Hormonschübe bei Amazonen

  • Hallo zusammen,


    ich habe zwei ältere Papageien (Blaustirn- und Venezuelaamazone/männlich und weiblich/ca. 25 und 35
    Jahre). Die Henne ist gerade jetzt sehr nervös und aufgeregt, da sie ihrem natürlichen
    Instinkt folgen möchte (Annahme: Eier legen). Sie hat sich den Bauch gerupft und
    hat Schübe (Annahmen: Schmerzschübel) “ wo sie dann sehr zappelig und mit ihrem
    Schnabel an der Kloake ist. Dieses Verhalten hat sie seit gut drei Jahren und
    es wurde jedes Jahr schlimmer.

    Bisher sind wir (mein Tierarzt und ich) davon ausgegangen, dass es mit ihren Hormonen zu tun. Lt. meines

    Arztes sollen einige Organe angeschwollen sein, so dass sie schmerzen hat.

    Wir haben es schon mit Hormonen versuche und einem Schmerzmittel. Beides zeigt bisher keine Wirkung.

    Ich möchte ihr ungern weitere Hormone spritzen lassen, wenn es keine Wirkung zeigt.


    Wie kann man dem Vogel helfen?


    Gruß,
    Lora-Lulu

  • Hallo Lora-Lulu,


    erst einmal begrüße ich Dich herzlich hier bei uns im Forum :) !


    Zum eigentlichen Thema habe ich eine Frage. Ist Dein Tierarzt vogelkundig? Es geht jetzt nicht darum, ob der Tierarzt sagt, er sei vogelkundig sondern ob er auch als vogelkundiger Tierarzt registriert ist.


    Schau mal bitte in diese Liste. Dort findest Du vogelkundige Tierärzte in Deiner (weiteren oder näheren) Umgebung.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun,
    meine Ärzte (Dr. Reese und Dr. Zsivanovitis) sind in der Liste enthalten. Leider konnten mir beide nicht helfen. Von Dr. Reese hat sie einen Hormonchip bekommen und von Dr. Zsivanovitis eine Hormonsprite (es sollen noch zwei folgen). Diese Schübe sind manchmal ziemlich doll, es gibt auch Momente, wo sie still sitzen kann.
    Auf Hinweis meines Arztes sind wir jetzt auf Pellets und Gemüse umgestiegen. Auch dieses hilft nicht. Zurzeit hungern die Vögel, daher bekommen sie morgen und abends (ca. 20 Minuten) normales Futter.


    Hast Du eine Idee wie ich dem Vogel helfen kann?


    Gruß,
    Lora_Lulu

  • Da ist Deine Amazone in der Tat bei guten vogelkundigen Tierärzten in Behandlung.


    Also was die Medizin betrifft, da bin ich totaler Laie. Aber mit der Futterumstellung auf Pellets wäre ich überhaupt nicht einverstanden. Du machst das schon richtig, wieder das Körnerfutter anzubieten. Was Pellets betrifft, lies mal bitte hier ab Posting 37.


    Zeigt der weibliche Vogel dieses Verhalten das ganze Jahr über oder ausschließend während der Brutzeit?


    Gruß
    Heidrun

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  • Bisher nur während der Brutzeit.
    Der Hahn hat bisher wenig mitgemacht. Seit letztem Jahr wird er immer aktiver, was wahrscheinlich ihre Hormone verstärkt.


    Vielen Dank für den Hinweis mit dem Futter. :)

  • Die Blaustirn ist männlich und die Venezuela ist weiblich?


    Gruß
    Heidrun

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  • Ja. Der Hahn ist die Blaustirnamazone und die Hehne, die Venezuela. Er ist ca. 10 Jahre älter als sie und kommt von einer älteren Frau, Wohnungshaltung. Ich habe ihn rund 14 Jahre. Sie kommt aus einer Voliere, wahrscheinlich wurde sie für die Zucht verwendet. Sie bei uns seit ca. 12 Jahre.
    Gruß,
    Lora_Lulu

  • Bisher nur während der Brutzeit.
    Der Hahn hat bisher wenig mitgemacht. Seit letztem Jahr wird er immer aktiver, was wahrscheinlich ihre Hormone verstärkt.


