Die Voliere von Alfriedro und Gedanken dazu

  • Hallo Volierenfäns,


    hier also die Voliere von Alfriedro, wie von einigen gewünscht. Zur Nachahmung dringend empfohlen. :thumbsup:


    Es wahr ja so: Vor vielen Jahren hat mich Jens in dieses Forum eingeladen, weil ich in den VF Fotos von Pennantsittichen im Grünen eingestellt hatte. Er wollte gerne etwas darüber lernen. Inzwischen habe ich ja hier schon viele Thesen geschrieben und auch Fotos eingestellt. Das kann ich jetzt mal in gebündelter Form mit diesem Thread machen. Wer die Möglichkeiten hat, kann das selbstverständlich nachmachen.


    Ich werde auch Aspekte mitberücksichtigen, die aus meiner Sicht nachteilig sind und eventuell aus meiner eigenen Unkenntnis herrühren. Auch will ich nicht verschweigen, dass ich bei meinen Experimenten mitunter grobe Fehler gemacht habe. Aber daraus wird man ja klug, gell? Es kann also noch immer etwas besser werden. Wenn Ihr dazu etwas schreiben möchtet, dann wäre es besser, statt oh und ah und wie toll zu schreiben, vielleicht Fragen zu schreiben, kritische Fragen oder technische etc. Davon haben wir alle viel mehr.


    Soviel schon mal.


    Viele Grüße, Alex

  • Hallo Rena, das war kein Aufruf zur Rechtfertigung für die, die es nicht so machen, warum auch immer.


    Also


    schon in ganz jungen Jahren habe ich schon intuitiv erkannt, dass es Vögeln am besten geht, wenn sie nicht nur Ihresgleichen zur Gesellschaft haben, sondern auch wenn sie frische Luft und Sonnenlicht ungefiltert finden. Primitive Versuche gab es damals schon. Anfang der 90er hatte ich dann im Garten die erste richtige Außenvoli von 2x2x2 Meter also ziemlich klein noch, in der ich Ziegensittiche und Nympfen hatte. Nymphfried und Nymphigunde bekamen 7 Junge darin, die aber wegen Totsturz von Nymphigunde nach einer Sperberattacke bis auf 2 alle nacheinander gestorben sind. Diese zwei habe ich von Hand großgezogen. Hänschen ist 10 Jahre alt geworden. Eine Fehleinschätzung von mir war sein vorzeitiges Ende. Dazu dann später.


    Diese Voliere hatte ein ganz kleines unbeheiztes Häuschen für Futter- und Wasser und war mit Wellacryl teilüberdacht und hell. Aus Dachlatten und verzinktem Quadratmaschengeflecht. Innen gab es keine Begrünung, sie hätte auch nicht lange überlebt. Davon habe ich keine digitalen Fotos, aber hier abbilden lohnt sich auch nicht.

  • Im Jahr 2001 habe ich dann meinen Traum verwirklichen können. Zum neuen Haus, das ich drei Jahre zuvor mit meiner Familie bezogen hatte, habe ich eine richtige Voliere gebaut. Weil es für den Gartenachitekt auch eine Referenz werden sollte, habe ich auch an der Konstruktion keine Kosten gespart.


    Die Voliere teilt sich auf in ein Außengehege von 8 x 2,5 x 2,5 Meter und dem Schutzhaus von 4,3 x 2,5 x 2,5 Meter. Das Innere teilt sich noch in einen Vogelraum und einen Vorraum, wo Gartenwerkzeug, Wasser, Heizung, Licht und Futter sind. Später kam auch noch Licht in den Vogelraum. Die Voliere baute ich für Hänschen und seiner zweiten Gemahlin Helenchen und für Tigerfinken, die ich immer gerne halten wollte und ganz früh auch schon mal hatte. Die Voliere umschließt einen kleinen Garten und eine kleine Terrasse mit einer Mauer und einem verglasten Windschutz. Das Dach des Schutzhauses ist begrünt und das des Außengeheges nur mit Draht überspannt.

