Alfriedro: Tropen-/Regenwald...wie schlau sind unsere Papageien und Sittiche

  • Hi Alfriedro,



    wir haben hier in Potsdam die Biosphäre, eine Tropenhalle mit 20.000 tropischen Pflanzen auf ca. 4000 qm Fläche mit ca. 15 m hohen Bäumen, mit Wasserlauf etc. einen richtig schönen kleinen Regenwald.

    Wenn wir in diesen Regenwald Papageien aus Gefangenschaft frei fliegen lassen würden z.B. Agaporniden, können diese Vögel unterscheiden, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht?

    Wie schätzt du das Risiko ein, dass die Kleinen überleben und sich nicht selbst vergiften?
    http://www.biosphaere-potsdam.de/?id=12&lang=de

  • Also, Regenwald haben die Süßen schon seit Millionen von Jahren überlebt. :thumbsup: Da ist fast alles irgendwie giftig. Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Ist mitunter aber auch Medizin. Wenn die Viecherchen durch Handaufzucht, Wohnungshaltung im Käfig und Fehlprägung sowie einseitiger Ernährung so abgestumpft sind, dass sie keine Geschmackswahrnehmung mehr haben, dann würde ich sagen: Natürliche Auslese. :evil:


    Ansonsten wäre es das Paradies! Man sollte nicht vergessen, dass Papageien ihre teils schwer verdauliche Kost mit allerlei Glycosiden mit Erde zu neutralisieren pflegen. Im Urwald suchen sie dazu Lehmwände, Flußufer o.Ä. auf und fressen kiloweise Erde.


    Grüße, Alex


    p.S.: Die Pflanzen im Biosphärenwald könnten teilweise ihr Aussehen etwas verändern. :D

  • Hi Rita ;


    ich habe zum Beispiel mal gelesen das der Elefantenfuß giftig sein soll für Papageien . Meine Frau hats gut gemeint und denen eine 2,5 meter hohe Pflanze reingestellt ( zum ausruhen :D ) . Die Aras haben das Ding gezielt angeflogen und gefressen --------------es leben alle noch ------ausser die Pflanze .
    MFG Jens

  • Hi Alfriedro,

    vielen Dank, deine Meinung wollte ich hören….


    Da habe ich noch eine Frage:
    wenn wir 50 Agaporniden frei lassen, wie lange dauert es, bis der Regenwald platt ist?
    nein…war nur ein Scherz

    Jens, wir wollten mal mit Zustimmung der Naturschutzbehörde 6 Venezuela-Amazonen frei lassen. Der Betreiber und die Behörde waren dafür, ich natürlich auch mit meinen Amazonen, aber dann ist es daran gescheitert, dass oben an der Decke sehr viele Kabel offen verlegt sind und dann war es uns doch zu gefährlich. Und wir waren auch unsicher, ob die Amazonen Giftpflanzen fressen.

  • Hallo,


    ich war immer der Meinung, daß Vögel in der Natur einen gewissen Instinkt haben, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht. Ich habe mich damit noch nie so richtig befasst, wäre aber mal interessant zu wissen.
    Wenn sie einen haben, geht dieser Instinkt bei unseren Nachzuchten verloren?


    Sorry, ich bin wirklich ein neugieriger Mensch 8) .

  • Hi Rita ;

    Zitat

    Da habe ich noch eine Frage:
    wenn wir 50 Agaporniden frei lassen, wie lange dauert es, bis der Regenwald platt ist?


    :D ----------wenn der Mensch weniger abholtz wird das nichts .
    Meine Beobachtung die ich beschrieb , bezog sich darauf das gezielt Pflanzen angeflogen werden . Warum weiß ich nicht . Bei den Aras wächst es von unten ( normale Körnermischung ) , der Knöterich klettert ohne das er abgefressen wird , Astmaterial was reingehängt wird ( soviel wie ein Mann unter den Arm bekommt ) hält 3 Tage --------------------alles in allem macht es die Abwechslung ( vom baden bis hin zur Futtersuche ) .
    Bei den Grauen hier ist es mir nur noch möglich aus der Voli Gewächse rauszureißen , da es schneller wächst als was die Pieper fressen . Bei den Kakas ähnlich , wenn diese sich auf dem Boden niederlassen ist es schön wenn man die Haube erkennt .
    Auf die Größe des Haltungssysthems kommts an , je größer umso weniger plattmachen :thumbup:
    MFG Jens

  • Zitat

    Jens, wir wollten mal mit Zustimmung der Naturschutzbehörde 6 Venezuela-Amazonen frei lassen. Der Betreiber und die Behörde waren dafür, ich natürlich auch mit meinen Amazonen, aber dann ist es daran gescheitert, dass oben an der Decke sehr viele Kabel offen verlegt sind und dann war es uns doch zu gefährlich.


