Borna Virus

  • Hallo zusammen .
    Mich Interessiert ob der Verlauf der Borna Krankheit (Virus) immer Tödlich verläuft.
    Hat da schon Jemand Erfahrung gemacht.?

    Seinem Freunde soll ein Freund man sein, und des Freundes Freund auch, doch nehmen soll man sich nie zum Freund seines Feindes Feind.
    Die Edda , Skaldenpoetik von Snorre Sturlason

  • Hallo Frank,


    Gott sei Dank mußte ich mich mit dieser Krankheit bisher nicht auseinandersetzen - hab also keine Erfahrung (und ich bete, daß es auch so bleiben wird). Aber unsere Userin "BieneH" konnte darüber berichten. Lies mal bitte hier. Allerdings liegen ihre Postings schon ein paar Jahre zurück. Ich weiß aber, daß bis heute kein weiterer Todesfall eingetroffen ist - alle Grünen sind munter und wohlauf :) !


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Blue Eyes,


    nein, er ist nicht immer tötlich.


    Mittererweile gibt es 6 Typen von Borna, und nur bei dem 2er und 4er wurde nachgewiesen, daß er PDD auslösen kann. Mit den anderen arrangieren sich Papageien sehr gut, es kommt nicht zu einem Ausbruch und den Vögel sieht man auch keinerlei Erkrankung an. Sie bleiben Träger, manchmal sogar nachgewiesen über Jahrzehnte.


    Jetzt ist es allerdings sehr tragisch, daß es noch kein Labor gibt, daß den Typ bestimmt. Außer die Uni Gießen, Dr. Lierz bietet es an (er ist auch Vorreiter in der Forschung). Dabei wäre das so wichtig, um die Vögel mit "unschädlichem Virus" vor Schaden zu bewahren. Ich finde nach Stand der Dinge fatal, daß positive Vögel einfach "zusammen geworfen" werden.


    Es wird weiter geforscht und es kommen immer wieder neue Erkenntnisse. Ich hoffe, die Labore werden sich bald auf Typbestimmung einstellen.

  • Hallo zusammen .
    Mich Interessiert ob der Verlauf der Borna Krankheit (Virus) immer Tödlich verläuft.

    Hallo Frank,


    wenn Du mit "Borna Krankheit (Virus)" meinst, es wurde lediglich der (aviäre) Borna-Virus ABV nachgewiesen, dann eindeutig: NEIN!!!


    Bei entsprechend guter Haltung ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass die Vögel ein relativ unbeschwertes Leben führen können, ohne jemals zu erkranken.



    Anders sieht es allerdings aus, wenn bereits die gefürchtete PDD (= Neuropathische Drüsenmagendilatation), zu der dieses Virus führen kann, diagnostiziert wurde... :S


    Man kann zwar mit entsprechender Behandlung -insbesondere Futterumstellung- einiges zum Wohle des Erkrankten erreichen, jedoch ist auf lange Sicht hier die Prognose tatsächlich leider ziemlich schlecht, vor allem bei Jungtieren... ;(



    Dass weiterhin geforscht wird, finde ich einerseits gut, denke aber andererseits mit großer Traurigkeit an den dafür meist immer noch notwendigen -oder angeblich notwendigen?! :dash: - "Tierverbrauch" und bin deshalb arg zwiegespalten.

  • Ah ok
    Danke
    Gibt es da Studien drüber?
    Ich möchte mich da Informieren.

    Seinem Freunde soll ein Freund man sein, und des Freundes Freund auch, doch nehmen soll man sich nie zum Freund seines Feindes Feind.
    Die Edda , Skaldenpoetik von Snorre Sturlason

  • Hallo Frank,


    so spontan fällt mir grad nur diese Dissertation ein.


    Ich schau aber mal, ob ich noch mehr finde...

  • Ich muß mich korrigieren, die neusten Erkenntnisse sehen so aus (es sind mittererweile 8 Stämme erkannt worden):



    Am
    Samstag, den 19.10.2013 fand in Frankfurt die 17. Tagung des Fonds für
    bedrohte Papageien statt. Prof. Dr. Michael Lierz - Uni Giessen - hat
    über das Borna Virus gesprochen und was es inzwischen an Erkenntnissen
    gibt.
    BORNA und PDD
    Es steht zweifelsfrei fest, dass das Aviäre Bornavirus der Auslöser für die Proventricular Dilatation Disease (PDD) ist.
    Betroffen davon sind bisher 50 verschiedene Papageienarten und 5 weitere Vogelfamilien.


