Können Vögel gut riechen ? abgetrenntes Thema

  • Zur charakterisierenden Darstellung am Anfang kann man noch weitere Besonderheiten anfügen. Ich erzählte, dass der Pennantsittich an allem Schnüffelt. Im Gegenzug mag er offenbar auch nicht müffeln. Als ich einmal bei einem Züchter ein junges Weibchen erwarb, fing es auf dem Transport nach Hause an zu müffeln. Das Tier roch muffig süßlich und etwas streng mit einer Note Moschus, vielleicht so, wie nasse Hühnerfedern und doch eigentümlich anders.
    In der überdachten Voliere, die ganz draußen lag, viel zu klein war und zudem durch die drei Jungen mit dem Elternpaar überbesetzt, gab es keine Badegelegenheit. Die Ernährung war sonnenblumenkernbetont und mit Apfel und Möhre ergänzt. Das schien schon alles zu sein, was sie zu ihrem Wohlergehen hatten.


    Daheim kam das Jungtier in meine Außenvoliere. Diese ist allseitig offen. Ein Schutzhaus kann aufgesucht werden. Die AV war damals bepflanzt mit Wacholder, Lavendel und anderen aromatischen Pflanzen. Als ich meine Crimsens bei der Gefiederpflege beobachtete, die auch häufig mit Baden betrieben wird, bemerkte ich, dass die Sittiche einige Triebe oder Blätter der aromatisch duftenden Pflanzen kauten, um sich dann die Federn durch den Schnabel zu ziehen. Folglich konnte ich auch nie mehr einen unangenehmen, sondern eher angenehmen Geruch an den Sittichen feststellen.


    Man kann feststellen, dass die Pennantsittiche nicht nur gut aussehen, sondern auch gut riechen wollen. Nach allgemein der Nützlichkeit eines Verhaltens nachgehenden Wissenschaft von heute würde man behaupten, dass sie ihren Eigengeruch überdecken wollen, um nicht von Fressfeinden entdeckt zu werden. Da es in Australien außer Schlangen und Varanen kaum Bodenfeinde gibt, die dem Geruchsinn nachgehen, hinkt dieser Hinweis, zumal Schlangen auch andere Wahrnehmungsmöglichkeiten haben, und ihre Grubenorgane sich nicht täuschen lassen von zusätzlichen Pflanzendüften. Also könnte man doch annehmen, dass sich die Vögel zum eigenen Gefallen oder für den Partner parfümieren.

  • Hallo Alex ;


    soweit wie ich es mal gelesen hatte ist der Greuchssinn bei Vögeln sehr untergeordnet , müßte mal suchen wo es steht. Was weißt Du darüber ?


    MFG Jens

  • Das mit dem Geruchsinn ist eine landläufige Behauptung, die noch nicht wirklich untersucht ist. Ich stütze mich mal auf meine unmittelbaren Beobachtungen. Tatsache ist, dass die Crimsens sehr häufig ihre Nase benutzt haben. Ganz besonders, wenn sie etwas Neues untersuchten. Ich kann mich aber auch gut daran erinnern, wie Hänschen der Nymph auf der Schulter meiner Schwester saß und gar nicht mehr weg wollte. Sie war kurz vorher bei einer Massage und hatte dafür ein duftendes Massageöl benutzt. Immer wieder drückte er seine Nase an ihren Hals. ^^ Sicherlich steht der Geruchsinn bei Vögeln hinter dem Sehsinn und Gehör zurück, aber unbedeutend ist er sicherlich nicht. Ich arbeite seit dieser Erkenntnis gerne mit Düften, in der Annahme, es den Vögeln angenehm zu machen. Wie ich es wissenschaftlich untersuche, weiß ich noch nicht. Ich meine, kürzlich in der "Gefiederten Welt" etwas über den Geruchsinn von Vögeln gelesen zu haben. Ich muss mal guggn.


  • Höchst interessante Erkenntnisse neueren Datums. Schade, daß die bisher untersuchten Vogelarten nicht (alle) genannt wurden. Bisher wurde ja vermutet, daß sich der Geruchssinn bei Papageien zu Gunsten der Farbwahrnehmung zurückentwickelt hat und demzufolge nur schwach ausgebildet ist.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)


  • Höchst interessante Erkenntnisse neueren Datums. Schade, daß die bisher untersuchten Vogelarten nicht (alle) genannt wurden. Bisher wurde ja vermutet, daß sich der Geruchssinn bei Papageien zu Gunsten der Farbwahrnehmung zurückentwickelt hat und demzufolge nur schwach ausgebildet ist.


