Paarbindungen / Vergesellschaftungen bei Graupapageien

  • Hallo Claudia,


    ich weiß wie schwer es ist. Man weiß nicht genau was richtig oder falsch ist. In der Zeit habe ich viel geweint.
    Auf der einen Seite hatte ich die Befürchtung, dass sie ihn wegen mir nicht will und auf der anderen Seite war ein auf mich fixierter Vogel, der auch die Welt nicht mehr verstand.
    Noch mehr Graue aufnehmen kam nicht in Frage und Sieras Leben als Wandervogel sollte zu Ende sein.
    Bin dann zu dem Schluß gekommen, dass beide bei uns bleiben - auch wenn sie kein Paar werden.
    Hauptsache sie sind nicht alleine.


    Gib die Hoffnung nicht auf.


    Lieben Gruß


    Sandra

  • Hallo Claudia,


    Ich suchte für meinen Hahn eine Henne und bei beiden war kein interesse.Durch einen Zufall kam dann noch eine Henne zu uns.....und hier bestand auch kein interesse.
    Ich habe dann mal einen Dna Test machen und siehe da..3 Hähne. Also weiter gesucht nach Dna getesteten Hennen.Ich hatte das Glück und konnte ganz schnell nach einander 3 Hennen aufnehmen.
    Alle wohnen in der Av, aber ein paar hat sich noch nicht gebildet.Sie sind aber eine super gruppe geworden und ich bin glücklich das alle sich super verstehen.
    Am schlimmsten war eis mit Robbiline ! Sie ist eine Handaufzucht und total auf menschen fixiert, besonders auf Männer.Mein Mann hat sich ganz zurückgezogen und ich gehe nur noch zum Füttern und sauber machen rein.Am Anfang war es ganz schlimm, sie kam direkt auf die Schulter und wollte mich füttern,Ich habe nicht darauf reagiert , dann hat sie mich zur Strafe immer in die Ohren gebissen nun ziehe ich immer einen Hut auf und sie hat es fast aufgegeben mich zu füttern.Meine Grauen wurden immer einzeln gehalten und ich denke einfach sie müssen einfach lernen , sich zu sozialisieren und herausfinden was man so mit Artgenossen anfangen kann. Sollte sich ein paar bilden , dann wäre es schön wenn nicht, dann habe ich ein tolle Gruppe.


    LG.
    Martina :)

  • nochmals danke, für Deine Antwort von gestern Abend....und ....Deine Ehrlichkeit veranlasst mich auch, Dir und Euch noch einmal darauf zu antworten:
    ( auch wenn Jens mir wahrscheinlich an den Hals springen wird, wenn er das hier liest.......!)


    Es ist doch in den allermeisten Fällen - wenn man jetzt mal von reinen Züchtern (NB), Jens und einigen wenigen Usern hier im Forum absieht - so, dass es - alleine schon aus Platzgründen - nur sehr schwer möglich ist, die Grauen so zu halten, dass sie sich völlig selbst überlassen sind (mal vom Füttern und Saubermachen abgesehen), also halbwegs artgerecht und ohne viel Kontakt zu Menschen, leben können.


    Dann kommt aber noch ein Aspekt dazu:
    die wenigsten Halter haben sich doch Vögel zugelegt und konsequent darauf geachtet, sich NB anzuschaffen.


    Was ist aber mit der überwiegenden Anzahl der User im Forum hier ?


    Ist es nicht so, dass auch hier die überwiegende Anzahl Handaufzuchten haben, die Wanderpokale wurden/waren, die auf den Menschen geprägt sind ?


    Diese Vögel kommen nun zu neuen Besitzern in eine Gruppe oder werden Zweitvogel zur Vergesellschaftung.


    Aber was ist mit diesen Vögeln?
    (hier: der Gerupfte)
    Wie viele Vorbesitzer hatte der? Wenn ich richtig nachgerechnet habe, waren es 4 Vorbesitzer in den ersten beiden Jahren seines noch jungen Lebens.
    Bei ihm kommen noch erschütternde Haltungsbedingungen dazu, mal abgesehen von dem Wunsch, eine Schnullerbacke heran ziehen zu müssen, um einen besonders hohen Verkaufspreis zu erzielen.
    Vielen anderen Usern geht es aber doch genau so. Sie haben keine NB, sondern eben diese Abgabevögel, mit denen sie nun umgehen müssen.


