Gewöhnung an Außenvoliere

  • ich habe Urlaub und sitze hier mit meinem PC (und ner Tasse Kaffe) vor der AV und beobachte sie alle mal wieder. Es ist schön, ohne schlechtes Gewissen und Zeitdruck dies mal ausnutzen zu können.


    Was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass alle Vögel viel entspannter sind, als vorher. Sie können sich aus dem Weg gehen, jeder macht da irgendwie sein "eigenes Ding". Jacko, der ja noch nicht fliegt, ist viel aktiver als vorher, er "bekrabbelt" fast die ganze AV, oder hopst auf den Ästen rum, er ist eigentlich nur noch unterwegs. Manchmal krabbelt Mona voran (obwohl sie ja fliegen kann), ich meine, sie zeigt ihm dann alles und nimmt Rücksicht auf ihn.
    Rudi hält sich viel in der Nähe der Ausflugsluke auf und ruft "Kuki, komm raus". Manchmal gelingt es ihm auch, Kuki zu bewegen, nach draußen zu kommen. Und auch da habe ich den Eindruck, dass sie viel gelassener ist, als vorher, da die anderen Vögel nicht mehr so nah bei ihr sind. Rudi sitzt dann in gebührendem Abstand bei ihr und versucht, sie anzuflirten. Wenn Mona dann in ihre Nähe kommt, nimmt er schon eine drohende Haltung ein. Sie versteht das und macht sich wieder aus dem Staub. Einbein wird gerade mal so geduldet zur Zeit. Sie versteht das aber auch und bewegt sich nicht viel in der AV (abends, wenn alle anderen Geier drin sind, dann wird sie auch ein wenig aktiver).
    Was ich aber zusammenfassend bemerkt habe:
    Es hat sich eine ganz klare Struktur gebildet. Rudi ist der Anführer, er schaut immer, ob alles ok ist. Wenn ihm etwas nicht passt (das dauer aber bei ihm lange Zeit), greift er an/ bzw. ein. Sobald er den Angriff startet, ist sofort Mona mit von der Partie. Obwohl sie ja mit dem Gerupften flirtet, ihn füttert und ihn krault (und mittlerweile er sie auch), kann ich sehen, wenn Rudi eine Attacke auf ihn vor hat, ist Mona sofort zur Stelle und hilft dabei. Sie kreisen den Gerupften ganz geschickt von beiden Seiten ein. Das konnte ich schon öfter bemerken und Mona scheint es nicht zu stören, dass dies eigentlich ihr ausgesuchter Partner ist, den sie da gerade attackiert. Es kommt mir so vor, als wenn das fast schon ein mechanischer Vorgang ist. Sobald Rudi angreift, ist sie sofort dabei.
    Und trotzdem erscheint mir das hier wie so ein "Familienverband". Morgens sitzen sie alle ganz nahe beieinander vor der Luke und warten, dass diese geöffnet wird. Es gibt bis dahin keinen Streit untereinander. Aber: wenn die Luke auf geht, dann ist wieder Struktur zu erkennen. Rudi geht als erster raus, dann folgt Mona, dann der Gerupfte. Kuki kommt, wie gesagt, immer erst sehr spät hinterher. Der Gerupfte ist manchmal ein kleines Aas und ziemlich frecht und versucht, sich vor zu drängeln. Das hat meistens für ihn Folgen! Er bekommt dann entweder sofort von Rudi eine gehackt, oder aber der wartet damit bis zu einem umbestimmten Moment, Das ist, als wenn er sich das merkt und irgend wann kommt dann die Zurechtweisung.
    Wenn Einbein auf einem der oberen Äste sitzt und dort rum hopst, ist Rudi ebenfalls zur Stelle. Manchmal lässt er sie, aber dann im nächsten Moment jagt er sie dort weg und dann ist auch Mona wieder sofort zur Stelle.
    Wenn sie aber eine untere Position in der AV einnimmt, wird wie nicht bedrängt.


    So, Wolfgang, das waren meine ersten Beobachtungen in der neuen großen AV. Ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten Wochen und Monaten noch viele Dinge beobachten werde, die sich verändert haben und das Gruppenverhalten insgesamt deutlicher erkennbar wird.


    Eins kann ich aber jetzt schon sagen, dass sich alle Papageien (wenn man mal von Einbein zur Zeit absieht) wirklich wohl fühlen und Spass an ihrem Dasein haben.


