Vergesellschaftung von Blaustirnamazonen

  • Hallo zusammen,


    ich habe in diesem Forum schon viel gelesen und möchte den Machern ein herzliches Danke bekunden. Natürlich auch den fleißigen Schreibern hier, sie verhelfen einem doch so manches Mal zur Erleuchtung. :)


    Selber habe ich mich lange mit der Haltung von Großpapageien beschäftigt, bevor ich endlich den Schritt gewagt habe, einem Blaustirnamazonenhahn ein neues Zuhause zu geben. Anfangs hatte ich sehr hohe Idealvorstellungen von meinen zukünftigen Amazonen, welche sich in Luft auflösten, als ich Mori in seinem kleinen Käfig vollkommen kraftlos sitzen sah. Ich beugte mich zu ihm und er kam mir sofort entgegen, ein Schritt vor, zwei zurück, ein Schritt vor, zwei zurück und als ich in seine Augen sah, da wußte ich: Scheiß auf deine Idealvorstellungen, hol dieses Tier aus dieser schlechten Haltung raus und gib ihm ein schönes Zuhause.


    So kam Mori (jetzt knapp 20 Monate, Naturbrut, nicht zahm) zu mir. Nach einem Tierarztbesuch war klar, dass er gesund ist, jedoch vollkommen falsch ernährt wurde und es an ein Wunder grenzt, dass er wirklich nur entkräftet war. Jedoch ist er psychisch mitgenommen, er beißt an seinen Schwungfedern, so dass er vollkommen flugunfähig ist. Allerdings muss ich sagen, dass ich nur ein einziges Mal ein Stückchen von einer abgebissenen Feder sah, deswegen dachte ich anfangs auch, er hätte Parasiten oder irgendeine andere Erkrankung. Aber scheinbar hat er das Abbeissen der Federn gelassen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie alle frisst. Möglicherweise wurden ihm auch die Federn gestutzt (brutal), obwohl dies vehement vom Vorhalter verneint wurde.


    Er ist so ein tolles Tier und es tut einem in der Seele weh, wenn man sieht, dass er fliegen möchte, es aber nicht kann. Nun denn, jetzt nach drei Monaten ist Mori putzmunter, die Futterumstellung hat ihn zu einem stolzen Hahn werden lassen und er klettert und turnt für sein Leben gern. Er wird mit Ricos Futter, viel Obst, Gemüse, frischem Grünzeug ernährt und er scheint seine Erdnüsse nicht zu vermissen, gibt es doch täglich so viele neue Leckereien für ihn. Von Vitaminpräparaten habe ich erstmal die Finger gelassen, da ich wirklich versuche ihm sämtliche Obst- und Gemüsesorten schmackhaft zu machen.


    Vor einer Woche dann der Durchbruch, er hat mich zum ersten Mal, seinen Schnabel streicheln lassen und guckte mich dabei ganz herzerweichend an. Beim Saubermachen der Voliere dann riskierte ich ein Streicheln über seine Schwanzfedern und er hat es sich gefallen lassen, ja es machte sogar den Anschein, es gefiele ihm ganz gut.


    Nichtsdestotrotz war für mich von Anfang an klar, er bleibt nicht alleine. Nebenbei schaute ich immer die Anzeigen durch und wurde dann auch fündig, am Sonntag zog unser Mädchen Nanni (13 Monate, Naturbrut, nicht zahm) bei uns ein. Auch sie ist momentan flugunfähig und hat sich in einem Ama-Schwarm an einem Flügel die Federn abgebrochen, da sie nicht geduldet wurde und eine Hetzjagd auf sie stattgefunden hatte. Sie sitzt jetzt in einem Käfig neben Moris Voliere.


