Bevor das in einen Grabenkampf ausartet, wiederhole ich meine Aussage, dass ich nicht leugnen will, dass es viel Grausames gibt gegen Tiere wie gegen Menschen. Es gibt Ignoranten und Fetischisten, verächtliche Händler und hunderte von Illusionen. Um die zu retten geht es mir nicht. Auch will ich die aufopferungsvolle Annahme dieser Schicksale durch idealistische Tierfreunde nicht anzweifeln. Unter diesen gibt es aber auch schwarze Schafe wie überall. Mir geht es aber vor allem darum, bei all den Schauergeschichten nicht zu leugnen, dass es eben auch zahlreiche andere Beispiele gibt, die hier völlig ignoriert werden. Und ich habe zwei Bekannte herausgehoben, um das zu belegen, dass Papageienhaltung durchaus nicht grundsätzlich Tierquälerei ist, wie behauptet wird. Oder wollen sich Heidrun oder Jens als grausame Tierquäler bezeichnen? Wie sehr leiden deren Papageien wirklich? Welches Leid leiden sie? Und wenn schon beflissentlich und unsachlich die Geschichten mit den Orangs mit aufgeführt werden: Was ist mit jenen, die völlig zufrieden in der Hängematte eines großen Zoogeheges liegen um sich nach Belieben bald einem der ständig wechselnden Spielangebote durch ihre sehr bemühten Tierpfleger hinzugeben? Natürlich können wir mehr tun für die Tiere und immer besser in allen unseren Bemühungen werden. Und natürlich müssen wir dem Missbrauch möglichst bald einen Riegel vorschieben. Sowenig wie eine Amazone zum sprechenden Clown herhalten soll, darf der Kanarienvogel Tag für Tag einsam im kleinen Bauer auf der Fensterbank vor sich hin singen in der Hoffnung, dass er vielleicht doch einmal einen Artgenossen trifft, oder der Schäferhund in der Etagenwohnung Kindersatz als Opfer der Affenliebe und gleichzeitiger Herrschsucht völlig verpeilter Erziehungsmethoden herhalten, etc. Tierelend macht nicht Halt vor Papageien und diese sind nicht die einzigen Tiere, die es zu retten gilt.
Jens hat einmal gesagt, man kann einen Papagei ebenso wenig im Wohnzimmer halten, wie man einen Elefanten im Vorgarten halten kann. Dem ist nichts hinzuzufügen. Das heißt aber nicht, dass man Papageien oder Elefanten nicht halten kann ohne dass sie darunter schmerzlich leiden müssten. Allerdings macht der Elefant allein aufgrund seiner Größe ein wenig mehr Probleme.
Ich bin sehr wohl im Bilde über die Misshandlungen und den Missbrauch der Tiere. Hunde, Katzen, Wellensittiche, Kanarienvögel, Goldfische, Koi, Pferde, Schafe, Kühe, Schweine ... Papageien. Gleichgültigkeit und Sadismus geben sich die Klinke in die Hand. Papageienhalter wiederum sind oftmals überfordert oder enttäuscht. Man kann ihnen helfen. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied beim Tierhilfswerk und bin über vieles informiert. Dazu auch NABU und BUND.
Ich kenne aber auch die Gegenbeispiele, an denen wir uns orientieren sollten. Die kenne ich durch ESTRILDA, GTO, BNA, ILSD, GAV wo ich überall aktives Mitglied bin. Ich lese die GW und WP (die manche alte Klischees bedient, aber auf ihre Art einen Wandel herbeizuführen versucht).
Wenn manche Eltern ihre Kinder misshandeln, können wir ebenso wenig fordern, dass alle Kinder in Heime gebracht werden müssen, um sie vor ihren Eltern zu schützen. Wir können ihre Rechte versuchen zu schützen, so gut es geht, die Welt retten tun wir aber nicht mit einem Kinderpflegeverbot. Dagegen können wir das Interesse bei Kindern an den Dingen der Natur fördern, wenn wir ihnen erlauben sich mit einem Tier ihrer Wahl zu befassen. Das heißt ja nicht, dass es sich das Tier anschaffen muss. Wenn es aber nun n der Nachbarschaft einen gewissenhaften Papageienhalter gibt, warum soll es das Kind nicht erleben dürfen? Und wenn die Eltern selber gerne Tiere haben, warum nicht auch Papageien, wenn die Auflagen erfüllt werden?
