Diskussion: Gefiederfunktion in Bezug auf Wärmeisolierung

  • Liebe Vogelbesitzer, die auch mehrere „nackte“ Geier in ihrem Schwarm halten.



    Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Vogelhaltung im Winter gemacht? Im Sommer ist ja alles ganz einfach, raus in die Voliere und bei 14-15° C ab ins Haus. Nachts lasse ich das Außenrollo nicht ganz runter, so dass noch Luft ins Zimmer kommt. Das Fenster bleibt offen. Anders sieht es im Winter aus. Nach dem Lüften geht die Feuchtigkeit im Raum mal locker auf unter 10%. Wenn ich über 55% Raumfeuchtigkeit habe (Heißluftvernebler) treibe ich die Aspergillose mit dem Schimmelpilz aus. Auch nicht so toll. Ich würde aber gerne so viel wie möglich Frischluft zuführen. Hat mal jemand gemessen wie weit die Zimmertemperatur nachts bei fast geschlossenem Rollo und offenem Fenster sinkt? Mal vorausgesetzt, es sind keine Außentemperaturen unter 10°C. Ich habe einen Rupfer wie oben im Bild von Jens und zwei, die vorneherum nackt sind.Ich freue mich über jeden Bericht,


    Schöne Grüße


    Frieda

  • Hallo Frieda,

    Ich habe einen Rupfer wie oben im Bild von Jens und zwei, die vorneherum nackt sind.

    das Bild von Jens zeigt unseren Gerupften, ca zwei Wochen nachdem er bei uns gelandet war. Inzwischensieht er nicht mehr ganz so schlimm aus, aber er lässt das Rupfen nach wie vor nicht vollständig sein. In diesem Jahr war er schon komplett zugewachsen und hätte eigentlich mit dem Fliegen beginnen können. Wir hatten da auch nicht unberechtigte Hoffnung, weil er sich ja sehr der Mona zugewendet hat. Sie betuddeln sich gegenseitig und suchen häufig die Nähe. Nun ja, aber eines Tages hat ihn dann wohl wieder sein Koller eingeholt und fing an, sich die Brust- und Bauchfedern, hinunter bis zu den Beinen sowie einige Federn auf der Schulter heraus zu ziehen. Zum Glück lässter im Moment noch Schwanz- und Schwungfedern in Ruhe.
    Aber nun zu deiner Frage. Ich kann dir nicht sagen, wie es sich mit herunter gelassenem Rollo und offenem Fenster verhält. Wie du weist, sind unsere Tiere ständig draussen und übernachten aus Sicherheitsgründen im Schutzhaus.
    Aber unser Jacko, der Gerupfte war im Frühjahr noch nicht voll befiedert. Als im März die ersten Sonnentage kamen, ist er mit nach draussen gegangen und hat nach meinen Beobachtungen selbst noch bei plus 8 Grad C den ganzen Tag in der AV zugebracht. Inzwischen ist es so, dass er, wenn ihm irgend etwas draussen nicht gefällt von alleine in`s Schutzhaus geht. Das kann verschiedene Gründe haben. Heute hatten wir z.B. in der Mittagszeit hochsommerliche Temperaturen von 42 Grad in der Sonne. Das war ihm wohl zu fett und er hat sich für einige Stunden in das kühlere Schutzhaus zurückgezogen. Das macht er aber auch schon mal, wenn ihm der Stress mit den Mitbewohnern, den er meist selbst initiert hat, zu gross wird.
    Ich glaube man kann nicht generell sagen, bei welchen Temperaturen die Vögel herein geholt werden müssen. Das ist wie mit vielen anderen Eigenschaften der einzelnen Individien zu betrachten.Natürlich ist aber richtig, was Jens geschrieben hat. Wenn das Gefieder nicht vollständig ist und der Vogel keine Isolierschicht bilden kann, muss man natürlich sehr vorsichtig sein.
    Unsere voll befiederten Grauen haben im letzten Winter sogar bei Minustemperaturen die AV zeitweilig aufgesucht und die Mittagssonne und frische Luft genossen.


    LG Otto

  • auch zu diesem Thema möchte ich noch etwas schreiben:


    Wie Otto ja schon berichtet hatte, hat der Gerupfte das Rupfen immer noch nicht vollständig aufgehört.
    Er hat sich jetzt komplett das Brust-Deckgefieder wieder ausgerissen und es sind nur noch die Daunen an der Brust zu sehen.
    Er ist aber auch ein Vogel, der bei sinkenden Temperaturen oder bei Wind und Regen aus dem Schutzhaus kommt und im Wind sitzt.
    Bisher fand ich das auch gar nicht so schlimm, aber die sinkenden Temperaturen kommen ja noch und Du hattest auch geschrieben, dass die Papageien dahin gehend nicht denken können. Also nach dem Motto: mir ist jetzt kalt und da bleibe ich lieber drinnen. Aber was soll ich machen, wenn wir wieder einen strengen Winter bekommen und er, zusammen mit Rudi und Mona, die das ja auch gewöhnt sind, wieder raus geht. Und es ist auch immer noch so, dass er mit Mona schnäbelt und ihr offensichtlich sehr zugetan ist. Er wird auf jeden Fall hinter ihr her in die AV krabbeln und dann sitzt er da und friert. Ich kann ihn aber doch auch nicht den ganzen Winter einsperren und von Mona dann weg sperren. Ich denke, das wird noch ein großes Problem werden. Hast Du dafür eine Lösung?


