Umgang mit infektiösen Erkrankungen

  • Wie in Artikeln nachzulesen, herrscht ein in Teilen fahrlässiger/sorgloser Umgang mit infektiösen Erkrankungen in Psittazidenbeständen. Insbesondere ein Infektionserkrankungen nicht angepaßtes Handling in Sachen Prävention innerhalb von fluktuierenden Beständen (permanente Zugänge/Abgänge) bietet Anlaß zur Sorge. Dabei spielt es keine entscheidende Rolle, um welche (übertragbaren) Erreger es sich handelt. Bei allen übertragbaren Erkrankungen kann es nur eine (zwingende) Handlungsweise geben: Vermeidung von Infektionen bisher nicht betroffener Exemplare/Bestände durch präventivhygienische Maßnahmen, die natürlich auch eine Isolation betroffener Exemplare einschließen.


    Bei den "kleinen" Arten (mit entsprechend höherer Reproduktion und höherer Austauschrate) wie zum Beispiel den Agaporniden ist mittlerweile (nicht zuletzt auch durch den sorglosen Umgang mit infizierten Tieren) eine derart hohe Durchseuchung mit verschiedenen Infektionskrankheiten zu verzeichnen, daß die Situation sich als überaus bedenklich darstellt. Wollen wir (durch Sorglosigkeit und fahrlässigen Umgang) eine derartige Entwicklung bei den sogenannten "Großpapageien" ebenfalls riskieren?


    Aus einem aktuellen Artikel in "PAPAGEIEN" (Anmerkung: Die zitierten Passagen beziehen sich auf Agapornisarten):


    "Vielleicht sollte bezüglich dieser Problematik eine offene Diskussion in der gesamten Vogelhaltung angestoßen werden, damit infizierte Vögel nicht weiter vermehrt, die Nachzuchten nicht weitergegeben werden und sich dadurch eventuell eine Chance eröffnet, die Anzahl der infizierten Vögel beziehungsweise durchseuchten Bestände wieder zu reduzieren. Wenn ich lese, dass in Deutschland heute bereits 40 % aller Agaporniden als Träger des PBFD-Virus eingestuft werden (Niemann, 2008 ), frage ich mich, warum ein konsequentes Vorgehen nirgends diskutiert wird."


    Janssen, E. (2008 ) Ein Jahr Erfahrungen mit Orangeköpfchen, in: PAPAGEIEN; Heft 12/2008, Arndt-Verlag, Bretten, S. 410


    Es ist eine ganze Palette in obiger Hinsicht relevanter Infektionserkrankungen bei Psittaziden präsent.


    Beispiel 1


    Beispiel 2


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • hier darüber zu diskutieren bring überhaupt nichs.


    Aber du hast Recht da müsste was geschehen. Ich schlage mal vor du schreibst jeden
    einzelnen Agaporniedenzüchter an und klärst ihn mal auf, vielleicht lässt er dann all
    seine Vögel vor der nächsten Brutphase mal auf testen auf alles.
    Oder besser noch du fährst hin damit du auch ganz bestimmt die Leute erreichst
    die du erreichen möchtest.


    Mein Tip, nicht nur tippen, auch mal handeln.


    verabschiede mich hiermit aus dem Forum, viel Spass noch beim
    diskutieren.

  • Hallo Heidrun,
    das ist ein sehr wichtiges Thema. Wobei dem nur äusserst schwer zu Leibe gerückt werden kann.Ich habe dir ja schon an anderer Stelle geantwortet. Die Ignoranz was das anbetrifft und die Blindheit ist schon besorgniserregend.
    Übrigens auch die Psittacose wird immer öfter bei Vogelschauen und Vogelbörsen übetragen.
    Hab da mal mit meiner Amtstierärztin gefachsimpelt. Da werden wohl immer mehr Bestände infiziert, dessen Halter niemals mit ihren Papageien an sowas teilgenommen haben. Da werden die Krankheitenskeime an den Klamotten in den heimischen Bestand geschleppt.
    Mit ein Grund von Mehreren, warum ich soclhe Vernastaltungen meide.
    Bei Züchtern ist das auch wieder so ne Sache.
    Die Einen schweigen das Problem einfach tot, Andere wollen einen per Rechtsanwalt zum schweigen bringen, die Nächsten ignorieren das Problem.
    Aber wie dagegen angehen?
    Liebe Grüße,
    Frank

  • @ Edith : ich kann Dein posting nicht nachvollziehen . Wenn man dann darüber nicht diskutieren sollte ( wie sich Krankheiten verbreiten ) , mach doch einfach ein anderes Thema auf---------------------alles das was dann " undiskutierbar " wäre ignorieren wir dann einfach, geht uns doch eh nicx an , berührt uns doch gar nicht-----------bei uns ist doch alles gesund .




