Hallo Papageienfreunde,
auf einer gemeinsamen Tagung von der schweizerischen EXOTIS und der deutschen ESTRILDA im Zoo Basel kam mir die Ehre zu, einen Vortrag über meine Vogelhaltung zu halten. Dabei kam die Historie meiner Vogelhaltung inklusive aller unsachgemäßen Handhabungen der Papageien etc. zur Sprache, die ich auch entsprechend benannt habe. Schließlich kam es zu der Essenz, die ich aus der 40jährigen Erfahrung gewonnen habe. Ich plädierte für Haltungsstandards, die weit über das übliche Maß hinausgehen, allerdings ohne dogmatische Forderung zu deren Umsetzung. Das Maß meiner Haltung wurde dabei an die ganz kleinen, die Prachtfinken angepasst. Es ging auch um die Vergesellschaftung von verschiedenen Vogelarten. Nachzulesen wird der Vortrag inhaltlich im Fachmagazin der EXOTIS, "Gefiederter Freund", der von Lars Lepperhoff herausgegeben wird. Ich bemängelte auch, dass ausgerechnet bei den besonders sensiblen und intelligenten Papageien die Volierengestaltung besonders lieblos, kahl und ungestaltet sind. An manchen Beispielen machte ich deutlich, dass es durchaus möglich ist, begrünte Papageienvolieren zu zeigen, was sowohl dem Wesen der Papageien entspricht wie auch dem Zuschauer im Zoo besser gefallen würde.
Ich kam mit der Kuratorin des Zoos Basel, Dr. F. v. Houwald, ins Gespräch, die u.A. die Avifaunistik in ihrer Verantwortung hat. Ich gab ihr die Erfahrungswerte, die ich auch hier schon einmal erörtert hatte:
Je 10 cm Vogel das 50 - 100fache der Länge für die Flugstrecke.
Je 10 g Vogel 1,5 qm Grundfläche.
Naturboden und üppige Bepflanzung sind bei diesen Verhältniszahlen möglich und anstrebenswert. Keimdruck und Pflegeaufwand würden sich stark vermindern. Als persönliches Statement merkte ich an, dass diese Haltungsbedingungen fast allen Vögeln zugestanden werden, nur nicht ausgerechnet den Besten, den Papageien.
Die Kuratorin wird diese Angaben im Zoo diskutieren und in Sachen Pflanzenarten weiter mit mir Kontakt aufnehmen.
Im Anschluss kam ein Bericht eines Spezialisten auf dem Gebiet Amazonen. Bei allem Erfolg derer Vermehrung kam sogleich bei mir die Abscheu über die zuvor von mir kritisierte Papageienhaltung auf. Zu klein, kahl, ohne Reize etc. Wenn ich diese Haltung, die auf Reproduktion ausgerichtet ist, mit der meinigen vergleiche, so ist es mir lieber, weniger Nachwuchs zu erhalten, dafür aber Tiere zu pflegen, die nahezu alle ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse ausleben können. Der Unterschied zwischen Tieren, die in einem natürlichen oder sterilen Umfeld aufwachsen, ist groß. Schönes Gefieder ist nicht alles. Wache Sinne, Beweglichkeit, Sozialverhalten und Intelligenz sind mindestens genauso wichtig.
Wenn das nun meine Mission wird, ...
Kritische Frage am Schluss des Vortrags: "Darf man jetzt nicht mehr in Käfigen halten?" Die Antwort darauf sollte sich jeder ernsthafte Vogelfreund selber geben.