Prägungen / erlerntes Verhalten bei Graupapageien

  • ich denk, so einfach erklären kann man das nicht, Jens- denn erst mal ist jedes Tier anders, und zum anderen sind auch, die von uns gebotenen Lebensbedingungen für die einzelnen Arten, sowie ihre Vergangenheit sehr unterschiedlich.


    Auch kann man Enten und Gänse nicht mit Papageien vergleichen.
    Sie sind mit Sicherheit nicht weniger intelligent- haben aber durch ihr Zugverhalten eine viel stringentere Prägung.


    Sind Papageienschwärme relativ ortstreu- so begeben sich Wildgänse auf Flüge über Kontinente- dies dürfte auch noch in den Genen von domestizieren Vögeln vorhanden sein, weil überlebensnotwendig.


    Schon deshalb sollten wir sie zwar als Beispiel für Prägung in die Betrachtung miteinbeziehen, der direkte Vergleich wird aber immer hinken, da die Lebensumstände in der Natur so unterschiedlich sind.


    Nur so ein Gedanke
    Lieber Gruß von Barbara

  • Hallo Barbara ;


    Zitat

    Jens- denn erst mal ist jedes Tier anders, und zum anderen sind auch, die von uns gebotenen Lebensbedingungen für die einzelnen Arten, sowie ihre Vergangenheit sehr unterschiedlich.


    Was hat das aus deiner Sicht mit Prägungen zu tun ?( , du hattest dies n paar postings vorher recht klar definiert . Also dann doch erlerntes Verhalten .


    Zitat

    Auch kann man Enten und Gänse nicht mit Papageien vergleichen.


    Du hattest dich hierbei aber auf den Lorenz bezogen .


    Zitat

    Sind Papageienschwärme relativ ortstreu- so begeben sich Wildgänse auf Flüge über Kontinente- dies dürfte auch noch in den Genen von domestizieren Vögeln vorhanden sein, weil überlebensnotwendig.


    Was hat dies nun mit Prägungen zu tun 8| .


    Zitat

    Schon deshalb sollten wir sie zwar als Beispiel für Prägung in die Betrachtung miteinbeziehen, der direkte Vergleich wird aber immer hinken, da die Lebensumstände in der Natur so unterschiedlich sind.


    Nun versteh ich gar nix mehr :huh: .



    Es wäre schön wenn du dich mal konkret zum Thema äußern würdest :) . Ich lese hier was vom Zugverhalten , Genen, Domestikation , Standortreue , jedes Tier ist verschieden usw. usw. .
    Ich tappe hier irgendwie im dunkeln , was das mit Prägungen zu tun hat .


    Du wirst mir das aber sicher leicht erklären können :)


    MFG Jens

  • Hi, lieber Jens-


    es mag wohl an meiner Technik liegen- aber ich hab zu dem Thema schon mehrmals inhaltlich geantwortet- und meine Beiträge waren W_E_C_H!


    Ich hab mich total geärgert- aber... kannst nix machen bei...


    Lieber Gruß an ALLE, die im Thema mitdenken- ich hoff, wenn ich jetzt auf "senden" drück...


    Barbara

  • Hi,


    darf ich mal ganz laienhaft, ohne wiki, Lorenz oder sonstige Quellen zu zitieren, meine Vorstellung von Prägung und Erziehung/Lernen darstellen?
    Konstruktive Kritik ist willkommen.


