Der Trugschluss von der "freien Haltung in der Wohnung"

  • Auszug aus "PapageienNews" (Juni 2009) der "Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz" (Wien):


    "Der Trugschluss von der "freien Haltung in der Wohnung"


    Oft kontaktieren uns Papageienhalterinnen, die ihren Vogel vergesellschaften möchten. Doch von Volierenbau wollen sie vorerst nichts wissen: "Wir brauchen keine Voliere - unser Vogel ist immer frei in der Wohnung". Bei genauer Befragung wird die Relativität des Wortes "immer" deutlich: "immer, wenn wir zuhause sind" (bei ganztägig berufstätigen Personen), "immer, wenn wir Zeit haben" (ca. 2-3 Stunden pro Woche), "immer am Wochenende" usw. In einer Ecke steht zwar ein mehr oder weniger kleiner Papageienkäfig, doch "dort schläft er nur". Nehmen wir den seltenen Fall an, dass "immer" wirklich immer ist. Was bedeutet das in der Praxis? Der Großteil des Raumes, in dem der Vogel lebt, ist für den Menschen eingerichtet - Möbel können nur bedingt von Papageien genutzt werden (das Innere von Schränken z.B. als Höhle). Nur der Papageienkäfig wurde eigens für den Vogel angeschafft, doch dieser stellt aufgrund seiner geringen Dimension keinen adäquaten Lebensraum dar. Türen und Kästen können als Sitzplätze fungieren, sie werden dann meist auch angenagt, was nur den wenigsten Tierhalterinnen gefällt. In jedem Raum lauern Gefahren auf die Tiere, vor allem wenn sie nicht beaufsichtigt werden, das sind z.B. Steckdosen, Kabel, herumliegende Gegenstände wie Bürsten, Cremes, Medikamente, Gläser und Flaschen. Dazu kommt, dass sich so manches ändert, wenn die Papageien dann im Paar unterwegs sind. Die Zerstörung wird massiver, ebenso die Verschmutzung. Sobald die Papageien in Brutstimmung kommen, verteidigen sie ihr Revier, das dann durchaus ein ganzes Zimmer umfassen kann. Es wird also bei genauerer Betrachtung klar: der Aufenthaltsraum eines Menschen ist kein geeigneter Lebensraum für Papageien. (...)."


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Ja, über "freie Haltung in der Wohnung" könnte ich jetzt Seiten füllen :whistling: !


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Ja, über "freie Haltung in der Wohnung" könnte ich jetzt Seiten füllen :whistling: !


    Gruß
    Heidrun


    Ich auch. Grauenhaft! :wacko: Für Menschen lustige oder für Papageien positive Geschichten sind eindeutig in der Minderheit. :pinch:


    Erste Geschichten wären bei mir die vom Charlie, der eine klassische Papageienbiografie mit "immer Freiflug" hatte, die mit seinem vorzeitigen Ableben endete. Auch die Nymphen in früheren Zeiten wären einige Geschichten wert. Beni und Bonni, die Graupapageien, Varig, Conan, Gürkchen, die Venezuelaamazonen waren noch die "unauffälligsten". Vergleichsweise riesige Schäden haben Rübsam und Hülskötter, die Springsittiche angerichtet. Sie haben Bücher von hinten ausgehöhlt.


    Grüße

  • Zitat

    Nehmen wir den seltenen Fall an, dass "immer" wirklich immer ist........
    der Aufenthaltsraum eines Menschen ist kein geeigneter Lebensraum für Papageien. (...)."

    Sicher ist dies wirklich nicht der geeignetste Raum, aber man muss auch mal ehrlich sagen, dass viele Papageienhalter einfach nicht die Möglichkeit haben ihren Vögeln ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen oder gar eine Außenanlage zu bieten.


    Dann haben auch einige Halter nicht den Platz, um eine Voliere zu stellen, die den Mindestmaßen gerecht wird. Welche Alternative, abgesehen davon Abstand zur Haltung von Großpapageien zu nehmen, bleibt dann noch?


