Tierschutz oder Zucht, oder beides??

  • wie ich schon gestern geschrieben habe, viele leute die ihre tiere abgeben haben einfach keine lust mehr auf dieses tier. da hilft keine noch so gute aufklärung.


    Ich muß Dir Recht geben. Aufklärung (auch dort wo sie möglich ist) prallt oft genug an den (potenziellen) Haltern ab. Sie wollen ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Spätestens bei Schmutz, (Dauer-)Schreien, Rupfen, Aggressionen, Krankheit geht/gehen der/die Vogel/Vögel auf die (oftmals mehrfache) Wanderschaft. Abhilfe könnten evtl. neue und rechtsverbindliche Mindestanforderungen schaffen.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Zurück zum Thema "Zucht" und "Tierschutz". Das Paarungs-, Brut- und Aufzuchtgeschehen sind ja wesentliche Komponenten des Verhaltensrepertoires (nicht nur) von Papageien. Das ist unbestreitbar und wird auch von mir nicht bestritten. Aber: Was den Sektor "Privathaltung" (und die immer noch vielfach - wenn nicht gar überwiegend - trotz fortwährender Aufklärung vorzufindenden unzureichenden Haltungsumstände) betrifft, sind Nachzuchten für den "freien Verkauf" in Privathaltungen eine mehr als ambivalente Angelegenheit. Es kann aus vielerlei (hinlänglich bekannten) Gründen nicht im Interesse von (wirklichen) "Freundinnen/Freunden" der Gefiederten liegen, für stetigen Nachschub an Exoten in bundesdeutschen Wohnstuben (und dort "landen" nach wie vor die meisten Exemplare) zu sorgen. Derlei Nachzuchten und Haltungen sind auch nicht mit ebenso geläufigen wie fragwürdigen Argumenten des Artenschutzes (bzw. Sicherung des Genpools von Arten in menschlicher Obhut) vernünftig zu begründen. Kein Coco und keine Lisa wird im Wohnzimmer aus Artenschutzgründen gehalten. Bei nüchterner Betrachtung der heimischen "Papageienszene" kann es "nur" um Tier- und nicht um Artenschutz gehen. Wissenschaftlich begleitete Nachzuchten bedrohter Arten in koordinierten Programmen nehme ich ausdrücklich von dieser Betrachtung aus. Zum ersten Satz meines Postings: Paarungs- und Brutgeschehen können durchaus ermöglicht werden. Bei den nicht gar so langlebigen Arten (kleinere Sittiche / wie z. B. Wellensittich) stellt sich das Problem der "Lebenszeitperspektive" zwar nicht ganz so dramatisch dar; allerdings kommt hier ein anderes Problem zum Tragen: Beim Umgang mit kostengünstigen "Allerweltsarten" (was hier keineswegs abwertend gemeint ist / ich mag die Kleinen sehr) wird oft noch weniger Sorgfalt an den Tag gelegt, als dies bei den "Großen" der Fall ist. Wie Nachzuchten vermeidbar sind (bzw. vermeidbar gemacht werden können) - das wird jede/r Papageienhalter/in wissen. Nachsatz: Kein Vorwurf an Edith oder andere User/innen. Es ist (m)eine (allerdings, so denke ich, nachvollziehbare) Sichtweise.


    Gruß
    Heidrun

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  • Hi


    meine anmerkung war


    Zitat

    tragen sie keine ringe ?


    und nichts weiter, bitte nichts hineininterpetieren !!!


    zum abgabezeitpunkt mussten alle tiere gekennzeichnet werden, egal ob zucht oder wf.


    bei einem wf ist das alter freilich nicht genau feststellbar, der ring sagt dann halt das mindestalter aus. das entspricht dann meistens (nicht immer ) dem tatsächlichen alter, da die meisten vögel aus dem nest geholt werden.

  • Hallo,


    ich bin der Meinung, dass sich eine verantwortungsvolle Zucht, bei der die kommerziellen Interessen nicht im Vordergrund stehen, durchaus mit Tierschutz vereinbaren lässt. Ein Hobbyzüchter wird viel eher bereit sein, die Kaufinteressenten eingehend zu informieren und ihnen zu sagen, worauf sie sich mit der Vogelhaltung einlassen und ggf. auch vom Kauf abraten.