    Bei Rudi war es ja genau das Gleiche. Nicht ich habe ihn geprägt,
    sondern Züchter und Vorbesitzer ....(bei ihm waren es nur 2 Besitzer
    insgesamt und bei Mona auch). Und natürlich bin ich mit ihnen so umgegangen, wie sie es gewohnt waren.


    Rudi und Mona sind aber sehr stabil, sie erwecken bei mir nicht mehr den Eindruck, dass sie nicht gut mit ihrer Situation zurecht kommen. Sie beschäftigen sich mit sich alleine, warten nicht darauf, dass wir das tun, sie kommen aber gerne, wenn wir bei ihnen sind.
    Beide hätten sicherlich kein Problem damit, wenn sich die Menschen ganz zurück ziehen würden.


    Bei dem Gerupften ist das aber eben ganz anders.
    Sollte man bei so einem Tier mit aller Konsequenz darauf beharren, ihn unbedingt "Papagei werden zu lassen".
    Der versteht doch die Welt nicht mehr.
    (Im Sommer geht es ja mittlerweile auch und er hat Spass draußen bei den anderen zu sein.
    Aber im Winter sitzt er da (wie alle Jahre wieder!), wie ein kleines Häufchen Unglück.
    Oder wäre es für so ein Tier nicht wirklich besser, mal "schwarz oder weiß" ausser Acht zu lassen und hier ein paar "Grautöne" anzuwenden?


    Soll heißen: In ganz speziellen Fällen wäre es für diese Vögel nicht besser, sie in der Winterzeit bei den Menschen zu haben und sie im Sommer, wenn das Wetter es erlaubt, wieder zu den anderen in die Voli zu bringen?
    Sicherlich ist dann das Problem, dass die Gruppe den Sommer-Zugang vielleicht nicht akzeptiert, aber unglücklich ist er im Winter ja ohnehin schon.
    Was ich damit sagen möchte ist, dass es vielleicht für schwer verkorkste Vögel wirklich das Beste ist, sie mit ein wenig Menschenkontakt zu halten, ihnen aber auch die Möglichkeit geben, Kontakt zu Artgenossen zu halten und zeitlich begrenzt mit ihnen zu leben.
    Also eine gesunde Mischung von Mensch/ + und Vogelkontakt zu schaffen.


    Und, wie oben bereits gesagt, scheinen doch die wenigsten Halter die Möglichkeit zu haben, konsequent Abstand zu den Vögeln zu halten, sei es,
    -weil riesige AV nicht vorhanden sind, oder
    -die Tiere bei den Menschen mit im Haus leben (Vogelzimmer),
    -die meisten Halter vorgeschädigte Tiere halten.


    Es gibt doch nicht nur "Schwarz und / oder Weiß", sondern auch noch ganz viele "Grautöne" dazwischen, oder wie seht Ihr das?


    LG Claudia

  • Moin allerseits :) ;


    Zitat

    dass es - alleine schon aus Platzgründen - nur sehr schwer möglich ist, die Grauen so zu halten, dass sie sich völlig selbst überlassen sind (mal vom Füttern und Saubermachen abgesehen), also halbwegs artgerecht und ohne viel Kontakt zu Menschen, leben können.


    ich habe bestimmt schon hunderttausend mal geschrieben , das ich meine Papageien nicht nur mit dem Fernglas beobachte . Auch ich habe Kontakt zu diesen , und dies nicht nur 2x für 5 Minuten in der Woche .
    Hier leben auch HZ die es ohne weiteres schaffen Auffälligkeiten zu zeigen .


    Warum ist das so . Wasserader ? 8)


    Zitat

    Dann kommt aber noch ein Aspekt dazu:
    die wenigsten Halter haben sich doch Vögel zugelegt und konsequent darauf geachtet, sich NB anzuschaffen.


    Ob nun NB oder HZ , die vorstellung die der Halter vom Vogel hat ist ausschlaggebend .
    Sicherlich rate ich davon ab sich NB zu holen ( weil es ja viele schreiben , und der Neuuser darauf hört ) , und der Halter im nachhinein vor einer für ihn unlösbaren Aufgabe steht ( händling ) .
    Wenn es dann eine Hz sein soll ( weil diese anfänglich leichter zu halten scheint , sowie die " Beziehung " inniger ist ) , dann soll man aber nicht diese Fehler machen die allseits bekannt sind . Daraus enstehen nämlich die meisten Abgabevögel .


    Diesen Spagat schaffen nur wenige , und denen den es nicht gelingt ( das sind die meisten ) , geht dann zu lasten der Tiere ( siehe Wandervögel ) .


