Graupapagei rupft , bitte um Ratschläge ( abgetrenntes Thema von Shalom )

  • Naja Claudia, Jens hat ja geschrieben kaum einer
    Du erlebst in den VF ja selbst ständig wie sehr sich die Leute informieren.
    Und vergiiß heute Abend nicht die Pops und Fruitloops für deine Vögel 8o, schließlich ist der Vogel schon 20 Jahre alt und lebt immer noch.

  • Hallo,


    ich wurde mit dem Thema Rupfen auch vor nicht allzulanger Zeit konfrontiert, es handelt sich um einen verhaltensgestörten einjährigen Nymphensittich. Eine Abgabe, weil er sich mit der Katze nicht verstand. Ich habe ihn in meine Gruppe erfolgreich integrieren können und kann nur hoffen, daß er irgendwann mal damit aufhört.


    Ich lese hier aufmerksam mit, kann aber nicht sehr viel zu dem Thema beitragen, weil mir diesbezüglich wirklich die Erfahrung fehlt.


    Ich hoffe von ganzem Herzen, daß keiner meiner Vögel irgendwann mal mit dem Rupfen anfängt - ehrlich gesagt habe ich wirklich Angst davor :( . Ich finde gut, daß man offen darüber spricht.

  • Und vergiiß heute Abend nicht die Pops und Fruitloops für deine Vöge

    Hallo Wolfgang,
    ist es nicht unglaublich, was da gerade im anderen Forum abgeht? Das ist aber nicht das einzige Thema, worüber ich nur noch den Kopf schütteln kann (20 Jahre alter Graupapagei....) ist das Gleiche vom Inhalt her. Da kann ich so manch einen User hier verstehen, der sagt, das ist da alles nur Hausfrauen.......blabla.....


    LG und bis bald zu diesem Thema

  • Im Rahmen einer Recherche zu einem eigentlich ganz anderen Thema ist uns eine als seriös einzustufende Arbeit von Linda Vogelnest (die heißt wirklich so) zu den Ursachen des Federrupfens bei Papageien, möglichen Ursachen und Therapien ins Auge gefallen, deren inhaltliche Aussagen uns in einigen Punkten bemerkenswert scheinen. Die Arbeit wurde an der Universität Sydney (Australien) / Veterinary Centers Camden & Sydney / erstellt. Neben den allgemein weitestgehend bekannten physischen Ursachen folgt eine Abhandlung möglicher psychischer Ursachen (Alleinhaltung, Überforderung, sexuelle und sonstige Frustration, reizarme Umgebung etc.). Was ich allerdings zum ersten Mal las, ist die Feststellung, daß bei den allgemein vom Federrupfen nicht so sehr betroffenen Amazonen eine genetische Komponente (mit)verantwortlich gemacht wird ("A genetic component to feather picking in Amazon parrots (...)".)


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Supi, Heidrun, ist ja interessant der Artikel,den werde ich mir mal sofort ausdrucken und in Ruhe lesen. Das Buch "Graupapageienverhalten verstehen" ist gestern angekommen, nun ist erst einmal reichlich Lektüre angesagt. Beschreibungen der einzelnen Fachbegriffe sind ja schon im Anhang erklärt, dennoch werde ich sicherlich noch ein paar Fachausdrücke nicht verstehen. Dazu melde ich mich aber dann, wenn es soweit ist.