    Diesen Züchtern einreden zu wollen, sie sollen aufhören zu züchten, da sie damit zur Menge der Abgabevögel beitragen würden, finde ich billig. Gerade die Hobbyzüchter sind es doch, die sich die meisten Gedanken über den Verbleib ihrer Nachzuchten machen.


    Außerdem:
    Jeder Vogel, den ein Hobbyzüchter nicht liefern kann, wird problemlos durch einen Vogel aus einer kommerziellen Zucht ersetzt. Die Großen auf dem Markt lassen sich garantiert nicht mit Tierschutzargumenten beeinflussen. Gegen die Zucht zu plädieren bedeutet in meinen Augen eine Unterstützung der Großen, eine Unterstützung der Importe aus den EG-Ländern und von sonstigen zugelassenen Zuchtstationen. Da freuen sich die Leute, die in den Medien den zahmen, kuscheligen, für jedermann geeigneten Papagei als Hausgenossen bewerben. (Ja wenn das so ist, dass der bestimmt nicht beißt und mit einer Handvoll Pellets zufrieden ist, dann kaufen wir uns einen... süß isser ja). Bei den kleineren Sittichen sieht es nicht viel anders aus. Von denen würden dann noch mehr über den Zoohandel verkauft und niemand weiß oder interessiert sich dafür, woher sie stammen.


    Ansätze, die dahin gehen, die private Haltung von Psittaziden zu untersagen, lehne ich konsequent ab. Das ist der falsche Weg und unrealistisch noch dazu.


    Es muss doch möglich sein, in der heutigen Zeit, wo fast jeder Zugang zum Internet hat, entsprechende Aufklärung zu betreiben, wie eine vernünftige Vogelhaltung auszusehen hat. Dass dies seine Zeit braucht und bei Altbeständen nicht viel ändern wird, ist klar. Das größere Problem dürfte aber sein, dass der hobbymäßig betriebenen Aufklärungsarbeit die professionell gestaltete Information entgegensteht.

  • Ein Hobbyzüchter wird viel eher bereit sein, die Kaufinteressenten eingehend zu informieren und ihnen zu sagen, worauf sie sich mit der Vogelhaltung einlassen und ggf. auch vom Kauf abraten.


    Diesen Züchtern einreden zu wollen, sie sollen aufhören zu züchten, da sie damit zur Menge der Abgabevögel beitragen würden, finde ich billig. Gerade die Hobbyzüchter sind es doch, die sich die meisten Gedanken über den Verbleib ihrer Nachzuchten machen.


    das ist genau das was ich meinte.
    Ich bin wirklich Hobbyzüchter. Ich informiere die Leute so gut ich es kann über meine Wellensittiche. Auch nach dem Kauf, oder auch wenn kein
    Wellensittich gekauft wurde. Ich habe einige Leute aus Österreich und der Schweiz denen ich über E-Mail weitergeholfen habe.
    Niemand wird es den grossen Massenzüchtern von Wellensittichen verbieten weiter zu züchten.
    Ich habe auch die Erfahrung gemacht das Leute keinen Wellensittich mehr haben möchten aus dem Zooladen. Einfach weil sie früh sterben, oft
    krank sind und man das Alter nicht wirklich gesagt bekommt.


    Sollte mein Paar Graupapageien jemals zur Brut schreiten werde ich mir die zukünftigen Halter genauso gründlich aussuchen.


    Auch ich als Züchter habe hier Wellensittiche und Nymphensittiche die niemand mehr wollte, und diese schreiten auch nicht zur Brut.
    Zum Beispiel meine 3 alten Nymphenopas und Pedro mein 1 1/2 Jahre alter Nymph.


    Ich denke man sollte nicht immer nur schwarz oder weiss sehen. Auch Leute die züchten lieben doch ihre Vögel, und können doch auch
    Vögel in Not eine neue Heimat geben.
    Warum wird mir als Züchter immer ein schlechtes Gewissen eingeredet???