    Der erste Kontakt:


    Mori lief in seiner Voliere sofort auf den Käfig zu und rief ein "Hallooo" in den Käfig. Da nur leises Gekreische kam, setzte er noch ein lallendes "Haldddooo" hinterher. Nanni saß am Anfang nur da, klar der Umzug, die neue Umgebung und ein quakender Hahn nebenan. Ich setzte mich aufs Sofa und beobachtete still das Treiben. Nanni näherte sich Mori und schnäbelte durch das Gitter, er erwiderte kurz und machte sich dann auf, sein Imponiergehabe zum Besten zu geben. Ich selbst habe viel gelesen, aber dieses Verhalten gibt mir doch Rätsel auf, ich dachte, das kommt nur bei geschlechtsreifen Tieren vor? Mori wird erst 20 Monate alt.


    Zweiter Tag:


    Nanni ist weiterhin sehr schreckhaft, ich kann mich nur mit sehr viel Bedacht dem Käfig nähern ohne sie gleich aufzuscheuen. Mori hört mit seinem Imponiergehabe nicht auf, im Gegenteil, er gibt jetzt zusätzlich ziemlich laute gockelnde Geräusche von sich. Das habe ich von ihm vorher noch nie gehört. Ist das normal in dem Alter? Ich konnte darüber nichts finden, deswegen hoffe ich, es findet sich hier jemand der mir darüber etwas sagen kann. Mir ist so ein Verhalten schleierhaft, da er aufgrund des Alters ja noch nicht geschlechtsreif sein kann.


    Meine Wahl ist deswegen auf Nanni gefallen, weil ich davon ausging, dass er noch nicht geschlechtreif ist. So habe ich nun etwas Sorge, dass er die Henne vielleicht bedrängen könnte und es ihr zuviel wird.


    So, ich danke Euch fürs Lesen.


    Liebe Grüße,
    Saskia

  • Hallo Saskia,


    vorab möchte ich Dich herzlich in der "Papageienhilfe" begrüßen :) . Deiner Schilderung entnehme ich, daß Du die Fähigkeit besitzt, Dich verantwortungsvoll in anderes Leben hineinzudenken und auch mitzuempfinden.


    (...)
    Meine Wahl ist deswegen auf Nanni gefallen, weil ich davon ausging, dass er noch nicht geschlechtreif ist. So habe ich nun etwas Sorge, dass er die Henne vielleicht bedrängen könnte und es ihr zuviel wird.


    Ich denke nicht, daß Du Dir Sorgen machen mußt - ich denke eher daran, daß Mori sich mit seinem Ausdrucksverhalten Nanni darstellen möchte - er möchte die Aufmerksamkeit auf sich lenken, er möchte sich präsentieren. Dieses Imponiergehabe (wie Du richtig schreibst) hat in diesem Alter noch nichts mit einer Kopulationsbereitschaft zu tun - es ist eine Vorstufe davon.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun,


    schön dass du dich meiner annimmst und danke für die Begrüßung. Na zum Glück ist das nur die Vorstufe und die beiden haben noch etwas Zeit sich erst einmal kennenzulernen.


    Mich würde interessieren ob bei deinen Tieren auch eine Vergesellschaftung stattgefunden hat und wenn ja, wie es so die ersten Tage abgelaufen ist. Wenn du dazu schon einen Beitrag geschrieben hast, dann teile ihn mir bitte mit, ich bin um jede Erfahrung froh.


    Dritter Tag:


    Mori hat heute früh ein wildes Gegockelkonzert abgehalten, ein Presslufthammer ist dagegen nichts. Er putzte sich immer und immer wieder, ist den Ast auf und ab geschritten mit blitzenden Augen, kam dann wieder ganz nah zu ihrem Käfig und gab leise klägliche Laute von sich. Nanni reagiert darauf mehr als gelassen, Mori darf wirklich alles machen und es bringt sie nichts aus der Ruhe, aber wehe ich nähere mich dem Käfig, dann bekommt sie Panik. Sie versucht auch ständig zu ihm zu kommen, klettert auf und ab und wenn Mori seine Körner verspeist, möchte sie auch an seinen Napf.