    Liebe Grüße von
    Claudia

  • Hallo Wolfgang,

    scheinbar kommt es ja doch auf die Größe an das sich die Vögel entspannen können.

    das siehst du ganz richtig. Ich hätte auch nicht gedacht, dass sich die Erweiterung der AV so positiv auf die Vögel auswirkt. Ich muss aber auch erklären, dass die alte AV ja mal nur für zwei Vögel gebaut war. Als dann die nächsten zwei mit hinein kamen, konnten wir ziemlich schnell feststellen, dass die 8m² Grundfläche zu wenig sind. Die Vögel hatten einfach nicht die Möglichkeit, sich ausreichend aus dem Weg gehen zu können.Hinzu kam, dass Rudi und Mona die alte AV vorher schon 1 Jahr alleine bewohnten. Sie hatten trotz einiger Umgestaltungen traditionelles Heimrecht. Und das haben sie auch gelegentlich den anderen Beiden gezeigt.
    Jetzt kann sich jeder sein Plätzchen suchen, wenn er mal alleine tollen möchte und sie können beim Fliegen schon ein wenig durchstarten.
    Insgeheim ärgere ich mich jetzt eigentlich schon, dass ich den neuen Bereich der AV nicht auch gleich breiter gebaut habe. Ich denke die doppelte Breite wäre der Hit gewesen. Dann hätten sie ein Stück von 4x2 m und anschliessend einenTeil von 4x5 m gehabt. Nun ja, was nicht ist kann ja immer noch werden. Vielleicht entscheiden wir uns noch, den neuen Bereich zu verbreitern. Im ersten, alten Bereich wäre es technisch von den gegebenen Platzverhältnissen leider nicht mehr machbar.
    LG Otto

  • Hallo Claudia und Otto,


    Danke für deinen Bericht Claudia
    scheinbar kommt es ja doch auf die Größe an das sich die Vögel entspannen können.


    ich schließe mich Wolfgangs Worten an. Euere Berichte sind sehr aufschlußreich, denn sie erzählen uns von der Individualdistanz/kritischen Distanz.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • ich habe Urlaub und sitze hier mit meinem PC (und ner Tasse Kaffe) vor der AV und beobachte sie alle mal wieder. Es ist schön, ohne schlechtes Gewissen und Zeitdruck dies mal ausnutzen zu können.


    Rudi hält sich viel in der Nähe der Ausflugsluke auf und ruft "Kuki, komm raus". Manchmal gelingt es ihm auch, Kuki zu bewegen, nach draußen zu kommen. Und auch da habe ich den Eindruck, dass sie viel gelassener ist, als vorher, da die anderen Vögel nicht mehr so nah bei ihr sind.
    Liebe Grüße von
    Claudia


    Hallo Claudia,
    auch wenn das jetzt ein wenig OT ist:
    Du erwähnst Deine scheue Kuki. Gibt es einen Thread, in dem Du über sie und den Grund für ihr Verhalten berichtet hast?
    Meine Tara ist nicht nur scheu sondern gerät geradezu in Panik, wenn Coco, das Männchen, ihr zu nahe kommt.
    Da sie nicht fliegen kann, ist eine Flucht nicht immer erfolgreich. Aktuell hat sie sich vor Angst von der Voli fallen lassen. Jetzt humpelt sie und ich muss heute mir ihr zum TA.
    Sorry wegen off-topic, aber ich mache mir solche Sorgen um die kleine Maus.
    Liebe Grüße
    Hazel

  • das mit dem Vogel tut mir leid und ich weiß selbst wie schlimm es ist, wenn ein Vogel, der nicht fliegen kann, auch noch Probleme mit den Beinen bekommt. Ich hatte das letztens ähnlich und war sofort mit dem Tier in der Tierklinik in Rostock . War aber nichts Schlimmes. War nur verstaucht. Habe ihm Tropfen zur Schmerzlinderung gegeben und nach 10 Tagen war alles wieder gut. Ich hoffe, dass es bei Dir ebenso ist. Drücke ganz fest die Daumen!


    Zu der scheuen Kuki:
    Nein, wir hatten hierzu kein Thema eingestellt.
    Wir wissen über ihre Vergangeheit so gut wie Nichts.
    Sie ist über ein anderes Forum zu uns gekommen. Die damaliege Besitzerin konnte sie nicht behalten. Kuki ist äußerst bissig gegenüber Frauen, mit Männern hat sie gar keine Probleme. Ich weiß nur, dass sie der Vor-Vor-Besitzerin zugeflogen ist. Sie hat keinen Ring, keine Papiere, ist aber von Tasso gechipt. Die Untere Naturschutzbehörde ist nicht sicher, ob dies ausreicht. Es gibt 2 Stellen, bei denen man hier Papageien ordnungsgemäß chippen lassen kann. Ob ich dies noch nachholen muss, weiß ich noch nicht. Die Behörde arbeitet so langsam und auf Nachfrage bekomme ich immer nur die Antwort, dass ich mich gedulden soll. Also lasse ich jetzt alles so wie es ist und warte ab......
    Kuki ist scheu, kommt ungerne raus, will eigentlich keinen Kontakt mit den anderen, lebt eigentlich nur auf, wenn Otto sich mit ihr beschäftigt. Rudi interessiet sich sehr für sie, aber sobald er ihr zu Nahe kommt, plustert sie sich auf und geht in Abwehrhaltung. Sie fliegt wenig bis gar nicht, obwohl sie das wirklich gut kann. Wir haben schon überlegt, ob es evtl. eine ehemalige Zuchthenne ist (dass sie weiblich ist, wissen wir/DNA-Test). Ein Bekannter hat uns erzählt, dass, wenn Zuchthennen zu alt für die Zucht werden, sie das Fliegen einstellen. Das könnte hier ganz gut der Fall sein. Sie will ja auch offensichtlich nicht so wirklich was von Rudi. Wir lassen sie in Ruhe und hoffen, dass sie irgend wann dann doch noch mal den Dreh bekommt und mit den anderen ganz normal umgehen kann. Hier hat sie auf jeden Fall ihre Ruhe. Auch denke ich, dass ihr vielleicht mal etwas Schlimmes von einer Frau angetan wurde. Sie ist mir gegenüber zeitweise völlig unberechenbar und manchmal scheint es, als wenn sie mich angreifen will. Wenn sie mich zu packen bekommt (und das ist auch schon passiert) fießt Blut, aber richtig. Manchmal kann sie aber auch ganz nett zu mir sein, so je nach Tagesform.
    Auch hatten wir schon überlegt, sie vielleicht irgend wo hin zu geben, wo nur ein Mann sich um sie kümmert und sich mit ihr beschäftigt. Vielleicht wäre sie da glücklicher. Vorstellen könnte ich mir das ganz gut. Auf der anderen Seite wäre sie dann wahrscheinlich wieder immer nur in der Wohnung und ob das gut für sie wäre, wissen wir auch nicht so genau. Ich weiß da im Moment keinen guten Rat! Vielleicht fällt dazu ja hier Jemandem aus dem Forum was ein. Erfahrungsberichte?