    Prägung ist für mich etwas, das zunächst unbewusst passiert.
    Also ohne Lernen durch aktives Verstehen und Umsetzen.
    Gerade in den ersten Monaten werden die Papageien natürlich durch die Elterntiere und Geschwister geprägt.
    Aber auch im weiteren Verlauf ihres Lebens, können sie durch Ereignisse geprägt werden, ohne diese bewusst zu verarbeiten.
    Natürlich führen auch Erziehungsmaßnahmen langfristig zu Prägungen.
    Nun können sie im Laufe ihres Lebens aber auch durch traumatische Erlebnisse geprägt werden.
    Angenommen, ein Papagei wird von seinem Halter, zu dem er volles Vertrauen hat, "aus heiterem Himmel" massiv geschlagen.
    Ein blödes Beispiel, ich weiß.
    Aber ein solches Erlebnis kann der Papagei weder "verstehen", noch kann er es in irgend einen Zusammenhang bringen.
    Da hilft ihm auch seine Intelligenz nicht weiter. Im Gegenteil. Gerade der Versuch das Erlebte zu verstehen, führt zu Unsicherheit, die schwer bis gar nicht wieder ausgebügelt werden kann.
    Man kann es also nicht lernen nennen, aber der Papagei kann dadurch langfristig so stark "geprägt" werden, dass er das Vertrauen in seinen Halter verliert.


    Lernen ist für mich oberflächlich betrachtet etwas ganz Anderes.
    Der Papagei lernt, wenn ich A mache, passiert B.
    Und egal, ob B positiv oder negativ ist, der Papagei wird sein Verhalten darauf ausrichten.
    Wenn man das oft genug wiederholt, sitzt es irgendwann.
    Und dann könnte man wieder von Prägung sprechen. Oder doch nicht?


    Bin gespannt, wie Ihr das seht.


    Und barbara: ich werde diesen Text jetzt markieren, kopieren und auf Absenden klicken.
    Kommt nichts an, weil ich zu lange gebraucht habe, klicke ich wieder auf Antworten und setze den Text durch Einsetzen wieder ein und -->Absenden. ;)


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Hazelina-
    das mit dem PC werd ich wohl nie begreifen...


    Gibt Schlimmeres...


    Ich bin der Auffassung, dass sich die "Prägung" in den ersten Lebensstunden und Wochen ereignet.


    ALLES, was danach kommt, ist "Lernen", entweder wird die "Prägung" dadurch vertieft- oder, im schlimmsten Fall ausgelöscht-
    z.B. durch schwerst traumatische Ereignisse.


    Ich weiß, dass dies unendlich schwer zu verstehen ist- aber denken wir an die innigen Blicke eines Säuglings auf seine Hauptbezugsperson-
    MUTTER genannt- GENAU DAS IST PRÄGUNG! (SPIEGELUNG)


    Genau deshalb ist es so wichtig, dass jedes Tier und auch der Mensch in dieser Phase unter Seinesgleichen ist- und liebevoll versorgt wird, denn dies ist die innere Botschaft der ureigenen Zugehörigkeit.


    Ich hoffe, Ihr könnt meine Gedanken nachvollziehen...
    Barbara

  • Ich sehe das mit der Prägung eigentlich genau so wie Hazel.
    Genau das was Hazel beschrieben hat prägt doch uns alle ob Tier oder Mensch es sind einfach bestimmte Ereignisse abseits des normal erlebten.
    Prägung hat meiner Meinung auch nichts mit dem Alter zu tun sondern geschieht doch im Laufe des Lebens ständig.

  • ...und genau an diesem Punkt wird deutlich, was rein biologisch als "Prägung" gemeint ist- und was, ich will mal sagen- philosophisch- darunter verstanden wird.


    Denkt mal darüber nach-


    HALLO KOPPI- ich freu mich, auch Dich hier wieder zu treffen!!!


    Lieber Gruß von Barbara

  • Hallo Hazel ,
    eigentlich liegst du gar nicht so verkehrt , einen kleinen Fehler hast du aber in deiner " Denke " .


    Zitat

    Prägung ist für mich etwas, das zunächst unbewusst passiert.
    Also ohne Lernen durch aktives Verstehen und Umsetzen.


    Das beist sich .


    Lege bitte unbewußt die Hand auf die heiße Herdplatte . Hat dich dieses Erlebniß geprägt ?
    Das machst du kein zweiundreizigstes mal :D .
    Was hast du dabei gelernt ?


    War jetzt mal ganz einfach geschrieben .