  • Heute würde ich ein Schutzhaus als Gewächshaus bauen, weil es trotz Beleuchtung und einem großen Fenster eigentlich zu dunkel darin ist. Ein Gewächshaus wird auch im Winter bei Sonnenschein schnell warm. Und Vögel brauchen eben viel Licht. Das Gewächshaus müsste von innen die Vögel vor dem Gegenfliegen schützen, also Netze oder Draht wäre notwendig. Eine automatische Entlüftung wäre im Sommer notwendig. Kübelpflanzen könnten den Vögeln als Schlafstätte dienen, müssten dann aber regelmäßig erneuert werden. Jetzt ist es verhältnismäßig dunkel. Im Sommer aber auch angenehm kühl. Die Vögel halten sich gerne darin auf und schlafen auch regelmäßig hier drin. Der Innenraum ist mit einem leicht zu reinigendem Metallregal möbliert, in das ich offene Vogelbauer als Futterstätte gestellt habe. Das hat den Vorteil, dass sich die Vögel zum Fressen aufteilen können, das Futter bleibt sauber. Problemfälle kann ich stressarm mal einsperren. Außerdem ist diese künstliche Hecke ein beliebter Rastplatz. Die Schönsittiche nehmen sie außerdem als Nistgelegenheit. Auf die Käfige unter den Regalboden stecke ich Zweige als Verstecke, die von den Prachtfinken aufgesucht werden. Der unterste Regalboden ist Lager für Nistmaterial, das oberste Regal ist noch mal mit Zweigen belegt. Ein Tannenbaum von Weihnachten ist ebenfalls Schlafstätte und wird jedes Jahr ausgetauscht.


    Das innere Vogelhaus ist zwar nocht so hübsch, deckt den Vögeln aber alle Bedürfnisse: Futter, Wärme, einigermaßen Licht, viele Schlafplätze, was sehr wichtig ist und Bewegungsraum von immerhin 3 x 2 x 2,2 Meter. Das ist groß genug für etwa 20 kleinere Vögel.

  • hallo,alfriedro


    sollte keine rechtfertigung sein,sondern ein beispiel zu der einrichtung von dir und die fand ich ähnlich......sicherlich bei dir grösser......


    ich hatte vor 45 jahre den ersten molukkenkakadu (wf) zum schlafen hatte sie einen rundkäfig,den sie auch nur dafür benützte.....ansonsten war sie frei und unterwegs mit mir.....freiflug eignete sie sich selbst an,denn sie kam auf ruf immer auf meinen arm zurück.....radlfahren machte ihr besonders spass und so konnte ich sie mit in die natur nehmen,sie auf bäume setzen,wo sie auch blieb bis ich sie rief......das war ne traumhafte sache,so ein tier zu besitzen.....alfriedro ich verstehe dich sehr gut......und ich glaube viele papageienhalter schöpfen das bestmögliche für ihre vögel aus.......dank´unserer i-net zeit,kann man sich viel aneignen je nach bedarf was ein tier braucht....sie ziegen es dir selbst,so meine erfahrung egal welche tierart.....wenn man das gespür für tiere hat,was ich am wichtigsten finde,nur durch sie kann man lernen und die erfahrungen weitergeben....... :)

  • Weil ich ja nicht so gerne unnötig arbeite, habe ich das ganze System so konzipiert, dass ich es leicht sauber halten kann. Außen erledigen der Regen und die Nacktschnecken meine Arbeit.


    Dann waren die Fragen,
    wie viele Vögel kann ich halten, damit die Bepflanzung nicht wieder aufgefressen wird?
    wie viele Vögel kann ich halten, damit nicht mehr Kot entsteht, als natürlicher weise abgebaut wird?
    welches Risiko habe ich bei Naturboden?
    natürlich auch welche Pflanzen sind als Begrünung geeignet?
    später noch welchen Vögeln kann die Größe dieser Voliere gerecht werden?


    Also habe ich eingesetzt und beobachtet. Es gab vielevieleviele Kinderlein und nie eine Seuche außer Würmern, die aber nur einmal aufgetreten sind und schnell eliminiert werden konnten. Es gab Unfälle durch aggressive Verhaltensweisen verschiedener Vögel. Ich habe vieeeeel gelernt und gelitten mit den einzelnen Opfern meiner Fehleinschätzungen. Heute bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der größte Vogel maximal so groß wie ein Schönsittich sein sollte und dass die Anzahl möglichst die 30 nicht überschreiten sollte. Wärend meiner Arbeitszeit in Eisenach ist mir das etwas aus der Kontrolle geraten. Heute ist diese Biotopvoliere für Südostasiatische Prachtfinken ein Beobachtungslabor.

