Zweiter Blick auf Papageien

  • Liebe Papageienfans,
    in meinen früheren Beiträgen in den Foren habe ich Papageien als großartig, einmalig schön, ausgesprochen intelligent, ungewöhnlich, ein fantastisches Tier und als besonders lebhaft bezeichnet. Es sind ja Attribute der Bewunderung. Diesen Attributen wären noch einige andere hinzuzufügen, die aber eher einem Klischee von Geschwätzigkeit oder Clownhaftigkeit dienen, die ich mal lieber weg lasse. Ich habe auch schon mal beschrieben, warum wir Menschen so hingezogen sind zu den Papageien. Hier möchte ich genauer ergründen, was die Papageien für uns so besonders macht.


    Den Papageien werden noch folgende weitere Eigenschaften zugesagt, welche sie ungewöhnlich erscheinen lassen:


    Papageien sind bunt - die meisten zumindest und das wenigstens ein Bisschen. Das ist in der Vogelwelt aber auch nicht so ungewöhnlich. Selbst in unserer heimischen Vogelwelt kennt man farbenprächtige Vogelarten.


    Papageien sind laut - auch das zumindest überwiegend. Diese Eigenschaft ist aber nicht so außergewöhnlich, fällt uns aber bei der engen Beziehung in der Wohnung besonders auf. Die Begabung sprechen zu lernen haben sie mit Raben- und Starenvögeln gemein. Das Nachahmungstalent ist auch den Drosseln und vielen weiteren Singvögeln eigen. Das macht den Reiz an Papageien allein nicht aus.


    Ein ganz spezieller Reiz der Papageien ist, dass keine Art in Europa heimisch ist (was sich zur Zeit ändert). Dadurch stellen sie für uns Repräsentanten einer Welt voller Licht und Farben, eines Traums von Wärme und leichtem Leben dar.


    Ein weiteres Merkmal macht Papageien für uns so attraktiv: Dass sie ausgesprochen sozial veranlagt sind. Dazu gehören sehr vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation.


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    Uns spricht außerdem die Fähigkeit an, dass Papageien den stark gekrümmten Schnabel, der an den der Greifvögel erinnert, wie eine Hand verwenden können und auch ihren Fuß hinzunehmen. Die kurzen, kräftigen Füße, die denen der Spechte ähneln, erlauben ihnen, zusammen mit dem Schnabel geschickt im Geäst der Bäume zu hangeln und zu klettern. Im Schnabel werden Objekte geschickt gedreht, betastet und gegebenenfalls zerkleinert, was auch beeindruckend die Kraft des Schnabels demonstriert. All diese Eigenarten und Fähigkeiten zusammengenommen machen Papageien zu Vögeln, die mehr als andere Vögel können. Sie brachten ihnen die Bezeichnung "gefiederte Affen" ein. Den Affen sprechen wir Menschen eine große Ähnlichkeit zu uns Menschen zu. Das liegt nicht nur in ihrem sozialen Wesen, sondern auch in ihrem menschenähnlichen Ausdruck in ihren Gesichtern. Das weisen Papageien nicht auf. Das Mienenspiel mit dem starren Schnabel und den fehlenden Ohren lassen keine Ähnlichkeit mit uns Menschen erkennen. Dennoch können Papageien mit ihrem Kopfgefieder und ihrem übrigen Körper eine Menge sehr unterschiedlicher Gesten ausdrücken. Menschen, die sich intensiv mit Papageien beschäftigen, glauben in ihnen etwas Menschenartiges zu erkennen. Daher versucht man sie durch zähmen oder frühe Prägung auf den Menschen noch menschenähnlicher, menschbezogener zu machen. Das bleibt allerdings bei objektiver Betrachtung ein Irrtum.






    Die Bewunderung bleibt. Denn Papageien unterscheiden sich von anderen Vögeln in der Gesamtheit ihrer Eigenschaften grundlegend.


    Schauen wir uns doch mal das Verhalten der Papageien an und versuchen einmal, das seelische Wesen der Papageien zu verstehen. Mit ihren Fähigkeiten als "Luftwesen" zu fliegen und im besonderen Maße sehen zu können, was sie zu Tieren des Lichts und der Farbe macht, sind sie mit anderen Vögeln vergleichbar. Das Besondere liegt in ihrem sozialen Verhalten zum einen, zum anderen in der Art, wie sie ihre Nahrung zu sich nehmen. Zusätzlich ist zu beachten, wie die Papageien mit ihrem Schnabel in Kontakt mit der Umwelt treten. Hier ist ein großer Unterschied zu anderen Vögeln zu finden. Genauere Untersuchung dazu dann später. Dabei werden im Vergleich verblüffende Parallelen zu Primaten - uns Menschen als "Tier"- erkennbar. Hier sei angemerkt, dass wir Menschen als physische Wesen bis auf besondere Ausprägungen den Tieren gleichen. Geistig und seelisch unterscheiden wir uns von ihnen grundlegend. Daher wäre ein Vergleich mit den Tieren nur sehr bedingt möglich. Doch da gibt es etwas, was eben besonders ist am Papagei als Vogelwesen und dem Mensch als Primat.


    Fortsetzung folgt.

  • Hi Alex ;


    Wieso einen Papagei und nicht einen Rabenvogel ? Letzterer wäre ihm in Intelegenz wohl gewachsen.


    Ein Hauch von fernen Ländern, ein riesen Vogel der nicht wegfliegt , atenberaubende Farben zieren diesen , sprechen kann er , diese Mensch -Vogelbezieheung wird als Gefangenschaftstauglich verkauft ( nukelnder papagei am Finger )--------------------------und dann noch diese Fazination das er nicht wegfliegt ! Nein ; er sucht mich sogar freiwillig auf-------------------ich freue mich , er hat mich sogar als Partnerersatz ausgesucht . Ich bin als Mensch glücklich ( noch ) , wie es dem Vogel dabei geht :huh:


    Den papageien verstehen ? Es ist schon einiges über diese Tiere bekannt----------------wird aber wissentlich nicht angenommen, weil : bei mir stellt sich alles ganz anders dar, ganz bestimmt, ehrlich.................................ich mach alles anders.


    MFG Jens

  • Papageien haben viele Bewunderer. Nicht nur jene, die spontan begeistert sind und im Überschwang einen anschaffen. Diese haben zwar möglicher weise eine Vorstellung, die nicht ganz der Realität entspricht, aber sie haben sich für einen Papagei entschieden, nicht für einen Hocko oder einen Pfau, auch nicht für einen Qetzal oder Tukan. Gut, manche schwärmen von einem Beo, weil auch dieser schön sprechen lernt. Aber der Papagei ist eben anders.


    Die langjährigen Vogelhalter verschiedenster Couleur sind von Papageien ebenfalls begeistert. Weil sie aber das Wesen des Papageis besser kennen, haben sie gebührenden Respekt. Ich meine jetzt nicht im Sinne "Angst vor ihnen", sondern eher Achtung. Ihr wisst, wovon ich rede. Der Papagei ist ein Vogel, der seinem Willen mit großer Energie und Bestimmtheit Nachdruck verleihen kann. Andere Vögel springen hin und her, gegen das Gitter, auf den Boden, lupfen die Flügel und vibrieren mit dem ganzen Körper. Ihr Ausdruck des Willens ist klar in der Suche der Weite zu erkennen. Der Papagei wirkt dagegen bedächtig, er springt nicht gegen das Gitter, sondern klammert sich mit Schnabel und Füßen daran. Er lupft nicht seine Flügel außer in Anfällen übermäßiger Angst oder angestauten Bewegungsdrangs. Er vibriert nicht so, wie ein Häher oder eine Schama. Sein Blick zielt weniger in die Weite sondern viel mehr auf die Nähe, auf den Menschen, Artgenossen oder Objekten des Interesses. Dieser Blick allein, macht den Papagei schon anders und auf uns Menschen magisch.


    Interessanter weise kann ich bei Hühnern einen ähnlich konzentrierten Blick feststellen. Mag sein, dass sie durch ihr Bodenleben ihre Wahrnehmung mehr auf nahe liegende Objekte richten.


    Dagegen erscheint der Blick beispielsweise einer Möwe beinahe abwesend, obwohl ihm nichts entgeht.


    Es ist nur seine Wirkung auf uns Menschen. Der Blick eines Greifvogels dagegen enthält eine höchstmögliche Konzentration auf Objekte, so wie auch bei Eulen. Der Papagei hat seine Augen wie die meisten Vögel an den Seiten des Kopfes. Die Greifen und Eulen haben sie mehr oder weniger nach vorne gerichtet. Dadurch ist ihr räumliches Sehen besonders auf naher Distanz wesentlich besser. Doch der konzentrierte Blick des Papageis ist ebenso, wie der eines Greifen, intensiv. Dazu kommt, dass viele Papageien mit der Iris Signale aussenden können, was nur sehr wenige Vogelarten sonst tun. Am ausdrucksstärksten kann man das bei Amazonen beobachten. Diese willensmäßige Steuerung des Auges als Signal ist etwas Ungewöhnliches und hat etwas mit der Art gemeinsam, wie wir Menschen unsere Augen zur Kommunikation einsetzen. Zwar können wir nicht willentlich die Pupille verengen, aber wir verengen den Sehschlitz der Augenlieder, rollen mit den Augen hin und her, so dass das Weiß des Auges sichtbar wird. Diese Tatsache ist wohl ein Punkt, der den Papagei für uns so anziehend macht.


    Ein weiterer Punkt ist seine Art, Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu dann später.

  • Wenn man Vögel bei der Nahrungsaufnahme beobachtet, können einem Zweifel kommen, ob sie daran überhaupt einen Genuss haben. Okay, Genuss wäre jetzt mal anthropomorph gedacht. Wie sehr Tiere etwas genießen, können wir nicht so genau wissen. Aber, wer sich intensiv mit Tieren befasst, kann nicht abstreiten, dass Tiere auch genießen. Genuss ist mit Wohlbehagen gleich zu setzen. Also ein Pferd genießt es sehr, einmal ausgiebig zu galoppieren. Ein Hund genießt die Streicheleinheiten vom Mensch, die Katze ebenso. Der Vogel genießt einen schnellen Flug, den er möglicherweise ganz ohne Ziel begonnen hat. Bei solchen Tätigkeiten, wie Nahrungsaufnahme, sprechen wir den Tieren den Genuss vollständig ab. Das ist reine Triebhaftigkeit, Befriedigung eines Grundbedürfnisses, Instinkt geleitetes Verhalten, ... . Da suche ich manchmal den Unterschied zu dem einen oder anderen Mensch.


    Spaß beiseite. Beim Vogel geschieht die Nahrungsaufnahme in der Regel so, dass er etwas anvisiert, mit dem Schnabel ergreift und mit einer kurzen Bewegung des Kopfes nach oben in seinen Schlund befördert. Heruntergeschluckt und weg. Besonders eindrucksvoll verschwindet auf diese Weise so mancher dicker Goldfisch in einem Reiherschlund. Wo hat der Reiher seinen Genuss am Goldfisch, den er so gerade noch herunterkriegt? Das Gefühl, wie der Fisch in der Speiseröhre herunter rutscht? Seine Zuckungen? Der gefüllte Magen? Sicherlich genießt der Reiher das. Aber wenn wir uns selbst beobachten, stellen wir fest, dass sich der Genuss nach dem Schlucken weitgehend unserer Wahrnehmung oder zumindest unserem Bewusstsein entzieht. Bei den anderen Vögeln verläuft das Prozedere gleichermaßen ab. Das Korn wird entspelzt und weg. Die Fliege wird zerdrückt und weg. Wenn meine Zwergwachtel einen Regenwurm verschlingt, leidet sie lustvolle Qualen. Der Wurm wird durch gezielte Hiebe in den Kopfbereich getötet. dann schluckt die Wachtel den Wurm im Ganzen, was ziemlich lange dauern kann, und man sieht dem Tier die unglaubliche Anstrengung an. Auch wenn der Wurm verschlungen ist, läuft die Wachtel eine ganze zeitlang gequält verbogen herum, weil ihr Kropf den Wurm kaum fassen kann. Ein Greif reißt hektisch Stücke aus seiner Beute und ist mit seinen Augen eigentlich woanders, nicht beim Fressen. Oder aber es geht ihm so, wie bei der Wachtel.