    Meine Gedanken gehen in die Richtung, daß es sich evtl. auch um eine psychische Frust-/Streßreaktion mit körperlichen Auswirkungen handeln könnte.


    Wurde das Weibchen auch auf Leber, Niere und Herz untersucht?


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo, Lora-Lulu,


    1) Kleine Ergänzung zu der Liste über die Nachteile der Pelletsfütterung: unsere Papageien bekommen keine Pellets, da sie im Magen Matsch werden und die Magenmuskeln erschlaffen können. Das kann dann zu gefährlichen Ausbuchtungen der Magenmuskulatur führen.


    2) a. Wie leben die Amazonen bei Ihnen ?? ??


    b. In der Brutzeit brauchen die Papageien Ruhe und nochmals Ruhe gemäß ihrem eigenen Bio-Rythmus! Sie wollen für sich sein und dürfen keine vom
    Menschen ausgehende Ablenkung haben und keinem Stress ausgesetzt sein!


    c. Wir haben festgestellt, dass bei uns sich ein festes artfremdes Paar (Blaustirn- und Venezuelamazone) während der Balz- und Brutzeit in unter-
    schiedlichen Sprache verständigt, was dann zu "Missverständnissen" führt und zu entsprechenden Stress-Reaktionen.


    d. Unsere Papageien suchen sich Brutplätze sehr selten in den großen Schutzhäusern, sondern in den Flughallen (also in der Natur!): im Gras, buddeln
    sich in den Lehmboden Löcher, unter Weinranken auf den Schutzhausdächern, hinter Schilfmatten versteckt oder in den gebastelten Holzhäusern... .


    Nach Diagnosestellung (ausschließlich von ausgebildeten Fachtierärzten für Vögel - keine "nur" papageienkundigen Tierärzte) behandeln wir unsere Papageien vorwiegend mit Homöopathie und Naturmedizin und sind immerwieder erstaunt, wenn es den Vögeln so gut tut. (!) :)


    LG, Elisab. Willich-Braune vom Papageienschutz-Centrum Bremen e. V.

  • Hallo Lora-Lulu,


    auch ich heiße Dich herzlich willkommen hier! :)


    Die Vermutung, dass die Hormone bei Deinem Venezuelamädchen irgendwie "verrückt" spielen, liegt in der Tat nahe, nach dem, was Du schilderst.
    Doch das Thema "Hormone" ist ein schwieriges und bei Papageien leider noch weitgehendst unerforscht.


    Auf jeden Fall ist es so, dass das Verhalten von Papageien (bzw. insgesamt von Vögeln) wohl stärker von Hormonen beeinflusst wird, als das von Säugetieren.
    Jedoch weiß man über das genaue Zusammenspiel der Hormone und anderer, hormonähnlicher Botenstoffe im Vogelorganismus und die Auswirkungen auf seine Entwicklung und das Verhalten leider noch sehr wenig.
    Bekannt ist allerdings, dass Fehlfunktionen häufig fatale Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere haben und zu Verhaltensauffälligkeiten führen können.


    Das hilft Dir leider nicht viel, denn Du erlebst diese "Verhaltensauffälligkeiten" ja selber seit Jahren mit.


    Was ich Dir raten würde, ist, noch eine weitere fachtierärtzliche Meinung einzuholen, vielleicht in der Uni Gießen bei Prof. Dr. Michael Lierz.
    Ich weiß zwar nicht, inwieweit man dort auf dem neusten Stand ist, was "Hormone und Verhalten bei Vögeln" betrifft, aber ich würde einfach mal fragen.
    Vielleicht können sie Dich dort auch an eine entsprechende Stelle, wo über Psychoneuroendokrinologie, geforscht wird, verweisen...




    Menno, die kleine Maus tut mir sooo leid... ;(
    Ich hoffe wirklich von Herzen, ihr kann endlich geholfen werden!!!


  • Hallo nochmal...


    parallel dazu würde ich aber selber nochmal überlegen, ob nicht auch -oder womöglich sogar ursächlich?- äußere Gegebenheiten eine Rolle spielen.


