Beiträge von HeidrunS

    Wie in Artikeln nachzulesen, herrscht ein in Teilen fahrlässiger/sorgloser Umgang mit infektiösen Erkrankungen in Psittazidenbeständen. Insbesondere ein Infektionserkrankungen nicht angepaßtes Handling in Sachen Prävention innerhalb von fluktuierenden Beständen (permanente Zugänge/Abgänge) bietet Anlaß zur Sorge. Dabei spielt es keine entscheidende Rolle, um welche (übertragbaren) Erreger es sich handelt. Bei allen übertragbaren Erkrankungen kann es nur eine (zwingende) Handlungsweise geben: Vermeidung von Infektionen bisher nicht betroffener Exemplare/Bestände durch präventivhygienische Maßnahmen, die natürlich auch eine Isolation betroffener Exemplare einschließen.


    Bei den "kleinen" Arten (mit entsprechend höherer Reproduktion und höherer Austauschrate) wie zum Beispiel den Agaporniden ist mittlerweile (nicht zuletzt auch durch den sorglosen Umgang mit infizierten Tieren) eine derart hohe Durchseuchung mit verschiedenen Infektionskrankheiten zu verzeichnen, daß die Situation sich als überaus bedenklich darstellt. Wollen wir (durch Sorglosigkeit und fahrlässigen Umgang) eine derartige Entwicklung bei den sogenannten "Großpapageien" ebenfalls riskieren?


    Aus einem aktuellen Artikel in "PAPAGEIEN" (Anmerkung: Die zitierten Passagen beziehen sich auf Agapornisarten):


    "Vielleicht sollte bezüglich dieser Problematik eine offene Diskussion in der gesamten Vogelhaltung angestoßen werden, damit infizierte Vögel nicht weiter vermehrt, die Nachzuchten nicht weitergegeben werden und sich dadurch eventuell eine Chance eröffnet, die Anzahl der infizierten Vögel beziehungsweise durchseuchten Bestände wieder zu reduzieren. Wenn ich lese, dass in Deutschland heute bereits 40 % aller Agaporniden als Träger des PBFD-Virus eingestuft werden (Niemann, 2008 ), frage ich mich, warum ein konsequentes Vorgehen nirgends diskutiert wird."


    Janssen, E. (2008 ) Ein Jahr Erfahrungen mit Orangeköpfchen, in: PAPAGEIEN; Heft 12/2008, Arndt-Verlag, Bretten, S. 410


    Es ist eine ganze Palette in obiger Hinsicht relevanter Infektionserkrankungen bei Psittaziden präsent.


    Beispiel 1


    Beispiel 2


    Gruß
    Heidrun

    Hinweis aus Pees et al. (2004) unter Bezugnahme auf Herpesviren, die Vermutungen der eventuellen Zusammenhänge viraler Erreger von Pachecoerkrankungen (Stichwort: Antikörper / siehe betreffendes Posting) und Papillomatosen: "Bei Großpapageien ist die Prognose nach einer Herpesvirusinfektion ungünstiger. Latent infizierte Tiere können noch Jahre später klinisch erkranken (...)" - was natürlich in der bereits angesprochenen Konsequenz nur bedeuten kann (und darf), daß erkrankte Exemplare nicht mit (bisher) klinisch unauffälligen Exemplaren in Kontakt kommen sollten, will man Querinfektionen vermeiden.


    Pees et al. (2004): Leitsymtome bei Papageien und Sittichen, Enke Verlag, Stuttgart, S. 57


    Gruß
    Heidrun

    Ich nochmal. Interessante Frage. Ich halte es grundsätzlich für möglich. Mit Biologie und Ökologie von Fächerpapageien habe ich mich bisher allerdings nicht intensiver befaßt. Sind morphologisch (oder nur farblich) abweichende regionale Varianten von Nominatform und/oder Unterart dokumentiert? Gibt es sympatrische Vorkommen von Nominatform und Unterart?


    Gruß
    Heidrun

    Hallo Marcus,


    nein - was sollte ich da falsch verstehen? Dein Einwand ist berechtigt. Deroptyus accipitrinus fuscifrons ist wohl als Subspezies bestätigt und taxonomisch eingeordnet. Siehe auch hier.


    Danke für den Hinweis.


    Gruß
    Heidrun

    Nein, Roland. Der Fächerpapagei (Deroptyus accipitrinus) ist der einzige Vertreter (die einzige Art) seiner Gattung. Familie: Psittacidae (Eigentliche Papageien), Gattung: Deroptyus (Fächerpapageien). Also: Eine eigenständige Gattung - eine einzige Art. Keine Unterart(en).


    Gruß
    Heidrun


    OT

    Ist das ein Hybridvogel in deinem Avatar?

    Zitat

    von Katja Zimmermann
    Was willst Du mit Hybriden machen?


    Alle vorhandenen Exemplare einschläfern und alle nicht artgleichen Paare auseinanderreissen, nur damit kein Hybrid-Nachwuchs entsteht?


    Daß bei dieser Thematik im ersten Moment die Emotionen in Katja hochkochen, kann ich aus eigener Erfahrung sehr gut nachempfinden. Katja hat bei dem Begriff "Hybridvogel" sofort ihr eigenes Tier vor Augen, ihr Tier, zu dem sie eine gewisse Beziehung aufgebaut hat.