    Das Gegockel war nach etwa 1,5 Stunden beendet, danach hat Mori ihr Obstbrei durch das Gitter gefüttert und sie saßen dann nebeneinander. Zwischenzeitlich kümmerte sich Mori nicht um Nanni, er ging seinem täglichen Spielen und Rumtoben nach, jedoch um einiges wilder als sonst. Am Abend beobachtete ich, wie Mori ganz nah an den Käfig rutschte und seinen Kopf lange sehr geneigt hielt. Ich denke mal, er wollte von ihr gekrault werden, ob ich das richtig deute? Nanni hat nichts gemacht und ab und zu schnäbeln sie ganz kurz.


    Würde mich freuen, wenn ein Austausch mit Amazonenfreunden entstehen könnte.


    Liebe Grüße,
    Saskia

  • Hallo Saskia,


    ich empfinde es als Bereicherung, daß Du uns täglich an der Vergesellschaftung von Mori und Nanni teilhaben läßt - gerade hier im "Amazonenbereich". Du wirst feststellen, daß in der Papageienhilfe kaum Amazonenhalter vertreten sind - leider.


    Mich würde interessieren ob bei deinen Tieren auch eine Vergesellschaftung stattgefunden hat und wenn ja, wie es so die ersten Tage abgelaufen ist. Wenn du dazu schon einen Beitrag geschrieben hast, dann teile ihn mir bitte mit, ich bin um jede Erfahrung froh.


    Ja, auch bei meinen Grünen sind Vergesellschaftungen abgelaufen - im Laufe meines "Papageienlebens" bereits einige. Ich versuche gerade, mir meine einzelnen Vergesellschaftungs-Erfahrungen vor mein geistiges Auge zu holen, um hier (so nach und nach) kurz darüber berichten zu können - auch von den Fehlern, die ich begangen habe.


    Ich beginne mit meiner ersten Blaustirnamazone Lara (1988 im Zooladen gekauft ;( /Wildfang ;( /Geschlecht unbekannt/nicht zahm). Lara sollte nicht alleine bleiben - DNA gab es seinerzeit noch nicht und endoskopieren lassen wollte ich Lara nicht. Im Freundeskreis hatte ich einen erfahrenen Großpapageienhalter, der anhand äußerer Merkmale auf ein weibliches Blaustirnwesen tippte.


    Bei einem Freund meines Sohnes lebte zu der Zeit eine einzelne Blaustirnamazone (Abgabevogel/Wildfang/Geschlecht unbekannt/nicht zahm) und so wollten wir versuchen, beide Vögel in meinem Haushalt zusammenzuführen. Beide Käfige wurden im Wohnzimmer untergebracht, sodaß die Vögel Sicht- und akustischen Kontakt hatten. Der erfahrene Großpapageienhalter riet dringend von einer Vergesellschaftung im Wohnzimmer ab und schlug vor, die Zusammenführung in einem für beide Vögel unbekannten Raum vorzunehmen. Grund: Lara, der Vogel mit dem älteren Wohnrecht, könnte ihr Revier (Wohnzimmer) gegen den Neuankömmling verteidigen und es könnte zu (ernsthaften) Kämpfen kommen.


    Nun, von diesem Vorschlag wollte ich aber nichts wissen und ich setzte ihn auch nicht um. Ich wollte doch einfach erst mal nur beobachten, wie sich die "alteingesessene Lara" dem Neuankömmling gegenüber verhielt - ob ich evtl. mit Revierverteidigungskämpfen rechnen müßte. Und dann beging ich einen sehr großen Fehler: Ich öffnete ausschließlich Lara`s Käfigtüre. Was dann geschah, das lief in Sekundenschnelle ab: Lara verließ sofort nach Öffnen der Türe ihren Käfig, flog umgehend auf den Käfig des Neuankömmlings und suchte neugierig Kontakt - ohne Aggressionen. Doch der leider immer noch gekäfigte Neuankömmling fühlte sich durch die auf seinem Käfig hockende Lara bedroht, schnellte nach oben und biss ihr ganz erbärmlich in die Krallen. Lara schrie auf, das Blut floß, sie flog zu ihrem Käfig und von Stund an hatte sie schreckliche Angst vor dem Neuankömmling. Die Vergesellschaftung war gescheitert - durch mein Fehlverhalten.


