Nachzuchten in Gefangenschaftshaltung ------abgetrenntes Thema

  • Hallo Alex,


    ich muß mich den Aussagen von Dörnte und Jens anschließen. Erst wenn Du Dich mal für geraume Zeit näher mit der Halter- und Abgabeszene von Großpapageien befaßt hast, erst dann wirst Du erahnen, warum ich mich entschieden gegen Nachzuchten ausspreche. In diesem Zusammenhang kann ich es mir mal wieder nicht verkneifen, auf den an den inzwischen leider verstorbenen Michael Reynolds (WPT) geschickten und von ihm veröffentlichten Brief hinzuweisen.


    Gruß
    Heidrun





    DasWohlergehen als Heimtiere gehaltener Papageien und einige Hinweise zur Rettung von Papageien



    Von
    Michael Reynolds




    Aus dem Englischen von Franziska Vogel




    Die Auswilderung von Papageien in deren ursprüngliche Habitate, die Regenwaldgebiete, stößt zunehmend auf Probleme, weil die Habitate in ihrer ursprünglichen Ausdehnung kaum noch vorhanden sind, Rodungen die Wälder zerstören und Wilderer unter oft grausamen Begleitumständen die Bestände dezimieren und die gefangenen Tiere in alle Welt verschifft werden. Sobald im Zusammenhang mit Papageien monetäre Aspekte (Geld) eine Rolle spielen, werden stets Kompromisse und Zugeständnisse gemacht und die Papageien werden die Verlierer sein - und dies unabhängig davon, wie ambitioniert und wohlmeinend die Organisation, wie prominent die "Sammler", wie "besorgt" die Züchter sein mögen.


    Warum züchten wir sie? Um die Art zu erhalten? Wozu? Um mehr Nachzuchttiere zu produzieren , die dann in mehr Zoohandlungen, mehr Sammlungen, oder Privathaushalten, in denen die Eigner sie den ganzenTag in einem, meist zu kleinen, Käfig mit der hinlänglich bekannten Schale Körnerfutter halten, bevor sie ihrer überdrüssig werden und sie in einer dunklen Garage (sehrüblich) in den ‚Ruhestand‘ zu verfrachten, oder sie dem nächsten „Papageien-Fan“ zu verkaufen. Sollten Sie Zweifel an dieser Darstellung haben, lesen Sie die Inserate unter der Sparte „Vögel“ oder „Suche, verkaufe“ in den entsprechenden Seiten Ihrer Zeitung, oder besuchen Sie Auktionen mit unerwünschten Vögeln, die mit ähnlich viel Mitgefühl wie für einen Gebrauchtwagen verkauft werden.




    Wir möchten aus den Papageien "gefiederte Mitmenschen" machen, die unsere Stimmen nachahmen. Wir berauben sie aller „Papageienhaftigkeit“, wenn wir ihnen die Möglichkeit des Fliegens vorenthalten und sie strafen, wenn sie schreien, beißen oder Schmutz und Unordnung verursachen. Wahrscheinlich wird kaum eine andere Kreatur so der natürlichen Elemente ihrer Umgebung beraubt, wie ein Papagei in Gefangenschaft.



    Papageien hätten niemals in Gefangenschaft (unter Menschenobhut) gehaltene Heimtiere werden sollen! Kakadus, die derart konstante Zuneigung benötigen, reagieren extrem empfindlich auf Stress und Veränderungen und sind daher so oft gerupft und verstümmelt. Federrupfen und Selbstverstümmelung sind Zustände, die in der Wildnis eigentlich unbekannt sind. Diese Zustände gibt es nur in Menschenobhut.


    Ein bekannter amerikanischer Vogel-Tierarzt hat gesagt, dass es ca. 176.000 unerwünschte Vögel gäbe – wahrscheinlich eine sehr vorsichtige Schätzung. Zoos werden überhäuft mit Angeboten von Papageien, deren Eigner ihrer überdrüssig geworden sind, weil sich beispielsweise an ihren Lebensumständen etwas geändert hat. In Holland gibt es eine Papageien-Aufnahmestation, in der die vielen geschädigten Vögel untergebracht sind. Warum züchten wir noch mehr?




