Vom Stolz eines Sittichzüchters.

  • Hallo Papageienfreunde,


    die neue Ausgabe von Vogelinfo, früher AZ-Nachrichten, ist da. Darin berichtet ein Züchter stolz von seiner gelungenen Nachzucht von Strohsittichen. Diese Vögel sind den Pennantsittichen nah verwandt. Sie gleichen sich bis auf die Farbe, die bei dem Ersteren gelb und beim Zweiten rot ist. Der Strohsittich wird inzwischen als Unterart des Pennantsittich angesehen.


    Der Züchter schreibt von den 3 G, Glück, Geld und Geduld, wenn man Vögel züchten möchte. Er schreibt, wie begeistert er von ihrer Schönheit ist. Wie er zu Exemplaren gekommen ist, beschreibt er und wie er sie hält natürlich. Er berichtet, dass er keine Balzflüge beobachtet. Er beschreibt, wie riskant die Neuverpaarung mit einem neuen Hahn sei und dass im Winter der Alte verstorben ist. Zwei weitere Hähne verstarben dann auch. Er wundert sich darüber, das seine Henne keine Brutanstalten machte oder nur unbefruchtete Eier legte und dass er das Projekt Strohsittichzucht aufgeben wollte. Schließlich gelang trotzdem eine Aufzucht. Drei Jungvögel gab's dann doch, obwohl sie locker auch fünf aufziehen. Sie legten sogar noch eine Brut nach mit weiteren drei Jungen.


    Von den 3 G hat er wohl mehr als Glück gehabt, zumal er seine Sittiche in einer Voliere von 1,5 x 2,0 x 0,8 m (LxHxB) mit angeschlossenem Hochgehege von 3 x 1,4 x 0,8 m hält. Geld für eine anständige Voliere hatte er offenbar nicht genug. Und Geduld musste er wohl aufbringen, bis er Tiere gefunden hat, die sich auf diese Haltungsbedingungen einlassen konnten.


    Wer Platycercus kennt, weiß wie flugfreudig sie sind. Er weiß auch, dass für Balzflüge viel Platz benötigt wird. Er wusste wohl, dass die zu Aggressionen neigenden Plattschweifsittiche in beengten Verhältnissen tatsächlich riskant sind. Er weiß anscheinend nicht, wie man Tieren ein Umfeld schafft, in dem sie innere Harmonie erlangen und fruchtbar werden. Er hat wohl keine Vorstellung davon, wofür und warum man Vögel hält und wie man es macht, dass die Tiere mehr vom Leben haben, als "Gefangenschaft".


    Jetzt weiß ich erst, wie "paradiesisch" es meine Pennantsittiche einmal hatten. Und doch war meine Voliere für diese Vögel noch zu klein bei insgeasamt 11 x 2,5 x 2,5 m.


    Grüße, Alex

  • Hallo Alex,


    also die Volierengröße halte ich für Strohsittiche für ausreichend (für ein Paar). Das Plattschweifsittiche aggressiv gegenüber Artgenossen sein können kann ich nur unterstreichen. Das hat in dem Fall nichts mit der Volierengröße sonden mit dem ausgeprägten Revierverhalten zu tun. Und das eine Henne ohne Hahn unbefruchtete Eier legt ist für mich auch normal...


    Wir züchten auch seit Jahren Plattschweifsittiche. Solche großen Volieren können wir leider aus Platzgründen unseren Vögeln auch nicht bieten, aber sie züchten in kleineren Volieren doch regelmäßig nach. Wichtig ist hierbei jedoch ein harmonisierendes Paar welches sich nach Möglichkeit selbst gefunden hat.


    Hast Du bei der Volierengröße nicht das Problem, dass ich Jungtiere am Draht das Genick brechen, wenn sie gerade ausgeflogen sind? Das Problem hatte in Vereinskollege vor einigen Jahren und musste daraufhin Äste an das Volierenende anbringen da die kleinen wenn sie durchgestarte sind auch wieder gebremst haben.


    Über die Taxonomie der Plattschweifsittiche streiten sich ja die Geister... Wobei das der Strohsittich ein Unterart des Pennantsittichs sein soll mir doch neu ist...
    LG
    Sabine

  • Hi Sabine ;



    Zitat

    Über die Taxonomie der Plattschweifsittiche streiten sich ja die Geister...


    Nach Wolmers zählten die Aras sogar noch dazu. Hat sich aber zwischenzeitlich geändert ;)



    MFG Jens

  • Hi Jens,


    das stimmt wohl, aber jetzt die Arten im Bereich der Plattschweifsittiche wieder über den Haufen zu schmeißen find ich auch blödsinn, da der Strohsittich für mich schon Eigenständig ist...