    LG und DANKE


    Claudia

  • Hallo zusammen,
    ich habe heute ein langes Telefonat mit dem ehemaligen Besitzer von Jacko geführt. Es ging eigentlich um die Suche nach der Schwester von Jacko (da bin ich im Moment auch dran). Was er mir aber auch in dem Gespräch erzählt hat, ist Folgendes:
    Die Eier (also von Jacko und seiner Schwester) sind im Brutkasten ausgebrütet worden und vom Tag des Schlüpfens an, wurden sie per Hand aufgezogen. Der Erstbesitzer konnte mir nicht sagen, ob sie zusammen aufgezogen wurden oder getrennt und natürlich auch nicht, ob zu den Eltern oder anderen Papageien in dieser Zeit - zumindest - ein Sichtkontakt bestanden hat. Ich habe gelesen, dass es für die Prägung von jungen Papageien, die mit der Hand groß gezogen werden, äußerst wichtig ist, zumindest Sichtkontakt zu den Artgenossen zu haben, weil sie nur so von den anderen lernen können. Was passiert nun mit einem Vogel, der Vögel seit seiner Geburt an überhaupt nicht kennen gelernt und noch viel weniger deren Verhalten erlernen konnte. Ist das vielleicht der Ursprung auch des Rupfens, weil diese Tiere tatsächlich mit ihren Arrgenossen ja überhaupt nichts anfangen können. Sicher, Ihr habt geschrieben, dass man eine Prägung nur bedingt umändern kann. Aber was ist, wenn es tatsächlich so ist, dass dieser Vogel denkt, er ist überhapt kein Vogel. Hat er überhaupt nur annähernd eine Chance, sich in gewisser Weise so "umprägen" zu lassen, um in einer Gruppe zu leben?
    LG Claudia

  • claudia,
    lass es mich kurz und bündig sagen. der vogel hat eine reele chance, wenn du es willst.. allerdings braucht er vieleicht ein paar jahre und nicht ein paar wochen oder monate...vieleicht solange wie er einzeltier war und als mensch gehalten wurde..


    lg. Irmgard

  • Hallo Claudia,

    Was passiert nun mit einem Vogel, der Vögel seit seiner Geburt an überhaupt nicht kennen gelernt und noch viel weniger deren Verhalten erlernen konnte. Ist das vielleicht der Ursprung auch des Rupfens, weil diese Tiere tatsächlich mit ihren Arrgenossen ja überhaupt nichts anfangen können. Sicher, Ihr habt geschrieben, dass man eine Prägung nur bedingt umändern kann. Aber was ist, wenn es tatsächlich so ist, dass dieser Vogel denkt, er ist überhapt kein Vogel. Hat er überhaupt nur annähernd eine Chance, sich in gewisser Weise so "umprägen" zu lassen, um in einer Gruppe zu leben?

    Ich steh zwar noch am Anfang von einer halbwegs ordentlichen Haltung und kann nur meine bisherigen Erlebnisse schildern.
    Die Chance einer Umprägung gibt es. Ich habe so eine ab Ei Aufzucht ohne Artgenossen. Diese hab ich übernommen als sie 8 Monate alt war, sie war ein kleines Menschlein. Sie kommt gut in der Gruppe zurecht, dennoch hat sie Rupfphasen.
    Morgen früh schreib ich weiter, muss jetzt arbeiten gehen.

  • Zur Prägung


    Die sensibelste Prägungsphase eines Jungvogels ist die Nestlingszeit und die sich daran schließende Juvenilphase (juvenil = jugendlich). Die Lernvorgänge der sog. "Prägung" sind nicht reversibel (also später nicht mehr umkehrbar) und bleiben für immer festgelegt. So "verankert" der während einer Naturbrut bestehende ständige Kontakt mit den Elternvögeln beispielsweise die sexuelle Prägung auf die eigene Art als ausschließliches Objekt späterer Triebhandlungen. Steht (bei Handaufzuchten) nur der Mensch als "Elternteil" zur Verfügung, erfolgt die sexuelle Prägung auf den (artfremden) Mensch. Selbst dann, wenn späterhin einem handaufgezogenen Einzelvogel ein artgleicher Partner zugesellt wird, wird sich an der Fixierung auf den Mensch als Sexualpartner (mit allen negativen Folgeerscheinungen) nichts ändern.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • "Prägung