    Wir sollten lieber für die Vögel Sorge tragen, die bereits da sind. D. h.: Wiedereingliederung der schlimmsten Fälle und eine bessere und liebevollere Betreuung der vorhandenen Vögel! Ein durchschnittlicher Papagei muss 15 – 20 Mal in seinem Leben ein neues Zuhause finden. Stellen Sie sich den Stress jedes einzelnen Vogels bei jedem Wechsel vor. Diebstahl, der heutzutage ja alltäglich ist, ist unerhört traumatisch für die Vögel und könnte oft vermieden werden. Grosse „Freiflug“-Volieren, die ordentlich gegen (menschliche und tierische) Räuber gesichert sind, bieten wahrscheinlich die einzig logische Lösung für Papageien in ‚Gefangenschaft‘ und im Besitz einfühlsamer Eigner. Käfige, welcher Größe auch immer, sind oft nicht mehr als einsame Gefängnisse.


    Ich fragte einmal einen ausgewiesenen, gut beleumundeten Züchter: "Machen Sie sich niemals Sorgen darüber, was mit Ihren schönen Papageien-Babys am anderen Ende der Strasse passiert, sobald sie einmal verkauft sind?“ Seine Antwort lautete: "Daran können Sie nicht mehr denken, wenn Sie im Geschäft sind.“ Dies ist für mich und zumindest für die Papageien inakzeptabel. Ich vermute, dass ich darum niemals Papageien verkaufen oder mit ihnen Geld machen können würde. Wenn ich nicht mehr für sie sorgen könnte, würde ich ihnen ein
    bestmögliches neues Heim suchen, aber verkaufen würde ich sie eben so wenig wie meine eigenen Kinder.


    Vergessen wir niemals die tatsächliche Lebensqualität, die wir Papageien im glorreichen Namen von „Tierschutz“, „Rettung gefährdeter Arten“ etc. bieten – alles noble Phrasen. Befassen wir uns mit der Realität jener Papageien, die diesen Planeten bereits mit uns teilen!


    Ich bete inbrünstig um eine freundlichere Zukunft für alle Papageien und speziell in ihrem Interesse um eine Erleuchtung der menschlichen Rasse, von der sie in allem abhängig sind. Wir fangen sie ein, also schulden wir ihnen das Beste von uns selbst.“





    Julie Hamilton, Direktor, New Life Parrot Rescue Service, Huntingdon:



    Ich möchte Sie gerne um Ihre Aufmerksamkeit bitten und mitteilen, dass wir unseren Service, neue Heime für Papageien zu suchen, eingestellt haben. Tatsache ist, dass es nicht funktioniert! Wir haben drei Neuplatzierungen durchgeführt und die Hälfte unserer Vögel von ihren Adoptiv-Eltern zurück erhalten: Papageien brauchen Stabilität. Eine solche Aktion fortzusetzen, hieße diesen Papageien grobes Unrecht anzutun. Erziehung auf breiter Basis ist der einzige nach vorwärts weisende Weg und betrifft auch sämtliche Organisationen, Auffangstationen,
    Fürsorge-Stiftungen, Rettungszentren und Dienste zur Auffindung neuer Heime, die alle als Vorbild dienen. Dies gilt auch für Vogelzeitschriften, die sich etwas bewusster mit dem Inhalt ihrer veröffentlichten Artikel auseinandersetzen sollten.“

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hi Alex ;



    ich gehe in vielen Sachen konform mit dem was Du geschrieben hast, aber ----------------und das ist eben das "aber". Wie sieht dann die Papageienhaltung größtenteils aus ? Was wird von diesen Tieren erwartet ?, was sie so nicht halten können ! Wieso hast Du Deinen kleinen Zwergen solch ein Lebensumfeld ermöglicht ? Was ist jetzt bei Dir anders als bei anderen ? Wieso siehst Du die Vögel als Vögel und nicht als Ersatz für irgent etwas ?Das sind eigentlich die Fragen die man klären sollte und auch muß .



    Du sagst zum einen das ich in meiner Voli nochn paar Graue ( Jungtiere ) halten könnte , was ist wenn diese Geschlechtsreif werden ? Haben sich bis zu diesem Zeitpunkt ( 6 Jahre ) die Sichtweisen zu den Vögeln geändert ? --------------ich denke nicht. ------------und dann hätte ich ein Problem mit dem " stapeln ".


