Nachzuchten in Gefangenschaftshaltung ------abgetrenntes Thema

  • Wenn man Vögel hält, sind da zwei Probleme, die dem Vogelsein entgegenstehen: Das eine ist die Bewegungseinschränkung, das andere ist die Vielfalt, aus der die Vögel ihre Kräfte schöpfen. Dazu habe ich zum Thema Zucht in Boxen folgendes (noch als PN zu einem anderen User als Prachtfinkenfreund mit AV) geschrieben:


    Zitat von xxx

    ... Hab eben in den "Estrilda"-Link geschaut, bist Du da Mitglied? Die stehen natürlich für alles das was ich mir auch unter artgerechter Haltung und Zucht vorstelle. Bei mir sind heute 4 Dompfaffen aus dem Nest gekommen, hatte schon gestern damit gerechnet, zum Glück sind sie im Schutzhaus geboren denn es gab ein Gewitter u. regnet.Dann hab ich mal wieder was nicht artgerechtes getan und die Vögel gefüttert nachdem die Alten keine Anstalten machten u. die Kleinen immer lauter piepsten. Ich bin aber keine, die jedem Vogel einen Namen gibt und am liebsten noch ein Schleifchen umbinden würde. Ich hoffe mal das die Alten sich noch besinnen und muß morgen intensiv beobachten denn aus Spaß oder weil ich zuviel Zeit habe fange ich sowas nicht an aber im Notfall helfe ich wenn nötig und möglich. In der Gemeinschaftsvolie in der mehrere Paare brüten u. Junge haben kann man eben schlecht das Keimfutter u. Lebendfutter weglassen aber das Problem haben eben die "Boxenzüchter" nicht weil die dann eben die Zucht steuern können aber deshalb werden meine Vögel trotzdem nicht eingefercht. ...
    Die Idee mit der Kokosnuß ist gut. Ich wollte immer mal eine Schale Obst mit einem Gitter oder Gage abdecken und reinstellen, ist ja das selbe Prinzip. Stellst Du für die Mückenlarven Wasserbehälter auf oder nimmst Du sie aus dem Regenfaß und wie machst Du es mit den Grillen? In der AV hopsen die ja schneller als die Vögel die bemerken. Ich gehe immer mit dem Kescher über die Gräser, hauptsächlich Brennesseln u. leere den Kescher dann in einem Einwegglas u. schraube zu um dann das Glas in der Volie zu öffnen. Die Mückenlarven serviere ich immer mit etwas Wasser auf einer Frisbeescheibe. Bei den Ameiseneiern verwendest Du da auch ein Kunstoffrohr? Viele Fragen aber mit wem soll man sich sonst darüber unterhalten? Zu allem was zu einer erfolgreichen Zucht führt sollte man sich austauschen,oder?


    Gruß, xxx


    In die ESTRILDA bin ich letzte Woche eingetreten. Endlich habe ich einen Verein gefunden, der nicht geil auf Pokale, Prämien oder sowas ist. Es wird sich nicht gebrüstet, sondern diskutiert, was gut für die Piepmätze ist. Alle sind sehr freundlich und aufgeschlossen.


    Bei mir fliegen nächste Woche die Tüpfeltiger aus. 5 pro nest. Das 3. Paar hat nix. Weiß nicht warum. Aber sie brüten ...


    Die Mückenlarven (roten) wollten sie nicht. Schwarze hab' ich noch nicht, aber ein Eimer Wasser steht schon da (nicht drinnen).


    VZE krieg ich nicht, dafür AZN.


    Die Heimchen sind weg, kann aber auch von den Zwergwachteln gefuttert sein.


    Wenn die Alten aufhören zu füttern, fehlt ihnen irgendwas. Aber sie füttern auch von Natur aus immer seltener. Wenn die Jungen ausfliegen sind sie relativ fett und schwer und bleiben sitzen. Durch den Hunger müssen sie hinter den Alten her fliegen, trainieren ihre Muskeln und werden leichter. Das ist notwendig.