    Auch wenn sich die Geier wirklich die ganzen Zeit frei bewegen können und nur zu Fressen und Schlafen in den Käfig gehen, so versucht man doch immer wieder den Leuten klar zu machen, dass immer mal etwas passieren kann, wo der Vogel doch eingesperrt werden muss (Krankenhausaufenthalt z.B. ).
    Aber auch hier müssen wir mal ehrlich sein, viele wollen dann einfach nicht hören, dass selbst der Rückzugpunkt nicht geeignet ist.

  • Zitat

    Dann haben auch einige Halter nicht den Platz, um eine Voliere zu stellen, die den Mindestmaßen gerecht wird. Welche Alternative, abgesehen davon Abstand zur Haltung von Großpapageien zu nehmen, bleibt dann noch?


    Sich nach kleinere Arten umschauen, denen ich vom Platz her "gerecht" werden kann.
    Madam Mim und Merlin wären nicht hier, wenn ich keine Voliere von mindestens 2,1,2 hätte stellen können, unsere ist ein wenig größer.
    Die Begründung dafür ist:
    Ich kann die Tiere nicht den ganzen Tag draußen lassen, auch will man mal hier und da weg und dann sollen die Beide sich wenigstens etwas bewegen können.
    Genauso hätte es sein können, dass ich sie in der Balz nicht hätte raus lassen können.
    Obwohl ich ein gut harmonierendes Pärchen habe, kommt es auch zwischendurch vor, dass er mal auf Merlin drauf haut und sie dann ausweichen muss. Genauso habe ich durch die Größe wenigstens ein wenig die Möglichkeit die Volierenausstattung abwechslungsreich zu gestalten und zwar so, dass sie sich noch bewegen können.


    Fakt ist:
    Wenn man die Tiere in der Wohnung im Wohnzimmer halten will, muss man selbst Abstriche machen und das nicht zu wenig. Jeder sollte sich vorher gut überlegen ob er/sie dazu bereit ist, das Staubaufkommen ist nicht ohne und die Kleckse auch nicht ;)


    Beschädigungen an Möbel kann man mit ein wenig Erziehung/Training (Das Training bedeutet aber auch eine Menge arbeit und ist ein Thema für sich.) und ausreichend Alternativen wenigstens einschränken aber nicht immer komplett verhindern. Die Alternativen sehen unter anderen bei uns so aus, dass wir regelmäßig einen halben Weidenbaum als Freisitz im Wohnzimmer stehen haben und regelmäßig frische Äste/Zweige ranschleppen. Es setzt aber auch voraus, dass man wenn die Beiden rausgelassen hat, sich in dem Raum aufhält und sie zu beobachtet um sofort reagieren zu können. Auch kann man den gemütlichen Abend mit Kerzenschein vergessen oder die beliebten Raumduftsprays.

  • die meisten papageien sind in wohnungshaltung. erst in letzter zeit geht der trend dahin, ihnen ein eigenes reich zu schaffen. (vz) wer es kann auch eine av, wenn auch nur für stundenweise..
    wir kommen hier teilweise so rüber, als wären wir das forum für sehr erfahrene und wissende papageienhalter..aber bitte nur mit av..wenn wir alles nur anprangern und kritisieren, kommen wir auch nicht weiter..
    ich selber lebe seit 1970 mit papageien und sehe die veränderungen , manches entwickelt sich viel zu langsam. andererseits ist doch ein umdenken zu erkennen....so wie ich die papageien früher gehalten habe, würde sich heute keiner mehr wagen die tiere zu halten..es sei denn es ist ein alter jahrgang und nicht mit der zeit gegangen..
    ich selber stehe heute auf dem standpunkt: ich kann nicht alle retten, aber wer um hilfe bittet, dem wird sie gewährt..es kann auch mal vorkommen das ich sauer werde, wenn ich drei jahre das gleiche predige, selbst noch kletterbaum und einiges andere anschleppe und es verändert sich nichts, dann renn ich auch schon mal weg und sage, macht doch was ihr wollt..papageien die von ihren haltern wirklich als baby gehalten werden, begreifen garnicht was sie den tieren antun, mit den konsequenzen müssen meist andere leben, bei abgabe der tiere..
    übrigens wie wir hier rüber kommen stammt nicht von mir , ich wurde darauf angesprochen bzw. angeschrieben..


    lg. Irmgard

  • Also freie Haltung im Wohnzimmer wäre bei uns auch unmöglich und das nicht nur weil ich an meinen Möbeln hänge.