    Fortsetzungen folgen ;) .


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Saskia,


    wann hast Du vor, die beiden grünen Kandidaten zusammenzuführen? Das, was Du schreibst, liest sich ja mehr als positiv!


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Heidrun,


    ja schade, dass es nicht mehr Amazonenfans hier gibt, ich hatte gehofft es melden sich einige. Nun denn, dein Erfahrungsschatz ist mir viel wert und vor allem danke ich dir, dass du von deinen Vergesellschaftungen schreibst.


    Vor mehr als einigen Jahren, stand ich auch schon einmal vor einem Wildfang, dabei entdeckte ich schon die Liebe zu diesen Tieren. Aber ich habe damals die Finger davon gelassen und es war auch gut so, die nötige Verantwortung und vor allem das gelesene Wissen hatte ich damals noch nicht. Damals war es ja noch gang & gebe, da es erst wenige Handaufzuchten gab und diese wenn, sehr teuer waren. Von Naturbruten habe ich damals nichts gehört. Als ich mich jetzt entschlossen habe, kam heute nur eine Naturbrut in Frage. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ein bisschen zahm würde ich sie mir schon wünschen, alleine schon wegen der Handhabung. :whistling:


    Vierter Tag:


    Kein Gegockel, dafür haben sich die beiden ab und zu durch das Gitter gefüttert, wenn auch nur kurz. Mori geht ab und zu auf Abstand und sitzt dann so, dass Nanni ihn nicht erreichen kann. Beide legten heute größere Ruhephasen ein, ich gönnte sie ihnen und habe das Zimmer dann verlassen. Sobald ich das Zimmer wieder betrat, fing Mori an zu fressen, spielen & toben, Nanni tat es ihm gleich, wenn auch nicht so aktiv.


    Da mir alles positiv wirkte, dachte ich mir, ich kann sie heute mal zusammen raus lassen, damit sie sich mal "beschnäbeln" können ohne Gitter. Nanni kletterte sofort zu Mori, der wiederum versuchte den Schnabel in ihr Gefieder zu stecken. Sie wehrte ihn jedoch mehrmals mit dem Fuß ab, danach versuchte er mit dem Schnabel ihren Zeh zu greifen, es sah schon so aus, als wollte er sie beißen. Ich rief laut und er ließ von ihr ab, danach spielte er und sie beobachtete ihn. Er kam nochmals kurz zu ihr, sie wehrte ihn ab und als ich ihm einen Keks reichte (er riss ihn mir ziemlich agressiv aus den Fingern), wollte Nanni immer was von ihm haben, er ließ sie seinen Schnabel nach Krümmeln abtasten. Danach saßen sie getrennt, bis das Telefon ging und beide zu Boden gingen. Die anschließende Fangerei war mehr als anstrengend, was aber an mir lag. Ich muss ehrlich zugeben, ich habe tierische Angst einen Vogel zu nehmen, da ich mich fürchte ihn zu verletzen. :( Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich den richtigen Griff anwende, ich habe da einfach eine Hemmung.


    Fazit, vierter Tag:


    Hmmm, ich denke es ist besser, wenn sie noch ein Weilchen nebeneinander jeder in seiner Voliere sind, bevor es zum nächsten Freigang kommt. Es kommt mir so vor, dass Nanni Mori sehr gerne mag, ihr aber seine Aktionen zuviel waren und sie deswegen so abgewehrt hat. Bei Mori finde ich, dass er ruhig etwas sanftmütiger sein hätte können und der fast vollendete Fußbiss geht natürlich gar nicht, auf der anderen Seite merkt man aber auch, wie sehr er sich Streicheleinheiten wünscht. Schlecht einzuschätzen die Situation heute, aber ich hoffe, es wird besser.