    Testfrage : wer hat nun schuld das Coco und Konsorten so geworden ist ? Coco ? Der eigentlich nichts dafür kann ?


    Gerade solche fehlorientierten Pieper , haben es schwer . Diese fühlen sich dann zum Menschen mehr hingezogen . Dieser kann dann nur noch so weiter machen wie bisher ----nämlich mit Coco agieren .
    Zum Vorteil für den Vogel ist dies auf den ersten Blick , der zweite läßt aber ein verhaltensgestörtes / rupfendes Tier erblicken .


    Schnell ist man dann mit der lapidaren Aussage bei der Hand , es geht nicht anders , er hat es so gewollt .


    Zitat

    Es gibt doch nicht nur "Schwarz und / oder Weiß", sondern auch noch ganz viele "Grautöne" dazwischen, oder wie seht Ihr das?


    Welche Grautöne meinst du ? Coco kann und will sich nicht mit seinenesgleichen abgeben , weil das " Grau " der Mensch ist ?


    Zitat

    Bin dann zu dem Schluß gekommen, dass beide bei uns bleiben - auch wenn sie kein Paar werden.


    So wie Sandra schon schrieb , wenn sie miteinander auskommen ist dies schon eine Bereicherung für die Tiere , ansonsten ist man gemeinsam einsam . Jetzt wiederum die Frage : wer hat darauf zugearbeitet das Coco so wurde wie er ist ?


    MFG Jens

  • ..zu meinem grossen Erschrecken musste ich nun feststellen, dass offensichlich in einem anderen Forum ein ähnliches Thema hart diskutiert wird.
    Da ich heute Mittag, als ich hier geschrieben habe, davon überhaupt keine Ahnung hatte, werde ich nun erst einmal lesen .... und dann schreibe ich hier, was ich dazu noch sagen wollte......


    Ich möchte nicht, dass hier in diesem Forum der Eindruck entsteht, dass jetzt hier ebenfalls thematisiert werden soll, was in diesem anderen Forum offensichtlich bereits ein großes Thema geworden ist.


    Jens, ich hoffe, dass Du dafür Verständnis haben wirst.


    ...ich hatte bisher keine Ahnung....und werde nun erst einmal lesen....


    LG Claudia

  • Hallo Claudia,


    irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor

    Als ich Kiko bekam war er ein sehr Menschgeprägter Vogel. Er hat alles mit sich machen lassen, nur um die Aufmerksamkeit zu bekommen. Da er ohne Partnerin war, aber in Gesellschaft, meinte ich auch ich muss ihm den Übergang schaffen und ihn langsam entwöhnen. Also nahm ich ihn vom Paar gelegentlich weg und gab ihm was er offenbar wollte, Kontakt zu meinem Mann.
    Dann kamen allmählich seine Defizite raus und seine Krankheiten fingen an.
    Was tat ich also, nochmehr Kontakt zu ihm, der arme Vogel brauchte es offensichtlich. Natürlich bemerkte ich dabei nicht, dass sein Rang in der Gruppe immer mehr sank. Dann kam seine Henne und wirbelte alles etwas auf, dennoch war es nicht das wahre. Polly war ein Menschlein mit Flügeln, aber sie war auch knackig drauf und wusste sich zu behaupten.
    Aufgewacht bin ich, als Kiko sagte "Komm wir gehen essen". Was im ersten Moment lustig klang, war mein Zeichen für zuviel Menschkontakt. Wie soll sich der Vogel eingewöhnen, wenn ich ihn immer wieder bemuttere.


    Natürlich ist es nicht schön die gerupften leiden zu sehen. Auch werden sie es vlt. nicht lassen, dennoch hab ich das Gefühl, Konsequenz ist besser und man entscheidet sich für eine Seite. Kiko hat letztes Jahr so tolle Fortschritte gemacht und ist viel selbstbewusster geworden. Auch jetzt wo er wieder und noch gerupft ist, hat er mehr Selbstbewusstsein wie früher. Rambo merkt mit dem ist es nicht mehr so leicht.


    Was mir auch aufgefallen ist, sobald einer gerupft ist, wird er von den anderen ganz anders gesehen und behandelt. Kiko rupft ja innerhalb kürzester Zeit und Polly mag ihn dann erstmal nicht. Dieses reguliert sich zwar mit der Zeit, aber voll befiedert stellt er was ganz anderes dar. Und obwohl Kiko quasi wieder das arme Vögelchen ist, behandle ich ihn wie die anderen und er bekommt keine Extras mehr. Kiko darf nicht mehr zu mir, ausser im absoluten Notfall. Da er meint er muss mir in den Finger beissen, wenn es die Abendnuss gibt, bekommt er sie nur noch vom Arm. Will er trotzdem beissen, bekommt er halt nichts. Auch hab ich mit ihm die Stockmethode angefangen, gegen nette Angriffe beim putzen und so.
    Wenn Kiko streiten, schmusen oder sonst was will, soll er das mit Polly machen.