    Die ersten 8 Wochen war bei uns die Henne mit ihrem Käfig eingezogen die hätte man wirklich alleine im Wohnzimmer lassen können sie hat sich überwiegend in der Schrankwand aufgehalten. Dann kam ein Kumpel dazu und Beide waren dann für 4 Wochen in dem Käfig im Wohnzimmer und diesen Zustand möchte ich nie wieder haben.


    Da beides Handaufzuchten sind wurden wir ständig beobachtet. Auch ist der Hahn im Gegensatz zur Henne sehr knabber freudig was von der Henne dann schon einmal übernommen. Unsere Treppe die ins Obergeschoß führt ist im Wohnzimmer also müßte erst einmal eine Tür eingebaut werden.


    Da ist dann auch schon Problem Nummer 2 immer alle Fenster geschlossen halten. Weiter geht es mit Nummer 3 bei schönem Wetter ist bei uns die Terrassentür immer geöffnet, Nummer 4 ist dann mein Sohn der ja auch öfters mal ins Haus rein und raus rennt und das teilweise mit seinen Kumpels. Weiter geht es mit Nummer 5 die zwölf Stunden Nachtruhe sind dann bei uns unmöglich denn der Fernseher geht so ungefähr bis 23.00 Uhr und morgens um 06.00 Uhr ist dann auch schon wieder Trubel im Wohnzimmer/ Küche. Tja und Nummer 6 wäre dann dass sich ja auch mal die Lebensumstände ändern und mein Sohn seit letztem Sommer eine andere Schule besucht und unser Tagesablauf sich dahin gehend geändert hat, daß erst jemand wieder zwischen 14.00 und 15.00 Uhr zu Hause ist. Also nichts da mit den ganzen Tag Freiflug im Wohnzimmer. Weiterhin würde mir dann auch noch zu Nummer 7, 8 und 9 einiges einfallen.


    Da der Käfig aber zu klein war und das Wohnzimmer nach unserer kurzen Erfahrung auch nicht so das Gelbe vom Ei war ging es in den Dachboden dort haben sie dann eine fast 4 qm² bekommen und wurde jetzt um knapp 2 qm² vergrößert. So konnten wir schon einmal 12 Stunden Nachtruhe für die Beiden sichern und wir haben abends unsere Ruhe im Wohnzimmer.


    Bei schönem Wetter geht es dann raus. Leider ist die AV nicht mit der Innenvoliere zu verbinden. Diese Möglichkeit wäre bei uns aber auch nicht im Erdgeschoß gegeben. Freiflug gibt es dann im Dachboden bei 25qm² unter Aufsicht oder ganz selten mal im Wohnzimmer. Das Ergebnis: Die Beiden haben gelernt sich zu kraulen und zu füttern. Auch wenn es nur heimlich und nicht ständig ist aber dafür immer öfter :)


    Fazit: wenn ich lese meine Geier haben den ganzen Tag Freiflug im Haus kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Man hat doch irgendwie immer etwas zu tun wie Einkaufen, Arzttermin, Sport usw. oder leben die die so Schreiben nur für die Geier oder Lügen sich eins in die Tasche um gut da zustehen? Der Eine oder andere wird es ja realisieren können doch bestimmt nicht die Mehrheit.


    LG
    Clarissa

  • den ganzen tag freiflug im wohnzimmer ist für mich auch nicht denkbar, kam ich erst am nachmittag um 5uhr nach hause, war für mich das lüften wichtiger als der freiflug. es gibt viele gründe warum man die papas nicht raus lassen kann, besucher mögen es auch nicht wenn die tiere frei sind..u.s.w. das vogelzimmer ist für mich und die tiere eine grosse erleichterung..


    lg. Irmgard

  • Zitat

    Sich nach kleinere Arten umschauen, denen ich vom Platz her "gerecht" werden kann.
    Madam Mim und Merlin wären nicht hier, wenn ich keine Voliere von mindestens 2,1,2 hätte stellen können, unsere ist ein wenig größer.