    Zitat

    Aber auch im weiteren Verlauf ihres Lebens, können sie durch Ereignisse geprägt werden, ohne diese bewusst zu verarbeiten.


    siehe oben :)



    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


    Zitat

    Lernen ist für mich oberflächlich betrachtet etwas ganz Anderes.


    Das erkläre mir jetzt mal ganz genau , bezugnehmend auf dein nächstes Zitat .


    Zitat

    Der Papagei lernt, wenn ich A mache, passiert B.
    Und egal, ob B positiv oder negativ ist, der Papagei wird sein Verhalten darauf ausrichten.
    Wenn man das oft genug wiederholt, sitzt es irgendwann.


    Hazel , willkommen in der Diskusion .


    Dein letzter Satz im letztem Zitat trifft die Sache ganz entscheidend .
    Denn : je häufiger / länger ( in dem Falle Jahre ) etwas trainiert / erlernt wird -------------------umso manifestierter wird das im Vogel .
    Diese Informationen wieder zu " überschreiben " ist ein langer Prozeß ( siehe viele Probleme bei Papageienhaltern ) . Der Vogel ist aber trotz solch einer langen Präge/ Lernphase allemal in der Lage wieder neu zu lernen ( siehe meine Beispiele hier im Thema ( Aras ) . Das trifft für alle meine NB zu , also keine Einzellfälle .


    Hallo Barbara ;


    wenn du hier im Forum schreibst , bleibe bitte dauerhaft angemeldet ( Häckchen setzen ) . Ansonsten wirft der Server dich nach einer bestimmten Zeit raus .


    MFG Jens


  • Lege bitte unbewußt die Hand auf die heiße Herdplatte . Hat dich dieses Erlebniß geprägt ?
    Das machst du kein zweiundreizigstes mal :D .
    Was hast du dabei gelernt ?


    Hallo Jens,
    das ist ein sehr schönes Beispiel! :D
    Ja, so etwas prägt. Aber, ich lerne auch daraus.
    Weil ich einen Zusammenhang erkennen kann.
    Legst du Hand auf heiße Platte, kommt ein nicht zu verachtender Schmerz.
    Das ist doch eher Lernen.


    Deshalb hatte ich auch bewusst das Beispiel mit dem "aus heiterem Himmel" Schlagen genannt.
    Also ein Ereignis, dass ein Papagei nicht verstehen oder richtig einordnen kann.
    Es gibt keinen kausalen Zusammenhang: mache ich das, werde ich geschlagen.
    Und damit auch nichts, was der Papagei dabei lernen könnte.
    Aber Prägen wird ihn so ein Erlebnis sehr wohl.


    Anders wäre es, wenn plötzlich Kinder in ein Vogelzimmer kommen und den Papagei ärgern.
    Wenn der Papagei vorher keine Kinder kannte, wird er einen Zusammenhang herstellen können.
    Kinder = Vorsicht Gefahr. Das prägt ihn auch, weil er es gelernt und verstanden hat.


    Sehr interessante Diskussion und sehr interessantes Thema.
    Was Verhaltensforscher wohl zu unseren Thesen sagen würden. ;)


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Hallo Hazel ;


    Zitat

    Deshalb hatte ich auch bewusst das Beispiel mit dem "aus heiterem Himmel" Schlagen genannt.
    Also ein Ereignis, dass ein Papagei nicht verstehen oder richtig einordnen kann.
    Es gibt keinen kausalen Zusammenhang: mache ich das, werde ich geschlagen.
    Und damit auch nichts, was der Papagei dabei lernen könnte.
    Aber Prägen wird ihn so ein Erlebnis sehr wohl.


    Das stimmt so nicht , jede Wette :) .


    Beispiel :
    Mein Vogel bekommt ohne jeden Grund eine mit dem Stock der in der Voliere steht .
    Montag , Dienstag , ---eben bis Sonntag :D .
    Die nächste Woche nochmal das selbe .


    Testfrage : Womit bringt der Vogel mich und / bzw. den Stock in Verbindung .
    Kann er verstehen was ich und Stock bedeute ? Ja !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! kann er .




