Beiträge von alfriedro

    Apropos..., Alex, wolltest Du nicht mal einen Vortrag halten (o.ä.), wozu ich Dir Material zur Verfügung gestellt hatte?
    Hab nie wieder was gehört von Dir diesbezüglich...


    Ich habe einen Essay zum Thema Tierethik geschrieben. Ich meine, Du hast ihn redigiert.


    Das Traurige an der Papageienhaltung ist, dass man diesen Vogel auf Wohnzimmerecke reduziert. Ich habe ja extra das Beispiel Kranich genannt. Kraniche sind mitnichten weniger anspruchsvoll, unsozialer oder unintelligenter als Papageien. Dabei sind sie aber wesentlich größer. Man kann sie schlecht auf der Schulter herumtragen. Die Sprachbegabung fehlt ihnen. Aber sie sind wirklich sehr laut. Wenn es möglich ist für Kraniche etwas herzurichten, so ist es allein von der Größe und Lautstärke her durchaus möglich auch für Papageien etwas herzurichten. Und ich bin sehr sicher, dass Papageien nicht mehr leiden als Kraniche.
    Mit der Aussage, Papageien gehören nicht ins Wohnzimmer geschweige denn in die Küche, gehe ich mit Euch 100% konform, abgesehen von Krankheitskuren.

    Hallo Ursula,


    wegen der Größe einer Aravoliere bin ich bei 50 bis 100 Meter, pro 10 g Vogel 1,5 qm wären beim 1000g-Ara 150 qm, bei einer Familiengruppe von sagen wir 5 wären es 450 qm (ein durchschnittliches Gartengrundstück, sehr kleine Grundstücke freier EFH haben mindestens 250 qm, das könnte für Amazonen passen), wobei man mit einer 50-Meter-Voliere von vielleicht 10 Meter Breite schon bei 500 qm landet. Damit würden Aras, glaube ich, schon glücklich. Damit könnte man vor Freunden auch viel besser protzen, als mit einem gerupften Hühnchen an der Kette. Ein Ara ist ganz ohne Zweifel nichts für die Wohnzimmerecke, da sind wir völlig übereinstimmig. Ein Kranich (noch viel lauter als Aras) natürlich auch nicht und keiner käme auf die Idee, Gänse oder Enten in einer Wohnzimmerecke zu halten. Wohnzimmerecke ist einfach nicht. Selbst einem Wellensittich bietet man da schon mehr Komfort, was das Platzangebot anbelangt (von den Proportionen aus betrachtet).


    Ja, da gibt es dann Probleme mit Geräuschen und Behörden. Aber das ist offenbar ein lokales Problem, denn anderswo kann es schon ganz anders sein. Bei meinen vielen Kongressen, die ich besuche, gab es schöne Beispiele, wie z.B. eine Kranichvoliere, die ich einmal auf einer GTO-Tagung kennengelernt habe.


    Nun, wenn man die angemessenen Bedingungen nicht herstellen kann, kann man weder Kraniche, Enten noch Aras halten. Man muss das einfach fordern. Aber diejenigen, die das können, sollen es dürfen. Meine Meinung. Wenn solche stillen Wesen, wie Schildkröten, denen man weniger Leidensfähigkeit zubilligt als Vögeln, derartige Mindeststandards gestellt bekommen, dann ist das nur konsequent, wenn die Papageien diese Mindeststandards bekommen.


    Was die Kosten anbelangt: Tja, wat muss, dat muss. :grin: Bei einer Gruppe von Aras im Sachwert von sagen wir 10.000 € sollte eine Voliere von 40.000 € kein Hindernis sein, gell?


    Was das Zusammentun anbelangt, da krankt es in der gesamten Vogelhalterszene. Da habe ich gewisse Verständnisschwierigkeiten. Vogelhaltung könnte wesentlich effizienter und qualitativer sein, wenn sich die Vogelhalter mehr austauschen und auch als Lobby zusammen tun würden. Diejenigen, die eine Lobby haben, sind Standardwellensittichzüchter und Positurkanarienvogelzüchter, deren Ausstellungswesen und Zuchtziele mehr als umstritten sind. :dash:


    Grüße, Alex

    Nur um meine Forderung noch zu unterfüttern: Ich sehe, dass Drigor Schildkröten hält. Schildkröten sind sympathische Tiere und wurden früher gerne an Kinder verschenkt. Man kann sich ausmalen, wohin das führte. Es scheint vielen so, als ob Schildkröten leicht zu halten wären. Dem ist nicht so. Es ist sogar sehr teuer. Schildkröten gehören ebenso wenig nach Deutschland wie Papageien. Es haben schon viele Schildkröten leiden müssen und ihr Leben unglücklich beendet. Viele Schildkröten, vornehmlich Rotwangenschmuckschildkröten, werden in der Natur entsorgt. Deren Import ist deswegen inzwischen verboten. Deren Haltung und Zucht nicht, sie wird aber streng überwacht. Um einige wenige Schildkröten halten zu können braucht man einen erheblichen technischen Aufwand, insbesondere für Wasserschildkröten: ein Außengehege, bei Unverträglichkeiten auch mehrere, ein Innengehege, bei Schildkröten der gemäßigten Breiten eine Lösung für eine gesicherte Winterruhe. Die Kosten für die Haltung einer einzigen Schildkröte geht Summa summarum in die Tausende. Kein seriöser Schildkrötenhalter scheut sich vor den Mühen und Kosten. Das ist ein Argument dafür, dass Schildkrötenhaltung nicht nur möglich sonder bei gebotener Sorgfalt sogar erwünscht ist. Denn die Erfahrungen und Kenntnisse jener Schildkrötenhalter ist unbezahlbar. Die Nachzuchten fließen in Wiederausbürgerungsprojekte. Ohne die sachgerechte Haltung und gezielte Vermehrung wäre die Europäische Sumpfschildkröte in Deutschland verschollen. Jetzt werden sie an vielen Stellen wieder angesiedelt, was ebenfalls ein riesiger Aufwand ist. Was hier möglich ist, ist anderswo auch möglich. Nur muss es gefordert werden. Für die Schildkrötenhalter, wie auch für fast alle, ist das Wohl des Tieres Ehrensache.

    Von dem, was Ihr sagt, streite ich gar nichts ab. Aber Ihr habt einen einseitigen "Tunnelblick". Ihr wollt auch nicht verstehen, was ich schon sehr ausführlich geschrieben habe. Die Zitate der Herren Philosophen sind so aktuell wie eh und je. Dennoch kann ein Schatten dort nur hinfallen, wenn es auch Licht gibt.


    Wer die Menschen kennt, kennt auch ihre Abgründe. Gräueltaten an Tieren werden ständig und überall auf der Welt gemacht. Und nicht nur an Tieren, sondern an der Natur insgesamt und im ganz besonderem Maße vor allem an Menschen. Sollte man das Kinderkriegen verbieten, weil es Leute gibt, die ihr eigenes Kind für Jahrzehnte in einen Kellerraum einschließen und fast täglich sexuell missbrauchen? Tagtäglich werden Kinder misshandelt, missachtet und umgebracht. Von ihren Eltern, Verwandten und sonstigen im Umfeld. Selbst in Schulen wird so manche Kinderseele mit Füßen getreten. Und es gibt Kinder, die glücklich sind und kluge Menschen werden. Am Straßenrand stehen gescheiterte Existenzen. Habt ihr mit denen nur so einen Funken Mitleid wie mit dem Federvieh?

