Werkzeuggebrauch schärft die Intelligenz

  • "7. Oktober 2013, 14:52


    Wiener Forscher untersuchten Zusammenhang zwischen
    Werkzeuggebrauch und technischem Verständnis bei
    verschiedenen Krähenarten

    Wien - Werkzeuge zu benutzen und herzustellen fordert Motorik und Gehirn.
    Deshalb nimmt man an, dass der Werkzeuggebrauch des Menschen die
    kognitive Evolution begünstigt haben könnte. Die Herausforderungen, die
    der Gebrauch von Hilfsmitteln stellt, könnten ein wichtige evolutionäre
    Rolle spielen. Forscher vom Department für Kognitionsbiologie der
    Universität Wien testeten diese gängige Hypothese nun in einer Studie.


    Die Wissenschafter um Sabine Tebbich verglichen über fünf Jahre
    kognitive Leistungen verschiedener Krähenarten miteinander. Das
    Ergebnis: Krähen, die in der Natur Werkzeuge verwenden, schneiden bei
    technischen Aufgaben besser ab als ihre Verwandten, die dies nicht tun.
    Bei Aufgaben, für die kein technisches Geschick notwendig war, zeigten
    sich jedoch alle Arten gleich intelligent, berichten die Forscher in der
    Fachzeitschrift "Philosophical Transactions of the Royal Society B".


    Die Wissenschafter stellten Neukaledonienkrähen, Galápagos-Finken
    sowie Raben- und Nebelkrähen verschiedene Aufgaben, mit denen sie an
    Futter kommen konnten. Neukaledonienkrähen und Galápagos-Finken
    verwenden in ihrem natürlichen Lebensraum verschiedene Gegenstände als
    Werkzeuge, um beispielsweise Larven aus Baumlöchern zu stochern. Raben-
    und Nebelkrähen hingegen benutzen in der Natur keine Werkzeuge. Der
    Versuch sollte zeigen, ob Werkzeug gebrauchende Tiere ein besseres
    Verständnis für technische Dinge haben.


    Bessere Lernfähigkeit


    Bei einer der Aufgaben sollten die Vögel an einem von zwei Haken
    ziehen. Einer der Haken war mit einem Stück Futter verbunden, das die
    Tiere durch ziehen erreichen konnten. Zogen sie am anderen Haken, der
    nicht mit Nahrung verbunden war, gingen sie leer aus. Keine von sieben
    Raben- und Nebelkrähen schaffte es, mehrmals hintereinander am richtigen
    Haken zu ziehen, sie kamen offensichtlich nicht dahinter, wie das
    System funktionierte. Die Neukaledonienkrähen und die Galápagos-Finken
    schnitten bei dieser Aufgabe deutlich besser ab. Fünf von acht
    Neukaledonienkrähen sowie acht von zwölf Galápagos-Finken lernten, dass
    sie nur an das Futter kamen, das mit dem Haken verbunden war.


    Ging es hingegen darum sich zu merken, ob Futter unter einem blauen
    oder orangen Deckel versteckt war, schnitten alle Tiere gleich ab. Auch
    bei der Aufgabe, eine einfache Klappe zu öffnen, konnten keine
    relevanten Unterschiede festgestellt werden. Insgesamt spreche das
    Ergebnis dafür, dass sich die geistigen Fähigkeiten der Vögel durch den
    Werkzeuggebrauch verändert haben, so die Forscher.
    (red/APA, derStandard.at, 7.10.2013)



    Link


    "Philosophical Transactions of the Royal Society B": Did tool-use evolve with enhanced physical cognitive abilities? (PDF)"



    Quelle

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Intelligente Vögel: Krähen denken wie Primaten



    Nicht nur Affen und Delfine, auch Vögel können intelligent sein. Im Hirn von Krähen fanden Forscher erstaunliche Ähnlichkeiten zu Primaten.


    Krähen gelten als gefiederte Intelligenzbestien. Sie benutzen Werkzeuge, lösen komplexe Aufgaben und sind sogar in der Lage, sich versteckte Zusammenhänge zu erklären. Nun haben Experimente erste Hinweise darauf gegeben, wie das Hochleistungsgehirn der Vögel arbeitet. Müssen diese schwierige Entscheidungen treffen, dann werden in ihrem Gehirn offenbar ähnliche Muster aktiviert wie bei Primaten.


    Tübinger Forscher haben Rabenkrähen (Corvus corone) Gedächtnisaufgaben lösen lassen und erstaunliche Parallelen festgestellt, obwohl das Gehirn von Primaten und Vögeln sonst nicht viel gemein hat. Bislang sei nicht bekannt gewesen, wie die Tiere solche außergewöhnlichen Leistungen hinbekommen, berichten die Wissenschaftler um Lena Veit und Andreas Nieder im Fachblatt "Nature Communications".


    Rabenkrähen gelten als sehr intelligent und sind sogar zu strategischen Entscheidungen in der Lage. Sie seien von Verhaltensbiologen wegen ihrer Intelligenz schon als "gefiederte Primaten" bezeichnet worden, so die Tübinger Forscher.


    Trefferquote von fast hundert Prozent


    Sie brachten den Tieren bei, am Computer kleine Rätsel zu lösen. Dabei analysierten die Forscher das Gehirn der Vögel. Zunächst mussten
    sich die Tiere ein Bild anschauen und einprägen. Anschließend wurden ihnen auf einem Bildschirm zwei verschiedene Bilder gezeigt - eines
    davon hatten sie zuvor gesehen. Je nach Aufgabe mussten sie mit dem Schnabel entweder auf das zuvor eingeprägte Bild zeigen - oder aber genau auf das andere. Trafen sie die richtige Entscheidung, gab es als Belohnung Futter.



    Nach einer Trainingsphase lag die Trefferquote bei annähernd hundert Prozent, berichten die Forscher. "Das erfordert höchste Konzentration und eine geistige Flexibilität, die bei weitem nicht alle Tierarten aufbringen können und die selbst für Menschen eine Herausforderung ist."

    Die Forscher stellten fest, dass je nach Aufgabe andere Nervenzellen aktiv waren - je nachdem, ob die Krähen das zuvor eingeprägte oder aber das andere Bild auswählen sollten. Das sei eine verblüffende Ähnlichkeit zu Primaten, schreiben die Forscher. Das Ergebnis der Studie
    biete wichtige Einblicke, wie sich Intelligenz im Laufe der Evolution entwickelt hat.


    che/dpa


    Quelle

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)