Pennantsittich - Crimsen Rosella, Platycercus elegans

  • Pennantsittiche sind eher selten in der Stubenhaltung zu finden. Sie benötigen viel Platz und auch ein vielfältiges Nahrungsangebot. Sie sind nicht so genügsam wie die Wüstenbewohner, Nymph, Zebrafink und Wellensittich.


    Noch besser ist der englische Name Crimsen Rosella (= karmesinroter Rosella). Diese wunderschönen und äußerst lebhaften Papageien der Familie Plattschweifsittiche hatte ich einige Jahre in meiner Freivoliere. Nach wie vor bin ich von ihrer wahrhaften Eleganz begeistert, ebenso von ihren anmutigen und gleichzeitig kraftvollen Bewegungen. Die Töne, die sie ausstoßen sind (zumindest in der Außenvoliere) angenehm und passen sogar in die einheimische Lautkulisse unserer Vogelwelt. Sie verständigen sich mit Pfeiftönen (dühi, wuhi, wiwiwi), bei Erregung auch mit heiseren Rufen (wick-wick), bei Streitereien ertönt ein energisches Schnattern (twigga, katschwagga-wagga, wiggu-wiggu reuck-reuck).

    Pennantsittiche sind Waldvögel. Die rote Variante lebt in geschlossenen Hochwäldern mit eher feuchtem Klima. Die helleren Varianten Adelaidesittich und Strohsittich besiedeln offenere Wälder bis hin zu savannenartigen Landschaften. Sie sind territorial und leben meist paarweise. In unserem Klima sind die Crimsens, wie ich sie nennen will, vollkommen angepasst. In ihrer Heimat SO-Australien leben sie bis in die Schneereiche Bergregion von Victoria, New South Wales und Queensland.


    Der Crimsen Rosella ist ein selbstsicherer Vogel. Er fürchtet sich wenig. In der Wohnung oder Voliere ist kaum etwas vor ihm sicher.
    Er stellt seine Schönheit in kühnen Flugmanövern gerne zur Schau. Doch seine auffallend rote Farbe verschmilzt merkwürdiger weise mit dem tiefen Grün des Waldes. besonders an den rotbraunen Stämmen der Bäume und im Gezweig der Eucalypten, deren Blattstiele und jungen Triebe oft rot sind, wird er schwer gesehen. Auch auf dem Boden im trockenen Laub fällt er merkwürdiger weise kaum auf. Auch weil er sich dort unter dichten Büschen aufhält. Sobald er sich in die Luft erhebt, wird ein wunderbares Farbspektakel aus blau und rot sichtbar. Seine Farben sind nicht auf Zusammenhalt der Gruppe ausgelegt, wie bei anderen Papageien, sondern auf die Warnung der Artgenossen (ähnlich, wie bei Korallenfischen). Die Jungen, weil sie ja noch nicht die Wachheit und Schnelligkeit der Erwachsenen haben, sind zweckmäßiger weise grün. Luftjäger (Falken) übersehen sie dann eher.
    Er ist relativ still und verständigt sich mit leisen Zwitschertönen, auf Distanz mit diversen Pfiffen. Bei Erregung ruft er schrill und durchdringend.
    Wie ein Hund hält er überall, was er genau untersuchen will, seine Nase dran. Er beriecht neue Gegenstände. Auch beleckt er mitunter minutenlang und wiederholt glatte Flächen. Ich konnte noch nicht herausfinden, welcher Grund dahinter steckt. Er bewegt sich gewandt springend, kletternd und fliegend. Immer ist er ein Ausdruck von kraftvoller Eleganz.


    Pennantsittiche kennen nicht das gegenseitige Gefiederpflegen der anderen Papageien, auch nicht Kontaktsitzen. Nur die Futterübergabe ist der einzige Kontakt, den sich die Partner - und das auch nur zur Paarungszeit und Jungenaufzucht - erlauben.


    Was spricht uns an im Wesen des Pennantsittichs? Eins wird deutlich, der Pennantsittich ist ein äußerst sinneswaches Tier. Als Jungvogel ist er noch gesellig und schwatzhaft wie die meisten Papageien. Als ausgewachsener Vogel ist er ein Eigenbrödler, der im Verborgenen des Waldes lebt. Er ist anspruchsvoll, er will seine Ruhe haben. Er ist einer, der nur gesehen werden will, um seine Kraft zu demonstrieren. Rivalen werden zur Brutzeit entschlossen angegriffen.