    Ihr beißt Euch dabei an solchen Papageienhaltern fest, die tatsächlich Scheußliches absichtlich oder unabsichtlich tun und projiziert Eure Sicht auf alle. Sie sind vielleicht enttäuscht oder überfordert. Genau daran mache ich meinen Ansatz fest. Die Haltungsstandards müssen überarbeitet werden, die Vorstellungen vom Papagei und irgendwelche Klischees gehören abgeschafft. Nicht aber die Papageienhaltung. Wenn es möglich ist Fasane, Ibise, Tukane, Kraniche, Gänse, Enten, Greifvögel, Eulen und so weiter und so fort artgerecht oder besser wesensgemäß zu halten, so kann man das auch mit Papageien. Sie leiden nicht darunter, wenn der Halter für die Erfüllung der Bedürfnisse sorgt und die heißen Beschäftigung und soziale Kontakte. Wenn man Papageienhaltung abschaffen will, so muss man Tierhaltung insgesamt abschaffen. Das ist unrealistisch und weltfremd sowie ebenso menschenverachtend. Tierhaltung gehört seit zehntausenden von Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil der menschlichen Existenz. Die Menschheit hat den Tieren sehr viel zu verdanken und ihnen gegenüber auch eine Verpflichtung wie auch Verantwortung. Daran ist zu arbeiten, nicht an deren Bevormundung. Heute haben Tiere einen noch wichtigeren Stellenwert in unserer Kultur als je zuvor. Wenn man das verbietet, so nimmt man den letzten Bezug zur Natur für viele Menschen. Damit tut Ihr dem Naturschutz einen Bärendienst. Denn wenn man keine Tiere halten darf, kann man von ihnen, über sie und durch sie nichts mehr lernen und erfahren. Dann kennt man sie nicht und was man nicht kennt ist auch egal. Dann wird die Welt noch rasanter zerstört. Denn diese Tierfreunde, die etwas vom Tier wissen, halten noch dagegen.


    Meine Haltungsvorstellungen sind nur utopisch für Leute, die sich verweigern. Für solche, denen ihr Tier etwas wert ist, optimieren! Und das allein ist schon vieles wert.


    Ihr seht nur die traurigen Beispiele. Von den Vorzeigeobjekten habt Ihr anscheinend überhaupt keine Kenntnis. Das ist so wie einer, der immer nur in seiner Bude hockt, der weiß nichts vom großen Himmel, dem weiten Meer und den imposant aufragenden Bergen. Da schaut Ihr die Soap Operas und glaubt, das sei das wahre Leben. Wie viele Millionen Papageien werden gehalten - mehr oder weniger großzügig? Wie viele Tausend davon leiden unter ihren Haltern? Und wegen denen wollt Ihr die Haltung von Papageien grundsätzlich verbieten anstatt es eben jenen zu verbieten, wenn jene sich schon nicht helfen oder belehren lassen. Mir oder jemanden wie Jens wird das dann auch verboten. Dagegen wehre ich mich.


    Damit habe ich aber wirklich genug lamentiert. Ihr werdet es nicht akzeptieren, das ist mir schon klar.


    Ich habe am Anfang einen sehr konstruktiven und informativen Bericht eingestellt. Ich arbeite an einer Entwicklung und Verbesserung von Standards, die Ihr einfach wegwischt mit Eurer Pauschalverdammung. Dieses kleine Sätzchen hab ich für Euch exklusiv hingeschleudert. Pauschalverdammung ist für mich nicht drin!

    Hallo Papageienfreunde,


    auf einer gemeinsamen Tagung von der schweizerischen EXOTIS und der deutschen ESTRILDA im Zoo Basel kam mir die Ehre zu, einen Vortrag über meine Vogelhaltung zu halten. Dabei kam die Historie meiner Vogelhaltung inklusive aller unsachgemäßen Handhabungen der Papageien etc. zur Sprache, die ich auch entsprechend benannt habe. Schließlich kam es zu der Essenz, die ich aus der 40jährigen Erfahrung gewonnen habe. Ich plädierte für Haltungsstandards, die weit über das übliche Maß hinausgehen, allerdings ohne dogmatische Forderung zu deren Umsetzung. Das Maß meiner Haltung wurde dabei an die ganz kleinen, die Prachtfinken angepasst. Es ging auch um die Vergesellschaftung von verschiedenen Vogelarten. Nachzulesen wird der Vortrag inhaltlich im Fachmagazin der EXOTIS, "Gefiederter Freund", der von Lars Lepperhoff herausgegeben wird. Ich bemängelte auch, dass ausgerechnet bei den besonders sensiblen und intelligenten Papageien die Volierengestaltung besonders lieblos, kahl und ungestaltet sind. An manchen Beispielen machte ich deutlich, dass es durchaus möglich ist, begrünte Papageienvolieren zu zeigen, was sowohl dem Wesen der Papageien entspricht wie auch dem Zuschauer im Zoo besser gefallen würde.


    Ich kam mit der Kuratorin des Zoos Basel, Dr. F. v. Houwald, ins Gespräch, die u.A. die Avifaunistik in ihrer Verantwortung hat. Ich gab ihr die Erfahrungswerte, die ich auch hier schon einmal erörtert hatte:


    Je 10 cm Vogel das 50 - 100fache der Länge für die Flugstrecke.
    Je 10 g Vogel 1,5 qm Grundfläche.
    Naturboden und üppige Bepflanzung sind bei diesen Verhältniszahlen möglich und anstrebenswert. Keimdruck und Pflegeaufwand würden sich stark vermindern. Als persönliches Statement merkte ich an, dass diese Haltungsbedingungen fast allen Vögeln zugestanden werden, nur nicht ausgerechnet den Besten, den Papageien.


    Die Kuratorin wird diese Angaben im Zoo diskutieren und in Sachen Pflanzenarten weiter mit mir Kontakt aufnehmen.


    Im Anschluss kam ein Bericht eines Spezialisten auf dem Gebiet Amazonen. Bei allem Erfolg derer Vermehrung kam sogleich bei mir die Abscheu über die zuvor von mir kritisierte Papageienhaltung auf. Zu klein, kahl, ohne Reize etc. Wenn ich diese Haltung, die auf Reproduktion ausgerichtet ist, mit der meinigen vergleiche, so ist es mir lieber, weniger Nachwuchs zu erhalten, dafür aber Tiere zu pflegen, die nahezu alle ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse ausleben können. Der Unterschied zwischen Tieren, die in einem natürlichen oder sterilen Umfeld aufwachsen, ist groß. Schönes Gefieder ist nicht alles. Wache Sinne, Beweglichkeit, Sozialverhalten und Intelligenz sind mindestens genauso wichtig.


    Wenn das nun meine Mission wird, ...


    Kritische Frage am Schluss des Vortrags: "Darf man jetzt nicht mehr in Käfigen halten?" Die Antwort darauf sollte sich jeder ernsthafte Vogelfreund selber geben.



    Hallo Heidrun,


    der Sittich ist ein tasmanischer Gelbbauchsittich Platycercus caledonicus. Ist er schon wieder zuhause? Da ihm der Schwanz abhanden gekommen ist, muss er wohl beim Fangen entwischt sein. Der Fänger ist nicht sonderlich geschickt gewesen. Gelbbauchsittiche können in unserer Natur sehr gut überleben. Die Vogelbeeren hat er ja schon mal gefunden.


    Grüße, Alex

    Bei mir war es ca. 10 Jahre früher. Teil-HZ und Naturbrut 1,200 DM. WF im Zoogeschäft lagen damals bei 350 - 500 DM


    Grüße, Alex


    oh, die Frage war schon ein halbes Jahr alt. Vielleicht nützt es ja noch was.