    Deinem Wunsch werde ich entsprechen .


    MFG Jens


  • Es ist schon mehr als befremdlich, solch einen Sarkasmus zu diesem ernsthaften Thema zu lesen und er zeugt von Verantwortungslosigkeit dem Mitgeschöpf gegenüber. Mein Resümee: Du hast entweder a.die Tragweite (bisher) nicht erkannt oder b. Du bist bereits Mitglied im "Club der Vogel-Strauß-Politik ". Des weiteren solltest Du nicht vorschnell über Menschen urteilen, über deren Aktivitäten Du nicht informiert bist.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Hallo Frank,



    ich kann mich Deinen Worten ohne Einschränkung anschließen.


    Ich denke, daß über die Aufklärung ein gewisser Grad an Sensibilisation mancher Halter erreichbar ist. Jeder sensibilisierte Halter sollte dort aufklären, wo sich die Möglichkeiten für ihn bieten (Publikation/Homepage/Foren/Gespräche). Daß das funktioniert, hat sich durch die neuesten Postings zu diesem Thema ganz aktuell gezeigt (durch ein dankbares Feetback per PN).


    @Jens,
    was hältst Du davon, dieses Thema als "Wichig" festzupinnen?


    Gruß
    Heidrun

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  • Ich kann mich erinnern, dass das IMDB Bielefeld im VF mal geworben hat, dass es bei den Agas ein Angebot zur Untersuchung auf PBFD gab - gerade im zu überprüfen, ob wirklich ein so hoher Prozentsatz infiziert ist. Von einem Ergebnis habe ich leider noch nichts gelesen, dauert vielleicht auch noch, insbesondere wenn es z.B. eine Dissertation wird...

  • Hallo Sven,


    ich vermute mal, daß Du von der auf dieser HP erwähnten Arbeit sprichst (zu finden unter "PBFD/Polyoma"):


    "10. Wie weit ist der PBFD-Erreger in Deutschland verbreitet?


    Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke sind dieser Frage im Jahr 2003 nachgegangen. Ziel dieser Studie war es, die Verbreitung des Erregers von PBFD innerhalb der in Deutschland gezüchteten Papageien-vögel festzustellen. Dafür haben sie Federproben von knapp 150 Papageien (19 verschiedene Gattungen) aus der Haltung von 32 unabhängigen Züchtern aus ganz Deutschland untersucht. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Forscher für diese Studie nur augenscheinlich gesunde Vögel, ohne klare Symptome der PBFD Krankheit getestet haben. Mit der PCR-Methode konnten sie die DNA des PBFD-Erregers (BFDV) in den Federproben positiver Tiere nachweisen. Das Ergebnis ist erstaunlich:
    Über 39 Prozent der getesteten Vögel waren positiv für das PBFD auslösende Virus! Diese Studie zeigt deutlich, dass eine Infektion nicht unbedingt zur Erkrankung führen muss. Man muss davon ausgehen, dass ein großer Teil der positiv getesteten Vögel so genannte "Virusträger" sind. Diese Tiere sind offenkundig gesund, können aber Zeit ihres Lebens andere Tiere anstecken (siehe 5c). Besonders gefährlich ist es, wenn solche Vögel Kontakt zu Nestlingen bzw. Jungvögeln haben. Diese erkranken besonders schnell und der Krankheitsverlauf ist dramatischer als bei adulten Vögeln.


    (5c = Seine Abwehrkräfte können das Virus eindämmen, so dass der Vogel nicht erkrankt, aber dennoch geringe Mengen Virus in sich trägt. Dieser Vogel scheint gesund, kann jedoch lebenslang andere Vögel infizieren! Es besteht zudem die Möglichkeit, dass dieser Vogel zu einem späteren Zeitpunkt selbst erkrankt, wenn sein körpereigenes Abwehrsystem nicht mehr gut genug arbeitet.)"