    In der Ethologie (Verhaltensforschung) und Tierpsychologie ein Anpassungsvorgang, der angeborene Verhaltensmuster (angeborene auslösende Mechanismen) mit dem Einfluß von umweltbezogenen Lernprozessen verbindet. So entsteht etwa bei Entenküken die Mutterbindung (= Mutterprägung) dadurch, daß sie während einer kurzen kritischen Phase nach dem Schlüpfen dem ersten beweglichen Objekt, das sie wahrnehmen, folgen, als wäre es ihre Mutter. Es handelt sich dabei um das Ausfüllen einer Leerstelle im Ablauf von Instinkthandlungen, d. h. um das umweltbezogene Einprägen des Objekts gegenüber den übrigen angeborenen, auf einen Artgenossen gemünzten Triebhandlungen. Die Prägung des Jungtiers (z. B. des Entenkükens auf das Muttertier, bei künstlich ausgebrüteten Enten auch auf den zuerst erblickten menschlichen Pfleger) ist starr und nicht auslöschbar (irreversibel). (...) In der Verhaltensentwicklung unterscheidet man heute eine kritische, empfindliche und optimale Periode der Entwicklung von stabilen Verhaltensmustern im Sinne der Prägung. Kritische Perioden sind sehr kurze Zeiträume (...), die in etwa der kritischen Phase im Tierreich entsprechen. Empfindliche Perioden sind Zeiträume, während deren ein Organismus gegenüber bestimmten Reizen extrem empfindlich reagiert und daraufhin angeborene Reaktionen ausführt. (...)"


    Quelle


    Gruß
    Heidrun

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  • (...) Was passiert nun mit einem Vogel, der Vögel seit seiner Geburt an überhaupt nicht kennen gelernt und noch viel weniger deren Verhalten erlernen konnte. Ist das vielleicht der Ursprung auch des Rupfens, weil diese Tiere tatsächlich mit ihren Arrgenossen ja überhaupt nichts anfangen können. (...)


    Deutscher Auszug aus der veterinär-medizinischen Dissertation: "Der Einfluss der Aufzuchtmethode auf das Verhalten von erwachsenen Graupapageien"


    Federrupfen: (...) Das Federrupfen wird daneben oft bei handaufgezogenen Tieren durch Fehlprägung wegen sozialer und sexueller Frustration ausgelöst.


    Die Papageien können ihre Federn auf verschiedene Art und Weise rupfen. (...) Interessant ist, dass die handaufgezogenen Vögel in der Regel ihre Federn zerfrassen und dass die anderen Papageien ihre Federn öfter ausrissen. Auch wenn die Aufzuchtmethode anscheinend einen Einfluss über die Weise hat, wie die Graupapageien ihre Federn rupfen, spielen wahrscheinlich noch andere Umweltfaktoren (z. B. Luftfeuchtigkeit) eine ausschlaggebende Rolle. (...)"


    Schmid, R. (2004): The influence of the breeding-method on the behaviour of adult African grey parrots, Inaugural-Dissertation, Vetsuisse-Fekultät, Institut für Genetik, Ernährung und Haltung von Haustieren, Universität Bern, 101


    Gruß
    Heidrun




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  • Noch ein paar Schlußbetrachtungen aus vorgenannter Dissertation:


    "Die frühen Erlebnisse und die Sozialisierung der Graupapageien haben einen eindeutigen Einfluss auf das spätere Verhalten der Tiere. Die frühen Sozial-Interaktionen sind entscheidend für die Entwicklung eines normalen Verhaltens bei Graupapageien. Es muss daher grosses Gewicht auf die Herkunft und die Aufzuchtmethode der Tiere gelegt werden. Problemtiere bleiben, trotz Bemühungen zu Verbesserungen, oft lebenslang schwierig zu halten. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Vergangenheit des Vogels zu beachten.


    Handaufgezogene Tiere neigen im Allgemeinen vermehrt dazu, im Verhalten problematisch zu werden. Einige Handaufzuchtmethoden haben dennoch weniger negative Konsequenzen auf das Verhalten von Graupapageien, wie die Löffel- oder Spritzenfütterung, ferner die Küken mindestens 5 Wochen bei den Eltern belassen und so wenig Kontakt wie möglich mit Menschen während der Handaufzucht gewähren. Die Kropfsondenfütterung bedeutet dagegen eine erhebliche Stressbelastung für das Tier und sollte vermieden werden."