    Du hattest auch schon an anderer Stelle geschrieben; das einige" auf Teufel komm raus " nachziehen-----------und die , die wirklich an die Tiere denken dabei auf der Strecke bleiben.



    Frage : was wird verlangt wenn man sich einen Großpapageien anschafft, welche Illusionen schwirren im Kopf des halters rum ( denke Dir jetzt mal Deinen teil und spiele etwas Theater in Deinem Kopf.



    Im Gegensatz dazu will ein gewissenhafter Züchter seine NB-nachzuchten absetzen, aber nur in entsprechende Haltungssystheme.



    Alex ; was meinst Du wer hier das Rennen macht , der der die Illusion verkauft oder der , der seine NB veräußern will




    MFG Jens

  • Oh ja, Jens, ich bin ganz demütig! Du hast auch so Recht!


    Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, gegen Hirngespinste anzugehen. Wer leidet dabei? Die verramschte Kreatur, der betrogene Illusionist, der gewissenhafte Tierfreund und das Tier, das möchte und nicht darf - so oder so. ;(

  • Hi Alex ;



    Gieb mal ne Alternative wie man ein anderes Denken in die Köpfe reinbekommt, wie man ein Umdenken in Köpfe reinbekommt.


    Sind Einstellungsmöglichkeiten nicht vorhanden , wird nach Ersatzhandlungen gesucht ---------------womit man evtl Mängel in der Haltung kompensieren kann. Steht solches im Interesse der Vögel .


    Du hast sehr viele gute Beiträge in diesem Forum geschrieben , zweifelsohne ! , ich hoffe es bewirkt etwas .



    MFG Jens

  • " ... Ich bete inbrünstig um eine freundlichere Zukunft für alle Papageien und speziell in ihrem Interesse um eine Erleuchtung der menschlichen Rasse, von der sie in allem abhängig sind. Wir fangen sie ein, also schulden wir ihnen das Beste von uns selbst.“




    Dem schließe ich mich jetzt einfach mal an.



    Liebe Grüße, Alex

  • Auch wenn schon fast alles gegessen ist, so habe ich noch etwas anzumerken ;) :

    Was die Piepmatze nehmen, ist geeignet.


    Finde diese Aussage sehr gefährlich, denn die Geier nehmen durchaus auch für sie ungeeignete Nahrung!



    Zitat von alfriedro

    Nach ca. 6 Wochen wird die Jungschar flügge


    Das wäre mir völlig neu - erst mit 12-15 Wochen wären sie allein lebensfähig (futterfest), da ist mit flügge werden mit 6 Wochen noch lange nichts.

  • Hi Sven,


    aus meiner langjährigen Erfahrung mit Vögeln insgesamt behaupte ich, dass die Tiere immer das richtige wählen, wenn sie die Wahl haben. Wenn sie keine Wahl haben, stopfen sie sich mit dem voll, was da ist, und das kann auf Dauer ziemlich ungesund werden. Da gerade Papageien von anderen Vögeln (artfremde wie Artgenossen) lernen, ist es sehr förderlich, wenn erfahrene Artgenossen und auch andere Arten in der Umgebung sind. Papageien sind sehr vorsichtig und gehen deswegen nur widerwillig an Unbekanntes.


    Mit flügge war gemeint das Verlassen des Nestes. Selbständig sind Graupapageien erst mit Beginn der Geschlechtsreife. Vorher sind sie abhängig von den Erfahrungen und Regulatorien der Schwarmmitglieder. Futterfest bedeutet, sie können Nahrung selber aufnehmen und verdauen und das auch nur eingeschränkt. Sie werden noch lange von den Eltern gefüttert und erhalten damit notwendige Enzyme, von denen sie noch nicht genug selber bilden.


    Stimmt's oder hab' ich Recht? Grüße, Alex

  • Stimmt's oder hab' ich Recht?