Diese ausgreifenden Argumente sind notwendig um weitblickend und gerecht zu urteilen. Wer Papageien einzeln im Bauer hält, womöglich als Spielzeug, Fetisch, Prestigeobjekt oder sonst was, dem kann man ganz schön Auflagen auferlegen und wenn er diese nicht erfüllen will, ist die Haltung zu untersagen. Wer jedoch Platz und Kapazitäten bereit ist herzurichten, die Zeit aufbringt für die Pflege einer ganzen Gruppe und deren Beschäftigung mit anregenden Spielen o.Ä., das Geld für den Verbrauch an Pflanzen etc. und schließlich einer tierärztlichen Betreuung, warum soll dieser keine Papageien halten dürfen? Natürlich gibt es darüber nur wenig Bekanntes. Diese Menschen machen wenig Aufsehen im Gegensatz zu den Abschreckungsbeispielen.
Ich hatte bei mir einmal einen Amtstierarzt zu Besuch, als es um die Zuchterlaubnis ging, die man braucht um Sittiche zu vermehren. Er begutachtete meine Anlage, ich berichtete meine Intentionen und er war hellauf begeistert. Nun, Ihr würdet mich als Tierquäler bezeichnen und mir die Haltung der Schönsittiche verbieten. Das sind Papageien, die ebensolche Bedürfnisse haben wie Graupapageien z.B. Sie wollen fliegen und allerlei mehr. Das können sie tun. Ihre Größe ist halbwegs kompatibel mit meiner Voliere. Dennoch suche ich nach einer Möglichkeit, es ihnen noch großzügiger zu machen. Sie lieben es im Dickicht zu schlafen, auf dem Boden herum zu laufen und Kräuter zu knabbern, zu baden oder sich einfach mal vor der Heizung aufzuwärmen. Sie genießen die Sonne wie den Regen, streiten und balgen sich um dann wieder gemeinsam im Schatten zu ruhen. Sie erleben Sperberangriffe ohne tatsächlich gegriffen zu werden und sie sammeln Blattläuse vom Bambus ab. Sie haben mehr, als ein kleiner Papagei eben erleben mag außer eben eine kilometer lange Flugstrecke. Aber sie können Schwung nehmen und sie können sich im Geschicklichkeitsfliegen üben. Dennoch stimmt nach Eurer Meinung nichts an meiner Haltung und diese Vögel gehören nicht hierher, ihre Haltung muss verboten werden. Und ich sage, NEIN! Mein Beispiel kann man zum Vorbild nehmen.
Und meine Haltung ist eben nicht eine Ausnahme. Es kann auch noch viel größer und besser sein, aber auch eine kleinere Lösung ist möglich, wenn die Bedürfnisse der Tiere befriedigt werden. Daran arbeiten einige seriöse Menschen (z.B. beim BNA), an Standards, wie Tierhaltung aussehen soll, damit es für Tier und Mensch eine Freude, zumindest aber zufriedenstellend ist. Alles andere ist für mich Ideologie und Bevormundung. Tierhaltung soll an Bedingungen geknüpft aber nicht pauschal verboten werden. Wer die Bedingungen nicht erfüllen will oder kann, soll halt verzichten. Wer gegen Mindeststandards verstößt, wird enteignet oder sonst wie bestraft, das Tierschutzgesetz gilt bereits jetzt. An Standards muss noch gearbeitet werden.
Um noch schließlich auf das Eingangspost einzugehen. Es gibt den Verband der Waldvogelpfleger. Die Mitglieder dieses Vereins hält die hier heimischen Wildvögel. u.A. Finken, Stare, Eulen etc. Die Haltung dieser Vögel ist an strenge Auflagen gebunden. Naturentnahmen sind nicht gestattet (außer mit behördlicher Ausnahme, die nur sehr restriktiv vergeben wird), die Vermehrung dagegen schon. Es gibt Halter, die seit Jahrzehnten schon Blauracken erfolgreich vermehren und sich an Wiederausbürgerungsprogrammen beteiligen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden. Es gibt Privathalter von seltenen Fasanen, deren Zucht ein Aussterben verhindern soll und zur Sicherung der Unterartenreinheit dient mit genetischer Diagnose und deren Nachkommen ebenfalls z.B. in Vietnam wieder ausgebürgert werden sollen. Es gibt Halter, denen es gelingt, Rotschnabeltokos zu vermehren. Keines dieser Vögel ist im geringsten weniger anspruchsvoll als Papageien. Doch das Bewusstsein ist ein Anderes. Mit diesem Bewusstsein werden aber auch Papageien gehalten, vermehrt und gepflegt. Es geht genau um diese Menschen, die ich hiermit wortreich verteidige!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Alex