    Beim Papagei ist das anders. Er beißt Stücke von seiner Nahrung ab. Er zerkleinert sie mit dem Schnabel und hat dabei ein intensives Erlebnis in seinem Schnabel. Er fasst nicht einfach zu und verschlingt. Er setzt seinen Oberschnabel an und greift förmlich hinein. Mit dem Unterschnabel trennt er ab. Das Stück Apfel beispielsweise wird dann vom Unterschnabel am Oberschnabel zerraspelt. Die Zunge ist dabei unmittelbar am schieben und nach hinten befördern. Bei dieser ausgiebigen Zerkleinerung des Apfel- oder Nussstücks hat er eine verhältnismäßig lange Zeit mit dem Brocken zu tun. Das Erlebnis im Schnabel, welcher das am stärksten im Bewusstsein des Vogels befindliche Organ ist, ist ausgesprochen intensiv. Bemerkenswert ist dabei, dass der Papagei der einzige Vogel ist, der die Nahrung mit dem Fuß hält und zum Schnabel führt. Andere Vögel drücken die Nahrung mit dem Fuß bestenfalls an den Untergrund. Dieser Nutzung des Fußes muss ein hoher Grad an Bewusstsein unterstellt werden; es ist ja auch eine Anstrengung damit verbunden. Und in dieser Handlung ist steckt ein hoher Grad an Genussfähigkeit.


    Dieser Genuss ist etwas, was man besonders von uns Menschen kennt. Wir essen nicht nur um des Essens willen. Wir Essen aus Geselligkeit und aus Lust am Geschmachserlebnis. Wenn wir Papageien beobachten, stellen wir fest, dass auch sie immer gemeinsam essen und dass ihre Wahl ausgesprochen konkret ausfällt: Schmeckt, wird gegessen, schmeckt nicht, wird fallen gelassen. Ein Vogelstrauß verschluck so ziemlich alles, auch Radios, wenn sie klein genug sind. Auch stellen wir fest, dass ein gelangweilter Papagei keinen Appetit hat und sein Futter verschwendet, dass er damit spielt ohne es zu fressen, und dass er in Gesellschaft viel mehr Lust zum Essen hat. Diese Eigenschaften wirken ausgesprochen menschlich. Ihnen liegt ein hoher Grad an Bewusstheit zugrunde.


    Wie es sich im Gesellschaftlichen bei Papageien verhält dann später.

  • Was hier so als menschenähnlich bezeichnet wird, sind nur Analogien. Die Motive des menschlichen Verhaltens liegen anders als bei Tieren. Auch ist das Bewusstsein des Menschen ganz anders geartet. Weil Menschen von sich selbst wissen (weswegen sie Homo sapiens heißen), ist alles, was sie tun von ständiger Selbstreflexion begleitet. Der Mensch sieht sich selbst und seine Aktivitäten als Maßstab aller Handlungen. Er lernt daraus und das sein Leben lang. Die Prioritäten, die er dabei setzt, geben vor, was er wie und in welcher Intensität lernt. Das Erlernte hat Konsequenzen auf seine Kompetenzen und schließlich auf seine Stellung in der Gemeinschaft. Der Mensch schöpft seine Fähigkeiten aus seinen Erinnerungen und Vorstellungen, die er in Vergangenheit gelernt hat. Er plant seine Taten. Seine Motive sind auf Zukünftiges gerichtet. Vergangenheit und Zukunft sind in die Handlungen und Gedanken mit einbezogen.
    Beim Tier ist das vollkommen anders. Angeborenes Wissen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen geben dem Tier vor, was zu tun ist. Das Tier agiert, ohne darüber nachzudenken, ob und welche Folgen seine Tat hat. Es denkt auch nicht darüber nach, ob es gut für es selbst oder für die anderen ist, etwas so oder anders zu tun. Es bewertet seine Taten nicht. Es kennt nicht Vergangenheit und Zukunft, sondern lebt in ständigen gegenwärtigen Impulsen. Es agiert sinngemäß und seiner Veranlagung entsprechend, begleitet von den gefühlsmäßigen Grundströmungen von Lust und Unlust. Daraus resultiert sukzessive ein zusätzlicher Erfahrungsschatz, der das Urteilsvermögen über den Nutzen einer Sache oder einer Handlung ermöglicht. Das Tier lernt zu unterscheiden und entsprechend zielgerichtet zu agieren. Mehr auch nicht.



    Wenn wir das Sozialverhalten von Papageien beobachten, welches bei den verschiedenen Arten recht unterschiedlich ausgeprägt ist, stellen wir eine Gemeinsamkeit mit anderen Vögeln fest. Bei Vertretern von Gänsen, verschiedenen Gruppen der Singvogelfamilie und auch Hühnervögeln, können wir sehen, dass das Sozialverhalten der Papageien nicht so einmalig ist.
    Beispiel Gattentreue = Monogamie: Gattentreue ist bei Gänsen, zu denen Schwäne und Enten gehören, vorhanden und unterschiedlich stark ausgeprägt. Dabei kann man feststellen, dass, je geringer der Sexualdimorphismus ist, desto größer ist die Gattentreue. Die Gattentreue gibt es auch bei Prachtfinken, Rabenvögeln und gewiss noch bei anderen Gruppen, von denen ich nicht so genau Bescheid weiß. Gattentreue bedeutet, dass sich Geschlechtspartner über eine oder mehrere Brutperioden hinaus treu bleiben. Dieses wird auch als monogam bezeichnet, was auch bedeutet, dass nur ein Partner in der Beziehung besteht. Hühnervögel sind zumeist Haremsbildend bzw. Polygam, oder gar agam, also ohne Gattentreue. Monogamie heißt aber nicht unbedingt ein Leben lang. Es kommt in meiner Zebrafinkengruppe, deren Paare über mehrere Jahre gattentreu sind, schon mal vor, dass sich ein Partner neu orientiert. Daraus folgen wie bei uns Menschen Eifersucht und heftige Kämpfe. Aber ein einmal getroffener Entschluss bleibt. Auch K. Lorenz hat solche Beobachtungen bei seinen Dohlen machen können. Partnertreue bei Hühnervögeln gibt es z.B. bei Zwergwachteln. Diese sind auch ausgesprochen territorial, sodass die Möglichkeit der Lösung einer Partnerschaft schon von daher verringert wird. Die Partner sind sich aber nicht so treu, dass, wenn das Paar getrennt wird, sie nicht sofort fähig sind, eine neue Partnerschaft zu arrangieren. Diese weniger intensive Gattentreue kann man auch bei Vertretern aus der Papageienfamilie finden. Vor allem bei denen aus der Unterfamilie Plattschweifsittiche, zu denen u. A. Platycercus, Barnardius, Neophema und Cyanorhamphus gezählt werden. Bei ihnen fehlt das den Papageien sonst übliche Kontaktsitzen und Partnerkraulen (soziale Gefiederpflege). Sie sind sich Gattentreu aber sind auch nicht so fest verpaart, dass eine Ehe nicht schon mal neu arrangiert werden kann. Diese Arten sind aber zusätzlich territorial, sodass auf diese Weise die Dauerhaftigkeit einer Partnerschaft erhalten bleibt. In Mangelzeiten schließen sich die sonst revierbildenden Tiere zu größeren Gruppen und Schwärmen zusammen. In diesen Phasen findet wenn überhaupt, eine Neuorientierung statt.


    Bei höher entwickelten Papageienarten werden Partnerschaften dauerhaft geschlossen. Die Bindung wird durch Kontaktsitzen, soziale Gefiederpflege und synchrone Handlungsabläufe ständig bestätigt. Sogar individuelle Laute und regionale Dialekte werden vom Partner übernommen. Partnerschaften, die sich wieder auflösen, sind wahrscheinlich von Anfang an nur auf Zeit geschlossen. Bleibt ein Paar in der Reproduktion erfolglos, kann das ebenfalls ein Grund zur Paarlösung sein. Es gibt einvernehmliche "Scheidungen" und auch solche mit heftigen und langwierigen Eifersuchtsstreitereien. Auch Stalker gibt es unter ihnen. Reviere bei diesen Arten werden ausschließlich in der Brutsaison gebildet, was verhindern soll, dass Seitensprünge statt finden. Ein anderer Grund kann ausgeschlossen werden. Nistplatzkonkurrenz findet vor der Brutsaison statt. Das Revier wird erst bei Bezug einer geeigneten Höhle aufgebaut. Das Partnerfüttern der Papageien wird als ritualisiertes Brutverhalten interpretiert und soll die Handlungsabläufe bei der Jungenaufzucht trainieren. Merkwürdiger weise machen das längst nicht alle Papageien. Und merkwürdiger weise kann eine Brut trotzdem verloren gehen, weil die Elterntiere nicht ausreichend füttern. Deswegen hinkt die These. Das Partnerfüttern ist aus meiner Sicht fürsorgliche Zärtlichkeitsbekundung mit dem Effekt der Paarfestigung, analog zum Küssen der Menschen, dem man ebenso ritualisiertes Füttern des Nachwuchses nachsagt.


    Wenn wir dieses Paarverhalten speziell betrachten, sind wir erstaunt, wie wenig wir Menschen uns darin von den Papageien unterscheiden. Gattentreue ist uns sehr wichtig. Wir binden uns nicht nur aus kulturellen oder religiösen Gründen an einen Partner. Wir sind monogam, jedoch nicht ausschließlich. Zu unserem Partner sind wir zärtlich, was unsere Paarbindung festigt. Zwar füttern wir unseren Partner nicht, aber küssen und regelmäßiger geschlechtlicher Verkehr tut hier den gleichen Effekt. Dennoch gibt es auch Seitensprünge und Neuorientierungen mit Auflösung einer Partnerschaft unter schmerzhaften Eifersuchtsdramen oder auch einvernehmlich. Allerdings sind wir Menschen nicht so territorial, weswegen Seitensprünge nicht so leicht ausgeschlossen werden können.


    Diese Gattentreue machen wir uns zunutze, wenn wir Papageien als Schmuse- und Kuscheltier halten wollen. Die Abhängigkeit und daraus resultierende, oftmals destruktive Verhaltensänderungen, die von Seiten des Tieres dabei entstehen, sind ein Hinweis, dass unser Verhalten ihnen gegenüber rücksichtslos ausnutzerisch ist, um unsere Bedürfnisse an Partnerschaft oder "Brutfürsorge" zu befriedigen.


    Andere Sozialverhalten der Papageien beschäftigen uns Menschen in der Papageienhaltung kaum. Daher gibt es kaum Hinweise auf Analogien mit menschlichen Verhaltensweisen. Man weiß auch zu wenig über die Verhaltensweisen, die sich im Freileben äußern, weil wir Menschen die Papageien in künstlich arrangierten Gemeinschaften halten, in denen nicht die gesamte Bandbreite ihres Sozialverhaltens entwickelt werden kann. Ebenso zwingen die Haltungsbedingungen die Papageien zu modifizierten Verhaltensweisen, die nicht umbedingt mit denen im Freileben übereinstimmen. Das Freileben der Papageien als fliegende Tiere gestaltet sich naturgemäß sehr schwierig. Daher werde ich das Thema hier nicht weiter vertiefen können. Bei Amazonen scheint aber eine mehrschichtige Sozialordnung zu bestehen, wie man sie von Primaten kennt, mit z.B. Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen. Gibt es altruistisches Verhalten? Eine kleine Begebenheit kann ich dazu beschreiben. Dazu dann später.