    Sicher, das wäre eine Möglichkeit. Aber in der Realität ist es doch wohl eher so, dass sich erst das Tier angeschafft wird und dann wird geschaut und gefragt welche Bedürfnisse diese haben. Was will man dann Raten, außer "geb es wieder ab"?
    Also schaut man doch, wo man das beste noch raus holen kann. Wenn jemand schreibt, seine Wohnung ist nur 50qm groß, ja was will man da machen? Wenn man mal von einer bedürftigen Einrichtung aus geht, so ist da dennoch nicht viel Platz.


    Zitat

    .aber bitte nur mit av..wenn wir alles nur anprangern und kritisieren, kommen wir auch nicht weiter..

    Richtig, weit kommt man damit nicht. Aber, es ist wirklich ein Unterschied, wenn man Geier draußen in einer Voliere erlebt oder in der Wohnung. Und wenn ich mich recht entsinne, dann haben die meisten Vögel überwiegend Krankheiten die in der Wohnung gehalten werden. Sicher, auch die Geier draußen können Krank werden, aber im Verhältnis überwiegen da die Wohnungsgeier. Und man will ja schließlich das beste für die Geier. Nicht nur für die eigenen, sondern für die anderen auch.

  • Hi ;


    Mensch Heidrun , Du machst auch immer Themen auf :whistling: , Du denkst dir wohl : "von hinten sticht die Biene " -----------------solch ein Thema werden viele nicht gerne lesen , nach dem warum braucht keiner hier zu fragen 8)


    Ja , es stimmt schon was Du und andere sagen -----------wird dies aber gerne zugegeben ? Eher nicht .
    So wie Irmie schreibt ; das sich hier nur die erfahrenen und wissenden Papageienhalter treffen -----------------muß ich sagen , dem ist nicht ganz so . Wer weiß denn schon alles , wior alle wissen noch viel zu wenig über die Tiere .
    Das was man aber weiß , und wie es gut funktionieren kann ------------ja sag mal ehrlich , wird dies angeneommen ? Nein , dann redet man sich das Thema lieber wieder zurecht .
    Sicherlich können die , die ihre Vögel nun schon seit Jahren in der Wohnung halten und diese Umstände auch nicht ändern können , an der momentanen Situation nichts ändern . Dafür soll auch keiner angeklagt werden , es ist eben so wie es ist ----das muß man so hinnehmen .
    Es lesen aber auch einige die sich vieleicht für das Thema " Papagei " interessieren . Und dann sollte man eigentlich wissen worum es in Punkto Haltung gehen sollte . Wann will man denn mal eine realistische Aufklärung betreiben ? Es funktioniert doch nun mal am besten in einer AV , danach VZ .
    Mein Standpunkt dazu kennt eigentlich jeder der hier ließt , AV ist nun mal der Bringer schlechthinn .
    Sonja hatte dies in ihrem Post auch schon mal angeschnitten . Wenn ich die Voraussetzung nicht habe , hole ich mir solch ein Tier nicht ( ich gehe jetzt von Großpapageien aus ) . Ich kauf mir schließlich auch kein Pferd und binde es in der Garage an ;) ---------------und lasse es im Vorgarten auf 200qm " rumlaufen " .


    Clarissa hat die ganze Problematik sehr passend beschrieben , von solch einer Ehrlichkeit kann eigentlich die Papageienhaltung insgesammt profitieren .


    MFG Jens

  • @ Jens,


    nach einer etwa 25 jährigen Vogelhaltung bin ich irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass gar kein Vogel glücklich in der Wohnung ist: Man kann zwar längst nicht alle in einer AV halten, auch Papageien würde ich es nicht gerne uneingeschränkt zumuten. Sie sind ja schließlich Tropentiere.
    Nachdem ich also meine Vöglis in einer AV beobachtete, die mit 8 + 3 Metern Strecke schon großzügig bemessen ist, bemerkte ich, dass sie für solche, wie Pennantsittiche wiederum viel zu klein ist. Für die Nymphen, Wellis und auch die Schönis ist sie eigentlich auch schon zu klein. Man beobachte nur einmal ihren Bewegungsdrang. So bin ich nun auf Prachtfinken gekommen bzw. habe mich auf sie weitestgehend beschränkt. Ich glaube, dass meine AV für sie ausreicht - im Sommer! Im Winter sind sie im Schutzhaus. Das müsste eigentlich noch größer als die AV sein und vor allem viel heller. Kunstlicht ist teuer, also dann am besten gleich ein Gewächshaus.