    Liebe Grüße,
    Saskia

  • Hallo Saskia,


    Fazit, vierter Tag:


    Hmmm, ich denke es ist besser, wenn sie noch ein Weilchen nebeneinander jeder in seiner Voliere sind, bevor es zum nächsten Freigang kommt. Es kommt mir so vor, dass Nanni Mori sehr gerne mag, ihr aber seine Aktionen zuviel waren und sie deswegen so abgewehrt hat. Bei Mori finde ich, dass er ruhig etwas sanftmütiger sein hätte können und der fast vollendete Fußbiss geht natürlich gar nicht, auf der anderen Seite merkt man aber auch, wie sehr er sich Streicheleinheiten wünscht. Schlecht einzuschätzen die Situation heute, aber ich hoffe, es wird besser.


    die Blaustirns sind halt ruppige Kandidaten - auch untereinander. (Dagegen sind z. B. die Venezuelaamazonen die "Lämmchen" unter den Amazonenarten.) Hier mal zwei Fotos von sehr gut miteinander harmonierenden Blaustirnamazonen, die während der Spielphase keineswegs zimperlich miteinander umgingen und die Bölkerei war dementsprechend:



    B&L77.jpgB&L82.jpg



    Im Anschluß setzte dann die Schmusephase ein, wobei immer noch, dann jedoch zärtlicher, auf den Krallen rumgebissen wurde:



    B&L128.jpg



    Mit der Zeit wirst Du einschätzen können, ob es sich um ruppige Spielereien oder um ernsthafte Aggressionen handelt. So, wie Du das Verhalten Deiner beiden Grünen beschreibst, würde ich mir persönlich keine Sorgen machen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Fortsetzungen folgen ;) .


    Es waren nur ein paar Wochen vergangen, als ich den zweiten Vergesellschaftungsversuch mit einer weiteren Blaustirnamazone (Abgabevogel/Wildfang/männlich/nicht zahm) unternehmen konnte. Beide Käfige stellte ich im Abstand von ca. 1 Meter nebeneinander - wie beim ersten Versuch auch dieses Mal im Wohnzimmer. Beide Käfige verband ich mit einem langen Sitzast und öffnete nach einem Beobachtungstag ohne aggressive Verhaltensweisen beide Käfigtüren. Beide Vögel kletterten sofort aus ihren "Gefängnissen", setzten sich auf den Sitzast oberhalb ihres eigenen Käfigs und beachteten sich überhaupt nicht - sie ignorierten sich förmlich.


    Nach einigen Stunden fiel mir dann auf, daß sich der Abstand zwischen den beiden Grünen verringerte. Sie schienen sich millimeterweise, ohne sich auch nur eines Blickes zu würdigen, näherzukommen. Gegen abend war es dann endlich soweit: Plötzlich flogen beide Vögel in gleicher Sekunde zur Lampenkette,



    P6-L&B.jpg
    (Scan-Foto)



    um dort hängend kleinere Kämpfchen auszufechten - natürlich unter fürchterlichem Gebölke. Dieses Ereignis wiederholte sich ein paar Tage - danach war die Rangordnung geklärt und es kehrte (Blaustirnamazonen-)Ruhe ;) ein.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • (... ) So, wie Du das Verhalten Deiner beiden Grünen beschreibst, würde ich mir persönlich keine Sorgen machen.


    Gruß
    Heidrun

    Hallo Saskia,


    das sehe ich auch so.
    Ich finde, das, was Du beschreibst, hört sich alles sehr vielversprechend an.


    Und ich bin mir auch nicht sicher -ist aber aus der Ferne natürlich schwierig einzuschätzen-, ob das "Krallenbeißen" tatsächlich als Aggression zu sehen war.
    Ich kenne es durchaus auch von meinen Venezuelas, dass sie an den Füßchen des Partners knabbern, und zwar eindeutig im Zuge des Austauschens von Zärtlichkeiten.


    Übrigens habe ich bei einigen meiner Amazonen etwas beobachtet, was ich "verliebte Bäckchen" nenne.
    Und zwar habe ich festgestellt, dass, wenn da einer dem anderen wohlgesonnen ist, er nicht nur mit den Augen "blitzt" -was ja, für sich alleine betrachtet, sowohl Freude als auch das Gegenteil anzeigen kann-, sondern zudem seine Backen aufbläst.
    Bei "aggressivem Blitzen" jedenfalls konnte ich das noch nie sehen...


