Vom Umgang mit jungen Papageien/ Nestlingen

  • Junge Papageien sitzen als Nesthocker in einer dämmrigen Höhlung, zumeist eines Baumes. Ihre Entwicklung verläuft je nach Art von ca. 4 Wochen bis zu 4 Monaten. Sofern eine Handaufzucht nicht abwendbar ist, sollten Papageienjunge völlig ungestört in ihrer Höhle bleiben. Wenn man Kontakt zu ihnen Aufbauen will, sollte man Folgendes beherzigen:


    Von Natur aus ist für die kleinen Papageien alles!, was in das Nest hereinkommt und größer ist als es selbst, eine Lebensbedrohung! Es hat große Angst und kann nicht fliehen, auch reichen seine Kräfte nicht, um sich zu verteidigen. Deshalb kreischt es so "böse". Herausnehmen und mit ihm spielen ist ein schwerer Eingriff in die gesunde Entwicklung des Tieres. Lass es ganz in Ruhe. Wenn die Zeit gekommen ist, kommt es aus seinem Nest heraus und wenn es beginnt, selbstständig zu werden, wird es mutig und kommt auch von selbst zum Pfleger. Es lernt von seinen Eltern, dass die Menschenhand auch etwas Erfreuliches bringt (Leckerli). Wenn Du Dich geschickt anstellst, wird es Dich erobern, sofern die Elternvögel keine Einwände haben. Aber das werden sie nicht, wenn sie handzahm sind. Scheue Eltern warnen und fliehen, was das Küken kluger weise auch tut, sonst wird es ja gefressen unter natürlichen Bedingungen.


    Man muss es auch nicht von den Eltern trennen, wenn es fliegen und klettern kann. Erst wenn die Eltern das Junge vertreiben wollen. Das tun sie erst, wenn sie eine neue Brut anfangen wollen, vorher nicht. Entferne den Brutkasten rechtzeitig, bevor die Eltern auf de Idee kommen. Lass das Junge so lange bei den Eltern, wie es irgend möglich ist. Es wird noch lange gefüttert und es lernt sehr lange von ihnen, vor allem soziale Verhaltensweisen.


    Du kannst von außen ruhig mit einem Nestling sprechen. Vor allem spreche ruhig mit den Eltern. Wenn Du notwendiger weise zur Kontrolle in den Kasten schauen musst, dann rede nicht mit ihm, damit er seine Angst nicht mit Deiner Stimme in Verbindung bringt. Reinige oder kontrolliere vorsichtig und so schnell, wie es geht. Mach kein Aufhebens von der Sache, tu so, als wäre es ganz normal, das verschafft etwas Sicherheit. Nur aber auch nicht zu oft, das verursacht Stress. Alle paar Tage genügen, wenn man regelmäßig die Bettelrufe hören kann.


    Auch wenn die Eltern ganz cool bleiben, bedenke, dass es dem Kleinen ganz und gar nicht gefällt, wenn es in seinem Nest besucht wird. Es beschäftigt sich mit dem Innenleben seines Nestes und lauscht, was draußen so los ist. Es putzt sein sprießendes Gefieder und schläft viel, seine Hauptaufgabe ist wachsen. Auch wenn die Entwicklung bei Papageien langsam geht, so findet im Innern des Vogels unglaublich viel statt. Diese Reifeprozesse werden gestört, wenn man das Küken in Aufregung oder gar in Angst versetzt. Sie werden später stess- und krankheitsanfälliger. Also blos nicht glauben, es gewöhnt sich schon besser an den Menschen oder wird zahmer, wenn man es herausnimmt. Die Begegnung von Mensch und Tier sollte außerdem immer auf Freiwilligkeit beruhen. Dann beißen sie auch nicht, wenn man sie nicht bedrängt.


    Wenn das Junge das Nest verlässt, beachte es möglichst nur beiläufig und kommuniziere in erster Linie mit den Eltern. Dann lernt das Junge, dass das große, furchterregende Monster ein Freund ist. Stürmst Du auf das Junge los, weil es eine Bruchlandung gemacht hat, so weiß es nicht, dass Du ihm nur "helfen" willst. Es stirbt den Heldentod, denn es glaubt, sein letztes Stündchen hat geschlagen. Daher nur beiläufig beachten. Wenn es so mutig ist und auf Dich zu läuft, dann kannst Du ihm die Hand hinhalten. Wenn es sieht, wie seine Eltern auf Dir herumturnen, wird es das auch bald mit Begeisterung tun.


    Also nochmal: Störungen am Nest nicht nur aus Rücksicht auf die Eltern, sondern vor allem aus Rücksicht auf die Küken möglichst unterlassen und auf das Allernötigste beschränken.