    Bedingt durch meine Dauernachtschicht, hab ich garnicht so viel Zeit um die 4 ständig zu erheitern. Unsere Rituale mit wecken, putzen, füttern und mal nach ihnen schauen, Maximal 1 Stunde. Vormittags gibt es dann noch ein Extra rein, für die Beschäftigung vlt. 10 min. Am Abend wieder füttern, putzen, Abendnuss und dann gute Nacht, ca. 30 min. Dann schau ich noch mal nach ihnen bevor ich geh und das wars dann. Am WE wenn ich den Großputz mach, bin ich natürlich länger drinn.
    Wenn ich dann mal eine andere Schicht machen muss, sind alle 4 total verwirrt. Der gewohnte Ablauf ist gestört und sie fressen dann erstmal nicht mehr.


    Für mich hab ich entschieden, weniger Mensch ist besser für die Pieper. Und das schöne dabei ist, es wird immer entspannter für die sie. ( jetzt brauch ich ne Pause)

  • ...danke für die Ausführung.....wenn Du wieder Luft hast, gerne....weiter.....


    Vielleicht bekomme ich dann doch noch den Dreh!


    @ Jens:
    Du hast in den VF die Antworten bzgl. der Fabe "Grau" gegeben. Ich muss darüber nachdenken, ob dies für mich akzeptalbel ist, oder nicht.


    Sylvias Erklärungen finde ich - auf meine Situation mit dem Gerupften bezogen - auf jeden Fall nachdenkenswert. Danke noch mal!


    LG Claudia

  • Guten Morgen,


    nächster Teil. Polly das kleine Menschlein.
    Sie bekam ich durch das VF vor fast genau 3 Jahren. HZ ab Ei, sie wurde für den Sohn angeschafft. Am Anfang alles toll, 4 Mo. dauerte es nur, dann wurde sie wohl zu nervig. 18 h waren wir unterwegs um die 8 Mo. alte Henne für Kiko zu holen. Das erste was ich sah, sie rupft.
    Als ich Polly in die Gruppe brachte gab es allgemeines Interesse, die anderen 3 kannten ja Artgenossen. Polly´s Augen hingegen wurden immer größer. Mein Mann übernahm das Vorstellen gegenüber Kiko und man testete sich aus. Die erste Nacht musste Polly im Notkäfig im Wo-Zi verbringen und dann kam ihr Verhalten raus.
    Sie reagierte nicht auf die Geräusche der Artgenossen, nein sie pfiff Hänschen Klein. Sie imitierte so lange Laminatgeräusche bis sie aus dem Käfig raus durfte. Sie wollte nur zum Menschen, den ganzen Tag wurde man von ihr verfolgt. Dann nahm ich Kiko aus dem Zi. und brachte ihn zu ihr, sie sollten sich kennen lernen bevor Polly richtig einzog.
    Nach 2 Tagen war es mir zu blöd und ich steckte Polly ins Zimmer und dachte nur, macht was ihr wollt und akzeptiert das einfach.
    Dieser Vogel hing an mir wie eine Klette, die Artgenossen waren nur eine kurze Abwechslung. Da sie aber viel kennen lernen musste, vom Futter über beschäftigen, ging es relativ einfach.


    Heute ist Polly ein Grauer der den Menschen als Abwechslung benutzt. Sie lässt sich ungern von der Gruppe trennen und sie hat endlich ihren Platz an Kiko´s Seite gefunden. Als Kiko nicht flugfähig war, hatte er den kleineren Bereich im Zimmer. Polly wollte aber nur bei Rambo und Lea sein. Damit hatte ich auch meine Sorgen und Probleme, weil Kiko eben als Einzelvogel alleine saß.
    Dann tauschte ich die Unterbringung. Rambo und Lea ins hintere, kleinere Teil. Rambo fühlte sich scheinbar ständig von mir gestört wenn ich ins Zi. kam. Polly und Kiko in den größeren Bereich.
    Damit änderte sich einiges, Polly wollte nicht mehr zum anderen Paar und die 2 anderen hatten ihre Ruhe.
    Polly kommt immer noch viel zu mir und fliegt mir hinterher. Allerdings nur wenn sie mit mir spielen will. Sie ist die einzige wo mich beissen darf. Sie reagiert eifersüchtig wenn die anderen Aufmerksamkeit bekommen. Aber sie bestraft Kiko, wenn er mich mal beissen will. Bei ihr ist es die Mischung von Mensch und Artgenossen, dennoch kommt sie gut in der Gruppe klar und benimmt sich nicht mehr als Menschlein. Polly wird aber von mir auch sehr oft abgewiesen, sie darf mich dann nicht anfliegen usw. Stattdessen versuche ich sie abzulenken und gebe Beschäftigung für jedes Paar.
    Übrigends sie rupft auch heute noch und sieht einfach unmöglich aus. Jetzt kann ich nur noch die Haltung immer mehr verbessern und hoffen, dass sie es mal irgendwann lässt.