    @ Heidrun: kennst Du das auch?
    Gibt es das bei den Blaustirns ebenfalls?


    Und mich würde interessieren, Saskia, ob Du das bei Deinen Beiden -oder einem- ebenso beobachten kannst.

  • Hallo Heidrun,


    das sind ja tolle Bilder von deinen Lieblingen und ich bin etwas erleichtert, da ich schon das Schlimmste befürchtete. Ich werde jetzt erst einmal ein paar Tage warten und sehen, ob ich ihr Verhalten ein wenig deuten kann, bzw. ob Agressionen entstehen. Ich möchte nicht, dass Nanni irgendwas passiert, sie wirkt im Gegensatz zu Mori (inzwischen) sehr zerbrechlich und ist ihm in einigem unterlegen.


    Ich muss wohl meine Ängste etwas ablegen und einfach mal auf die Instinkte der beiden vertrauen. Wenn ich deine Amazonen da so sehe, wie sie die Zehen im Schnabel haben, scheint das ja ganz normal zu sein. So etwas weiß man natürlich als Anfängerin nicht, sowas steht auch nicht im Buch, danke liebe Heidrun, ich empfinde dich als große Bereicherung.


    Hallo Ursula,


    sei auch lieb gegrüßt. Das mit den Bäckchen ist mir noch nicht aufgefallen, darauf habe ich aber auch noch nicht geachtet, werde aber gucken ob ich da was sehe.


    Wie geht ihr es an, oder würdet ihr es angehen, eine "Naturbrut" möglichst stressfrei wieder in ihren Käfig zu befördern? Mori ist kein Problem, er steigt auf seinen Ast und geht dann wieder in die Voliere. Aber Nanni ist halt extrem scheu und ich will nicht jedesmal Katz & Maus mit ihr spielen. :S


    Fünfter Tag:


    Beide gehen irgendwie ihrer Wege, aber Nanni hat versucht Mori mit einem Apfelstückchen durch das Gitter zu füttern, allerdings eher flüchtig. Mori hält ein bisschen Abstand zu ihr, geht aber ab und zu auf sie zu und wieder zurück, hin und wieder zurück. Am Morgen bei der Fütterung gab es reichlich Imponiergehabe, ebenso beim Saugen, allerdings ohne Gegockel. Ich darf mich Nanni inzwischen ein bisschen nähern ohnedem dass sie gleich ausflippt. Ruhige Gespräche in ausreichendem Abstand, scheinen bei ihr für den Vertrauensaufbau sehr förderlich zu sein.


    Liebe Grüße an Euch,
    Saskia

  • Hallo Ursula,


    Übrigens habe ich bei einigen meiner Amazonen etwas beobachtet, was ich "verliebte Bäckchen" nenne.
    Und zwar habe ich festgestellt, dass, wenn da einer dem anderen wohlgesonnen ist, er nicht nur mit den Augen "blitzt" -was ja, für sich alleine betrachtet, sowohl Freude als auch das Gegenteil anzeigen kann-, sondern zudem seine Backen aufbläst.
    Bei "aggressivem Blitzen" jedenfalls konnte ich das noch nie sehen...


    @ Heidrun: kennst Du das auch?
    Gibt es das bei den Blaustirns ebenfalls?


    nein, dieses "Zusammenspiel" konnte ich bisher bei den Blaustirns nicht beobachten. Wenn das "Pupillenblitzen" registriert wird, dann ist Aggression im Anmarsch - sehe ich die "dicken Bäckchen", dann ist meist (nicht immer) Entspannung angesagt.


    Aber es ist schon richtig: Eine klare Abgrenzung des Droh- vom Imponierverhalten kann nur in einem situationsbezogenen Zusammenhang vorgenommen werden.