    Boxenzüchter wollen etwas steuern, wovon sie keine Ahnung haben. Vögel sind ja keine Apparate, sondern Lebewesen. Sie Leben nicht von Stoffen, sondern von dem, was ihnen ihre Sinne liefern. Wenn diese nicht angesprochen (gereizt) werden, verkümmern sie, die Tiere werden ein Stück hilfloser. In einer AV steuert sich alles selbst. Die Vögel würden ja aussterben, wenn sie keine Instinkte hätten. Nur muss man eben die Voraussetzungen schaffen, dass sie die Wahl haben. Meine Tüpfelastrilde sind jetzt kurz vor dem Ausfliegen verstärkt an das trockene Körnerfutter gegangen. Die Stoffe, die hier drin sind sind wohl förderlich für die Kleinen, dass sie besser fliegen können und dass sie weniger leicht frieren (Feuer von innen). Insekten sind wichtig für ein schnelles Wachstum und für die Energiereserven. Und das Grünfutter, von dem die Tüpfelis nur sehr wenig nehmen, ist für die Geschmeidigkeit der Glieder und für die Steuerung der Stoffwechselprozesse. Das Keimfutter ist vor allem für die Fruchtbarkeit und eine komprimierte Form des Grünfutters. Eifutter ist Beikost und unter natürlichen Lebensbedingungen entbehrlich. Es unterstützt dort, wo es an anderer Stelle mangelt, weil hierrin abgeschwächt alles drin ist und es ist leicht verdaulich.


    Diese Ausführungen sollten wir aber öffentlich aussprechen. ...


    Grüße, Alex




    p.S.: was ich jetzt hiermit getan habe. Für Papageien gilt das Selbe. Sie sind schließlich auch Vögel, so wie Finken. Sie können nur geringfügig mehr als sie. Dass die Lebenskräfte der Papageien schwinden oder in falsche Kanäle fließen, liegt einzig an der Art der Haltung.


    Edit: bin etwas verwirrt- ist die PN von Dir oder an Dich? Vom Namen her wohl eher an Dich :?: ich habe den Namen rausgenommen aus dem Zitat. Ist der Verfasser/die Verfasserin mit der Veröffentlichung einverstanden? Wenn nicht, müssen wir das Zitat auch löschen! Ansonsten gilt, das alles, was per PN oder Mail kommuniziert wird, nicht in einem Forum veröffentlicht werden darf!!! Bitte unbedingt beachten! Dörnte

  • @Jens,


    ich weiß nicht was Deine Kakadus für ein Freßverhalten haben, aber meine Kakadus sind allesamt super Obst- und Gemüsefresser!


    Und die geben sich nicht mit "nur" Körner zufrieden.

  • Hallo Heike ;



    Fressen tun sie ja ein bischen, aber wie gesagt , nicht so wie die großen oder die Grauen. Warum das so ist weiß ich nicht. Ändern kann ich es eh nicht, entweder sie fressen es , oder sie lassen es bleiben------------das Angebot an Früchten ist jedenfalls da.


    Was aber hingegen alles Grün ist wird gefressen wie verrückt , seltsamm nicht.



    MFG Jens

  • Zu diesem Thema wollte ich gerne noch mehr hinzufügen.


    Wenn man wirklich gesunden Nachwuchs heranziehen will, brauchen die Alttiere und dann auch die Jungen das volle Programm der Reize und Sinnesansprache. So können sie ihre Fähigkeiten ganz entwickeln und sind physisch wie psychisch stabil für ihr ganzes Leben. So z.B. ist die Nahrung ein äußerst komplexes und vielfältiges Thema, was von den Vogelhaltern allzu schematisch angegangen wird.


    Die Tiere wählen in der Natur das aus, was gerade verfügbar ist, aber auch das, was der Jahreszeit entspricht. Und Jahreszeit heißt auch biologische, klimatische und kosmische Zyklen, von denen unsereins so gut wie nichts weiß. Ernährung ist nicht nur Zufuhr von Energie in der Zusammensetzung von Rohprotein, Rohfett und Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien, sondern vor allem die Pflege der unterschiedlichen Organe, die ziemlich unterschiedliche Ansprüche haben. Die Kräfte hierfür sind in den sekundären Pflanzenstoffen der vielfältigen Pflanzen zu finden. Die einzelnen Organe wiederum müssen durch die Zufuhr der verschiedenen Reize angeregt werden, damit sie ordnungsgemäß arbeiten können.


    Ein Bauer aus der Biodynamischen LW erklärte mir mal, dass er seine Weiden nicht extra düngt. Düngung soll mehr fettes Gras bringen, was mehr Milch und Fleisch bedeutet. Dann würden nämlich die heilwirksamen Kräuter von den Fettwiesengräsern verdrängt. Er könne sich den teuren Tierarzt nicht leisten. So aber erhalten sich die Kühe selber gesund.