  • Ob und in welchem Maße altruistisches Verhalten bei Papageien vorhanden ist, ist mir weitgehend unbekannt. Als altruistisches Verhalten bezeichnet man solches, bei dem ein Individuum ohne direkten eigenen Nutzen anderen Mitgliedern der Gruppe hilft. Bekannt ist das Brutverhalten verschiedener Vögel, bei denen Junge aus der ersten Brut bei der Aufzucht der zweiten Brut helfen. Sie werden nicht verjagt von den Eltern, sondern zum Teil darin sogar bestärkt.


    Diese Beobachtung machte ich auch bei meinen Schönsittichen. Diese Art gilt als territorial und gegenüber Artgenossen in der Brutzeit als sehr aggressiv. Für gewöhnlich wird man also in Menschenobhut eine solche Beobachtung nicht so oft machen können.


    Mein Schönsittichpaar ist recht fruchtbar und zieht regelmäßig Junge groß. Die Anzahl der Jungen liegt für gewöhnlich bei drei oder vier pro Brut. Zwei Bruten nacheinander sind die Regel. So hatte ich in einem Jahr sieben Junge und gab sie ende des Jahres bis auf ein Männliches ab. Im Folgejahr war da also das Paar und der Junge vom Vorjahr. Die Balzzeit begann wie immer Mitte Februar. Der Vater bemühte sich mit kühnen Flügen und verschiedenen anderen Signalen des Balzverhaltens um die Gunst des Weibchens. So auch der Sohn. Der Vater begann sein Weibchen zu füttern, so auch der Sohn, der aber vom Vater verscheucht wurde. Die Mutter duldete das aber. Sie nahm die Balzbemühungen des Sohnes ebenfalls an. Mitte März wurde die Bruthöhle bezogen. Der Vater war sehr damit beschäftigt, den Sohn aus der Reichweite des Weibchens zu drängen, aber ohne ernsthaft tätlich zu werden. Das konnte er aber nicht immer. Also nutzte der Sohn, jede Gelegenheit, seine Mutter zu füttern. Ende März hatte das Weibchen seine Höhle so parat, dass es bereit war, Eier zu legen. Als es sich zur Begattung duckte, war der Vater zur Stelle. Der Sohn kam nicht zum Zuge, er wurde sehr energisch verjagt. Aber die Begattung erwies sich als schwierig, weil sich der Sohn ständig einmischte und störte.
    Es wurden sechs Eier gelegt. Ab dem Dritten wurde fest gebrütet. Alle Eier waren befruchtet. Die ersten drei Jungen schlüpften etwa im Abstand von einem Tag, die weiteren dann im Abstand von jeweils zwei Tagen. Das jüngste Junge war also neun Tage jünger, als das Älteste. Es wuchs nur sehr zögerlich und drohte zu verhungern.
    Nach einem etwas handfesterem Streit bekam der Sohn gewisse Zeit lang Oberhand. Der Sohn schlüpfte irgendwann mit in die Höhle, wenn der Vater nicht zusah und fütterte seinerseits die Jungen. Der Vater verjagte den Sohn sonst vom Nest. Von da an wuchs auch das sechste Junge. So wurden die Nestlinge von Mutter, Vater und großem Bruder gefüttert und wurden sicher groß. Damit war der Erfolg einer großen Brut gesichert. Beim Ausfliegen der Jungen sind die Eltern sonst immer sehr aufgeregt und besorgt. Die Mutter war es nicht. Der Vater sehr und griff in seinem Eifer Mutter und Sohn an. Doch erschöpfte er sich dabei und Mutter und Sohn fütterten die Jungen und schließlich auch der Vater. Dabei waren die Verbliebenen im Nest und die Ausgeflogenen gleichermaßen zu versorgen. Der Sohn tat dies sehr routiniert und der Vater ließ ihn schließlich gewähren ohne ihn weiter anzugreifen. Auch das Jüngste wurde flügge mit einer Verzögerung von etwa fünf Tagen.


    Die Mutter begann sogleich eine neue Brut mit vier Eiern. Der Sohn versorgte die brütende Mutter, der Vater versorgte die flügge gewordenen Jungen. So hat der Sohn zu einer erfolgreichen Saison mit 10 Jungen beigetragen. Er wurde vom Vater mehr oder weniger geduldet. Die Mutter hat den Sohn durch Annahme seines Werbens und Fütterns bestärkt. Schließlich hat der Vater seinen Sohn nicht mehr als Störer empfunden und gewähren lassen.


    Der Sohn hatte selbst darin keinen Vorteil. Es gab deswegen nicht die Möglichkeit, vielleicht mit einem seiner jungen Geschwister selbst zu brüten, was als Motiv von manch einem Verhaltenskundler unterstellt würde. Ich würde nur darin die Lust erkennen wollen, selbst Nachwuchs groß zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Gefühle des Vaters, in die sich der Sohn sicherlich nicht hinein versetzen kann. Der Vater sah in dem Jungen einen lästigen Störer, aber keinen ernsten Konkurrenten. Schließlich hat er anscheinend den Nutzen des Sohnes bei der Jungenaufzucht bemerkt, nachdem er in seinem Sohn zunächst eine Gefahr für seine Kinder vermutete. Die Mutter akzeptierte beide als Partner. Den Vater griff sie gelegentlich schroff an, ohne dass ich verstehen kann, warum. Den Sohn dagegen nie. So kann man bei allen Dreien ein altruistisches Verhalten erkennen. Die eingeschränkte Toleranz durch den Vater, die Akzeptanz zweier Versorger durch die Mutter und vor allem die zunächst heimliche und dann offensive Versorgung von Mutter und Jungen durch den Sohn.

  • Es gibt eine Kraft bei Menschen. So etwas, was mit Liebe bezeichnet wird. Es ist ein schwer zu greifender Begriff, weil er mit sehr vielen unterschiedlichen Qualitäten verbunden wird. Eine einfache Form davon ist die Hinwendung. Zuneigung könnte die Steigerung davon sein. Toleranz, Großmut und weitere ähnliche Eigenschaftswörter, die für etwas anderes stehen, aber in diese Richtung gehen, sind Umschreibungen von Teilbereichen der Liebe in Kombination mit weiteren Gefühlen im sozialen Zusammenspiel.
    Wer seine Tiere liebt, ganz menschlich, befähigt sich, sich in die Tiere ein stück weit hinein zu versetzen. Ganz geht es natürlich nicht. Es geht nur annäherungsweise.
    Je intensiver die Beziehung zu dem Tier ist (oder Mensch oder Pflanze) desto größer wird die Fähigkeit einer Kraft, die Empathie genannt wird. Sie ist schon eine sehr hohe Stufe des Liebens. Die Höchsten sind das Mitgefühl und das Mitleid.

    Zu einigen der oben genannten Qualitäten der nicht fortpflanzungsgebundenen Liebe sind auch Tiere fähig. Je höher eine Art entwickelt ist und ihr Sozialsystem, desto differenzierter sind die Ausdrucksformen liebevoller Hinwendung.



    Soweit die verschiedenen Qualitäten von Liebe, die noch wesentlich schillernder werden, wenn es um die Förderung neues Lebens an sich geht. Da gibt es die Hingabe im Altruismus, wie wir oben gesehen haben. Dann gibt es natürlich die geschlechtliche Liebe, die sich in allerlei Tätigkeiten äußert, bis hin natürlich im Geschlechtsakt. Dieser ist bekanntlich eine Folge eines sehr starken Triebs, der allen Tieren und dem Menschen eigen ist. Dieser Fortpflanzungstrieb ist eine Form von Liebe, die das Leben an sich liebt und deswegen für die Kontinuität im Strom der Vererbung sorgt. Damit dieser Strom eine möglichst hohe Effizienz erhält, sind der Erfüllung des Fortpflanzungstriebs eine Menge Rituale und Mechanismen vorangestellt. Man kann darin eine im höchsten Maße göttliche Form von Liebe sehen, die aber wiederum gleichzeitig eine im höchsten Maße Irdische ist; ein Paradoxon, welches eines der großen Mysterien des Lebens ist.


    So ist es nicht verwunderlich, dass Papageien im Sinne der fortpflanzungsgebundenen Liebe zu lieben fähig sind. Und wir kennen ihre Balzspiele des Kraulens, Imponierens, Synchronhandelns, Fütterns und die paarweise Absonderung von der Gruppe. Diese Verhaltensweisen sind im Großen und Ganzen instinktgesteuert und bedürfen nur einer Feinabstimmung, die erlernt wird.


    Wenn wir aber die Jungenbetreuung beobachten, stellen wir ganz andere Qualitäten der Liebe fest. Wie zärtlich das frischgeschlüpfte Küken auf den Rücken gerollt wird, wie behutsam das winzige Schnäbelchen gefasst und mit Nahrung gefüllt wird, kann ich zur Zeit wundervoll beobachten, weil sich mein Schönsittichpaar zur Brut auf dem Boden eines der Futterkäfige entschlossen hat. Das sonst kraftvolle Männchen, das keinen fremden Artgenossen dulden würde, was sich auch sonst aus dem Geschäft des Brütend heraushält, nimmt sich der frischgeschlüpften Brut an und füttert sie ebenso zärtlich, wie die Mutter. Es beleckt und beknabbert vorsichtig die so zarten, rosa und weißflaumigen Jungen. Dabei schiebt es sich für kurz auch das letzte, ungeschlüpfte Ei unter. Die sonst von Körperkontakt abgeneigten Schönsittiche, Vater und Mutter, kuscheln zärtlich auf dem Nest. Diese zutiefst anrührenden Szenen sind mehr, als nur angeborenes, instinktives Verhalten, zumal dieses sich individuell unterschiedlich gestaltet. Die Fürsorge um den Nachwuchs bringt diese individualistischen Vögel ganz eng zusammen. Die Fürsorge ist eine altruistische Form von Liebe, die es nur bei Tieren gibt, die Brutpflege betreiben. Diese ist sehr empfindlich bei Papageien. Wenn die Lebensbedingungen zu schlecht werden, zerbricht, zerreißt das Band und die Jungen werden aufgegeben.


    Gibt es danach Trauer?

  • Hallo Alex ;



    interessanter Text . Zum Altruismus : Altruismus ist nicht zwingend willentlich, moralisch, idealistisch oder normativ begründet, sondern kann auch Bestandteil des angeborenen Verhaltens eines Individuums sein. Meiner Meinung nach ist diese " Liebe " wovon Du sprichst eine Triebgesteuerte Verhaltensweise die nur zu bestimmten Zeiten auftritt ( ebenso wie Aggresion ).



    Zur Trauer ; ja es giebt diese bei Vögeln und wurde auch schon beobachtet. Bsp. von dem herumtrammpeltendem Hyazinthara der den Verlust seiner Henne zu beklagen hatte. Er lief eine ganze weile um den toten Vogel, Pfleger durften sich nicht nähern.


    Im September kommt ein Artikel heraus in "Papageien " steht dann dort alles drinn :thumbup: .



    MFG Jens


  • Hallo Jens,
    Triebgesteuert sind die Handlungen. Sie entsprechen einem angeborenen Muster. Die verschiedenen Arten oder Qualitäten von Liebe sind temporär auftretende Gefühle, wie bei uns Menschen auch. Bloß haben wir Menschen noch Stufen, die über die Liebesfähigkeit der Tiere hinaus reichen. Eine allumfassende, selbstlose und lebenstiftende Liebe ist einzig dem Göttlichen vorbehalten. Dieses durchwirkt das Leben selbst. Wir als Menschen können am Göttlichen teilhaben, wenn wir eine hohe Moral haben.
    Ob das altruistische Verhalten, wie oben beschrieben, angeboren ist, müsste in wiederholten Beobachtungen mit verschiedenen Paaren herausgefunden werden. Daran ändert aber nichts, dass dieses Verhalten selbstlos ist, bewusst oder unbewusst.
    Von der Trauerfähigkeit von Papageien gibt es sicherlich viele rührende Geschichten. Auch dieses ist eine Form der Liebe. Es ist der Verlust von etwas, das zu einem Teil meinerselbst geworden ist.