  • Noch ein Aspekt zur Volierengröße:


    Es war mir immer lästig, in diese Zimmervolieren rein zu kriechen, um sie zu pflegen, Futter zu wechseln etc. Das Risiko, dass einer entfleucht war groß und außerdem wollte ich nicht die Vögel in eine solche Aufruhr versetzen. Besser man passt ganz herein. Meine erste Außenvoliere war gerade groß genug, dass ich mich aufrecht stehend darin drehen konnte. Die Vögel waren dann aber natürlich in heller Aufregung. Mit dieser neuen Voliere kann ich hinein gehen, gärtnern, machentun und die Vöglis können weg. Sie haben ihre natürliche Fluchtdistanz und können sie dann von sich aus wieder unterschreiten, weswegen ich auch so schöne Fotos von ihnen machen konnte. Anfangs gab es einen Mittelweg. Das war aber nicht so praktisch, weil dann die Pflazen am Gitter entlang wuchsen, man konnte die Vögel nicht so gut betrachten und es sah nicht so schön aus. Dann habe ich einen Rundweg angelegt und in der Mitte die Pflanzung. Jetzt komme ich überall dran und es sieht schön aus. Die Vögel haben auch ausreichend Abstand zum Gitter, sodass sie nicht gleich flüchten, wenn man von außen an die Voliere tritt. Aber sie können sich verbergen. Der Vorzug stellte sich alsbald ein, die Zwergwachteln haben seit dem keine Schreckflüge mehr gegen das Deckengitter gemacht. Denn nachts schleichen schon mal Fuchs, Katz oder Marder um die Voliere.

  • Nun einige Beobachtungen:


    Ich stehe oder sitze gerne einmal mehrere Stunden an der Voliere und nehme Teil am Geschehen. Dann kommen mir aus dem Wesen des Vogels heraus solche Gedanken:


    Wenn ein Vogel, wie der Pennantsittich in dieser Voliere auf- und abflegt, und das sehr oft und lange, dann habe ich das Gefühl, er will wo anders hin. Die Flugstrecke ist für ihn gerade vierzig mal so lang wie der Vogel; er benötigt zwei Sekunden für eine Durchquerung, eine Wende ist für ihn sehr eng. Der Pennantsittich ist ein Flieger mit gewissem Stolz und er ist intelligent. Die Voliereneinrichtung engt ihn zusätzlich ein. Für Ihn habe ich eine Voliere von der doppelten Länge und dreifachen Breite gewünscht. Die kann man wesentlich besser auf die Bedürfnisse hin Gestalten und er kann sich besser ausfliegen. Das Gleiche empfinde ich auch bei den Nymphen. Sie sind von Natur aus Wanderer und fliegen wirklich sehr schnell, wie ein Falke.


    Bei den Wellensittichen passt das Verhältnis schon besser, zumal sie durch ihre Größe eine Wende besser hinbekommen. Aber auch für sie wäre die Voliere in doppelter Größe angemessener. Wellensittiche legen dazu mehr Wert auf freie Bahn, ein-zwei kahle Bäume, Rasen auf dem Boden, in den Ecken Kräuter und Gräser, das käme ihnen entgegen. Eine gemischte Gesellschaft ist mit Wellensittichen problematisch, weil diese Vögel in großen Gruppen erst richtig froh und hyperaktiv sind.


    Die recht ruhigen Schönsittiche drehen nur in der Balzzeit richtig auf. Sie fliegen dann ebenfalls sehr viel auf und ab, können dabei aber auch noch Wendungen und Haken fliegen. Ab der Sommermauser werden sie sehr unauffällig und ruhig. Daher ist die Voliere für sie so gerade ausreichend. Im Frühjahr könnte sie aber gerne doppelt so groß sein. Die Schönsittiche lieben die Deckung und so kommt ihnen die Gestaltung sehr entgegen.


