Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung

  • Teil 1


    Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung:


    Ich bin mir sehr sicher, daß die wenigsten Halter (bzw. Interessenten an der Papageienhaltung) über ein hinreichendes Wissen bezüglich des Normverhaltens und der biologischen Bedürfnisse der jeweils gehaltenen oder gewünschen Art/en verfügen. Ich bin mir ebenfalls sehr sicher, daß die meisten Halter (bzw. Interessenten an der Papageienhaltung) von einem durch nicht fachspezifische Artikel/Berichte in den (Boulevard)-Medien vermittelten - völlig undifferenzierten und "schönzeichnenden" - Bild der Exotenhaltung weit mehr angesprochen werden, als dies durch seriöse - an Biologie und Ethologie orientierter - Information der Fall (und möglich) ist.


    Ich bin mir völlig sicher, daß ein Wissen über die Freilandsituation der jeweils gewünschten bzw. gehaltenen Art/en bei über 90 % der Interessenten oder Halter nur marginal oder überhaupt nicht verfügbar ist und auch kein gesteigertes Interesse am Erhalt derartiger Informationen besteht.


    Ich kann meine Einschätzung auf eigene Erfahrungen (nicht nur) während meiner Tätigkeit für das Institut für Papageienforschung e. V. (IPF) sowie auf eine im Rahmen einer Studie von Rachel Schmid (s. u.) durchgeführte umfängliche Halterbefragung, auf von Adrea Juppien (ebenfalls im Rahmen einer Studie / Statistische Erhebungen zum Auftreten von Verhaltensstörungen bei Großpapageien in Menschenobhut / 3.2.2. Fragebogen für Vogelhalter) erhobene Daten und weitere thematische Analysen stützen. So konnten - um nur ein Beispiel zu nennen - lediglich 18 % der befragten Halter die Frage danach, wann die von ihnen gehaltenen Papageien die Geschlechtsreife erreichen, halbwegs zutreffend beantworten. Die im "multiple-choice-Verfahren" (Ja. Nein. Weiß nicht.) gestellte Frage danach, ob mit der Geschlechtsreife Verhaltensänderungen einhergehen, wurde von 63 % der befragten Halter mit "Weiß nicht" beantwortet. Wenn überhaupt spezifische(re) Literatur genutzt wird/wurde, so handelt/e es sich ganz überwiegend um niedrigpreisige und inhaltlich eher dürftige GU-Ratgeber.


    Norbert Kummerfeld: "Für diese Gruppe besonderer Haustiere hat die erhoffte "freiwillige Selbstfortbildung" der Tierhalter überwiegend versagt. (...) Die tatsächliche Situation der Haltung von Papageien und Sittichen und die im Tierschutzgesetz formulierten Anforderungen für die Vögel und an deren Besitzer liegen immer noch weit auseinander. (...) Unwissenheit (und Uneinsichtigkeit) auf der Seite der (...) Vogelliebhaber und merkantile Strategien mancher kommerzieller Papageienhalter lassen bisher eine tierschutzgerechte Haltung der Papageien und Sittiche in vielen Fällen scheitern."


    Quelle:
    Kummerfeld, N. (2008 ) Die Haltung von Papageienvögeln - Anforderungen und Wirklichkeit, Klinik f. Heimtiere, Reptilien, Zier- u. Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover


    Bei den meisten Haltern und/oder Interessenten an der Papageienhaltung steht nach wie vor der Wunsch nach einem zahmen, zutraulichen und möglichst sprechenden "Hausgenossen" im Vordergrund. Insbesondere (jedoch nicht nur) der kommerzielle Handel suggeriert seit geraumer Zeit werbewirksam und mit Erfolg, daß speziell handaufgezogene Papageien die o. g. Attribute am besten gewährleisten. Die Präferenz für Handaufzuchten wurde/wird zusätzlich durch den medialen Hype um handaufgezogene "Knuddel-Säugetiere" (Beispiel: Eisbär Knut) angeheizt. Die hinreichend bekannten und publizierten potenziellen Probleme einer derartigen Aufzuchtform werden weitestgehend ignoriert bzw. gänzlich ausgeblendet. (Ironie an) Über "Risiken und Nebenwirkungen" aufklärende Beipackzettel werden von den Anbietern nicht offeriert. (Ironie aus)


    Schmid et al.: "The table also shows that the parent-bred grey parrots were in the best state of health. (...) The parent-reared birds were generally in very good health. (...) Hand-reared parrots tend to become more problematic for their owners than parent-bred (...) birds."


    ("So zeigte die Übersichtstabelle, daß Graupapageien aus Elternbrut über den besten Gesundheitszustand verfügen. (...) Die Vögel aus Elternaufzucht waren generell in sehr guter gesundheitlicher Verfassung. (...) Handaufgezogene Papageien neigen dazu, den Haltern mehr Probleme zu verursachen, als dies bei elternaufgezogenen Papageien der Fall ist.")


    Quelle:
    Schmid, R., M. G. Doherr & A. Steiger (2005): The influence of the breeding method on the behaviour of adult African grey parrots (Psittacus erithacus), Applied Animal Behaviour Science, Elsevier / orig.: Institute of Animal Genetics, Nutrition and Housing, Division of Animal Housing and Welfare, Vetsuisse Faculty of University of Berne, Bern


    Die von Kummerfeld (s. o.) angesprochenen "merkantile(n) Strategien" werden überdeutlich, wenn man einen Blick auf die Internetpräsenz von beispielsweise "de Dios" (einer Zuchtanlage auf den Philippinen) wirft. Handaufzuchten dieser Anlage (die sich selbst als "Papageienfabrik" darstellt und die Schritte der "Papageienproduktion" von der Kunstbrut bis zur Handaufzucht unter der Zeile "stages of parrot production" anschaulich beschreibt) sind übrigens auch in Deutschland (legal) erhältlich. "Insider" werden die vornehmliche Bezugsquelle (die ich um Kontroversen zu vermeiden hier nicht benenne) kennen.