    Liebe Grüße, Alex

  • Hallo Alex ;



    So wie ich es verstehe ist dieser liebevoller zusammenschluß / kümmern und die Nestlinge vom Hahn triebgesteuert. Ansonsten ist ja nicht so harmonisch. Also doch triebgesteuert ?



    Fragende Grüße Jens ?(

  • Mal 'ne Gegenfrage:


    Wenn Du Dein kleines Baby auf den Arm nimmst und setzt Dich zu Deiner Angetrauten, und Ihr kuschelt und püngelt Euer Baby, füttert es fürsorglich und säubert es liebevoll und bereitet ein gemütliches Zimmer, wo ihr ganz zusammengekuschelt und friedlich unter Euch seid, wenn dann ein Fremder an der Tür klingelt und sagt, ihr habt Eure Miete nicht bezahlt und überhaupt sind Babys vom Mietvertrag ausgeschlossen, der Zorn steigt in Dir auf ...


    Ist Brutpflegetrieb liebevoll oder einfach nur mechanisch - triebgesteuert? Nein, Liebe muss nicht bewusst sein, ist sie meistens auch gar nicht. Trotzdem ist es eine Form von Liebe, nämlich der selbstlosen Hingabe an den eigenen Nachwuchs.


    Nun ist Dein Nachwuchs flügge, also so annähernd erwachsen und geht in die Welt hinaus. Braucht er dann noch Deine Fürsorge mit füttern und saubermachen? Diese Art Liebe weicht einer anderen Art Liebe: Die des Verständnisses für die Sehnsüchte eines Jungen Menschen. Oder aber sie weicht der Eigenliebe und des eifersüchtigen Wachens über das junge Wesen, was von einem anderen jungen Wesen möglicherweise begehrt werden könnte. Diese Eifersucht kann verschiedene Gründe haben: Du bist verliebt in Dein Kind oder Du hast Angst, weil Dein Ansehen sinkt, wenn Dein Kind gegen bestehende Gesellschaftsmoral verstößt. Du siehst, hier wird es menschlich.


    Der junge Papagei wird auf Distanz gebracht von seinen Eltern. Irgendwann erkennen sie ihn nicht mehr als ihr eigenes Kind. Doch im Moment der Aufzucht geben sich die Eltern selbstlos der liebevollen Fürsorge hin. Sie rücken ganz eng zusammen, sie verteidigen ihr kleines Reich, ihr Nest. Diesen Tätigkeiten liegen zärtliche Gefühle zugrunde, die wir von uns selbst kennen. Darin ähneln wir den Papageien.

  • Hi Alex ;



    ich denke aber doch das dies Triebgesteuert ist. Bsp. : Nehme mal einem Papageienpaar die Kücken weg und lege diese einem anderen Paar unter das ebensolche großen Kücken hat. Diese Kücken wiederum schiebst Du Paar numero 1 unter . ( Vorausgesetzt gleiche Art ). Sie werden trotzdem großgezogen und ich denke nicht das die Adulten Tiere diesen Schwindel bemerken .



    MFG Jens

  • Unterscheiden tun sie da nicht, das stimmt. Daher kann man bei manchen Vögeln auch Ammenzucht betreiben, was ja umstritten ist. Papageien erkennen sich nicht als Individuum auch unterscheiden sie nicht zwischen sich und anderen. Was sie selbst empfinden, unterstellen sie auch dem anderen. Unter Artgenossen ist das auch kein Problem, man versteht sich.
    Wie gesagt, Brutpflege ist zwar ein Trieb, aber nicht ohne die dazugehörigen Gefühle möglich. Jeder Handlung geht ein gefühlsmäßiger Impuls voraus. Die Fähigkeit, diesen Impuls empfinden zu können, ist meist angeboren, kann aber auch erlernt sein. Die Feinheit liegt dann im "wie". Man isst ja als Vogel auch nicht, ohne Hunger zu haben und wählt dann das, was der Erfahrung nach gut für einen ist. Und wenn's juckt, kratzt man sich, man muss aber auch wissen, wo.



    Wir müssen wohl auch unterscheiden zwischen zielgerichteten Verhalten und nicht zielgerichtetem. Wir müssen unterscheiden zwischen den Qualitäten der Liebe (Selbsterhaltung, Hinwendung und Zuwendung zu einem anderen Individuum, Wahl des Partners, Paarbindung, Geschlechtliches, Jungenfürsorge), die in diese zielgerichteten Handlungen (Förderung eigenen und neuen Lebens) eingebunden sind, wie sie bei Tieren sowieso und bei Menschen eben auch da sind. Die durch kulturelle Entwicklung entstandenen Erhebungen ursprünglicher Gefühle von Liebe zu eben Neuen (Empathie, Mitgefühl und Mitleid) und die daraus resultierenden, altruistischen Handlungen der bewussten Selbstzurücknahme zugunsten der Allgemeinheit, sind menschspezifisch. Doch da gibt es etwas, was Tiere aus Liebe tun, wie Menschen: Das ist die Selbstaufgabe zur Rettung anderer. Ob es das auch bei Papageien gibt, weiß ich nicht, aber von Hunden ist das belegt. Damit ist Liebe, wie gesagt ein sehr schillernder Begriff. Den kann man nur umschreiben, aber kaum definieren. Ist so, wie das Wort "Energie" oder das Wort "Ich" oder das Wort "Gott". Welcher Grund der liebevollen Handlungen eigen ist, kann im Trieb oder auch im freien Entschluss liegen. Das ändert nichts an der Liebe an sich.


    Was ist also demnach Liebe? Liebe ist grob gesagt aktive Förderung des Lebens, des eigenen und besonders des anderen. Die Förderung des anderen Lebens unter der Bereitschaft Opfer zu erbringen. Beim Papagei ist es bei der Jungenfürsorge z.B. die Aufnahme von viel mehr Futter, als er selber braucht, viel mehr fliegen, als gewohnt, möglicher weise Kämpfe zu Lasten der eigenen Gesundheit und des Lebens und die Abgabe des Futters verteilt auf den Nachwuchs. Das sind Leistungen, die es nur bei brutpflegenden Tieren und Menschen gibt und für die Liebe da sein muss. Also die Opfer sind ein erheblich größerer Energieaufwand. Das Problem haben Lurche und Kriechtiere zum Beispiel nicht. Fische bis auf Buntbarsche z.B. auch nicht.


    Das Gegenteil davon ist Angst, die sich in Flucht oder Angriff äußert. Aus Angst vor Selbstverlust entsteht Hass. Daraus entstehen mitunter Kräfte, die beschädigen, zerstören oder Leben vernichten. Diese kann allein der Mensch überwinden durch bewussten Verzicht, freiwillige Selbstaufgabe und Opferbereitschaft, was alles der Liebe zugezählt werden kann. Das Tier bleibt bei der Selbsterhaltung mit Flucht oder Angriff. Es opfert um seiner selbst willen auch schon mal seine Brut. Darin ist das Tier weniger frei als der Mensch.


    Nun gibt es noch die letzte Stufe der Liebe, zu der nur Menschen fähig sind: Das ist der aufrichtige, bewusste und freiwillige Entschluss menschliches Leben zu fördern und dabei auf eigenen Komfort zu verzichten. Diese Menschen werden dann heilig gesprochen. Und schließlich die Liebe zu etwas, was übersinnlich ist, ist die Liebe zur Wahrheit. Dahin entwickeln wir uns noch ein paar tausend Jahre.

  • Alle höheren Tiere sind mehr oder weniger zum denken fähig. Die Fähigkeit ist jedoch sehr stark abhängig von der Lernfähigkeit. Die Denkstrukturen werden bestimmt vom Potenzial, welches Instinkte und Triebe zulassen. Die Denkfähigkeit ist also gebunden an angeborene Fähigkeiten und Anpassung an die natürliche Lebensweise. Sie wird durch Erfahrungen erweitert. Das Denken muss nicht bewusst ablaufen, wie beim Mensch. Es wird aber sinngemäß und situativ eingesetzt. Das Denken ist wie bei uns Menschen immer von Gefühlen begleitet, denn Denken ist eine innere Aktivität und jeder Aktivität liegen Gefühle als auslösenden Impuls zugrunde. Um den Handlungsimpuls umzusetzen, kommt noch der Wille hinzu, der aus dem Gefühlsimpuls entspringt. So bedingen Gefühl und Wille Handlung und Denken. Als ein wichtiger Handlungsimpuls haben wir die Liebe kennen gelernt, die unterschiedliche Qualitäten besitzt.
    Sofern Papageien also zu lieben fähig sind, so sind sie auch zu anderen Grundgefühlen fähig. Angst wäre das Offensichtlichste. Aus Angst vor Schmerz oder Verlust kann Aggression erwachsen oder aber die Flucht in die Weite.
    Über Trauer mag Jens etwas beitragen, weil er dazu etwas besonderes weiß. Soviel kann ich schon sagen: Der Verlust eines eng vertrauten Artgenossen hinterlässt an der Stelle eine Lücke, wo sich der Papagei an den Anderen gewöhnt hat und mit vielen Aktivitäten die Beziehung gefestigt hat. Es entsteht Verunsicherung bis hin zu Angst, Verwirrung und auch Schmerz in der Hinsicht, dass der Adressat zum Ausleben eines Bedürfnisses fehlt. Im Vergleich zu Menschen vergessen Vögel solche Verluste schnell, da sie nicht in Kategorien Vergangenheit und Zukunft, Vorstellung, Erinnerung und Zukunftsplanung denken. In der Natur gibt es viel Ablenkung und so vergisst der Papagei schnell, wenn sein Partner z.B. von einer Schlange oder einem Habicht ergriffen wurde. Je nach Stellung in der Gruppe findet sich über kurz oder Lang ein neuer Partner.
    Erstaunlicher weise haben Papageien, aber auch andere Vögel, ein außerordentlich gutes Gedächtnis. So kann es passieren, dass Partner, die sich über Monate oder Jahre aus den Augen verloren haben, dann noch wiedererkennen. Darüber wurde berichtet in Geschichten z.B. über Graupapageien in Menschenobhut (W. de Grahl, Der Graupapagei).


    Aus den Grundgefühlen Lust - Unlust, welche die Grundfeder aller weiterer Abstufungen von Gefühlen sind, entstehen in Kombination und Abstufungen die mannigfaltigsten Gefühle, die schließlich Antrieb zu den Handlungen sind. Die Fähigkeit zu den unterschiedlichen Gefühlsempfindungen sind teilweise angeboren und zum Teil erlernte Bestandteile. Instinkte sind angeborenes Wissen und entsprechend darauf ausgelegte Verhaltensmuster, die je nach Reiz ausgelebt werden müssen. Das sind dann die Triebe. Damit ein Trieb wach wird, muss ein Reiz vorliegen, der zumeist von Hormonen oder von Sinneseindrücken hervorgerufen wird. Die Kombination aus Instinkt und Trieb sowie die Interpretation der äußeren Reize, was zum Teil durch Erfahrung geschieht, machen das Verhalten der Tiere. Dennoch muss jedem Verhaltensimpuls ein entsprechendes Gefühl voran gehen, weil sonst die Handlung unlogisch und ziellos wäre. Damit sei erstmal vereinfacht bewiesen, dass Tiere Gefühle haben. Sie entsprechen weitgehend denen der Menschen. Nur kommen bei Menschen noch solche hinzu, die durch Kultureinflüsse modifiziert, erzeugt oder in andere Gefühle umgeleitet wurden.
    Ein Beispiel von Grundgefühlen und daraus resultierendes Verhalten: Ein Baby empfindet Hunger. Es ruft auf seine Art die Mutter, die es nährt. Das machen alle Tiere, die auf nährende Fürsorge durch die Eltern angewiesen sind. Das ist also Instinkt. Das Baby sucht nach der Mutterbrust mit speziellen Sinnen, Mitteilungen und Bewegungen (Trieb, angeborenes Verhalten). So machen es alle Säugetiere. Wird der Hunger zu groß und bleibt die notwendige Mutter weg oder gibt sie ihm keine Milch, beginnt das Baby zu leiden und zu schreien. Auch kleine Hunde und Katzen, Ferkel und Kälber schreien dann. Durch den Schmerz des Hungers und des Entbehrens mütterlicher Fürsorge entsteht ein weiterer Trieb, nämlich das Schreien. Beim Menschen kommt nun hinzu, dass er ein Trauma erleidet, welches in seinem Gedächtnis gespeichert wird und Einfluss nimmt auf seine späteren Handlungen. Die Erfahrung bestimmt fortan seine Handlungen. Der Säugling schreit jetzt regelmäßig, wenn er Hunger spürt, weil er Angst vor der Entbehrung gelernt hat. Das Tier vergisst seine Not, wenn der Hunger gestillt wurde. Die Summe seiner Erfahrungen bewirken beim Menschen eine Einstellung, wie er künftig seiner Mitwelt entgegentritt. Das Tier normalisiert sich, sobald die Umweltbedingungen zu seinen Gefühlsmuster und Bedürfnissen passen.