    Abschließend noch kurz zu Ihrem Satz über Tier-Haltung. "Tierhaltung ist ein Geben und Nehmen und soll möglichst zum gegenseitigen Wohl sein."
    Ich sage dagegen: Tierhaltung ist Gefangenschaft, die der Mensch für sich nicht will aber dem Tier aufzwingt.


    Gefangenschaft heißt ja zunächst nichts anderes, als das Hindern am Weggehen, also Einschränkung der Bewegungs-Freiheit. Das muss nicht zwingend von Nachteil sein (s.o.). Nun, was die Freiheit des Menschen anbelangt, so sind wir alle alles andere als frei. Wir tauschen Sicherheit und Bequemlichkeit der Zivilisation und deren Fortschritt gegen Freiheit und Menschlichkeit. Wir domestizieren und selber und degenerieren dabei. Ideologien treten an die Stelle von naturgegebenen Vorgaben. Die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt wie nie zuvor und man empfindet das als große Freiheit, mit dem Flugzeug irgendwo hin zu fliegen. Unter was für Auflagen, mit was für Nebeneffekten? Jeder Fleck in unserem Land ist in irgendeines Jemand Besitz. Es dürfen ausschließlich gemeinschaftliche Flächen frei benutzt werden und zwar rein zweckgebunden. Jede Handlung in der Öffentlichkeit muss genehmigt werden, es gibt kaum noch Bereiche, wo wir nicht einer Überwachung unterliegen. Unser Wille wird stets und andauernd manipuliert um z.B. den Konsum zu befördern. Wir werden fett gemacht und wir haben Profit zu generieren. Unsere Zeit wird dem Kommerz gewidmet. Man geht arbeiten um zu leben oder lebt um zu arbeiten und verhilft einem Unternehmen durch stereotype Wiederholung bestimmter Arbeiten zu höherem Profit. Das geschieht durch alle Ebenen bis hin zu einer Finanzelite irgendwo in Übersee, die alles versucht zu steuern und zu kontrollieren. Der Lebensrhythmus und die Ausgestaltung des Privaten sowie das Familienleben sind diesem Prozedere vollständig unterworfen. Schert man aus, so läuft man Gefahr aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden. Schert man aus dem System kollektiv aus, so wird man möglicher weise mit Krieg wieder in die Spur zurück gebracht. Damit ergeht es uns genauso wie den Haustieren. Von welcher Freiheit reden wir also? Welche Gefangenschaft lastet mehr? Das Tier ist abhängig und braucht im Prinzip nichts mehr für seinen Erhalt selbst tun. Sofern es der Mensch ermöglicht, kann es sich ganz der Lustbefriedigung hingeben. Der Mensch hat dafür Opfer zu erbringen mit Gelderwerb und Zeitaufwand. Gewiss, man kann sich von jeglicher Verpflichtung befreien, indem man keine Abhängigkeiten schafft. Aber ich sagte ja auch, dass Fürsorge ein Grundbedürfnis des Menschen ist. Selbst wenn man Wildvögel füttert, erzeugt man Abhängigkeit. Man erzeugt Leid durch Verdrängung, Abhängigkeit und Unfreiheit, wen man beginnt, die Natur zum Nutzen des Menschen umzugestalten. Selbst Veganer sind von solch einer Last nicht frei. Diese Freiheitsromantik ist insofern unsachlich.


    Meine These wäre: Keine Tiere in Gefangenschaft, denn dann würden die Menschen sich wohl mehr miteinander beschäftigen, sich besser kennen lernen, dadurch sich besser verstehen, vielleicht sich mehr auch umeinander kümmern und somit toleranter und freundlicher denken und handeln können.


    Dieses Argument ist falsch, denn erwiesenermaßen werden Menschen in der heutigen Zeit mit Hilfe der Tiere zusammengebracht. Ein gemeinsames Interesse erzeugt eine Gemeinschaft mit hohem Ethos. Erwiesenermaßen können seelische Erkrankungen, die die heutige Zivilisation mit sich bringt durch die Beschäftigung mit Tieren gemildert oder sogar geheilt werden. Wie ich schon anführte, ist unser ganzes Leben dem Kommerz unterworfen und das geht zulasten der Menschlichkeit. Es ist nicht das Tier, welches die Menschen trennt, sondern es ist das Tier, welches den Mensch wieder zum Menschen macht und zusammenführt, das Leid der Menschen lindert, welches sich die Menschheit selbst zufügt. Die Fürsorge zum Tier führt von den immer wichtiger werdenden neuen Medien weg, welche die Menschen vereinsamen lassen oder vielleicht sogar in einer Scheinwelt gefangen halten. Der Hauptgrund, warum heute immer weniger Menschen Tiere halten, liegt in zweierlei Gründen: 1. Der Lebensunterhalt wird immer schwieriger zu bewältigen. 2. Die Freizeit wird mit Fernsehen und Computer zugebracht. Das mag für die Tierhaltungsgegner zwar prima erscheinen, zeigt aber auf, dass es den Menschen immer schlechter geht. Sie vereinsamen und verlernen zunehmend verbindliche soziale Fürsorge. Die Tierhaltung konnte diese Tendenz noch etwas aufhalten.


    Meine Einstellung zum Tier ist eine der Dankbarkeit und Demut für alles, was es mir und meinen Mitmenschen ermöglicht. Als Gegenleistung honoriere ich Lebensmittelerzeuger, die ethisch moralisch das Bestmögliche für das Wohl der uns dienenden Tiere anstreben. Als Gegenleistung helfe ich beim Nachdenken, wie die Lebensqualität der Tiere, die unsere Seelen zu pflegen helfen, zu optimieren und als Gegenleistung setze ich mich für den Schutz der Naturräume ein, für eine extensivere Landnutzung, pfleglichen Umgang mit den Böden, Erhalt von Biotopen etc. Das kann ich nur, weil ich Tiere, Pflanzen und u.A. zeitweise Papageien gepflegt habe. Die Liebe, die ich dadurch erfahren und entwickelt habe, wäre nicht so groß und ebenso wenig mein Wissen.


    Vielleicht ist das nachdenkenswert,


    danke, Alex

    a l l e Religionen nutzen / benutzen die Tiere für sich und ihre Rituale ! Ich lehne a u c h aus diesem Grunde j e d e Religion für mich ab.


    Ich nicht, nur bestimmte Rituale.


    Sie schreiben: "Mir bleibt ja nichts weiter, als eine religiöse Einstellung zum Tier zu akzeptieren." Wieso denn? Sie müssten das gar nicht, wenn Sie es nicht wollen !! Dann schreiben Sie allerdings im 2. Satz: "Es ist auch nichts dagegen einzuwenden." Das ist doch ein Widerspruch.


    Akzeptanz (Annahme im Sinne "sich zu eigen machen") bedeutet etwas, das bekennt, dass gegen etwas keine Einwände zu sein haben. Ergo kein Widerspruch. Die religiöse Haltung zum Tier ist Ihr Recht auf Religionsfreiheit und die habe ich zu respektieren, also muss ich das auch akzeptieren. So ist unsere Verfassung und mein Bekenntnis zu den Menschenrechten. Die Art und weise, wie Sie glauben, wie ein Tier empfindet und denkt, ist Glaube. Die art und weise, wie Sie diesen Glauben vertreten ist Religion mit der Tendenz zum Dogmatismus.