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Saskia,


    Wie geht ihr es an, oder würdet ihr es angehen, eine "Naturbrut" möglichst stressfrei wieder in ihren Käfig zu befördern? Mori ist kein Problem, er steigt auf seinen Ast und geht dann wieder in die Voliere. Aber Nanni ist halt extrem scheu und ich will nicht jedesmal Katz & Maus mit ihr spielen. :S


    außerhalb des Käfigs würde ich Nanni kein Futter anbieten und sie schließlich mit einem besonderen Leckerchen zurück in ihren Käfig locken. Mehrere Versuche wären es wert.


    Ja, Saskia, Du mußt Deine Ängste ablegen. Dennoch gibt Nanni etwas Zeit, Vertrauen zu Euch aufbauen zu können, denn sie scheint ja doch einige schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.


    Gruß
    Heidrun

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  • Fortsetzungen folgen ;) .


    Lange Jahre bin ich, aufgrund äußerer Merkmale, davon ausgegangen, daß Lara eine weibliche Blaustirnamazone ist. Sie zeigte weder weibliche noch männliche Verhaltensweisen und lebte in Harmonie mit einem männlichen Artgenossen:



    DSCN9313.jpg



    Nach 18 Jahren sah ich sie plötzlich für den Bruchteil von Sekunden ein männliches Balzritual zeigen. Da inzwischen die Geschlechtsbestimmung per DNA möglich war, machte ich davon Gebrauch und war erstaunt: Bei mir lebt keine Lara sondern ein Laro :rolleyes: .


    Nachdem Laros Partner verstorben war, schaute ich mich natürlich nach einer weiblichen Blaustirnamazone um, die im Januar diesen Jahres hier Einzug hielt. Kira ist eine naturorientierte Brut von 1996, ein wenig gerupft, nicht zahm (jedoch fühlt sie sich zu männlichen, menschlichen Lebewesen hingezogen). Kira sollte nach Ankunft erst mal ein paar Tage in einem Rollkäfig vor der Voliere verbringen und so erst einmal den Sichtkontakt zu Laro aufnehmen und umgekehrt. Nachdem ich über ein paar Stunden einfach nur ein aufmerksames gegenseitiges Beobachten bemerkte, ließ ich Kira einfach in Laros Voliere - und alles war gut :) !



    NIK_1355_k.jpg



    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Heidrun,


    ist schon erstaunlich, dass sich nach 18 Jahren so ein Verhalten zeigt, aber das zeigt einem nur mal mehr, wie anpassungsfähig manche Amazonen und sicher auch andere Papageien sind.


    So, zu meinen Grünen:


    Gestern gesellte sich Mori wieder mehr zu Nanni ans Gitter, sie hängt ständig am Gitter, ich glaube sie ist wirklich in ihn verknallt. Mori scheint sich mehr und mehr an sie zu gewöhnen. Ich konnte beobachten, dass sie mit ihm vieles synchron macht, wie putzen, schütteln, kratzen und fressen. Mori hingegen scheint ihren einzigen Laut "Bühirip" nachzumachen, sprechen tut er nur noch selten ein Wort in menschlicher Sprache. Am Abend sah ich, wie sie nebeneinander saßen und sich auf "Amazonisch" unterhielten, leise unterschiedliche Laute. Danach gemeinschaftliches Schnabelknirschen.


    Liebe Grüße,
    Saskia

  • Hallo Saskia,

    (...) wie anpassungsfähig manche Amazonen und sicher auch andere Papageien sind.


    ja, da hast Du sicherlich Recht. Aber man muß schon aufpassen, denn die Anpassung kann auch überstrapaziert werden z. B. durch nicht oder nicht hinreichend auslebbares Verhalten. Das zeigt sich dann - oft mit gehörigem Zeitverzug - durch physische und/oder psychische Defekte.