  • Mal ne Zwischenfrage : wie sollte sich solch eine Aufkärung darstellen ? Der eine sagt ; wenn sich das Tier dem Menschen anpasst ------------was is verwerfliches daran ( mein Tier hat Spaß daran wenn er Roller fährt, eine Rolle seitwärts macht ihm auch Spaß, was soll mein Tier mit eine Av.---im Haus kann er wesentlich mehr fliegen---------------und wenn er überhaupt nicht mehr fliegt-------------die Tiere klettern eh nur " am gernsten "-----usw.usw. )


    Der andere sagt hingegen ; das Tier für sich belassen ----------zusammenleben kann ich auch so sehr gut mit ihnen-------------die Probleme sind dann in diesem Fall nicht handgemacht.


    Wo und wie soll man hier Aufklären ? Der erstere sagt : mehr Abwechselung geht nich------------is doch alles super, und der 2. bekommt dann diese " Perspecktive " zuhören : bei dir in AV is stinklangweilig und "gefährlich " ( H5N1 , Winter is sowieso nich gut für die Pieper usw. )



    MFG Jens

  • Tja Jens,


    verstehe was du meinst. Aber es geht nicht um die Spielaktionen oder um die Kleinigkeiten.


    Was ich unter Aufklärung verstehe, und ich rede mal wieder von Wellensittichen ist aufzuklären wie
    diese gehalten werden sollten. Im Zoohandel bekommst du natürlich einen einzigen Welli, einen
    30 X 50 Käfig dazu, inklusive Plasikvogel Plastikstangen und Spiegel. Und keine Verkäuferin würde
    sagen, oh kaufen sie den Spiegel nicht.


    Und genau da fängt bei mir die Aufklärung an. Wenn ich Welles züchte muss ich vermitteln können wie
    man diese hält, was diese fressen, was sie brauchen um glücklich zu sein.


    Wenn ich Papageien züchte muss ich in der gleichen Weise aufklären. Aber ich muss auch die negativen
    Seiten aufzeigen. Papageien nagen gerne. Sie nagen Stuhllehnen an, zerschreddern Zierpflanzen, kacken
    aufs neue weisse Sofa und reissen dort auch schon mal das eine oder andere Loch rein.
    Papageien können sehr alt werden. Ist die eigene Familienplanung noch im Gange wäre es wirklich
    ratsam sich zwei Graue ins Haus zu holen???


    Aufklärung bedeutet auch die negativen Seiten aufzuzeigen, und nicht nur Werbung für kleine
    kuschelige Schmusepapageichen zu machen. Und genau da sehe ich den Unterschied von Züchter
    zu Züchter.

  • Hi Edith ;





    Tja Edith, das möchten wohl aber die wenigsten hören. Und genau an dieser Stelle wird sich dann die Papageienhaltung schöngeredet ( Nagetrieb kann man lenken, die Tiere können sich im ganzen Haus austoben ( was ich mir nict vorstellen kann--------------12 h einen Papagei frei im Haus ? und sie machen nicx kaputt ? )


    Schreibt man wirklich wie sich die Haltung von Großpapagein darstellt, ich glaube-------------------------die, mit denen man vorher gut konnte -------------werden einen dann selber mit anderen Augen sehen :thumbdown:


    Es ist schwierig , Papageien zu helfen ohne das sich dann einige Halter " angepieselt " fühlen .----------obwohl der jenige es doch vieleicht dann selber einsieht---aber nicht sehen will --------------------und dann ist Streit vorprogramiert ( nur um die eigene Haltung verteitigen zu können )


    MFG Jens

  • Ich kann Jens nur Recht geben. Aufklärung tut zwar Not, aber die wenigsten (potenziellen) Halter möchten mit den Realitäten konfrontiert werden. Sie verfahren nach dem Motto: Bei mir passiert das nicht - mein Tier tut das nicht.