    Gruß
    Heidrun



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  • das es wirklich papageien gibt, die ganz ohne kontakt mit der eigenen gattung haben, war mir so auch nicht bewusst...die beispiele das sogar menschen mit leichtflugzeugen in die luft müssen, und flugenten oder sogar störchen das fliegen beibringen müssen, ist dagegen schon geläufig..



    lg. Irmgard

  • Hallo Irmgard,


    vermutlich lebte bei mir solch eine Blaustirnamazone. Noch nie hatte ich solch eine hübsche Blaustirnamazone zu Gesicht bekommen, aber noch nie hatte ich vorher solch einen Verhaltenskrüppel erlebt. Mal sehen, vielleicht eröffne ich dazu mal ein neues Thema (denn hier gehört es nicht hin).


    Gruß
    Heidrun

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  • Hat er überhaupt nur annähernd eine Chance, sich in gewisser Weise so "umprägen" zu lassen, um in einer Gruppe zu leben?


    LG Claudia


    Heidrun,
    über diesen Gänse habe ich einen sehr interessanten Film gesehen, ihnen wurde dann mittels Flugzeug das Fliegen beigebracht,
    Ich fand das faszinierend, nur über die Konsequenzen habe ich damals natürlich noch nicht nachgedacht. Wir sieht das
    nun für so ein Tier in der Gruppe aus, hat er überhaupt eine Chance?
    LG

  • Hallo Claudi / Otto ;


    die Studie speziell von den Graupapageien kann ich Dir mal zukommen lassen wenn Bedarf besteht --------------ist eigentlich recht leicht zu verstehen .


    Wie es mit solchen Tiere aussieht ? In der Natur haben diese logischerweise geringe Chancen wie normal aufgezogene . Hierzu gab es schon einige Beiträge im TV .
    Ein Bsp. dafür sind HR Aras . Ihre Wiederaussiedlung war mit Opfern verbunden ( Menschengewohnheit , keine natürliche Scheu Prädatoren gegenüber )


    Bei euren wäre es trotzdem machbar den wieder in die Gruppe zu integrieren .


    Was ein Vogel ist weiß er so halbwegs , sonst hätte er auch kein Interesse an Mona . Zugewachsen ist er ausserdem schon mal , und der sah ja nun richtig schlimm anfangs aus .
    Ja , viele wissen nicht was sich hinter dem Begriff Kunstbrut verbirgt .


    MFG Jens

  • Hallo Claudia,


    (...) Wir sieht das nun für so ein Tier in der Gruppe aus, hat er überhaupt eine Chance?


    Deine Frage läßt sich natürlich nicht mit einem "Ja" oder einem "Nein" beantworten sondern eher mit der Begründung, daß es u. a. individuenabhängig ist. Doch Jens schrieb ja bereits speziell zu Deinem Grauen:


    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    (...)
    Bei euren wäre es trotzdem machbar den wieder in die Gruppe zu integrieren .
    Was ein Vogel ist weiß er so halbwegs , sonst hätte er auch kein Interesse an Mona . Zugewachsen ist er ausserdem schon mal , und der sah ja nun richtig schlimm anfangs aus .
    (...)


    Diesen "Jensschen" Aussagen kann ich mich nur anschließen. Allerdings, Claudia, wird DIR dabei SO EINIGES abverlangt werden. DU wirst Dich (im Sinne des Tieres) sehr zurücknehmen MÜSSEN, Du wirst Putzfrau und Kellnerin sein und das war`s. Mit und nach viel Geduld wird der Tag kommen, an dem Du beeindruckende papageiische Verhaltensweisen beobachten darfst, die Du an einem vermenschlichten Krummschnabel niemals hättest erleben können.


    Ich wünsche Dir die Entschlußkraft und das Durchhaltevermögen im Sinne "Deines" Vogels. Ich hab`s vor vielen Jahren geschafft - warum nicht auch DU?


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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