    Schon "klassische Haustiere" (wie z. B. Hund, Katze) können Probleme verursachen. Das soll keineswegs verharmlost werden. Jedoch ist das Problempotenzial bei der Haltung des "Wildtieres Papagei" qualitativ anders und höher zu bewerten. Werner Lantermann bringt es in Frageform auf den Punkt: "Ist die Versorgung der Tiere stets gesichert? Probleme ergeben sich hierbei vor allem in der Urlaubszeit, bei Dienstreisen und Krankenhausaufenthalten. Finden sich in solchen Zeiten Mitbewohner, Verwandte oder Freunde, die sachverständig und sorgfältig die Vogelpflege übernehmen können? Zu bedenken ist außerdem, dass manche Papageien in Menschenobhut recht alt werden können. (...) Können solche Tiere über Jahre hinweg gehalten werden, oder erlischt das Interesse an ihnen innerhalb weniger Wochen oder Monate? Werden Lautäußerungen, Schmutz und Zerstörungen der Papageien toleriert? Insbesondere die großen Papageienarten (...) versursachen (...) eine Menge Schmutz und Gefiederstaub. Sie werfen Futterreste aus der Unterkunft und beknabbern Möbel, Bücher usw. (...) Manche Arten verfügen darüber hinaus über ein enormes Lautrepertoire, von dem sie häufig auch kräftigen Gebrauch machen. Sind Mitbewohner und Nachbarn bereit, dies zu tolerieren, oder sind mit der Anschaffung der Tiere zwischenmenschliche Schwierigkeiten bereits vorprogrammiert? Können die biologischen Bedürfnisse der Papageien in ausreichendem Maße berücksichtigt werden? (...) Anlagen kosten oft viel Geld in der Herstellung und Austattung. Regelmäßiger Zeitaufwand für die Instandhaltung und Säuberung ist erforderlich. Besteht auch noch nach Jahren die Bereitschaft, hierfür Kosten und Zeit zu investieren?"


    Quelle:
    Lantermann, W. (1994): Handbuch Papageien - Artgemäße und artenschutzorientierte Haltung, Pflege und Aufzucht, Naturbuch Verlag, Augsburg, S. 64


    Fortsetzung ...

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • ... Fortsetzung

    Die seit etwa 1985 verstärkt betriebenen "Aufklärungskampagnen" (einhergehend mit einem besseren und breiteren Angebot an Fachliteratur), welche auf eine Sensibilisierung und bessere Information potenzieller Halter hinwirken sollten, haben bedauerlicher Weise nicht die erhoffte Breitenwirkung entfaltet, sondern (von Ausnahmen abgesehen) vorzugsweise eine ohnehin sensibilisierte Klientel erreicht.


    Der Versuch, mittels ("semi")administrativer Maßnahmen, wie den nicht rechtlich bindend im TierSchG verankerten "Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien", eine generelle Verbesserung der Haltungsbedingungen zu erzielen, muß bei objektiver Betrachtung als in wesentlichen Teilen gescheitert eingestuft werden.


    Kummerfeld: "Der Mangel grundsätzlicher Vorgaben nach § 2 TierSchG zur artgerechten Haltung von Papageien (und anderen Vögeln) führte 1995 zur Bildung einer Sachverständigengruppe durch das damalige Bundesministerium ELF, die in Form eines Gutachtens "Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien" formulierte. Dieses Gutachten galt 1995 als eine dringend benötigte Basis. (...) Die Fälle aus der Klinik und der derzeitig nach dem Gutachten über Papageienhaltung auch amtlich genehmigten (...) Haltungen zeigen, dass die im Tierschutzgesetz § 2 geforderten Vorstellungen als Anspruch und die vorgefundene Wirklichkeit noch (immer) weit auseinander liegen. (...) Bleibt generell festzuhalten, dass die im Gutachten von 1995 als notwendig formulierten Mindestanforderungen keinesfalls zur Regel wurden (...)."


    Quelle;
    Kummerfeld, N., 2008, s. o.


    Verhaltensauffälligkeiten und Verhaltensstörungen bei Großpapageien sind im Gegensatz zu denjenigen sog. "klassischer Haustiere" quantitativ stärker verbreitet, hinsichtlich ihrer Genese weniger umfassend erforscht, hinsichtlich ihrer Ausprägung meist komplexer und vielfach "therapieresistent".


    vgl. u. a.:


    Kaleta, E. F. (2003): Verhalten und Verhaltensstörungen, in: E. F. & M.-E. Krautwald-Junghanns (Eds.); Kompendium der Ziervogelkrankheiten - Papageien, Tauben, Sperlingsvögel, second et. Schlütersche, Hannover


    Lantermann, W. (1998 ) Verhaltensstörungen bei Papageien, Entstehung, Diagnose, Therapie, Enke Verlag, Stuttgart


    Andrea Juppien: "(...) ist die Veterinärmedizin (...) bislang kaum über das Stadium eindeutiger Definitionen für (...) Störungen des Verhaltens ihrer Patienten hinausgelangt. Dies gilt in besonderem Maße für das pathologische Verhalten von Vögeln, unter denen die Papageien sicherlich den größten Anteil in der tierärztlichen Praxis darstellen."


    Trotzdem können einige (prägnante) Verhaltensstörungen mit hinreichender Sicherheit auf eine (gewünscht) menschenbezogene und daran ausgerichtete Haltung als zumindest mitursächlich zurückgeführt werden. Sie konnte Andrea Juppien im Rahmen der Untersuchung eines Kollektivs 149 gehaltener Großpapageien bezüglich des "Eigenrupfens" feststellen, daß (Zitat) "Tiere, deren Besitzer keinen zutraulichen Vogel wünschen, seltener diese Verhaltensstörung zeigen." Ihre Intepretation lautet: "(...) ist (...) anhand der Verhältnisquotienten die Tendenz abzulesen, dass Vögel, zu denen eine vertraute Beziehung nicht erwünscht ist, seltener erkranken. Der Grund dafür könnte in dem daraus resultierenden Verhalten des Besitzers seinem Vogel gegenüber zu finden sein. Denn ein Halter mit dieser Einstellung hält sich sicherlich bewusst aus dem Lebensraum des Tieres zurück. Möglicher Stress (...) wird so vermindert und paarweise gehaltene Vögel können sich besser auf ihre jeweiligen Partner konzentrieren."