    Ihr 3. Satz drückt eine mir absolut verständliche Hoffnung aus, aber die Realität ist total anders.
    Gefangenschaft / Haustiere / Zoos /Auffangstationen für exotische Tiere /überfüllte Tierheime / Massentierhaltung / Umweltverschmutzung durch Tierhaltung, religiöse und andere Tierqualrituale ... = andauernde Tierquälereien überall auf der Welt an wehrlosen Geschöpfen !!! Wer das alles weiß und es ändern will, kann nur erstmal alleine mit sich selbst "ins Gericht gehen", d. h. n a c h-denken, um dann für sich Konsequenzen zu ziehen.


    Die Selbstzucht ist ein Anfang. Nachdenken ist gut und die richtigen Konsequenzen ziehen auch. Ich leugne keines der Missstände und setze auf "Kultur". Die Gründe für die Missstände erörtere ich weiter unten. Kultur ist Pflege von etwas und die Entwicklung zu etwas Besseren. Um etwas zu tun, was dem Menschen eigen ist, dieses zu fördern und gleichzeitig zu fordern, dass menschliches Handeln nachhaltig ist, setzt Empathie, Weitsicht, Vorausschau und ein Stück weit auch Spiritualität voraus. Das sind Attribute, die uns zusehends abhanden kommen. In unserer primitiven Zivilisation, in der das Bewusstsein rein egozentrisch, die Handlungsweisen überwiegend egoistisch sind, müssen jene, die darüber hinaus gewachsen sind, überlegen, wie sie mit den Gegebenheiten umgehen und wie sie die Entwicklung hin zu etwas Höheren beeinflussen können. Mit Verhinderung von etwas kann man keine Entwicklung von eben Selbigem befördern. Die Menschen sind mitunter auf den Verzehr von animalischen Proteinen angewiesen. Das ist leider eine biologisch bedingte Tatsache. Wie und in welcher Menge sie diese zu sich nehmen, ist diskussionswürdig. Die Qualität von Tierprodukten ist bislang von nichts Menschgemachtem erreicht worden. In früheren Zeiten waren Menschen sogar darauf angewiesen. Nur mit Hilfe des Tieres konnte der Mensch alle Gebiete der Erde besiedeln. Schon allein dafür verdienen Tiere unsere Verehrung. Das ist dann meine religiöse Haltung zum Tier und zum Mensch.


    In der Vergangenheit haben die Menschen Tiere domestiziert und das gelang auch nur mit solchen Tieren, die sich das haben gefallen lassen. Somit besteht eindeutig eine Wechselbeziehung. Die Tiere genießen diese Wechselbeziehung auf ihre Weise, nämlich z.B. bei einer höheren Sicherheit vor ökologischen Schwankungen, die Sicherheit im Fortbestand ihrer Art. Schutz vor Wetter, Hunger und Krankheiten, Schutz vor Wölfen oder Bären, wenngleich auch der Mensch sich gelegentlich als Raubtier betätigt.


    Die Entwicklung der Tierbeziehung zu Nutztieren in der heutigen Zeit ist einzig der Rendite unterworfen und diese Vereinseitigung der Beziehung zur Tierzucht und -haltung führt zu unethisch verrohenden Verhaltensweisen der Menschheit insgesamt. Das war einmal anders. Als das Tier noch als kostbares und wertvolles Gut betrachtet wurde, wurde es schonend und liebevoll behandelt. Heute müssen die Haustiere vorlieb mit Maschinen nehmen und werden selber zu Maschinen degradiert und das halte ich für verwerflich, nicht den Gebrauch des Tieres an sich. Man kann sagen, Tiere geben sich für die Menschen hin und die Menschen müssen ihren Teil, ihr Opfer dazu tun. Und so verstehe ich dann auch die Heimtierhaltung in diesem Sinne mit dem Entwicklungsziel das Tier als Botschafter einer der Rendite unterworfenen Natur zu erkennen und der Ausbeutung der Natur entgegen zu wirken. Dass diese Entwicklung auch Rückschläge beinhaltet, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber die Entwicklung dahin ist vorhanden. Nur wenn sich die Menschen mit der Natur sachlich und hingebungsvoll befassen, haben sie ein Interesse daran, der Natur etwas zurückzugeben und sie zu Schützen vor dem gierigen Zugriff des Kommerzes. So ist der "Luxus" - Nutzen des Papageis, so meine Hoffnung, wenn das Klischeebild überwunden ist, wenn der Mensch letztendlich eingehende Erkenntnis erhält, dem Papagei in der Natur ein Nutzen. Ich glaube, dass nur weil es in der Vergangenheit viele Papageienhalter gegeben hat, die auch viel Schaden angerichtet haben aber über ihre Tiere viel erfahren haben und den Schaden bedauern und wieder gut machen wollen, wird sich jetzt für den Naturschutz in den Heimatländern eingesetzt mit dem Papagei als Maskottchen. Es sind immer Tiere mit hohem Sympathiewert Maskottchen für den Naturschutz.


    Das Angenehme der heutigen Zeit in Bezug auf die Botschafter sind die einschlägigen Erkenntnisse über die Tiere, sodass man nicht mehr auf Wildfänge angewiesen ist. Und Nachzuchten werden bisweilen als besondere Kostbarkeit angesehen. Zugegebener weise ist überall, wo Licht ist, auch entsprechend Schatten. Es ist eben Aufgabe der Kultur, diese Schatten zu durchleuchten.

    Mir bleibt ja nichts weiter, als eine religiöse Einstellung zum Tier zu akzeptieren. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden. Es ist auch nur begrüßenswert, dass dem Tier zu seinem Recht verholfen wird, dass keine Willkür und Missbrauch mit ihnen geschieht. Und wenn man Vögel im Flug durch die Lüfte fliegen sieht, ist das selbstredend etwas Großartiges. Es ist richtig, wenn man aus Einsicht und Vernunft verzichtet und es ist ebenfalls richtig, wenn man wert auf die Nähe zum Tier legt, geeignete Konsequenzen in puncto Unterbringung und Fürsorge zieht. Ich finde es nicht richtig, seine Ansichten des völligen Verzichts zum allgemein gültigen Dogma zu erklären, dass alle Welt sich daran zu halten habe. Tierhaltung ist ein Geben und Nehmen und soll möglichst zum gegenseitigen Wohl sein. Und das ist meiner Meinung nach möglich, die Entwicklung dazu förderlich.


    Danke

    Lange Rede kurzer Sinn:


    Papageien kann man halten. Sie gehören nicht in die Hände von Unkundigen. Wer Papageien halten will, soll sich einer Eignungsprüfung unterziehen.


    Die Prüfung soll beinhalten die Motive sowie biologische Fakten über Vögel allgemein und Papageien insbesondere. Die Art, die gehalten werden soll, muss eingehend in Verhalten und Herkunft bekannt sein. Mindestanforderungen sind außer Ernährung und Gehegegestaltung der sichere Umgang bei Pflege und bei Erkrankungen.
    Es ist vorab abzuklären die Nachbarschaft und Gemeinde, das zu erwartende Budget sowie der Artenschutz.
    Dass von manchen Papageien auch eine beträchtliche Verletzungsgefahr ausgeht, sollte den Haltern im Vorfeld klar sein.
    Möglicherweise ist auch eine Charakterüberprüfung oder soziale Umstände sinnvoll, da die Haltung von Papageien eine langfristige Angelegenheit ist.


    Damit dürften so einige Fehlkäufe und Missbräuche a priori unterbunden sein. Dann wird es sicherlich auch weniger zu tun geben für Auffangstationen und Gnadenhöfe.