    Wenn wir diesem Tier gerecht werden wollen, müssen wir auf diese Eigenarten eingehen. Er braucht nicht nur Bewegungsraum, er braucht auch den individuellen Freiraum. Er braucht ein Umfeld, in dem er sowohl heimlich leben, als auch sich "selbstbewusst" offen ausdrücken kann. Als sehr intelligentes Tier braucht er eine abwechslungsreiche Umgebung. Kann man ihn überhaupt in einer Menschenobhut artgerecht halten? Man kann, aber mit hohem Aufwand. Sonst kommt er in seinem Wesenhaften nicht zur Geltung.



    Bei mir brüteten die ca. 30 cm langen Vögel mehrmals und zogen insgesamt 16 Junge groß. Die Jungen sind anders als ihre Eltern zuerst grün und haben ihre blauen Abzeichen noch weniger weit ausgedehnt. Je nach Ernährungszustand besitzen sie auch rote Federn am Bauch, die schon mal den ganzen Rumpf bedecken. Dann sehen sie fast schon wie die Eltern aus. Oft sind es die Jüngeren, die mehr rot sind. Nach ca. 30 Tagen Nestlingszeit fliegen sie recht stürmisch aus. Man tut gut, vor dem Ausflugloch des Nests schon eine erste Barriere aus Ästen zu errichten, da der Schwung der ca. 120 g schweren Jungen recht groß wird und die Gefahr von Verletzungen besteht, wenn sie gegen das Gitter fliegen. Leider starben dadurch 3 Jungtiere.


    Die Crimsens benötigen viel Grünfutter. Sie lieben Nüsse und Beeren, die ich ihnen aufs Volierendach geworfen habe. Kopfabwärts hängend zogen sie die Leckereien durch das Gitter und verspeisten sie an einem Fuß hängend, mit dem anderen den Brocken haltend. Mit Sonnenblumenkernen konnte ich sie bald an die Hand locken. Sonst ernähren sie sich gerne von Kolbenhirse und anderen kleinen Saaten - trocken oder gekeimt. Auch nahmen sie gerne Engerlinge.


    Dass ich jetzt keine Crimsens mehr halte liegt daran, dass meine 8 - 11 Meter Voliere noch zu klein ist für die sensationellen Flieger. Mit kühnen Schwüngen und gleitend fliegen sie ihre Balzflüge.


    Mit kleinen Vögeln verstanden sie sich meistens ganz gut, aber manchmal befiel sie aus heiterem Himmel ein Anfall von Aggression. Dann bissen sie auch schon mal einen Zebrafink oder anderen Vogel, was die armen Opfer manchmal nicht überlebten. Die Nester respektierten sie immer. Zigmal betrachteten sie leise glucksend die Jungen der anderen Vögel, auch die Zwergwachtelküken oder den wachsamen Eltern taten sie nichts. Einmal plötzlich fiel einer über einen der kleineren Vögel her und verwundete ihn schwer. Andere Papageien, auch die kleinen Schönsittiche konnten sie während der Brutzeit überhaupt nicht ertragen. Sie wurden entschieden angegriffen.


    Die Bepflanzung hat recht gut gehalten. Erst von den Jungen wurde die Bepflanzung beinahe zerstört.


    Nun hab ich sie schweren Herzens weggegeben. Irgendwann baue ich für die schönsten aller Rosellas eine 20 oder gar 30 Meter-Voliere.



  • Hi Alex ;



    Zitat

    Pennantsittiche kennen nicht das gegenseitige Gefiederpflegen der anderen Papageien, auch nicht Kontaktsitzen. Nur die Futterübergabe ist der einzige Kontakt, den sich die Partner - und das auch nur zur Paarungszeit und Jungenaufzucht - erlauben.


    ist das jetzt nur eine Beobachtung von Dir ,oder kann man das allgemeingültig stehen lassen ?(




    Zitat

    Mit kleinen Vögeln verstanden sie sich meistens ganz gut, aber manchmal befiel sie aus heiterem Himmel ein Anfall von Aggression. Dann bissen sie auch schon mal einen Zebrafink oder anderen Vogel, was die armen Opfer manchmal nicht überlebten. Die Nester respektierten sie immer. Zigmal betrachteten sie leise glucksend die Jungen der anderen Vögel, auch die Zwergwachtelküken oder den wachsamen Eltern taten sie nichts. Einmal plötzlich fiel einer über einen der kleineren Vögel her und verwundete ihn schwer. Andere Papageien, auch die kleinen Schönsittiche konnten sie während der Brutzeit überhaupt nicht ertragen. Sie wurden entschieden angegriffen


    Warum hast Du unterschiedliche Arten zusammengehalten ( zumindest habe ich es so gelesen ).