    Nun bin ich seit bald 35 Jahren Vogelhalter. Möglicher weise kommt noch der Schritt, dass Vögel gar nicht gehalten werden sollten, wie Heidrun das mit den Papageien aufgezeigt hat. Und dennoch ist es Ansichtssache und jeder hat eine andere Meinung dazu. Jeder findet sein Argument, warum er es so und nicht anders macht. Also leben Prachtfinken in Kistenkäfigen auf 120 x 60 x 80 cm und Papageien eben auf 200 x 100 x 200 cm. Ich bin weg davon. Weil Freiflug in der Wohnung ist Stress für die Halter, deren Familien und Gäste und mitunter auch für die Geier. Insbesondere bei Großpapageien.


    Und schließlich sehe ich Tiere inzwischen nicht mehr als räumlich begrenzte Individuen, die hier oder da ganz hübsch anzuschauen sind, sondern als Bestandteil eines größeren Ganzen, mit dem sie zu einer Einheit werden. Prachtfinken sind Vögel aus Graslandschaften, Papageien zumeist Waldbewohner. Bau das mal in einer Wohnung nach. Sind Stuhl- und Tischbeine etwa Baumstämme, oder Regale und Schränke Baumkronen? Schon ganz ganz früher störte mich der Anblick der Wellensittiche in einem Käfig und verzückte mich, wenn sie im Grünen zwischen Blättern saßen ...


    Grüße, Alex

  • (...) Weil Freiflug in der Wohnung ist Stress für die Halter, deren Familien und Gäste und mitunter auch für die Geier. Insbesondere bei Großpapageien.

    Zitat

    von Jens Hildebrandt
    Clarissa hat die ganze Problematik sehr passend beschrieben , von solch einer Ehrlichkeit kann eigentlich die Papageienhaltung insgesammt profitieren .


    So sehe ich das auch. Hier mal noch ein paar weitere (sehr verkürzte) Beispiele:


    • Mein erwachsener Sohn konnte das Wohnzimmer nicht mehr betreten, ohne sofort auf aggressivste Weise angegriffen zu werden. Die Blaustirnamazonen duldeten jedoch, daß er sich "auf allen Vieren kriechend" durch das Wohnzimmer bewegte. Außerdem waren alle Deckenlampen außer Betrieb. Ich lebte mit in jeder Ecke stehenden Tischlampen. Die französische Pendule war durch die Luftbewegung der Flügelschläge in den "Ruhestand" versetzt, meine ca. 2 m hohe Yuccapalme hat das "Grün in Grün" nicht überlebt und und und. (Das spielte sich in meinen eigenen vier Wänden ab.)
    • Von einer Gelbnackenamazone blutige Bisse in Ohr und Hände - bis hin zu einem Verbeissen in der Oberlippe = ambulante Versorgung in einem Krankenhaus.
    • Nach 10 Jahren änderte sich plötzlich das Verhalten einer Blaustirnamazone. Die Amazone flog Attacken gegen die Halterin. Nachdem die Halterin 7 x das Krankenhaus aufsuchen mußte, um Bisswunden im Gesicht nähen zu lassen, trennte sie sich schließlich von dem Tier.
    • Nach 25 Jahren wurde plötzlich die Frau des Halters einer Blaustirnamazone von dem Vogel nicht mehr im Wohnzimmer akzeptiert. Die Frau des Halters konnte ihr eigenes Wohnzimmer nur noch verkleidet mit Hut, Sonnenbrille und Mantel betreten. Die Ehe drohte zu zerbrechen.
    • Eine Gelbscheitelamazone betrachtete das Neugeborene als Rivalen. Aus Sicherheitsgründen mußte der Vogel (bis zur endgültigen Abgabe) sein Leben in einem kleinen Käfig verbringen.
    • Nach 10 Jahren schloß sich eine Gelbscheitelamazone plötzlich eng der Ehefrau an. Der Ehemann wurde nur noch geduldet, in dem er sich in einem bestimmten Sessel aufhalten durfte. Sobald er sich aus diesem erhob, waren Angriffe angesagt.
    • Ein Gelbbrustara erlaubte seinem Halter ein 5minütiges Telefonat und eine 1stündige Abwesenheit pro Tag. Sobald diese Zeiten überschritten waren, reagierte der Vogel mit Dauerschreien. Fazit: Kündigungsschreiben.