    Wenn das so wäre, gäbe es nicht solche Altersrekorde von 50, 60 und mehr Jahren. Dann könnten nicht in D wildlebende Papageienpopulationen zunehmen oder sich über mehrere Generationen erhalten. Deren ökologische Fitness ist ausgezeichnet, also stimmt auch die Vit.D-Synthese. Außerdem gibt es allerhand Hilfsmittel um möglichem Mangel vorzubeugen. Diese Aussagen sind also falsch.
    Eine adäquate Unterbringung draußen scheitert nicht zwingend am Willen oder die Fähigkeit der Halter. Die Diskussion entflammt sich an den Geräuschen, die von Papageien ausgehen. Sie entflammt auch an anderen exotischen Vögeln wie Kraniche, Pfauen, Fasane etc.
    Es gibt deren Halter und die können durchaus ein gutes Leben für ihre Vögel gewährleisten, somit auch spielend für Papageien. Diese sind vergleichsweise leicht zu halten.


    Andererseits..., wer weiß denn, ob dieses Unterbinden von Nachwuchs nicht doch was (Negatives) mit den Vögeln macht, vor allem auf Dauer.
    Doch nein, die Lösung kann hier selbstverständlich NICHT(!!!), sein, sie dann halt doch Junge kriegen zu lassen (siehe oben!), sondern allein, sie in ihrem Lebensraum zu belassen, wo sie dies nach Herzenslust tun können und dürfen, ja sogar sollen.


    Sicherlich sind angestammte Lebensräume für alle Tiere das Optimum. Alle Lebewesen sind ja auch in den Lebensräumen und durch sie so geworden wie sie sind. Sie sind Geschöpfe eines großen und ganzen Zusammenhangs. Wie gesagt, das betrifft ALLE Tiere, nicht nur Papageien. Hinzu kommt allerdings die massive Naturzerstörung weltweit. Wo sollen sie da noch nach Herzenslust tun, was sie wollen, geschweige denn wo werden Papageien nicht massenhaft als Ernteschädlinge umgebracht? So sagen sich viele Naturfreunde, "es ist doch vielleicht besser, ich nehme einige bei mir auf und halte sie in einer Voliere."



    Die Beziehung zu Papageien ist nicht einfach aber erlernbar! Ein künftiger Halter muss sich kundig machen. Es ist nicht falsch und auch nicht verwerflich, es verbiegt mitnichten zwingend die Psyche eines Papageien, wenn sich der Halter sachgerecht mit ihm beschäftigt. Es ist vielmehr so, dass ein Papagei bzw. derer mehrere in einer angstfreien Umgebung ihre Fähigkeiten entfalten können, die sie in der Natur kaum nutzen. Ganz aus Lust und Dollerei ahmt ein Papagei dann auch mal fremde Laute nach oder sucht von sich aus den Kontakt zum Pfleger. Sofern sich der Halter vogelgerecht verhält, kann das Verhältnis ganz und gar positiv für Papageien sein, wie auch zu Tauben, Hühnern, Gänsen ... . Ich finde nicht, dass sich der Halter völlig herausziehen soll und sich völlig zurückhalten muss. Wenn ich von meinen Vögeln spreche, so kann ich zwar nicht behaupten, dass sie zahm sind oder es werden sollen. Wozu halte ich sie dann? Um ihr Wesen aus nächster Nähe kennen lernen zu können. Vielleicht auch um etwas zu versorgen (das ist ein menschliches Sozialbedürfnis). Nachteilig für die Tiere wird es erst dann, wenn ich meiner Verpflichtung nicht nachkomme. Es würde den Vögeln, Schönsittich oder Prachtfink, keineswegs schaden, wenn ich mit ihnen eine Beziehung aufbauen würde. Im Gegenteil würde ich ein angstfreieres Verhältnis zu mir erzeugen. Was ist daran schädlich?


    Der vorletzte Satz des Absatzes ist einzig diskussionswürdig. Und es ist schon immer meine Frage, welche Erwartung man an den Papagei hat. Wenn die Erwartung, die ist, dass der Papagei ein Federvieh ist, wie eine Taube oder ein Huhn, na dann steht einem sachlichen Verhältnis oder einer tiergerechten Erwartung ja nichts im Weg. Der Papagei ist ein klischeebehaftetes Tier und das ist sein Problem, nicht die Haltung an sich. Der letzte Satz ist eben wiederum irrig. Was heißt hier eigentlich vollumfassend? Tierhaltung beinhaltet immer irgendeine Einschränkung für das Tier und für den Mensch eine Verpflichtung und somit ebenfalls Einschränkung.


    Und übrigens... das Wort "Gefangenschaft" -und das ist es in der größten Voli- sagt doch im Grunde schon alles, oder?!


    Das ist reine Romantik! Durch Ideologie verteufelte Haltung mit der pauschalen Diffamierung von Tierhaltern. Damit sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen. Es betrifft ALLE Tiere! , die der Mensch in seine "Gewalt" bringt. Der Mensch ist nun mal Mensch und dazu gehört die Haltung von Tieren, was in vielerlei Hinsicht natürlichen Symbiosen ähnelt.


    Viele Tiere wurden und werden an die Bedürfnisse des Menschen angepasst, einige sind als Wildtiere nicht mehr lebensfähig. Bei der Auslese nach Nutzaspekten werden Tiere gezüchtet und die, welche die Kriterien nicht erfüllen, getötet. Das ist eine einfache Tatsache und die Natur selbst macht nichts anderes. Was ist der Nutzen von Papageien? Zum Essen zu teuer, die Eier zu klein. Die Federn vielleicht als Schmuck? Sie verteidigen nicht mein Haus und helfen nicht bei der Jagd. Sie jagen keine Mäuse und fangen keine Spatzen. Sie zerstören und verdrecken mein Haus und nerven die Nachbarn (was ja unter bestimmten Aspekten ja eventuell nützlich ist). Außerdem sind sie Verschwender. Die Fütterung ist zu teuer. Diese Überlegungen sind einzig tauglich für des Argument, dass sie nicht hierher gehören. Es lohnt sich nicht, sie sind unnütz. Aber sie machen Spaß und Freude. Das ist der Luxusnutzen von allen Tieren, die als Heimtier bezeichnet werden.


    Keines der Tiere ist ganz freiwillig in Menschenobhut. Die einzigen Tiere, die einseitig Nutzen von Menschen ziehen, sind seine Konkurrenten und Parasiten. Darf man also ausschließlich Ratten und Mäuse "halten". Nein, denn dann können sie ja nicht mehr weggehen, sie sind dann gefangen. Ich halte nichts davon, Papageien zu Gottheiten zu erklären, die unberührbar sind, während es bei anderen Tieren "normal" ist, sie zu halten. Da es um Vögel geht, gelten die selben Kriterien des Tierschutzes, wie bei Tauben, Hühnern, Gänsen oder anderes Geflügel mit dem kleinen Zusatz, dass Papageien mehr Beschäftigung und soziale Interaktion brauchen.

