Organisation der Lebenskräfte

  • Als Hinweis auf die Organisation der Lebenskräfte, wie in "Zweiter Blick auf Papageien" P 17 ff ausführlich geschildert, kann die angefügte Grafik erörtern, wie unter natürlichen Bedingungen die einzelnen Kräfte aufgeteilt werden und welche Auswirkungen die Käfighaltung auf diesen Kräftehaushalt einwirkt.



    Grafik: A.Droste


    Als Vitalpotential begrenzt der rote Ring die maximale Ausschöpfung der Energien, die dem Lebewesen zur Verfügung stehen. Die Begrenzung ist genetisch vorgegeben und individuell.
    Der Grüne Ring ist die Altersgrenze, die je nach Umweltfaktoren und Ausstattung des "Startkapitals" an Energien variabel ausfällt. Der graue Ring ist die Differenz dieser beiden Grenzfaktoren.
    Die einzelnen Sektoren sind bei einem volladulten Tier unter natürlichen Lebensbedingungen harmonisch aufgeteilt. Sie greifen ineinander über und verschieben sich je nach Lebensrhythmus und Lebensphase des Individuums. Ein noch nicht geschlechtsreifes Tier z.B. besitzt einen sehr schmalen Sektor "Reproduktion", wobei der Sektor "Wachstum" entsprechend ausgeweitet ist. Jede Aufweitung eines Sektors geht zulasten eines anderen. Die Gesamtkräfte bleiben gleich. Die jeweilige "Verwaltung" der Sektoren ist individuell und hängt von den jeweiligen Beanspruchungen des Organismus ab. Regeneration ist das Schlafen und das Ausheilen von Verletzungen, Wachstum beinhaltet auch Mauser, Krallen- und Schnabelwachstum sowie die kontinuierliche Zellerneuerung. Sinnesleistungen und Bewegung machen einen großen Teil aus. Mentale Arbeit ist bei jeder Aktivität notwendig. Immunabwehr und Verdauung/Atmung sind vegetative Tätigkeiten, die ihrerseits einen großen Anteil der Lebensprozesse ausmachen und Energie verbrauchen. Durch Nahrung wird die Energie wieder aufgefüllt. Damit wird die Lebensdauer immer wieder erweitert.


    Bei einem gekäfigten Papagei werden alle Sektoren unterbeansprucht. Es entsteht ein Sektor von ungenutzten Kräften. Der Papagei entwickelt Ersatzsektoren, die z.B. Bewegungsmangel kompensieren. Hospitation (in Form von stereotypen Bewegungsabläufen, Schreien, Selbstrupfen, Selbstverstümmelung) oder auch Ersatzverhaltensweisen wie übersteigerte Sexualität oder Aggressivität sind die Folge. Von außen, lässt sich der Sektor der ungenutzten Kräfte mit von Menschen vorgegebenen Verhaltensanforderungen kompensieren. Dabei werden meist einseitig der Sektor "Sinne und Mentale Arbeit" aufgeweitet oder der Sektor "Bewegung". Durch ungeeignete Kost kann sich der Sektor "Verdauung" aufweiten, bis er kollabiert, was die Funktionslosigkeit von Leber oder Niere oder Verdauungsorgane im engeren Sinne zur Folge hat. Erstaunlicher weise ist die Lebensdauer bei gekäfigten Tieren manchmal höher, als die der freilebenden Artgenossen, was wohl mit den ungenutzten Kräften erklärlich ist.