    Mal ein Beispiel aus der Aufklärungspraxis: Eine Halterin trennte sich von ihrer einzeln gehaltenen, überaus aggressiven, Blaustirnamazone. Eingehend wurde sie darüber aufgeklärt, warum das Tier solch eine aggressive Verhaltensweise zeigen kann. Um es kurz zu machen: Am Ende des Gesprächs erklärte die Halterin, daß sie das nicht gewußt hätte und hätte sie es gewußt, hätte sie sich niemals einen Papagei zugelegt. Das hätte sie sich und dem Tier gerne erspart. Nach einem 1/2 Jahr meldete sich diese (ehemalige) Halterin am Telefon und erklärte freudestrahlend, daß sie sich nun einen Kongo-Graupapagei gekauft hätte. Ihr wäre zu Ohren gekommen, daß Graupapageien längst nicht solch ein aggressives Verhalten zeigen wie Blaustirnamazonen. Nein, das ist kein Einzelfall. Überforderte Halter, die ihre verhaltensgestörten Vögel nicht schnell genug vermittelt/verkauft bekamen, berichteten folgendes: Vögel im dunklen Kleiderschrank, Vögel im Keller oder in der Garage, Vogel festgebunden und mit dem Auto überfahren (in der Garage), schreiende Vögel mit Eiswasser übergossen, lebende Vögel in kleinen Käfigen in der Mülltonne entsorgt.


    Ich war lange Zeit in einem Tier- und Artenschutzverein für Papageien tätig. Nachdem wir freundlicherweise unentgeltlich eine größere Volierenanlage incl. Tierpfleger zur Verfügung gestellt bekamen, waren wir in der Lage, dort ca. 35 Großpapageien aufzunehmen, denen wir ein bleibendes Zuhause bieten konnten. Nach vereinsinterner Bekanntgabe war die Aufnahmegrenze in "Nullkommanix" erreicht. Durch die vielen weiteren Anfragen wurde eine "Papageien-Ehevermittlung" ins Leben gerufen (viele Halter wollten ihre Tiere abgeben - einige Halter suchten einen Partnervogel).


    Durch diverse bundesweite Fernsehausstrahlungen über die Arbeit des Vereins, bekamen wir einen gewissen Bekanntheitsgrad und ich kam, um es mal treffend auszudrücken, nach den Sendungen kaum noch zur Toilette - das Telefon stand nicht mehr still. Jeder Anrufer schilderte mir die gleiche Problematik und neunundneunzig von einhundert Anrufern wollten sich aus den unterschiedlichsten Gründen von ihrem/n Vogel/Vögeln trennen. Was mir zu Ohren kam war teilweise pervers (s. o.) und teilweise handelte es sich um regelrechte Erpressungsversuche ("Nehmen Sie meinen Vogel nicht sofort auf, lassen wir ihn fliegen."). Täglich mit diesem Elend konfrontiert zu werden, das geht mit der Zeit auf die Gesundheit.


    An dem überwiegenden Elend der Papageien in Gefangenschaft hat sich in all den vielen Jahren, in denen ich mich mit der Papageienhaltung beschäftige, nichts geändert und ich bin so frei zu behaupten, daß wir zukünftig mit noch größeren Problemen und noch mehr Wegwerfvögeln konfrontiert werden - nämlich dann, wenn die vielen (Problem)-Vögel aus dem "Handaufzuchtboom" zur Wegwerfware werden.


    Ich sag`s ganz ehrlich: Menschen unter ca. 35 Jahren sollten sich keine Großpapageien zulegen. Bei einigen sind bis zu diesem Zeitpunkt die Lebensverhältnisse noch nicht gefestigt, bei anderen steht der Kinderwunsch noch aus. Beides sind Faktoren, die sich mit der Haltung von Großpapageien in den wenigsten Fällen vereinbaren lassen. Die Anschaffung nach dem 35. Lebensjahr bedeutet für die Vögel, irgendwann auf Wanderschaft gehen zu müssen - auf Wanderschaft in eine ungewisse Zukunft - aus Altersgründen des Halters.


    Ich zähle mich ganz bestimmt nicht zu den fanatischen Tierschützern, aber durch jahrelange Erfahrung in und mit der "Papageienszene" bleibt mir nur die Feststellung: Im Sinne der Papageien ist es in meinen Augen nicht vertretbar, in Gefangenschaft Papageien für die Gefangenschaft zu züchten - also für weiteres Papageienelend und für weitere Wandervögel verantwortlich zu sein. Also wozu nachzüchten? Um diesen Kreislauf in Gang zu halten? Einfach um die anfänglichen Begierden und Euphorien eines potenziellen Halters zu befriedigen oder wozu? Wir sollten uns für die Tiere einsetzen, die bereits hier sind und nicht noch für Nachschub sorgen. Uns sollte nicht der Vogel leid tun, dessen Eier abgekocht wieder ins Nest zurückgelegt werden, nein, uns sollten diese Vögel leid tun, die im evtl. verräucherten Wohnzimmer, neben dem Fernseher, ohne UV-Licht, bei einem unnatürlichen Tag-/Nachtrhythmus, als Einzelvogel, in viel zu kleinen Käfigen und bei falscher Ernährung gehalten werden.


