Lernen flugunfähige Papageien, dass sie nicht fliegen können?

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich weiß, die Frage klingt erstmal komisch.
    Aber ich beobachte bei Tara seit ca. 2 Monaten, dass sie immer wieder versucht zu fliegen.
    Tara konnte noch nie fliegen. Mit Erinnerung kann es also nicht zusammen hängen.
    Natürlich sieht sie Mogli fliegen und möchte sicherlich auch.
    Aber Mogli fliegt schon seit Jahren und Tara hatte vorher nie Anstalten gemacht, auch zu fliegen.
    Natürlich landet sie immer wieder "hart" auf dem Boden!
    Warum lernt sie nicht aus diesen Abstürzen??
    Das Gegenteil scheint der Fall zu sein!
    Ihre Trockenübungen und Flugversuche nehmen zu!
    Kann das mit der beginnenden Geschlechtsreife zu tun haben?


    Es ist so bitter und traurig das mit anzusehen!
    Ich kann ihr nicht helfen ...


    Einige hier haben doch auch flugunfähige Papageien.
    Wie sind Eure Erfahrungen?


    Danke und liebe Grüße
    Hazel

  • An und für sich lernen Papageien schnell, wenn ihnen da was fehlt. Aber das Fliegenwollen ist ihnen angeboren. Sie machen Ruderbewegungen und Hopser dann halt so, dass sie nicht herunter fallen. Aber wenn sie sich erschrecken oder aus diversen Gründen in Aufregung geraten, dann vergessen sie auch im Moment, was sie eigentlich wissen. Dann plumpst es. Das ist dann den Mitleidsmoment für den einfühlsamen Pfleger. :(

  • Alex,
    sie macht Trockenübungen, visiert ein Ziel an .... und "fliegt" los.
    Das ist kein zufälliges Fallen, sondern gezielter Versuch.
    Einen bis zwei Meter schafft sie auch, denn so unterentwickelt sind ihre Flugfedern auch wieder nicht
    Vielleicht ist es das, was sie anspornt.
    Einmal ist sie auf dem Tisch gelandet, von dem sie, ohne meine Hilfe oder durch runter springen, nicht wieder weg gekommen wäre.
    Meine Befürchtung ist einfach, dass sie sich bei einer ihrer Bruchlandungen verletzt.
    Letztes Jahr hatte ich so einen Fall!
    Nicht durch Flugübungen, sondern weil sie wirklich im Schreck gefallen war.
    Ich hatte die winzige Verletzung nicht bemerkt, aber es hat sich dadurch ein riesiger Abszess gebildet,
    der zufällig bei einer Routine-Untersuchung festgestellt wurde und operiert werden musste.
    Das möchte ich nicht wieder erleben!
    Aber ich kann doch nicht wöchentlich zur TÄ fahren, um checken zu lassen, ob da wieder etwas passiert ist!


    Zusammen gefasst:
    Tara stürzt nicht durch Erschrecken oder sonstige Aufregung.
    Sie versucht ganz "bewusst" zu fliegen!


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Wenn sie ein wenig fliegen kann, wird sie ihre Grenzen des Machbaren auszuweiten versuchen, das ist ganz natürlich. Wie Du eventuelle Verletzungen vermeiden kannst, musst Du schon herausfinden, aber die Flugübungen sind sehr gut für den Vogel.

  • Schließe mich da an.
    Hab hier auch so ein Kandidaten sitzen der nicht fliegen kann (war mal gebrochen der Flügel).
    Aber wenn er draußen ist versucht er schon weite strecken im ansatz im fliegen zu überwinden.

    Seinem Freunde soll ein Freund man sein, und des Freundes Freund auch, doch nehmen soll man sich nie zum Freund seines Feindes Feind.
    Die Edda , Skaldenpoetik von Snorre Sturlason

