Welchen Einfluß häufigere Besitzerwechsel auf (um nur ein Beispiel anzuführen) das Eigenrupfverhalten von Großpapageien ausüben, wird durch eine entsprechende Untersuchung von Andrea Juppien überdeutlich. Juppien hat alle denkbaren Faktoren für diese Verhaltensstörung an einem Kollektiv von 149 Großpapageien beforscht.
Zitat:
"5.1.10 Eigenrupfen - Anzahl der Besitzer: Folgende Signifikanzen ergeben sich: Papageien, die von ihrem ersten Besitzer gehalten werden, sind signifikant seltener erkrankt, als Tiere, die bereits in zweiter oder in dritter Hand gehalten werden. Vögel, die in zweiter Hand gehalten werden, sind signifikant seltener erkrankt, als solche, die in dritter Hand gehalten werden. (...) Interpretation: Aus den bestehenden Signifikanzen wird eindeutig klar, daß die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung mit der Zahl der Besitzer proportional ist."
Juppien, A. (1998): Statistische Erhebungen zum Auftreten von Verhaltensstörungen bei Großpapageien in Menschenobhut, in: Parrot Biology, Vol. 2., Jun. 98, Arndt-Verlag, Bretten, S. 84
Man kann natürlich diese (oder ähnliche) Zitate - für mich allerdings völlig unverständlicher Weise - als lästig (statt bereichernd im Sinne einer kostenfreien und gut zugänglichen Möglichkeit zur Bereicherung des Wissens) empfinden und für sich in Anspruch nehmen, innerhalb eines knappen halben Jahres, oder wie hier angedeutet gar in einigen Wochen, über ein hinreichendes Wissen zur Optimierung der Papageienhaltung zu verfügen.
Dabei werden die im Netz (frei) verfügbaren Informationen mit zunehmender Tendenz durch die "amerikanische Schule" der auf Konditionierung fixierten "Verhaltenstherapie" (Stichwort: "Clickertraining") dominiert, während grundlegende Informationen/Studien zum "Komplex Verhalten" mehr und mehr in`s Abseits geraten.
Es geht (mir) nicht um die pauschale Diskriminierung bestimmter Altersstufen. Es geht um eine faktische Auseinandersetzung mit diesem Aspekt. Es dürfte nach meinem Eindruck (in Bezug auf die Korrelation "Alter des Besitzers / Abgabehäufigkeiten") hier jedoch kaum möglich sein, eine nüchtern analytische Diskussion zu führen. Statistische Auswertungen zu diesem (und anderen Haltungsaspekten) finden sich u. a. bei Alemann (1977), Bohley (1985), Friedrichs (1980), Kreyszig (1979), Maynitz et al. (1972).
Die unspezifische (eher zufällige) Nachfrage nach Papageienarten ist ein Effekt, der vorwiegend bei der Gruppe der unter 30jährigen zu beobachten ist, aber auch generell eine Rolle spielt, was u. a. mit den Preissegmenten (die wiederum hinsichtlich der Präferenzen mit Alter und durchschnittlicher Einkommensstruktur von Bedeutung sind) zusammenhängt. Zitat: "Denn wie die Überlegungen in Kapitel 3 zum Mitläufereffekt gezeigt haben, ist die Nachfrage (...) der Papageienkäufer hinsichtlich der genauen Art ziemlich undifferenziert - Venezuela- und Blaustirnamazonen werden vor allem deswegen so häufig erworben, weil es im Zoohandel zahlreich und billig verfügbare Amazonenarten sind." (Hummel, E. (1997): Ökonomische Analyse des Papageienhandels am Beispiel Deutschland, Parrot Biology 2/97, S. 28 )
Ich habe es allmählich (und das schreibe ich ohne jede Arroganz) gründlich satt, in der hier nachzulesenden Weise von einer Halterin angemacht zu werden, deren Befassung mit Großpapageien sich auf derartig kurze Zeiträume erstreckt und die aus dieser kurzen Befassung eine (Selbst)-Gewissheit "mitnimmt", die ich mir trotz mittlerweile über 20jähriger Befassung nicht anzumaßen herausnehmen würde.
Abschließend noch eine Empfehlung:
Sambraus, H. H. & A. Steiger (1997): Das Buch vom Tierschutz (mit Beiträgen/Kapiteln von 61 Fachwissenschaftlern), Enke-Verlag, Stuttgart
Das darin enthaltene Kapitel zu "Papageien" hat Norbert Kummerfeld sehr sachgerecht (und auch in obigen thematischen Zusammenhängen mehr als aufschlußreich) bearbeitet.
Gruß
Heidrun