    LG
    Claudia

  • Hallo Heidrun und Claudia
    genau diese Individualdistanz hatte ich im Kopf als ich meine Posting schrieb.
    Ich frage mich nämlich schon seit längerem wie groß die ist. Ich dachte früher das die deutschen Käfigmindestmaße darauf abgestimmt sind. Aber das kann nun auch nicht sein da die Voliere von Claudia und Otto schon immer größer war. Ich habe den Unterschied von Volierengrößen nun schon öfter beobachtet und bemerke erst ab den großzügigen Volieren sind Halter UND Vögel zufrieden. Ich erlebe außerdem immer wieder das sich die Vögel von Zeit zu Zeit richtig auspowern wollen, was passiert dann mit denen wenn sie in kleine Käfige gesteckt werden?
    Das hat zwar jetzt mit dem Thema AV nur indirekt zu tun aber sollte trotzdem bei einer Planung von AV´s berücksichtigt werden.
    Und ich hoffe das dieser Thread für einige als Anregung dient.

  • ...was ich bisher hier beobachten kann ist, dass diese Individualdistanz so ca, um die 3 Meter liegen müsste........


    Grüße von
    Claudia

  • Hi Wolfgang ;


    Zitat

    Ich erlebe außerdem immer wieder das sich die Vögel von Zeit zu Zeit richtig auspowern wollen, was passiert dann mit denen wenn sie in kleine Käfige gesteckt werden?
    Das hat zwar jetzt mit dem Thema AV nur indirekt zu tun aber sollte trotzdem bei einer Planung von AV´s berücksichtigt werden.


    Der Gedanke ist gut .


    Was ich beobachten kann ( im Winter ) , sitzen die Tiere temperaturbedingt im SR , drehen die ab . Fliegen geht hier drinn auch nicht so richtig , wenn ich es mit menschlichen Wesenzügen vergleichen würde , würde ich sagen : sie sind unausgeglichen ( stinkig / unzufrieden oder wie auch immer ).


    MFG Jens

  • warum lässt Du Deine Vögel im Winter nicht raus??


    Wir haben hier wirklich nur gute Erfahrungen damit gemacht, sie können, wann immer sie wollen, auch im Winter raus.


    LG Claudia

  • Hallo Wolfgang,


    (...)
    genau diese Individualdistanz hatte ich im Kopf als ich meine Posting schrieb.
    Ich frage mich nämlich schon seit längerem wie groß die ist. (...) Ich habe den Unterschied von Volierengrößen nun schon öfter beobachtet und bemerke erst ab den großzügigen Volieren sind Halter UND Vögel zufrieden. (...)


    die Individualdistanz oder "kritische Distanz" ist ein bewegliches Revier und kann anlaßbedingt wechseln. Ein Unterschreiten ist in der Regel nur bestimmten Exemplaren (Geschlechtspartnern, vertrauten Gruppenmitgliedern, Jungtieren) ohne Folgen möglich. Je geringer der Raum in einem Haltungssystem und je inhomogener ein Paar- oder Gruppengefüge ist, desto häufiger wird es zu Unterschreitungen der Individualdistanzen und demzufolge zu Auseinandersetzungen kommen, die zwangsläufig in der Häufigkeit und Intensität zunehmen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Zitat

    Jenswarum lässt Du Deine Vögel im Winter nicht raus??


    Wir haben hier wirklich nur gute Erfahrungen damit gemacht, sie können, wann immer sie wollen, auch im Winter raus.


    Na klar können meine auch im Winter raus , nur bei -8 Grad ist der Bart ab , dann bleiben sie lieber drinn und machen im SH Blödsinn . Wenn sie es dann mal ganz schlimm haben , gehen sie auch raus um ne Runde zu fliegen ----------danach sind sie aber wieder gleich drinn .


    MFG Jens