    Was macht aber der Papagei? Dieser hat ein für Vögel besonders langes Jugendstadium. Man weiß, dass in einem langen Jugendstadium Instinkte durch Erfahrungen ergänzt oder ersetzt werden unter dem Schutz einer sozialen Gruppe. Dafür wird ein besonders hoch entwickeltes Nervensystem ausgebildet. Das erlaubt eine große Anpassungsfähigkeit, führt aber auch zu immer komplexeren Sozialstrukturen. In dieser Jugendphase lernt der Papagei wie der Mensch die Sozialordnung seiner Gruppe. Er erlernt auch, wie der junge Mensch, die verschiedenen Lebenstechniken in Nahrungserwerb, Ortswechsel und Wanderungen, Ausweichen oder Abwehr von Feinden etc. Weiterhin noch die Beherrschung der Körperfunktionen, die zur Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienen. Beide lernen gruppenspezifische Lautäußerungen und Signale. Nun haben wir bemerkt, dass das Sozialbedürfnis von Papagei und Mensch ähnlich hoch, aber die Sozialstruktur jedoch unterschiedlich ist. Nimmt man einen jungen Papagei aus seinem natürlichen Sozialumfeld und bringt ihn in ein menschliches Sozialumfeld, so versucht sich der Papagei daran anzupassen, wie es seine Natur ist, aber die Muster der Sozialordnungen von Mensch und Papagei passen nicht aufeinander. Der Papagei erlebt wiederholt Traumata, die in seinem Gedächtnis bleiben und somit wie beim jungen Menschen zu Verhaltensänderungen führen. Er wird darauf eingestellt, wie er künftig der sozialen Umwelt entgegentritt. Eine Zurückführung in eine Normalität, ist nach dieser Jugendphase, wie etwa bei Hund oder Katze, kaum noch oder nur unter Schwierigkeiten möglich. Das bedeutet, dass der Papagei einen hohen Grad an erlerntes und von Trieben und Instinkten abweichendes Verhalten hat. Das bedeutet auch, dass er ein hohes Bewusstsein besitzt, was sich darin äußert, dass er sogar ein Stück weit wissen kann, was ein anderer Sozialpartner denken oder empfinden kann. Nur Raben, Krähen und Menschenaffen haben noch diese Fähigkeiten. Danach kommt nur noch der Mensch ab einem Alter von etwa drei Jahren, der diese Fähigkeiten gezielt ausbaut und nutzt.

  • Um irgendetwas zu fühlen oder zu denken, muss irgendetwas von außen an den Papagei herankommen. Da gibt es allerlei Reize, die der Papagei mit seinen Sinnen empfängt. Aber auch die Selbstwahnehmung ist wichtig um sich erhalten zu können. Dafür haben Papageien wie wir Menschen verschiedene Organe entwickelt, die teils begrenzt (z.B. Augen), teils diffus über den ganzen Körper verteilt sind (z.B. Wärmerezeptoren).


    Von und selbst kennen wir die fünf Sinne, mit denen wir mit der Außenwelt in Kontakt treten. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Als eigene Sinnesleistung ist die Wahrnehmung von Wärme anzusehen, wofür es eigene Rezeptoren gibt und dieser Sinn nicht dem Tastsinn zugeordnet werden kann. Darüber hinaus können wir die Lage im Raum (Gleichgewichtssinn im Innenohr), die Lage und Position unserer Gliedmaßen (Eigenbewegungssinn an den Muskelenden und Gelenken) und unsere allgemeine Befindlichkeit (gesamtes Nervensystem) wahrnehmen, also Selbstwahrnehmung. Auch dafür haben wir spezielle Sinne. Schließlich gibt es im Gehirn Bereiche, die einzig dazu bestimmt sind, Gedanken und Sprache wahrzunehmen und sinnvoll zu interpretieren. Schließlich verfügen wir über die Fähigkeit, uns von den anderen zu unterscheiden und das Gegenüber als eigenständige Individualität zu erkennen. Auch das kann man als Sinnesorgan auf der geistigsten Stufe bezeichnen. Damit verfügen wir über zwölf Sinne.


    Über all diese Sinne verfügt auch der Papagei. Jedoch in unterschiedlicher Leistungsfähigkeit zu unseren. Der Papagei sieht wesentlich schärfer und in kürzeren Frequenzen. Er sieht die Welt in anderen Farben, weil er über die Fähigkeit verfügt, UV-Licht zu sehen. Das Gehör ist ungefähr so, wie das des Menschen, doch etwas in den höheren Bereich verschoben. Wie Papageien riechen und schmecken, wissen wir nicht so genau, darüber habe ich aber schon mal geschrieben. Sicher ist, dass der Geruchsinn vorhanden und auch von Bedeutung für den Papagei ist. Der Geschmacksinn ist bei Papageien hoch entwickelt und befähigt ihn zu einer Auswahl der qualitativ hochwertigsten Nahrung. Wärme wird empfunden und entsprechend mit dem Federkleid reguliert. Tasten kann der Papagei am bewusstesten mit seiner Zunge, darüber hinaus empfindet er Druckwahrnehmungen über den ganzen Körper. Sein Federkleid fühlt die Luftbewegungen und am Schnabelansatz besitzt er Sinneshaare, die ihm im Flug genauestens Auskunft über die Strömungsverhältnisse der Luft geben (Diese Fähigkeit haben Höhlenschwalben perfektioniert, die selbst im Dunkeln noch Nachtfaltern folgen können.) Der Gleichgewichtssinn ist besser und unempfindlicher, als bei uns. Die Wahrnehmung von der Lage der Gliedmaßen ist gut ausgebildet und die Wahrnehmung der allgemeinen Befindlichkeit ist ebenfalls vorhanden. Wenn sich ein Papagei schwach fühlt, zieht er sich etwas zurück. Er bewegt sich weniger und plustert sein Gefieder auf, um Wärme zurück zu halten. Wie ist es denn mit dem Sprach- und dem Gedankensinn? Anhand feiner Signale im Ausdruck von Körper und Stimme sind Papageien in der Lage, nachzuempfinden, was der andere Papagei vorhat zu tun. Man hat festgestellt, dass Papageien in der Lage sind, Gegenstände zu benennen, auch geben sie sich individuelle "Namen", die sich in einem eigenen Laut äußern. Auch das hat man beobachtet. damit verfügen sie also auch über einen Sinn zur Unterscheidung der Individualitäten. Lediglich unterscheiden sie sich noch nicht selbst und erkennen sich nicht selbst als Individuum. Sie sagen nicht "ich" zu sich selber. Sie erkennen sich lediglich als der Art zugehörig.


    Nun verfügen Vögel über weitere Sinne: Sie können das Erdmagnetfeld wahrnehmen. Der Erdmagnetsinn leitet die Vogelschwärme auf ihren Zügen. Sie können auch elektromagnetische Strahlungen wahrnehmen, die von der Sonne ausgesendet werden. Es kommt immer wieder vor, dass Vogelschwärme auf ihren Zügen von Radaranlagen verwirrt werden und sich verfliegen. Diese Sinne sind so unbewusst, wie die Sinne für die Befindlichkeit und die Lage der Gliedmaßen. Dennoch haben diese Sinne eine große Bedeutung bei den Bewegungen durch den Luftraum. Damit verfügen Vögel über 14 Sinne. Gedankensinn, Sprachsinn und Ichsinn sind bei ihnen schwach ausgebildet, bei Menschen dagegen hoch entwickelt. Der Sehsinn dagegen ist bei Vögeln vielfach höher entwickelt als beim Mensch.

  • Der Leib von Mensch und Tier ist in drei unterscheidbare Organisationsysteme unterteilbar:


    1. Die Stoffwechselorganisation ist für die Hereinnahme nährender Stoffe und der Umwandlung deren Kräfte in die Körpereigenen (Wachstum, Wärmeerzeugung, Fortbewegung, Organfunktionen, Sekretion) entwickelt. Es ist hierbei zu betonen, dass alle Stoffe, die nähren, also Kräfte spenden, aus anderen Organismen entnommen werden müssen. Die Stoffwechselorganisation ist schwerpunktmäßig im Rumpf zusammengefasst. Ihr angegliedert ist der Gliedmaßenapparat, der das Stoffwechselwesen zu den Nahrungsquellen fortbewegen kann. Dabei wird bereits ein Großteil der Kräfte wieder aufgezehrt.


    2. Der Leib verfügt über ein Nervensystem, welches ihn in einen aktiven Bezug zu seiner Umwelt setzt. Im Gegensatz dazu haben Pflanzen kein Nervensystem, sie reagieren Passiv lediglich durch Wachstumsreaktionen auf Umwelteinflüsse. Dem Nervensystem des Tierleibs sind Sinnesorgane angegliedert. Für die Nerven-Sinnesorganisation ist der Kopf der Konzentrationspunkt, der Nerven-Sinnespol.


    3. Vermittelnd zwischen der Nerven-Sinnesorganisation und der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation ist das Herz-Kreislaufsystem zusammen mit den Atmungsorganen. Lagemäßig liegen sie mehr oder weniger in der Mitte. Da ihnen eine rhythmische Tätigkeit eigen ist, kann sie auch als Rhythmisches System bezeichnet werden. Beim Menschen stehen Herz- und Atmungsrhythmus im Verhältnis 4:1 (4 Herzschläge auf 1 Atemzug). Das hierzu gehörige Blut durchströmt den Organismus und verteilt die Nährstoffe sowie die Gase, die zwischen Leibesinnern und -äußern über die Lungen ausgeglichen werden müssen.


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    Da alle Organisationssysteme in alle Organzentren übergreifen, ist eine eindeutige räumliche Trennung nicht sinnvoll. So enthält der Kopf ebenso Stoffwechsel- und Gliedmaßenfunktionen, wie der Rumpf Nerven und Sinnesorgane enthält. Das Lungensystem sowie das Kreislaufsystem greifen in den Kopf ebenfalls über, wie es den gesamten Organismus durchströmt. Diese drei Systeme greifen eng verschlungen ineinander und ergänzen sich gegenseitig in höchst harmonischer weise.


    Die Ausgestaltung des Leibes kann die Form eines der schwerpunktmäßigen Organzentren annehmen. Eine kräftige und effiziente Gliedmaßen- und Stoffwechselorganisation ist beim Vogel so gestaltet, dass der Rumpf in seiner Starrheit und Abgeschlossenheit etwas Kopfartiges annimmt. Dadurch bekommt der Vogelkörper die zum Fliegen optimalen Eigenschaften. Hier konzentriert und verwandelt der Stoffwechsel einen sehr großen Teil der Vitalkräfte in die Muskulatur von Flugapparat und Oberschenkeln, die eine besonders hohe Beanspruchung erfahren. Die Hereinnahme der Luft in viele Ausstülpungen der Lunge in Form der Luftsäcke ermöglicht zum Einen eine vergrößerte Möglichkeit, Gas mit der Atmosphäre auszutauschen, zum Andern bewirkt sie die Reduktion des Körpergewichts. Im Gegenzug kann der Körper weniger Reserven in Form von Fetten speichern. Federn geben dem starren Körper dann die aerodynamische Form für eine kräftesparende Vorwärtsbewegung.