    Für die Prachtfinken ist die Voliere voll ausreichend. Ihr Aktionsradius ist im Wesentlichen drei - vier Meter groß und sie können sich Reviere einrichten. Allerdings immer nur zwei Paare, dann wird es ihnen schon zu eng. Die Gestaltung eines Bambus- und Schilfdickichts ist dem Wesen der Zwergwachteln, Nonnen und Tigerfinken entsprechend. Für die Wachteln ist die Durchquerung der Voliere schon eine kleine Reise. Dennoch kann darin nur ein Paar leben. Sie sind sehr territorital.


    Für Zebrafinken ist unser Klima zu feucht. Sie haben zwar viele Junge bekommen, aber die Weibchen besonders haben oft Probleme bekommen. Für die Binsenamadinen sind die kühlen Nächte zu gefährlich, wenn sie brüten. Wenn die Jungen nach zehn tagen nicht mehr gehudert werden, erfrieren sie. Tigerfinken und Nonnen ertragen das besser. Diamantamadinen kommen gut mit unserem Klima zurecht, sind dagegen nur bedingt Gesellschaftstauglich.


    Ich musste dann schließlich Entscheidungen treffen und blieb bei den Tigerfinken. Sie sind sehr besonders.


    Bei den Gedanken wie oben kam ich auf eine Größenzahl einer Volierengröße von der fünfzig bis hundertfachen Länge der gehaltenen Vögel, je nach langschwänziger oder kurzschwänziger Art. Also für den Penantsittich empfinde ich 15 Meter als gerade ausreichend, beim Tigerfink sind neun Meter optimal für zwei Paare. Was die Einrichtung anbelangt, kann eine Bepflanzung standhalten und die Belastung mit Kot bleibt unbedenklich bei einer Besatzdichte von 1,5 Vögeln je Quadratmetern. Das heißt in meinem Fall in der AV 30 Vögel, für das Schutzhaus dagegen nur 10! Der Kompromiss wäre dann 20 Vögel, was bei mir so einigermaßen hinhaut, es waren auch schon mal 30 aber nie darüber. Natürlich müsste man das bei Papageienvögeln noch etwas anders berechnen, weil sie viel mehr zernagen, als nachwachsen kann. Da genügt bei meiner Voliere ein Paar egal von welcher Art, damit das Grün eine Chance hat.

  • Hallo Alex,


    auch wenn Du DAS nicht wolltest, so muss ich es Dir trotzdem einmal sagen:
    tolle Anlage und super Fotos...


    Ich habe auch direkt eine Frage:


    Bei uns ist es ja so, dass wir die Voli ausschließlich mit den Resten des Papageienfutters begrünen. Das hat sicherlich den Vorteil, so wie jetzt in dieser Zeit, dass die Vögel sich die Ähren, Gräser und Samen direkt vom Boden, oder in ca. 50 cm Höhe holen können. Eigentlich ist das optimal!


    Und auch bei uns ist ein Mittelweg entstanden, das liegt daran, dass wir die Voli auch säubern müssen, da kommt das ganz automatisch und die Grauen sind nicht so klein, dass wir das Gras an den Seite nicht wachsen lassen könnten.


    Es ergibt sich mit dieser Art der Begrünung aber doch ein Problem:


    Die Reste von Obst und allem möglichen Gemüse, die draußen auf die Äste gespießt werden (im Sommer bekommen sie ausschließlich draussen das Obst und Gemüse, sonst hätten wir im Schutzraum jede Menge Obstfliegen, Wespen und sonstiges fliegendes Getier, was die Geier verrückt macht), fällt natürlich reichlich runter. In den hohen Gräsern verschwindet das dann auch mal ganz schnell.
    Sicherlich gehe ich regelmäßig mit einem Rechen dort rein und versuche, alle Reste heraus zu holen, aber so ganz gelingt das nicht und dann fault alles auf dem Boden, versteckt im Gras.
    Wir haben jeden Sommer eine Maus in der Voli, die dann auch schon mal in das Schutzhaus klettert.


    Das gefällt mir gar nicht und ich glaube, dass kommt von den vielen Resten am Boden.


    Hast Du ne Idee, wie wir das ändern könnten?


    LG Claudia

  • Tolle Anlage, Alex!!! :thumbsup:
    Bei Dir möchte man "kleiner Vogel" sein! :thumbup:
    Hältst Du die Krumm- und Spitz-Schnabler zusammen?

