Vor- und Nachteile der Außenvolierenhaltung bei Papageien

Hallo Helmine,

hier eine Ausführung, die man als extensive, naturorientierte ökologische Tierhaltung bezeichnen könnte.

AV ist nicht für alle Vögel gleichermaßen gut. Empfindliche Arten können sich etwas an unser launisches Klima gewöhnen, leiden aber sichtlich bei kühl-regnerischen Tagen. Auch unempfindlichere Arten bleiben nicht ungeschont. In den Wintermonaten sollte man alle tropische und subtropische Arten schützen. Am schlimmsten ist kalt-feuchtes Wetter. Frost dagegen ertragen die Tiere viel besser. Eine reine AV-Haltung ist nicht tierfreundlich. Eine Kombination Innen-Außen ist die beste Lösung. Ich plädiere dabei inzwischen für das Gewächshaus für die Innenhaltung, weil Vögel doch sehr das Licht brauchen. Ich selbst kann das ihnen derzeit auch nicht bieten, jedoch ersatzweise eine spezielle Beleuchtung. Einen Einfluss hat selbstredend auch die Disposition jeweiliger Individuen, wenn sie aus AV-Haltung oder Innenhaltung stammen.

Vorteile für die AV sind Licht und frische Luft mit gewissen Einschränkungen (s.o.). Dabei kann man eine AV naturhaft gestalten. Einen teil der AV kann man dem Regen preisgeben, was die Vögel gerne genießen. Ebenso ist eine Ecke unbedingt der Sonne auszusetzen, weil die Vögel auch das gerne genießen, vor allem morgens und abends. Ein Vorteil der AV-Haltung sind auch scheinbar nebensächliche Reize, wie Düfte bzw. Aromen aus der umliegenden Botanik, oder Anflug von Insekten (Hummeln, Bienen, Fliegen etc. Die Vögel reagieren darauf mit Entspannung (erstaunlich, aber wahr).

Nachteile der AV-Haltung können sein Parasiten, eingeschleppt durch Wildvögel oder Mäuse. Gefahren gehen, wie gesagt, von schlechtem Wetter aus. Die Hygiene im Außenbereich lässt sich schwerer kontrollieren. In meiner Naturvoliere jedoch wird ein Großteil des Kotes in der Nacht von Nacktschnecken gefressen. Regen, Sonne und die Bodenflora sorgen für Ausgleich und Minderung des Keimdrucks pathogener Keime, sofern die Voliere nicht überbesetzt ist. Dann muss der Mensch regulierend eingreifen und ausmisten, was eine Knochenarbeit ist. Deswegen werden viele AVn völlig ausbetoniert, was zum Nachteil der Gestaltung geht. In meiner Voliere funktioniert das System seit 12 Jahren ohne Probleme. Die Natur hilft zu regulieren. Der Innenraum wird wie gewohnt rein gehalten.

Durch den häufigen Aufenthalt im Freien bei Licht und Wetter werden die Tiere meist so robust, dass sie so schnell nichts umhaut. Das kennen wir auch von uns selbst. Ist die Voliere noch bepflanzt mit allerlei heilwirksamen Pflanzen, dann können sich die Vögel auch mitunter selbst helfen, wenn irgendetwas sein sollte. Natürlich hilft auch der Mensch.

Vorteil einer AV ist auch, dass man den Vögeln dauerhaft einen möglichst großen Bewegungsfreiraum schaffen kann. Das wird aber leider meistens nicht gemacht. Vielfach bietet das Wohnzimmer mehr Raum. Aus meinen Beobachtungen und Versuchen mit den unterschiedlichsten Arten kann ich eine Größe empfehlen, die ein Optimum darstellen, an das man sich anzustreben trauen sollte. Wenn es nicht machbar ist, dann eben so groß wie irgend möglich: 1 - 1,5 Vögel je 2 Quadratmeter, Flugstrecke das 50 bis 100fache der Körperlänge, je nach Art. Wenn sich die Vögel vermehren, verschiebt sich das Verhältnis natürlich zu Ungunsten des Gleichgewichts.
Bei großen Anlagen bewährt sich oft auch eine Artenmischung. Die Aggressionen werden besser abgebaut und die Vögel fühlen sich sicherer. Das birgt allerdings Risiken für unterlegene Arten. Man sollte da mit großer Sorgfalt und Augenmaß die Arten zusammenstellen.

Zusammengefasst:

Pro:
Frische Luft und viel Licht
Gestaltungsmöglichkeiten
Natürlichkeit möglich
Bewegungsfreiraum möglich

Contra:
Risiko Wetter
Risiko eingeschleppte Seuchen
schwierigere Hygiene

Bei gutem Management und sorgfältiger Planung gleichen die Vorteile die Nachteile weitgehend aus.