Giftigkeit ( Toxizität ) und deren Auswirkungen auf den Vogelorganismus---abgetrenntes Thema

  • Aus der Fortsetzung der Korrespondenz (in Bezug auf Kakadu/Robinie):


    Michael Lierz:


    "Zeitgleich mit der Umsetzung in eine Voliere mit Robinienzweigen wurde die sonst übliche Fütterung von Tonerde eingestellt. Die Symptome waren plötzliches Nierenversagen und Verenden. Zusätzlich fanden wir noch Magenschleimhautveränderungen. Gleiches wird bei Pferden nach Robinienaufnahme festgestellt. Alle Befunde weisen auf eine Vergiftung hin, andere Gifte konnten aber mehr oder weniger ausgeschlossen werden, wenn auch nicht ganz sicher. Wir sind gerade dabei, Robiniengifte nachweisen zu lassen - dauert aber noch (...) wie gesagt, Züchter hier Robinie häufig nutzen. Ich habe dafür wenig Verständnis, da die Giftigkeit für andere Tiere nachgewiesen ist und da sicher ungiftige Pflanzen leicht erhältlich sind. Mal sehen, was so rauskommt."


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Zitat

    Lt. Strubelt werden belastete Körner in den Anlagen der industriellen Mühlen aussortiert. Auf welche Weise das geschieht? Keine Ahnung.

    das hat man zumindest vor 20 Jahren (oh man, bin ich alt...) mittels Aussieben gemacht, da Mutterkörner in der Regel deutlich größer sind als die normalen Körner. Ich erinnere mich noch gut an eine halbe Stunde in einem Bioladen, wo sich mein Vater festgequatscht hatte + ich derweil eine ganze Handvoll Mutterkorn aus der obersten Schicht eines Getreidesackes sammelte... Wie man sich denken kann, kam der Sack nicht mehr in den Verkauf ;) Lange Zeit war das nämlich der Vorteil vom Einkauf im Reformhaus, dass dort das Getreide viel besser kontrolliert + gereinigt wurde im Gegensatz zu dem in Bioläden verkauften. Man denke auch an die vielen Steinchen im Biomüsli - damals... In der Zeit gab es eine herrliche Glosse zum Thema "Fiebenkornmüfli" :D

  • Hallo Dörnte,


    vielen Dank für das eingestellte Foto, welches sicher beim Sammeln und Erkennen behilflich sein kann. Bei Strubelt gibt es dazu ein Foto von Mutterkornbefall an Roggen. Danke auch für Deine Erläuterungen/Erfahrungen zum Aussortieren von Mutterkorn. Jedenfalls: Wenn Ähren, Gräser, Rispen irgendwie schwärzlich oder ungewohnt verfärbt ausehen, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, die entpsrechenden Pflanzen gar nicht erst mitzunehmen.



    Hallo zusammen,


    wegen des Verdachtsfalls (Kakadu/Robinie), wobei es sich schon um einen sehr konkreten Verdacht handelt, halte ich Euch (ganz unabhängig vom Ergebnis) auf dem Laufenden. Es handelt sich bei dem Vogel um einen Palmkakadu, der nachgewiesener Weise bei bester Gesundheit war, bevor er in eine separate Voliere mit Robinienästen und ohne die (zurvor gegebene) Möglichkeit der Erdaufnahme umgesetzt wurde. Der Vogel starb an akutem Nierenversagen. Es wird nun versucht, ein Verstoffwechslungsprodukt (Kempferol) nachzuweisen, welches sich als typisch bei Vergiftungen mit/durch Robinie erwiesen hat. Es ist die derzeit (und in diesem Fall) einzig mögliche (sichere) Nachweismethode. Mit Blutdiagnostik war bei dem verstorbenen Tier leider nichts mehr anzufangen. Die Untersuchungen werden einige Wochen in Anspruch nehmen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun ;



    Nachgefragt ! Bekam der Kakadu Robine und " Erden " in der einen Voli ? und in der anderen " nur noch Robine " ? Mit Erde hat er das weggesteckt , und ohne war dann der Abgang des Tieres zu beklagen ? Hab ich das richtig verstanden ?


    MFG Jens

  • Ja, Jens, das hast Du richtig verstanden. Nun bleibt aber erst mal abzuwarten, was das Untersuchungsergebnis "an den Tag bringt".


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Sollte in Bezug auf den konkreten Verdachtsfall "Palmkakadu/Robinie/Vergiftung" einen User die Frage danach, ob Palmkakadus im Freileben überhaupt geophages Verhalten zeigen, beschäftigen: Ja, sie zeigen geophages Verhalten im Freileben.


    Aus: Geophagie und Papageien in Papua Neuguinea - und in New York


    von CRAIG T. SYMES und SRUART MARSDEN / in deutscher Übersetzung von Franziska Vogel / aus:


    PsittaScene Vol. 15, Nr. 3 - 2003 online, Seite 12/13


    "Mein entwickelter Film belohnte meine Mühen. Auf jedem Bild war ein einzelner Palmkakadu zu erkennen, manchmal war klar zu sehen, dass er Erde frass. Ich kam zum Schluss, dass in 34 Minuten 4-5 Individuen den Platz aufgesucht hatten. (...) Palmkakadus waren die einzige Vogelart, bei der ich fotografisch beweisen konnte, dass sie Geophagie praktizierte."


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Symes, C. T., J. C. Hughes, A. L. Mack & S. J. Marsden (2005): Geophagy in birds of Crater Mountain Wildlife Management Area, Papua New Guinea, Journal of Zoology, Vol. 268, Issue 1, 87 - 96.