    Aufklärung - ja, sie tut Not. Aber wo sollte sie wirkungsvoll betrieben werden? Selbst die Medien vermitteln immer wieder ein falsches Bild dieser Vögel und zeigen in der Regel an realistischer Aufklärung kein Interesse. Soll z. B. im Fernsehen Aufklärung betrieben werden, so rückt das Fernsehteam mit der Bitte an, den Gesprächspartner mit einem auf der Schulter hockenden Papagei filmen zu wollen. Oft denken die Interviewpartner in diesem Zusammenhang aber nicht an die Macht der Bilder, die um ein Vielfaches größer ist als das gesprochene Wort. Und so wird schließlich genau das Gegenteil von dem erreicht, was ursprünglich angedacht war. Darüber sind sich die wenigsten Verantwortlichen im Klaren.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun,


    ich kann dir nur Recht geben, aber ich sag auch "ketzerisch" mal: was passiert, wenn nicht genug Vögel nachgezogen werden? Dann werden wieder (mehr) Wildfänge illegal verhökert.
    Es ist ein zweischneidiges Schwert: ziehe ich arme Kreaturen nach und versuche die Käufer aufzuklären oder helfe ich durch Nichtzucht den illegalen Wildfängern? Ich glaube kaum, dass es -auch in vielen Jahren nicht- ein Haltungsverbot für (Groß)Papageien gibt und daher wird es immer eine Nachfrage (nach jungen Tieren) geben, die auch befriedigt wird. Entweder durch Nachzuchten oder durch Wildfänge. Diejenigen, die unbedingt einen Vogel haben wollen, bekommen ihn auch.
    Die Aufklärung ist eine Sisyphosarbeit und wird es immer bleiben.

  • Auch ich gebe Dir Recht, Sven.


    Der im vorigen Jahr (vorrangig im Rahmen der "Geflügelgrippe"-Prävention) verordnete Einfuhrstopp für Wildentnahmen (und - mit Ausnahmen - Nachzuchtexemplare) in EU-Staaten war ein notwendiger und von vielen Artenschutzorganisationen (z. B. WPT) begrüßter Schritt. Aber: Die EU ist nicht der Nabel der Welt. Papageien werden nach wie vor der Wildbahn entnommen und (unter teils katastrophalen Bedingungen) in viele Länder der Erde exportiert, weil Menschen sie "haben wollen". CITES-Quotierungen (d. h. Vorgaben über die von einem Ursprungsland maximal zu exportierende Exemplarzahl einer Art innerhalb eines Zeitraumes) wurden/werden permanent nicht eingehalten. Zudem sind an populationsbiologischen Werten orientierte Exportzahlen kaum zu ermitteln. Es fehlen für viele exportrelevante Arten verlässliche Daten. Illegale Wildentnahmen "komplettieren" das Situationsbild.


    Zur Situation hier (in der Bundesrepublik Deutschland):


    Wirkliche Inland-Nachzuchten sog. Großpapageien der "marktgängigen" Arten sind (wie z. B. in den AZ-Statistiken nachlesbar) zahlenmäßig eher weniger relevant. In relevanten Mengen werden hierzulande nach wie vor von (in der "Papageienszene" hinlänglich bekannten) Kooperationspartnern überwiegend zweier Exporteure (davon einer mit Sitz auf den Philippinen) Großpapageien vermarktet. Bei der philippinischen Zuchtanlage handelt es sich um "DE DIOS". Einzelheiten dazu (Stichwort: Stages of PARROTPRODUCTION / bitte wörtlich nehmen) finden sich in aller Offenheit auf deren Website. Natürlich werden zur Zucht auch Wildentnahmen "eingesetzt".