    Gruß
    Heidrun

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  • Aus der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Uni Giessen :


    "Hier ein paar Hinweise zu ausgesuchten wichtigen viralen Erkrankungen bei Papageien:


    WICHTIGE VIRALE ERKRANKUNGEN BEI PSITTAZIDEN


    Virusbedingte Erkrankungen bei Papageienvögeln haben in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ganz besonders an Bedeutung gewonnen. Die steigenden Zahlen der Zuchtbetriebe sowie der noch immer bestehende Handel mit Importvögeln wirkt sich auf die Verbreitung von Viruserkrankungen zunehmend aus. Gegenüber einer heute relativ guten Diagnostik bestehen allerdings nur begrenzte Therapiemöglichkeiten. Deshalb ist es für den Praktiker wichtig, virale Erkrankungen zu erkennen und bei Ausbruch einer Viruserkrankung in einem Bestand neben der Therapie auch seuchenhygienische Maßnahmen einzuleiten.


    Im folgenden soll auf einige wichtige virale Erkrankungen besonders eingegangen werden:


    Psittacine Beak and Feather Disease (PBFD)


    Polyomavirus-bedingte Erkrankungen (BFD)


    Papillomatose der Psittaziden


    Pachecosche Papageienkrankheit (PPK)


    Paramyxovirus-Infektion der Psittaziden (PMV-1 und -3)


    Neurogene Drüsenmagendilatation (Macaw wasting Disease)"


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Mal auf Pdfd zurückzukommen . Die Agas scheinen sich ja gut mit dieser Krankheit zu arangieren------------heißt sie haben diese und können damit leben. Kann es nicht auch sein das dies bei anderen Großpapageien gut möglich ist. Wenn man sich mal Untersuchungsergebniße ansieht : erst hat der Vogel das dann wiederum nicht-----------und 2 Jahre später erneut positiv .


    Heidrun ; Du hast ja mehr mit den Amazonen los. Ich selber habe mal gehört oder gelesen ( weiß ich jetzt nich mehr so genau ) das die paar Exemplare in freier Natur ( Cubaamazone ) -----fast alle, oder auch alle , mit diesem Virus behaftet sind.


    MFG Jens

  • Hallo Jens,


    Die Agas scheinen sich ja gut mit dieser Krankheit zu arangieren------------heißt sie haben diese und können damit leben.


    das ist so nicht zutreffend. Bei Jungvögeln ist die direkte Mortalität höher als bei adulten Tieren. PBFD-positive Tiere sind empfänglicher für Sekundärinfektionen. Diese wiederum sind dann häufig "verantwortlich" für Zustandsverschlechterungen. Diese Infektion ist immer ein "Überleben auf des Messers Schneide".


    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Heidrun ; Du hast ja mehr mit den Amazonen los. Ich selber habe mal gehört oder gelesen ( weiß ich jetzt nich mehr so genau ) das die paar Exemplare in freier Natur ( Cubaamazone ) -----fast alle, oder auch alle , mit diesem Virus behaftet sind.


    Das PBFD verursachende Virus spielt (und spielte schon seit langer Zeit - soweit das zurückliegend dokumentiert ist) auch bei freilebenden Papageien eine Rolle. Siehe u. a. hier :


    "A report in 1907 by Ashby described probably the earliest recognition of an outbreak of PBFD occurring in wild red-rumped parrots (Psephotus haematonotus) in the Adelaide hills in 1888. Since then PBFD has been confirmed in wild galahs, sulphur-crested cockatoos, corellas, rainbow lorikeets, orange-bellied parrots, rosellas, ringneck parrots, leadbetter cockatoos, gang gang cockatoos, king parrots, swift parrots, budgerigars, and many other species. Flocks of wild cockatoos may have a disease prevalence of 20 % (meaning one fifth of the birds are actively diseased) and a seroprevalence of 60-80 % (meaning a vast majority have been exposed to the virus). Infection is maintained in a population by diseased birds, but if the virus reaches aviary birds or wild flocks with no resistance, the effects can be devastating. The virus may be spread horizontally - to adjacent birds by direct contact; or (...) vertically - through the eggs and chicks (...)."


    ("Ein Bericht von Ashby (1907) beschreibt den wahrscheinlich ersten dokumentierten Ausbruch von PBFD bei Psephotus haematonotus (Singsittich) in der Hügellandschaft von Adelaide im Jahr 1888. Seit dieser Zeit wurden PBFD-Fälle bei Rosakakadus, Gelbhaubenkakadus, Nacktaugenkakadus, Regenbogenloris, Goldbauchsittichen, Rosellas, Barnardsittichen, Inkakakadus, Helmkakadus, Königssittichen, Schwalbensittichen, Wellensittichen und vielen anderen Arten bestätigt. Innerhalb von Schwärmen freilebender Kakadus können Durchseuchungsraten von bis zu 20 % auftreten (dies bedeutet, daß jeder fünfte der Vögel erkrankt ist und eine latente Infektion bei 60-80 % der Tiere besteht (d. h. die Mehrzahl der Exemplare war/ist dem Virus ausgesetzt). Die Infektion erhält sich innerhalb des Schwarms aufrecht. Aber wenn das Virus von freilebenden Exemplaren zu Exemplaren in Menschenobhut, die über keinerlei "Widerstand" gegen das Virus verfügen, gelangt, können die Auswirkungen verheerend sein. Das Virus kann horizontal durch Direktkontakt zu benachbarten Exemplaren übertragen werden, oder vertikal über Eier und Nestlinge.")