    Mir erging es vor 20 Jahren ähnlich. Ich kaufte mir im Zoohandel eine Blaustirnamazone - einen Wildfang. Einige Monate später, der Vogel war halbwegs zahm, lernte ich mehr oder weniger durch Zufall einen in der Papageienszene bekannten Menschen kennen, der zu diesem Zeitpunkt bereits einige Papageienbücher auf den Markt gebracht hatte. Als er von meinem Wildfang/Einzelvogel hörte, wurde ich mit Worten so was von fertig gemacht, daß ich, Zuhause angekommen, erst mal einen Weinbrand brauchte. Wie kam dieser Mensch dazu, mich und meinen Vogel dermaßen anzugreifen - das waren meine einzigen Gedanken. Mit der Zeit aber wurde mir immer bewußter, daß dieser Papageienfreund einzig und allein im Sinne meines Vogels und aller Wildfänge "gepredigt" hatte.


    Ich schreibe das, weil ich Parallelen erkenne. Hätte es seinerzeit aufgeklärte (potenzielle) Halter bezüglich der Wildfangproblematik gegeben, wäre der Absatz rückläufig gewesen - weniger Wildfänge hätten leiden müssen. Ähnliches kommt bei den Hybridzuchten zum Tragen. Je mehr Aufklärung umso weniger Absatz und demzufolge weniger Nachzuchten. Die Züchter nähmen mit der Zeit Abstand von der Zusammenstellung nicht artgleicher Paare.


    Wir sollten die heute zusätzliche Informationsquelle "Internet" für diese Aufklärungsarbeiten nutzen. Die Wahrheit ist oft unbequem und hart - aber sie darf im Sinne der Gefiederten einfach nicht verschwiegen werden.


    Zitat

    von Roland Adam
    Für mich ist es wohl besser mir zumindestens eine Auszeit zu nehmen ------

    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Roland ; wenigstens hier sollte ein öffentliches diskutieren möglich sein--------------denn genau daraus sollten sich User etwas "mitnehmen " können . Von diesem ganzem anderen S....ß bin ich genauso satt wie Du .


    Der Papageienfreund, von dem ich anfangs sprach, "beichtete" mir Anfang der 90iger Jahre, daß er nach all den Jahren voller Engagement nun "papageienmüde" geworden sei. Er hätte so viele aufklärende Bücher und Artikel auf den Markt gebracht, so viele Vorträge gehalten und er sähe mit Erschrecken, daß sich für die Papageien nichts geändert hätte, im Gegenteil, nun würden zu all den Defiziten noch die Handaufzuchten auf den Markt "geworfen". Ich konfrontierte ihn damit, daß er keinesfalls "papageienmüde", sondern eher "papageienHALTERmüde" geworden sei, worauf er mir zustimmend zunickte. Eine "never ending story"!


    Gruß
    Heidrun

    Phalen, D.N., L.D. Homco, D.L. Graham. L.A. Jaeger (1997): Investigations into the Etiologic Agent of Internal Papillomatosis of Parrots and Ultrasonographic and Serum Chemical Changes in Amazon Parrots with Bile Duct Carcinomas, Associatin of Avian Veterinarians, Meeting (1997, Erstveröffentlichung)), Reno, NV


    Auszug:


    "In addition, all birds with IPP were found to have circulating antibody that neutralized a Pacheco's Disease virus (PDV). These findings suggest that IPP may not be caused by a papillomavirus, and that additional investigation needs to be focused on the possible role that PDV or a PDV-like virus may play in this disease."


    ("Außerdem hatten, wie man herausfand, alle Vögel mit IPP (Anmerkung von mir: Interner Papillomatose) Antikörper im Blut, die auf eine Neutralisierung des für die Pacheco-Erkrankung (PDV) ursächlichen Virus hindeuten. Diese Ergebnisse bieten Hinweise darauf, daß die Interne Papillomatose nicht durch ein Papillomavirus verursacht wird (Anmerkung von mir: Nach neuerem Stand wurde zumindest bei Grauen mit Papillom ein Papillomavirus isoliert) und weitere Untersuchungen hinsichtlich der möglichen Rolle angestellt werden müssen, die PDV oder ein PDV-artiges Virus in Bezug auf diese Erkrankung spielen können.")


    Gruß
    Heidrun

    Zitat

    von Marcus von Kreft
    In wie weit sich der Halter nun am Leben seiner Papageien beteiligen moechte denke ich, sollte doch bitte dem Halter und den betreffenden Voegeln ueberlassen werden.


    Wenn ein Halter seine/n Vogel/Vögel voll in seine täglichen Abläufe integrieren möchte (Stichwort: integrierte Wohnungshaltung), so ist das selbstverständlich die freie Entscheidung des Halters. Aber aus in Biologie, Ökologie und Ethologie von (nicht nur) Papageienvögeln liegenden Gründen entspricht eine derartige Haltungsform keineswegs dem, was anzustreben ist. Darauf hinzuweisen sollte gerade von Menschen mit "biologischer Vorbildung" erwartet werden.


    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Ich denke erst einmal wuerde es Sinn machen die individuellen Situationen zu sehen in denen sich Vogel und Halter derzeit befinden, in denen das sogenannte "Problem Verhalten" (es gibt im uebrigen keine Problem Verhalten) auftaucht - dann dem Halter die moegliche Funktion des Verhaltens erklaeren und dann zu sehen wie kann mit Halter und Vogel gearbeitet werden.