    MFG Jens

  • Im Allgemeinen pflegen alle Plattschweifsittiche keinen Körperkontakt. Auch die Ziegen-, Spring- und Grassittiche nicht. Bei den Crimsens, den Ziegensittichen und auch bei den Schönsittichen wird es bestätigt durch eigene Beobachtung. Weil ich mich darüber wunderte habe ich Die australischen Plattschweifsittiche von Klaus Immelmann und Dieter Vogels gelesen.


    Das mit der Vergesellschaftung verschiedener Arten war ein Wagnis, welches ich einging, weil meine Voliere recht groß und dicht bepflanzt ist. Heute bin ich schlauer. Ich würde es nicht weiterempfehlen. Zumindest nicht in dieser Konstellation. Die Pennants sind zu gefährlich. Mit Hähern wäre das sicherlich kein Problem. Wie gesagt, lange ging es gut. Und es war auch schön zu sehen, wie die Dicken mit den Kanaris und Zebrafinken gemeinsam die Rasensoden zerrupften.

  • Wieviele der jeweiligen Paare hattest Du in dieser Voli ?


    Nachtrag :


    Zitat

    Irgendwann baue ich für die schönsten aller Rosellas eine 20 oder gar 30 Meter-Voliere.


    Das mußt Du dann aber bebildern !


    MFG Jens

  • :whistling: :D Das wird wohl noch ein lang gehüteter Wunsch bleiben. Solange muss ich auf die Gesellschaft dieser tollen Tiere verzichten. :(



    Von den Crimsens hatte ich ein Paar, das regelmäßig Nachwuchs bekam. Zebrafinken in schwankender Zahl, bis zu 25, Zwergwachteln mit Jungen, Kanaris mehrere Paare auch mit Nachwuchs. Alles zur gleichen Zeit. Man kann sich wundern. Mord und Totschlag gab es nicht, bis auf zwei oder drei dieser bösartigen Attacken. Und das über vier Jahre. Nymphen waren da auch, ein Paar: Hänschen, dessen Geschichte ich Dir schon erzählte, mit Helenchen. Sie zogen zusammen 15 Junge auf. Die Pennants hassten sie, aber respektierten sie auch.
    Dann kamen die Schönsittiche hinzu. Diese wurden aber ständig verfolgt. Da musste ich etwas ändern. Die Pennants habe ich schließlich verkauft.

  • Wieso hattest Du Dich eigentlich für die Penantsittiche entschieden ? Du hattest doch auch Graue. Einer ist glaube ich abhanden gekommen. Wieso nicht wieder einen dazu ? Weil diese Grauen einen gradliniegeren Flug haben wie die die Sittiche, und demzufolge nicht so elegant um die Ecken kommen ?


    MFG Jens

  • Wieso hattest Du Dich eigentlich für die Penantsittiche entschieden ? Du hattest doch auch Graue. Einer ist glaube ich abhanden gekommen. Wieso nicht wieder einen dazu ? Weil diese Grauen einen gradliniegeren Flug haben wie die die Sittiche, und demzufolge nicht so elegant um die Ecken kommen ?


    MFG Jens

    Die Großpapageien hatte ich zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Boni gab ich weg, Gürkchen gab ich weg, Varig gab ich weg. Das war so 1990. Die Freivoliere baute ich 2000. 2001 bekam ich die Crimsens. Und diese finde ich einfach atemberaubend. Außerdem haben sie den Vorzug, dass sie unser Klima wesentlich besser vertragen. Das ist ja nicht unwichtig in einer AV. Und wie gesagt habe ich das Gefühl, den Grauen nicht wirklich gerecht werden zu können. Für sie wäre meine Voliere auch nicht geeignet.

  • Hallo Alfriedro,


    ein toller Bericht.....


    Aber, dein erster Satz:



    Zitat

    Pennantsittiche sind eher selten in der Stubenhaltung zu finden.


    Leider ist es nicht so, man findet Pennantsittiche sehr häufig in Wohnungshaltung. Nur die Leute wissen gar nicht, was sie den Tieren damit antun.


    Hier mal zwei Beispiele, wie die Tiere bei uns ankommen





    Gruß


    Rita

  • Sieht wirklich erbärmlich aus. Nicht so, wie ich ihn verehre. :whistling: Ich kenne die Ursachen nicht, aber kann man das generell auf die Wohnungshaltung schieben? Oder war da noch etwas besonders übel. Meine Crimsens hatte ich ja auch im ersten Jahr in der Stube. Da sahen sie aber gut aus. Meine Stube dagegen eher nicht. :D


  • Was mit dem Pennantsittich genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Er kam als Einzelvogel aus Wohnungshaltung zu uns.