    Nächste Testfrage : Warum kann ein Vogel den halter ohne erkennbaren Grund beißen ? Der Vogel hat hierfür anfangs kein Belohnungssysthem gesehn ( Mache ich dies passiert das ----------------------so waren deine Worte im Zitat ) .


    Belohnt der Vogel sich dann im Laufe der Zeit selber , weil er weiß ( gelernt hat ) was beißen für ihn bedeutet ? Eindeutig ja .





    Und zum abschießendem Abschluß nochmal die Frage : was wird einem HZ-vogel beigebracht ----------------------und was einem NB-vogel ( Von wem lernt der Vogel ) .
    Info : je länger sich etwas manifestiert , umso schwieriger wird es dieses erlernte zu ergänzen . Siehe dazu die ganzen Problemthemen in diversen Foren .



    Wolln wir das mal an einem Beispiel für HZ ( mit all seinem " Rattenschwanz " ) mal festmnachen ----------und ebenso für einen NB-vogel ? Dann kannst du klar erkennen , was der Vogel erlernt hat / was ihn geprägt hat .
    Vieleicht ist das dann besser zu verstehen :)


    MFG Jens
    MFG Jens


  • Hallo Jens,
    so hatte ich das aber nicht gemeint. :D
    Ich meinte ein einmaliges Ereignis, das sich nicht wiederholt.
    Bei Deinem Beispiel bin ich mir sicher, dass der Vogel schon am Dienstag "verstanden" hat, spätestens jedoch am Mittwoch.


    Bei den unterschiedlichen Verhaltensweisen von HZ und NB gibt es ja sehr kontroverse Meinungen,
    was das Lernverhalten oder auch Beißverhalten im weiteren Leben des Vogels ausmacht.
    Was ist genau eine NB?
    Wenn ein Züchter seine Vögel natürlich, also durch die Elterntiere geprägt, aufwachsen lässt?
    Ist das wirklich eine NB?
    Die Küken sehen den Menschen, sehen auch, wie er mit den Elterntieren umgeht.
    Sehen, dass er allgegenwärtig ist, das Futter bringt, die Voliere reinigt, nicht "angreift", also irgendwie zum Schwarm gehört.
    Der Mensch ist ihnen also nicht fremd.


    Da ich krankheitsbedingt nur HZ habe und keine Erfahrung mit NB (außer bei Sittichen), interessiert mich Eure Meinung dazu sehr.


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Hallo Hazel ;


    Zitat

    Ich meinte ein einmaliges Ereignis, das sich nicht wiederholt.


    Super , da sind wir uns ja dann einig , das der Vogel hierbei nicht viel / gor nix lernt/ wenig lernt .


    Jetzt sag aber mal , was lernt der Vogel denn bei HZ und bei NB ( also was sich über längere Zeit darstellt ) --------------------------so Hazel , und jetzt hab ich dich 8)



    NB ; ist für mich Naturorientierte Brut . Das glaube ich schreibe ich immer so .


    Das der Mensch sich in Gefangenschaft nicht total zurücknehmen kann ist klar , ein Unterschied ist aber ganz klar zwischen HZ und NB erkennbar , was die lernphase anbelangt . Wird diese dann noch weiter in die falsche Richtung unterstützt ----------------na dann prost Mahlzeit .


    MFG jens

  • Ich schreib mal am WE n Text was HZ sind und was sie lernen und wer dabei die Fehler begeht .


    Wenn ich dann etwas falsch wiedergebe , dann verbesser mich bitte sofort :) .


    MFG Jens

  • Wenn ich dann etwas falsch wiedergebe , dann verbesser mich bitte sofort :) .