    <g> kann dir da absolut nicht beipflichten :rolleyes:


    Also ich behaupte mal, dass sie bei mir durchaus die Auswahl haben und gesund ernährt werden und trotzdem versuchen sie an andere Nahrung (nämlich meine) zu kommen - und das dürfte überall mit zutraulichen Geiern passieren. In der Natur mag das sicher anders aussehen, aber nicht mit in Gefangenschaft gehaltenen Geiern - und um solche handelt es sich nunmal hier.
    Meine haben zwar noch nicht selber gebrütet, aber mit 6 Wochen kommt kein Grauer aus der Höhle und sie werden von den Eltern teilweise auch schon viel früher als mit der Geschlechtsreife (3-5 Jahre) aus der Famile gejagt - schon mit einem neuen Gelege kann es da Probleme geben. Von daher sind sie auch schon als Jugendliche auf sich allein gestellt und absolut selbständig.

  • Nunja, ahemm, :whistling:


    das mit dem Ausfliegedatum, da hab' ich mich vertan. Allerdings sind die Angaben etwas unterschiedlich. 12 Wochen sind da aber wohl realistisch. Und das mit der Selbstständigkeit, da sind sie nach x Monaten zwar nicht mehr unbedingt von den Eltern abhängig. Das stimmt schon. Wie ist es bei uns Menschen? Sind wir mit 12 Jahren selbstständig oder brauchen wir doch noch die Erwachsenen als Vorbilder? Ernähren können wir uns da theoretisch auch schon selber. Sie bleiben wohl noch lose in Kontakt durch ihr Schwarmleben.


    Und das mit dem Futter vom Tisch, da ist das so eine Sache. Der Vogel glaubt ja, dass das, was wir essen auch für ihn da ist. Er unterscheidet ja nicht zwischen sich und den Menschen. Was wir essen ist für ihn interessant. Das ist ja auch mit ein Problem bei zahmen Papageien. Sie verändern ihr Verhalten und richten es nach uns aus, können es aber auch nicht ganz. Daher sind sie so gefährdet, wenn sie so zahm sind.


    In naturnahen Hälterungen ist es so, wie ich oben beschrieben habe. Das Angebot an Nahrung kann ja bei Papageien nicht allein aus Körnern und Obst bestehen. Halbreife Samenstände und Stängel verschiedenster Pflanzen, Blüten, Knospen, Blätter, Wurzeln und tierische Proteine in nicht unerheblichen Mengen sind gerade bei der Jungenaufzucht wichtig. Daher behelfe ich mir da gerne mit Käse, das aber sparsam, weil die Milchproteine bereits aufgeschlossen sind. Er ist verdaulich für die Papageien. Dann eben Mischungen für Weichfresser, frische Würmer und gekochtes Fleisch wird auch empfohlen. Wenn das alles verfügbar ist, werden die Tiere sich sicher das passende aussuchen. Sie werden sich langfristig auch nicht mehr mit Heißhunger auf bestimmte Stoffe stürzen wovon sie sich übernehmen könnten. Dann ist die Bedeutung von sekundären Pflanzenstoffen beachtenswert. Die Heilwirkung der Nahrungspflanzen ist wichtig. Sogar Giftpflanzen werden angeknabbert. In meiner Voliere gibt es einjährige Wolfmilch, die sehr giftig ist und irgendwie als Samen hereingekommen ist. Zwar habe ich sie gejätet, aber eine übersehen. Ich habe bemerkt, dass sie angenagt wurde, weiß aber nicht von wem. Sie scheint aber eine medizinische Bedeutung zu haben. Das gleiche mit Erdrauch (Fumaria). Ebenso Moos, was zwar nicht giftig ist, aber wohl eine Heilwirkung auf den Verdauungstrakt haben muss. Es wurde gerade von jenen Vögeln gefuttert, die da Probleme hatten. In meiner AV habe ich daher eine große Vielfalt versucht herzustellen. Manche Pflanzen wurden sehr bald intensiv abgefressen, bis anscheinend der Bedarf gedeckt war. Dann waren andere dran. Dazu brauchen gerade körnerfressende Vögel Magensteine und pflanzenfressende auch zusätzlich Erde. Alles das wählen sie, wie sie es brauchen und schauen nicht danach, was ich so verzehre.