    "Tierschutz" - und zwar nicht nur als Schlagwort und Floskel - ist in Bezug auf die private Papageienhaltung notwendiger denn je. D. h. konkret: Verantwortung übernehmen für in Haltung befindliche Papgeien. Sich informieren. Haltungsbedingungen optimieren. Ich denke mir, daß das nur unter "gesetzlich festgelegten Mindestanforderungen" möglich ist/sein wird.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun ;


    Das die Papageien aus der Menschenhaltung wegzudenken sind ist schier unmöglich. Elend giebt es nicht nur bei den Piepern---es betrifft fast alle Tiere die mit den Menschen zusammenleben ( die Tierheime sind voll ). Letztlich wäre es dann so , das wir kein Fleisch aus Massentierhaltung essen dürften, Möbelstücke aus " Urwaldholz" ( Marantie/ Mahagonie usw. ) den Händlern um die Ohren schlage müßten,Auto dürfte auch keiner mehr fahren ( weil das Ozonloch eh schon kaputt ist )------und hiermit der Treibhausefeckt in die höhe schnellt ( das gleiche betrifft dann unsere Waren die wir täglich verkonsumieren---------die kommen nähmlch fast alle per Achse/ Schiff oder Flieger ) usw.


    Da jetzt anzusetzen bringt in meinen Augen noch weniger wie eine entspechende Aufklärung. Ich will das Thema "Papagei" mir auch keinesfalls zurechtreden--------------nur sollte man da ansetzen was realistisch ist.


    Zum Thema Nachzuchten : ich hatte hierzu schon mal was in diesem Thema geschrieben----------------die Nachfrage regelt den Markt.....................


    Wer sich dann von einer entsprechenden Aufklärung abgeschreckt fühlt, diesem wurde dann evtl geholfen -------------und einem Tier auch. Besser so als im nachinein vor einem riesen Scherbenhaufen stehen . Es ist nicht einfach einen Papageien zu halten , und genau hier sollte die Aufkärung anfangen.


    Wir alle die wir hier lesen und schreiben haben diese Pieper, beratschlagen und helfen können wir alle. Was der einzelne daraus macht-------------das legt nicht in unserem Ermessen.


    MFG Jens

  • Hallo Jens,

    Das die Papageien aus der Menschenhaltung wegzudenken sind ist schier unmöglich.

    das habe ich auch mit keinem Wort erwähnt - das wäre unter "Blauäugigkeit pur" einzustufen. Ich wünsche mir aber, daß neue (gesetzlich geregelte) Mindestanforderungen den Bedürfnissen der Tiere soweit entgegenkommen, daß sich nicht JEDER mal eben einen Papagei zulegen kann.


    Da gebe ich Dir natürlich Recht. Aber ich, für meinen Teil, habe mich für den Einsatz für Papageien entschieden - mehr ist zeitlich nicht möglich. Und sicherlich liegt es nicht in unserem Einflußbereich, unsere Tiere, uns selbst und/oder den Globus vor allen schädlichen Einflüssen bewahren zu können. Doch dort, wo ich Einfluß nehmen kann, setze ich diesen auch in die Tat um. Um nur ein Beispiel zu nennen: Seit vielen Jahren kommt bei mir kein Stück Fleisch aus der Massentierhaltung auf den Tisch.



    Zitat

    Zitat von Jens Hildebrandt
    Da jetzt anzusetzen bringt in meinen Augen noch weniger wie eine
    entspechende Aufklärung. Ich will das Thema "Papagei" mir auch
    keinesfalls zurechtreden--------------nur sollte man da ansetzen was
    realistisch ist.

    S. o.



    Zitat

    Zitat von Jens Hildebrandt
    Zum Thema Nachzuchten : ich hatte hierzu schon mal was in diesem Thema
    geschrieben----------------die Nachfrage regelt den Markt.....................

    Auch hier bin ich mit Dir einer Meinung. Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, würde die Nachfrage bei neuen gesetzlichen Mindestanforderungen aller Wahrscheinlichkeit nach sinken.



    Das ist wohl wahr - besser einem Halter/Tier geholfen als keinem Halter/Tier geholfen. Doch gerade in den diversen Foren ist realistische Aufklärung ein fast unmögliches Unterfangen, weil die "Schmuseknuddelszene" sofort mitmischt. Wem wird wohl (seitens eines Halterneulings) mehr Glauben geschenkt? Dem realistischen Aufklärer oder dem "Schmuseknuddelhalter" (von dem meist nach der Geschlechtsreife seines Vogels nichts mehr zu lesen ist)? Und was die Aufklärung seitens der Medien betrifft, dazu habe ich mich ja bereits in Posting 29 geäußert.