    Durch die äußerst aktive Tätigkeit des rhythmischen Systems beim Vogel und die hohe Effizienz des Stoffwechsels erzeugt der Vogel Wärme. Sie ist höher, als bei Säugetieren. Auch das Sinnes-Nervensystem arbeitet so schneller, weswegen Vögel äußerst reaktionsschnell sind. Die Leistungsfähigkeit des Nervensystems nimmt mit der Temperatur zu, was bei wechselwarmen Tieren deutlich zu beobachten ist. Bei Überschreitung einer bestimmten Temperatur kollabiert das System. Gewisse Toleranzen sind eingeplant, jedoch lebt der Vogelorganismus diesbezüglich nah am Limit.


    Der Papageienkörper ist ausgerichtet auf die fliegende Tätigkeit, zu der er besonders bei den langschwänzigen Arten, perfekt ausgestaltet ist. Des weiteren ist er auf eine kletternde Fortbewegung ausgerüstet. Die kurzen, kräftigen und gelenkigen Beine und die Zehenstellung geben ihm dazu die Voraussetzung. Denn er hat es auf die nahrhaftesten Teile von Pflanzen abgesehen, nämlich deren Samen und Früchte, sowie junge Triebe und Knospen, bei manchen auch Blütennektar. Diese nutzen zu können, bedarf es der besonderen Ausformung des obersten Teils des Stoffwechselsystems, nämlich des Mundes. Die dem Gliedmaßensystem zuzuordnenden Kiefer sind derart gekräftigt, dass es möglich ist, auch hartschalige Samen zu knacken. Das ist etwas Besonderes, weil andere Vögel das Problem mit ihrem Muskelmagen und Mahlsteinen lösen. Auf der anderen Seite ist die Stoffwechelaktivität so weit zurückgenommen, dass die Beißwerkzeuge zu einem hornigen Schnabel reduziert sind statt Lippen und Zähne auszubilden.


    Das Nervensystem ist beim Papagei als Vogel entsprechend stark entwickelt. Die Augen erhalten dabei den Vorzug. Das Gehirn ist so organisiert, dass es vornehmlich zur Auswertung der Sinneseindrücke verwendet wird. Für die Koordination der Gliedmaßen werden automatisierte Abläufe auf Zwischennervenknoten (Ganglien) verlagert. Das erklärt, warum Hühner auch ohne Kopf noch kurze Zeit laufen und fliegen können. Soziale Vögel konzentrieren die Ausbildung des Gehirnes zu einer größeren Leistungsfähigkeit. Das wiederum hat eine längere Jugendzeit zur Notwendigkeit, was in der Wechselwirkung eine komplexere Sozialordnung entstehen lässt.


    Das macht den Papagei wiederum für den Mensch so besonders.

  • Bisher ist uns nur bewusst, dass Lebewesen Stoffe diverser Art in sich aufnehmen müssen, um leben zu können. Dabei spielt es eine erhebliche Rolle, um welche Stoffe es sich handelt. Denn davon ist abhängig, in wie weit Tiere überhaupt zu leben fähig sind. Die in der Nahrung befindliche Energie, welche ursprünglich von der Sonne gespendet wurde, benötigen sie in erster Linie, um Wärme zu erzeugen und sich fortzubewegen. Dabei nehmen Tiere ebenfalls Licht in sich auf. Die Hauptsache ihrer Körpermasse ist Wasser. Die organischen Verbindungen werden aus den Stoffen zusammen gesetzt, die aus der Luft stammen (Stickstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff). Die Stoffe, die sie aus wässriger Lösung entnehmen (Wasser, Phosphor, Schwefel und Spurenelemente Eisen, Magnesium, Kalzium etc.), unterstützen die Lebensprozesse und gehen danach wieder aus dem Körper heraus. Sie müssen ständig erneut aufgenommen werden. Alle nährenden Stoffe sind dem Organismus eines Tieres am zugänglichsten, wenn sie in organogenen (von Organismen stammenden) Verbindungen vorliegen. In geringem Maße könne sie auch rein mineralische Bestandteile aufnehmen, die aber erst in organische Prozesse eingebunden werden müssen. Wasser und Luft sind die Hauptträger und Vermittler der Stoffe und durchströmen den gesamten Organismus. Die Art, wie die Lebewesen mit den Kräften umzugehen verstehen, bestimmt, wie hoch das Potenzial für ihr Leben ist. Auch wichtig ist, wie viele Kräfte (nicht Energie, sondern Bindungs- und Umbildungspotenzial der Stoffe, denn damit Arbeitet der Organismus: Stoffwechsel) in der Nahrung zur Verfügung stehen d.h. wie hoch die Qualität der Nahrung ist.


    Alle Lebewesen haben eine bestimmte Menge an Lebenskräften, über die sie verfügen können. Das hängt mit der Art der Nahrung zusammen, aber auch mit der erblichen Disposition. Das einzelne Lebewesen hat eine innere "Lebensuhr", die ihm irgendwann die Grenze setzt. Diese Lebensuhr wird aufgezogen, wenn die Eltern das Junge zeugen, erbrüten bzw. austragen und bis zur Selbständigkeit betreuen. Es spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle, mit welcher Qualität dieser "Neuschöpfungsprozess", der Reproduktion, betrieben wird. Also das, was die Eltern an ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen, fließt in die Lebensuhr der Nachkommen ein: Licht, Sauerstoff, Art der Nahrung, Qualität der Nahrung (auch die in der Nahrung steckenden Lebensenergie) etc. . Man könnte auch sagen, das Lebewesen erhält ein "Energiekonto" oder "Lebenskonto" oder "Vitalpotenzial". Dieses gibt es teilweise auch an seine Nachkommen weiter. Nebenbei bemerkt betrifft uns das auch und unsere Nahrung, die wir für uns produzieren. Unser Lebenskonto wird in dem Maße vermindert, wie die Quantität von Vitalkräften, also die Qualität der Nahrung, nachlässt, was wiederum die Frage nach den Produktionsmethoden aufkommen lässt. Die Lebenskräfte fließen in die unterschiedlichen Kanäle ein, in die Bereiche der Lebensfunktionen wie Wachstum (auch Krallen, Federn Regeneration der verschiedenen Organe), vegetative Prozesse (Herz-Kreislauf, Atmung, Verdauung, Sekretion, Ausscheidung), Fortbewegung, Reproduktion, Immunabwehr, Sozialkontakte und mentale Arbeit (Problemlösung).


    Papageien haben ein sehr großes Vitalpotenzial. Sie ernähren sich von den hochwertigsten Nahrungsstoffen und verwerten diese auch in hohem Grade. Wir wissen, dass Eltern eine hohe Investition in die Errichtung des Lebenskontos ihrer Nachkommen stecken. So auch bei Pflanzen. Also sind die Früchte und Samen einer Pflanze im hohen Maße mit Vitalkräften ausgestattet. Diese nutzt der Papagei bevorzugt. Dieses Lebenskonto erlaubt den Papageien, dass sie ein hohes Alter erreichen können. Man kann jetzt einwenden, dass Mäuse, die viel kürzer leben, ja auch von Samen und Früchten leben. Das stimmt und muss noch eingehender untersucht werden.


    Wie das Lebenskonto vom Papagei verwaltet wird, dann später. Dann wird offenbar, wie es dazu kommt, warum Papageien zu Aggressivität neigen, oder auch nicht. Vorher muss aber noch ein Streiflicht auf die soziale Organisation des Papageienwesens als Art (allgemein, nicht spezifisch) geworfen werden.

  • Die nachfolgenden Gedanken enthalten zwar nicht wirklich Neues, auch gehen sie physiologisch nicht ins Detail. Manches mag auch als gewagte Theorie erscheinen. Der Leser möge sie überprüfen. Aber sie sollen ein wenig Überblick bringen über die sonst recht isoliert behandelten Themen und sie sollen einen Zusammenhang aufzeigen zwischen den Lebensfunktionen, die ja alle voneinander abhängig sind. Vor allem aber sollen sie vorbereitend aufzeigen, warum es so viele Probleme mit "gefangen" gehaltenen Papageien gibt. Diese Probleme relativieren sich, wenn es gelingt, den Vögeln ein Lebensumfeld zu schaffen, in dem sie eine möglichst weite Entfaltung ihres Verhaltensrepertoires entwickeln können.



    Wachstum


    Das Wachstum beginnt bei Papageien im Ei. Innerhalb weniger Stunden wird das Ei mit allen notwendigen bzw. verfügbaren Lebensstoffen und -kräften gefüllt, welche das Embryo bis zum Schlupf zum Wachsen benötigt und mit einer schützenden Kalkschale umgeben. Das allein ist bereits eine enorme Leistung des Vogelorganismus. Es bedarf zusätzlich der Wärme, damit sich das Embryo darin entwickeln kann.


    Das Wachstum des Individuums findet in etwa zum Beginn der Geschlechtsreife seinen Abschluss. Das betrifft aber nur die räumliche Gestalt in Volumen und Gewicht. Einige Organe wachsen beständig weiter. So z.B. Schnabel und Krallen. Alle Organe werden beständig durch Zellteilung erneuert. Dadurch verändert der Körper zwar nicht seine äußere Form, dafür aber ständig ein wenig seine Zusammensetzung. Das ist unter anderem nötig, um sich als Individuum an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Sobald die Anpassung nicht mehr gelingt, entsteht eine Disharmonie innerhalb des Organismus und es entsteht eine Krankheit als Folge. Allein das Nervensystem ist im höchsten Maße konstant. Zerstörte Nervenzellen werden kaum erneuert und wachsen auch nicht mehr. Lediglich Dendriten und Synapsen können regenerieren oder neu gebildet werden. Auch das ist lebenslang der Fall.


    Alljährlich werden die Federn durch neue ersetzt. Dabei wachsen die Federn ebenfalls sehr schnell und sind zumeist innerhalb von zwei Wochen vollständig ausgebildet. In die Wachstumsprozesse der Mauser werden zyklisch erhöht Lebenskräfte investiert, die anderen Lebenskräften abgezogen werden. Das ist deutlich am Verhalten des Vogels zu bemerken und auch die Immunabwehr ist in der Zeit herabgesetzt. Beim Jungvogel werden fast alle Lebenskräfte ins Wachstum gesteckt. In der ersten Zeit genießen sie noch einen gewissen Immunschutz durch Abwehrstoffe, die sie von ihren Eltern erhalten. Nach dem Selbstständigwerden ist das Wachstum jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Jungvögel müssen ihre Lebenskräfte nun in andere Prozesse investieren. Das Wachstum verlangsamt sich, während mentale Kräfte und die der Immunabwehr gesteigert werden müssen. Auch hier ist die Reife nicht vollends erreicht. Daher sind die Jungvögel in der Zeit nach der Entwöhnung von den Eltern am gefährdetsten vor Beutegreifern und vor Krankheiten. Im Verlaufe des Reifens des Vogelorganismus verhärten sich die Kontaktstellen mit der Umgebung, d.h. Krallen und Schnabel verhärten, der Bewegungsapparat kräftigt sich und das zarte Jugendgefieder wird gegen ein besseres Adultgefieder ausgetauscht. Danach ist das Wachstum weitgehend abgeschlossen und die Vitalkräfte können anderweitig eingesetzt werden. Während seiner Lebenszeit durchläuft das Individuum verschiedene Reifeprozesse. Besonders deutlich erleben wir es bei und selbst. Bei Papageien sind die Reife- bzw. Alterungsstufen nach dem Erreichen der Geschlechtsreife kaum merklich.