    Reaktionen total überforderter Halter:


    • Vogelkäfige ganztägig abgedeckt
    • Vögel im Keller oder in der Garage untergebracht
    • Vögel mit Eiswasser übergossen
    • Lebende Vögel in Mülltonnen entsorgt
    • Amazone 18 Jahre in einem Wellensittichkäfig gehalten - ohne Freiflug
    • Vogel in der Garage angebunden und mit dem Auto überfahren


    Diese Beispiele stellen nur eine kleine Auswahl aus dem Fundus mir bekannter Fälle von (Groß)Papageienvögeln in Menschenobhut (Wohnzimmerhaltung) dar. Solche und ähnliche Begebenheiten sind - und dies sei ausdrücklich betont - auf Grund der Häufigkeit ihres Auftretens keineswegs eine zu vernachlässigende Ausnahmeerscheinung, sondern gehören vielfach zum Alltag mit der Situation überforderter Papageienhalter.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun,


    mir fällt auf, dass bis auf ein Beispiel nur Amazonen genannt werden. Ist diese Art denn wirklich so extrem?
    Aber dies hier hat mich jetzt total geschockt:

    Zitat

    Vogel in der Garage angebunden und mit dem Auto überfahren

    Diese Menschen scheinen wirklich überfordert zu sein und wissen sich anders an scheint nicht mehr zu helfen.

  • Hallo Sonja,


    mir fällt auf, dass bis auf ein Beispiel nur Amazonen genannt werden. Ist diese Art denn wirklich so extrem?


    es kommt auf die Amazonenart an. Die Gelbscheitelamazone incl. die Unterarten und die Blaustirnamazone rangieren an der Spitze bezüglich aggressiver Amazonenarten. Die Venezuelaamazone ist das "Schäfchen" unter allen Amazonenarten.


    Von Aggression und Blaustirn kann ich gerade ein "Lied singen". Die Balz- und Brutzeit scheint in diesem Jahr kein Ende nehmen zu wollen ;( .


    Zitat

    von Sonny
    Aber dies hier hat mich jetzt total geschockt:

    Diese Menschen scheinen wirklich überfordert zu sein und wissen sich anders an scheint nicht mehr zu helfen.


    Dieser Halter suchte seinerzeit einen Partnervogel für seine Doppelgelbkopfamazone, den ich ihm vermitteln konnte. Nach einiger Zeit bekam ich die Nachricht, daß der von mir vermittelte Vogel wieder abgeholt werden müßte, da der eigene Vogel verstorben sei. Da der ehemals von mir vermittelte Vogel wieder einen Partner bekommen sollte, war die Bekanntgabe der Todesursache des verstorbenen Vogels ein MUSS. Nach etlichen Diskussionen war es soweit, der Vogel wurde schweren Herzens zur Obduktion freigegeben und ich bekam einen Anruf mit der Bitte um Anzeige.


    Gruß
    Heidrun

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    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hi Alex ;

    Zitat

    Außerdem sind Papageien überhaupt nicht unglücklich, wenn man ihre Bedürfnisse versteht zu befriedigen. Papageien sind zwar intelligent, aber sie sind keine Menschen. Sie haben keine Vorstellung von Freiheit oder Gefangenschaft. Sie empfinden in Kategorien wie Mangel oder Nichtmangel. Es ist auch einerlei, welche Art von Tieren man hält, sie leiden alle gleichermaßen unter der Missachtung ihrer Bedürfnisse. Papagei oder Bartagame. Und schließlich ist der Umgang mit dem Tier auch ein Indikator dafür, in welchem Verhältnis ein jeder zu seiner Mitwelt steht. So, wie ich mit meinem Tier umgehe, so achte ich auch meine Mitmenschen. Obwohl es natürlich auch gespaltene Persönlichkeiten unter den Menschen gibt. Sicherlich ist Tierhaltung ein Stück weit Eigennutz. Sie ist aber auch ein Stück weit Aufgabe im doppelten Sinne des Wortes. Daher lasst diese Schlechtrederei. Papageienhaltung ist toll und kann auch für das Tier ganz interessant sein.