    Ganz wesentlich (nicht zuletzt auch für die unbekümmerten Verfechter der Gemeinschaftshaltung von Vögeln aus verschiedenen Gattungen - was aus anderen Gründen schon nicht optimal ist):


    "Wilde Papageien können jahrelang ohne Schaden mit solchen Viren leben, unter Stress auslösenden Bedingungen kommen Letztere jedoch zum Ausbruch. Wenn dann noch Vögel von verschiedenen Kontinenten zusammen in den gleichen Räumlichkeiten gehalten werden, sind sie Viren ausgesetzt, gegen die sie nicht resistent sind, was fatale Folgen hat."


    Siehe auf Seite 8 der nachstehenden Verlinkung:

    Nach meinen Kenntnissen ist PBFD in wildlebenden Populationen in erster Linie ein Problem bei Alt-Welt-Papageien. Wegen Kuba-Amazone und PBFD ist mir nichts bekannt - was allerdings nichts besagen soll. In Bezug auf Infektionskrankheiten freilebender Papageien ist mein Kenntnisstand nicht unbedingt maßgebend.


    Gruß

    Heidrun

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  • "Rußköpfchen sind sehr selten geworden, es gibt sie noch in zwei Subpopulationen in weit abgelegenen Gebieten. Im Freiland sind die Vögel mit dem PBFD-Virus, dem Auslöser der Schnabel- und Federkrankheit, infiziert, und für den Fortbestand der Art sieht es im Moment eher düster aus (Warburton & Perrin 2002)."


    Wagner, R. K. (2003): Unterwegs im Süden Afrikas, in: PAPAGEIEN 12/2003, Arndt-Verlag, Bretten


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Hallo Heidrun,
    bei den Agas kommt ein weiterses Problem hinzu. Die Hybrid und Mutationszucht.
    Bin mir jetzt nicht ganz sicher, entweder in der Gefiederten Welt oder Papageien war vor kurzen ein ganz ionteressanter Bericht darüber.
    Agas, die von der Zahl her eigentlich wirklich häufig vorkommen sind in ihren Beständen sehr bedroht, da der PBFD-Virus wütet, zum anderen durch Hybrid und Mutationszucht in Gefangenschaft der Genpool von Wildarten quasi nicht mehr existent ist.
    Ich war wirklich erschrocken zu lesen, daß es quasi nicht einmal mehr reinrassige Rosenkoöpfchen gibt.
    Da poternzieren sich die Probleme von Züchtung und Krankheit.
    Ich such mir den Beitrag mal raus. Er ist mir noch gut in Erinnerung, da wie gesagt eine Papageienart die von der Anzahl so weit verbreitet ist, trotztdem zu den wirklich bedrohten Arten gezählt werden muss.
    Liebe Grüße,
    Frank

  • Hallo Frank,


    Agas, die von der Zahl her eigentlich wirklich häufig vorkommen sind in ihren Beständen sehr bedroht, da der PBFD-Virus wütet, zum anderen durch Hybrid und Mutationszucht in Gefangenschaft der Genpool von Wildarten quasi nicht mehr existent ist.


    meine ganz persönliche Meinung: Die ganzen Haltungsprobleme werden sich eines guten Tages von ganz alleine erledigen!


    Zitat

    von Frank Burkhard
    Ich war wirklich erschrocken zu lesen, daß es quasi nicht einmal mehr reinrassige Rosenkoöpfchen gibt.


    Vor etlichen Jahren waren wir schon mal fast soweit! Mitte der achtziger Jahre kaufe ich mir zwei Rosenköpfchen, ein olivgrünes und ein wildfarbenes. Das wildfarbene Rosenköpfchen bekam ich fast geschenkt - an einer Wildfarbe war kaum noch jemand interessiert. Jahre später wollte der Züchter mir dieses wildfarbene Weibchen zu einem stolzen Preis zurückkaufen - es gab kaum noch wildfarbene Rosenköpfchen. Das Tier blieb natürlich bei mir.