  • Ich füttere ausschließlich im Schutzhaus. Damit dämme ich das Problem ein, dass Futter vergammelt und ein Herd für Schimmel etc. wird. Grünfutter gibt's auch draußen. Für die Reste habe ich einen Kompost in der Voliere angelegt, der bei den Tigerfinken inzwischen sehr beliebt ist.


    Mäuse in der Voliere sind Unruhestifter in der Nacht. Man kann sie nur abhalten, wenn man das Maschengeflecht eng genug wählt und junge Mäuschen mit Lebendfallen herausfängt.


    Insekten sind bei mir eigentlich gewollt. Während der Jungenaufzucht kann es gar nicht genug Obstfliegen geben. Ok, Graupapageien brauchen das nicht unbedingt.:D Die sind einfach da, damit muss man leben.


    Ich weiß nicht, wie Graupapageien mit einer Begleitvogelart leben können, die Obstreste und Insekten vertilgt. Für die Papageien ist so etwas jedenfalls eine Unterhaltung. In der Gruga waren Graupapageien mit Blauelstern vergesellschaftet.


    Eine Gesellschaftshaltung kann so aussehen, dass die eine Art eine andere Ergänzt und in der Voliere eine Art Symbiose entsteht oder sich ergänzende Koexistenzen. So z.B. vertilgen die Wachteln allerhand von dem, was die anderen Vögel auf den Boden fallen lassen. Was die einen liegen lassen, können die anderen gebrauchen. Das wechselt auch schon mal. Auch die Nacktschnecken beteiligen sich nachts an dem System.

  • Tolle Anlage, Alex!!! :thumbsup:
    Bei Dir möchte man "kleiner Vogel" sein! :thumbup:
    Hältst Du die Krumm- und Spitz-Schnabler zusammen?


    Ja. Mit Nymphen und Schönis kann man unbedenklich auch Prachtfinken und andere vergesellschaften. Bei Rosellas kann ich das nicht empfehlen. Ich hatte es eine Zeit lang und es hat Opfer gegeben. Die Gesellschaftsvögel müssen dann mindestens gleich groß sein.

  • Ich weiß nicht, wie Graupapageien mit einer Begleitvogelart leben können, die Obstreste und Insekten vertilgt. Für die Papageien ist so etwas jedenfalls eine Unterhaltung. In der Gruga waren Graupapageien mit Blauelstern vergesellschaftet.


    Moin Alex,


    ich kenne aus verschiedenen Haltungen unterschiedlichste Arten, die friedlich zusammen leben.
    Bei meinen Grauen würde das aber leider nicht klappen.
    Als ich eine verletzte Bachstelze in die AV gesetzt hatte, konnte ich die gerade noch retten, sonst hätten die 4 sie umgebracht.
    Auch wenn die Elstern mal auf die Voli geflogen sind, haben sie sich aufgeplustert und nach ihnen gehackt. Eine der Elstern hat dabei eine Kralle verloren.


    Das wird bei uns also leider nicht funktionieren und ich denke, dass es mit Wachteln ähnlich sein würde.
    Ich habe auch schon mal überlegt, Kaninchen rein zu setzen, aber auch da bin ich mir nicht sicher, ob das funktionieren würde...


    LG Claudia

  • Ich wollte eine begrünte Voliere. Das sieht schön aus und auch die Vögel kommen besser zur Geltung als in einem kahlen Drahtkasten mit Totholz. Aber Pflanzen brauchen Erde zum Leben. In Kübeln muss man ständig gießen. Wenn man da nicht hinterher ist, sieht es bald ganz traurig aus. Also Naturboden. Das Wurzelwerk ist durch die natürliche Kapillarität des Bodens an das Grundwasser angeschlossen. Gießen quasi unnötig.


    Boden ist ein ökologisches System in dem es Pilze, Bakterien und Edaphon gibt. Edaphon sind die ganzen kleinen Tierchen wie Erdmilben, Nematoden, Springschwänze, Asseln, Nacktschnecken und Regenwürmer etc. Ein gesundes Pilzmycel ist die Vorraussetzung für gutes Wurzelwachstum, eine üppige Bakterienflora ist notwendig für die Umsetzung organischer Substanzen in pflanzenverfügbare Nährstoffe. Das Edaphon ist die Vorverdauung der organischen Abfälle. Soviel zum lebendigen Organismus Boden.