    LG Claudia

  • Hi Otto / Claudia ;


    Zitat

    Ich glaube man kann nicht generell sagen, bei welchen Temperaturen die Vögel herein geholt werden müssen. Das ist wie mit vielen anderen Eigenschaften der einzelnen Individien zu betrachten


    Was man aber sagen kann , das der Wärmehaushalt zur Gesunderhaltung dient . Ich selber kenne Vögel die sogar nackt im tiefsten Winter rausgestellt wurden , nur damit diese erkennen sollten : je mehr ich rupfe , umso mehr friere ich .
    Das funktioniert nun mal nicht bei Papageien . Da diese Tiere eigentlich sozial sind , ist es logisch , das sie eben die Nähe des Schwarmes suchen ( der sich dann ggf.in der AV aufhällt ) ----------ob das nun der Gesunderhaltung zuträglich ist , sei einmal dahingestellt . Die aufgenommene Energie ( durch fressen ) wird nur noch zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur verwendet . Gesund kann dies also nicht sein , das kann man so sagen .
    Ein gerupfter Vogel kann seine Krallen nun mal nicht ins Gefieder ziehen um mit dem Wärmehaushalt zu haushalten . Papageien haben nun mal fleischige Füße ( also gut durchblutet ) , diese funktionieren ganz anders wie ein Mövenfuß oder der eines Sanderlings ( siehe Anhang ) . Und selbst wenn denen kalt ist , haben die immer noch die Option einen Fuß aufzuwärmen . Diese hat ein gerupfter Papagei nicht , das sollte man erkennen .
    DSC_3438.jpg


    Frische Luft ist gut , ohne Frage ----------aber nicht um jeden Preiß .


    Tja , was soll man euch raten ?( , ich würds so machen ; wenn der Vogel wirklich eine Bindung zu der Mona hat , würde ich die beiden bei Kälte im SR lassen ( so ist der Rupfer wenigstens nicht alleine ) . Sicherlich wäre das Mona gegenüber " unfähr " , aber man hat ja noch die Option sie trotzdem mal zu den anderen in die AV zu lassen .
    Wie gesagt , so würd ich dies machen , ist nur meine Meinung .


    MFG Jens

  • Hallo Claudia & Otto!


    Ja im Nachhinein kenne ich ihn wohl, den Schlingel ;) . Mein Otto sieht mit Schwanz ähnlich aus. Wir haben seit einigen Wochen einen sehr munteren, frechen Gockel dazu bekommen und seitdem rupft Otto wieder vermehrt. Ich werde es wohl so handhaben, dass die Vögel stundenweise nach Bedarf zu zweit rausgehen. Tagsüber kann es im Winter auch mal relativ warm sein. Das VZ-Klima würde ich gerne verbessern, weil Coco z.B. im Winter regelmäßig ihre Nasennebenhöhlenentzündung mit massivem Schnupfen bekommt. Das heißt nun für mich "learning by doing". Danke für den ausführlichen Bericht.


    Hallo Jens!


    In gewissem Maße kontrollieren die Geier wohl die Temperatur doch selbst, meine Vögel gehen alle in den Schatten, wenn es ihnen in der Sonne zu warm wird. Und die nackte Coco sucht auch die Sonne. Aber stimmt, der Kälte können sie nicht so leicht entkommen. Aber besser stundenweise mit Kontrolle raus als garnicht. Im letzten Jahr hatte ich noch keine AV und somit kann alles nur besser werden.


    Schöne Grüße



    Frieda

  • wir haben jetzt als weitere Option das Schutzhaus vergrößert. Noch einmal um das Doppelte.
    Es wird in den nächsten Tagen fertig werden. Dann könnte man es so machen, dass Mona mit Rudi ab und an draußen sein kann, und der Gerupfte kann sich dann mit den anderen (Kuki und Einbein) drinnen aufhalten. Der Platz wäre somit für alle dann ausreichend.
    Ich befürchte allerdings, dass wenn ich den Gerupften daran hindere, hinter Mona her zu klettern, um bei ihr und damit dann draußen zu sein, dass er solch einen Frust bekommt, dass er noch weiter rupft.