    Das sogenannte "Problem-Verhalten" (oft ist es tatsächlich ein völlig natürliches Verhalten) taucht vermehrt dann und dort auf, wenn (und wo) sich Halter weitgehend "am Leben ihrer Papageien beteiligen möchten" (siehe den ersten Abschnitt dieses Postings). Agonistische Verhaltensweisen im Wohnungsfreiflug, die natürlicher Weise vermehrt (jedoch nicht nur) in Balzphasen auftreten, stellen Halter nicht eben selten vor Probleme, die in separierter Haltung, was nicht gleichbedeutend mit "Null-Kontakt" ist, kein Problem darstellen. Da nutzt auch kein Erklären der "möglichen Funktion des Verhaltens". "Weitgehende Beteiligung am Leben von Papageien" führt ebenfalls nicht selten (dies gilt verstärkt bei Einzelhaltung) zu Projektionen papageiischer Verhaltensweisen auf den "weitgehend beteiligten" Halter, dem in Folge derartige Verhaltensweisen (Ironie an) zu Gute kommen (Ironie aus) sowie bei Einzelvögeln zu nicht wünschenswerten Bindungstiefen, welche die Zugesellung eines Artpartners unnötig erschweren. "Problem-Verhalten" ist (darin stimme ich Dir zu) ein Verhalten, das halterseitig als Problem empfunden wird. Korrekter Weise ist von Verhaltensabweichungen, Verhaltungsauffälligkeiten und Verhaltensstörungen im Sinne der Abweichung vom sogenannten Normalverhalten zu reden.


    Man kann das selbstverständlich auch so sehen:


    "Unsere Heimvögel leben in unseren Wohnzimmern mit exakt der gleichen genetischen Information. Nichts hat sie aber auf die Lebensumstände, mit denen sie nun konfrontiert werden, vorbereitet. Daher ist es die Aufgabe des Halters, seinem Papagei zu zeigen, wie er sich in diesem Lebensraum zurecht finden kann."


    Allerdings kann es vernünftiger Weise nicht (per "Behavior Consulting" nebst entsprechendem "Training") Aufgabe des Halters sein, seinem Papagei zu zeigen, wie er sich in unseren Wohnzimmern zurechtfindet, sondern es muß Aufgabe (speziell biologisch vorgebildeter Menschen) sein, den Haltern zu zeigen, warum Papageien nicht in unsere Wohnzimmer gehören. Punkt.


    Aus der (zutreffenden) Erkenntnis, daß Papageien (= Status: Wildtier) "mit exakt der gleichen genetischen Information" ausgestattet sind, wie ihre freilebenden Artgenossen, sowie der Erkenntnis, daß nichts sie auf den Lebensraum Wohnzimmer vorbereitet hat, läßt sich ein sehr einfacher Schluß ziehen und lassen sich (ganz bio-logisch begründbar) "Dinge" ohne jedweden Anpassungsschnickschnack zum Besten regeln.


    Die zentrale Forderung von Heini Hediger, einem der Mitbegründer der sogenannten "Tiergartenbiologie", besteht darin, in Menschenobhut befindlichen Tieren "künstliche Territorien zu bieten, die trotz starker Raumbeschränkung alle wesentlichen Bestandteile ihres Territoriums aufweisen - nicht nur in räumlicher, sondern auch in sozialer Hinsicht." (Hediger, 1974)


    Hediger, H. (1974): Tiergartenbiologie und Verhaltensforschung, in: Immelmann, K. (Hrsg.), GRZIMEKS Tierleben, Sonderband Verhaltensforschung, Zürich, S. 594 - 603


    Aber derlei (Ironie an) unfundierte Nebensächlichkeiten (Ironie aus) von einem Autor, der wie so viele seiner (bio)logisch und am Tier orientiert denkenden Generation zu Unrecht mehr und mehr (und besonders bei der "Wohnungshaltungs-Anpassungs-Szene") kein Gehör finden, sind nicht mehr en vogue.


    Als wesentliche Bestandteile des Territoriums haben neuerdings wohl Wohnzimmertische, Fernseher und Küchenarbeitsplatten zu gelten. So bekommt das vielzitierte "Animal non agit agitur" (Das Tier handelt nicht, es wird getrieben) einen etwas anderen Sinn.


    Gruß
    Heidrun

    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Ist es nicht auch eine Ueberlegung "Wert" was mit den Einnahmen gemacht wird?


    Wenn "Papageienhilfen" mit angestelltem Personal (= Personalkosten) und permanenten Sachaufwendungen (= Kosten für a. Unterhaltung der Baulichkeiten, b. Ankauf von Futtermitteln und Ausstattungsbedarf, c. Tierarztkosten, d. etc.) wirtschaftlich oder zumindest aufwendungsneutral arbeiten wollen (und Abgabeerlöse aus eventuellen Nachzuchten und/oder evtl. Seminargebühren etc. die Ausgaben nicht decken und/oder übersteigen), dürfte hinlänglich klar sein, "was mit den Einnahmen gemacht wird": a. fortlaufende Lohnzahlungen, b. Deckung der Sachaufwendungen, c. (soweit möglich) Rücklagen für außerplanmäßige Aufwendungen.


    Wenn "Papageienhilfen" darüber hinaus kommerziell (mit der Maxime der Gewinnerzielung) arbeiten wollen, müssen Dienstleistungen entweder in a. entsprechend hoher Quantität (z. B. Daueraufnahmeplätze) mit für Abgeber moderaten Dauerunterbringungs-Kosten, oder b. begrenzter Quantität mit für Abgeber entsprechend hohen Dauerunterbringungs-Kosten bereitstehen.


    Wenn "Papageienhilfen" sich lediglich auf kostenpflichtige "Verhaltensberatungen" in Form telefonischer Beratungen, E-Mail-Beratungen und/oder Vorort-Beratungen (also "Dienstleistungen" ohne permanent hohe Sachaufwendungen) beziehen, ist die "Gewinnerzielung" selbstverständlich wesentlich einfacher (und plausibler). Ebenfalls der Erwähnung wert: Privat betriebene ("Betreibermodell") "Papageienhilfen" (Aufnahmen, Abgaben) mit beispielsweise a. aus früheren (oder zusätzlichen) Berufstätigkeiten der Betreiber verfügbaren permanenten Gehältern, b. Erlösen aus Nachzuchten, c. Unterbringungs-, Verpaarungs-, Vergesellschaftungspauschalen etc. und ohne Aufwendungen für Fachpersonal.