    Bevor das in einen Grabenkampf ausartet, wiederhole ich meine Aussage, dass ich nicht leugnen will, dass es viel Grausames gibt gegen Tiere wie gegen Menschen. Es gibt Ignoranten und Fetischisten, verächtliche Händler und hunderte von Illusionen. Um die zu retten geht es mir nicht. Auch will ich die aufopferungsvolle Annahme dieser Schicksale durch idealistische Tierfreunde nicht anzweifeln. Unter diesen gibt es aber auch schwarze Schafe wie überall. Mir geht es aber vor allem darum, bei all den Schauergeschichten nicht zu leugnen, dass es eben auch zahlreiche andere Beispiele gibt, die hier völlig ignoriert werden. Und ich habe zwei Bekannte herausgehoben, um das zu belegen, dass Papageienhaltung durchaus nicht grundsätzlich Tierquälerei ist, wie behauptet wird. Oder wollen sich Heidrun oder Jens als grausame Tierquäler bezeichnen? Wie sehr leiden deren Papageien wirklich? Welches Leid leiden sie? Und wenn schon beflissentlich und unsachlich die Geschichten mit den Orangs mit aufgeführt werden: Was ist mit jenen, die völlig zufrieden in der Hängematte eines großen Zoogeheges liegen um sich nach Belieben bald einem der ständig wechselnden Spielangebote durch ihre sehr bemühten Tierpfleger hinzugeben? Natürlich können wir mehr tun für die Tiere und immer besser in allen unseren Bemühungen werden. Und natürlich müssen wir dem Missbrauch möglichst bald einen Riegel vorschieben. Sowenig wie eine Amazone zum sprechenden Clown herhalten soll, darf der Kanarienvogel Tag für Tag einsam im kleinen Bauer auf der Fensterbank vor sich hin singen in der Hoffnung, dass er vielleicht doch einmal einen Artgenossen trifft, oder der Schäferhund in der Etagenwohnung Kindersatz als Opfer der Affenliebe und gleichzeitiger Herrschsucht völlig verpeilter Erziehungsmethoden herhalten, etc. Tierelend macht nicht Halt vor Papageien und diese sind nicht die einzigen Tiere, die es zu retten gilt.


    Jens hat einmal gesagt, man kann einen Papagei ebenso wenig im Wohnzimmer halten, wie man einen Elefanten im Vorgarten halten kann. Dem ist nichts hinzuzufügen. Das heißt aber nicht, dass man Papageien oder Elefanten nicht halten kann ohne dass sie darunter schmerzlich leiden müssten. Allerdings macht der Elefant allein aufgrund seiner Größe ein wenig mehr Probleme.


    Ich bin sehr wohl im Bilde über die Misshandlungen und den Missbrauch der Tiere. Hunde, Katzen, Wellensittiche, Kanarienvögel, Goldfische, Koi, Pferde, Schafe, Kühe, Schweine ... Papageien. Gleichgültigkeit und Sadismus geben sich die Klinke in die Hand. Papageienhalter wiederum sind oftmals überfordert oder enttäuscht. Man kann ihnen helfen. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied beim Tierhilfswerk und bin über vieles informiert. Dazu auch NABU und BUND.
    Ich kenne aber auch die Gegenbeispiele, an denen wir uns orientieren sollten. Die kenne ich durch ESTRILDA, GTO, BNA, ILSD, GAV wo ich überall aktives Mitglied bin. Ich lese die GW und WP (die manche alte Klischees bedient, aber auf ihre Art einen Wandel herbeizuführen versucht).
    Wenn manche Eltern ihre Kinder misshandeln, können wir ebenso wenig fordern, dass alle Kinder in Heime gebracht werden müssen, um sie vor ihren Eltern zu schützen. Wir können ihre Rechte versuchen zu schützen, so gut es geht, die Welt retten tun wir aber nicht mit einem Kinderpflegeverbot. Dagegen können wir das Interesse bei Kindern an den Dingen der Natur fördern, wenn wir ihnen erlauben sich mit einem Tier ihrer Wahl zu befassen. Das heißt ja nicht, dass es sich das Tier anschaffen muss. Wenn es aber nun n der Nachbarschaft einen gewissenhaften Papageienhalter gibt, warum soll es das Kind nicht erleben dürfen? Und wenn die Eltern selber gerne Tiere haben, warum nicht auch Papageien, wenn die Auflagen erfüllt werden?


    Diese ausgreifenden Argumente sind notwendig um weitblickend und gerecht zu urteilen. Wer Papageien einzeln im Bauer hält, womöglich als Spielzeug, Fetisch, Prestigeobjekt oder sonst was, dem kann man ganz schön Auflagen auferlegen und wenn er diese nicht erfüllen will, ist die Haltung zu untersagen. Wer jedoch Platz und Kapazitäten bereit ist herzurichten, die Zeit aufbringt für die Pflege einer ganzen Gruppe und deren Beschäftigung mit anregenden Spielen o.Ä., das Geld für den Verbrauch an Pflanzen etc. und schließlich einer tierärztlichen Betreuung, warum soll dieser keine Papageien halten dürfen? Natürlich gibt es darüber nur wenig Bekanntes. Diese Menschen machen wenig Aufsehen im Gegensatz zu den Abschreckungsbeispielen.


    Ich hatte bei mir einmal einen Amtstierarzt zu Besuch, als es um die Zuchterlaubnis ging, die man braucht um Sittiche zu vermehren. Er begutachtete meine Anlage, ich berichtete meine Intentionen und er war hellauf begeistert. Nun, Ihr würdet mich als Tierquäler bezeichnen und mir die Haltung der Schönsittiche verbieten. Das sind Papageien, die ebensolche Bedürfnisse haben wie Graupapageien z.B. Sie wollen fliegen und allerlei mehr. Das können sie tun. Ihre Größe ist halbwegs kompatibel mit meiner Voliere. Dennoch suche ich nach einer Möglichkeit, es ihnen noch großzügiger zu machen. Sie lieben es im Dickicht zu schlafen, auf dem Boden herum zu laufen und Kräuter zu knabbern, zu baden oder sich einfach mal vor der Heizung aufzuwärmen. Sie genießen die Sonne wie den Regen, streiten und balgen sich um dann wieder gemeinsam im Schatten zu ruhen. Sie erleben Sperberangriffe ohne tatsächlich gegriffen zu werden und sie sammeln Blattläuse vom Bambus ab. Sie haben mehr, als ein kleiner Papagei eben erleben mag außer eben eine kilometer lange Flugstrecke. Aber sie können Schwung nehmen und sie können sich im Geschicklichkeitsfliegen üben. Dennoch stimmt nach Eurer Meinung nichts an meiner Haltung und diese Vögel gehören nicht hierher, ihre Haltung muss verboten werden. Und ich sage, NEIN! Mein Beispiel kann man zum Vorbild nehmen.


    Und meine Haltung ist eben nicht eine Ausnahme. Es kann auch noch viel größer und besser sein, aber auch eine kleinere Lösung ist möglich, wenn die Bedürfnisse der Tiere befriedigt werden. Daran arbeiten einige seriöse Menschen (z.B. beim BNA), an Standards, wie Tierhaltung aussehen soll, damit es für Tier und Mensch eine Freude, zumindest aber zufriedenstellend ist. Alles andere ist für mich Ideologie und Bevormundung. Tierhaltung soll an Bedingungen geknüpft aber nicht pauschal verboten werden. Wer die Bedingungen nicht erfüllen will oder kann, soll halt verzichten. Wer gegen Mindeststandards verstößt, wird enteignet oder sonst wie bestraft, das Tierschutzgesetz gilt bereits jetzt. An Standards muss noch gearbeitet werden.