    Zitat

    Zitat von Luna2011
    So, zu meinen Grünen:


    Gestern gesellte sich Mori wieder mehr zu Nanni ans Gitter, sie hängt ständig am Gitter, ich glaube sie ist wirklich in ihn verknallt. Mori scheint sich mehr und mehr an sie zu gewöhnen. Ich konnte beobachten, dass sie mit ihm vieles synchron macht, wie putzen, schütteln, kratzen und fressen. Mori hingegen scheint ihren einzigen Laut "Bühirip" nachzumachen, sprechen tut er nur noch selten ein Wort in menschlicher Sprache. Am Abend sah ich, wie sie nebeneinander saßen und sich auf "Amazonisch" unterhielten, leise unterschiedliche Laute. Danach gemeinschaftliches Schnabelknirschen.


    Besser kann es nicht werden - ich würde es wagen!


    Gruß
    Heidrun

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  • Nachträglich noch einen schönen 4. Advent an alle. :)


    Gestern Abend habe ich es wieder gewagt und habe beiden einen gemeinschaftlichen Freigang gegönnt. Nanni machte sich sofort wieder auf den Weg zu Mori und Mori begrüßte sie mit einem Schnäbeln an ihrem Bauch. Danach spielte Mori ausgiebig und Nanni sah ihm dabei zu, sie traute sich nicht recht, allerdings traute sie sich dann an seinem Obst- und Gemüsenapf und schnäbelte sich die besten Stücke heraus, ohnedem dass Mori sie irgendwie dabei störte.


    Um mich ins Spiel zu bringen, gab ich Mori ein Stückchen Ananas, der es auch gleich an Nanni weiterleitete, er ist sozusagen unser Vermittler in dieser doch recht unzahmen Phase. ;) Er ging immer wieder an ihre Zehen, aber ich konnte jetzt nicht feststellen, dass er ihr Böses wollte. Sie wehrte ihn desöfteren mit dem Fuß ab, da er einfach zu sehr an sie ranging. Irgendwann begann er richtig Futter hochzuwürgen und fütterte sie damit, das mag sie sehr gerne. Als er anschließend irgendwie ganz verlegen sein Köpfchen neigte und in dieser Haltung dann hin und herschielte, tat er mir schon ein bisschen leid, weil sie ihn nicht kraulte. Da merkt man schon, wie sehr er sich Streicheleinheiten wünscht und ich frage mich, ob sie das noch nicht kennt, oder ob sie ihn einfach nicht kraulen mag???


    Zuletzt merkte ich, wie er leicht agressiv wurde, er hat es dann am Spielzeug ausgelassen und ich trennte die beiden wieder, bevor es ausarten konnte. Ich denke, wenn er nicht das bekommt, was er sich wünscht, dann setzt das Agressionen bei ihm frei.


    Liebe Grüße,
    Saskia

  • Hallo Saskia,


    ich kann mich nur wiederholen: Laß die beiden Grünen zusammen! Es kann nicht besser werden! Tu den Beiden den Gefallen und leg Deine Ängste ab!


    Zuletzt merkte ich, wie er leicht agressiv wurde, er hat es dann am Spielzeug ausgelassen und ich trennte die beiden wieder, bevor es ausarten konnte. Ich denke, wenn er nicht das bekommt, was er sich wünscht, dann setzt das Agressionen bei ihm frei.


    Dazu lies Dir mal bitte dieses Posting durch!


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Saskia,


    du hast Recht, ich glaube jetzt ist es an der Zeit, dass die beiden zusammen kommen. (...)


    das ist eine gute Entscheidung im Sinne der zwei Grünen!


    Zitat

    Zitat von Luna2011
    (...) Ich werde davon berichten. (...)


    Ich sehe Deinen Berichten mit großem Interesse entgegen!


    Zitat

    Zitat von Luna2011
    (...) Und danke für deine Mühe Heidrun. :)


    U. a. aus diesem Grund "treiben wir uns doch hier rum" ;) !


    Gruß
    Heidrun
    :)

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  • So, Saskia, ich möchte Dir einfach nur noch ein paar Impressionen vom Verhalten der Blaustirns mit auf den Weg geben - nur damit Du gewappnet bist ;) .

    Gruß
    Heidrun

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