    Anmerkung: Nachzuchten in/durch "Auffangstationen" sind natürlich ein Thema für sich. Meine Meinung dazu ist bekannt.


    Wenn aus Dienstleistungen für kostenpflichtige "Verhaltensberatungen" (wie immer man dazu stehen mag) resultierende (über die Aufwendungen hinausgehende) Einnahmen (wirtschaftlich: Gewinne) zu einem bestimmten prozentualen Anteil Arterhaltungs- und/oder sonstigen Projekten zugeführt werden, ist das selbstverständlich a. Werbung für die/den betreffenden Verhaltensberater (Motto: "Tue Gutes und sprich darüber") und b. durchaus (und trotzdem) löblich.


    Aber: "Verhaltensberatung für Papageien" ist mittlerweile ein "Marktmodell" und hat in den allermeisten Fällen wenig bis nichts mit "Papageien-Wohlfahrt" zu tun.


    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Es gibt (wie ich finde) gute Beispiele von Papageien hilfen.


    Es wäre ganz hilfreich, wenn Du etwas differenzierter beschreiben würdest, von welcher Art "Papageienhilfen" in den von Dir benannten Zusammenhängen die Rede ist. Sind a. Auffangstationen, Gnadenhöfe etc., b. reine Beratungsdienste gemeint?


    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Hier in England gibt es viele sogenannter "Rescue Center" und bei den meisten "schuettelt es mich, da dort lediglich Papageien "verwart" werden - sprich mehr oder weniger in den Aehnlichen Verhaeltnissen leben wie beim "Besitzer".


    Ja - das "Schütteln" glaube ich Dir gerne. Allerdings sind derartige "Center" kein spezifisch englisches Problem.


    In Bezug auf mein "Nein" zur Wohnungshaltung schreibt


    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Kommt es nicht eher auf die individuelle Situation an? Was ich als Schade empfinde das es so generaliesiert wird. Wenn ich das richtig verstehe sollte demnach also kein Vogel in der Wohnung gehalten werden, egal ob er zum Beispiel Tagsueber die Moeglichkeit haette Zeitraum X in einer aussenvoliere zu verbringen?


    Es wird nicht generalisiert. Unter "Wohnungshaltung" wird allgemein verstanden, daß ein Vogel sozusagen voll integriert im Wohnbereich des Halters zu leben gezwungen ist (Stichwort: Von der Küche in`s Wohnzimmer etc). Unter dieser Prämisse ist es zwar eine Erleichterung (meistens für Vogel und Mensch), wenn gelegentliche Außenvolieren-Aufenthalte möglich sind.


    Zitat

    von Heidrun Schrooten
    Ist ein Tier körperlich und seelisch am Ende, das Ende der Qualen aus tierärztlicher Sicht nicht abzusehen, kann und darf nur die Vernunft im Sinne des Tieres siegen: Erlösen!

    Zitat

    von Marcus von KREFT
    Geht es um Gesundheit sprich unheilbar Krank und der Vogel leidet? = Keine Lebensqualitaet mehr, Wenn ja dann Stimme ich zu. Geht es jedoch um Verhalten dann denke ich schon das jeder Voegel verdient das ihm geholfen wird.


    Darin stimme ich Dir zu. Geht es um reine Verhaltensprobleme (die natürlich für einen Vogel je nach Art des Problems durchaus belastend sein können), so kann in einigen Fällen bereits durch eine andere Haltungsumgebung geholfen werden. Ich schrieb übrigens: körperlich und seelisch, nicht körperlich oder seelisch.


    Gruß
    Heidrun

    Ich bin eigentlich sehr optimistisch an die Sache" Papageienhilfe " herangegangen. So langsam habe ich hier Zweifel. Geht es darum Tieren zu helfen ? Geld zu verdienen ? Sich selbst zu profilieren ? oder sonst noch irgentwelcher schnigg schnagg der dahinter stehen könnte ?

    Nochmal etwas ausführlicher zu dieser Thematik:


    Je weniger ein Haltungssystem den aus dem Freileben bekannten Verhaltensweisen (Stichwort: Ethogramm) angepaßt ist (zu beachten sind u. a.: Sozialstruktur, Größe des Haltungssystems, Einrichtung, Klima, Lichtspektrum, Belichtungszeiten, Futterpräferenzen), desto weniger Elemente des natürlich angelegten Verhaltens können gezeigt werden. Je weniger Möglichkeiten zum Ausleben natürlich angelegten (arteigenen) Verhaltens ein Haltungssystem bietet, desto mehrAnpassungen werden dem/den Vogel/Vögeln abverlangt und desto mehr Abweichungen und Ersatz-Verhaltensweisen stellen sich ein. Eine als typisch zu benennende Ersatz-Verhaltensweise zeigt sich beispielsweise in mangels arteigenem Partner auf den Mensch (Halter/in) projiziertem Sexualverhalten. Ein weiteres Beispiel stellt das durch fehlende arteigene Sozialkontakte verursachte Dauerschreien und übersteigerte Aggressionsverhalten dar. Zu benennen sind natürlich auch Überbesatz und ungeeignete Zusammenstellungen. Lantermann: "Für den Tierpfleger lautet das oberste Gebot bei der Papageienhaltung, artgemäße Haltungsbedingungen nicht nur im Hinblick auf die Ernährung und Größe der Unterkunft zu schaffen, sondern auch sein Augenmerk auf die "Qualität" der Paar- oder Gruppenbeziehung der Vögel (...) zu richten. (Lantermann, W. (1999): Papageienkunde, Kapitel: Artgemäße Papageienhaltung, Unterkapitel 5. Verhaltensstörungen, Parey Buchverlag, Berlin, S. 239). Als letztes aus einer ganzen Reihe möglicher Beispiele sei das aus räumlichen Defiziten resultierende Nichtfliegen-(Können) genannt.