    Zum einen würde ich, wie Heidrun und Elisabeth schon angedeutet, mal in die Richtung überlegen, ob die Beiden tatsächlich ein harmonisierendes Paar sind oder eben nicht, was dann zu immensem Stress führen kann.
    Nicht umsonst plädiere ich dafür, dass man artgleich verpaaren soll, wo immer möglich.
    Amazone ist halt nicht gleich Amazone!
    Manchmal geht`s gut, oft aber auch nicht, oder es machen sich die Schwierigkeiten erst nach Jahren bemerkbar.


    Ein weiterer Gedanke...
    Was die Hormone ankurbeln oder gar so richtig zum "ausflippen" bringen kann -und leider viele Halter garnicht wissen-, ist das Kraulen, vor allem an bestimmten, für Papageien "erogenen" Stellen, z.B. am Rücken und Bauch, aber auch unter den Flügeln.
    Bei solcher Problematik, wie bei Dir, würde ich Krauleinheiten von Menschenseite sogar völlig streichen, auch wenn`s schwer fällt.


    Außerdem würde ich auch sonst alles unterlassen, was eine "Brutlust" anregen könnte, z.B. keine Nistkästen aufhängen, Futter eher sparsam u.ä.!


    Und auch über die Fragen, die aglaia/Elisabeth in ihrem post stellt, würde ich nachdenken und ggf. Änderungen vornehmen...
    Weißt Du, da spielt oft so Vieles rein, manchmal Dinge, an die man zunächst garnicht denkt oder auch nicht für möglich halten würde.


    Aber vielleicht kriegen wir das Problem ja gemeinsam gelöst, wenn auch sicher nicht von heute auf morgen. *hoff*


    Oder habt Ihr das alles eh bereits zur Sprache gebracht beim TA?
    Dann würde mich sehr ihre Meinung dazu intressieren...

  • Hallo Alle zusammen,


    vielen Dank für die Antworten und Unterstützung. Die Kleine leidet darunter ziemlich doll und ich auch. Aber der Tipp mit der Ruhe funtkioniert. Immer wenn sie sehr nervös ist, verlasse ich das Zimmer und dunkle es etwas ab.


    Gruß,
    Lora_Lulu

  • Prima, wenigstens aktuell eine kleine Erleichterung! :)


    Haben die Beiden ein eigenes Zimmer oder meinst Du damit das Wohnzimmer?

  • Die Vögel haben ein eigenes Zimmer mit einer Voliere.

    Zurzeit denke ich über eine zeitliche Trennung der Vögel nach, damit es zu einer Beruhigung der Hormone kommt.


    Gruß,
    Lora-Lulu

  • Wenn die beiden Amazonen gut miteinander harmonieren, solltest Du sie auf gar keinen Fall trennen (es sei denn, jeder bekäme einen artgleichen Partner). Und Du mußt wissen, daß auch einzeln gehaltene Weibchen Eier legen.



    Aber ich muß jetzt mal das Thema von "aglaia"


    Zitat

    von aglaia
    c. Wir haben festgestellt, dass bei uns sich ein festes artfremdes Paar (Blaustirn- und Venezuelamazone) während der Balz- und Brutzeit in unter-schiedlichen Sprache verständigt, was dann zu "Missverständnissen" führt und zu entsprechenden Stress-Reaktionen.


    ansprechen: In meiner Obhut lebte ebenfalls ein artfremdes Pärchen - eine weibliche Blaustirnamazone und eine männliche Venezuelaamazone. Sie verstanden sich in der Tat hervorragend. Das zeigen die nachfolgenden Fotos:



    DSCN5109.jpg DSCN9360.jpg



    Aber genau das, worauf Elisabeth Willich-Braune (aglaia) hingewiesen hat, traf auch bei meinem Pärchen ein. Das Weibchen balzte das Männchen an und die männliche Venezuelaamazone reagierte überhaupt nicht darauf. Es gab Streß und das Weibchen begann zu Rupfen:



    DSCN7613.jpg



    Die männliche Venezuelaamazone übergab ich einem Freund, bei dem fünf Venezuelaamazonen lebten. Ich konnte kaum glauben, was mir berichtet wurde. Nach ein paar Tagen fütterte "meine" männliche Venezuelaamazone ein Weibchen - bei einem Weibchen der gleichen Art reagierte er sofort auf das Balzgehabe.