    Quelle:
    Juppien, A. (1998 ) Statistische Erhebungen zum Auftreten von Verhaltensstörungen bei Großpapageien in Menschenobhut (Teil 1), in: Parrot Biology, Vol. 2, Jun. 1998, Arndt Verlag, Bretten, S. 55 - 101


    Bezugnehmend auf den ersten Abschnitt dieses Postings (Stichwort: ungenügende Kenntnis der Ethologie der jeweils gehaltenen Art) ist zudem anzumerken, daß oft genug integrale Bestandteile des Normverhaltens (wie z. B. gesteigerte Aggression während der Balzzeiten, "dawn and dask-screeching" etc.) vom Halter als "auffällig" bzw. "störend" empfunden werden. In Folge wird dann mit allen möglichen und unmöglichen (verhaltensbeeinflussenden) Maßnahmen versucht, diese Verhaltensweisen "abzustellen."


    Gruß
    Heidrun

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  • Teil 2


    Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung:


    "Auch wenn die sozialen Umgangsformen bei Tieren andere sind als bei Menschen, bleibt doch das soziale Bedürfnis als solches, auch in seiner Dringlichkeit, vergleichbar. Auf das Bedürfnis, nicht auf die Art und Weise, wie es sich artikuliert, kommt es an; und welchen moralisch relevanten Grund sollte es geben, dieses elementare Bedürfnis beim Menschen zu beachten, beim Tier jedoch zu ignorieren (...). Auf zweifache Weise kann man dem (...) nicht gerecht werden: Erstens, indem man (...) die Vergleichbarkeit von Interessen zwischen Mensch und Tier missachtet, und zweitens, indem man gerade die Verschiedenheit der Bedürfnisse und Lebensbedingungen von Mensch und Tier verkennt. Letzteres dürfte in der Heimtierhaltung oft der Fall sein. In beiden Fällen verstoßen wir gegen den Grundsatz, der ja nicht nur gebietet, Gleiches gemäß seiner Gleichheit gleich, sondern auch Verschiedenes gemäß seiner Verschiedenheit entsprechend unterschiedlich zu behandeln. Beide Gesichtspunkte ergänzen sich wechselseitig. Erst wenn man sie zusammennimmt, wird man dem Tier in seiner Eigenart gerecht und baut eine doppelsinnige Beziehung der Nähe zum Tier auf, die zugleich gekennzeichnet ist durch den nötigen Respekt vor den Unterschieden zwischen der menschlichen und der tierischen Existenzform. Um sich gemäß diesem elementaren Grundsatz moralisch zu verhalten, muss man über empirisches Wissen verfügen: Man muß wissen, was im Interesse des Tieres liegt; man muß ferner feststellen, welche Bedeutung das jeweilige Bedürfnis für das Tier hat, welchen Stellenwert es im Leben des Tieres hat (...) und schließlich muß man wissen, wo die Grenzen der Anpassungsfähigkeit (...) beim Tier liegen. Diese Fragen stellen sich jedoch erst dann, wenn man grundsätzlich bereit ist, die Bedürfnisse und Interessen der Tiere wahrzunehmen und in das Handlungskalkül aufzunehmen. Es sind Fragen der Verhaltensbiologie, die man in der herkömmlichen Tierhaltung (...) allzu oft vermisst."


    Quelle:
    Schneider, M. (1994): Die Natur integrieren - Gedanken zu einer konvivialen Ethik / Mensch und Tier. Eine gestörte Beziehung, in: Integrative Therapie, 20. Jg., Heft 1 / 2, S. 43 - 67


    Von einer Orientierung der Papageienhaltung an den von Manuel Schneider prägnant formulierten ethisch-moralischen Grundsätzen sind wir (von Ausnahmen abgesehen) so weit entfernt, wie es der Mond von der Erde ist. Der Mensch ist als "soziales Wesen" unabhängig individueller Präferenzen und Ausgestaltungen zur Gesunderhaltung seiner Psyche auf Sozialkontakte angewiesen - Großpapageien sind als ebenfalls "soziale Wesen" gleichermaßen - und aus den gleichen Gründen - auf Sozialkontakte angewiesen. Dieses grundsätzliche "Interesse" ist im Sinne der Ausführungen von Schneider 1:1 "vergleichbar". Es gibt keinen "moralisch relevanten Grund, (...) dieses elementare Bedürfnis beim Menschen zu beachten, beim Tier jedoch zu ignorieren." Man verkennt jedoch die "Verschiedenheit der Bedürfnisse und Lebensbedingungen von Mensch und Tier", wenn man der Meinung sein sollte, als aufrechtgehender Zweibeiner namens Homo sapiens das Bedürfnis beispielsweise eines beflügelten Grauen namens Psittacus erithacus nach Sozialkontakten befriedigen zu können. Die Verkennung der "Verschiedenheit der Bedürfnisse und Lebensbedingungen von Mensch und Tier" ist jedoch nicht zuletzt in der Papageienhaltung, und hierbei gerade hinsichtlich der Gewährleistung (bzw. Nichtgewährleistung) innerartlicher Kontakte nach wie vor weit verbreitet.


    "Only 30,9 % of the African grey parrots were kept with one or several other grey parrots at the time."


    ("Nur 30,9 % der afrikanischen Graupapageien werden derzeit zusammen mit einem oder mehreren anderen Grauen gehalten.")


    Quelle:
    Schmid, R., M. G. Doherr & A. Steiger (2005): The influence of the breeding method on the behaviour of adult African grey parrots (Psittacus erithacus), Applied Animal Behaviour Science, Elsevier / orig.: Institute of Animal Genetics, Nutriton and Housing, Division of Animal Housing and Welfare, Vetsuisse Faculty of University of Berne, Bern


    Obige Feststellung bezieht sich auf von Rachel Schmid im Rahmen einer Studie innerhalb der Schweiz untersuchte Haltung von Graupapageien, welche in der Studie ausschließlich Berücksichtigung fanden. Darüber hinaus teilte R. Schmid (mit der wir zu dieser Zeit einen informellen Austausch pflegten) uns mit, daß sie anläßlich ihrer Vorortbesuche auch hinsichtlich der Haltung anderer Papageienarten überwiegend Einzelhaltungen antraf. Die (Haltungs)-Situation dürfte sich nicht wesentlich von derjenigen in Deutschland (oder anderer europäischer und/oder außereuropäischer Staaten) unterscheiden.