    Zusammenfassend und vereinfachend: Das Vorenthalten von Voraussetzungen, welche es dem/den Vogel/Vögeln ermöglichen, wesentliche Elemente des arteigenen Verhaltens auszuleben, führt zu (Verhaltens)Defiziten. (Verhaltens)Defizite können nur in bestimmten Verhaltensbereichen und bis zu einem bestimmten Level so kompensiert werden, daß sich keine (manifesten) Verhaltensabweichungen herausbilden. Derartige Defizite führen oftmals, sofern sie sich über längere Zeiträume erstrecken, zu nur noch sehr schwer (oder nicht mehr) reversiblen Verhaltensstörungen.


    Ich nehme an, daß die Inhalte der vorhergenden Abschnitte in ihrem grundsätzlichen Aussagewert vernünftiger Weise nicht zu relativieren oder zu bestreiten sind.


    Also nochmals: Defizitäre Haltungssysteme tragen ganz wesentlich zur Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten/Verhaltensstörungen bei.


    Folglich: Der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Verhaltensabweichungen und/oder Verhaltensstörungen ist am wirksamsten durch die Verfügbarmachung artangepaßter (am sog. "Normalverhalten" orientierter) Haltungssysteme vorzubeugen.


    Das sehen (ausgehend von den USA) die mittlerweile vielfach ihre "verhaltenstherapeutischen Dienste" anbietenden sog. "Behavioural Consultants" etwas anders. Hierzu Andrea Juppien: "Nach ihrem Verständnis bedürfen die "Normalverhaltensweisen" gehaltener Papageien einer Art Verhaltensmodifikation nach dem lernpsychologischen Prinzip der "Verstärkung durch Belohnung". Demnach spielt die Zähmung, das Erbringen von Nachahmungsleistungen sowie die Prägung auf den Menschenpartner eine wesentliche Rolle im "Erziehungsprogramm" von Papageien. Daß sich ein solches Programm nach den europäischen Erfahrungen vielfach als kontraproduktiv erweist und Verhaltensstörungen oft geradezu begünstigt, scheint bislang in den USA nicht diskussionswürdig zu sein." (Juppien, A. (1998 ): Statistische Erhebungen zum Auftreten von Verhaltensstörungen bei Großpapageien in Menschenobhut, in: Parrot Biology, Vol. 2, Jun. 1998, Arndt-Verlag, Bretten, S. 58 )


    Diese "Behavioral-Cosultanting-Welle" ist mittlerweile auch in den europäischen Ländern angekommen und hat sich zu einem zusätzlichen (eigenständigen) Geschäftszweig rund um die Papageienhaltungs-Szene mit Telefon- und Vorortberatung, dem Angebot und Verkauf diversen Zubehörs sowie der Publikation entsprechender "Ratgeber" entwickelt.


    Ich nehme an, daß auch diese Feststellung nicht bestritten wird. Sollten wider Erwarten dennoch Zweifel daran bestehen, so genügt das Eintippen der Begriffskombinationen "behavioral consultant parrots" oder "behavioural cosultant parrots" (Anm. es sind zwei Schreibweisen, die angelsächsische und die amerikanische, geläufig) oder "verhaltensberatung papageien" in eine I-Net-Suchmaschine, um allein schon aus der Vielzahl der Internetpräsenzen Rückschlüsse auf die Verbreitung dieser "Schule" ziehen zu können.


    Zur Erinnerung: Defizitäre Haltungssysteme tragen ganz wesentlich zur Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten/Verhaltensstörungen bei. Artangepaßte Haltungssysteme, welche das Ausleben des "Normalverhaltens" - soweit eben in menschlicher Obhut überhaupt machbar - ermöglichen, beugen der Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten/Verhaltensstörungen vor.


    Die erwähnte "Schule" pusht (jedenfalls in weiten Teilen) - ob gewollt oder nicht spielt keine Rolle - eine Halter/innen-Einstellung, welche nicht mehr prioritäres Augenmerk auf artangepaßte Haltungssysteme mit der Ermöglichung essentiellen "Normalverhaltens" als wesentlichstem Faktor für die physische und psychische Gesunderhaltung der Gefiederten legen muß. Sie arbeitet auf eine Modifikation (also: Abänderung) der "Normalverhaltensweisen" bis hin zur Wegdressur von Verhaltenselementen hin (vgl. auch Zitat Juppien), welche den "problemfreien" Umgang mit den Gefiederten auch in unadäquaten Haltungsumgebungen und Situationen (Stichwort: integrierte Wohnzimmerhaltung) suggeriert. In letzter Konsequenz bedeutet dies eine Unterdrückung und Abänderung von Teilen des Normalverhaltens und somit eine menschengemachte (und für den Mensch gemachte / aus menschlichen Bedürfnissen zugeschnittene) Verhaltensaberration. Die Gesamtausrichtung ist weder biologisch-ethologisch begründ- und/oder nachvollziehbar noch ethisch vertretbar.


