Nachtcafé
Zwischen Fressnapf und Fettnapf - Tierliebe extrem
Talkshow | D 2015
SWR | Fr 03.04. | 21:50-23:20
SWR | Sa 04.04. | 11:45-13:15
Nur vom Feinsten für Fiffi!
Das Fell eingehüllt ins glitzersteinbesetzte Designermäntelchen
geht es mit Frauchen zum Hundeyoga, anschließend gibt
es zur Belohnung auf dem Heimweg erlesene Bio-Kauknöchelchen, abends
wartet im Napf individuell abgestimmtes Hundefutter. Ganz klar: Der
Trend geht zum tierischen Prestigeobjekt. Doch das Tier bekommt nichts
geschenkt, es muss auch viel dafür leisten: Häufig ist es Kindersatz und
dient - oft im Gegensatz zum Partner – als treuer Begleiter. Schnell
kann Tierliebe aber auch an Grenzen stoßen und zwanghaft werden.
Als Emma vor elf Jahren zu Dunja Hayali kam, zog neues
Leben mit ein. Seitdem wacht die Moderatorin morgens neben weißem Fell
auf, Gesprächsthemen verlagern sich beim Gassi-Gehen gerne auch mal von
der Weltpolitik hin zu Hunde-Verdauungsproblemen. Und ob es hagelt,
stürmt oder schneit – Emma will raus. Wenn die Journalistin allerdings
im Fernsehstudio ist, sorgt ein Hundesitter für Auslauf. Der Golden
Retriever ist Hayalis große Liebe: „Wer mit Emma nicht klar kommt, mit
dem könnte ich keine Beziehung führen.“
Gaby Baginsky ist weniger auf den Hund, dafür umso mehr
auf die Katze gekommen. Die Schlagersängerin hat ein großes Herz für
kranke und herrenlose Tiere. Seit 20 Jahren investiert Baginsky sehr
viel Zeit, Liebe und Geld in ihre Leidenschaft, aktuell bietet sie 40
Katzen in ihrem großzügigen ländlichen Anwesen ein Zuhause: „Diese
Tiere geben mir wahnsinnig viel zurück. Ich glaube, es ist meine
Bestimmung im Leben, Katzen aufzunehmen.“
Was es bedeutet, wenn Tierliebe krankhafte Züge annimmt,
musste Tom Gabriel Fischer bitter erfahren.
Als Kind wurde er unter katastrophalen hygienischen
Verhältnissen groß, denn seine Mutter hielt zeitweise 90 Katzen in einer
kleinen Wohnung: „Wenn ich auf dem Teppich gespielt habe, waren meine
Jeans nass vom Katzenurin, überall war Katzendreck. Den Gestank werde
ich nie in meinem Leben vergessen.“ Darüber hinweg half ihm die Musik,
die er zum Beruf machte. Heute ist Fischer Frontman einer
Black-Metal-Band.
Was es auf sich hat mit der innigen,
manchmal auch übertriebenen Beziehung zwischen Mensch und Tier,
damit beschäftigt sich Dr. Carola Otterstedt:
„Es gibt Menschen, die das Tier zum Objekt degradieren und andere, die
es vermenschlichen. Das sind Extreme, die meisten Tierhalter versuchen
jedoch, den eigenen und den tierischen Bedürfnissen gerecht zu werden.“
Die Verhaltens- und Kulturforscherin ist überzeugt, dass auch jeder
Tierliebhaber guten Gewissens sein Fleisch auf dem Teller genießen darf.
„Lust auf ein Schnitzel rechtfertigt noch lange nicht Tierquälerei.
Artgerecht ist nur die Freiheit.“, sagt Hilal Sezgin.
Der Journalistin kommen weder Fisch noch Fleisch in die Pfanne, auch
Milch und Eier gibt es in ihrem Kühlschrank nicht. Sie ist eine radikale
Kritikerin von Tiernutzung jeder Art. Ihre Vision ist ein friedliches
Zusammenleben von Mensch und Tier, die die überzeugte Veganerin auf
ihrem Gnadenhof in der Lüneburger Heide bereits konsequent umsetzt.
Sabine Menshen fühlt eine intensive Verbindung zwischen
Mensch und Tier. Deshalb änderte die gelernte Steuerfachgehilfin vor
zehn Jahren ihr Leben und ging ihrer Berufung nach. Nun nennt sie sich
Tiertelepathin und Medium, und behauptet, eine ganz besondere Gabe zu
haben: „Tiere übermitteln mir ihre Gedanken. Ein Blick auf Tierfotos
kann ausreichen, Ängste und Krankheiten aufzuspüren. Denn Menschen,
Tiere, Engel – alle Wesen sind miteinander verbunden wie mit
unsichtbaren Fäden.“
Auch Tamme Hanken hat eine besondere Gabe. Der gelernte
Landwirt ist Tier-Chiropraktiker und hat sich damit den Beinamen „Der
Knochenbrecher“ erworben: „Es kracht halt schon mal, wenn man
angeknackste Rippen zurecht zieht. Das ist keine rohe Gewalt, sondern
angeborene Feinfühligkeit“. Das klingt brutal und gefährlich, doch dank
seiner Hände konnte der XXL-Ostfriese, der außerdem ein Reha-Zentrum für
Pferde betreibt, schon viele Blockaden und Spannungen lösen.
Spannung baut sich häufig bei Hans-Peter Gaupps Gesprächspartner
auf, wenn der Hotelier von seinen Heimtieren erzählt: Mitten in
Heilbronn hält der gelernte Metzger zwei ausgewachsene Geparden: Jambu
und Bungee heißen die Raubkatzen und beide lieben es, auf dem
Wohnzimmer-Sofa Platz zu nehmen und dort gekrault zu werden: „Wenn ich
einen Geparden von klein auf habe, kenne ich den in- und auswendig.
Bislang habe ich nur kleine Schrammen oder mal ein kaputtes Hemd
davongetragen, aber ich habe noch alle Finger an der Hand.“ Hingegen
unterbindet der Exotik-Liebhaber strikt jeglichen Kontakt zwischen
seinen Geparden und Kindern.