    MFG Jens


    Du bist der Profi, ich lerne noch.
    Das Verbessern überlass ich lieber Liane. :rolleyes:


    Freu mich schon auf Deinen Beitrag am WE. :)


    LG
    Hazel

  • so einfach ist das thema garnicht..trotzdem versuche ich mich mal


    die prägung ist ein zwingender vorgang, der sich auf bestimmte verhaltensweisen bezieht...es sind lernprozesse in einer lernsensiblen phase. (entwicklungsabschnitte) schlupf, bindung, flügge werden..geschlechtsreife... es beinhaltet alle positiven wie negativen erfahrungen und ist nicht mehr umkehrbar..,umerziehen, zwecklos..klappt nicht..
    ein bsp. die eltern von ronja haben versucht sie aus dem nest zu befördern, ihr beide beine und schenkel gebrochen, natürlich griff der mensch ein und verhalf ihr zu einem lebenswertem leben..natürlich mit zuwendung und allem was dazu gehört..sie lebt heute in der gruppe , kommt auch zurecht, aber wirklich nahe kommt ihr keiner..im vorbeigehen mal ein kurzes schnäbbeln , das war es aber dann auch schon mit nähe..wobei die nähe des menschen schon ein muss ist.
    es muss nicht richtig sein, was ich hier schreibe, aber ich stelle mir die prägung so vor..



    lg. Irmgard




  • Mmmh...
    Auch wenn Ihr beide Euch anscheinend einig seid, ich bin es nicht.
    Nach meinem Verständis lernt der Vogel sehr wohl, nämlich...


    • Ich kann mich nirgends sicher fühlen, selbst nicht an (bislang vermeintlich) geschützten Orten und in vertrauten Situationen.
    • Ich muss (in Zukunft noch mehr) ständig auf der Hut sein, selbst vor altbekannten (bislang vermeintlich) vertrauenswürdigen Menschen.
    • Ergo: ich kann nix und niemandem mehr trauen.

    Ziemlich fatal, was er da gelernt hat, und stark prägend für seine Zukunft.
    Meint Ihr wirklich, sowas hinterlässt erst ab dem zweiten, zehnten oder gar zweiunddreissigsten Mal seine Spuren?


    Ebenso bei dem Bespiel mit dem Kleinkind und der Herdplatte; kaum eines fasst da ein zweites oder etwa drittes Mal dran, bis es kapiert hat: der Herdplatte kann man nicht trauen, die ist böse zu mir und macht mir weh...
    Der Unterschied ist bloß, dass dieser "Vertrauensverlust", im Gegensatz zum obigen Beispiel, letztendlich positiv zu bewerten ist, da es das KInd zukünftig vor der Gefahr einer Verbrennung schützt.


    Beide werden das Geschehene nicht rational erfassen, analysieren können...
    Dennoch behaupte ich, sie haben dabei etwas gelernt und werden sich in Zukunft anders verhalten.


    Oder liege ich da so falsch? ?(

  • Huhuu, lieber Jens-


    ich denk, am "Häkchen" liegt es nicht-
    mein PC verabschiedet sich völlig unberechenbar zuweilen aus dem I-NET...


    Ich versuch mal ein tierfremdes Beispiel für "Prägen":
    Eine Münze wird geprägt: dh eine Metall(l)egierung bekommt dadurch Informationen über Herkunft, Jahrgang und Tauschwert
    Eine Münze wird verbogen: durch die Prägung behält sie o.gen. Werte


    Lieber Gruß von Barbara

  • Nun können sie im Laufe ihres Lebens aber auch durch traumatische Erlebnisse geprägt werden.
    Angenommen, ein Papagei wird von seinem Halter, zu dem er volles Vertrauen hat, "aus heiterem Himmel" massiv geschlagen.

    und genau dazu kann ichmal ein lebendes Beispiel geben:


    Den Vogel, den Ihr hier seht, ist mal gerade 4 Jahre alt!


    Durch Nachforschungen haben wir erfahren, dass er im Brüter ausgebrütet wurde, dann per Hand aufgezogen wurde und dann von seinem vorletzten Besitzer so "zerfleddert" wurde....
    Man hatte ihm, um ihn zum Einkaufen auf der Schulter mitnehmen zu können, sämtliche Flugfedern abgeschnitten.
    Dabei hatte man aber offensichtlich "ganz vergessen", dass er somit keinerlei Ballance mehr halten konnte.
    Also ist er wie ein Stein zu Boden gefallen. War also nix mehr mit Einkaufen auf der Schulter!!!


