TV-Tipp (ARD): Deutschlands Ferkelfabriken



  • Exclusiv im Ersten: Deutschlands Ferkelfabriken


    ARD Mo, 14.07.14 | 22:05 Uhr



    Im Dezember 2013 veröffentlichte "Report Mainz"
    erstmals schockierende Aufnahmen aus deutschen Ferkelzuchtbetrieben. Die
    Bilder zeigen Arbeiterinnen, die im Vorbeigehen reihenweise kleine
    Ferkel erschlagen und in überfüllte Kadavertonnen werfen. Diese
    Veröffentlichung löste eine Welle der Empörung und eine breite
    Diskussion aus: Müssen Verbraucher einen solchen Umgang mit Tieren
    hinnehmen und ist das der Preis, den sie für billiges Fleisch zahlen
    wollen?



    Ferkelbetrieb


    Diese Fragen sind der Ausgangspunkt einer
    monatelangen Recherche der beiden Autoren Monika Anthes und Edgar
    Verheyen. In ihrer Reportage gehen sie der Frage nach, ob es sich bei
    den brutalen Ferkeltötungen um das bedauerliche Versagen Einzelner
    handelt oder ob System dahinter steckt.



    Billigpreise im Supermarkt


    Durch
    exklusive Undercover-Recherchen können die Autoren dokumentieren, unter
    welchen Umständen Millionen Ferkel in Deutschland gezüchtet oder
    vielmehr "produziert" werden und decken dabei gravierende Verstöße gegen
    das Tierschutzgesetz auf. Mit diesen Recherchen konfrontieren sie
    Fleichproduzenten, Verbände sowie Politiker.



    Abgemagertes Tier


    Sie zeigen auf, welcher Zusammenhang zwischen den
    brutalen Szenen in den Ferkelbetrieben und den billigen Preisen im
    Supermarkt besteht und welche Verantwortung die Verbraucher für das Leid
    in Deutschlands Ferkelfabriken haben.


    Ein Film von Monika Anthes und Edgar Verheyen



    ARD

  • ARD Exclusiv: Ferkelzucht-Recherche


    15. Juli 2014



    Gestern hat die ARD den vielbeachteten Beitrag »Gequält, totgeschlagen und weggeworfen – Das Leid in Ferkelfabriken« ausgestrahlt:




    Ausrede »Einzelfälle« und Gegenangriffe sind hinfällig


    Für den Beitrag hat allein die Organisation ARIWA in zehn verschiedenen Ställen in insgesamt vier Bundesländern recherchiert und dabei z. T. auch bei Marktführern gefilmt. Hinzu kamen u. a. weitere Aufnahmen anderer Organisationen sowie ein anonymer Kontakt innerhalb der Behörden. Exclusiv im Ersten hat die Aufnahmen und Informationen zu einem umfassenden Bericht über den Status quo in der Ferkelzucht zusammengefügt, der keine Zweifel daran lässt, dass gravierende Missstände an der Tagesordnung sind.


    Einschlägige Interessengruppen hindert das allerdings nicht daran, trotzdem noch von Einzelfällen zu schreiben und sich darüber hinaus zu beschweren, dass die Aufnahmen heimlich
    erstellt wurden. Statt um »illegale Filmaufnahmen« und »Einbrüche« handelt es sich allerdings nur um abgemilderte Hausfriedensbrüche, die aufgrund des berechtigten öffentlichen Interesses am Umgang mit den »Nutztieren« und der nur vorgetäuschten Transparenz der Agrarindustrie absolut notwendig sind. Dass solche Hausfriedensbrüche vertretbar sind,
    ist nicht nur unsere Meinung, sondern auch Stand der Rechtsprechung.



    Strafanzeigen; Veterinärämter und Politik versagen


    ARIWA und mindestens eine weitere Organisation haben Strafanzeigen gestellt. ARIWA hat dabei sehr genaue Fotobeweise geliefert, die uns vorliegen. Die dokumentierten Verstöße sind teilweise absolut eindeutig (z. B. zu kleine Kastenstände). Aus unserer Sicht ist es deshalb unentschuldbar, dass die zuständigen Veterinärbehörden nicht schon längst dafür gesorgt haben, dass zumindest die geltenden Vorschriften eingehalten werden. Fragen wie die von Monika Anthes an Minister Aeikens, ob die Schweinefleischindustrie den Zuständigen auf der Nase herumtanzt (22:00 min), sind deshalb durchaus angebracht.



    Forderungen


    Tierhalter müssen intensiver und unangemeldet kontrolliert werden. Dazu müssen die Veterinärämter personell besser ausgestattet und von den Landwirtschaftsministern angewiesen werden, streng zu kontrollieren. Wie wichtig unangemeldete Kontrollen sind, verdeutlicht das folgende Beispiel: Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat auf eine Kleine Anfrage (KA 6/8150) der Grünen-Abgeordneten Dorothea Frederking aufgeführt, welche Ergebnisse die Kontrollen einer großen Schweinehaltungsanlage in den letzten zwei Jahren gebracht haben. Ergebnis: Während bei angemeldeten Kontrollen fast nie etwas beanstandet wurde, wurden bei den unangemeldeten Kontrollen in jedem einzelnen Fall
    Verstöße festgestellt.


    Die Landesregierungen müssen aktiver werden. Auch wenn uns die Aussage von Minister Aeikens überrascht hat, bei Verstößen bis hin zur Auflösung der Betriebe gehen zu wollen (19:00 min): Es kann nicht nur darum gehen, die (mangelhaften) Vorschriften umzusetzen. Insbesondere die Landwirtschaftsminister in Niedersachsen und NRW arbeiten auch aktiv an der Linderung einiger der gravierendsten Probleme.


    Bundesminister Schmidt muss aktiv werden. Er hat zwar Recht damit, dass die Länder für die Umsetzung der gesetzlichen Mindeststandards zuständig sind (26:00 min), aber er muss auch erkennen, dass diese Standards derzeit viel niedriger sind, als vom Wähler gewollt. Es ist seine Aufgabe, eine Novelle des Tierschutzgesetzes auf den Weg zu bringen (die ÄnderungenderVorgängerregierung können nicht ernsthaft als Novelle bezeichnet werden).


    Und nicht zuletzt plädieren wir an alle VerbraucherInnen, die eigene Macht zu nutzen. Da es auch in den Alternativen zur Massentierhaltung immer wieder zu gravierenden Missständen kommt und auch die beste Tierhaltung nicht das ethische Problem des unnötigen Tötens löst, empfehlen wir den Weg hin zu einer veganen Ernährung. Wie sich diese gesund und (nach einer Umstellungsphase) einfach umsetzen lässt, zeigt unser Ernährungsnewsletter. Außerdem haben wir mehrere Tipps zum Aktivwerden für Tiere.



    Quelle: Albert Schweitzer Stiftung