    Gruß
    Heidrun

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  • Hallo Heidrun,


    vor ein paar Jahren bat mich eine Tierärztin, die selber seit vielen Jahren Papageien hält und eigentlich sehr versiert ist, zu meiner männlichen Venezuela eine Blaustirn-Dame aufzunehmen, die sie zu vermitteln hatte.


    Auf meine Ablehnung mit der Begründung, ich möchte nur artgleich verpaaren, meinte sie, dass diese beiden Arten auch in der Natur häufig gemeinsam anzutreffen und im Verhalten sowieso sehr ähnlich wären...


    Und tatsächlich hört und liest man das immer wieder...



    Doch nach Deinem Bericht, Heidrun, bin ich froh, mich damals nicht darauf eingelassen zu haben.


    ...auch wenn es sicherlich Ausnahmen gibt, wo die beiden "Ungleichen" sich arrangieren und einander anzupassen lernen.

  • Hallo Ursula,


    (...) meinte sie, dass diese beiden Arten auch in der Natur häufig gemeinsam anzutreffen und im Verhalten sowieso sehr ähnlich wären...


    genau das war der Grund, warum ich meine weibliche Blaustirn mit einer männlichen Venezuela vergesellschaftete. Was ich allerdings sofort feststellen mußte, waren die unterschiedlichen Laute, die die beiden Amazonen von sich gaben. Ich hatte immer gedacht, daß die Bölkerei meiner Blaustirns ätzend wäre - wer aber mal die Venezuelas hat bölken hören, betrachtet die Schreierei der Blaustirns als "harmonischen Operngesang" :D !


    Gruß
    Heidrun

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  • Hihi, wem sagst Du das!!! :D



    Ich hingegen dachte lange Zeit, bei allen Amas klingt das so schrill und "tinnitusfördernd", wie bei meinen Venezuelas... :sos:


    Als ich dann aber mal `ne Blaustirn hörte, war ich doch sehr angenehm überrascht. :musik:


    Und unsre Gelbwange klingt wieder völlig anders, irgendwie "gießkannenmäßig"... :whistling:

  • Hallo alle zusammen,

    die beiden Amazonen leben seit gut 10 Jahren zusammen und nach meiner Einschätzung kommen sie ganz gut

    miteinander aus. Hin und wieder gibt es „Schnabelfechten“ :doofy: aber danach wird sich wieder gekrault oder auch gefüttert.
    Im letzten Jahr hatte der Hahn einen Unfall und war gelähmt. In der Woche war er beim Tierarzt und am WE bei mir.
    Die Henne war bei meinen Eltern. Als sich die beiden Vögel nach mehr als vier Wochen wieder gesehen hatten, waren sie außer Rand und Band. Die Henne rief sofort den Namen des Hahns. Danach bin ich mir relativ sicher, dass die Beiden nicht wieder getrennt werden können. Die Henne ist relativ aktiv und neugierig, manchmal fliegt sie durch das Haus, was der Hahn sich nicht traut (aufgrund seines Unfalles). Kommt sie wieder zurück, ist er sehr glücklich.


    Ich vermute, dass das Verhalten meiner Henne erst jetzt Auftritt, weil der Hahn auf ihr Balzverhalten langsam reagiert. Vorher war er wie ein „Fels in der Brandung“, keine Reaktion. Er reagiert von Jahr zu Jahr mehr.


    Das mit der unterschiedlichenStimmlage kann ich nur bestätigen. Das Geschrei der Blaustirnamazone istangenehmer als von der Venezuela :monster: .


    Gruß,
    Lora-Lulu

  • (...) Hin und wieder gibt es „Schnabelfechten“ :doofy: aber danach wird sich wieder gekrault oder auch gefüttert. (...)


    Ja, das "Rabaukentum" gehört zu den Amazonen :rolleyes: . Aber die Venezuelaamazonen sind die "Kavaliere" unter den vielen Amazonenarten.


    Gruß
    Heidrun


    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)