    Beim Adelaide lasse ich mir das ja noch gefallen das er ein Mischling aus Stroh und Pennant ursprünglich mal gewesen sein soll aber der Strohsittich eine Unterart des Pennants???


    Der eine Vogel ist Rot und der andere Gelb in der Nominatform???


    LG
    Sabine

  • Hallo Sabine,


    ich bitte um Verzeihung, wenn ich da etwas radikal auftrete. Wenn Du meine Einstellung kennst, weißt Du, dass ich mit der Größe einer Voliere für Platycercus, wie sie eingangs geschildert wurde, nicht zurecht komme. Lebensqualität und Mindestmachbarkeit sind ziemlich konträr verlaufende Motive in der Vogelhaltung, die gewiss irgendwo einen Kompromiss finden müssen. Ohne jetzt jemanden zu nahe treten zu wollen, gehen meine Forderungen an die Haltungsbedingungen für Plattschweifsittiche in Richtung Flugstrecke. Auch Naturbodenhaltung ist für mich wichtig, ebenso wie Pflanzen in der AV. Ich halte meine Vögel nicht um der Vermehrung willen, sondern wegen der Beobachtung ihres Verhaltens. Dieses kann sich naturgemäß nur in entsprechend ausgelegten Volieren entfalten. Ich bitte also nochmals um Verzeihung.


    Die Schwungnahme der ausfliegenden Jungen hat bei mir auch Verluste gekostet, die ich mittels Dickicht aus Ästen vermeiden konnte. Dann gab es keine Probleme mehr.


    Die Diskussion zur Taxonomie der Plattschweifsittiche Gattung Platycercus geht in die Richtung Adelaydesittich, Strohsittich und Pennantsittich in eine Art zusammenzufassen und als Unterarten auszuweisen (Immelmann/Vogels 1987 gemäß Cain 1955 und Hobbs 1958 ) sowie (Forshaw u. Turner 2002). Die Farbdifferenzen ergeben sich aus den Anpassungen an unterschiedliche Lebensräume, wobei P. e. subadelaidae sowohl als Übergangsform als auch als Mischform vorkommt. Aktuell werden Strohsittich, Adelaidesittich und Pennantsittich also als Platycercus elegans zusammengefasst und als P. e. flaveolus, P. e. subadelaidae und P. e. elegans bezeichnet. Von der roten Form gibt es dann noch drei weitere Unterarten P. e. nigrescens, P. e. fleurieuensis und P. e. melanopterus. Bei P. e. fleurieuensis ist bereits eine leichte Tendenz zum Orange feststellbar.


    Das Verbreitungsgebiet von Platycercus elegans muss sich wohl über die ganze Osthälfte des Kontinents erstreckt haben und veränderte seine Ausdehnung aufgrund Klimaveränderungen entsprechend der schmelzenden Ausdehnung der Wälder. Dabei entstanden isolierte Populationen, die sich an veränderte Bedingungen unterschiedlich anpassten bzw. unabhängige Entwicklungstendenzen vollzogen.


    Herzliche Grüße, Alex

  • Hallo Alex,


    Du brauchst Dich doch nicht entschuldigen... Klar Playcercus Arten gehören in eine Voliere in der sie zumindest ein bisschen fliegen können... In die Wohnung zum Beispiel gehören solche Vögel meiner Meinung nach überhaupt nicht. Und umso größer um so besser ist für mich auch klar... Nur leider ist es nicht immer so möglich...


    LG
    Sabine

  • Die Volierengröße ist tatsächlich etwas "dürftig" wenn ich das so ausdrücken darf.


    Es gibt doch Mindestanforderungen für Tiere die, zumindest wenn man züchten will, kontrolliert und eingehalten werden müssen. Für Niedersachsen hätte eine Voliere für Sittiche bis zu 40 cm Gesamtkörperlänge folgende Maße: L 3m x B 1,5m x H 2m.


    Ich weiß jetzt nicht wo der Strohsittichzüchter herkommt aber die Voliere in der er sie gzüchtet hat entspricht bestimmt nicht den Mindestanforderungen. Ich finde es deswegen von der AZ auch nicht richtig so einen Beitrag über Zucht von Strohsittichen zu drucken. Das kann den einen oder anderen (unerfahrenen) Züchter dazu verleiten sich auch Strohsittiche zu kaufen und sie genauso zu halten.