    Regeneration


    Die Regeneration findet während des Schlafes statt. Während der physische Körper die für den Bewegungsapparat notwendige Ruhe einnimmt, werden im Nervenzentrum die Sinneseindrücke des Tages verarbeitet. Während dieser Zeit werden Verbindungen im Gehirn neu verknüpft, Verknüpfungen aufgebaut oder je nach dem auch abgebaut. Das Gehirn hat in dieser Zeit des Schlafens seine aktive Phase. Während der Wachphasen vermittelt das Gehirn zwischen Sinneseindrücken und Aktivitäten des Bewegungsapparates. Durch die hierbei mitbeteiligten Gefühlsimpulse werden Herzschlag und Atmung unmittelbar beteiligt. Damit wird die Leistungsfähigkeit des Organismus flexibel und effizient an die Anforderungen der Umwelt angepasst. In dieser Regenerationszeit des Schlafes wird das Lebenskonto wieder geordnet. Das geschieht, indem Stoffe, die am Tage entstehen abgebaut, und andere während der Nacht aufgebaut werden. Der Organismus kann seine Kräfte wieder gezielter einsetzen.


    Anders ist es bei Verletzungen oder Krankheiten. Diese müssen ebenfalls regeneriert werden. Dabei müssen Wachstumsprozesse und die Immunabwehr aktiviert werden. Gelingt es dem Vogelorganismus nicht, ausreichend Lebenskräfte in diese Prozesse zu verlegen, weil andere Prozesse zu sehr gefordert werden, kann er zugrunde gehen.




    vegetative Prozesse


    Hiermit sind alle Prozesse angesprochen, die im lebenden Organismus stattfinden: also in erster Linie Stoffwechsel. Ebenso solche Organtätigkeiten, die mehr oder weniger kontinuierlich ablaufen. Dazu gehören die Bildung von Enzymen und Hormonen, die Ausscheidung von Säften, die wiederum für andere Lebensprozesse benötigt werden, Blutbildung, Grundleistungen des Nervensystems, sowie Verdauung, Atmung, Herzschlag und jene Prozesse, die unterstützend zur Immunabwehr und des Wachstums ablaufen. Diese Prozesse benötigen immerfort ein Grundbudget. Wird dieses unterschritten, herrscht akute Lebensgefahr. Chronischer Nahrungs- und Wassermangel entziehen zunächst den "peripheren Funktionen" Wachstum, Immunabwehr, Fortbewegung und Fertilität die Lebenskräfte. Im akuten Fall bedeutet das bekanntlich verhungern oder verdursten, da die Lebensfunktionen nicht mehr aufrecht erhalten werden können.



    Fortbewegung


    Fliegen ist eine sehr anstrengende Tätigkeit. Könnte man meinen. Bei Papageien ist das Fliegen derart optimiert, dass lediglich Start und Landung, gegebenenfalls der Rüttelflug, besondere Anstrengung erfordert. Mit kurzen, vergleichsweise flachen Flügelschlägen treiben die Schwingen den Körper auf eine hohe Geschwindigkeit, bei der der Vogel mehr gleitet als rudert. Der Flug geht meistens geradeaus, mit wenigen Bögen und Kurven. Die Stellung der Flügel ist beim Vorwärtsstreben leicht angewinkelt. In Gleitphasen sind die Flügelspitzen leicht nach unten gerichtet. Zur Landung kann der Papagei mit weit gefächerten Schwingen und Schwanz abrupt den Flug stoppen. Langschwänzige Papageien nutzen dazu noch den Aufwärtsschwung. Beim Start nehmen sie vom Ast startend einen Abwärtsschwung um zu beschleunigen. All diese Manöver erleichtern es, mit den Kräften ökonomisch umzugehen. Waldbewohnende Papageien haben oftmals breitere und abgerundete Flügel, was ihre Wendigkeit erhöht, Papageien offenerer Landschaften haben eher zugespitztere, verlängerte Flügel, mit denen sie auf größere Geschwindigkeit kommen und diese halten können.


    Viel Kraft erfordert es dagegen, an dünnen Zweigen zu hangeln, um an die Früchte zu gelangen. Mit kräftigen, kurzen und gelenkigen Beinen halten sie den Schwerpunkt nah am Körper, was wiederum die Kräfte ökonomisch einzusetzten hilft. Am Boden haben sie dadurch einen gewissen Nachteil, weil sie nicht so leichte Sprünge vollziehen können und sich so auch nicht zum Abflug in die Höhe schnellen können. Laufsittiche (Cyanorhamphus) und Plattschweifsittiche sowie Keas, die sich viel am Boden aufhalten, haben zum Ausgleich dieses Nachteils längere Beine ausgebildet. Die meisten übrigen Papageienarten suchen dagegen eher ausnahmsweise den Boden auf.


    Besonders auffallend ist der Schnabel, der durch seine Form und Kraft einer Papageienfamilie den maleiischen Namen für Kneifzange eingebracht hat: Kakatua. In dieses Organ hat der Papagei einen großen Teil seiner Vitalkräfte konzentriert. Er wächst beständig, das Horn ist außergewöhnlich hart, die Krümmung von Ober- und Unterschnabel konzentrieren die gesamte, schon für sich beeindruckende Kraft in einen Punkt. Dadurch ist der Papageienschnabel ein hocheffizientes Werkzeug und durch seine Hakenform zusätzlich eine Kletterhilfe beim Hangeln. Durch die Beanspruchung beim öffnen von Samen und Früchten nutzt sich der Schnabel schnell ab, bekommt Unregelmäßigkeiten an der Leiste des Unterschnabels, die durch eigens hierfür vorgesehene Kerben im Oberschnabel abgeschliffen werden. Bei Unterbeanspruchung bei der Nahrungsbearbeitung wächst der Schnabel stärker, als das die Abnutzung ausgleicht. Ebenso sucht die Muskulatur der Kiefer nach Betätigung. Dadurch bekommt der Papagei den Drang, Holz oder Ähnliches zu zerkleinern. Im Freiland konnte ich Halsbandsittiche nie einfach so Holz zerstören sehen. In Obhut gelten sie als starke Nager.



    Fortsetzung später.

  • Reproduktion


    Wie jedes Lebewesen setzen auch Papageien sehr viele Vitalkräfte für den Nachwuchs ein. Dabei gibt es bei den Lebewesen zwei Tendenzen der Nachwuchsproduktion: Die Eine geht in Richtung möglichst viele Nachkommen, die dem Wind oder Wasser anvertraut werden, die Andere dazu heißt eher wenige Nachkommen, dafür aber mit allen Sicherheiten. Das eine Extrem wäre der Mensch, das andere z.B. ein Karpfen, der jährlich und in einem Laichakt bis zu 100.000 Eier freisetzt. Die zweite Tendenz ist bei Papageien vorherrschend.


    Papageien können jährlich Nachwuchs erzeugen. Je nach Art setzt die Zuchtreife nach einem, zwei, drei oder fünf Jahren ein. Die großen Arten benötigen länger, die kleineren werden früher fortpflanzungsfähig. Die Geschlechtsreife ist noch keine Fortpflanzungsreife, das heißt, dass die geistige Reife der leiblichen zurückbleibt. Wenn ein Pennantsittich z.B. mit 16 Monaten die Geschlechtsreife erreicht, was durch ein Umfärben von grün nach rot deutlich wird, dauert es noch weitere acht Monate, ehe er erstmals bereit ist, selber für Nachwuchs zu sorgen, auch wenn man schon Elternpaare mit grünen Federn gefunden hat, das waren Ausnahmen. Für gewöhnlich ist ein junger Papagei durch die körperliche Unterlegenheit bei Rang- oder Revierstreitigkeiten per se daran gehindert, Nachwuchs zu erzeugen. Daher hat er die volle Reife erreicht, wenn er die Gelegenheit bekommt. Zu junge Papageien verlieren oft ihre erste Brut, weil die Brutpflegeinstinkte noch nicht voll ausgereift sind.


    Je nach Art bekommen sie 2 - 7 Junge. Die kleineren und Kurzlebigeren haben tendenziell mehr Junge, die Größeren und Langlebigeren eher tendenziell weniger und auch seltener Junge, dafür eine längere Jugendzeit.


    Die Eierbildung ist ebenso eine beeindruckende Leistung, wie die Verteidigung des Nestes, das Erbrüten der Eier und das Hudern der Jungen. Dafür wird die ohnehin schon hohe Körpertemperatur noch einmal erhöht. Während bei den meisten Papageienarten nur das Weibchen brütet, schiebt das Männchen in der Nähe Wache. Es warnt das Weibchen vor Gefahren oder greift Eindringlinge an. Es besorgt die Nahrung, um das brütende Weibchen zu versorgen. Bei einigen Papageienarten, lösen sich die Partner beim Brüten ab (Kakadus), dafür wird aber keine Nahrung übergeben. Zur Aufzucht der Jungen muss nun wesentlich mehr Nahrung gesucht und beschafft werden, als für den Elternteil alleine. Dafür muss weiter geflogen, mehr geklettert und auch häufiger gestritten werden. Die Wachsamkeit ist gesteigert. Das kostet viele Kräfte. Auch die Immunabwehr ist während dieser Zeit gesteigert und Immunstoffe werden auch an die Jungen weitergegeben. Für die Jungen wird jetzt vermehrt nach proteinreicher Nahrung gesucht, was nicht nur für das rasche Wachstum nötig ist, sondern auch für die Ausbildung des Nervensystems gebraucht wird. Ebenso ist dafür fettreiche Nahrung nötig. Die Fette sind nicht nur für die Überbrückung der Nacht notwendig, sondern ebenfalls für die Entwicklung des Nervensystems. Das bedeutet, dass die Nahrung nicht nur mehr, sondern auch hochwertiger sein muss. Der Schnabel des Brütenden bearbeitet oftmals die Bruthöhle. Dabei wird die Höhle etwas erweitert, das Schnabelhorn wird abgenutzt und der Papagei hat etwas Beschäftigung. Alle Lebensprozesse laufen bei den Elterntieren auf Hochtouren. Daher verausgaben sie sich, wenn sie mehrmals im Jahr Junge aufziehen so sehr, dass sie danach Mangelerscheinungen, Mauserprobleme oder ähnliches bekommen können.


    Die Jugendzeit beträgt bei den kleinsten Arten etwa ein Jahr, bei den Größten etwa 5 Jahre. Diese sind nach einem Jahr zwar auf sich gestellt, aber innerhalb der Gruppe wird der Lernprozess fortgesetzt. Viele Arten bilden Jugendschwärme (z.B. Platycercus), in denen sich die Paare finden. In der nächsten Brutsaison lösen sich die Schwärme wieder auf. In der ersten Zeit nach dem Ausfliegen bleiben die Familien noch einige Wochen bzw. Monate zusammen. Sie schließen sich dann mit anderen Familien zusammen um die Schlafbäume aufzusuchen oder auf Wanderschaft zu gehen. Diese Familien und Schwarmverbände bieten den Jungen großen Schutz. Hier in diesem Schutzraum können sie ihre geistigen Kräfte stärker entwickeln, weil ihr Lebenskonto etwas übrig behält. Denn dadurch, dass die älteren Schwarmmitglieder wachsam sind, ist eine verminderte Wachsamkeit bei den Jungen möglich. Sie haben Zeit und Ruhe zum Spielen, was die Intelligenzentwicklung begünstigt. Auch die Nahrungssuche wird erleichtert durch die Führung erfahrener Erwachsener.



    Immunabwehr


    Die Immunabwehr ist ständig im Einsatz. Dafür hat der Organismus mehrere Systeme zur Verfügung. Verschiedene Abwehrzellen und Antikörper werden beständig an die Zahl und Art der Eindringlinge angepasst. Im Magen werden Keime mit der Magensäure eliminiert. Zur Not kann die Körpertemperatur erhöht werden, wobei Vögel hierin nur noch wenig Spielraum haben. Die hohe Grundtemperatur allein hält schon eine Menge Keime in Schach. Im Darm siedeln sich spezielle Mikroorganismen an, die der Verdauung hilfreich sind und schädliche Mikroorganismen aus ihrem Milieu verdrängen. Es gibt außer Pilzen, Bakterien und Viren noch eine ganze Anzahl von vielzelligen Organismen, die einen Vogelleib besiedeln, ihn schmarotzen und schwächen können. Würmer, Milben, Flöhe etc. können dem Vogelorganismus die Lebenskräfte derart entziehen, dass sie sterben. Dagegen haben die Vögel wiederum Fähigkeiten und Verhaltensweisen entwickelt, die solche Schädlinge kurz halten.