    Man sollte nicht dem Irrtum unterliegen, daß die in "Vogelforen" sich austauschenden - und meist wenigstens eine paarweise Haltung betreibenden oder anstrebenden - Halter für die Gesamtheit der Haltungen repräsentativ seien. Dem ist beileibe nicht so. Die in realitas durchschnittlich vorzufindende Haltungsqualität liegt in jeder Hinsicht (also nicht nur in Bezug auf die Sozialstruktur) weit unerhalb dessen, was in entsprechenden Foren zu lesen ist.


    Werner Lantermann: "Jeder Halter hat es selbst in der Hand und selbst zu verantworten, welche Form der Papageienhaltung er betreibt. Er möge später für "sein" Papageienproblem jedoch nicht andere verantwortlich machen (...) und sein Tier schließlich der Allgemeinheit (einem Zoo, einem Tierheim, einem Papageienhaus) aufbürden - womöglich noch, ohne für die Pflege- und Unterhaltskosten aufzukommen."


    Quelle:
    Lantermann, W. (1999): Papageienkunde: Biologie-Ökologie-Artenschutz-Verhalten-Haltung, Parey Buchverlag, Berlin, S. 283


    Womit wir beim nächsten Problemkreis angelangt wären, auf den ich (auch unter Berücksichtigung der im Vergleich zu "klassischen Haustieren" größeren Schwierigkeiten hinsichtlich des Aufbaues sozialer Strukturen - speziell im Hinblick auf lange Zeit einzeln gehaltene Exemplare) in Teil 3 dieser kleinen Abhandlung näher eingehen möchte.


    Gruß
    Heidrun

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  • Teil 3


    Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung:


    "Gebe ab: (...) wegen Disharmonie untereinander, Kongograupapagei 0,1, Handaufzucht (...)"


    "Gebe ab oder tausche: 0,1 Blaustirnamazone wegen Unverträglichkeit mit Hahn (...)"


    Die beiden vorstehenden Auszüge aus den Kleinanzeigen von PAPAGEIEN ließen sich fast beliebig fortsetzen sowie durch diverse Annoncen und Beiträge in Internetforen, Tages- und Wochenschriften, Aushänge in Zoofachmärkten etc. ergänzen.


    Nicht wenige Papageienhalter werden aus eigener Anschauung wissen, wie schwierig es sein kann (und mit je nach Art graduellen bis erheblichen Unterschieden oft auch ist), ein harmonierendes artgleiches Paar oder gar eine artgleiche Gruppe zusammenzustellen.


    Werner Lantermann: "Voraussetzung für einen erfolgreich verlaufenden Verpaarungsprozess ist (...), dass der Pfleger den Tieren auch die Möglichkeit dazu gibt. So banal diese Feststellung erscheinen mag, so schwierig gestaltet sich manchmal die Umsetzung in die Praxis."


    Wurden Papageien über längere Zeiträume als Einzelvogel mit entsprechend starkem Menschenbezug gehalten, erschwert dies in den meisten derartigen Fällen die Beigesellung eines Artpartners zusätzlich und erheblich.


    Nochmals W. Lantermann: "Nur wenn er (Anmerkung: der Halter) nicht ständig eingreift und seinem Vogel fortwährend "gut zuredet", wie er sich zu verhalten habe, kann ein solcher Verpaarungsprozess erfolgreich vonstatten gehen. Andernfalls hat der ersterworbene Vogel kaum eine Chance, sich aus der Tier-Mensch-Beziehung zu lösen, die lange Jahre sein einziger Bezugspunkt war. Die meisten solcher Verpaarungsversuche scheitern am unbewussten oder bewussten Eingreifen des Pflegers und führen in der Folge zu unübersehbaren Reaktionen der betroffenen Vögel."


    Quelle:
    Lantermann, W. (1999): Papageienkunde: Biologie-Ökologie-Artenschutz-Verhalten-Haltung, Parey Buchverlag, Berlin, S. 283


    Ebenfalls nicht wenige Papageienhalter verfügen (beste Absicht vorausgesetzt) zudem schlicht und ergreifend nicht über das notwendige Wissen und die notwendige Erfahrung, die Voraussetzungen für eine möglichst erfolgreiche Verpaarung/Vergesellschaftung zu schaffen und die eigentliche Verpaarung/Vergesellschaftung "fachgerecht" zu begleiten. Viele Faktoren wie z. B. Aufzuchtmethode, Mensch-Tier-Verhältnis, vorherige Haltungsform, Altersstruktur, räumliche Struktur, Zeitpunkt des Zusammenbringens etc. spielen eine für das Gelingen (mit)entscheidende Rolle. Aber selbst objektiv besehen beste Grundvoraussetzungen bieten keine 100 %ige Gewähr dafür, daß eine Verpaarung/Vergesellschaftung gelingt. Auch bei der Beurteilung dessen, ob eine Verpaarung/Vergesellschaftung unter verhaltensbiologischen Aspekten überhaupt als gelungen angesehen werden kann, kommt es nicht selten zu Fehlinterpretationen seitens der Halter. Jana Weinhold: "Eine Verbindung gilt als soziopositive bzw. partnerschaftliche Beziehung, wenn die Tiere mehr als 50 % der Tagesaktivitäten gemeinsam nachgehen, nebeneinander sitzen und zumindest untereinander soziale Gefiederpflege betreiben." Beobachtungsgabe und die Fähigkeit zum exakten Einordnen sozialer Verhaltenselemente sind gefragt. Allein das Ausbleiben "offener" (gegenseitiger) Aggression bei ansonsten unbeteiligtem Nebeneinanderherleben genügt nicht, um von der Herstellung einer stabilen Sozialbeziehung bzw. Sozialstruktur reden zu können. Dazu gehört - und hier ist wieder eine "Gleichheit" mit menschlichen Sozialgefügen in dem von Manuel Schneider beschriebenen Sinn erkennbar - mehr.