    Gruß
    Heidrun

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  • Setzt man die hohe Durchseuchungsrate bei "Kleinpapageien" (z. B. Agapornisarten) als gegeben - was mittlerweile unstrittig ist - und unterzieht die Praxis (Bestückung) von Ausstellungen/Schauen einer näheren Betrachtung, so ist nicht eben selten festzustellen, daß große und kleine Papageienarten in Ausstellungs- respektive Schauräumen präsentiert werden und damit die Gefahr der Verschleppung verschiedener möglicher viraler oder bakterieller Infektionen innerhalb der "Schaubestände" selbst und somit auch in Eigen- und Fremdbestände nicht gerade niedrig einzuschätzen ist.


    Natürlich besteht innerhalb der Züchterverbände und sonstiger Ausrichter von Schauen/Ausstellungen ein Interesse daran, derartige Veranstaltungen weiterhin in gewohnter Weise durchführen zu können. Zu Sinn oder Unsinn von Schauen, "Bewertungs"-Schauen und/oder Ausstellungen (über das Thema "Infektionserkrankungen" hinaus) möchte ich mich nicht äußern. Würde eine Vorlage von Eingangsuntersuchungen auszustellender Exemplare auf wenigstens die bekanntesten feststellbaren Infektionserkrankungen einverlangt, käme es m. E. zu einem abrupten "Aus" für das gesamte Schau- und Ausstellungswesen. Ob derartige Maßnahmen in der Praxis überhaupt durchführbar wären, darf zudem als überaus fraglich angesehen werden. Ein "weiter so" kann jedenfalls nicht im Sinne der Gefiederten und auch nicht im Sinne der Halter/innen liegen.


    Selbstverständlich erhöht sich das Risiko des Ein- und/oder Verschleppens von Infektionserkrankungen in Eigen- oder Fremdbestände auch durch Besuche von Einrichtungen, wo viele Papageien aus unterschiedlichen Gattungen und unterschiedlichen Arten sowie wechselndem Besatz vorhanden sind. Dies gilt insbesondere (dort und dann) wenn per se gebotene Vorsichts- und Desinfektionsnaßnahmen (Wechsel von Kleidung und Schuhwerk vor und nach Besuch / Desinfektionswannen / Desinfektionsmatten / gründliche Desinfektion der Hände / Verfügbarkeit von entsprechenden Agenzien) nicht eingehalten werden bzw. nicht verfügbar sind.


    Je nach Art der Erreger (Viren, Bakterien) sind die Infektionswege verschieden und die Infektionsrisiken bzw. die Risiken der Verschleppung unterschiedlich hoch. Bei einigen Erregern könnten schon an Schuhwerk und/oder Kleidung und/oder Händen und Haaren anhaftender Gefiederstaub und/oder Kotpartikel genügen. Hinzu kommt, daß bei infektiösen Erkrankungen mit lang andauernder klinischer Unauffälligkeit betroffener Exemplare eine kausale Rückverfolgung oben geschilderter möglicher Infektionswege nur noch selten möglich sein wird.


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Heidrun,
    aber wo soll man das Problem anpacken? Aof die Züchter zugehen bringt nix, die reagieren oft sehr verschnupft. Posten in Internetforen bringt nur bedingt was, da Foren nur von wirklich Wenigen genutzt werden. Die Wenigen, die in Foren schreiben kann mann fast noch mit den Händen abzählen sind überall die Selben.
    Schreibt man in einem Forum erreicht man eigentlich alle Anderen, man kennt sich ja.
    Die wirklich große Masse bleibt unerreichbar. Da müsste man schon eher ein Buch schreiben. Die Auswüchse der Papageienzucht oder so. Mir geht das schon seit eingener Zeit durch den Kopf, wie man das Problem am Schopfe oder an der Wurzel packen kann. Die zuündende Idee bisher leider noch nicht gekommen.
    Liebe Grüße,
    Frank

  • Das Problem ist doch, dass die meisten Halter von Infektionslehre keine Ahnung haben und sich daher vieler Gefahren wirklich nicht bewußt sind. Das ist vergleichbar mit der Situation in Deutschland kurz nach Tschernobyl: viele haben ihre Kinder nach draußen geschickt zum Spielen, Radioaktivität sieht man nicht, daher wird die Gefahr verdrängt. Genauso ist es bei Bakterien + Viren.