    Ich habe mich zumindest jetzt schon mal auf den Winter besser vorbereitet, als im letzten Jahr.
    Im vergrößerten Schutzhaus ist eine 2. Wärmewellenheizung angebracht, die Wände werden jetzt isoliert. Ich habe kräftig Mais geerntet und ihn zum Trocknen aufgehängt. Dann habe ich jede Menge Pinienzapfen gekauft, die ich mit der Teigmischung und Nüssen füllen und backen werde. Dann habe ich Verpackungskarton (kleine viereckige Dinger mit Luftkissen drinne) aus der Firma mitgebracht. Die kann man auffädeln. Da haben sie alle dann jede Menge zum schreddern. Und einen Haselnussbaum haben wir ganz in der Nähe. Da holen wir dann Zweige und Äste zum zerschreddern.
    Ich hoffe, ich kann ihm diesen Winter genug Anreize bieten, dass er sich nicht mehr ganz so doll auszieht, wie im letzten Winter. Aber sicher ist das nicht.
    Und eben meine Bedenken wegen Mona, wenn sie raus will, wie schon geschrieben.


    Es ist ein Jammer mit dieser armen Kreatur. Denke nur mal daran, wie er aussah, als er zu uns kam.
    Er hatte im Sommer so so viel Abwechslung, wir haben mehrfach in der Woche frische Äste, Zweige, Sonnenblumen, Blumensamen, Kräuter, Annanas .....ach was weiß ich nicht alles, hinein gehängt, damit alle ja auch viel zu tun haben. Er hat das auch alles angenommen und als ich dann 4 Tage in Berlin war und wieder kam, war die Brust gerupft.


    Natürlich kannst Du gerne vorbei kommen, wann immer Du das möchtest, weisste ja............


    Liebe Grüße von
    Claudia

  • ...ja!!!! frech ist er ja nun mal wirklich, hast ihn ja selbst erlebt.


    Ich freue mich aber immer wieder darüber, wenn der kleine Kerl so ein Selbstbewußtsein an den Tag legt.
    Ab und an übertreibt er das aber auch und dann ist Rudi irgend wann zur Stelle! Nicht sofort, aber der
    merkt sich das, wenn der Gerupfte mal wieder zu aufmüpfig wird.
    Dann kann es schon mal sein, dass er das Schutzhaus gar nicht verlassen will, weil Rudi sich in der AV
    direkt vor die Luke setzt und sie beobachtet. Dann kommt der Rupfer nicht mehr raus.
    Vor Rudi hat er Respekt, das ist dann aber auch der Einzige!


    LG Claudia

  • Hallo Frieda ;


    Zitat

    meine Vögel gehen alle in den Schatten, wenn es ihnen in der Sonne zu warm wird


    Das können viele Beobachten , logisch , ein Vogel kann nicht schwitzen so wie wir Menschen , und demzufolge seinen Körper runterkühlen .
    Mir ist aber hingegen kein Vogel bekannt , der das rupfen sein lassen hat , weil die Aussentemperaturen entsprechend kalt waren .
    Wie gesagt ; soll jeder mit seinen Tiere so verfahren wie er denkt , hätte ich aber hingegen Rupfer würde ich ihnen kalte Temperaturen ersparen .


    MFG Jens

  • Hi Claudia!


    Ich drücke uns beiden die Daumen mit unseren Rupfern. Mir tut das auch so leid, irgendeinen Grund haben sie ja immer (wenn es nicht die Leber ist), mein Otto, das Sensibelchen lässt sich vom Neuen dominieren, der hat voll das Sagen, dabei braucht er sich nur mal zu wehren, aber er macht´s nicht. Bin schon froh, wenn er mal einen Tag etwas glatter aussieht und keine neuen Stellen dazu kommen. Seit letzter Woche wird es minimal besser, ich wünsche Euch, dass wieder bessere "Feder"zeiten kommen, alles ist möglich. Ihr hattet schon super Erfolge.


    Schöne Grüße




    Frieda

  • ...klar kommen auch wieder bessere Zeiten (im nächsten Frühjahr).
    Aber nun stehen erst mal die Schlechten ins Haus!


    Dein Otto sieht im Vergleich zu Jacko noch ziemlich gut aus. Vorne auf der Brust ist es fast genau so, aber Jacko schafft das auch noch, ob die kleinen Federn auf den Flügeln auszuzupfen, er sieht schon komisch aus, im Moment.


    LG Claudia

  • Hallo,


    wenn Rupfer in der kälteren Jahreszeit in Außenvolieren gehalten werden, haben sie mit hohen Wärmeverlusten zu "kämpfen", die nur über eine hohe Energiezufuhr (große Futtermengen) ein wenig abgefangen werden können. In den meisten Fällen gelingt dies aber nicht richtig und somit kann es dann zu einer Unterkühlung mit Krankheitsanfälligkeit kommen.


    Bei mir lebt ja auch ein "Nackedei" - eine weibliche Blaustirnamazone. Sie mag keinen Wind, keine Sonne, keinen Regen, keine Kälte - sie mag einfach überhaupt keine Außenvoliere.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)