Zum Nachdenken

  • Dieser Link erreichte mich heute morgen aus Südamerika. Zu sehen ist eine Freilassung von Amazonen im Herkunftsland. Das Video ist von Valdomiro Lysenko - einem Menschen, der sich für die Papageien einsetzt.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Alex,


    ich schau mir immer wieder heulend diesen Film an - einerseits sind es Freudentränen für die Freigelassenen, andererseits sind es Tränen für die Eingesperrten. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als daß der Mensch endlich mal ans Nachdenken kommt und sich zukünftig Haustiere und keine Wildtiere ins Haus holt.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Meine Meinung dazu:


    Die Tiere sind Botschafter einer eigenen Welt, die unsere ergänzen. Wenn wir ihre Welt zerstören, zerstören wir auch unsere.
    Es ist gut, der Natur ihre Kinder zurück zu geben. Sie sehen so glücklich aus, wenn sie die Weite durchziehen. Kühe und Pferde, Hühner, Gänse und Enten, Ziegen, Schafe und Schweine, Kaninchen, Meerschweinchen und Hunde, sie alle sind glücklich, wenn sie die Freiheit genießen. Sie alle sind sensible und intelligente Tiere voller Gefühle. Ob Ameise, Maus, Zebrafink oder Ara, alle Tiere benötigen unseren Respekt und unsere Liebe, damit wir uns durch Selbstsucht und Gleichgültigkeit nicht selbst zugrunde richten. Diese Liebe lehrt uns die Natur zu lieben als unsere Mutter.
    Es ist wichtig, Bekanntschaft mit den Botschaftern zu machen, sie genau kennen zu lernen, um ihre Welt effektiv zu schützen. Daher ist es nicht unmoralisch, Tiere zu halten. Wir sollten unseren Botschaftern aber ein anderes Gefühl bieten, als das einer Gefangenschaft oder Sklaverei. Sie sind unsere Lehrer und verdienen unseren Respekt. Daher bin ich uneingeschränkt der Ansicht, dass man Papageien zwar halten kann, aber nur unter würdigen Bedingungen. Wie diese aussehen, ist Diskussionsgrundlage dieses Forums.


    Ich lernte einst von Carlos Castaneda, dass man erst etwas über ein Lebewesen lernen kann, wenn man sich ganz klein macht, ehrfürchtig und demütig wird. Sein Lehrer, der Indianer Don Juan, verlangte von ihm, dass er sich entschuldigt bei einer Pflanze, deren Blätter er zum Essen abreißen müsse und dass er ihr versichern musste, dass er dafür zur ihr und zu allen anderen Pflanzen rücksichtsvoll und fürsorglich sei. Das sollte er tief zur Pflanze geneigt laut sagen, sonst wäre sein Versprechen nicht ernst gemeint.
    Von einem Indianerphilosophen, Sun Bear, lernte ich, dass ein Jäger sich als würdig erweisen muss, damit er ein Tier erlegen darf. Auch dafür musste der Jäger seine Ehrfurcht und Demut offen bekennen. Unsere Kultur ist würdelos weil sie respektlos ist, daher wird sie nicht lange bestehen. Leider wird sie auch viel Schaden anrichten. Ich tue es, so gut ich kann, den Indianern nach. Aber aussteigen aus dieser Kultur kann ich nicht, da habe ich an anderen Stellen große Verantwortung. Daher bemühe ich mich, und trage meinen Beitrag zu einer Bewusstseinserweiterung (ohne Drogen sondern nur durch Gedenken und Gefühle).


    Demut lernte ich auch vom humoristischen Dichter Christian Morgenstern, der "Die Fußwaschung" verfasste:


    Ich danke dir, du stummer Stein,
    und neige mich zu dir hernieder:
    Ich schulde dir mein Pflanzensein,


    Ich danke euch, ihr Grund und Flor,
    und bücke mich zu euch hernieder:
    Ihr halft zum Tiere mir empor.


    Ich danke euch, Stein, Kraut und Tier,
    und beuge mich zu euch hernieder:
    Ihr halft mir alle drei zu Mir.