    Jetzt gibt es diese Vögel und ihre Ausscheidungen. Tierärzte schreiben von den Risiken im Naturboden, dass sich pathogene Keime darin anreichern können und eine Seuche verursachen. Theoretisch ist das richtig. Praktisch ist es eine Frage von Verhältnismäßigkeit des Besatzes zur Fläche. Die Keime aus dem Vogelkot sammeln sich auf dem Boden. Nach längerer Trockenheit gibt es viel Kot auf der Oberfläche. Man müsste meinen, richtige Kackecken würden entstehen. Aber merkwürdiger weise habe ich bisher keine. Also nichts wirklich Dreckiges. Nachts kriechen von den angrenzenden Pflanzungen die Nacktschnecken durch die Voliere und fressen den Kot und verschwinden tags wieder. Sie vertilgen sogar gestorbene Vögel, wenn ich sie nicht finden kann. Das kam auch schon vor. So hatte ich einmal einen jungen Buchfink mit Flügelbruch aufgenommen. Dieser hat es irgendwie nicht geschafft. Ich fand kein Federchen mehr von ihm. Also die Nacktschnecken sind die Gesundheitsapostel der Voliere. Was die Schnecken nicht vertilgen, wird vom Regen in den Boden eingewaschen, der Kot löst sich auf und verschwindet. Er wird von Edaphon, Bakterien und Pilzen zersetzt und ist Dünger! Die Pflanzen wuchern wie doll. Und was ist mit den Bakterien und dergl. im Vogelkot? Wurmeier, die sich in Regenwürmern anreichern? Rein theoretisch werden sie ebenfalls dezimiert und auf ein Maß gebracht, das den Vögeln nicht mehr schadet. Bis jetzt ist das jedenfalls so nach 12 Jahren und hunderten von Vögeln die im Laufe der Zeit schon hier geboren wurden. In der Winterzeit ist der Aufenthalt im Schutzhaus mit mehr Problemen verbunden, da werden die Vögel öfter krank.


    Wenn ich den Boden jährlich umgraben würde, wie es die Fachleute empfehlen, um den Kot mit den Keimen in den Untergrund zu verbannen, so würde ich das ökologische Gefüge zerstören und der Abbau würde nicht mehr funktionieren. Im Untergrund würden sich die Keime anreichern und beim nächsten Umgraben wieder nach oben kommen. Das wäre dann der Zeitpunkt für die erste Seuche.


    Wichtig bei diesen System ist, dass der Besatz von der oben beschriebenen Größenordnung nicht überschritten wird. Da es aber bei mir zeitweise doch schlimmer war, als ich es wollte, hatte ich große Sorge. Aber es ist nichts passiert. Alle Vögel sind bisher als besonders gesund und kräftig zu anderen Besitzern gewechselt, sofern sie nicht bei mir geblieben sind. Krankheiten waren bislang nur durch Stress (Zebrafinkenüberbevölkerung z.B. oder durch Futterfehler entstanden. An Krankheiten gestorben ist vielleicht 1%. Durch Unfälle starben mehr Vögel. Dazu dann später.

  • Hi Alex ;
    du hast deine Voli und das Zusammenleben verschiedener Organismen gut beschrieben :thumbup:


    Eines hast du aber vergessen , ich hatte eigentlich drauf gewartet das du nicht eine Anzahl von Vögeln in deinem System bringst -------sondern vielmehr ; wieviel Gramm Vogel ( der Gattung entsprechend ) auf einen qm optimal in Gefangenschaftshaltung sind .


    Damit wäre Claudias Frage wegen des abfressens der Halme beantwortet gewesen .


    Claudi , deine Anlage ist für die Pieper zu klein . Sicherlich ist klein jetzt relativ ( du hast schon wesentlich mehr als die meisten Halter ) . Bei dir wird aber mehr gefressen , als das was nachwachsen kann . Stimmt hingegen dieses Verhältniß , ist die Voli immer grün -------von unten bis oben .



    Alex ; jetzt hast du mal ein Thema eröffnet welches zu " anfassen ist " . Es liest sich leicht und nachvollziehbar :thumbup: .