    Quelle:
    Weinhold, J. (1998 ) Analyse des Sozialverhaltens einer Gemeinschaft von Blaustirnamazonen Amazona aestiva (LINNE 1758 ) in Volierenhaltung, in: Parrot Biology, Vol. 2, Jun. 1998, Arndt Verlag, Bretten, S. 126


    Schlimmstenfalls - und gar nicht mal selten - tritt der WORST CASE ein, und der um Verbesserung bemühte Halter ist nach einem oder mehreren mißglückten Vergesellschaftungs- respektive Verpaarungsversuch/en mit der Situation konfrontiert, daß er über einen oder mehrere zusätzliche/n Papagei/en "verfügt", die in keiner Weise harmonieren, sondern zusätzlichen Streß untereinander und für den Halter verursachen. Überforderungs-Verkäufe, Abgaben, die Suche nach einem neuen Platz ...; die Folgen und der sich oft anschließende "Papageien-Verschiebe-Bahnhof" sind - nicht nur dem aufmerksamen Forenleser - bekannt.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Hi Heidrun ;


    Die Frage ist eigentlich die , die Du schon gestellt hattest . Will man sich wirklich mit dem Thema Papagei auseinandersetzen , oder doch diesen kleinen drolligen Clown ( anfangs :D ) zu Hause haben . Es sind sehr wenige Loide bereit , ihr Wissen zur verfügung zu stellen .
    Das Manco ist leider das vieles von Medien ( TV / Zeitschriften / I-net ) verbreitet wird , welches eigentlich nicht der Wahrheit entspricht .
    Aufwachen tun viele , meist erst dann wenn es zu spät ist . Hausfrauensmolltalk ist wohl doch etwas angenehmer 8)


    MFG Jens

  • hi jens,
    hier muss ich dir mal ganz deftig widersprechen..wenn mich nicht alles täuscht, sind die papageienhalter in der mehrzahl weiblich und smalltalk ist wie du es nennst ist nicht immer angenehm , sondern kann sehr kritisch und anstrengend sein..es soll auch mal gesagt sein, das es die männlichen partner sind, die ein verbessern der papageienhaltung im wege stehen, die minderheit ist bereit, den papageien mehr raum zu verschaffen und verstehen das gehabe der frauen um die papageien nicht.. ich persönlich freue mich immer wenn ich mit bekomme das die herren der schöpfung das mittragen was frauen meist angefangen haben.oder aber der papagei das geschenk des partners war oder ist..
    während männer irrational an die dinge gehen, sind frauen emontional geladen und eher bereit sich auf die bedürfnisse der tiere ein zu lassen..was allerdings nicht ausschliesst, das auch frauen zu den unbelehrbaren zählen..
    wer fängt die armen socken auf wenn man sie abschiebt, auch sind es hier meist frauen..also jens so ganz einfach ist die sache dann doch nicht..


    lg. Irmgard

  • Teil 4


    Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung:


    Der "Abgabe- und Verschiebebahnhof" - einige Beispiele:


    "Der Wunsch nach Papageien ist verständlich. Es sind außerordentlich faszinierende Vögel. Leider gibt ein Großteil der einstmals begeisterten Papageienkäufer ihre Vögel wieder weiter, so dass sie am Schluss in der APS landen."


    Quelle:
    Lepperhoff, L. (2009): Bericht / f. Auffangstation APS / Schweiz / Ittigen bei Bern


    "Aufgrund der vielen Vogelabgaben ist Matzingen 2 bereits voll belegt. Wir können bis auf Weiteres keine Vögel mehr aufnehmen."


    Quelle:
    Auszug aus Website der APS (Auffangstation / Matzingen / Schweiz)


    "Wir sind komplett überfüllt und bekommen trotzdem täglich Anfragen, sagt Cathrin Zimmermann von der Papageienauffangstation (APS) in Matzingen".


    Quelle


    Anmerkung: Mit Novellierung des Schweizer Tierschutzgesetzes (2008 ) ist die Einzelhaltung von Papageien untersagt. Diese prinzipiell begrüßenswerte Änderung hatte jedoch u. a. auch zur Folge, daß viele Einzelhalter (Umstände und Kosten scheuend) sich nicht etwa um einen Partnervogel bemühten, sondern ihren Einzelvogel loswerden wollten/wollen (s. o. ).


    "Die räumlichen Kapazitäten unserer Auffangstation sind begrenzt."


    Quelle:
    Auszug aus Website der Papageienhilfe Aachen e. V.


    "Viele unserer Papageien haben jahrelange Irrfahrten erdulden müssen, wurden von Besitzer zu Besitzer geschoben, vegetierten in einem dunklen Keller bei schlechtester Versorgung vor sich hin; manche wurden von ihren Besitzern misshandelt, einige sogar zum Krüppel geschlagen."


    Quelle:
    Auszug aus der Website des "Gnadenhof für notleidende Papageien" / Bühl-Allerheim


    "Wussten Sie, dass die meisten Papageien im Laufe ihres Lebens mehr als fünf mal den Besitzer wechseln?"


    Quelle:
    Auszug aus der Website der "Vogelburg" (Hochtaunus)


    "Mango, der aus einem Tierschutzfall durch das Veterinäramt St. Gallen in unsere Obhut gelangte, sah extrem mitgenommen aus. Sein Gefieder hatte er durch die schlechte Haltung in einem viel zu kleinen Käfig und durch dauernde Dunkelheit fast vollständig ausgerupft. (...) Viele Besitzer sträuben sich, wenn wir eine Abgabegebühr für Papageien verlangen."


    Quelle:
    Auszug aus der Website des Papageienhof Toggenburg (Schweiz) / amtl. Auffangstation


    "Aufnahmestopp! Es können zur Zeit keine weiteren Papageien (...) aufgenommen werden."


    Quelle:
    Aktuelle Mitteilung des Papageienschutz-Centrum Bremen (Website)


    "Zur Zeit leben 40 Graupapageien, Amazonen, Kakadus und Aras in unserer Volierenanlage. Damit sind unsere Kapazitäten leider erschöpft. Da uns jedoch viele Anfragen von Privathaltern und Behörden erreichen haben wir uns entschlossen die bestehende Tierschutzeinrichtung für Großpapageien zu einem Tier- und Artenschutzzentrum auszubauen."