    ?(?(?( -saqg mal was dazu
    MFG Jens

  • Hi Rita ;
    sorry , ich hab den Link im ersten Beitrag nicht gesehen :huh:

    Zitat

    dann fahren wir mal hin.


    abgemacht :) , aber nur wenn ich fotografieren darf :rolleyes:
    MFG Jens

  • Hallo,


    ich war immer der Meinung, daß Vögel in der Natur einen gewissen Instinkt haben, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht. Ich habe mich damit noch nie so richtig befasst, wäre aber mal interessant zu wissen.
    Wenn sie einen haben, geht dieser Instinkt bei unseren Nachzuchten verloren?


    Sorry, ich bin wirklich ein neugieriger Mensch 8) .


    Jawohl, die Vögel sind voller Instinkte. Sie haben ausgezeichnet funktionierende Sinne und ein sehr gutes Gedächtnis. Sie probieren hier und kosten da. Was schmeckt, wird noch mal probiert. Sie haben eine gute Gabe, sich selbst dahingehend zu beobachten, ob das Probierte auch bekömmlich ist.


    Sie bauen über einen gewissen Zeitraum Enzyme auf, die sie befähigen, auch Gifte aufzunehmen und abzubauen. Das haben wir auch, nur ist uns das Maß beim Probieren und die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung abhanden gekommen. Das kann man aber trainieren. Dass die Amazonen im Freiland Taxus und Laburnum fressen können, heißt allerdings nicht, dass sie in unseren Volieren das überleben.


    Wenn die Tiere in unseren Haltungssystemen lange eines Stoffes entbehren müssen, passiert es oft, dass sie sich, wenn sie seiner habhaft werden, daran überfressen. Dann wird sogar gesunde Kost krankmachend. Die Instinkte funktionieren nicht so optimal, wenn sie nicht harmonisch in das ganze System Vogel eingebunden sind. Ich hatte einmal Nachwuchs von Nymphen. In meiner AV wuchs das "Höllenkraut" Sonnenwolfmilch", ein sehr giftiges Zeug. Ich jätete es aus. Doch eines muss ich wohl übersehen haben. Eines der Jungvögel fand es und verendete elend. Später bemerkte ich, dass andere Vögel an der Wolfmilch knabberten, ohne Schaden daran zu nehmen. Sie hatten offenbar schon Abwehrstoffe dagegen. Was sie nicht mögen, rühren sie nicht an, wenn genügend anderes zur Auswahl steht. Junge Triebe giftiger Pflanzen enthalten noch wenig der giftigen Stoffe. An ihnen knabbern sie, wenn sie das Kraut als Medizin nutzen. Es wäre mal interessant, herauszufinden, wann und wogegen die Vögel welches Kraut nutzen.


    Wenn man Vögeln ein noch unbekanntes Nahrungsangebot unterbreitet, so rühren sie es oftmals lange Zeit nicht an. Neugierig, wie sie sind, probieren sie es irgendwann. Oder sie lernen von anderen Vögeln, die das Angebot bereits kennen, was für mich der Hauptgrund für gemischte Gesellschaftsvolieren ist. Selbst wenn es bekömmlich sein soll, so probieren sie davon erst ganz wenig. Nach einigen Tagen nehmen sie es wie selbstverständlich. So habe ich es an meinen Vögeln beobachtet und beobachte ich immer wieder. In einer AV werden sie zu Lehrmeistern in "was verabreiche ich wie und wann". Die Vorlieben wechseln ständig und richten sich sogar nach Reifestadium der Pflanze und ihrer Teile, Temperatur, Sonnenstand etc. also allerlei Faktoren, von denen wir keine Ahnung haben. Genaues Beobachten wäre sehr hilfreich. Aufschlussreich sind solche Beobachtungen nur in großen Freifluganlagen, die vielfältig strukturiert sind, oder im Freiland.


    Nachzuchten lernen von ihren Eltern. Sie bekommen von ihren Eltern Nahrung verabreicht und nehmen die Stoffe auf. Der Körper eines Nestlings lernt bereits den Umgang mit den Stoffen. Später begleiten sie ihre Eltern und bekommen alles gezeigt. Die Jungen probieren alles aus, wie ich oben schon beschrieben habe. Das heißt, dass vieles über den Instinkt hinaus gelernt werden muss. Die Nachzuchten sind also genauso schlau wie ihre wilden Verwandten bzw. so, wie die Möglichkeit besteht zu lernen. Im Käfig mit reichlich gefülltem Napf und nur vom Mensch vorsortiertem Futter bleiben sie folglich dümmer - in ihrer ganzen Konstitution, weil ja auch der Körper, die Sekretion etc. lernt. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht auch später noch lernen können. Nur besteht die Gefahr des sich Überfressens an bestimmten Pflanzen, was nicht selten eine Todesursache ist.


    Soviel erstmal, Grüße, Alex

  • Hi Alex,


    seit einigen Wochen sind ja unsere 8 Agas im Freiflug in der großen Tropenhalle. Anfangs waren die Agas nur im Mandelbaum gesessen und jetzt haben sie ihre Radius ganz schön erweitert. Anscheinend erkennen die Tiere schon, welche Pflanzen verträglich sind und welche nicht. Nächste Woche werden wir den Bestand der Freiflieger erhöhen und dann berichte ich ausführlicher darüber.


    bis dahin viele Grüße


    Rita