    MFG Jens

  • Ja Jens,
    es wäre schön, wenn auch Andere ein Thema zu ihrer Vogelhaltung aufmachen würden.
    Man kann so unglaublich viel davon lernen.
    Vor allem, wenn auch Fehler/Rückschläge beschrieben werden!


    Wie wäre es mit Dir???? :D
    Es geht doch nicht um "Angeben", sondern darum, wie alles anfing und was letztendlich daraus wurde!
    Mit allen Schwierigkeiten, Rückschlägen, Fehlern!
    Alex macht das ganz toll! :thumbsup: Danke Alex! :thumbup:


    Ich hoffe, dass viele seinem Beispiel folgen!

  • Hi Jens,


    das mit dem Gramm Vogel je Quadratmeter ist mal eine andere Perspektive. Immerhin wiegt ein Grauer Papagei soviel wie vierzig Tigerfinken, 360g ein Graupapagei im Mittelwert zu 9g ein Tigerfink. ...


    Wenn ich also von ca. 30 Kleinvögeln in der Voliere spreche von etwa 20 qm, dann kann ich in meiner Voliere 0,75 Graupapageien halten. Ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Ich habe die Verhältnisse auf die Bewegungen und die individuellen Freiräume bezogen. Gewichtsbezogene Verhältniszahlen müsste man anders denken. So weit bin ich noch nicht.


    Dann kommt noch hinzu, dass ich von einer Art nur wenige Exemplare halten kann, damit es nicht in Stress ausartet, von mehreren Arten dafür aber insgesamt mehr.

  • In einer Voliere, die so konzipiert ist, wie meine, leben die Vögel schon fast wie in der Wildnis. Nicht nur das Wetter spielt da mit. Obwohl die Vögel mit Futter verwöhnt werden und sich im Schutzhaus aufwärmen können, erleben sie die Jahreszeiten der gemäßigten Breiten mit allem was dazu gehört. Ok, im Winter nicht, aber von Ostern bis Oktober, also wie man die Sommerreifen am Auto hat. :D


    Das Leben in der Wildnis hat auch so seine Gefahren. Und wenn man seine Tiere nicht langweilen will, so kann man sie auch nicht in Watte packen. Da gibt es schon manche Gefahren. Zum Beispiel Sperberattacke. Kommt ein solcher Jäger angerauscht, den die Vögel instinktiv schon kennen, dann ist heillose Panik. Die Vögel schießen hin und her und im schlimmsten Fall prallen sie wo gegen und verletzen sich. Abrasierte Scheitel sind da noch das Harmloseste. Gerade von den Sittichen, die ja sehr schnell fliegen können, haben sich einige zu Tode gestürzt. Doch was wäre ohne Intelligenz. Einige haben gelernt, sich im Schutzhaus zu verstecken, wenn der Warnpfiff von den Meisen gepfiffen wird. Glücklicher weise starben durch Unfälle nur insgesamt sieben von vielleicht 150 Vögeln. Wegen schlechtem Wetter gab es vor allem Opfer unter den Nestlingen, wenn die Eltern sie nicht mehr huderten.


    Da haben es die Sittiche besser als die Prachtfinken, weil so ein Nistkasten doch noch besser schützt. Eimal habe ich mich gewundert, weil die jungen Schönsittiche lange vor dem Flüggewerden aus ihrer Erdhöhle gekrochen sind und unter den Grasbüscheln saßen. In den Nächten, ich glaube Oktober war es schon, war es schon frostig. Sie haben das erstaunlich gut weggesteckt. Ich setzte sie wieder zurück in ihr Nest, das sie dann erst zum richtigen Zeitpunkt verlassen haben. Diejenigen, die ihr Nest im Schutzhaus angelegt haben, wie jetzt gerade ein Paar Tigerfinken, haben einen echten Vorteil. Aber wie viele Jungmeisen erliegen schlechter Wetterverhältnisse? Ich kann nur entweder auf diese Haltung verzichten und ein Gewächshaus draus machen oder hoffen auf die guten Instinkte der Eltern. So polstern die Tigerfinken die Nester besonders sorgfältig aus und die Nonnen hudern länger, bis die Jungen befiedert sind. Die Zwergwachteln hudern ihre kleinen sehr intensiv, wenn es kalt ist. So haben sie alle schon in September und Oktober erfolgreich außen ihre Jungen hoch bekommen.