  • erst mal ganz lieben Dank für den 2. Teil.


    Du hast das alles sehr schön und nachvollziehbar geschrieben und ich glaube, dass viele User sich beim Lesen der beiden Schicksale wieder erkennen.
    Geht es nicht Vielen von uns so? Ganz bestimmt......
    Ich vermute stark, dass wohl die Allermeistenvon uns solche HZ-Vögel aus 2./3./4. Hand haben...und dann kommen eben die Probleme....


    Was sich bei uns - von Deiner geschilderten Situation - unterscheidet, ist Folgendes:


    Obwohl Jacko (der Gerupfte) ebenfalls eine HZ ab Ei ist, ist er kein sonderlich freundlicher Vogel, was den Menschen angeht. Er will nicht auf den Arm, er lässt sich nicht gerne anfassen, er versucht zu beissen, wenn man ihm zu nahe kommt (nicht so fest, dass Blut fließt, aber er kann das ganz ordentlich, wenn er will). Meistens sind seine Bisse aber Warnungen, mehr nicht. Wenn er mal einen ganz ganz guten Tag hat, hält er mir sein Köpchen zum Kraulen hin, das war es aber auch schon und kommt auch sehr selten vor. Ich kann also gar nicht sagen, dass er ausschließlich auf den Menschen fixiert ist.
    Was er in der Vergangenheit mit den Menschen erleben musste gibt ihm - meiner Meinung nach - auch jedes Recht, sich von den Händen von Menschen fern zu halten.


    Wie Du bereits geschrieben hattest, ist es auch bei uns so, das, wenn er sich im Winter die Brust kahl rupft, die anderen ihn seltsam anschauen und er ist dann auch mehr ein Außenseiter, als im Sommer, wenn er zugewachsen ist.
    Wir haben 2 Räume, die Türe ist ausgehängt, so dass jeder Vogel dort hin kann, wo er möchte. Das Ergebnis dessen ist, dass Jacko meistens in der hintersten Ecke des einen Raumes sitzt und dort alleine ist. Ich kann das gut von draußen durch ein Fenster beobachten.
    Nur wenn wir in die Zimmer kommen, ist er ganz schnell mit den anderen vorne im ersten Raum und wartet auf seine Nuss. Wir könnten also räumlich auch nichts verändern, so wie bei Dir.


    Was Jacko jedoch ganz toll findet ist folgendes:
    ich fordere ihn auf, auf eine der Schaukeln zu gehen, dann kann ich ihn unendlich lange schaukeln, er bekommt "Plusterbacken", pfeifft und sieht dann ganz zufrieden aus. Oder ich kann ihm ein Spielzeug, welche bei uns angebunden von den Ästen hängen, hoch halten und er kämpft dann damit. Das gefällt ihm ebenfalls gut. Die Klopapier-Rolle habe ich ihm auch rein gehängt, die mag er gerne zerfetzen.


    Als wir ihn in der ersten Zeit, als wir ihn bekamen (und dann noch mal eine kurze Zeit im letzten Winter), im Wohnzimmer hatten, war es für ihn ein großes Vergnügen, an den Ästen, die wir an den Käfig gebunden hatten, hoch zu kletter, an den höchsten Stellen zu sitzen und hin- und her zu wippen. Es waren teilweise sehr dünne Äste und wir dachen, dass er da runter fallen würde. Tat er aber nicht.
    Ich hatte den Eindruck, es reicht ihm völlig aus, zwar in unserer Gesellschaft zu sein, aber ohne angefasst zu werden.


    Das ist auch der Grund warum ich denke, ob es für ihn vielleicht nicht doch besser wäre, schöne Tage im Sommer mit den anderen draußen zu verbringen und abends wieder mit ins Haus zu kommen......