    Grüße, Alex

  • Hi Alex,


    mit den Geiern in der Natur stimm ich dir uneingeschränkt zu :)
    Da aber auch die ursprüngliche Fragestellung nicht auf wildlebende Grauchen bezogen ist, sollte man die Antworten auch für in Gefangenschaft gehaltene Geier ummünzen - und das funktioniert ja bekanntlich nicht 1:1 ;)

  • Hi Sven


    ich gebe dir mit deinen aussagen voll recht. also 15 - 18 wochen sollte man den kleinen geiern scchon zeit geben, dann sind sie futterfest und können auch abgegeben werden.
    habe übriegens gestern festgestellt, dass meine grauen auch eier haben 3 stück mal sehen was daraus wird. für 2 hätte ich dann schon einen abnehmer. sie kommen in eine schöne grosse neugebaute volli mit beheizten schutzhaus und zu leuten die in punkto tierliebe richtig eingestellt sind, sie wollen auch keine hz haben. ich hoffe nun mal das die eltern wie beim letzten ( war auch das erste mal ) ihre jungen selbst aufziehen.

  • Hi Alex,


    mit den Geiern in der Natur stimm ich dir uneingeschränkt zu :)
    Da aber auch die ursprüngliche Fragestellung nicht auf wildlebende Grauchen bezogen ist, sollte man die Antworten auch für in Gefangenschaft gehaltene Geier ummünzen - und das funktioniert ja bekanntlich nicht 1:1 ;)

    Das stimmt. Das Spannende an der Papageienhaltung wäre in diesem Punkt etwas zu schaffen, was dem in der Natur nahe kommt. Eine echte Aufgabe wäre das. Und dann wird es richtig interessant: Was nehmen die Vögel von den Pflanzen, die in der Voli sind, wie verhalten sie sich zu der einen Pflanzenart und wie zu der anderen etc. Wie groß müsste eine Graupivoli wohl sein, um ein tragfähiges Minibiotop zu gestalten? So etwas nachzubilden ist zur Zeit für mich aufregender, als das Tier alleine. Diesbezüglich hätte ich schon einige Erfahrungswerte. Auch was die Vergesellschaftung verschiedener Arten anbelangt. Mit Graupis habe ich allerdings damit hier noch nicht experimentiert. OKay, ist ein eigenes Thema. Hier haben wir es mit einer Situation zu tun, die eh nicht ganz vogelgerecht ist.


    Schöns_20-05-09_k.jpg



    @ Jörg,
    ich würde die Jungen nicht so früh abgeben. Wenn sie futterfest sind, heißt es nicht, dass sie schon von ihren Eltern wegkommen können. Ein halbes Jahr würde ich ihnen wenigstens geben. Meine Schönsittiche bleiben die gesamte Saison, oft sogar bis zur nächsten Brutsaison, bei den Eltern bzw. in der Voliere. Sie stören bei einer zweiten Brut nicht, auch wenn so etwas immer behauptet wird. Das trifft wahrscheinlich auch nur auf zu kleine Haltungssysteme zu. Sie üben sich in allerlei Fähigkeiten und entwickeln ihr gesamtes Verhaltensrepertoire. Sie lernen noch viel auch in bezug auf Sozialverhalten, auch wenn das bei Neophemas nicht so hoch entwickelt ist wie bspw. bei Graupapageien. Daher halte ich es gerade bei ihnen für besonders wichtig.

  • Hi Alex ;




    Zitat

    Sie stören bei einer zweiten Brut nicht, auch wenn so etwas immer behauptet wird. Das trifft wahrscheinlich auch nur auf zu kleine Haltungssysteme zu. Sie üben sich in allerlei Fähigkeiten und entwickeln ihr gesamtes Verhaltensrepertoire.


    Bei den kleinen mag das sicherlich stimmen, für Großpapageien bstimmt nicht realisierbar . Wenn ich jetzt an kakadus denke , die ein Teretorium von 1 qkm haben wird es unter Gefangenschaftsbedingungen " schon ein wenig eng ". Sittiche untereinander tun sich nichts, das kann ich auch so unterschreiben, aber spätestens beim nächsten Brutgeschäft bei Großpapageien werden die juvenielen Tiere ( Jungtiere ) verjagt.


    Das ist zumindest das was ich mir anlesen konnte bzw. das was Vogelbeobachter mir berichteten.


    MFG Jens

  • Das stimmt so nicht. Neophma ist sehr territorial und in der Brutzeit sehr aggressiv. Aber die eigenen Jungen werden toleriert. Das ist übrigens bei den einheimischen Vögeln, wie Rotkehlchen und Amseln ähnlich.

