Hi Jens,
immerhin kenne ich schon mal Dich und mich, dann noch Heidrun und vom Hörensagen einige in diesem Forum. Wir sind die Spitze eines Ameisenhaufens. Dann kenne ich noch Prachtfinkenzüchter. Ich finde zwar auch da nicht alles gut, was die so machen, aber ich arbeite an einer erweiterten Sichtweise über die Tiere. Man argumentiert ja einstweilen, dass Tiere ja nur dumpf vor sich hinleben und kein Bewusstsein haben. Und es gibt auch verblüffende Effekte, die ich selber kaum für möglich gehalten habe. Warum z.B. können sich manche Prachtfinken in einer Brutbox besser vermehren als in einer Biotopvoliere, andere dagegen gar nicht?
Angela und Wolfgang Declair, die ich von der ESTRILDA her kenne, sind sehr aktiv gewesen um Beispiele positiver Vogelhaltung zu suchen und haben tausende gefunden. Sie haben die Beispiele gesammelt und bei der Tagung beim BNA vorgestellt, wo sich Politiker, Zoofachhändler, Züchter, Tierärzte und sonstige trafen um über die Abschaffung der Haltung jedweder noch nicht domestizierten Art zu diskutieren. Ulkiger weise bewirkt dieser Verbotsvorstoß, dass man ganz schnell alle möglichen Tierarten kreuzt und Mutationen züchtet, damit sie als domestiziert gelten.
Dann habe ich gerade ein Buch gelesen von Jürgen Neffe: Darwin, Das Abenteuerdes Lebens. Für Laienbiologen wie mich ausgesprochen lesenswert. Ich habe darin erfahren, wie schnell durch Epigenetik die Anpassung an künstliche bzw. kontrollierte Lebensbedingungen sein kann. Ich habe aber auch durch die Diskussionen bei der ESTRILDA erfahren, wie schwierig es ist, Lebensbedingungen herzustellen, dass sich manche Arten überhaupt und wenn dann auch über mehrere Generationen in Volierenhaltung vermehren. Haben die Vögel einen grad an Domestikation erlangt, dann können sie es auf einmal. Sicherlich wissen wir einfach zu wenig. Außerdem sind wir noch allzu sehr im Stofflichen verhaftet und weniger ausgerichtet auf etwas, das ich mal als Wesenheit bezeichnen möchte. Nur weil ein Zebrafink Körner isst, heißt das noch nicht, dass das allein schon genügt, um einen Zebrafink glücklich zu machen. Da setzt dann für mich die Kunst der Avikultur an. Was will der Zebrafink eigentlich? Nicht, was will ich vom Zebrafink? Gewiss spielt Zweiteres auch eine Rolle. Beides ist in Übereinstimmung zu bringen. Dann wird eine Vogelhaltung "wesensgemäß". Nur eine intensive und sachgerechte Beschäftigung mit der Thematik bringt uns als Menschen auf einen zeitgemäßen Stand des Wissens. Wenn man Tierhaltung verbietet und nur über das Fernsehen präsentiert, dann ist die Natur irgendwas Abstraktes, auf das man auch verzichten kann. Kuck Dich mal um unter der Stadtbevölkerung. Was ist da interessant? Am wenigsten Natur. Hat mal einer mit Geranien und Wellis angefangen und damit Feuer gefangen, dann kann daraus etwas werden. Ich bin das beste Beispiel dafür.