    Quelle:
    Auszug aus der Website des "Tier- und Artenschutzzentrum Eifel e.V." (TAZE)


    Das sind Realitäten. Hinzu kommt, daß sich neben den absolut seriösen Auffangstationen unter dem Deckmantel der "Hilfe" für nicht mehr gewollte Papageien eine schwer durchschaubare "Parallelszene" entwickelt hat (und weiterhin entwickelt), die teilweise sogar kriminelle Züge trägt.


    Ein (eklatantes) Beispiel: "Mit einer angeblichen Partnervermittlung für einsame Papageien soll eine 35-jährige (...) Vogelfreunde bundesweit betrogen haben. In einschlägigen Medien hatte die Frau mit einer Papageien-Auffangstation und einer Vermittlung von passenden Partnervögeln geworben, wie die Polizei in (...) mitteilte."


    Quelle:
    Tierschutznews / Onlineportal / Bericht 17.01.2009


    Gruß
    Heidrun



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  • Hi Irmie ;


    ich sehe es so , das Frauen vermehrt zu diesem kleinen Kindersatz Papagei neigen . Lies Dir mal durch was so geschrieben wird : " Mama hat mir aber gesagt ich darf das nicht ......................... . Oder : mein Baby ist ein richtiges Schnuckelchen , dieses kleine Grauchen .................. .
    Sag mal Irmie , was ist das ?(
    Manchmal kommt es mir so vor das einige Frauen den Papagei auch noch an die Brust legen möchten . Es wird hier viel kindliches in den Pieper reininterprtiert ( siehe Buch : Papageieverhalten verstehen ( Munkes / Schrooten ) )


    Was meinst Du wenn ich am Ende meines Textes schreiben würde : Viele liebe Grüßchen vom Jenschen . Was würdest Du jetzt denken :thumbsup:


    Zitat

    sondern kann sehr kritisch und anstrengend sein..es soll auch mal gesagt sein, das es die männlichen partner sind, die ein verbessern der papageienhaltung im wege stehen, die minderheit ist bereit, den papageien mehr raum zu verschaffen und verstehen das gehabe der frauen um die papageien nicht..


    Das dies eine Argumentation sein kann das nur Frauen etwas für papageien übrig haben ( helfend / aufnahme ) -----hm , weiß nicht . Wäre ich anderer Meinung ;) .


    Irmie , ich les ja nun auch noch in 2 anderen Foren mit . Ja sag , was steht den da ?(8|:whistling: . Mein Coco kann sprechen ( mit ihm ist alles pallettie , ausser das er sich n bischen zuppeln tut ) , ich zünde für euch ne Kerze an , ich denke an euch , ich wünsche Dir ganz viel Kraft , ich wünsch Dir noch mehr Kraft , ich drücke dir alle alle Krallen und wünsche auch noch Kraft ....................


    ehrlich Irmie , ich kann dieses Gedüse nicht mehr lesen . Es stimmt schon was Du sagst , sowas kann auch anstrengend sein 8) ( sowas zu lesen ) . Gehe doch mal in Themen wo dann doch etwas " dickeres " drinn steht . Das intereressiert keine S.u ! Aber wo smalltolk durchgeführt wird , -------------ja , da tummelt man sich um zu schreiben : versuche dies , ich könnte mir vorstellen wenn Du das machst könnte jenes klappen ............usw.


    Irmie , es war nicht dirgegenüber böswillig dies zu schreiben -----------ich sehe es aber so . Ich hoffe Du kennst mich und kannst meine Meinung aktzeptieren oder wenigstens tollerieren :)


    MFG Jens

  • Unter diesem Link könnt Ihr Euch ein Video des WPT anschauen, das gut zusammenfassend die Gesamtproblematik verdeutlicht. Zum Starten einfach auf "Watch the video" klicken.


    Gruß
    Heidrun

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  • (...) Manchmal kommt es mir so vor das einige Frauen den Papagei auch noch an die Brust legen möchten . Es wird hier viel kindliches in den Pieper reininterprtiert (...)


    "Entwaffnend drastisch reagierte in einer Zeitungsredaktion einmal eine Sekretärin angesichts eines Fotos von Tierbabys: "Da schießt mir glatt die Milch in die Brust."


    Quelle:
    Baumann, P. & O. Fink (1979): Wie tierlieb sind die Deutschen?, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 22


    Gruß
    Heidrun

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  • hi jens,
    bösartigkeit unterstelle ich schon mal garkeinem, es ist ein meinungsaustausch. wenn mann sich mit papagei beschäfftigt, tut er es gründlich und ist sich der verantwortung sehr wohl bewusst..
    was die frauen betrifft, magst du recht haben das sie es sind, die papageien wieder als babys degradieren. erinnere dich mal daran als du noch richtig im vf. aktiv warst, wo man kritik noch zu gelassen hat, da hätte man noch einiges ändern können..heute ist kritik nicht mehr angesagt und die threads werden schnell geschlossen. nicht umsonst haben du und viele andere aufgehört dort zu schreiben..wenn man dich dort ab und zu auch wieder lesen kann..
    natürlich akzeptiere ich deine meinung , es veranlasst mich darüber nach zu denken in wie weit du recht haben könntest..und das ist ok.


    lg. Irmgard

  • Morgen Irmie ;
    find ich gut das Du mir nicht böse bist , so kann man wenigstens schnaggen wie einem der Schnabel gewachsen ist 8)
    MFG Jens

  • Papageien im Wohnzimmer und die "Würde des Menschen" - eine (nicht nur) satirische Betrachtung:


    Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland / Artikel 1 (1): "Die Würde des Menschen ist unantastbar. (...)." Artikel 2 (2): "Jeder hat das Recht auf (...) körperliche Unversehrtheit (...)."


    Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, sich aus grenzenloser Tierliebe das Wohnzimmer mit Papageien zu teilen, zwischen zernagtem Mobiliar zu frühstücken, ständig darauf achten zu müssen, daß nicht auf den Boden, in den Teller oder gar auf den guten Teppich gesch..... wird? Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, seinen menschlichen "Sozialpartnern" oft mehr Rücksicht auf den geflügelten Mitbewohner abzuverlangen als menschlichen Sozialbeziehungen zuträglich ist? Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, kaum noch Freunde oder Bekannte einzuladen, weil zuvor ein umfänglicher Hausputz angesagt ist, oder weil man den Geflügelten regelmäßigere Hausbesuche nicht zumuten möchte? Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, seine menschlichen Sozialkontakte gezwungenermaßen "freiwillig" zugunsten von Coco oder Fränzchen auf ein Minimum zu reduzieren? Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, Telefonate in der Toilette führen zu müssen, weil Coco oder Fränzchen meist gerade dann so lautstark plärren, daß man sein eigenes Wort nicht mehr versteht?


    Ist es mit der "Würde des Menschen" und dem "Recht auf körperliche Unversehrtheit" vereinbar, sich von Coco oder Fränzchen in Finger, Unterlippe, Rücken, Zehen etc. beissen zu lassen und dabei aus "Verhaltensgründen" jeden Schmerzenslaut zu unterdrücken? Ist es mit der "Würde des Menschen" und dem "Recht auf körperliche Unversehrtheit" vereinbar, das im Wohnzimmer spielende Kind ins Bett zu bringen, weil Fränzchen balzzeitbedingt mal wieder seinen Rappel hat und die "körperliche Unversehrtheit" (vgl. hierzu auch die UN-Menschenrechts-Charta) von Klausi daher nicht verläßlich zu gewährleisten ist? Ist es mit der "Würde des Menschen" und dem "Recht auf körperliche Unversehrtheit" vereinbar, sich zum Ersatzsexualpartner von Charly, dem kopulationslustigen Grauen, machen zu lassen, der sich während der Tagesschau am Finger von "Mutti" vergnügt, während "Papi" eifersüchtig attackiert und von der bequemen Couch vertrieben wird?


    Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, es herauszufordern, sich von Papageien wie ihresgleichen "behandeln" zu lassen? Ist es mit der "Würde des Menschen" vereinbar, das geduldige Ertragen derartiger Zu- und Umstände als Beleg für grenzenlose "Papageienliebe" und in diesem Zusammenhang als notwendig erachteter Leidensfähigkeit zu präsentieren, oder gar die Zu- und Umstände selbst mit gewissem Stolz auf die große Tierliebe per Foto einer bewundernd staunenden Forenwelt zu präsentieren?


    Gruß ;)
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Hallo Heidrun ,
    jeder kann machen was er will , wie er will und wie er leben möchte . Dagegen kannst Du nichts machen .
    Bilder finde ich stellenweise doch schon recht angebracht , erklären sie dann doch den einen oder anderen Zusammenhang . Nur sinnvoll sollten diese sein ----------und kein : kuck mal ach wie süß , isser nicht drollig und rödeldö und tüdeltü :thumbup:


    MFG Jens

  • hallo heidrun,


    du fährst sehr schwere geschütze auf, die würde des menschen fühle ich im zusammenhang mit papageien nicht angegriffen , weil ein jeder sich das selber antut.
    drehst du es um, sagst die würde des papageien, so gebe ich dir recht, allerdings ist sowas im gesetz nicht vorgesehen..trotz tierschutzgesetz ist auch der papagei nur eine sache..solange das so ist, bleibt alles so wie es ist..mir persönlich ist es lieber, wenn die halter die papageien als babys titulieren, als wenn sie sie als sache behandeln würden...


    lg. Irmgard

  • Andreas Steiger: "Die Frage "Kann man Ihrer Meinung nach Ziervögel alleine halten oder brauchen sie die Gesellschaft anderer Vögel?" beantworteten die 76 Personen, die solche Vögel hielten, zu 75 % mit Ja für Gesellschaft, doch hielten nur 62 % von Ihnen die Vögel in Gruppen."


    Quelle:
    Steiger, A. (2005): Tierschutzprobleme in der Heimtierhaltung - was trägt die Forschung bei?, Tagungsbericht DVG-Tagung, "Ethologie und Tierschutz", Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern, Abteilung Tierhaltung und Tierschutz, Bern


    Was soll man zu dieser Diskrepanz zwischen erkannter Notwendigkeit ("Meinung") und nicht erfolgter Umsetzung sagen? Hier paßt die Anmerkung von Konrad Ott "Gute Gründe motivieren nicht hinreichend, sie auch zu befolgen. (...) Wer ein Prinzip vertritt, muss wollen, dass es zur Wirklichkeit gelangt (...)." vortrefflich.


    Quelle:
    Ott, K. (1999): Umweltethik in schwieriger Zeit, Michael Otoo-Stiftung, Hamburg


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Auszüge aus dem Endbericht zur Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben durch den österreichischen Zoofachhandel im Hinblick auf die neue Gesetzgebung:


    "Nur 23 % der befragten Zoofachhändler/innen beantworteten alle Wissensfragen zur Haltung von Vögeln richtig.


    Erdnüsse mit Schale sind wertvolle Bestandteile einer Futtermischung für Papageien, weil sie außer dem hohen Eiweißgehalt auch der Beschäftigung der Tiere dienen. Richtige Antwort: Die Aussage trifft nicht zu. Richtig 28 %. Falsch 66 %. Weiß nicht 6 %.


    Sitzstangenüberzüge aus Sandpapier helfen die Krallen zu kürzen und sind daher für jeden Vogelkäfig zu empfehlen. Richtige Antwort: Die Aussage trifft nicht zu. Richtig 57 %. Falsch 38 %. Weiß nicht 5 %.


    Rundvolieren sind erst ab einem Durchmesser von 1,5 m zulässig. Richtige Antwort: Die Aussage trifft nicht zu. Richtig 22 %. Falsch 65 %. Weiß nicht 13 %."


    Quelle:
    Troxler, J., D. Lexer & C. Schmied (2008 ) Evaluierung des österreichischen Zoofachhandels im Hinblick auf das neue Tierschutzgesetz, Forschungsprojekt BMGF-70420/0280/-l/15/2006, Endbericht, Institut für Tierhaltung und Tierschutz, Departement für öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität, Wien, Eigenverlag Institut für Tierhaltung und Tierschutz, Wien.