  • Also, mal abgesehen davon, dass wir vom ursprünglichen Thema ziiiiiiiiemlich abgekommen sind, (nämlich der Frage einer Halterin, was ihr geraten wird bezüglich brütender Vögel) - Wie sähe denn Deiner Meinung nach eine naturnahe Haltung aus? Mal ehrlich, selbst für alles Geld der Welt könnte man sowas doch nicht realisieren! Selbst in meiner Traumvoliere im Tierpark Hagenbeck ist der zur Verfügung stehende Raum doch im Verhältnis zum natürlichen Lebensraum sehr begrenzt und ein natürliches Verhalten (kilometerlange Strecken fliegen) nicht möglich!

  • Nicht unbedingt die Größe ist entscheidend, sondern die Qualität. Es ist doch selbstverständlich, dass Haltung die Einschränkung der Beweglichkeit bedeutet. Bei uns gibt es dazu noch Unterschiede in Klima und Vegetation. Schließlich kommt noch die Einschränkung in der Wahl von Nahrung und Nistplätzen dazu.


    Was ist also naturnah? Die Ausweitung der Wahlmöglichkeiten und ein Angebot, was eine möglichst umfassende Entfaltung der Verhaltensweisen ermöglicht. Eine Voliere, die als Biotop gestaltet wird, vermittelt eher den Eindruck von einem Lebensraum. Und das ist spannendere Tierhaltung, als ein Tier im Käfig. Sicherlich werden nicht alle Verhaltensweisen möglich sein. Wanderungen über ein Gebirge oder in ein anderes Flusssystem z.B. können die Tiere nicht machen. Sie können nicht nach Afrika oder in die Antarktis reisen. Auch müssen sie nicht vor Predatoren ausweichen. Jedenfalls werde ich zu meinen Vögeln keine Katze in die Voliere lassen.

  • Hi Alex


    ich habe meinen letzten nachwuchs auch erst mit einem halben jahr abgegeben. ich warte da lieber ein bischen länger um sicher zu gehen, dass auch alles passt.

  • Hallo Alex ;



    Das mit den Schönsittichen wußte ich so nicht, bin lediglich nur von Nymphen und Wellis ausgegangen. Ein unproblematisches Zusammenleben in einer kakadufamilie wird sicherlich schwierig, habe ich letztes Jahr erlebt. Ich mußte das Jungtier rausfangen , ansonsten hätte der männliche Vogel dies wohl getötet. Obwohl keine Ambitionen der Alttiere da waren um erneut zu brüten.



    Ich finde auch dieses Bild von Dir sehr gut, wo der Sittich vor einer ganz normalen Grasrispe sitzt. das ist beschäftigung und Nahrung in einem---------------und vor allen Dingen muß er beim Fressen immer auf der Hut sein ( Wachsamkeitsverhalten ).



    @ Jörg ; ja , man sollte wenn es geht die juvenilen Tiere mindestens ein halbes Jahr bei den Adulten belassen.



    MFG Jens

  • Kakadus sind schon komplizierter, das mag richtig sein. Es wäre mal herauszufinden, ob und wie über die Nahrung die Aggressivität gesteuert werden kann. Auch wäre hier der Frage nach dem Bewegungsbedürfnis und Beschäftigungs- und Ablenkungsmöglichkeiten nachzugehen. Ich halte es nicht für normal, dass die Eltern hyperaggressiv gegen die eigenen Jungen vorgehen. Allerdings hat K. Lorenz solches auch bei Tauben beschrieben (Männchen tötete Weibchen). Wie groß müsste eine Voliere sein, wie müsste sie strukturiert sein, damit die Jungen nicht mehr als störend empfunden werden? Wie kann man es erreichen, dass die Verfolgten sicher ausweichen können? Notklappe? Was ist, wenn andere Vogelarten anwesend sind? Können sie besänftigen oder ablenken, angestaute Kräfte abbauen helfen? Wie wäre eine solche Voliere zu konzipieren, dass auch diese Arten einigermaßen sicher sind?