    Aus Frust hat der Mensch ihn dann in einen Nymphen-Käfig gesperrt, er war nicht mehr interessant und zum Angeben.
    Aus Frust hat der Vogel sich dann die Schwanzfedern ausgerissen........


    Fazit: der Vogel kannte nur den Menschen und hatte ihm wahrscheinlich irgend wann einmal vertraut. Dann kam der große Schock und alles Vertrauen war dahin......bis heute leidet er, ist streckenweise unberechenbar. Es gibt Tage, da hält er freiwillig sein Köpfchen hin, es gibt Tage, da hackt er unberechenbar zu. So geht das übrigens auch mit seinen Artgenossen. Er streitet so lange mit allen, bis Rudi eingreift und ihn in seine Schranken verweist. Verstehen kann er das sicherlich alles nicht, da er ja nicht einmal die Papageiensprache versteht.


    Er "zieht" sich regelmäßig zum Winter hin aus, warum, wissen wir nicht, können uns aber unseren Teil dazu denken.
    Deshalb lassen wir ihn ziemlich in Ruhe, zwingen ihn zu nichts, vor allem lassen wir die Hände von ihm weg, denn gerade die waren es ja, die ihm dieses unendliche Leid zugefügt haben.


    Mit den Jahren wird es aber besser mit ihm. Die Schwazfedern bleiben auch den Winter über stehen, die Flugfedern mittlerweile auch, nur die Brust muss immer wieder "dran glauben"......aber: es wird in der Gesamtheit besser.
    Hier liegt wahrscheinlich so etwas wie eine Doppelprägung vor: zunächst ist der Mensch für ihn Vater und Mutter, der Partner, und der macht ihn dann mal so richtig schön fertig......
    Wie soll so ein kleiner Vogel dieses Elend begreifen???? Geprägt hat es ihn allemal für sein Leben.......


    Liebe Grüße von
    Claudia

  • Liebe Claudia,


    so ein schweres Schicksal hat Deinen Grauen sicherlich nachhaltig geprägt.
    Und es ist sehr schwer und zeitaufwändig, diese Prägung durch Lernen wieder auszugleichen.
    Zu 100% wird es wahrscheinlich nie gelingen, aber ein Stück weit kann man das Vertrauen in Menschen wieder herstellen.


    Eine Frage an alle: ist dieses Thema wirklich nur für Papageien gültig?
    Kann man es nicht auf ähnlich intelligente Tiere, wie z.B. Hunde, übertragen?


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Hi ;
    eigentlich meint ihr alle das gleiche .
    Das der Vogel gelernt hat ( egal aus welcher Motivation heraus ) . Mit dem Wort Prägung / lernen hingegen könnt ihr euch schlecht anfreunden .
    Macht aber nichts :)



    Hallo Barbara ;


    da du viel aus Wiki abließt , ist bei solch einem Thema nicht förderlich . Bei Wiki kann jeder schreiben.
    Ob nun geprägte Münzen zum Thema etwas beitragen weiß ich im Moment noch nicht so richtig 8) .




    Aber wie gesagt , viele meinen hier eigentlich das selber im Bezug aufs lernverhalten und dieses ist beim Papageien nicht mit den ersten 4 Lebensjahren abgeschlossen .



    Mal ein ganz einfaches Beispiel , wie man erlerntes Verhalten genau in die verkehrte Richtung unterstützt ----------------------- und dann voreilig von Fehlprägung redet weil die Aufzuchtsmethode ( in dem Falle HZ ) schnell als Argument dient .


    Sicherlich , ich selber bin mit sicherheit kein Fan von solcher Aufzuchtsmethode -------------------das nur mal so nebenbei :rolleyes: .




    So , ich fang mal an .