    Man kann in diesem Fall ein ähnliches Paradoxon beobachten, wie es auch den Handaufzuchtdebatten eigen ist. Von Eltern aufgezogene Jungvögel sind (sehr gut begründbar und auch begründet) psychisch und physisch stabiler als handaufgezogene Exemplare. Ihr "Handling" macht in aller Regel keine Schwierigkeiten. Trotzdem stammt mittlerweile die Mehrzahl angebotener Großpapageien aus Handaufzucht. Artangepaßte Haltungssysteme bieten die beste Gewähr für das Ausbleiben von Verhaltensauffälligkeiten/Verhaltensstörungen. Trotzdem boomt eine "Szene", die auf bewußt herbeigeführte Verhaltensanpassungen statt auf angepaßte Haltungssysteme setzt. Fazit: Neue Geschäftszweige mit gutem Marketing setzen Trends ... und ersetzen leider oft den Verstand.


    Meine Empfehlung: Statt Zeit (und oft genug Geld) in verhaltenstherapeutische Beratungen und Meetings zu investieren, wäre ein Investment in ausgiebige Information über die Ansprüche der gehaltenen Art und das Bereitstellen und Herrichten artangepaßter Haltungssysteme lohnender und verspräche als "Rendite" ein Mehr an Nachhaltigkeit.


    Gruß
    Heidrun


    Ich benötige ebenfalls, wie Du Jens, ca. 10 Stunden pro Woche für vier Amazonen. In den Sommermonaten und im Frühherbst verbringe ich zusätzlich pro Woche ca. 4 Stunden für das Sammeln von Futter zum Nulltarif.


    Gruß
    Heidrun

    Hallo Jens,



    Für mich auch nicht, von dieser Idee des vermittelns hab ich mich schon verabschiedet. Leider wird dies im nachinein so ausgelegt das man dann seinen " Schrott" den nieman mehr gebrauchen kann-----------------abgeladen hat. Entgegen vorheriger Absprache. Ich selber werde kein Tier mehr vermitteln um mir im Nachinein sowas nicht vorhalten lassen zu müßen. ;)


    Deine Aussage kann ich nicht ganz nachvollziehen. Jeder Mensch ist doch in der Lage, ein Tier nur dann aufzunehmen, wenn auch die Bereitschaft dafür vorhanden ist.


    Gruß
    Heidrun

    Hallo Jens,


    Ich bin eigentlich sehr optimistisch an die Sache" Papageienhilfe " herangegangen. So langsam habe ich hier Zweifel. Geht es darum Tieren zu helfen ? Geld zu verdienen ? Sich selbst zu profilieren ? oder sonst noch irgentwelcher schnigg schnagg der dahinter stehen könnte ?


    ich persönlich verstehe unter "Papageienhilfe" eine ehrenamtliche Tätigkeit - den Haltern mit Rat zur Seite zu stehen. Deine Aussage: "Geld zu verdienen?" beinhaltet eine "Gewinnerzielung" - also eine Firma zu führen - egal ob mit schwarzen oder roten Zahlen. Ich, für meinen Teil, lehne aus ethischen Gründen jedwede geschäftliche Tätigkeit mit Lebewesen ab.


    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Beispielfrage : Ist es gut einen Ara in WZ-haltung zu vermitteln damit der erst allein gehaltene Vogel einen Partner bekommt. Ich bin ja dagegen einen Aa in der Stube zu halten. Die Frage die sich jetzt stellt. Obwohl man weiß das ein Tier nicht entsprechend eingestellt ist-------------noch ein 2-tes dazufügen ? ( Gute Frage nicht, is das Glas halb voll oder halb leer )


    Deine Frage ist mit einem klaren "NEIN" zu beantworten. Aus unterschiedlichen Gründen (z. B. Lichtverhältnisse, Luftverhältnisse, Schlafrhythmus, Raumtemperatur) ist die Wohnzimmerhaltung aller Vögel grundsätzlich abzulehnen. Bei den Aras kommt erschwerend die Flügelspannweite hinzu. Das ist ein Fakt, der das Fliegen (und darunter sind nicht nur zwei Flügelschläge zu verstehen) in wohnlichen Räumlichkeiten nicht möglich macht. Regelmäßiges Fliegen ist aber unerläßlich zur Gesunderhaltung eines Vogels (Durchlüftung des Luftsacksystems).


    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Ist es gut um jeden Preis Tieren zu helfen die körperlichund auch seelisch so am ende sind--------------oder diese dann doch einfach zu erlösen.


    Ist ein Tier körperlich und seelisch am Ende, das Ende der Qualen aus tierärztlicher Sicht nicht abzusehen, kann und darf nur die Vernunft im Sinne des Tieres siegen: Erlösen!



    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Sollte man verhaltensauffälligen Tieren ( schreien , beisen ) training " auferlegen " um dies in den Griff zu bekommen-------------bis das nächste " Reperaturthema " kommt------------------------( ich habe hierzu ja eine eindeutige Meinung : früher an später denken-------------und der Mensch als solches kommt da wenig drinn vor )


    Auffälligkeiten müssen hinterfragt und die Haltung dementsprechend ausgerichtet werden. Das Dilemma in dieser Papageienszene ist, daß ein großer Teil der Halter nicht darüber informiert ist, WAS sie sich mit der Anschaffung eines Großpapageis überhaupt für ein Tier in`s Haus holen. Das Erkennen der natürlichen Bedürfnisse ist ein wichtiger Schritt zur "artgemäßen" (soweit in Gefangenschaft umsetzbar) Papageienhaltung, denn die Papageien sind und bleiben Wildtiere, auch wenn sie sich in Menschenobhut noch so zahm, "sprechbegabt" und anhänglich - also anpassungsfähig - zeigen. Daß diese Anpassungsfähigkeit sehr schnell "ausgereizt" ist, wollen die wenigstens Halter zur Kenntnis nehmen. Aus dieser Unwissenheit oder auch Bequemlichkeit heraus hat sich ein Geschäftszweig entwickelt - eben der von Dir angesprochene Markt.