    Gruß
    Heidrun

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
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  • Zasloff: "A dog is not a cat ist not a bird."


    Quelle:
    Zasloff, R. L. (1996): Measuring attachment to companion animals, Applied Animal Behaviour Science, 47, 43 - 48


    Ina Maria Mauerer hat im Rahmen ihrer Magisterarbeit an der Universität Wien Zusammenhänge zwischen der Haltung exotischer Haustiere und der Persönlichkeit der Halter (auch unter Berücksichtigung möglicher Einflüsse auf Gesundheit und Sozialverhalten) einer umfänglichen Untersuchung unterzogen. Die Ergebnisse sind teilweise recht konträr zu dem, was im Rahmen der Erwartung lag und widerlegen einige bisher fast dogmatisch vertretene Kernthesen.


    Mauerer, I. M. (2009): Besitz exotischer Haustiere und Persönlichkeit, Diplomarbeit, Universität Wien


    Auszug (S. 15, 16):


    "Nicholas und Collins (1998, S. 176) untersuchten Personen mit Typ A Persönlichkeit (Anmerkung: definiert als "behavior characterized by a high sense of competition, a disere for recognition and achievement, a sense of urgency and impatience, together with a tendency toward hostility and aggression." / "Verhalten, das durch ein hohes Maß an Konkurrenzdenken, Strebsamkeit und den Wunsch nach Anerkennung charakterisiert ist."). "Sie nahmen an, dass Menschen mit diesen Persönlichkeitszügen, welche mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko in Zusammenhang gebracht werden, weniger häufig Haustiere besaßen. Ihre Ergebnisse wiesen jedoch auf das Gegenteil hin: Besitzer von Katzen und Hunden (Mittelwert = 3.22) und Besitzer von anderen Tieren (Mittelwert = 3.29) wiesen signifikant höhere Werte auf als Personen ohne Haustiere."


    Sekundärquelle:
    McNicholas, J. & G. M. Collins (1998 ) Could Type A (coronary prone) Personality explain the association between pet ownership and health?, in: C. C. Wilson & D. C. Turner (Hrsg.), Companion Animals in Human Health, Thousand Oaks, Sage Publication


    Zusammenfassend: Nach Nicholas & Collins haben Menschen mit Persönlichkeitstyp A (s. o.) per se ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Halten diese Menschen Haustiere, so wirkt sich dies nicht risikomindernd aus. Im Gegenteil: Das Risiko (tatsächlich einen Infarkt zu erleiden) steigt signifikant gegenüber der Gruppe der Nichttierhalter mit Persönlichkeitstyp A.


    Auszug (S. 25, 26):


    "Ein Tier zu besitzen bringt (...) Vorteile für den Mensch mit sich, was durch (...) Studien belegt ist. Solche Ergebnisse werfen die Frage auf, ob dies auf Tiere generell zutrifft, oder nur auf bestimmte Tierarten. (...) Wilson (1999) erläutert dies am Beispiel des Papageis: Various human lifestyles and personalities will virtually guarantee that parrot ownership will be short and unhappy for all involved. For instance, parrot care is time-consuming, and many people are simply too busy to provide it. [...] Most species of psittacines are extremely headstrong animals ... (Wilson, 1999, S. 167)." ("Die unterschiedlichen und Wechseln unterworfenen menschlichen Lebensweisen und Persönlichkeitsstrukturen bieten eigentlich schon die "Gewähr" dafür, daß die (Zeit der) Papageienhaltung kurz und für alle Beteiligten "unglücklich" sein wird. So ist z. B. die Versorgung der Papageien zeitraubend und viele Menschen sind einfach zu beschäftigt, um sie sicherstellen zu können. Die meisten Papageienarten sind äußerst eigensinnige Tiere...")


    Sekundärquelle:
    Wilson, L. (1999): The approbiate bird for the approbiate owner, Seminars in Avian and Exotic Pet Medicine, 8, 164 - 173


    Zusammenfassend: Die Vorteile eines Tierbesitzes sind nicht generalisierbar. Ob überhaupt (und welche) Vorteile zu erlangen sind, ist artabhängig.


    Weitere Auszüge ("querbeet"):


    "Der mit Hilfe einer Kreuztabelle ermittelte Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und dem Besitz einer bestimmten Haustierart ist signifikant (...)."


    "Besitzer von klassischen Haustieren sind verträglicher als Besitzer von (...) exotischen Haustieren. (...)"


    "Es gibt die Tendenz innerhalb der Besitzer von (...) exotischen Haustieren, dass Frauen neurotischer sind als Männer. (...)"


    "Es gibt einen Unterschied zwischen den Geschlechtern in der Stärke der Bindung an das Haustier. Frauen sind stärker gebunden als Männer. (...) Über alle Haustiere betrachtet weisen Frauen einen signifikant höheren (Bindungs)Wert auf als Männer. (...)"


    "Personen mit Pflichtschulabschluss sind tendenziell höher an ihre Tiere gebunden als Personen mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. (...)"


    "Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Besitzdauer des aktuellen Haustieres und der Bindung zu diesem Tier, weder bei den exotischen noch bei den klassischen Haustieren. (...)"


    "Menschen, die exotische Haustiere besitzen, werden in Zukunft eher weitere exotische Haustiere besitzen."


    "Die exotischen Tierbesitzer (Reptilien, Vögel, Kleintiere) wiesen hingegen nur mittelhohe Werte für Empathie und Sorge um andere auf (...)."


    "Extrovertierte Menschen sind beschrieben als gesellig, selbst-sicher, aktiv, gesprächig, energisch, heiter und optimistisch. (...) Introvertierte Menschen sind zurückhaltender, ausgeglichener und sie hegen eher den Wunsch allein zu sein. Besitzer klassischer Tiere weisen signifikant höhere Werte auf als Besitzer warmblütiger exotischer Tiere, wenn die Bindung zum Tier hoch ist. Zusammen mit den hohen Werten in der Skala Verträglichkeit ergibt sich ein vorteilhafteres soziales Bild der klassischen Tierbesitzer."


    Gruß
    Heidrun


    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)