    Die in Zusammenhang mit dem aktuellen Vergiftungsverdachtsfall (und den speziellen Umständen) interessanten Passagen aus der kurzen Zusammenfassung:


    "Wir können den ersten dokumentierten Fall von Erdaufnahme beim Palmkakadu (Probosciger aterrimus) und bis zu 11 weiteren Arten vorstellen. (...) Analysen (Anmerkung von mir: der aufgenommenen Erden) untermauern die Annahme, daß die Erden aufgenommen werden, um Effekte toxischer Stoffe in den Früchten auszugleichen."


    Abstract:


    Message"Numerous New Guinea birds, mostly psittaciforms and columbiforms, have been recorded feeding on soil. This study documents geophagy in the Crater Mountain Wildlife Management Area (CMWMA) in the Eastern Highlands of Papua New Guinea. We present the first documented case of geophagy in the palm cockatoo Probosciger aterrimus and in up to 11 other species. Soil from the site where geophagy by palm cockatoos was recorded was highly weathered and acidic, with a mixture of kaolin, gibbsite, goethite and illite in the clay fraction. Analyses may support the hypothesis that soil is ingested to counterbalance the effects of toxic compounds in fruit."


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Es sollte und darf im Sinne der Gesunderhaltung "unserer" Gefiederten (unabhängig vom Ergebnis der abschließenden Untersuchung in Sachen "Robinie/Palmkakadu") nicht unbeachtet bleiben, daß zwar offenkundig nicht wenige Pflanzen mit toxischem Potenzial bei Vertretern einiger (Psittaziden-)Gattungen/Arten u. U. keine Schädigungen verursachen, bei anderen hingegen schon. Zudem scheint es (auch) von Bedeutung zu sein, welche Pflanzenteile in welchen Quantitäten und unter welchen (Begleit)-Umständen aufgenommen werden.


    Um ein weiteres Beispiel einer "Verdachtspflanze" (bzw. eines "Verdachtsstoffes") anzuführen: P. Wolf beschrieb in "Kleintier" (3/1998 ) 2 Todesfälle bei Graupapageien (genauer: Kongo-Graupapageien), die nach dem Fressen von Blättern (in welcher Menge? Vor der Blüte? Während des Fruchtens?) des schwarzen Holunder tot am Boden der Voliere aufgefunden wurden. Der Holunder befand sich außerhalb der Voliere, war für die Vögel jedoch erreichbar. Das sollte zur Vorsicht mit der Volierenausstattung und/oder Verfütterung von Pflanzen mahnen, die zyanogene Glykoside (Stichwort: Blausäure / im konkreten Fall: Sambunigrin) enthalten und für die mehr oder weniger deutliche Hinweise auf mögliche Schadwirkungen bei Psittaziden vorliegen.


    Hier wird ein ähnlicher Fall für zwei Langflügelpapageien dokumentiert.


    Auf den Fall "Palmkakadu/Robinie" zurückkommend: Ich könnte mir vorstellen (aber das ist wohlgemerkt nur (m)eine Hypothese), daß bei Arten, welche im Freileben geophages Verhalten zeigen, die Erdaufnahme über eine höhere Bedeutung für das Zurechtkommen mit toxischen Substanzen verfügt, als dies bei Arten der Fall ist, für die (jedenfalls bisher) kein geophages Verhalten dokumentiert wurde. Es wäre ein Wissen darüber erforderlich, bei welcher Art in welcher Relation endogene Mechanismen der "Entgiftung" (Stichwort: Enzyme) zu exogenen Mechanismen (Stichwort: Geophagie) stehen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Es soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, daß Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) - hiervon wohl insbesondere die reifen Beeren - von recht vielen Halter/innen an unterschiedlichste Psittaziden-Arten verfüttert wurde/wird, ohne daß es dabei zu augenfälligen Beeinträchtigungen kam. Schwarzer Holunder steht auch auf dem Speiseplan der "Stuttgarter Amazonen". Es deutet Einiges darauf hin, daß evtl. "nur" (oder überwiegend) die Blätter oder unreife Fruchtteile (anzunehmender Weise ab einer gewissen (?) Aufnahmemenge) Schädigungen herbeizuführen in der Lage sind.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Um ein weiteres Beispiel einer "Verdachtspflanze" (bzw. eines "Verdachtsstoffes") anzuführen: P. Wolf beschrieb in "Kleintier" (3/1998 ) 2 Todesfälle bei Graupapageien (genauer: Kongo-Graupapageien), die nach dem Fressen von Blättern (in welcher Menge? Vor der Blüte? Während des Fruchtens?) des schwarzen Holunder tot am Boden der Voliere aufgefunden wurden. Der Holunder befand sich außerhalb der Voliere, war für die Vögel jedoch erreichbar. Das sollte zur Vorsicht mit der Volierenausstattung und/oder Verfütterung von Pflanzen mahnen, die zyanogene Glykoside (Stichwort: Blausäure / im konkreten Fall: Sambunigrin) enthalten und für die mehr oder weniger deutliche Hinweise auf mögliche Schadwirkungen bei Psittaziden vorliegen.


    Hier wird ein ähnlicher Fall für zwei Langflügelpapageien dokumentiert.

    Weitere Recherchen haben ergeben, daß es sich bei den oben genannten Fällen um ein und denselben Fall handelt = Kongopapageien.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Dörnte,


    bei meiner letzten Anfrage lagen noch keine Ergebnisse vor. Aber gut, daß Du mich noch mal erinnerst :rolleyes: .


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Vorhin ging folgende Mail bei mir ein:


    "Wir konnten die Vergiftung nicht nachweisen da die Nachweismethoden nur auf bestimmte Toxine ausgerichtet sind und einige Robiniengifte nicht erfassen. Die Etablierung eines Test für die Gifte wäre einfach zu teuer gewesen. Also kein Beweis für die Vergiftung - ausgeschlossen haben wir es aber auch nicht."


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)