    Das bedeutet, dass Vielfalt nicht nur auf der Kuhweide wichtig ist, sondern eben auch in einem Vogelgehege. Wie anders als in einer AV kann man das bewerkstelligen? In einer Innenvoliere mag das noch gehen, dann muss der Pfleger aber auch ein guter Botaniker und Gärtner sein, damit er regelmäßig für Nachschub sorgen kann. Welche Pflanzen sind heilkräftig? Welcher Vogelhalter kennt sich darin aus? Aus Mangel an Kenntnis über diese Dinge leiden viele Volierenvögel früher oder später an verschiedenen, latenten Organstörungen. Um z.B. eine mögliche Leberstörungen zu beheben, können Vögel zusätzlich entsprechende Pflanzen anknabbern (Schafgarbe z.B.). Die Mengen der Heilkräuteraufnahme ist geradezu homöopathisch. Den Vögeln genügt das. Der Pfleger kann nicht von außen sehen, welchen Bedarf der Vogel gerade hat. Daher muss das Kräutlein schon da sein. Wenn nicht, so sieht es der Pfleger erst, wenn die Not schon groß ist. Leider nützt es nichts, ein Pulverchen für alles parat zu halten. Denn ein solches wirkt nicht spezifisch und während es vielleicht das eine heilt, belastet es ein anderes Organ.
    Dann kommt der Bedarf an Grünem überhaupt. Der Bedarf an Grünfutter ist erst ermittelbar, wenn man den Tieren wirklich frisches, nicht angewelktes Grün anbietet. Man kann staunen, nach einer gewissen Gewöhnung, wie viel die Tiere davon nehmen. Und dann ist eine Sorte irgendwann wieder uninteressant. Welche mögen sie dann? Die Vorlieben ändern sich mitunter mit den Durchschnittstemperaturen, den allgemeinen Wetterlagen und der Tageslänge. Das bemerkt man kaum. In der Natur ist es schwer zu beobachten, wird vielleicht auch gar nicht beachtet, wann was wieviel konsumiert wird. In der Volierenhaltung fehlt im Allgemeinen die Auswahl, von daher kann man das auch nicht beobachten.


    Aus diesen Gründen halte ich gerne ganz unterschiedliche Vögel zusammen, die alle ein etwas anderes Nahrungsbedürfnis haben. Dadurch erweitert sich das Angebot, aus dem alle wählen können. Es heißt z.B., dass Prachtfinken nicht mit Kanarienvögeln zusammen gehalten werden können, weil die Ölsaaten die Leber der Prachtfinken schädigen. Wenn das Angebot stimmt, fressen die Prachtfinken nicht mehr von den Ölsaaten, als ihnen guttut. So meine Beobachtung. Außerdem lernen Vögel voneinander, auch von Artfremden, was die Überwindung erleichtert, auch an Unbekanntes zu gehen. Bei einem entsprechendem Angebot gleichen die Vögel Überversorgung mit einem Soff mit der Versorgung durch einen anderen Stoff aus (Antagonismus).


    Wenn Junge erwartet werden, wird es noch komplizierter. Damit die Jungen für das Biotop gerüstet sind, muss das Biotop durch sie hindurch. Das heißt, dass die Alttiere allerlei verzehren, was eine möglichst große Bandbreite der verwertbaren Nahrung darstellt. Die Qualität passt sich an den Reifegrad der Jungen an. Die Alten kennen sich im Angebot aus und wählen das Geeignete aus. Sie fressen auch Erde, damit die Jungen nicht nur entgiftet werden oder mit Mineralien versorgt werden, sondern auch, damit sich im Darm eine Flora von Bakterien und Hefen aufbaut.


    Je umfassender die Reize in einer Voliere sind, desto präziser funktioniert die Auswahl der Nahrungsmittel. Viele Näpfe wären in einem Käfig notwendig, während in einer größeren Voliere alles wie selbstverständlich als Pflanzung arrangiert werden kann.


    Bei Papageien kommt erschwerend hinzu, dass sie im Spiel alles Grün zernagen und nutzen davon nur wenig als Nahrung. Aber sie lernen dabei sehr intensiv die Wirkung der einzelnen Pflanzen. Daher ist der Fleiß des Pflegers beim heranschaffen von Grün für seine Papageien und eine gute Pflanzenkenntnis besonders bedeutsam.