    Aber noch mal kurz zur Zucht, die ja oft genug auch als "Artenschutzargument" herhalten muß:
    Ich habe bereits erwähnt, daß nicht nur m. E. die Zucht von Großpapageien zum Zweck der Veräußerung an Privathaushalte lediglich unter ziemlichen Verrenkungen unter dem Label "Artenschutz" gesehen werden kann. Die großen Zuchtverbände neigen zwar zu einer etwas anderen Darstellung; wenn man aber zwischen den Zeilen liest, so werden manche Dinge deutlicher. Die "Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e. V." meint:


    "Eine Nachzuchtstatistik ist von unschätzbarem Wert. Sie ermöglicht zum einen die Darstellung der züchterischen und nicht zuletzt auch der indirekten artenschützerischen Leistungen der AZ-Mitglieder, nein, sie hat uns auch schon in so manchen Diskussionen als Datenmaterial gedient um für Erleichterungen in der Vogelhaltung, z. B. der Meldepflicht, einzutreten."


    Dazu: "Erleichterungen in der Vogelhaltung ..." - sieht man sich die Situation in Bezug auf vielfach anzutreffende (fragwürdige) Haltungsmotivation und Haltungsumstände in der Summe (Anmerkung: ich rede hier nicht von den positiven Ausnahmen) an, kann man über eine derartige "Argumentation" nur den Kopf schütteln. Schaut man in den Nachzuchtstatistiken (oder den Ergebnissen sog. "Schauen") etwas intensiver auf die züchterischen "Spielarten", so wird auch deutlich, daß (und warum) speziell bei einigen "kleinen" Arten die ursprünglichen Wildformen immer weniger zu "haben" sind. Das hat dann nicht einmal mehr etwas mit dem gerne gebrauchten Schlagwort von der "Arterhaltung durch Zucht" zu tun.


    Die organisierte Züchterszene redet sich die Dinge schön. Die kommerzialisierte Papageienszene nimmt die Argumente schon aus monetären Gründen freudig auf. Die Halterszene (jedenfalls große Teile davon) läßt sich nur zu gerne "überzeugen".


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun ;



    Zitat

    Ich wünsche mir aber, daß neue (gesetzlich geregelte) Mindestanforderungen den Bedürfnissen der Tiere soweit entgegenkommen, daß sich nicht JEDER mal eben einen Papagei zulegen kann.



    Zwischenfrage : werden damit die WZ-halter konfrontiert ?-------------oder nur die die eine AV besitzen.



    Zitat

    daß sich nicht JEDER mal eben einen Papagei zulegen kann.


    Solange es HZ giebt wird sich genau diese Grupe von Haltern ausgesucht , denen genau diese " Papageienhaltung " im vorbeigehen " gefällt ".


    Wer will sich noch mit dem Tier intensiv auseinandersetzen-------die wenigsten----------------bei Hz scheint schon alles perfeckt.



    Zitat

    Doch gerade in den diversen Foren ist realistische Aufklärung ein fast unmögliches Unterfangen, weil die "Schmuseknuddelszene" sofort mitmischt. Wem wird wohl (seitens eines Halterneulings) mehr Glauben geschenkt? Dem realistischen Aufklärer oder dem "Schmuseknuddelhalter" (von dem meist nach der Geschlechtsreife seines Vogels nichts mehr zu lesen ist


    Ja, es ist wirklich so----------------einer gegen ein ganzes Heer. Verstanden wird man dann aber erst 5 nach 12 !


    Zum Artenschutz : von dieser Idde habe ich mich schon lange verabschiedet , solche Rabaucken wie sie nur in der Natur vorkommen wird keine Zucht hervorbringen !


    Es wird wirklich nur in die Richtung " Liebhaberei " gehen.