    Wir nehmen im Jahr mehrere Pennantsittiche bei uns auf. Es sind meist Vögel aus Käfighaltung. Freiflug kennen diese armen Vögel kaum und gerupft sind sie auch noch.


    Was ich damit sagen will ist, Alex beschreibt die Haltung der edlen Sittiche sehr gut aber die Wirklichkeit sieht doch ganz anders aus. Die Leute informieren sich nicht, bevor sie sich einen derartigen Flugkünstler zulegen. Viele Plattschweifsittiche sitzen in Wohnungen in viel zu kleinen Käfigen mit kaum Freiflug. Hoffentlich lesen die Sittich-Besitzer den Beitrag von Alex.

  • Zur charakterisierenden Darstellung am Anfang kann man noch weitere Besonderheiten anfügen. Ich erzählte, dass der Pennantsittich an allem Schnüffelt. Im Gegenzug mag er offenbar auch nicht müffeln. Als ich einmal bei einem Züchter ein junges Weibchen erwarb, fing es auf dem Transport nach Hause an zu müffeln. Das Tier roch muffig süßlich und etwas streng mit einer Note Moschus, vielleicht so, wie nasse Hühnerfedern und doch eigentümlich anders.
    In der überdachten Voliere, die ganz draußen lag, viel zu klein war und zudem durch die drei Jungen mit dem Elternpaar überbesetzt, gab es keine Badegelegenheit. Die Ernährung war sonnenblumenkernbetont und mit Apfel und Möhre ergänzt. Das schien schon alles zu sein, was sie zu ihrem Wohlergehen hatten.


    Daheim kam das Jungtier in meine Außenvoliere. Diese ist allseitig offen. Ein Schutzhaus kann aufgesucht werden. Die AV war damals bepflanzt mit Wacholder, Lavendel und anderen aromatischen Pflanzen. Als ich meine Crimsens bei der Gefiederpflege beobachtete, die auch häufig mit Baden betrieben wird, bemerkte ich, dass die Sittiche einige Triebe oder Blätter der aromatisch duftenden Pflanzen kauten, um sich dann die Federn durch den Schnabel zu ziehen. Folglich konnte ich auch nie mehr einen unangenehmen, sondern eher angenehmen Geruch an den Sittichen feststellen.


    Man kann feststellen, dass die Pennantsittiche nicht nur gut aussehen, sondern auch gut riechen wollen. Nach allgemein der Nützlichkeit eines Verhaltens nachgehenden Wissenschaft von heute würde man behaupten, dass sie ihren Eigengeruch überdecken wollen, um nicht von Fressfeinden entdeckt zu werden. Da es in Australien außer Schlangen und Varanen kaum Bodenfeinde gibt, die dem Geruchsinn nachgehen, hinkt dieser Hinweis, zumal Schlangen auch andere Wahrnehmungsmöglichkeiten haben, und ihre Grubenorgane sich nicht täuschen lassen von zusätzlichen Pflanzendüften. Also könnte man doch annehmen, dass sich die Vögel zum eigenen Gefallen oder für den Partner parfümieren.

  • Hallo Alex ;


    soweit wie ich es mal gelesen hatte ist der Greuchssinn bei Vögeln sehr untergeordnet , müßte mal suchen wo es steht. Was weißt Du darüber ?


    MFG Jens

  • Das mit dem Geruchsinn ist eine landläufige Behauptung, die noch nicht wirklich untersucht ist. Ich stütze mich mal auf meine unmittelbaren Beobachtungen. Tatsache ist, dass die Crimsens sehr häufig ihre Nase benutzt haben. Ganz besonders, wenn sie etwas Neues untersuchten. Ich kann mich aber auch gut daran erinnern, wie Hänschen der Nymph auf der Schulter meiner Schwester saß und gar nicht mehr weg wollte. Sie war kurz vorher bei einer Massage und hatte dafür ein duftendes Massageöl benutzt. Immer wieder drückte er seine Nase an ihren Hals. ^^ Sicherlich steht der Geruchsinn bei Vögeln hinter dem Sehsinn und Gehör zurück, aber unbedeutend ist er sicherlich nicht. Ich arbeite seit dieser Erkenntnis gerne mit Düften, in der Annahme, es den Vögeln angenehm zu machen. Wie ich es wissenschaftlich untersuche, weiß ich noch nicht. Ich meine, kürzlich in der "Gefiederten Welt" etwas über den Geruchsinn von Vögeln gelesen zu haben. Ich muss mal guggn.