    Du erzähltest mal, dass Dein Kakadu beschäftigt war, indem Du Körner für die Spatzen vor die Voliere gestreut hast. War der Kakadu mehr an den Spatzen oder an den Körnern interessiert? Ich weiß von meinen Beobachtungen in meiner Voliere und von Wildvögeln, dass andere Arten zumeist ignoriert werden. Bei Rabenvögeln ist es so, dass kleine Vögel potenzielle Nahrung darstellen. Das fällt bei Kakadus weitgehend weg. Krähen greifen schon mal Elstern an, Elstern jagen schon mal Eichelhäher. Diese Vögel haben als artähnlich eine besondere Beziehung zueinander als Nahrungs- und Nistplatzkonkurrenten. Andere Vögel werden nicht beachtet. Rotkehlchen sind sehr aggressiv und ganzjährig territorial. Sie dulden ihre Jungen im Revier. Dafür sind die Jungen anders gefärbt. Die rote Brust der Alten ist ein Aggressionsauslöser. Andere Arten werden nicht beachtet.
    Bei den Sittichen gingen Aggressionen weitgehend gegen artgleiche bzw. artähnliche Vögel. Die Pennants gelten als sehr aggressiv während der Balzphase. Also die Pennants griffen andere Sittiche an, aber nicht die Prachtfinken oder die Zwergwachteln, bis auf wenige Ausnahmen.


    Wenn konkurrierende Artgenossen in der unmittelbaren Nachbarvoliere sind, kann das die Aggression anstauen. Diese angestaute Aggression kann sich dann gegen den Partner richten. Deswegen würde ich sie wohl außer Sichtweite bringen.


    Vielleicht kann man analoge Parallelen zu Schwänen ziehen, die gesellig sind, aber in der Brutzeit sehr aggressiv werden. Sie sind ja ebenfalls weiß, wie die Kakadus. Aber das ist jetzt nur mal eine vorsichtige Vermutung. Die meisten Entenvögel sind ja wie viele Papageienarten in der Brutzeit aggressiv.

  • Hi Alex ;



    Zitat

    Es wäre mal herauszufinden, ob und wie über die Nahrung die Aggressivität gesteuert werden kann.


    Das gelingt meiner Meinung nach nicht, wie auch. Die kakadus leben im Outback, wenig oder nur eintönige Nahrung. Was bekommen sie bei uns in Gefangenschaftshaltung ? Leckere Diestelsamen, Hirse, Hanf usw. . Ich für meinen Teil kann sagen das die Pieper hier zwar Obst annehmen , aber keineswegs vergleichbar mit den Aras oder Grauen. Für mich sind es eben "Trockenfresser ". Sier geben sich mit wenig zufrieden.



    Zitat

    Wie groß müsste eine Voliere sein, wie müsste sie strukturiert sein, damit die Jungen nicht mehr als störend empfunden werden? Wie kann man es erreichen, dass die Verfolgten sicher ausweichen können?


    Ja Alex, gute Frage . Ich habe meinen 40qm zum fliegen ermöglicht. Wie Du aber aus meinen Schilderungen von der letzten Nachzucht erlesen kannst, einfach zu wenig.


    ( Stellt sich hier wiederum die Frage : sollte man diese Tiere in Gefangenschaft halten )



    Zitat

    Du erzähltest mal, dass Dein Kakadu beschäftigt war, indem Du Körner für die Spatzen vor die Voliere gestreut hast. War der Kakadu mehr an den Spatzen oder an den Körnern interessiert? Ich weiß von meinen Beobachtungen in meiner Voliere und von Wildvögeln, dass andere Arten zumeist ignoriert werden


    Ja , mit dem Futterverstreuen hab ich es noch immer so. Der männliche Vogel hat hier sher viel Energie zu " verhaushalten " um die Spatzen in " Schacht " zu halten. Desweiteren lebt dieses Kakadupaar mit den Grauen in Sicht und Rufkontakt , Voli an Voli. Hier können sich die beiden desweiteren abreagieren.



    Zitat

    Wie wäre eine solche Voliere zu konzipieren, dass auch diese Arten einigermaßen sicher sind?


    Alex , dieser Punkt geht an Dich 8) , es ist nicht möglich diesen eleganten Fliegern ein Biotop unter normalen Gefangenschaftsbedfingungen zu bieten.




    Nächtliche Grüße ; Jensen