  • Hi Hazel,
    wir haben hier auch solch eine Kandidatin sitzen. Als Kuki zu uns kam, war sie für eine kurze Zeit im Wohnzimmer untergebracht. Dort ist sie von ihrer Voliere locker die 4m bis zur Tür geflogen und oben drauf gelandet. Nach dem Umzug in das Schutzhaus und in die AV, hattte sie vorerst das Fliegen völlig eingestellt. Wo sie hin wollte, ist sie eben geklettert. Die Möglichkeiten zum Klettern mussten wir herrichten, da ja auch noch der gerupfte Jacko da war. Der konnte anfangs auch nicht fliegen, da die Vorgänger ihm die Flügel gestutzt hatten, um mit ihm in der Öffentlichkeit spazieren gehen zu können (welch ein Wahnsinn).
    Inzwischen ist es so, dass der kleine Jacko das Fliegen wieder gelernt hat und locker in der AV mal so eben 8m am Stück fliegt, ohne an Höhe zu verlieren.
    Mit Kuki verhält es sich etwas anders. Sie fliegt inzwischen auch wieder. Aber nur wenn es unbedingt sein muss. Sie kommt mittlerweilen auch morgens alleine aus dem SH in die AV und hält sich vorerst in der Nähe der Klappe zum SH auf. Wenn dann aber der Jacko rauskommt, setzt sie zum Fliegen an und schafft dann auch mal so eben 7-8m. Nur ist es bei ihr so, dass sie die Höhe nicht halten kann und in der Regel am anderen Ende der AV ca 1m über dem Boden am Gitter landet.
    Was für uns aber viel interessanter ist...im Schutzhaus hat sie mittlerweilen erkannt, dass sie nur zu den anderen kommt, wenn sie auch mal ein Stück hinterher fliegt. So schafft sie es inzwischen schon mal auf die Badwanne zu fliegen (ca 1m hoch) wenn sie baden möchte oder mit den anderen die dort sitzen, Schabernack zu treiben. Die meiste Zeit ist es aber so, dass sie sich im SH auf dem Boden aufhält und dort beschäftigt. Wenn sie dann doch mal auf einer Stange in der Nähe der anderen sitzen möchte, nutzt sie die Leitern zum hochklettern. Wenn sie dann aber wieder herunter möchte, kommt es vor, dass sie fliegt.Sie entscheidet halt selbst, auf welche Art sie von einem zum anderen Ort gelangt.


    Gruss Otto

  • Hallo Otto,
    vielen Dank für Deine Ausführungen.
    Nur ist es so, dass sowohl die Schwung- als auch die Schwanzfedern bei Tara so unterentwickelt bzw. abgebrochen sind,
    dass sie definitiv nicht fliegen kann.
    Allentfalls wird es ein halbwegs kontrollierter Absturz.
    Mich wundert eben, wie schon erwähnt, dass sie es jetzt nach fast 2,5 Jahren auf einmal versucht.
    Ihr Gefieder hat sich so gut wie gar nicht verbessert, allerdings auch nicht verschlechtert.
    Was treibt sie an?
    "Stören" die Abstürze sie nicht?
    Sie ist ein wahrer Kletterkünstler und kommt ÜBERALL an, wenn sie denn will.
    Auch sind die Abstürze beim Klettern längst Geschichte!
    Wie auch bei Dino.
    Ich stehe, wie schon so oft, vor einem Rätsel!
    Wenn ich sehe, wie sie mit ihren verkrüppelten Flügeln schlägt und ein Ziel anvisiert ....
    "Vermenschelt" gesehen, ist das bitter und traurig!


    Ganz doofe Frage! :D
    Hat schon mal jemand von Federtransplantationen gehört???
    OK, vergesst die Frage .... war nur so ein Gedanke, der wohl schnellstens in die Tonne gehört. :rolleyes:


    Liebe Grüße
    Hazel

  • vermenschelnd bitter und traurig sehen Vögel ihre Situation nicht. Sie versuchen sich mit ihrer Situation zu arrangieren. Wenn etwas von Erfolg gekrönt wird, wird daran gebastelt bis Normalität erreicht wird. Wenn etwas schmerzhaft war, wird eine vergleichbare Situation vermieden. So funktioniert lernen. Tiere lassen sich nicht so leicht aus der Bahn werfen, wenn alle übrigen Bedürfnisse befriedigt sind. Daher brauchst Du Dir keinen Kummer machen, sondern Dich daran erfreuen, dass Dino der Gutelauneverbreiter ist und Tara die ehrgeizige Bruchpilotin. Du kannst es ihnen ja dabei angenehm gestalten, so weit es geht.


    Ich habe zur Zeit selber einen Kummergast, bei dem ich rätsele und probiere, ob er irgendwann wieder normal wird.


