Allgemeines zur Haltung von Amazonenpapageien

  • Die artengeschützten und meldepflichtigen Amazonen, deren Haltung einer gesonderten Regelung unterliegt, unabhängig davon, ob es sich um Wildentnahmen oder um Nachzuchttiere handelt, sind im zoologisch/biologischen Sinn als Wildtiere anzusehen.


    Grundlegendes Ziel ist es, Vögeln der Ordnung "Papageien" in Menschenobhut ein Maximum an artspezifischen Verhaltensweisen nicht nur zu ermöglichen, sondern ein Maximum an artspezifischen Verhaltensweisen auch gezielt zu fördern.


    Amazonen sind grundsätzlich mindestens paarweise zu halten. Eine Gruppenhaltung ist bei Verfügbarkeit über entsprechend notwendige räumliche und strukturelle Gegebenheiten anzustreben.


    Jede Einschränkung der Flug- und/oder Bewegungsfähigkeit durch beispielsweise Beschneiden der Schwungfedern oder sonstiger Gefiederteile, durch angekettete Haltung, Anleingeschirre aber auch durch zu kleine Volieren, hat zu unterbleiben.


    Sitz- und Schlafäste sind in unterschiedlichen Stärken (Dicken) anzubringen. Das ist ein MUSS für die Muskulatur. Es sind Aststücke mit naturbelassener Oberflächenstruktur zu verwenden und regelmäßig zu erneuern. Glatte, industriell gefertigte, Rundhölzer begünstigen übermäßiges Krallenwachstum sowie Beeinträchtigungen der Fußballen. Sie bieten wenig Halt beim Anflug und erschweren das Klettern. Es eignen sich ungespritzte, fern von stark befahrenen Straßen wachsende Obstbäume, Weide, Pappel, Ahorn, Linde, Buche, Haselnuß, Eberesche, Weißdorn u. a.
    Wegen ungeeigneter Inhaltsstoffe sollten Eichen- und Birkenäste nur in abgelagertem Zustand angeboten werden.


    Die diversen Äste und auch Beschäftigungsobjekte (z. B. frische Äste oder Zapfen aus der Natur) sind so anzubringen, daß sie die Amazonen nicht am Fliegen hindern.


    Ungeeignet sind zum Beispiel Objekte aus Kunststoffen, bei denen je nach Art und Beschaffenheit die Möglichkeit des Abbeißens und der Inkorporation von Teilen besteht, die auf mechanische Weise und/oder auf Grund der chemischen Zusammensetzung gesundheitliche Schäden beim Vogel hervorrufen können. Gleiches gilt für metallische Gegenstände (z. B. Glöckchen), deren Legierungen u. U. schädigende Stoffe (z. B. Zink-, Messing- oder Kupferverbindungen) enthalten können.


    Manche Amazonen baden gerne in stehendem Wasser - die Mehrzahl läßt sich lieber beregnen. Ein manuelles Besprühen sollte mindestens 1 x wöchentlich stattfinden.


    Die Voliere ist bei Aufstellung in Innenräumen so anzuordnen, daß ausreichend Tageslichteinfall gewährleistet ist. Auch bei Vorhandensein von Belichtungsflächen (Fenster) ist eine angemessene Beleuchtung unverzichtbar. Bei der Wahl der Leuchtmittel ist insbesondere auf Flimmerfreiheit und ein geeignetes, dem natürlichen Sonnenlicht so weit möglich, entsprechendes Lichtspektrum zu achten. Es sind speziell für die Beleuchtungsanforderungen von Vögeln konzipierte Leuchtmittel zu verwenden.


    Um den Tag-Nacht-Rhythmus zu gewährleisten, sollte die tägliche Beleuchtung/der tägliche Lichteinfall eine Dauer von ca. 12 Stunden nicht überschreiten.


    Die Voliere/n sind so zu platzieren, daß Störungen der gehaltenen Vögel auszuschließen sind (z. B. durch Küchendämpfe, Zigarettenrauch, Durchzug, Beeinträchtigungen des Tag-Nacht-Rhythmus, nicht flimmerfreie Geräte wie z. B. Fernseher, PC oder andere technische Geräte).


    Teflonbeschichtete Töpfe, Pfannen usw. sollten in einem Haushalt mit Vögeln möglichst nicht benutzt werden. Durch Überhitzung dieser Geräte ist von Todesfällen berichtet worden.


    Die Luftfeuchtigkeit soll um die 60 % betragen.


    Besondere Sorgfalt ist auf abwechslungsreiches, geeignetes Futter zu legen. Gerade für Amazonen, die leicht zur Verfettung neigen, sind die meisten der handelsüblichen Papageienfuttermischungen zu fettreich. Futtermischungen OHNE Sonnenblumenkerne und OHNE Nüsse sind zu empfehlen. Erdnüsse in Schale sollen wegen der oftmals gegebenen Schimmelpilzbelastung grundsätzlich nicht angeboten werden.


    Auf den täglichen Speisenplan gehören Körnerfutter sowie frisches Obst und Gemüse (möglichst in Bio-Qualität), das abwechselnd in einem Napf und aufgespießt (der Abwechslung wegen) angeboten werden sollte. Aus Verkeimungsgründen sollte das Obst/Gemüse nach spätestens sechs Stunden entfernt/ausgetauscht werden.


    Avocados und Rhabarber sollten grundsätzlich nicht verfüttert werden.


    Bohnen und Kartoffeln dürfen ausschließlich in gekochtem Zustand (ohne Salzzugabe) angeboten werden.


    Vorsicht bei Blattkohlsorten. Bei deren Verfütterung sind Verdauungsstörungen zu befürchten.


    Der Speisenplan läßt sich durch gesammelte Wildpflanzen sehr gut bereichern.


    Die Futter- und Wasserstellen sind so anzuordnen, daß Verunreinigungen durch Exkremente vermieden werden.



    Gruß
    Heidrun

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