    Um noch schließlich auf das Eingangspost einzugehen. Es gibt den Verband der Waldvogelpfleger. Die Mitglieder dieses Vereins hält die hier heimischen Wildvögel. u.A. Finken, Stare, Eulen etc. Die Haltung dieser Vögel ist an strenge Auflagen gebunden. Naturentnahmen sind nicht gestattet (außer mit behördlicher Ausnahme, die nur sehr restriktiv vergeben wird), die Vermehrung dagegen schon. Es gibt Halter, die seit Jahrzehnten schon Blauracken erfolgreich vermehren und sich an Wiederausbürgerungsprogrammen beteiligen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden. Es gibt Privathalter von seltenen Fasanen, deren Zucht ein Aussterben verhindern soll und zur Sicherung der Unterartenreinheit dient mit genetischer Diagnose und deren Nachkommen ebenfalls z.B. in Vietnam wieder ausgebürgert werden sollen. Es gibt Halter, denen es gelingt, Rotschnabeltokos zu vermehren. Keines dieser Vögel ist im geringsten weniger anspruchsvoll als Papageien. Doch das Bewusstsein ist ein Anderes. Mit diesem Bewusstsein werden aber auch Papageien gehalten, vermehrt und gepflegt. Es geht genau um diese Menschen, die ich hiermit wortreich verteidige!


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    Alex


    Die Argumente sind angesichts zahlreicher Problemfälle verständlich, aus Hinsicht ebenfalls zahlreicher, ignorierter Gegenbeispiele einseitig und in Hinsicht auf meine Einwände und Lösungsvorschläge hin übertrieben.


    Wenn man Papageienhaltung gleichsetzt mit Tierhaltung allgemein (alle Tiere sind Wildtiere und können auch ohne Menschen leben), so ist Tierhaltung insgesamt zu verdammen. Solche Radikalansichten entbehren einen gewissen Realitätsbezug. Ich will nicht leugnen und auch nicht schönreden, dass Tiere viel zu ertragen haben unter unsachgemäßer Behandlung. Diese zu korrigieren ist mein Anliegen, nicht aber ein Radikalverbot.


    Diese Aufopferungsrolle halte ich für scheinheilig, stellt sie doch das Tier über den Mensch, anstatt eine Koexistenz anzuerkennen. Warum opfert man sich für alte, kranke ... Papageien auf anstatt für ebensolche Menschen? Stattdessen greift man andere Menschen pauschal an aus Besserwisserei! Warum Papageien? Weil man Papageien haben will und sein Gewissen beruhigen oder Beweihräucherung bei Gleichgesinnten erheischen will. Das ist ein ganz hartes Urteil, dem sich die Tierethik-Moralapostel gefallen lassen müssen.


    Papageienhaltung ist möglich auch ohne Quälerei und auch im gedeihlichen Miteinander von Mensch und Tier. Der Wunsch mit Papageien zu leben ist legitim und solche Halter, die es verstehen eine adäquate Umgebung und Fürsorge zu gewährleisten, erleiden durch romantische Ideologien ungerechte Anfeindung. Die Standards sind zu ermitteln, nicht eine Generalbevormundung.


    LG



    Darauf liefe es hinaus. Sachkundenachweis und Nachweis auf wesensgemäße Unterbringung. Kein Bauer, keine Rundumgitter, keine Tristesse mit hier ein Sitzholz und da eine Schaukel. Urwald muss das sein. Das ist doch sowieso viel schöner! Eine Flugbahn, wo die Vögel auch mal das Vergnügen mit Geschwindigkeit haben. Das zu beobachten ist doch tausend mal mehr Freude, als ein dämliches "hallo Quatschkopf"


    Ich kann mich gut daran erinnern, als ich genau solche Visionen hier verfolgte, dass Murren aufkam, so was wäre ja nicht bezahlbar oder soviel Platz habe man ja gar nicht.


    Ja dann soll man eben keine Papageien halten! Auch hier werden ja Pfründe verteidigt. Ich habe die Einsicht gewonnen und halte keine Großpapageien mehr. Für Kleinpapageien wie die Schönsittiche kann ich die Anforderungen erfüllen. So, wie Du es mit Deinen Amas machst, finde ich akzeptabel. Und das ist auch bezahlbar. Du hast den Urwald auf dem Balkon und die Paare haben ihren Rückzugsraum, den sie als solchen auch annehmen und schätzen. Du kannst mit ihnen in Kontakt treten und sie haben die Möglichkeit zu sagen: "Heute keine Lust." Sicherlich hast Du auch noch tolerante Nachbarn. Die Einschränkung kommt bei manchen noch dazu.


    Wenn Halter mit diesen Vorstellungen auch einmal eine Brut zulassen, dann wäre für gleichgesinnte Papageienfreunde auch mal das Verfügen gegönnt, sich mit diesen Tieren zu befassen und Importe von Wildfängen wären völlig überflüssig.


    Hallo Heidrun,


    habe ich Dich überrascht? Zweifelst Du an meinen Aussagen? Dann hast Du recht. Die Ironie dieser maßlosen Übertreibung ist schon darin zu erkennen, dass die Tierliebe mit Menschenhass verknüpft ist. Das ist die Argumentationsweise der radikalen Tierschützer, die sich aber nie wirklich eingehend mit Tieren befasst haben. Gleichzeitig sind sie offenbar selber von ihren Mitmenschen derart enttäuscht und frustriert, dass sich ihre Argumente gegen die gesamte Tierhalterschaft richtet.


    Ich habe mich sehr ausgiebig mit allerlei Tieren befasst. Ich habe das Wesen im Tier erkannt und habe in vielerlei philosophischen Ausrichtungen unser Verhältnis zu den Tieren untersucht. Tatsächlich sind die Menschen grausam und desinteressiert an dem Tier an sich. Alles hat sich der Zweckdienlichkeit zu unterwerfen. Das finde ich ebenfalls verwerflich. Aber ich bin nicht der Ansicht, dass man Tiere grundsätzlich nicht halten kann, ich bin nicht der Ansicht, dass Tiere grundsätzlich Schaden nehmen daran, dass der Mensch sie in ihre Obhut nimmt, wenn dabei bestimmte Grundsätze befolgt werden und wenn das mit einer bestimmten Haltung geschieht. Erstens darf man Tiere nutzen, das ist einfach in der Natur begründet. Der Mensch hat die Fähigkeit zu urteilen. Also soll er das Tier nutzen mit einer Haltung von Dankbarkeit und Demut gegenüber seines Soseins, seiner bloßen Existenz. Wenn das Tier seine Existenz aufopfert für uns, so dürfen wir keinerlei Gefühl von Überheblichkeit oder Überlegenheit empfinden. Einfach nur Demut und Dankbarkeit. Wenn wir ein Tier als Lebensgefährte betreuen, dann dürfen wir ihm gegenüber keine menschlichen Maßstäbe ansetzen. Liebe zum Tier schließt eine gewisse Sachlichkeit nicht aus. Wir müssen lernen, das Tier zu lieben als eine Gesamtwesenheit, eine Tierheit. Und diese ist ein Produkt der Evolution in einem ökologischen Gesamtzusammenhang. Wenn wir das Tier aus diesem Zusammenhang entfernen, dann befreien wir es von gewissen vorgegebenen Zwängen, sollten es aber nicht mit wesensfremden Umgebungen oder Verhaltensweisen stressen. Dann ist eine Tierhaltung auch für Papageien kein Problem. Das heißt: Papageien können gehalten werden, wenn wir sie als solche respektieren, ihnen einen passenden Lebensraum bieten und seine natürlichen Bedürfnisse erfüllen. Nahrungsmangel und Feinddruck sowie zig Kilometer Flug am Tag sind ebenso Stress, der die Tiere schwächen kann wie Einzelhaft in einem Bauer. Das Problem bei dieser Angelegenheit ist, dass ausgerechnet Papageienhalter die Wesenheit des Papageien nicht erkennen und respektieren wollen (von einigen Ausnahmen mal abgesehen, Du und Jens z.B.). Bei anderen Vögeln wiederum sehe ich da geringere Probleme. Wir wissen ja, welche Rolle der Papagei beim Unbedarften zu spielen hat. Das darf man ablehnen. Eine Haltung in umfangreichen und gut strukturierten Volieren und die Kontaktaufnahme mit einem der intelligentesten Tiere ist nicht verwerflich sondern eher bewundernswert. Für beide Seiten.


