Umfärbung der krallen und des Schnabelhorns

Hallo Jens,

die Umfärbung könnte mit veränderter/verlängerter Tageslichtsexposition (= mehr Sonnenstunden) und damit einhergehenden hormonellen Veränderungen (Anstieg des Testosteronspiegels / Änderungen im Progesteronspiegel) zusammenhängen. Für einige Vogelarten, z. B. den Sperling, sind derartige Ursachen für farbliche Veränderungen des Schnabels beschrieben. Bezüglich Spinus t. tristis, einer ostamerikanischen Finkenart, stellt Mundinger fest, daß ein klarer Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Geschlechtshormone und der Schnabelfärbung besteht ("... been correlated with changes in the titer of one or more of the gonadal hormones.")

Ganz aktuell: Laucht, S., B. Kempenaers & J. Dale (2010): Bill color, not badge size, indicates testosterone-related information in House Sparrows, Behavioural Ecology and Sociobiology

Mundinger, P. C. (1972): ANNUAL TESTICULAR CYCLE AND BILL COLOR CHANGE IN THE EASTERN AMERICAN GOLDFINCH, The auk, 89, 403 - 419

Auch Umstellungen in der Fütterung könnten eine Rolle spielen.

Leider kann ich Dir speziell zu Gelbbrustaras und Änderungen in der Schnabelausfärbung nichts sagen/schreiben. Ich weiß auch nicht, ob sich die mir zu anderen Arten bekannten und möglichen Ursachen 1:1 auf Gelbbrustaras übertragen lassen.

Hebel schreibt zu farblichen Änderungen der Wangenhaut seiner Hyazintharas: "Es fällt immer wieder auf, dass die gelbe Wangenhaut unterschiedlich gefärbt ist. Die Wangenfärbung sowie auch die seitliche Zungenfärbung variieren von Vogel zu Vogel und sind auch im Jahreswechsel unterschiedlich. Meine eigenen Beobachtungen bei der jahrelangen Haltung von Hyazintharas haben mir auch gezeigt, dass diese Hautfärbungen je nach Unterbringungsart variieren. Bei meinen Hyazintharas in der Garage oder bei denen, die im Haus gehalten wurden, war die Gelbfärbung blasser als bei den Vögeln, die sich im Freien aufhalten konnten. Deshalb bin ich der Meinung, dass das Sonnenlicht einen großen Einfluss auf die Gelbfärbung hat."

Auch Umstellungen in der Fütterung könnten eine Rolle spielen:

Hebel: "Bei vielen Farbstoffen ist der chemische Aufbau noch unbekannt. Gerade bei Papageien weiß man wenig über gelbe und rote Hautfarben. Bei der gelben Wangen- und Augenfärbung handelt es sich um einen Fettfarbstoff (Lipochrome), der wahrscheinlich zur Gruppe der Carotinoide gehört. Im Gegensatz zu den Melaninen gibt es keine Selbstsynthese und sie müssen daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Sie werden chemisch umgebaut und als Farbe in die Haut eingelagert. Die Intensität der Gelbfärbung ist hormonell und ernährungsbedingt. Bei Ernährungsschwankungen verändert sich die Farbe und bei einem Mangel an Karotin wird sie blasser. Bei Jungvögeln sind diese Partien sehr blass, werden aber bei richtiger Ernährung mit zunehmendem Alter immer gelber."

Hebel, N. (2002): Erkenntnisse bei der Haltung und Zucht von Hyazintharas, in: Gefiederte Welt, Ausgabe 4/2002, S. 114 - 119

Weiter zum direkten Einfluß des Sonnenlichts (wenn auch nicht auf die Schnabelfarbe bezogen):

Künne: "An meinen Tieren konnte ich feststellen, daß das Gelb im Sommer intensiver wird. Dies kann an der erhöhten Sonnenstrahlung im Sommer liegen, allerdings brüten meine Tiere auch immer im Sommer, und die intensive Farbe könnte auf die Bruststimmung zurückzuführen sein."

Künne, H.-J. (1993): Warum haben Aras der Gattung Anodorhynchus nackte gelbe Wangen?, in: Gefiederte Welt, Ausgabe 7/1993

Gruß
Heidrun