    Typische Symptome sind Gewichtsverlust trotz Nahrungsaufnahme,
    unverdaute Körner im Kot, Erbrechen, Zentralnervöse
    Ausfallerscheinungen, Blindheit!
    Und typisch dafür ist die
    Erweiterung des Drüsenmagens, eine Ausdünnung der Drüsenmagenwand.
    Bedingt durch Veränderungen der Nerven des Magen-Darmtraktes (des
    Drüsenmagens), dadurch verliert der Drüsenmagen seine Beweglichkeit, er
    dilatiert, er verstopft. Das Futter wird nicht mehr verarbeitet,
    deswegen unverdaute Körner im Kot. Im schlimmsten Falle nicht mehr
    weitertransportiert.
    Anmerkung: Das habe ich bei einer jungen
    Blaustirnamazone erlebt, dort war nicht nur der Drüsenmagen betroffen,
    sondern der Kropf arbeitete ebenfalls nicht mehr und hat den Brei, mit
    dem der Vogel beim TA per Sonde gefüttert wurde, nicht mehr
    weitertransportiert, er leerte sich nicht mehr. Das Tier wurde
    euthanasiert.
    Abgeklärt werden sollte immer, ob nicht eine andere
    Erkrankung vorliegt. Wie z.B. ein Hefepilzbefall, ein Fremdkörper,
    Endoparasiten, Vergiftungen durch Zink oder Blei. Auch bei diesen
    Erkrankungen kann sich ein erweiterter Drüsenmagen darstellen (der sich
    nach erfolgreiche Behandlung wieder verkleinert), Körner und/oder Blut
    im Kot vorhanden sein, ZNS auftreten.
    In der Röntgenaufnahme sieht
    man dann - im Gegensatz zum dilatierten Drüsenmagen mit dünner Magenwand
    - eine normal dicke Magenwand – entsprechende Technik (digitale
    Röntgendiagnostik) vorausgesetzt.
    2008 hatten 2 unabhängige
    Arbeitsgruppen den Nachweis eines neuen Virus bei an PDD erkrankten
    Papageien anhand einer neuer gentechnischen Methode nachgewiesen. Dieser
    Virus hat eine 60%ige Ähnlichkeit im Erbgut zum Virus der Bornaschen
    Erkrankung beim Pferd und Schaf. Eine Erkrankung des Nervensystems bei
    diesen Tiergruppen.
    Benannt wurde dieses neue Virus “Aviäres Bornavirus” - “Vogel Bornavirus”.
    Anfangs hat man das Virus nicht bei allen an PDD erkrankten Vögeln nachgewiesen.


    Bekannt sind mittlerweile 8 verschiedene Stämme, die scheinbar weltweit
    vorkommen. Nachgewiesen auch bei Gänsen und Schwänen und ein nicht
    infektiöser Stamm bei den Kanarienvögeln. Das Virus vermehrt sich nur
    auf Vogelzellen, hat also eine ganz klare Beziehung zum Vogel.

    Nachgewiesen wird die Erkrankung per PCR aus Kropf- und Kloakentupfer
    und Serologie aus Blut. Nur der PCR-Nachweis ist ein unvollständiger
    Test, da nicht geklärt wird, ob der Vogel Virusträger ist!
    Beim Nachweis der Antikörper ist es bei Borna genau umgekehrt als bei anderen Viruserkrankungen:


