Demnächst soll ein Partner für sie kommen. Bin gespannt wie die Vergesellschaftung abläuft.


    Fazit: Unsere HZ werden nie wie eine NB sein haben jedoch gelernt Vogel zu sein und kommen miteinander aus.

  • Hi Jens,


    die Geschichte von Hänschen kennst Du ja schon. Ihn und sein Schwesterchen Gretchen habe ich notgedrungen gerettet, ansonsten wären sie wie fünf ihrer Geschwister auch gestorben. Das war ja auch ganz süß, wie sie da so aufwuchsen - behelfsmäßig zuerst im Joghurtbrüter- und ganz zahm wurden. Hänschen bekam Rachitis, das konnte aber ohne bleibende Schäden ausheilen. Das bedeutet, dass das richtige Futter für eine Handaufzucht damals schwer zu bekommen war. Er war zwar nicht völlig fehlgeprägt, aber sehr anhänglich sein ganzes Leben lang. Er hat seine Schrullen gehabt, die für so einen Vogel schon ungewöhnlich waren, aber er konnte mit Artgenossen kommunizieren und auch erfolgreich viele Junge aufziehen. Er hat in einer stressigen Zeit mit Federnkauen angefangen, sodass er nur noch ein Angorasittich mit ausgefransten Schwingen war. Ich wollte ihn zeitweilig sozusagen zwingen, ein "richtiger" Nymph zu werden, was er aber schlecht verkraftet hat! Ich habe ihm einen Partner besorgt, nachdem Gretchen gestorben ist und den Kontakt zu ihm auf ein Minimum begrenzt. Er mochte sein Lieschen nicht. Die bekam beizeiten einen neuen Lover, der uns aus dem Himmel zugeflogen kam. Fritzchen hat dann Hänschen weggedrängt. Das hat er letztlich schlecht verkraftet. Lieschen rupfte seinen Kopf, er sah dann wirklich schlimm aus. Fritzchen und Lieschen gab ich weg und besorgte Helenchen, die er auch gerne mochte und bekam viele Kinder mit ihr. Er hatte Leberprobleme, die wohl auch seelisch waren, wurde aber wieder ganz gesund und hörte mit Kauen auf.


    Am meisten tat er mir Leid, wenn er so dringend mit mir kuscheln wollte und ich aber nicht die nötige Ruhe und Zeit für ihn hatte. Schließlich und endlich hat er ein relativ normales (Haus-) Nymphenleben, später ein eher positives Volierendasein gehabt. Im Streit um einen Nistblock haben ihn seine Volierenmitbewohner, ein Paar Pennants gelyncht. Ich trage Schuld daran, weil ich die beiden Feuerwehrvögel unterschätzt hatte.


    Grüße, Alex

  • Hallo Jens and all,


    wie ich schon des öfteren verlauten ließ, bin ich rigoros gegen HZ -es ei denn aus der Not heraus.
    Die Gründe dafür wurden in der Forenwelt bereits ausführlichst dargelegt, deshalb hier nur grob:


    1. den (insbesondere ab Ei) entnommenen Küken wird eine optimal auf sie abgestimmte Kost vorenthalten, inkl. der notwendigen Abwehrstoffe, die die Vogeleltern normalerweise an ihren Nachwuchs weitergeben
    2. den (insbesondere ab Ei) entnommenen Küken wird die optimal auf sie abgestimmte "Erziehung" (Stichwort: Sozialverhalten) durch die Vogeleltern vorenthalten
    3. auch die Vogeleltern werden durch die (für sie völlig unverständliche und nicht nachvollziehbare) Wegnahme ihres Nachwuchses irritiert (traumatisiert? :S )


    Punkt 3 ist nicht wieder gut zu machen. ;(
    Punkt 1 kann bedingt korrigiert werden, indem von vorn herein auf ein gutes Aufzuchtfutter geachtet wird -und insbesondere auch auf die Aufnahme von genügend Calcium/ Vit. D3-, und später auf eine adäquate Ernährung und zudem eine Haltung, die die Immunabwehr ausreichend aufbaut (Frischluft, viel Fliegen, Artgenossen, Stressvermeidung etc....).


    Kommen wir zu Punkt 2...
    Hier ist das A und O, wie es im Leben des "HZ-Vogels" weiter geht, bei welchen Haltern der Vogel landet! :!:
    Wird das "Kuschelbedürfnis" weiter gefördert -und dies auch noch, wie meist, in Einzelhaltung- oder wird ihm möglichst umgehend ein Artgenosse -besser noch mehrere- zugesellt und der Mensch hält sich weitgehends zurück?


    Leider ist bei HZ in der Regel ersteres der Fall -und so nimmt das Unheil seinen Lauf. :cursing:



    Zum Schluss noch -erstmal nur kurz und grob- zu meinen persönlichen Erfahrungen...


    Bei den Kleinen weiß ich von kaum einem, was für eine Aufzuchtsart er genossen hat.
    Bei den Großen auch nur von wenigen...
    Aber für mich ist das auch in keinster Weise wichtig.


    Wenn hier ein Neuer ankommt, frage ich nicht, ob HZ, NB oder WF.
    Ich lasse mir stattdessen, wo das möglich ist, das bisherige Verhalten schildern und beobachte vor allem selber den Vogel sehr genau:


    Wie ist der Status quo?
    Ist er sehr ängstlich, womöglich gar panisch... oder im Gegenteil aggressiv und beißt womöglich..., schreit er über das übliche Maß hinaus..., rupft er sich die Federn aus...., ist er eine "Klette"... oder gleichzeitig dies und das..., oder mal so, mal so...?
    Zeigt er das auffällige Verhalten gegenüber Menschen/ anderen Vögeln, generell oder speziell, ständig oder in bestimmten Situationen...?