    Gruß
    Heidrun

    Konstruktiver Tipp wegen Desinfektionsmittel-Wahl gg. behüllte Viren (= ein solches ist bei der Prophylaxe gg. Herpesviren / vgl. Papillomatose / angesagt): Beispielsweise bei der "Deutsche(n) Veterinärmedizinische(n) Gesellschaft e.V., Gießen", anfragen. Von ihr werden in jährlichem Abstand im Deutschen Tierärzteblatt geprüfte und für die speziellen Erregergruppen zugelassene Desinfektionsmittel publiziert. Unbehüllte Viren lassen sich recht leicht im Rahmen von prophylaktischen Desinfektionsmaßnahmen inaktivieren.


    Ich werde hier aus ganz bestimmten Gründen kein konkretes Detergenzium empfehlen. Bei Interesse geeignetes Desinfektionsmittel bitte hier erfragen:


    DVG


    Friedrichstr. 17


    35392 Gießen


    c/o Dr. S. Alldinger / Mail-Adresse:


    info@dvg.net


    In Schriftform kostet die "Desinfektionsmittel-Liste für den Tierhaltungsbereich" 7,49 Euro.


    Gruß
    Heidrun

    Bei ...zig und mehr Papageien aus unterschiedlichen Gattungen (mit jeweils unterschiedlichen Arten) nebst Neuzugängen, befristeten Unterbringungen, Abgängen und Umgruppierungen liegt eine geboten sorgfältige tägliche Kontrolle aller Exemplare auf Anzeichen einer Erkrankung nur dann im Bereich des Machbaren, wenn genügend Personal zur Verfügung steht. Erschwerend kommt hinzu, daß Papageien (im Gegensatz zu den meisten der als Heimtiere gehaltenen Säuger) "versuchen, ihre Krankheitssymptome zu verstecken, solange sie zu einer Kompensation in der Lage sind". (Pees et al. (2004)*: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen, Enke Verlag, Stuttgart, S. 1) Vorgenanntes Zitat findet sich bezeichnender Weise – und nicht ohne Grund – schon auf Seite 1 des Kompendiums. Zudem bestehen innerhalb verschiedener Gattungen und Arten unterschiedliche Dispositionen für unterschiedliche (auch infektiöse) Erkrankungen.


    Abklärungen hinsichtlich des Gesundheitszustandes sowie der "Vorgeschichten" (einschließlich möglicher Übertragungsrisiken infektiöser Erkrankungen) von Neuzugängen sind im Vorfeld oft (trotz bester Absicht) nicht hinreichend durchführbar. Konsequente präventivhygienische Maßnahmen nebst fachgerechter Quarantäne bedingen einen zusätzlichen logistischen Aufwand (geschlossen von übrigen Beständen abgetrennte Räumlichkeiten, Desinfektionsbecken, Desinfektionsschwelle, Bereithaltung geeigneter Desinfektionsmittel, Möglichkeit zum Wechsel von Schuhwerk und Kleidung) und ein damit verbundenes "Mehr" an Zeitaufwendungen.


    Um anknüpfend auf den vorhergehenden Satz kurz auf das Beispiel "Papillomatose" (und den damit gebotenen Umgang) zurückzukommen, folgender Auszug aus einer aktuellen Mail von Dr. Michael Lierz (Institut für Geflügelkrankheiten der Universität Berlin / Mitautor von Pees et al. (2004): Leitsymptome bei Papageien und Sittichen) zum Thema Papillomatose und Prävention, der den zu betreibenden Aufwand etwas anschaulicher macht: "(...) daher die betroffenen Vögel isolieren – 2 betroffene (Anmerkung von mir: Vögel) können zusammen gehalten werden. (...) Direktes Handling der betroffenen (...) sollte nicht (...) ein direktes Handling von gesunden (Anmerkung von mir: Vögeln) nach sich ziehen. Risiko ist gegeben. Isolierung heißt auch räumliche Trennung. (...) kein direktes Handling der Tiere nacheinander. Zwischendesinfektion mit allen Mitteln die gegen behüllte Viren tauglich sind (...)"


    Zur Relation "Personal : Anzahl gehaltener Exemplare": Für den weitestgehend geschlossenen Grünflügelara-Bestand (16 Exemplare) des Tierpark Hagenbeck stehen permanent 3 Pfleger und eine tierärztliche Vor-Ort-Betreuung zur Verfügung. Jede/r "private" Halter/in wird bei Wahrung der Objektivität mit mir darin übereinstimmen, daß bereits die Haltung, Pflege und "Inaugenscheinnahme" von "nur" 4 Großpapageien (in geschlossenem Bestand ohne Zugänge/Abgänge) einen nicht unerheblichen Zeitaufwand erfordert, der eben noch durch eine Person zu erbringen ist. Bei Haltung von 10 bis 15 Exemplaren erfordert die fachgerechte Betreuung, Pflege, Adspektion, Prävention (vor) und Nachsorge (von) Infektionserkrankungen nicht nur m. E. bereits mindestens 2 Personen. Natürlich lassen sich derartige Beispiele nicht beliebig exponentiell (nach der Gleichung: 10 Exemplare = 2 Betreuer/innen – 100 Exemplare = 20 Betreuer/innen) hochrechnen. Aber es dürfte außer Frage stehen, daß mehr als 100 Exemplare (zudem in "nicht-geschloßenen" Beständen) über das hinausgehen, was 2-4 Personen dauerhaft an notwendigen Leistungen erbringen können. Selbst (vorausgesetzter) guter Wille und beste Absichten vermögen daran objektiv besehen nichts zu ändern.