    Je höher der Antikörpernachweis umso schlechter ist es. Normalerweise
    ist es so, dass Antikörper ein wesentlicher Teil der Abwehr gegen
    eingedrungene Fremdkörper (z.B. einen Virus) im Blut sind, sie bekämpfen
    die Krankheit. Je höher der Antikörpernachweis umso besser.
    Bei
    Borna ist es genau umgekehrt, je höher der Antikörpernachweis umso
    “schlimmer” ist die Erkrankung. D.h. in dem Falle unterstützt das
    Immunsystem die Erkrankung noch. Bislang wohl die einzige
    Viruserkrankung wo das der Fall ist. Man hat beobachtet, dass an PDD
    erkrankte Tiere häufig eine hohe Virusausscheidung haben und es wurden
    große Antiköpermengen nachgewiesen.
    Das Aviäre Bornavirus (ABV)
    wird mit Zentralnervösen Symptomen wie Bewegungs- ,
    Gleichgewichtstörungen und Zittern in Verbindung gebracht sowie wird
    spekuliert ob ABV nicht auch Auslöser des Federrupfens sein kann.
    Versuche haben ergeben, dass ABV für PDD und weitere Symptome (ZNS)
    verantwortlich ist.
    Was den Übertragungsweg angeht ist man nach
    wie vor auf der Suche. Man hat Hinweise auf eine Übertragung durch
    infizierte Elterntiere auf das Ei. Man hat abgestorbene Embryonen im Ei
    auf ABV untersucht - Embryonen deren Elterntiere ABV positiv waren,
    waren ebenfalls ABV-positiv. Es ist nicht gelungen, Papageien mit der
    oralen Eingabe von Virusmaterial zu infizieren.
    Es sind zwei
    Stämme des Bornavirus bei Papageien von Bedeutung, der Stamm 2 und der
    Stamm 4. Da der Verlauf der Krankheit anscheinend vom ABV-Genotyp
    abhängig, ist es sinnvoll bei einer Neuverpaarung positiver Tiere, den
    Typ bestimmen zu lassen.
    ABV positiv heißt nicht, dass PDD ausbrechen muss.


    Bei Untersuchungen in Beständen wurden 30% ABV positiv getestet ohne
    Symptome einer Erkrankung, der Rest war ABV negativ und gesund.
    Übertragungswege und Auslöser der Krankheit PDD sind noch unbekannt.
    Der ABV Nachweis bei toten Vögeln ist am sichersten durch Auge, Gehirn und Kropf.


    Man empfiehlt, die Trennung von positiven und negativen Vögeln
    bestandsabhängig zu managen. Ein Privathalter, der ein positiv
    getestetes Tier und ein negativ getestetes Tier hat, kann diese
    zusammenlassen. Er verfolgt keine Zuchtabsichten. Ein Züchtern muss hier
    wahrscheinlich anders entscheiden. In großen Beständen sollten postiv
    und negativ-getestete Tiere strikt separiert werden. Jeder positiv
    getestete Vogel sollte wiederholt untersucht werden, um anhand des
    Titerverlaufs (Serologie) Erkenntnisse über ein eventuelles
    Fortschreiten der Erkrankung zu gewinnen.
    ABV-positive Tiere
    sollten NICHT euthanasiert werden und man nimmt an, dass es trotz
    Eiübertragung möglich ist, negativen Nachwuchs zu bekommen.
    Man
    hat versucht eine künstliche Übertragung zu provozieren indem man
    Virusmaterial oral eingab - dieser Versuch ist gescheitert - es wurde
    keine Infektion nachgewiesen.
    Bei Tieren, die zusammengehalten wurden, sind nicht alle positiv.
    Fazit: Die Umstände der Übertragung sind unbekannt - es scheint nicht einfach zu gehen.


    Alle Zukäufe, Neuaufnahmen sollten auf jeden Fall getestet werden bevor
    sie in einen Bestand integriert werden!! Dabei gibt es – je nach
    beauftragtem Labor – erhebliche Qualitätsunterschiede!
    Getestet werden sollte auf jeden Fall die PCR UND die Serologie!
    Professor Dr. Lierz nannte ein Beispiel:
    In 2009 wurde ein Bestand von Spix-Aras getestet:
    2 Vögel waren ABV positiv: PCR und Antikörper.
    5 Vögel waren positiv entweder mit PCR (sehr wenig RNA) oder Serologie (geringe Titer sprich niedriger Antikörpernachweis).
    Alle Vögel wurden strikt separiert.
    In 2010 wurde der gleiche Bestand, die gleichen Vögel wieder getestet:
    Die 2 positiven Vögel waren immer noch positiv (einer verstarb an PDD).
    Alle anderen Tiere waren negativ.
    Es gab keine weitere Verbreitung des Virus im Bestand.


    Anmerkung: Tiere bei denen andere Ursachen für eine
    Drüsenmagenerweiterung diagnostiziert wurden, können auch ABV positiv
    sein. Aus dem Grunde ist der ABV Nachweis nicht beweisend für PDD - muss
    aber unbedingt berücksichtigt werden.
    Herkunft: https://www.facebook.com/papag…nfo/posts/220277838096598