    Grüße, Alex

  • Ganz doofe Frage! :D
    Hat schon mal jemand von Federtransplantationen gehört???
    OK, vergesst die Frage .... war nur so ein Gedanke, der wohl schnellstens in die Tonne gehört. :rolleyes:


    Nix doofe Frage, Hazel, das sog. "Schiften" mit verschiedenen Methoden gibt es tatsächlich - *daguck*
    Ich würd`se aber trotzdem in die Tonne kloppen, denn es ist eh keine Dauerlösung, sondern müsste nach jedem Federwechsel wiederholt werden, und das unter Narkose. :(


    Oder meinst Du, Tara leidet so sehr unter dem "Nicht-Fliegen-Können", dass es das wert wäre?


    Außerdem muss man bei einem PBFD-Vogel ja leider immer damit rechnen, dass irgendwann gar keine Feder mehr wächst, und spätestens dann wäre eh Schluss damit; denn dass man eine fremde Feder einpflanzen kann -also ohne eigenen Federrest- habe ich noch nie gehört.



    Bei Wildvögeln, zumindest den Großen, wird das Schiften bei entsprechenden Gefiederschäden wohl häufiger gemacht, um sie früher wieder auswildern zu können: *klick*
    Da macht es meiner Ansicht nach auch Sinn...



    Übrigens hab ich hier etliche Vögel, die aus den verschiedensten Gründen nicht (mehr) so gut fliegen können, aber zum Glück nur zwei, die leider ebenfalls wie ein Stein zu Boden plumpsen.
    Und ich gebe Dir recht, es ist wirklich schlimm, das mit anzusehen! ;(


    Allerdings haben sie inzwischen längst gelernt, dass sie mit den anderen nicht mithalten können, sondern eben den "Fußweg" (Äste, Seile, Leitern u.ä.) nehmen müssen.
    Nur in Schrecksituationen kommt halt das instinktive Fluchtverhalten zum Tragen und es wird einfach losgeflogen.
    Und ich denke, das wird leider auch immer so bleiben, weil in solchen Momenten eben nicht erst lange überlegt wird, sondern sofort, im Bruchteil einer Sekunde gehandelt, was ja auch, jedenfalls im Freileben, überlebenswichtig ist.



    Zum Schluss noch zu der Frage, warum Tara (erst) jetzt damit an fängt...
    Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies tatsächlich mit der Geschlechtsreife zusammen hängt bzw. damit, dass sie sich wohl immer mehr Mogli anschließt (wenn ich mich richtig an Deine Schilderungen erinnere).
    Ein Paar macht ja u.a. aus, dass sie alles gemeinsam machen (möchten), eben auch das Fliegen.
    Und da Mogli -erfreulicherweise- fliegen kann, möchte sie natürlich schnellstmöglich hinterher...
    Und da Fliegen nunmal schneller geht -normalerweise :S -, gibt sie diesem Impuls nach, anstatt ihm hinterher zu klettern... :rolleyes:

  • Erzähl doch mal, Alex!
    Wir alle können nur davon lernen!


    Liebe Grüße
    Hazel


    Ich weiß nicht, ob man Prachtfinken und Papageien vergleichen kann und ob es hier jemanden gibt, dessen Papagei in einer ähnlichen Situation war oder ist. Vor einigen Wochen habe ich Muskatfinken angeschafft, von denen einer Federn bei anderen Vögeln ausrupft um die Kiele zu fressen. Die Ursache ist nur Vermutung und die Heilung ungewiss. Weiteres kann man hier nachverfolgen. Mir bleibt nur Versuch und Irrtum, weil es anscheinend bisher keinen gibt, der sich die Mühe gemacht hat etwas diesbezüglich zu tun.


    Auch bei den Papageien hat man in dieser Sache bisher nur im Dunkeln herum getappt. Manchmal hat ja eine kleine Veränderung schon Großes bewirkt, aber meistens ist es ein bleibender Schaden.

  • Natürlich könnte ich die flugunfähigen Tara und Dino sicher in einer absturzsicheren Voli unterbingen.
    Nur, würde ich damit wahrscheinlich alles schlimmer machen!
    Dino hätte damit kein Problem, er sucht immer wieder Sicherheit und Geborgenheit in einer Voli!
    Tara und Mogli kennen aber keine geschlossenen Volieren!
    Tara interessiert sich auch nicht für Dino!
    Für sie zählt nur Mogli und sie folgt ihm auf Tritt und Schritt ... und leider auch im Flug.
    Daran kann und will ich nichts ändern!
    Die Beiden sind oder werden langsam zu einem Paar.