    Zurück zu den in der Sache (Stichwort: infektiöse Erkrankungen) selbst begründeten Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten permanenter Zugesellungen, Um- und Neugruppierungen (Stichworte: Verpaarung, Vergesellschaftung) von/in Papageienbeständen im Hinblick auf (negative) Beeinflussungen des Immunstatus. Dazu nachfolgend exemplarisch für andere (gleichlautende, durch die Haltungspraxis evaluierte und vielfach veröffentlichte) Einschätzungen aus Dittrich (1986): "Stressoren aller Art, (...) soziale Spannungen oder Störungen sind in der Regel Faktoren, die das Immunsystem schwächen und Krankheitserreger manifest werden lassen." (Dittrich, L. (1986): Tiergartenbiologische Kriterien gelungener Adaption von Wildtieren an konkrete Haltungsbedingungen; modifiziert durch: W. Lantermann (1999) in: Papageienkunde, Parey Buchverlag, Berlin, S. 236) Im Klartext: Obige Konstellationen erhöhen a) die Infektions-Disposition, b) das Risiko zur Ausbildung (von) bzw. Empfänglichkeit (für) sog. "Faktorerkrankungen", die keinen unmittelbaren Bezug zur Infektionserkrankung aufweisen.


    Anmerkung: Ich rede (schreibe) hier nicht von homogenen (etablierten) Gruppierungen. Gruppenhaltung (sofern sie nicht als permanente "Versuchsanordnung" für sog. "Vergesellschaftungen/Verpaarungen" dient) findet (vom Umfang her und artabhängig), vorausgesetzt entsprechend geräumige und gut strukturierte Haltungssysteme sowie reichlich Erfahrung, durchaus meine Zustimmung, entspricht sie doch in vielen Fällen der am Freileben orientierten sozialen Organisation.


    Frequentierung von Besucher/innen der Anlagen (Abgabe von Papageien vor Ort, Mitnahme von Papageien vor Ort, Besichtigung der Anlagen etc.) erhöhen – insbesondere bei Nichtbeachtung und/oder Nichtverfügbarkeit fachgerechter Desinfektionslogistik – das ohnehin durch Aufnahme/Abgabe erhöhte Risiko der "Verschleppung" bakterieller, viraler oder parasitärer Erkrankungen in Eigen- und/oder Fremdbestände, die ihrerseits wiederum als "Trittsteine" für unkontrollierte/unkontrollierbare Weiterverbreitungen in Frage kommen.


    Es sollte vielleicht abschließend daran erinnert sein, daß die hohe Austausch- und Abgabefrequenz (gepaart mit entsprechender "Sorglosigkeit") in der Vergangenheit bei den in zeitweilig sehr hohen Zahlen nachgezüchteten und verfügbaren Agapornis-Arten zu einer "Durchseuchungsrate" mit verschiedenen viralen Infektionen geführt hat, die sich (je nach Abschätzung) zwischen 50 % und 70 % bewegt. Wollen wir, daß sich eine derartige Entwicklung bei den Großpapageien wiederholen könnte?


    Ich bleibe dabei: Weite Teile der mehr oder minder organisierten Abgabe- und Aufnahmeszene (ob nun kommerziell oder nichtkommerziell orientiert – es spielt prinzipiell keine Rolle) handelt in vorgenannten Zusammenhängen (ob bewußt oder unbewußt – auch das spielt letztlich keine Rolle) so, daß sich u. U. ähnliche Entwicklungen wie bei den "Kleinpapageien" einpendeln könnten. Ein Nach- und Umdenken ist notwendiger denn je.


    Wer das An- und Aussprechen derartiger Dinge und die Benennung nachlesbarer und im thematischen Zusammenhang konkret kritikwürdiger Punkte in sach- und themenbezogener Form als "unanständig", unangemessen oder in sonstiger Weise beanstandenswert betrachten möchte, die/der möge das eben so sehen. Ich kann es nicht ändern. Ich möchte jedoch betonen, daß ich ein Verschweigen (das vielzitierte "Darüber-Hinweg-Sehen") sowohl gegenüber den Gefiederten selbst als auch gegenüber den Halter/innen als weitaus "unanständiger" einschätze. Ein offener und (dia)logischer Umgang mit sachlich gerechtfertigter Kritik wäre überaus sinnvoll. Aber: Das wird (realistisch besehen) wohl ein frommer Wunsch bleiben.


    Gruß
    Heidrun

    11. Graupapagei Fränzchen - der immer zuckt und sich innerhalb von drei Tagen "kahl" gerupft hat (auf der Brust)


    Ist eigentlich bekannt, was aus "Fränzchen", dem Graupapagei von "Paul Mailänder", geworden ist?


    Gruß
    Heidrun

    sag bloß, Du kannst nicht hellsehen, Heidrun? :P


    Was ist "hellsehen", Dörnte? Läßt sich so etwas anclickern :D ?


    Aber Spaß beiseite:


    Zitat

    von Doernte Lohmann
    Mit dieser Haltung macht man sich nicht unbedingt Freunde...


    Hier meldet sich Freund Nr. 2! Alles was Du zum Ausdruck gebracht hast, kann ich voll und ganz unterschreiben. Menschen, die mit der Ernsthaftigkeit des Themas nicht konfrontiert werden möchten, denken und handeln evtl. verantwortungslos.


    Gruß
    Heidrun