    Das ist meine in Selbstzucht erworbene Erkenntnis. An der halte ich auch fest. Wir können nicht ignorieren und auch nicht verdammen, dass wir Menschen so sind wie wir sind. Wir müssen Erkenntnisse sammeln und diese Erkenntnisse in logische Handlungsweisen münden lassen. Das ist Kultur und Tierhaltung ist ein Teil davon.


    Liebe Grüße, Alex

    Papageien zu halten ist so schlimm wie Kinder zu misshandeln, ganz egal wie groß eine Voliere ist. Ein Halter kann gar nicht liebevoll genug sein und misshandelt seine "Lieblinge" aufs grausamste! Ihnen gehört der Himmel unter der tropischen Sonne. Papageienhaltung muss verboten werden.



    Hunde und Katzen zu halten muss auch verboten werden, die sind Fleischfresser. Wie viele Singvögel werden allein von unbeaufsichtigten Katzen getötet. Es ist doch schon schlimm genug, dass die Welt von grausamen Fleischfressern wie Marder oder Tiger bevölkert wird. Am besten, man würde die ausrotten.


    Wie schön wäre es doch, wenn alle Menschen in Harmonie mit der Natur lebten, mit den Blumen und Bäumen, den Bienen und Schmetterlingen. Natürlich ist es zu verbieten, den Bienen ihren Honig zu stehlen. Der Mensch ist so brutal. Es wäre für die Erde besser, er wäre gar nicht da. Da es aber Menschen gibt, muss man ihnen beibringen, wie er sich richtig zu verhalten hat; zur Not mit Gewalt.


    Aber auch Pflanzen haben Empfindungen, das wurde schon vielfach bewiesen. Wie können wir Menschen nur so grausam sein, Pflanzen zu quälen und zu töten. Viele Pflanzen fristen ein trostloses und leidvollen Dasein auf Fensterbänken und in Blumentöpfen. Wie sehr sehnen sie sich nach der frischen Erde und kühlem Regen. Auf den Feldern werden sie brutal abgehackt und zerrissen um nur das zu nehmen, was einem gefällt. Der Rest wird achtlos weggeworfen. Man darf nur solche Teile nehmen, die die Pflanzen freiwillig für uns herstellen, also Früchte. Aber die Samen darf man natürlich nicht zerstören, denn die sind ja die Kinder der Pflanzen.


    Das alles zeigt doch, wie brutal und gefühlskalt die Menschen sind, wie animalisch und egoistisch. Die Gefangennahme von Vögeln setzt doch allem Verwerflichen die Krone auf. Gut, dass es PETA gibt. Die tun wenigstens was.

    Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Wenn jede Vogelhaltung Qualhaltung ist, dann ist jegliche Tierhaltung Qualhaltung und auch die Unterbringung von Menschen, wie allgemein üblich, ist Qual. Kindererziehung und Schule ist, wie allgemein üblich praktiziert, Qual. Nur deswegen gibt es so viele Neurosen, Psychosen und Suizide. Nur deswegen gibt es so viel Gewalt und Krieg.


    Ich bin für ein Zurück zur Natur. Jeder Mensch benötigt mindestens einen Hektar Land für sich und seine Familie. Keine Haustierhaltung und auch keine Jagd, denn das ist ja auch Gewalt gegen Tiere. Alle Menschen müssen Veganer werden, damit kein Tier mehr leiden muss. Keine Medizin mehr mit Tierversuchen. Beim Spazieren gehen keine Tiere mehr zertreten, sie sind schließlich auch leidensfähig.

    Dafür aber das:



    Pestizid: Tester finden Glyphosat in beliebten Biermarken


    Das Pestizid Glyphosat steht unter Krebsverdacht. Nun hat das Umweltinstitut München den Unkrautvernichter in den 14 meistverkauften deutschen Biersorten nachgewiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht keine Gefahr.


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    DPA
    Bierausschank in München: Belastung im Getreideanbau
    Das umstrittene Pestizid Glyphosat lässt sich auch in deutschem Bier nachweisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Umweltinstituts München, für welche die 14 Biermarken mit dem höchsten Absatz in Deutschland untersucht wurden. In allen Fälle stießen die Tester dabei auf Glyphosat. Das Umweltinstitut ist ein Verein, der sich für Ziele wie den Atomausstieg, gentechnikfreies Essen, eine nachhaltige Energiewende und den ökologischen Landbau einsetzt.


    Die höchste Belastung gab es laut Umweltinstitut bei Bier der Marke Hasseröder, in der sich 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter nachweisen ließ. Die niedrigste Belastung wies mit 0,46 Mikrogramm die Marke Augustiner Helles auf. Auch diese Menge liegt aber noch deutlich über dem Trinkwassergrenzwert, der für einzelne Pflanzenschutzmittel bei 0,1 Mikrogramm liegt. Für Bier gibt es keinen Grenzwert.
    Über den weiteren Einsatz des vom US-Konzern Monsanto Chart zeigenvermarkteten Wirkstoffs wird derzeit heftig debattiert. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat im vergangenen Jahr als potenziell krebserregend eingestuft.


    Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa kam dagegen zum Schluss, es sei "unwahrscheinlich, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt". Diese Entscheidung wurde von Forschern als "wissenschaftlich unakzeptabel" kritisiert. Die Zulassung in der EU läuft im Sommer aus, die EU-Kommission muss über eine neue Genehmigung des Unkrautvernichters entscheiden.


    Ins Bier könnte Glyphosat dem Umweltinstitut zufolge durch verwendeten Hopfen sowie Getreide gelangt sein. Vor allem im konventionellen Getreideanbau sei "der Einsatz von Glyphosat in großen Mengen an der Tagesordnung". Sowohl Hopfen als auch Weizen und Gerste ließen sich aber auch ohne das Pestizid anbauen. Nun müssten die Brauereien prüfen, "wie Glyphosat in das Bier gelangen konnte und in Zukunft sicherstellen, dass ihre Produkte frei von Pestizidrückständen sind".


    Wer trinkt 1000 Liter Bier am Tag?


    Die untersuchten Biere wurden im Dezember 2015 und Januar 2016 in Supermärkten gekauft. Da es sich um eine vergleichsweise kleine Probenzahl handelt, erlauben die Testergebnisse dem Umweltinstitut zufolge keine generelle Ausage über die Belastung einer bestimmten Marke.


    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei. Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen, teilte das BfR auf Anfrage mit. "Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken."
    Das Umweltinstitut hatte zunächst mit der sogenannten Elisa-Methode messen lassen, die zwar bei niedrigen Werten anspricht, aber nicht unumstritten ist. Die drei Biere mit Werten ab 20 Mikrogramm pro Liter waren mit der weniger sensiblen LC-MS/MS-Methode gegengecheckt worden, die Werte bestätigten sich.


    Mit der Elisa-Methode gemessene und dann mit der LC-MS/MS-Methode bestätigte höhere Werte können als nachgewiesen gewertet werden, sagte Marike Kolossa, Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung im Umweltbundesamt. Sie berichtete auch, dass bei Studien mit Studenten in den vergangenen 15 Jahren die Belastung mit Glyphosat im Urin gestiegen ist.


    http://www.spiegel.de/wirtscha…chgewiesen-a-1079169.html