    Liebe Grüße
    Hazel

  • Wenn etwas von Erfolg gekrönt wird, wird daran gebastelt bis Normalität erreicht wird. Wenn etwas schmerzhaft war, wird eine vergleichbare Situation vermieden. So funktioniert lernen.

    Moin Alex,


    da muss ich Dir leider ein ganz klein wenig widersprechen. Als Jacko zu uns kam, hatte er keine "Flügel" mehr, soll heißen, die Vorbesitzer hatten ihm ALLE Flugfedern weg geschnitten und die restlichen Federn hatte er sich dann aus Frust auch noch ausgerissen. Verständlich!
    Nun kommt er zu uns, bekommt erst mal eine große Voli mit Kletterästen - von außen angebracht - und freut sich seines Lebens und turnt die Äste hoch, fast bis unter die Decke. Und dann passierte immer wieder, was Hazel auch schon schrieb: er flatterte mit seinen nackten Flügeln und dann hob er ab..... ;(
    Im Ergebnis landete er natürlich hart auf dem Fliesenboden! In diesen Situationen hat es mir die Tränen vor lauter Wut in die Augen getrieben...kannste glauben.


    Ich konnte das nicht mehr mit ansehen und habe den ganzen Boden um den Käfig mit Decken ausgelegt, aber er hat es immer wieder und wieder versucht.....also von schmerzhaftem Lernen war da nix zu merken......es hat unendlich lange (Jahre!) gedauert und viele Abstürze gekostet, bis es so weit war, dass er endlich richtig fliegen konnte.....


    LG Claudia

  • Gewissermaßen die Absturzmatte für den Turner im Reck. :D


    Ich schrieb weiter oben, dass die Vögel fliegen wollen, das ist ihnen angeboren. Wenn sie es nicht mehr können, dann versuchen sie es nicht mehr so oft, aber in manchen Situationen vergessen sie, dass sie es nicht mehr können. Temperamentvolle Papageien stürzen wohl öfter ab, als besonnene, oder?


    Ja, es ist traurig, weil gerade das Fliegen doch so viel Freude bereitet und weil es gesund ist. Es ist ja auch schön, wenn sie sich durch die Luft bewegen, weswegen wir Menschen auch immer ein wenig neidisch auf die Vögel sind. Umso unverständlicher ist es, wenn man Vögel absichtlich flugunfähig macht. Das ist paradox.

  • Stimmt ja alles, Alex!
    Nur konnte Tara noch nie fliegen!
    Und dass Vögel fliegen wollen und Freude daran haben, wird ja auch von Einigen bestritten.
    Leider finde ich entsprechende Beiträge nicht mehr, obwohl ich sie hier im Forum gelesen habe.
    Sei es drum!
    Tara wird es weiter versuchen und ich habe wenig Hoffnung, dass es ihr jemals gelingen wird.
    Dafür müsste sie ihre Krankheit komplett überwinden!
    Mogli hat es geschafft, sie hingegen ist von Ei an nicht nur infiziert, sondern krank.
    Bleibt also das, was Claudia schrieb: "In diesen Situationen hat es mir die Tränen vor lauter Wut in die Augen getrieben...kannste glauben."
    Meine Wut richtet sich gegen die Züchterin, die bedenkenlos Eier aus Polen bezogen hat .... ohne nach Krankheiten der Elterntiere zu fragen!
    Sollte Tara jemals fliegen können, wäre es eine "Wunderheilung".


    Das war aber eigentlich gar nicht das Thema!
    Taras teils schmerzhaften und teils blutigen Abstürze haben und werden sie nicht daran hindern, es immer wieder zu versuchen!
    So viel zu Deiner These

    Zitat

    Leider sieht die Realität anders aus.
    Liebe Grüße
    Hazel

  • Naja, ich habe es aus meinen eigenen Beobachtungen heraus so geschrieben. Ich hatte auch zwei Fugunfähige. Dem Einen hatte man in seinem früheren Dasein die Handschwingen so kuppiert, dass keine mehr nachwuchsen, der andere hat sie sich beim herumtollen im Bauer zerschlissen. Sie haben beide es nicht weiter versucht zu fliegen, es sei denn im Schreck.


    Es ist ja auch so, dass die Piepmätze verschiedene Charaktere besitzen. Temperamentvolle Tierchen stürzen wohl häufiger ab. Es gibt wohl auch welche, die ihr Händikäpp nicht begreifen.