    Ich hatte mit einer Bekannten auch eine längere Diskussion darüber, weil sie mich einfach nicht verstanden hat. Insbesondere ging es dann um Notfälle in der Urlaubszeit. aber auch um generelle Besuche und Papageienstammtisch, wo jemand seine Vögel mitbringen wollte, andere das aber vehement ablehnten, was zu Unverständnis führte...


    Meine Bekannte hat viele Vögel aufgenommen, die in Not waren, insbesondere auch kranke. Sie kümmert sich wirklich gut um sie, das möchte ich allem voranstellen! Sie hatte mir gesagt, dass sie das mit der Ansteckungsgefahr erst so richtig nachvollziehen konnte, nachdem ich ihr folgendes erklärt habe:




    zur Erklärung. ein TA hatte ihr gesagt, Händeschütteln würde besonders gefährlich sein bezüglich der Keimübertragung, außerdem ging es darum, ob sie mich denn überhaupt noch besuchen dürfe, weil ich ja so komisch bin mit meinen Geiern... Meine Antwort darauf war:


    Zitat

    Aber kurz gesagt: ja, Du kannst mich durchaus besuchen, aber bitte deutlichen Abstand von meinen Voegeln halten+ sie nicht anfassen.


    Und Frank, ja, im Prinzip hast Du Recht, nur was kaufen denn die meisten Halter, wenn sie sich Vögel anschaffen? Die allseits beliebten Ratgeber im Paperbackformat von einem renomierten Verlag, in jedem Buch-und Zooladen zu haben... (Süße Fotos von schmusenden Geiern mit viel zu kleinen Käfigen + Einzelhaltung ist zumindest akzeptabel, wird vermittelt... )

  • Hallo Frank,


    Die wirklich große Masse bleibt unerreichbar. Da müsste man schon eher ein Buch schreiben.


    hier täte sich eine weitere Barriere auf. Für eine derart "heikle Geschichte" würdest Du keinen Verleger finden (die ja schließlich auch an der Papageienhaltung verdienen). Du würdest das Buch selbst verlegen müssen. Das ist aber kein Problem. Schau mal hier.


    Gruß
    Heidrun

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  • Wer sich auch nur ein wenig mit der Materie vertraut macht, wird in zahlreichen wissenschaftlichen und populären Publikationen aus dem Bereich der Tier- und Humanmedizin auf den Fakt stoßen, daß Viren, mit denen ein Lebewesen bisher noch nie in Kontakt gekommen ist, auf selbiges anders und meist verheerender wirken als auf Lebewesen, in deren Lebensraum die betreffenden Viren seit langer Zeit "heimisch" sind. Handelt es sich um "exotische" Viren in dem Sinn, daß die betreffenden Viren in unseren Breiten (bisher) nicht ihr Vorkommen haben (hatten), besteht zudem Ungewißheit darüber, ob und unter welchen Umständen und welche heimischen Arten eventuell für die jeweiligen Viren empfänglich sind (sein könnten). So sind beispielsweise nachweislich auch einige Vertreter der Finkenvögel (und nicht nur Papageien) für u. a. den PBFD-Erreger empfänglich. Es ist nicht nur eine theoretische Erwägung, sondern in der Realität oft genug vorgekommen, daß exotische Erreger sich auch durch menschlichen Leichtsinn in Tierpopulationen und Regionen verbreitet haben, wo sie nicht herstammen. Das System funktioniert im Prinzip nicht anders, als wir es von den sogenannten Neozoen (hier eingewanderte, aus Haltungen freigesetzte oder angesiedelte Tierarten, die ursprünglich nicht ihr Vorkommen in den Einwanderungs- bzw. Ansiedlungsgebieten hatten / Beispiel: Waschbär) kennen. (Ironie an) Einziger Unterschied: Waschbären sind keine Erreger. Man muß sie nicht unters Mikroskop legen, um ihrer angesichtig zu werden. (Ironie aus) Anmerkung am Rande: Eine nicht ganz auszuschließende und nicht nur theoretische Gefährdung heimischer (Vogel)Arten durch exotische Viren besteht auch durch klinisch unauffällige "Freiflugexemplare", die nicht permanent auf Erreger von Infektionserkrankungen betestet werden. Ein dummer Zufall gepaart mit der Empfänglichkeit eines einzigen Exemplars einer durch diesen Zufall betroffenen heimischen (Vogel)Art kann u. U. genügen, eine Infektionskette in Gang zu setzen.


    Gruß
    Heidrun

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