    Wir danken dir, du Menschenkind,
    und lassen fromm uns vor dir nieder:
    weil dadurch, daß du bist, wir sind.


    Es dankt aus aller Gottheit Ein-
    und aller Gottheit Vielfalt wieder.
    In Dank verschlingt sich alles Sein.



    Demut lernte ich auch von unserem größten Dichter, Johann Wolfgang Goethe, der im Menschen "Das Göttliche" bemerkte. Für mich ist es eine Aufforderung.


    Edel sei der Mensch,
    Hülfreich und gut!
    Denn das allein
    Unterscheidet ihn
    Von allen Wesen,
    Die wir kennen.


    Heil den unbekannten
    Höhern Wesen,
    Die wir ahnen!
    Ihnen gleiche der Mensch;
    Sein Beispiel lehr' uns
    Jene glauben.


    Denn unfühlend
    Ist die Natur:
    Es leuchtet die Sonne
    Über Bös' und Gute,
    Und dem Verbrecher,
    Glänzen, wie dem Besten,
    Der Mond und die Sterne.


    Wind und Ströme,
    Donner und Hagel
    Rauschen ihren Weg
    Und ergreifen,
    Vorüber eilend,
    Einen um den andern.


    Auch so das Glück
    Tappt unter die Menge,
    Faßt bald des Knaben
    Lockige Unschuld,
    Bald auch den kahlen
    Schuldigen Scheitel.


    Nach ewigen, ehrnen,
    Großen Gesetzen
    Müssen wir alle
    Unseres Daseins
    Kreise vollenden.


    Nur allein der Mensch
    Vermag das Unmögliche:
    Er unterscheidet,
    Wählet und richtet;
    Er kann dem Augenblick
    Dauer verleihen.


    Er allein darf
    Den Guten lohnen,
    Den Bösen strafen,
    Heilen und retten,
    Alles Irrende, Schweifende
    Nützlich verbinden.


    Und wir verehren
    Die Unsterblichen,
    Als wären sie Menschen,
    Täten im Großen,
    Was der Beste im Kleinen
    Tut oder möchte.


    Der edle Mensch
    Sei hülfreich und gut!
    Unermüdet schaff' er
    Das Nützliche, Rechte,
    Sei uns ein Vorbild
    Jener geahneten Wesen!

  • Hallo Heidrun :) ;


    was soll man dazu schreiben, wir haben doch selbst alle die Pieper.


    MFG Jens


    Das ist richtig, Jens, wir - und Du und ich - wir halten diese Vögel und genau dadurch konnten wir lernen und erkennen, daß Papageienhaltung für die Vögel (ich sag es jetzt mal ganz drastisch) eine Qualhaltung ist - daß Papageien nicht in die Gefangenschaft gehören und schon gar nicht in die Wohnstuben neben dem Fernseher oder dem Elektroherd. Die Gründe sind hinlänglich bekannt = psychische und physische Erkrankungen sind vorprogrammiert. Papageien sind Lufttiere, sie benötigen die für sie vorgesehene Fortbewegung zur Gesunderhaltung. Eine vogelkundige Tierärztin sagte mir vor einiger Zeit, daß Papageien viel zu intelligent seien, um die langjährige Gefangenschaft gesund überstehen zu können. Und genau dieses Wissen sollten und müssen wir weitergeben an ahnungslose potenzielle Halter.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Ja, Annette, dieser Wunsch kann aufgrund des Videos aufkommen. Aber ich habe auch Fotos geschickt bekommen, die ich lieber nie gesehen hätte. Wenn wir dort leben würden, stünden wir stets mit einem Bein im Knast oder im Grab!


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Paßt sehr treffend zum Thema:


    "Frei" by Reinhard Mey


    Die Tür aus gold‘nem Draht steht unverschlossen,
    Nur einen Augenblick, doch lang genug.
    Das Fenster, achtlos angelehnt, knarrt leise
    Und öffnet einen Spaltbreit sich im Zug.
    Das ist die grosse, langersehnte Chance,
    Sie kommt nur einmal, jedes siebte Jahr:
    Der Käfig offen und zugleich das Fenster,
    Ergreife sie im Flug, jetzt nimm sie wahr!
    Den Kopf tief eingezogen ins Gefieder,
    Ein Zögern, dann ein rascher Flügelschlag,
    Um aufzusteigen aus der dunklen Stube
    Hoch in den gleissend hellen Vormittag.