    Vorstehendes Zitat hab ich mal aus dem Thema eingespeerte Farbenpracht gestohlen :huh: .
    Das steht meiner Meinung nach mit dem im Wiederspruch was Du hier im letzten Beitrag geschrieben hast . Sicherlich ist der letzte Beitrag objektiv betrachtet völlig i.o.
    Der Mensch ist aber nun mal so wie er ist , eigennützig . Man sollte die Betrachtungsweise dahingehend schärfen was unter Gefangenschaftsbedingungen das Optimum wäre .


    Hi Sonja ; alles was weiß und Grün ist , ist gefährlich :thumbup:
    MFG Jens

  • Zitat

    Und schließlich ist der Umgang mit dem Tier auch ein Indikator dafür, in welchem Verhältnis ein jeder zu seiner Mitwelt steht. So, wie ich mit meinem Tier umgehe, so achte ich auch meine Mitmenschen.

    Also das mag ich so mal gar nicht unterstreichen! Wenn ich zb mit meinem Hund etwas schroffer um gehe, dann heißt das noch lange nicht, dass ich das auch mit meinen Mitmenschen mache. Und anders rum, wenn zb mein Mann sich ein Ding erlaubt, womit ich nicht einverstanden bin, dann bekommt er von mir auch schon mal die Breitseite ;) und lässt auch nicht darauf schließen, dass ich dann mit meinem Hund so um gehe, wenn er sich etwas erlaubt womit ich nicht einverstanden bin. Und dies ist keines Falls ein Widerspruch in sich, sondern viel mehr des Verstehens.
    Oder anderes Beispiel, wenn meine Geier meinen sie müssten sich über mein Mobilar her machen, dann scheuche ich sie sicherlich weg - bestrafe aber nicht .... wie auch... soll ich drauf hauen? - meint meine Tochter aber sie müsse ihr Bett verschönern, dann gibts mecker. Auch wieder eine Sache des Verstehens.
    Es gibt auch Fälle, wo Tiere gequält werden - weil sie sich eben nicht wehren können - diese Menschen gehen aber sehr behutsam und liebevoll mit ihren Mitmenschen um.
    Soviel nur mal dazu -konnte das nicht einfach unkommentiert stehen lassen.


    Zitat

    Hi Sonja ; alles was weiß und Grün ist , ist gefährlich :thumbup:

    Da geb ich dir recht*lach*

  • Hallo,


    die meisten Beispiele von dir beziehen sich doch auch auf Einzeltiere und die andere Frage ist, wie sind die Tiere bis Dato gehalten worden.
    Wie war der Bezug zum Menschen usw.


    Bis jetzt haben wir keine Probleme in der Balz gehabt bzw. im Moment wo sie am Brüten ist auch keine Probleme haben.
    Genauso gehe ich in die Voliere wie vorher auch um sie sauber zu machen und er kriegt seinen Freiflug genauso wie vorher auch.
    Hier gucke ich mit ihm gemeinsam in den Nistkasten rein ;)


    Ich denke es hat viel mit der Aufzucht zu tun und was man für Erwartungen an die Tiere hat.
    Madam Mim und Merlin sind noch nie vermenschlicht worden und wir haben die Tiere auf uns zu kommen lassen.


    Wie sagt eine Bekannte von uns, die BS hat: Ach du, du hast doch keine Amazonen sondern nur Wellensittiche die sich als Amazonen getarnt haben :D

  • Hallo Ralf,


    die meisten Beispiele von dir beziehen sich doch auch auf Einzeltiere und die andere Frage ist, wie sind die Tiere bis Dato gehalten worden.
    Wie war der Bezug zum Menschen usw.


    die meisten Krummschnäbel - aber nicht alle - waren auf den/die Halter/in fixierte Einzelvögel.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)