    ........ich glaube, dieser Vogel mag die Menschen nicht (verständlich), aber er mag wohl auch die meisten seiner Kumpels nicht. Er nutzt fast jede Gelegenheit, auch nach ihnen zu hacken, wenn sich eine Gelegenheit ergibt.....


    LG Claudia

  • Hallo Claudia,


    also bei uns war es Siera, die auch einen großen kahlen Fleck auf der Brust hatte als wir sie bekamen.
    Sie lebte damals bei einem Züchter als 10. Besitzer in einer Außenvoliere. Er sagte, sie wäre kein Rupfer, sondern von seinem Hahn gebissen worden. ?(
    Es klappte nicht und so gab er sie ab. Natürlich für einen überhöhten Preis, weil ich er unser Problem einen "älteren" weiblichen Grauen zu finden, der zu Cora vom Alter her passt, kannte. Siera war sehr scheu zu Menschen ( sie wollte gar nichts mit uns zu tun haben, reagierte auch nicht auf Ansprache und schaute ständig in den Garten) und Cora wurde ja von ihr gebissen. Die ersten Wochen bei uns rupfte sie sich immer mehr Federn aus und war total unglücklich und verstört. Sie tat uns sehr leid und ich versuchte heraus zu bekommen woran es liegt. Durch Recherchen fand ich teilweise Vorbesitzer heraus und telefonierte, der Züchter sagte nicht viel- bei ihm war sie ca. 1 Jahr. Aber O-Ton: " Es ist kein Problem einen Vogel von Außenhaltung in Wohnzimmerhaltung abzugeben. Das mache ich ständig." Es kam heraus, dass Siera eben die 10 Besitzer hatte und jahrelang mit einem Grauen Coco (@ Jens: er hieß wirklich so) zusammen war. Da die beiden aber keine Eier legten, wurden sie von dem Züchter getrennt und er versuchte sie neu zu verpaaren. Coco war schon anderweitig verkauft, ich konnte ihn nicht finden. Der Züchter wollte mir die Käufer nicht nennen. Die ersten Monate bei uns rief sie ständig "Coco". :( Nach ca. 2 Monaten hörte das Rupfen auf und bis heute hat sie es nicht mehr gemacht. :)
    Wir waren so naiv an das Gute und die Tierliebe im Menschen zu glauben - und glaubten ohne Papageienerfahrung zunächst alles.


    Jemand hatte schon geschrieben, dass die Vögel eine unterschiedlich lange Zeit zur Eingewöhnung brauchen und das dieses auch mit der Verpaarung zusammen hängt.
    Das glaube ich auch. Bei Siera dauerte die Eingewöhnung und Trauerzeit sehr lange - nämlich bestimmt die 1,5 Jahre bis sie sich das erste Mal von Cora füttern liess.


    Und nochmal zu dem Spagat: Keiner unserer Vögel will mehr auf den Arm oder von uns gekrault werden. Keiner rupft. Sie sind tagsüber alleine und beschäftigen sich miteinander. ABER: Wenn wir Zuhause sind gibt es Spielzeiten, in denen sie wollen das wir uns um sie kümmern. Cora natürlich mehr als Siera, weil er ja nach über 30 Jahren ohne Artgenossen menschenbezogen ist. Wenn sie keine Lust mehr haben, gehen sie einfach und machen wieder ihr eigenes Ding ohne Menschen. Wir passen auf- es gibt immer wieder Tage in denen Cora die Spielzeiten mit uns deutlich zu verlängern versucht. Er lässt sich dann aber einfach ablenken und umstimmen. Sie leben meistens bei uns im Haus. Cora will nicht in der Außenvoli bleiben (er kannte vor uns keine), nach ein paar Stunden - unterschiedlich manchmal 2 Stunden, können aber auch 6 Stunden sein- will er wieder ins Haus. Siera gefällt es draußen super und würde auch dort schlafen, aber alleine will sie da auch nicht sein. Deswegen unser Plan, den ganzen Garten als Voli zu gestalten - so kann jeder rein und raus wie er will.


    Puh... Das war jetzt aber lang.


    Aber ich meine, um die Umstände und Tiere verstehen zu können muss man auch die Geschichten kennen.


    Ich glaube, es gibt es keine Pauschallösung. Man muss sehen was geht und versuchen es in die richtige Richtung zu lenken.