    Ein Zebrafink ist mit seinem kleinen dünnen Beinchen unter ein Zinkblech geraten und konnte sich nicht mehr befreien. Das Beinchen hat er selber abgetrennt. ebensowas ist einem Penantsittich passiert, er ist mit seinem Ring über einen angespitzten Zweig (die Sittiche haben so manche Zweige spitz genagt) gerutscht und kam nicht mehr weg. Er stand vor der Wahl verhungern oder selber Fuß amputieren. Ich habe ihn noch gerettet, aber der Fuß war ab. Wie behände er mit nur einem Fuß weiter lebte, hat mich zutiefst beeindruckt.


    Eines hatte ich nicht bedacht. Als ich den Windschutz aus Glas plante, habe ich die Scheiben mit Quadraten bedrucken lassen, damit die Vögel sie sehen und nicht dagegen fliegen. Das funktioniert auch sehr gut. Nur wenn ein Sittich zum ersten mal sein Nest verlässt, so stürmt er in die Weite und hat auch sogleich viel Schwung. Beim Ausfliegen haben die jungen Vögel etwas mehr Gewicht, als die Eltern, aber noch nicht die Kraft lange und langsam zu fliegen und einen Sitzplatz zu suchen. Drei Pennantsittiche sind gleich beim ersten Flug in den Hades geflogen. Selbst ein Wald von Zweigen, den ich davor gemacht habe, hat einen von ihnen nicht ausreichend gebremst. Er hatte sich beim Aufprall derart verletzt, dass er auf dem OP von Dr. Straub verschied.


    Was Vögel aushalten sollte man ihnen nicht unbedingt auch zumuten. Daher ist der Winter seit einigen Jahren nur noch Innenhälterung. Die Zebrafinken z.B. halten viel Kälte aus. Dennoch würde ich ihnen solches heute ersparen.

  • Hi Alex ;


    Zitat

    Hi Jens,


    das mit dem Gramm Vogel je Quadratmeter ist mal eine andere Perspektive. Immerhin wiegt ein Grauer Papagei soviel wie vierzig Tigerfinken, 360g ein Graupapagei im Mittelwert zu 9g ein Tigerfink. ...


    Wenn ich also von ca. 30 Kleinvögeln in der Voliere spreche von etwa 20 qm, dann kann ich in meiner Voliere 0,75 Graupapageien halten. Ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Ich habe die Verhältnisse auf die Bewegungen und die individuellen Freiräume bezogen. Gewichtsbezogene Verhältniszahlen müsste man anders denken. So weit bin ich noch nicht.


    Das glaub ich jetzt nicht wirklich . Du warst es der mir damals in den Vf als Denkanstoß gegeben hat , das 10 gramm Vogel der entsprechenden Gattung pro qm sehr ausgewogen ist -------------------darüber hatte ich nachgedacht und einfach gemacht :D ------------------------und es haut hin ---------------------------------------und du sagst jetzt soweit bist du noch nicht ( siehe oben im Zitat ) :thumbsup:
    Alex ; ich schwanke jetzt immer noch zwischen dem : Alex wollte kucken wieviel Kohle mir meine Papageienhaltung wert ist / das ich diese optimieren kann ; oder er wollte nur aufn Sack haun :thumbsup: ( ich tendiere zum ersterem :D )



    Sei es wie es sei 8) , 10 gramm / qm haut hin ( wenn man den Besatz dabei nicht aus dem Auge läßt )


    Hi Hazel ;


    Zitat

    Wie wäre es mit Dir????
    Es geht doch nicht um "Angeben", sondern darum, wie alles anfing und was letztendlich daraus wurde!


    Nein Hazel , mich bekommst du dazu nicht bewegt 8) . Warum nicht ? Ganz einfach . Viele können sich mit solch einer Haltung nicht identifizieren ----------aus welchen Gründen auch immer . Auch fehlt vielen Haltern der eigentliche Blick auf den Papagei ( ihn also so zu sehen wie er ist )
    Hazel , sehs mir nach :D ---aufn Sack haun tu ich nicht 8)



    MFG Jens