    Coco wurde als HZ mit 6 Wochen entnommen ( also da wo der kleine Piepmatz " iglig " aussieht / das heißt seine Federn fangen an zu sprießen ) .
    Der Vogel ist von der Nestentnahme keinesfalls begeistert und facht und schreit .
    Testfrage : was hat er vorher erlernt / was hat ihm geprägt ?
    Oder wurde er nun gar nicht in den ersten 6 Wochen geprägt , oder vieleicht doch ?
    Wenn der kleine Pieper jetzt schon geprägt ist ( und das ist er ) , würde er ja nichts anderes mehr zulassen können ( was erlerntes / prägendes Verhalten anbelangt ) .



    So , nun " schrub " Liane , es giebt Doppelprägungen 8| . Wasn das ?( . Und wenn der Piepmatz jetzt noch den Stubenhund sieht ist es eine 3-fachprägung ,------------------und wenn er beim Pferd auf dem Rücken landet beim Freifliegen ( das Beispiel giebt es in Wort und Bild in den VF ) ------dann wäre es eine 4-fachprägung .
    Nein , der Vogel hat einfach gelernt was er positiv zuordnen kann . Er kann auch ebenso negativ lernen .



    Als negatives Beispiel hatte ich die Herdplatte angeführt .
    Lernt der Vogel von einer einmaligen action dauerhaft ? Jein.
    Wenn der einmal auf die Herdplatte geflogen ist , sich dabei die Socken verbrannt hat -------merkt er das .
    Nimmt man jetzt diesen Vogel und setzt ihn in eine AV für ein Jahr , und holt ihn sich dann wieder zurück in die Küche ------------------------wäre es zweifelhaft ob er vor der Herdplatte reißaus nehmen würde .


    Das Wort Schlüßelreiz wurde hier auch schon angesprochen . Dieser dauerhafte Schlüßelreiz ( in dem Falle die Herdplatte ) wäre gar nicht gegeben .



    Anders sieht es hingegen bei HZ-vögeln aus .
    Diese haben gelernt , was Mensch ist .
    Bis hierhin ist das alles noch grenzwertig was das spätere Verhalten angeht . Dieser Spagat gelingt wenigen , den Vogel so zu lenken in seiner Präge/lernweise , das es nicht zu Auffälligkeiten kommt .


    Und genau das ist der Knackpunkt , warum viel HZ Problemtiere werden ( wo dann von " Fehlprägung " gesprochen wird ) .



    Ist solch ein Vogel erst einmal zu hause angekommen , soll er sich eingewöhnen ( gut , das kann ich noch nachvollziehen , aufgrund der fremden Umgebung )
    Dann möchte der Halter eine Beziehung zum Tier , ansonsten kann er ja in den Zoo gehen , oder wie der Lange nur neben den Tieren herleben ( jaja , das haut man mir des öfteren an den Kopf :D ).



    Hatte ich nicht eben gerade etwas zum Schlüßelreiz geschrieben ? , ja hatte ich :S . Wer ist hier Schlüßelreiz , worauf soll der Vogel reagieren , genau : auf Halter .


    Hierbei werden so viele Fehler mit dem kleinem Pieper gemacht , das es kein Wunder ist , das klein Coco mal mutiert ------------------------und dann , ja genau dann soll schnellstmöglich ein Partnertier her . Jaja von dem verspricht man sich dann Heilung für den Erstvogel -------------------und das innerhalb von wenigen Tagen / Wochen :thumbsup: .


    Nach 2 Wochen in der vergesellschaftungsphase wird dann das Handtuch geworfen , und man ist sehr schnell bei der Hand mit dem Argument : der ist nicht mehr vergesellschaftungsfähig / der ist Fehlgeprägt .



    Letzters habe ich mal an einem 2-4 Jährigen Papageien festgemacht .



    Habe mit dem was ich geschrieben habe unrecht was erlerntes / prägendes Verhalten anbelangt ? Stellt es sich nicht so dar ?


    MFG Jens