    Lieben Gruß


    Sandra

  • Hallo Claudia,


    wie Sandra glaube ich auch nicht an eine Pauschallösung. Mein Rambo zb. war ein heftiger Federbeisser, durch seine Henne hat er es von jetzt auf gleich gelassen.
    Was ich bei meinen lernen musste, sie sind knackiger als ich es ihnen zutraute. Was hatte ich Angst um Kiko, weil er ständig abstürzte. Oder Polly und Lea, die kleinen Hennen, sie könnten sich nicht durchsetzen. Um so mehr ich ihnen abnahm und sie beschützte, um so weniger mussten sie sich behaupten. Letztes Jahr habe ich für Kiko alles behinderten gerecht eingerichtet, damit er leicht zum Futter und überall hinkommt. Warum soll er sich also die Mühe machen zu fliegen? Der Tag kam und ich baute ab, hast du Hunger flieg zum Futterplatz und er tat es. Jetzt fliegt er besser als er je konnte, sogar so gut, dass er gegen mich einen Flugangriff starten kann.


    Um es mal nicht nur auf Jacko zu begrenzen sondern die ganze Gruppe. Einer weniger, mehr Platz, mehr Ruhe, weniger Streitpunkte.
    Habt ihr Sorgen um schlimme Beissereien? Wenn sie sich streiten, endet das blutig?


    Zitat

    Nur wenn wir in die Zimmer kommen, ist er ganz schnell mit den anderen vorne im ersten Raum und wartet auf seine Nuss.

    Kommt er auch ohne Nuss? Darf Jacko höher sitzen wie die anderen?
    Bei meinen erkennt man schon eine gewisse Rangordnung. Kiko´s Platz sinkt mit jeder abgebissenen Feder. Kranker Artgenosse wird aus der Gruppe ausgeschlossen. Dennoch wurde es von den anderen akzeptiert, wenn er seinen eigenen Bereich hatte.


    An sich finde ich es nicht zuviel, was ihr an Kontakt zu ihnen pflegt. Die Mischung machts und versuchen alle gleich zu behandeln.
    Bei meinen habe ich es nie zugelassen, dass sie mich anbalzen oder zu füttern versuchen. In solchen Situationen hab ich sie wortlos abgesetzt und den Raum verlassen. Als die Hennen noch jung waren und sie mir da ihre Liebe zeigten, hab ich sie nicht mehr aus der Hand gefüttert. Bei Polly kommt es heute noch ganz selten vor. Sie versucht es dann aus der Entfernung, hat aber trotzdem keinen Erfolg.


    Wenn eine Verpaarung nicht funzt, aber ein Vergesellschaftung ohne viel Streit funktioniert, würde ich nicht eingreifen. Wenn sie miteinander leben und agieren und das ist bei euch auch, würde ich Jacko nicht rausnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass damit das Gefüge immer wieder gestört wird. Hacken und streiten gehört genauso dazu, wie miteinander erzählen und pfeiffen.


    Meine 4 sind jetzt seit 3 Jahren in der Konstellation zusammen. Es wird sich immer wieder was verändern und auch Höhen und Tiefen geben. Momentan bin ich zufrieden so wie es läuft, mit der AV kommt die nächste Wende.

  • Liebe Sandra, liebe Sylvia!
    Ich habe nur wenig Zeit hier zu schreiben, möchte Euch aber für die ausführlichen Berichte danken, die sich sehr mit meinen eigenen Erfahrungen decken. Und ich weiß auch, dass Du liebe Claudia sehr viel davon hast. Danke nochmal.
    Liebe Wochenendgrüße
    Frieda

  • Sylvia, ich möchte zunächst Deine Fragen beantworten:


    Nein, es fließt kein Blut, wenn sie streiten. Es ist einfach nur Gehacke und Gekreische.
    Das geht bei denen (manchmal) auch auf einer psychischen Schiene ab.
    Beispiel:
    der Gerupfte bekommt es wieder mal besonders "schlimm im Kopf" und geht auf Kucki los, seine Erzfeindin aus dem letzten Winter.
    Die hängt dann kreischend kopfüber an einem Ast und er, über ihr, hackt auf sie ein.
    Irgend wann lässt sie los und haut ab. Dies alles beobachtet Rudi ganz genau.
    Nach einiger Zeit, es können darüber auch mal mehrere Tage vergehen, setzt sich Rudi in der AV, im gebührendem Abstand, vor die Ausflugsluke und beobachtet. Er lässt alle rein und raus, nur den Gerupften nicht.
    Der sitzt dann drinnen, traut sich nicht raus, weil er Rudi genau sehen kann und auch sieht, dass er ihn genau fixiert.
    Wenn wir Rudi ablenken, schafft der Gerupfte es, in die AV zu kommen, ohne von Rudi angeflogen zu werden.
    Manchmal bleibt er aus Angst aber auch drinnen.Es sieht ganz wie eine Bestrafung von Rudi aus, weil er Kucki attackiert hatte.