    Frei, frei, frei!
    Endlich frei!
    Der Gefangenschaft entflohen,
    Alles and‘re einerlei,
    Du bist frei, frei, frei,
    Endlich frei!


    Du, das Symbol der Freiheit, eingeschlossen,
    Die Welt auf zwei Spannweiten eingeengt,
    Das eig‘ne Bild als einzigen Gefährten
    Im Spiegel, der an einem Kettchen hängt.
    Nur ein Bewegungsablauf immer wieder
    Bis zur Verzweiflung, stumpfsinnig gemacht.
    Ein Tuch, über das Drahtgeflecht geworfen,
    Bestimmt, ob für dich Tag ist oder Nacht.
    Manchmal flatterten Schatten vor dem Fenster,
    Da war ein Zanken, Zetern und Getos‘,
    Das Rascheln und das Singen ihrer Schwingen -
    Wie beneidetest du sie um ihr Los!


    Frei, frei, frei!
    Endlich frei!
    Der Gefangenschaft entflohen,
    Alles and‘re einerlei,
    Du bist frei, frei, frei,
    Endlich frei!


    Du ziehst am klaren Himmel deine Kreise,
    Den Wind unter den Flügeln wie im Rausch,
    Ein eis‘ger Hauch statt der vertrauten Wärme,
    Verlor‘n, verirrt und doch ein guter Tausch!
    Du wirst dein Valparaiso nicht finden,
    Nur Neid und Zank um deine Federpracht,
    Um ein paar Krumen aus dem Abfall streiten,
    Um eine Mauernische heute nacht.
    Du wirst nicht lang hier draussen bleiben können,
    Von Hunger und von Kälte ausgezehrt,
    Du wirst dein Valparaiso nicht finden,
    Doch jeder Flügelschlag dahin war‘s wert!


    Du bist frei!
    Endlich frei!
    Der Gefangenschaft entflohen,
    Alles and‘re einerlei,
    Du bist frei, frei, frei,
    Endlich frei!

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • (...) denn eines ist sicher, deine aufgabe ist hier und noch lange nicht erledigt..


    Diese Aufgabe wird nie erledigt werden können, wenn nicht endlich eine realistische Aufklärung zugelassen, angegangen und angenommen wird.


    Gruß
    Heidrun

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  • Heute morgen erreichte mich ein neuer Link aus Südamerika. Es sind Aufnahmen von der letzten Freilassung (Aras und Amazonen) im Oktober 2009.


    Gruß
    Heidrun

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  • Zu dem Video erreichten mich folgende Zeilen:


    "Vor der Freilassung sind immer wieder freilebende Papageien in unmittelbarer Nähe zu sehen, die die gekäfigten Vögel beobachten. Nach der Freilassung wird kein Neuankömmling von den freilebenden Papageien abgewiesen. Einige Vögel kommen für wenige Tage, andere für ein paar Wochen, zu den Volieren zurück. Hier wird so lange Futter angeboten, bis daß auch der letzte Papagei nicht mehr zur Futterstelle und nicht mehr zu den Menschen zurückkehrt.


    Bei der jüngsten Freilassungsaktion im Oktober 2009 hatte sich eine freilebende Amazone während der Vorbereitungszeit bereits einen gekäfigten Artgenossen als Partner ausgesucht. Die Sympathie wurde erwidert. Sofort nach der Freilassung verließen beide Vögel gemeinsam den Ort, um in eine freie Zukunft zu fliegen."


    Gruß
    Heidrun

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  • Gestern hatte ich vergessen zu erwähnen, daß fast alle Papageien aus Beschlagnahmungen stammen.


    Gruß
    Heidrun

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  • Hier eine Fernseh-Reportage über die Freilassungen in Brasilien (leider nur in spanischer Sprache).


    Gruß
    Heidrun

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