    Was möchte ich erreichen?
    Ich formuliere individuelle Ziele -und, ganz wichtig, dazwischen mehrere "Etappenziele"-, je nach Ausgangssituation.


    Wie geht das am besten?
    Da gibt es selbstverständlich sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, gänzlich auf den einzelnen Vogel zugeschnitten.
    Doch vor allem Tun und Lassen ist nach meiner Meinung und Erfahrung die "innere Haltung", insbesondere die "Erwartungshaltung" dem Tier gegenüber, das nicht zu unterschätzende ausschlaggebende Kriterium!



    Einzelne Beispiele, wie Jens gewünscht, folgen..., demnächst... :rolleyes:

  • Moin alle zusammen,


    ich würde dieses Thema gerne noch mal aufgreifen. Habe mir lange meine Gedanken dazu gemacht.


    Also, um mal auf die Überschrift dieses Themas direkt einzugehen:
    Fluch oder Segen!?


    Eigentlich kann ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass Handaufzuchten werder das Eine, noch das Andere sind.


    Sicherlich ist der Umgang mit ihnen problematischer, als bei Naturbruten und sie stellen uns Halter (und davon gibt es
    hier im Forum ja sehr viele) vor ganz andere Herausforderungen.


    Der Spagat zwischen Kuschelvögeln und ein Leben unter ihresgleichen ist schwierig, aber meistens
    machbar. Hier z.B. haben wir eine gesunde (wie ich denke) Lösung geschaffen, bzw. die Vögel haben sie sich selbst erarbeitet.


    Klar, sie bekommen ihre Streicheleinheiten,die sie meiner Meinung nach auch haben sollten, sie leben aber auch in ihrem Schwarm und fühlen sich dort sichtlich wohl.
    Interessant hierbei ist auch, dass ich beobachten konnte, dass sich auch die Verhältnisse innerhalb des Schwarmes zeitweise
    ändern können. Unser kleines "Sorgenkind Jacko", der ja nun wirklich die reine Handaufzucht pur ist, hat anfangs im Schwarm immer
    das Nachsehen gehabt. Rudi ist Chef, gar keine Frage. Was passiert vor ein paar Tagen!?...Jacko nimmt die Chef-Position von
    Rudi ein und vertreibt ihn von seinem angestammten Platz und Rudi gibt sich damit zufrieden.....für wie lange...?...weiß ich nicht.


    Tatsache ist jedenfalls, so meine Erfahrung und Meinung, dass Handaufzuchten weder Fluch, noch Segen sind. Sie können es
    ebenfalls schaffen, sich in eine Gruppe zu integrieren, mit den Mitgliedern dieses Schwarmes zu agieren und sich dabei wohl zu fühlen, so dass im Ergebnis ein sehr entspanntes Verhältnis zwischen Mensch und Tier und den Tieren untereinander stattfinden kann.


    Es ist schön, mit zu erleben, wie auch diese verkorksten Kreaturen (ich schreibe das jetzt einfach mal so) Freude am Umgang miteinander/
    untereinander haben und trotzdem auch die Nähe "ihrer Menschen" suchen...ein durchaus akzeptabler Umgang, so finde ich und daher sind meiner Meinung nach Handaufzuchten weder Fluch, noch Segen, sondern sie bereichern unser Leben durch eben ihre Einzigartigkeit.


    Liebe Grüße von


    Claudia

  • ...... und daher sind meiner Meinung nach Handaufzuchten weder Fluch, noch Segen, sondern sie bereichern unser Leben durch eben ihre Einzigartigkeit.

    Das sehe ich ganz genau so!
    Meine drei sind alle Handaufzuchten, in ihrem Sozialverhalten aber komplett unterschiedlich!
    Ich glaube, dass sie doch noch "rechtzeitig" in einen Schwarm integriert worden sind.
    Sie brauchen mich nicht, außer zur Futtergabe!
    OK, Mogli "spricht" ohne Punkt und Komma :D wenn ich anwesend bin!
    Aber er ist kein Schmusevogel!
    Er kommt auf den Arm, ist zutraulich ..... aber eigentlich kommt er nur in der "Hoffnung" auf den Arm,
    dass ich ihn ins Wohnzimmer trage, wo er ausgiebig fliegen kann!
    Denn das ist seine Leidenschaft!
    Dino braucht meine Zuwendung noch gelegentlich, er hat ja auch keinen Partner.
    Die Zuwendung beschränkt sich darauf, dass ich ihm meine Hand hinhalte und er ausgiebig damit "spielt".
    Leider ist er, aufgrund seiner Vorgeschichte, ein großer "Schisser"!
    Auf den Arm oder gar anfassen, geht gar nicht!
    Daran arbeiten wir aber zur Zeit intensiv!
    Und Tara?
    Tara ist Tara!
    Eine "Hexe", die mit niemandem außer Mogli etwas zu tun haben möchte!
    Man könnte sie für einen Wildfang halten, wenn ich es nicht besser wüsste! ;)
    Sie war aber immer schon so.
    Auch schon im Alter von 8 Wochen, in dem sie noch von mir handaufgezogen wurde!
    Das Fressen hat sie gerne genommen .... danach aber die Flucht vor mir ergriffen!


    Fazit:
    3 gleichaltrige Handaufzuchten, 3 unterschiedliche Verhalten.
    Untereinander gibt es keine Probleme.


    Nicht falsch verstehen!
    Ich bin absolut gegen Handaufzuchten!
    Trotzdem mag ich aus einer HZ nicht automatisch schließen, wie sich ein Vogel in seinem weiteren Leben entwickelt.


    Liebe Grüße
    Hazel