Auswilderungsprogramme

  • Hallo,


    zunächst einige Anmerkungen zu einem "Nebenthema" in diesem Thread: Ja, es gibt einige (in der Summe aber recht bescheidene) Erfolge bei Auswilderungsprojekten mit (auch) handaufgezogenen Exemplaren verschiedener Arten. Der Aufwand von Restocking-Projekten ist unabhängig von der Aufzuchtform schon immens. Bei Verwendung von HZ-Exemplaren kommen weitere (aus der Aufzuchtmethode resultierende) Schwierigkeiten hinzu. Ich möchte in diesem Thread aber nicht weiter auf die Sinnhaftigkeit von Aufstockungs- und/oder Auswilderungsprojekten eingehen. Dazu gibt es sehr verschiedene Meinungen, von denen eine jede mehr oder minder vernünftig begründbar ist.


    Brightsmith, D. (2002): Macaw Reproduction and Management in SE Peru III: Developing techniques to increase macaw reproductive rates, Tambopata Research Center & Duke University-Center of Tropical Conservation:


    "For example only 1 of 3 hand-raised Puerto Rican Parrots (Amazona vittata) survived the first week after release (Meyers et al. 1996). In Arizona, none of the 23 captive-raised Thick-billed Parrots (Rhynchopsitta pachyrhyncha) survived the first 2 month (Snyder et al. 1994). The only parrot release that reported similar survival rates is for Yellow-shouldered Amazons (Amazona barbadensis) on Isla Margarita, Venezuela where 10 of 12 (83 %) survived the first year (Sans and Grajal 1998 )."


    "Zum Beispiel überlebte nur eine von 3 handaufgezogenen Puerto-Rico-Amazonen (Amazona vittata) die erste Woche nach der Auswilderung (Meyers et al., 1996). In Arizona hat keiner der 23 in Gefangenschaft aufgezogenen Ara-Sittiche (Rhynchopsitta pachyrhyncha) die ersten 2 Monate überlebt (Snyder et al., 1994). Die einzige Art, von der hinlänglich hohe Überlebensraten dokumentiert wurden, ist die Gelbschulteramazone (Amazona barbadensis) auf der Insel Margarita (Venezuela). Es überlebten 10 von 12 Exemplaren (= 83 %) das erste Jahr (Sans & Grajal, 1998 )."


    "(...) the Scarlet and Green-winged Macaws have remained relatively imprintet and have no fear of humans. As a result, this technique would not work well for studies close to populated areas. The current work at Tambopata Research Center is developing supplemental feeding techniques to help these younger chicks survive without tehm becoming imprinted on humans."


    "Die (Anmerkung von mir: ausgewilderten HZ von) Hellroten Aras und Grünflügelaras waren weiterhin recht menschengeprägt und zeigten keine Scheu vor Menschen. Deshalb ist die Methode (Anmerkung von mir: der Auswilderung von HZ-Exemplaren dieser Arten) wenig für Gegenden mit menschlichen Ansiedlungen geeignet. Derzeit arbeitet man am TRC daran, zusätzliche (Anmerkung von mir: andere) Methoden der Fütterung zu entwickeln, um so zu gewährleisten, daß die durch die Brut (Anmerkung: Naturbrut/Elternaufzucht) gefährdeten Küken durchgebracht werden, ohne eine Menschenprägung zu erfahren."


    Meyers, J. M., W. J. Arendt et al. (1996): Suvival of radio-collared nestling Puerto Rican Amazons, Wilson Bulletin 108/1, 159 - 163


    Sanz, V. & A. Grajal (1998 ): Successful reintroduction of captive-raised Yellow-shouldered Amazon Parrots on Margarita Island, Venezuela, Conservation Biology 12/2, 430 - 441


    Synder, N. F. R., S. E. Koenig, et al. (1994): "Thick-billed Parrot releases in Arizona", Condor 96/4: 845-862


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Hallo Heidrun ;


    Spannedes Thema. Ich hatte mal im TV eine solche Wiederaufstockung von Hellroten Aras gesehen.Die Tiere waren allesammt Zahm ( HZ ) . Um diese wieder vermehrt anzusiedeln wurden zahlreiche Bruthölen im Habitat hinzugefügt ( ausgehölte Baumstämme , die an Seilen in die Höhe gezogen wurden) . Man räumte hierbei ein, das Bruthöhlen stark umkämpft sind ( max. 25% der Tiere findet eine ), und die " Neusiedler" hierbei kaum eine Chance hätten ).


    Die Tiere kamen wärend der Brutzeit nur noch zum Futterholen an das Häuschen heran . Die Papageien ( HZ ) wurden mit der Zeit immer weniger. Man vermutete das Wildentnahmen( würde bei einer HZ leichter als bei einem WF gelingen ), nicht einschätzbare Gefahren für die Papageien hierfür verantwortlich waren.


    Das Ziel wurde in sofern erreicht, das die Jungtiere dort aufwuchsen wo diese beheimatet sind. Leider kann ich hierzu keine genauen Zahlen geben.


    Beobachten konnte man allerdings ( was mir auch mal K.H. Lambert berichtete ), das die Jungtiere von den alten im gegebenem Alter verjagt wurden ( aus ihrem Revier )---------------diese dann vom nächsten Paar ebenso-----------usw.-------------wie es eben in der Natur üblich ist. Die nächste Nistgelegenheit mußte sich dann selber erobert werden.


    Die Frage hierbei wäre eigentlich: Zahme Tiere zur Wiederansiedelung opfern ?


    Zu den Rotohraras wüßte ich auch noch was.


    MFG Jens