    Gute Nacht ,Jens

  • ja, aber: mein erster Papagei kam quasi ungeplant zu mir, und zwar als Baby vom Züchter...- THZ, die meisten Infos bekam ich vom Züchter, im Nachhinein im großen und ganzen gute Infos, insbesondere was die Fütterung angeht. Nur das Thema Käfiggröße und das Schönreden des Themas HZ (weil sie ja so schön zahm sind) waren im Nachhinein gesehen Quatsch. Auf die Idee, dass ein Geier nicht allein bleiben sollte, bin ich innert eines Monats selbst gekommen. Es gab für mich damals kein Internet,an Büchern über das Stichwort Graupapagei im normalen Buchhandel rausgesucht das übliche: Paperback eines bekannten Verlages mit süßen Fotos und viel zu unkritischen Beiträgen, in denen das Thema Käfiggröße nicht grade überbewertet wird *Ironie*.


    Ich behaupte mal, dass viele eben die Vögel gern verkauft haben wollen und sich keine Gedanken darum machen. In meinem Fall war das so: ich hatte damals eine kleine Wohnung - ein Hinweis auf die Mindestanforderungen und ich wäre sofort vom Kauf abgesprungen. Wobei ich nicht mal glaube, dass das absichtlich verschwiegen wurde. Halt einfach nicht darüber nachgedacht. Und dass ist meiner Meinung nach eben Standard... Auch in den Zoogeschäften!

  • Zwischenfrage : werden damit die WZ-halter konfrontiert ?-------------oder nur die die eine AV besitzen.


    Ja, Jens, auch die WZ-Halter würden (bei Durchsetzung) damit konfrontiert werden.





    Auch hier würde (bei Durchsetzung) ein Riegel vorgeschoben werden (außer bei begründbaren Not-Handaufzuchten).




    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Ja, es ist wirklich so----------------einer gegen ein ganzes Heer. Verstanden wird man dann aber erst 5 nach 12 !


    Leider ist das so und das alles geschieht unter dem Begriff "Tierliebe", die in vielen Fällen aus rein menschlicher Sicht, aber nicht aus der Sicht des Tieres definiert wird.




    Zitat

    von Doernte Lohmann
    Ich behaupte mal, dass viele eben die Vögel gern verkauft haben wollen und sich keine Gedanken darum machen.


    Aus einem Schreiben an Michael Reynold (World Parrot Trust) - Aus dem Englischen von Franziska Vogel:


    "(...) Ich fragte einmal einen ausgewiesenen, gut beleumundeten Züchter: "Machen Sie sich niemals Sorgen darüber, was mit ihren schönen Papageien-Babys am anderen Ende der Strasse passiert, sobald sie einmal verkauft sind?" Seine Antwort lautete: "Daran können Sie nicht mehr denken, wenn Sie im Geschäft sind. (...)"


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun ;




    Zitat

    Auch hier würde (bei Durchsetzung) ein Riegel vorgeschoben werden (außer bei begründbaren Not-Handaufzuchten).





    Was heißt das. Kannst Du darüber reden ?


    Was ist eine begründete Not-handaufzucht ?---------wenn ich es drauf anleg, dann habe ich immer Notfälle !!! :thumbdown: Wer will das kontrolieren :huh: .


    P.S. Vieleicht sollte mal erklärt werden was ein junger Vogel von seinen alten mitbekommt, und wo Defiziete beim fehlen der alten auftreten-----------nur um Zusammenhänge zu verstehen. Hatte dazu js schon mal n Thema aufgemacht------------aber leider hab ich dazu fast gar nicx im Netzt finden können, was aussagekräftig wäre.


    MFG Jens

  • Zitat

    Was ist eine begründete Not-handaufzucht ?---------wenn ich es drauf anleg, dann habe ich immer Notfälle !!! :thumbdown: Wer will das kontrolieren :huh: .

    das fürchte ich allerdings auch...

  • Sicher lässt sich das umgehen - nur könnte ich mir vorstellen, dass man dann nicht mehr mit "superzahmen Handaufzuchten" werben kann/darf/soll.
    Wäre ja auch schonmal ein Vorteil. :)

  • Hi Sven ;


    es würde sich aber bestimmt sehr schnell rumsprechen wer was wie verkauft-------------und das wären dann mmer noch dieselben. Zumal die Hz im Ausland aufgezogen werden-----------also hat man hier nicx verkehrtes gemacht.


    MFG Jens