    Jacko kommt, wenn er einen guten Tag hat, auch ohne Nuss.


    Im neuen Raum haben wir ausschließlich rings herum an den Wänden Lauf-Äste angebracht, so dass sie alle, auch Jacko, einmal im Viereck laufen können. Diese Lauf-Äste sind alle in einer Höhe. Sie sitzen also alle gleich hoch. Das haben wir so gestaltet, damit in diesem Raum ein ausreichender Platz zum Fliegen ist.
    Im anderen Raum sind die Höhen schon unterschiedlich. Rudis Schaukel hängt am höchsten Punkt unter der Decke. Diesen Platz macht ihm keiner streitig.


    Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen ausreichend beantworten.


    @ All:


    In der Gesamtheit der hier geschriebenen Beiträge erkenne ich deutlich eine Tendenz:
    Den Rat, immer auf die jeweiligen Situationen der Vögel einzugehen, und die Feststellung, dass wir offensichtlich doch nicht überdurchschnittlich viel mit unseren Vögeln machen, dass alles gibt mir den Anlass, eben nicht nach "Schwarz/Weiß" zu handeln, sondern eben auch in "Graubereichen", wenn es den Tieren in ihrer jeweiligen Situation hilft.


    Sicherlich sollten die Tiere nicht absolut auf den Menschen fixiert sein, aber viele schreiben ja hier auch, dass sie sich, genau so wie wir, eine gewisse Zeit mit ihnen beschäftigen. Das führt doch offensichtlich nicht dazu, sich "Schnullerbacken" heran zu ziehen, sondern einen gesunden Umgang zu pflegen, den diese Vögel (teils aus ihrer Vergangenheit) gewöhnt sind.


    Und ich hatte ja zu diesem Thema auch schon geschrieben, dass es meiner Meinung nach viel mit den Haltungsbedingungen zu tun hat, wie sich der Umgang gestaltet. Wie eng der Mensch mit dem Tier zusammen lebt, im Haus, im Vogelzimmer (im Haus). Die Bindungen sind doch da viel enger, als wenn sie nur draußen in ihrer AV (mit Schutzhaus) leben. Die einzelnen Lebens/Vor-Geschichten dieser Vögel rechtfertigen doch immer einen individuellen Umgang mit ihnen, und der ist eben nicht "Schwarz" oder "Weiß".


    LG Claudia

  • Hallo ihr Lieben,


    so extrem hatten wir das Problem nicht ,da wir aber am Wochenende eine neue Partnerin für Maxi holen bin ich echt mal gespannt. Bei uns war es so : Als wir Max bekammen war er sehr krank, wir pflegten ihn9 Monate lang und weil der Dussel nie unter dem Rotlicht blieb ,habe ich ihn Nachts auf den Bauch gelegt und da hat er geschlafen und hatte die Notwendige Wärme. Also waren auch bei uns die ganzen Probleme vorraus programmiert, dachte ich. Als Max wieder gesund war holten wir unsere Maja,eine NB und sie haben sich auf Anhieb verstanden,nach wenigen Tagen miteinander geraullt sich gefüttert und getobt miteinander. Da aber Max sehr stark auf mich geprägt war ,hat mein Mann ab dem Zeitpunkt die meisten Aufgaben übernommen( bis auf das putzen der AV). Und es klappte er verteitigte seine Maja sogar gegen mich, für mich vollkommen o.k. Wenn ich in die AV zum putzten kam dann bekam ich zu hören ein drohendes" Hör auf" und wenn Maja zu mir mal hin flog dann bekam ich zu hören" lass Maja". Es war seine Maja. Aber was glaubt ihr wie sehr es mir manchmal weh getan hat mich so komplett zurückziehen zu müßen? Aber es war es Wert. Und wenn die Quarantäne bei unserer neuen Dame rum ist, werde ich das genau so wieder tun in der Hoffnung das es hoffentlich noch einmal klappt. Mal sehen wie es beim zweiten Mal klappt, drückt mir alle Daumen die ihr habt.An dieser Stelle mal ,auch wenn er es nicht sieht,ein großes Lob an meinen Männe, hat er doch zum Wohle der Vögel alles mitgemacht.


    Liebe Grüße Petra