    Gruß
    Heidrun

    Diese Vermutung kann man getrost vergessen. Weder neurologisch noch anatomisch haben Geruchsinn und Sehsinn miteinander zu tun. Selbst die Verknüpfungen untereinander sind nur schwach ausgebildet. Als Widerlegung einer solchen These kann man Katzen ansehen, die alle drei Sinne (Hören, Sehen, Riechen) sehr gut ausgebildet haben.

  • Hallo Alex,


    Diese Vermutung kann man getrost vergessen. Weder neurologisch noch anatomisch haben Geruchsinn und Sehsinn miteinander zu tun. Selbst die Verknüpfungen untereinander sind nur schwach ausgebildet. Als Widerlegung einer solchen These kann man Katzen ansehen, die alle drei Sinne (Hören, Sehen, Riechen) sehr gut ausgebildet haben.


    zu den Vermutungen: Die olfaktorischen (den Geruchssinn betreffend) Wahrnehmungskomponenten haben sich in vergleichsweise geringer Zeitspanne evolutionärer Entwicklung bei den Primaten zu Gunsten der Herausbildung einer farblichen Wahrnehmung verschoben. Man hat mittels Erbgutuntersuchungen eine Rückbildung der Pheromon-Rezeptoren (und damit einen Bedeutungsverlust der Aufnahme hormonartiger Substanzen mittels "Riechen") bei Mensch und Primaten festgestellt. Als Begründungsmodell hierfür wird ausgeführt, daß das Farbsehen sich langfristig als bessere Methode u. a. bei der Partnersuche erwiesen habe. Auch das Erkennen kleinerer Objekte vor mehrfarbigem Hintergrund wird vom Farbsehen stark unterstützt, weil das Farbsehen die notwendigen Kontraste bietet. Bei Primaten wird vermutet, daß sich das Farbsehen eigens zu dem Zweck entwickelt haben könnte, Früchte im Wald entdecken zu können. Zudem kann Farbe als Indikator für den Reifegrad von Früchten dienen. Neben den Primaten verfügen ja auch Papageienvögel über Farbsehen und einen hochentwickelten Apparat zur Verarbeitung visueller Reize. - Das zu den Vermutungen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hi Alex ;


    so wie Heidrun es beschrieb kannte ich es auch nur , erzähl mal diesbezüglich noch was von Deinen Beobachtungen :)


    MFG Jens

  • Der Geschmacksinn ist an den Geruchsinn gekoppelt. In beiden Fällen werden flüchtige Aromen aufgenommen, entweder in flüssiger oder luftartiger Form. Wenn man dem meisten Vögeln beim Fressen zuschaut, kommen einem gewisse Zweifel, ob sie daran Freude haben, an dem was sie fressen: Happs und weg. Papageien sind da regelrechte Genießer. Sie zerkleinern, wenden, sammeln im Unterschnabel und haben im Vergleich mit anderen Vögeln ein intensives Erlebnis beim Fressen. So verwundert es nicht, dass sie, wenn sie nicht gerade die Nase daran halten, alles mit der Zunge prüfen. Da haben sie etwas mit unseren Kleinkindern gemeinsam. Tasten und Schmecken sind eine Ergänzung zum Riechen dort, wo das Riechen nicht ausreicht.


    Bei Staren kann man beobachten, dass sie mit offenem Schnabel schnüffeln. Sie nehmen die Aromen über die Rachenschleimhäute wahr. Sie stechen den Schnabel z.B. in die Erde und öffnen ihn dann leicht. Sehen können sie nicht, was sich vor ihrem Schnabel abspielt. Findet sich dort ein fressbares Objekt, wird kurz gekuckt und dann gepickt. Keas machen Jagd auf junge Sturmtaucher, die in tiefen Höhlen versteckt hocken. Sie werden mit dem Geruchsinn aufgespürt, denn es ist in den Höhlen stockduster. Außerdem verrät sich der kleine Stinker, ob überhaupt einer in dem Loch hockt. Diese Erkenntnisse habe ich von sehr eindrucksvollen Filmen. Die Stare habe ich danach mal bewusst beobachtet. Danach Elstern und Eichelhäher. Bei denen ist es nicht so deutlich.


    Außer bei den Pennantsittichen (und bei meinem handaufgezogenen Hänschen) konnte ich ein ausgeprägtes Schnüffeln nicht bemerken. Aber ich vermute, dass die Vögel bei der Nahrungsaufnahme auch ihren Geruchsinn beteiligen. Als Stallmief setze ich ätherische Öle ein, die im Wasser aufgelöst werden. Ein Präparat, das Dr. Clauder's Atemöl heißt. Darin ist Eucalyptusöl, Thymol, Rosmarinöl, Lavendelöl, aber auch Kampfer, deshalb darf ich es nicht zu oft und nur sehr verdünnt verwenden. Es wird mit einer Blumendusche fein versprüht im ganzen Vogelhaus. Damit wird gleichzeitig der Staub gebunden.