Schönsittich

  • Schönsittiche (Neophema pulchella) und die nahen verwandten Arten der Gattung Neophema gehören einer urtümlichen Unterfamilie von Papageien an, den Plattschweifsittichen (Platycercinae). In dieser gesamten Unterfamilie, zu der die Gattungen Platycercus, Barnardius, Psephotus, Neophema, Neopsephotus und ferner auch Cyanorhamphus gehören, sind die Sozialverhaltensweisen teilweise sehr verschieden zu denen der meisten Papageienarten: Sie meiden den Körperkontakt und pflegen auch nicht gegenseitig das Kopfgefieder. Sie sind auch nicht sehr gesellig. Für gewöhnlich leben sie Paarweise oder in kleinen Familienverbänden. Es werden Jugendschwärme gebildet, die ebenfalls selten mehr als 20 Individuen zählen. Nur auf Wanderungen schließen sie sich mehr oder weniger zu größeren Schwärmen zusammen, wobei sie mit größeren Abständen zueinander positioniert sind. Man nimmt einen Schwarm dann nicht so sehr als Schwarm wahr, wie z.B. bei Wellensittichen. Für gewöhnlich sind alle Vertreter der Familie standorttreu. Bei Wasser- oder Futtermangel verlassen sie ihren Ort. Einzig der extrem gefährdete Orangebauchsittich (Neophema chrysogaster), ein naher Verwandter und sehr Ähnlicher des Schönsittichs, zieht alljährlich von Tasmanien an die Südküste des Australischen Kontinents und wieder zurück. Alle Vertreter der Familie sind in Australien und Ozeanien beheimatet.


    Wegen seiner Vorliebe für kleine Saaten, vor allem Gräser, wird er, wie die Neophemas insgesamt, auch Grassittich genannt. Der Schönsittich lebt entlang des Gebirgszuges im Südosten Australiens in lichten Wäldern und an Waldrändern. Er ist dort selten geworden, sein Bestand soll aber wieder zunehmen. Auch in den Höhenlagen und rund um Canberra ist er heimisch. Dort ist das Klima schon verhältnismäßig kühl und feucht. Daher kann er das mitteleuropäische Klima recht gut vertragen. Da er bereits seit Jahrzehnten gezüchtet wird, ist er auch inzwischen voll akklimatisiert. Er benötigt dann nur ein frostfreies Schutzhaus. Von Schönsittichen gibt es eine Reihe von Mutationen. Für mich sind aber die Wildfarbenen am attraktivsten.


    Der Wunder- Schönsittich ist ca. 20 cm lang. Sein laubgrünes Gefieder verschmilzt mit dem Laub des Unterholzes, wo er sich hauptsächlich aufhält. Gelegentlich rastet er auch in hohen Bäumen, aber sein bevorzugter Aufenthalt ist eindeutig in Bodennähe. Er sucht dort seine Nahrung und bezieht auch Höhlen zum Brüten nahe über dem Boden bis etwa 2 Meter (Forschaw). Die Flügeldecken strahlen in leuchtendem Veilchenblau, die Stirn ebenfalls. Wangen und Scheitel des Männchens sind Türkis. Der Bauch ist gelb, gelegentlich mit rot oder orangem Fleck. Das Gelb zieht sich beim Männchen über die Brust bis zum Kinn. Die äußeren Schwanzfedern sind gelb, die inneren sind bläulich grün. Auf den Flügeldecken des Männchens befindet sich noch ein rostroter Streifen. Weibchen, seltener auch Männchen, haben mehr oder weniger regelmäßig eine weiße Flügelbinde über den Schwingen, die im Flug sichtbar wird. Die Weibchen sind oft am Zügel weiß. Im Flug sind die Vögel sehr prächtig, sie fliegen wie Schmetterlinge "swiftend" und segelnd oder auch sehr schnell geradlinig, in flachen Bögen. Balzflüge sind mit betont gespreizten Flügeln und Schwanzfächer sowie schnell in engen Bögen. Hier sind schöne Bilder da noch eins und dieses rotbäuchige Variante


    Da sie in gemäßigtem Klima beheimatet sind, haben Schönsittiche einen ausgeprägten Saisonbezug im Verhalten. Zunehmende Tageslänge und Wärme im Frühjahr lösen einen starken Bruttrieb aus. Dann legt das Weibchen mangels Brutkasten notfalls auch in eine Ecke am Boden, um zu brüten. Erdlöcher oder hohle Zaunpfähle nehmen sie auch. Während der Brutzeit ist das Männchen ziemlich gereizt und fliegt und ruft viel. Artgenossen und nah verwandte Arten werden auf Distanz gebracht. Das Weibchen brütet allein und wird vom Männchen versorgt. In dieser Zeit stellt das Weibchen die selbständige Nahrungsaufnahme fast ein und brütet sehr intensiv. Die Jungen werden gemeinsam versorgt und auch nach dem Ausfliegen besonders vom Vater noch weitere 14 - 20 Tage versorgt. In größeren Volieren werden die Jungen toleriert, auch wenn die Mutter bereits eine zweite Brut begonnen hat. Es gibt aber individuell verschiedene Väter, die ihre Jungen vertreiben wollen. Dann sind die Jungen zu isolieren.


    In den übrigen Jahreszeiten sind Schönsittiche ausgesprochen ruhig und hauptsächlich in der Dämmerungszeit aktiv. Sie laufen dann hauptsächlich und fliegen meist nur kurze Strecken. Im Herbst werden sie besonders ruhig und unauffällig. Die Stimme ist leise und sehr hell. Ich empfinde sie wie das Läuten kleiner Glöckchen "psi" oder "psli-zing-zing", gelegentlich zwitschern sie leise. Selbst "lautes" Rufen ist nicht unangenehm.


    Die Ernährung des Schönsittichs erfolgt in der Hauptsache aus einem Saatengemisch für Wellensittiche und Exoten. In der kalten Jahreszeit erhalten sie bei mir zusätzlich Hanf und kleine Sonnenblumenkerne. Zur Brutzeit erhalten sie die Saaten auch gequollen oder gekeimt. Außerdem brauchen sie halbreife Rispen von Wildgräsern, Vogelmiere und andere Kleinsämereien. Grünfutter nehmen sie gerne, Obst dagegen nur gelegentlich. Zur Jungenaufzucht nehmen sie auch gerne Eifutter und Hartkäse.


    Schönsittiche sind am schönsten in einer geräumigen und bepflanzten Außenvoliere mit Schutzhaus. In einem Käfig sind sie inaktiv und langweilig. Dort neigen sie schließlich zum Verfetten. Das UV-Lichtsehen muss wohl gut ausgebildet sein, denn in der Dämmerung werden die Blaubestandteile besonders leuchtend. In dieser Zeit sind sie auch am aktivsten.


    Was spricht uns an im Wesen des Schönsittichs? Er ist heimlich und lieblich. Seine Sanftheit und sein schmetterlingshaftes Fliegen lässt uns von Elfen träumen. Er ist ein bescheidenes Wesen, was treu an einem Ort verweilt und sich ganz und gar mit ihm verbindet bis hin zur Unsichtbarkeit. Er legt Wert auf seinen eigenen Platz an dem er allein seine Schönheit präsentiert, wenn er sich in die Luft erhebt. Diesem Wesen sollten wir gerecht werden, wenn wir ihn in unsere Obhut nehmen.


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    Rotbäuchige Variante aufgehellt (Opaline)