    Viele Vögel haben eine hohe Toxintoleranz. Sie können giftige Pflanzenteile verzehren, die z.B. Würmer abtöten. Einige Vögel lassen sich von Ameisen überkrabbeln und mit Ameisensäure vollspritzen, was die Milben und Flöhe tötet. Ob dies auch bei Papageien geschieht, ist noch unbekannt, von Rabenvögeln ist es belegt. Einige Vögel vertreiben saugende Insekten mittels Staubbad, wie die Hühnervögel. Auch das ist bei Papageien unbekannt. Dafür baden und duschen sie oft und gerne, sie pflegen sich ausgiebig gegenseitig das Kopfgefieder. Erst kürzlich habe ich festgestellt, dass sich einige Papageien mit Pflanzensäften parfümieren, indem sie während der Gefiederpflege Pflanzenteile kauen und dann die Federn durch den Schnabel ziehen. Ob dieses auch zur Insektenabwehr geschieht, müsste noch untersucht werden. In all diese Mechanismen werden notwendiger weise viele Lebenskräfte investiert. Dabei zeigen gerade Vögel eine hohe Toleranz gegenüber der Schwächung durch Krankheitserreger, ehe sie Anzeichen von Schwächung zeigen. Sie kompensieren die Schwächung durch den Entzug von Lebenskräften aus anderen Bereichen, bis das System zusammenbricht. Dann stirbt ein Vogel meist schnell.


    Als Nächstes folgen kurz die Sinnesleistungen und mentalen Kräfte sowie die soziale Organisation, die miteinander zusammenhängen. Dabei macht ein Vergleich mit anderen sozialen Organismen die Ordnung in Papageiengesellschaften deutlich.

  • Mentale Arbeit


    Ein großer Teil der Vitalkräfte von Vögeln und Säugetieren geht an die Sinnes- und Nervenorganisation. Je stärker die Nerven-Sinnesorganisation bevorzugt wird, desto geringer sind die Vitalkräfte in den anderen Organisationen des Organismus verfügbar. Als Beispiel hierzu dient die Pflanze, die über kein Nervensystem verfügt, aber an jeder Stelle verloren gegangene Teile ersetzen kann. Tiere mit diffusem Nervensystem besitzen meistens noch die Fähigkeit der Regeneration verloren gegangener Gliedmaßen. Einige sind sogar befähigt zur Seitensprossung (Polypen). Verliert ein Tier mit zentralem Nervensystem eine Gliedmaße, bleibt diese meistens verloren (Ausnahmen: Spinnen und Krebse). Pflanzen produzieren eine Unzahl von Nachkommen. Sie investieren jene Vitalkräfte, die den höheren Tieren zur Ausbildung und Betätigung ihrer Nerven-Sinnesorganisation zur Verfügung stehen, hauptsächlich in die Produktion von Nachkommen. Ebenso produzieren niedere Tiere Unmengen an Nachkommen. Die mit Nerven weniger ausgestatteten Fische produzieren ebenfalls enorme Mengen an Nachwuchs. Je intensiver die Vitalkräfte in die Nervenorganisation gesteckt werden, desto geringer ist die Reproduktionsrate und die Regenerationsfähigkeit. Das ist mit ein Grund, warum Menschen äußerlich erkennbar so stark altern und warum Menschen nur so wenige Kinder bekommen, und die längste Jugendzeit von allen Tieren haben.


    Für Intelligenz ist nicht allein die Größe des Gehirns von Ausschlag, sondern vor allem die Leistungsfähigkeit, und die hängt von der Verknüpfung der Gehirnbereiche untereinander ab. Vögel haben ein im Vergleich zu Säugetieren kleineres und weniger strukturiertes Gehirn. Das Großhirn ist vergleichsweise schwach entwickelt. Die Leistungen, die bei Säugetieren im Großhirn vollzogen werden, finden bei Vögeln im sog. Neostriatum statt, welches bei Säugetieren hauptsächlich die Bewegungskoordination steuert. Zusätzlich haben Vögel ein Hyperstriatum entwickelt, welches den Säugetieren fehlt. Trotzdem stehen die Leistungen des Vogelhirns nicht hinter denen der Säugetiere zurück. Es ist sogar anscheinend schneller, als das der Säugetiere, was die Fähigkeit zu fliegen sicherlich begünstigt hat.


    Bei den meisten Vögeln sind große Bereiche von Nervenleistungen auf den Bewegungsapparat ausgerichtet. Dafür gibt es zusätzlich eigene Nervenzentren entlang der Wirbelsäule (Ganglien), welche die Bewegungen automatisieren. Das hierdurch entlastete Gehirn hat Kapazitäten frei und kann im höheren Maße Sonderleistungen übernehmen, die dem Vogel ein Lernen über das Instinkthafte hinausreichend ermöglicht.


    Über die verschiedenen Sinne wurde schon weiter oben ausführlich geschrieben. Die Sinnesleistungen sind schwerpunktmäßig auf die Optik ausgerichtet, die übrigen Sinnesleistungen sind ebenfalls gut entwickelt. Ein Großteil der Sinneswahrnehmungen sind unbewusst und veranlassen den Vogel zu Anpassungen seiner Körperfunktionen bzw. seiner Bewegungen. Die bewusstesten Sinne beim Papagei sind visuell, akustisch und gustatorisch (Auge, Ohr und Zunge/Gaumen). Vor allem die Signale der Artgenossen werden intensiv interpretiert und beeinflussen stark die Tätigkeiten des Papageis. Die Zunge prüft beständig Gegenstände, mit denen der Schnabel in Berührung kommt, ob es Nahrung, Sitzunterlage oder die Federn eines Kontrahenten sind. Gerade mit der Zunge treten Papageien sehr intensiv in Kontakt mit der unmittelbaren Umwelt. Sie dient gleichzeitig zur haptischen Wahrnehmung (Tastsinn).


    Im Spiel lernen junge Papageien mitunter ihre Körperbeherrschung. Sie trainieren die Muskulatur, Sehnen, Bänder und Knochen. Der geschickte Umgang mit ihren Flügeln, Beinen und Schnabel wird immer feinsinniger, was eben beinhaltet, dass ebenso die Kontrolle ausübenden Sinne mittrainiert werden. Da die Entwicklung der Nervenleistungen bei Papageien komplexer und somit langwieriger ist, bedarf es den Schutz durch die Gruppe. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit dieses Systems Körperbeherrschung bleibt lebenslänglich. So kann z.B. ein durch Käfighaltung geschwächter bzw. degenerierter Wellensittich in einer Voliere wieder die volle Funktionalität dieses Systems herstellen. Körperbeherrschung ist auch die Thermoregulierung, welche physiologisch gesteuert wird. Dieser annähernd automatische Prozess befähigt den Vogel bei häufigen Kältereizen, mehr Daunen zu bilden und auch die Lebenskräfte auf die Erwärmung des Körpers zu lenken. So ist es möglich, dass Amazonenpapageien, die in den Tropen nur sehr selten und höchstens kurz Kälte ertragen müssen, Wintermonate in Mitteleuropa überstehen. Das ist zwar keine mentale Arbeit, weil, wie gesagt physiologisch, wirkt sich aber wiederum auf Verhaltensanpassungen aus. Diese Amazonen suchen bewusst Wärmequellen auf, um ihren Wärmeverlust zu mindern.


    Daran erkennt man, dass Papageien durchaus mit Intelligenz zu Problemlösungen fähig sind. Auch wenn der Zusammenhang frieren und Wärmequelle vielleicht eher zufällig gefunden wurde, so muss doch eine Erkenntnis damit verbunden sein. Bei Großpapageien kann man regelmäßig beobachten, wie selbstverständlich Hindernisse z.B. bei begehrten Nahrungsstücken überwunden werden. Das geht bis hin zum Werkzeuggebrauch. Junge Papageien lernen von den Alten durch Nachahmung. Dabei entwickeln sie mitunter eigene Variationen, die die Tricks noch verfeinern oder abwandeln.


    Die größte mentale Leistung ist die soziale Interaktion. Das Leben in einem Sozialverband bietet Sicherheiten. Viele Augen sehen mehr. Dazu haben viele Papageienarten sogar ein Wächtersystem entwickelt. Soziales Leben birgt allerdings auch viele Konflikte durch die zahlreichen und unterschiedlich motivierten Begegnungen der Individuen. Bei nicht sozial lebenden Tieren beschränken sich Reaktionen zu Begegnungen auf Flucht oder Angriff. Duftstoffe haben eine gewisse Signalwirkung bei fortpflanzungsmotivierten Begegnungen. Ist der Geschlechtsakt vollzogen, gehen die Individuen wieder ihrer Wege. Bei sozial lebenden Tieren bleiben die Individuen in visuellem und/oder akustischem (bei Säugern auch olfaktorischen = Geruch) Kontakt zueinander. Dafür entwickeln sie besondere Signale, die den Fähigkeiten der Wahrnehmungsorganen angepasst sind. Die Entwicklung beider (Signale und Wahrnehmungsorgane) verlaufen parallel. Die Flucht bzw. Aggression reduziert sich auf die Herstellung von Mindestindividualabständen. Die Aggressionsimpulse werden ritualisiert. Zu ihrer Wehrhaftigkeit entwickeln die Tiere entsprechende Hemmungen, ihre Waffen auszuspielen. Die Kontrolle über die Waffen wird je nach Aggressionspotenzial und geistigem Entwicklungsstand der Tierart erlernt. So haben Beutegreifer mit niedrigen, geistigen Fähigkeiten (z.B. die weitgehend nicht soziallebenden Sperber) eine angeborene Hemmung, ihre Krallen gegen Artgenossen einzusetzen, die nicht durch Spiel erst trainiert werden muss. Bei Papageien wird die Beißhemmung erlernt. Hat ein Papagei nicht die Gelegenheit gehabt, seinen Schnabelgebrauch im sozialen Konflikt zu erlernen, so setzt er ihn hemmungslos mit ganzer Kraft ein.


    Natürlich entstehen in sozialen Verbänden auch Konkurrenzverhältnisse. Hier gilt normaler weise das Recht des Stärkeren. Papageien haben hier zusätzlich die Fähigkeit entwickelt, ihre individuellen Begierden hinter denen ihrer Gruppe zu stellen. So können bei Streitigkeiten Familiensippen oder Freundschaften Konkurrenten ausschalten. Diese Streitigkeiten sind bei Papageien beispielsweise bei der Wahl von Ästen zu beobachten, die zum Besitz erklärt werden. Nur Familienmitglieder und Freunde dürfen den selben Ast besitzen, andere werden verjagt (diese Beobachtungen habe ich bei den sozial ähnlich strukturierten Zebrafinken beobachten können). Zu den sozialen Interaktionen können ganze Bücher nachgelesen werden. Hier soll es angedeutet bleiben, um die Bedeutung aufzuzeigen, welchen Stellenwert die geistige Arbeit bei der Bewältigung des Soziallebens und in der Verteilung der Lebenskräfte einnimmt. Die Anlagen zu sozialem Verhalten sind dem Papagei angeboren. Die Leistungen dazu müssen erlernt werden. In die Ausbildung der sozialen Fähigkeiten muss beim Papagei mehr Vitalpotenzial investiert werden, als bei anderen Tieren. Das befähigt ihn im Gegenzug, flexibel auf das Vorhandensein von Ressourcen und somit zur Erhaltung der Lebenskräfte zu reagieren.