Verbesserung der körpereigenen Abwehr und Schutz vor Infektionen und Pilzen durch Aufnahme sekundärer Pflanzenstoffe?
Die Detoxifikation erfordert unabhängig davon, ob sie durch körpereigene (endogene) Prozesse und/oder durch beispielsweise die Aufnahme von Erden (oder andere Mechanismen) bewerkstelligt wird, einen nicht unerheblichen energetischen Aufwand. Sorensen et al. (2005) haben den energetischen Aufwand am Beispiel pflanzenfressender Säuger (darunter Spezialisten und Generalisten) dargestellt (Sorenson et al., 2005). Grundsätzlich ist dies bei Papageien nicht anders.
Wenn Pflanzenbestandteile mit toxischer Qualität zum Nahrungsspektrum von Papageien gehören, so muß der zur Detoxifikation notwendige energetische Aufwand sich "lohnen"; d. h. er muß in einem angemessenen und für die Exemplare der jeweiligen Art "sinnvollen" Verhältnis zu einem energetischen (oder sonstigen) "Gewinn" (Nutzen) stehen. Der "Zugewinn" muß den energetischen Aufwand (Kosten) der Detoxifikation neutralisieren oder übersteigen. Dearing et al. (2005) beschreiben dies generalisierend so: "If animals can reduce the dose of toxins consumed through food storage, they may save significant quantities of energy that would be lost during detoxification". Ob (und wie weitgehend) ein energetischer Zugewinn oder lediglich ein energetischer "Ausgleich" durch die Aufnahme von Pflanzen/Pflanzenteilen, die einen Energieverlust durch notwendige Detoxifikation bedingen möglich ist, hängt u. a. vom Energiegehalt (Nährwert) der jeweiligen Pflanze ab. Der "Gewinn" muß jedoch nicht (ausschließlich) energetischer Natur sein, sondern kann (wie oben ausgeführt) in einem u. U. durch sekundäre Pflanzenstoffe verbesserten System der körpereigenen Abwehr (u. a. gg. sog. "Freie Radikale") bestehen. Dazu Dearing et al. (2005): " Second, ingestion of lower doses may reduce the likelihood of the formation of toxic intermediate metabolites or free radicals."
Beispielhaft nachstehend einige ausgewählte Nahrungspflanzen von Amazonen mit anitbakteriell und/oder anitviral und/oder antifungal (gg. Pilze) wirkenden Sekundärstoffen (Reihenfolge der Aufzählung: Pflanzenart, Pflanzenfamilie, genutzt von, in der Pflanze enthaltene antibakterielle/antivirale/antifungale Stoffe):
Trichostigma octandrum, Phytolaccaceae, Amazona finschi, Pytolaccin (Alkaloid), Phytolaccatoxin (resin)
Rhizophora mucronata (a), Rhizophoraceae, Amazona versicolor, Tannin, Lignan, Resin, Rhizophorin, Diterpenoide
Melia azedarach, Meliaceae, Amazona aestiva, A. autumnalis, Tetranortriterpene, Saponine
Hymenaea courbaril, Leguminosae, Amazona ochrocephala auropalliata, Oligo-Saccharide, Naphtalene, Caryopyllene, Astilbin
Omosia monosperma (b), Leguminosae, Amazona imperialis, A. arausiaca, 10 verschiedene Isoflavonoide (u.a. Omosidin)
Solanum torvum, Solanaceae, Amazona vittata, verschiedene Alcaloide
Hamelia patens, Rubiaceae, Amazona vittata, Ephedrin, Rutinoside
Byrsonimacrassifolia (c), Malpighiaceae, Amazona albifrons,Phenatroindolazidine,Ethylacetate, Ethylbutanoate, Ethylhexanoate, Carboxylsäure,
Sitosterol, Betulin, Catechin, Quercetin
Virola spp., Myristicaceae, Amazona autumnalis, Tryptamine, verschiedene Alkaloide, Flavonoide
Pinus caribaea, Pinaceae, Amazona leucocephala, Tannin
(a)
antibakterielle Effekte gg. Staphylococcus aureus, Klebsiela pneumoni,, Escherichia coli
(b)
Wirkungen gg. Streptococcus mutans, Prophyromonas gingivalis
(c)
hohe Effizienz der Ethylacetate gg. Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus, Staphylococcus epididermis, Streptococcus pneumoniae
Anmerkung: Alle unter a – c gelisteten Erreger sind als Verursacher für Erkrankungen bei Papageienvögeln (unter Haltungsbedingungen) bekannt.
Es stellt sich in diesen Zusammenhängen u. a. die Frage danach, wie relevant o. g. Erreger von Krankheiten bei Papageien im Freileben sind und ggf. ob die Aufnahme bestimmter Sekundärstoffe bei Papageien im Freileben das Auftreten derartiger Infektionen/Krankheiten/Pilzbefälle verhindert oder reduzieren kann.
Literaturquellen:
Dearing, M. D., W. J. Foley & S.McLean (2005): THE INFLUENCE OF PLANT SECONDARY METABOLITES ON THENUTRITIONAL ECOLOGY OF HERBIVOROUS TERRESTRIAL VERTEBRATES, Annu. Rev. Ecol. Evol. Syst. 2005, 36: 169-189
Sorensen, J. S., J.D. McLister, M.D. Dearing (2005): Plant secondary compounds compromise energy budgets of a specialist and generalist mammalian herbivore, Ecology 86: 140-154