Mich wundert in diesem Zusammenhang, wie "ein Tier ... in einen Gewissenskonflikt hinein manipuliert" wird. Ein Tier ist kein Mensch!
Man sollte da mal das Wort Gewissen untersuchen. Gewissen hat etwas mit Wissen zu tun und zwar ist es ein Wissen über "gut und richtig", was von einer Konvention vorgegeben wird. Diese Konvention ist kulturell bedingt. Man kann ein schlechtes Gewissen haben mit Papageien in ein Verhältnis zu treten und sie dabei von ihrem Selbst bzw. ihrem "Natürlichsein" abzulenken oder man kann mit guten Gewissen einen guten Braten auf dem Teller haben. Ein bisschen Zynik muss jetzt mal ...
Jetzt kommt der Mensch in einen Gewissenskonflikt, weil er weiß, dass Papageien irgendwie selten, besonders exotisch und beinahe heilig ist. So etwas darf man nicht essen. Nun ist der Papagei so heilig, dass man dessen Haltung in Menschenobhut verbieten will. Es heißt, er sei zu menschlichen Gedanken und Gefühlen fähig und leidet wie ein Sklave an der Unfreiheit. Trotzdem umgibt man sich mit diesen Tieren mit dem Argument, jetzt sind sie gerade hier, jetzt muss man die Verantwortung auch tragen. Richtig. Aber das ist Gewissenskonflikt! Es ist schlecht, Papageien zu halten, ich tue es aber trotzdem und suche ein Argument um mein Gewissen zu beruhigen. Meinen Gewissenskonflikt übertrage ich auf die anderen Papageienhalter und mache ihn zum Dogma, welches vermeintlich in eine Konvention mündet: Zucht- und Haltungsverbot von Papageien, zumindest aber eine ablehnende Haltung gegenüber der Papageienhaltung und Zucht. Die wissenschaftlichen Argumente sollen das untermauern. Es gibt dann noch etliche wissenschaftliche Argumente, die die anderen wissenschaftlichen Argumente widerlegen. Das gibt Streit und man kann ganz nebenbei erkennen, dass Wissenschaft ein politisches Instrument ist, welches Parteien für und wider eine Sache schafft, also subjektiv der Meinung von Interessengruppen dient.
Ein Papagei ist zu Gewissenskonflikten nicht fähig. Er agiert gefühls- und triebgesteuert. Er lebt in einer Grundstimmung von Lust und Unlust. Um zu seinen Zielen zu gelangen kann er seine Intelligenz entwickeln. Sie bleibt aber weitestgehend unbewusst im Sinne menschlichem Wachbewusstsein. Wenn er in der Einflusssphäre des Menschen lebt, so reagiert er auf das, was der Mensch als Signale an ihn sendet mit den ihm erblich mitgegebenen Möglichkeiten. Er hat kein Gewissen, wenn er seinen Pfleger angreift, sondern schlicht Zorn, wenn er seinen Pfleger nicht traut anzugreifen, Furcht. Wenn er den Pfleger nicht weiter beachtet, so hat er dabei keinen Gewissenskonflikt, sondern gelernt, dass er bei der Gegenwart seines Pflegers gelassen bleiben kann, er fühlt sich nicht bedrängt.
In den Beziehungskonflikten, die zwischen Pfleger und einem beziehungsabhängigen Papagei besteht, entsteht ein Konflikt zwischen den Bedürfnissen des Tieres und der Fähigkeit des Menschen diese zu befriedigen. Es entsteht ein Mangel, der den Papagei ggf. in Übersprungshandlungen zwingt, weil er sein normales Verhalten nicht entfalten kann. Die Gefühle, die der Papagei dabei entfaltet sind widersprüchlich. Unklarheit macht ihn, so wie uns auch unsicher und unzufrieden. Bei andauernden Bedingungen dieser Art, werden Übersprungshandlungen zu zwanghaften Gewohnheiten als vermeintliches Ventil des Abreagierens von angeborenen Trieben. Wenn man die Gewohnheiten abstellt, kann das Tier in seine normale Verhaltensweisen zurück finden, sofern sich die Gewohnheiten nicht physisch manifestiert haben (in den Gehirnstrukturen). Training wiederum kann einem derart betroffenen Vogel helfen, die fehlerhafte Strukturen aufzulösen und normalisierte Formen anzunehmen.
Von Gewissen kann aber keine Rede sein.