Papageienhaltung im 21. Jahrhundert - eine kleine Zusammenstellung

  • Haushalte mit Vogelhaltung / Angaben in Prozent / USA - Deutschland - Österreich



    Dateien

    • vergl_vh.jpg

      (78,08 kB, 46 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Die Notwendigkeit der Anwendung rationaler Methoden bei der Verhaltensbeobachtung zur Reduktion fehlerbehafteter Ergebnisse


    Holk Cruse, Helge Ritter (beide Universität Bielefeld) und Jeffrey Dean (Cleveland State Universität) vermitteln in ihrem Buch u. a. erstaunliche Einblicke in die Funktionsweisen menschlichen Denkens und machen verständlich, warum es häufig trotz Kenntnis "harter Fakten" zu Fehlannahmen und Fehlinterpretationen von Sachverhalten und Zusammenhängen kommen kann (und letztlich ja auch kommt). Was haben diese Dinge in einem Papageienforum verloren? Ganz einfach: Derartige Fehlannahmen/Fehlinterpretationen von Sachverhalten und Zusammenhängen trotz Kenntnis "harter Fakten" scheinen mir (nicht nur) hier recht verbreitet. Was kann man dagegen tun? Möglichst rationale Bewertungsmethoden als Kontrollinstanz der subjektiven Eindrücke und zur Überprüfung der Ergebnisse der eigenen Denkprozesse einsetzen! Das gilt auch und gerade für Verhaltensbeobachtungen; ja sogar schon für die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Auswahl geeigneter Beobachtungssituationen und/oder den Versuchsaufbau (nebst Versuchszeitraum) bei gezielt eingerichteten Beobachtungsszenarien. Dazu am Ende dieses Postings mehr.


    Zunächst einige Beispiele aus o. g. Buch:


    "Linda ist 32 Jahre alt, nicht verheiratet, intelligent und sehr aufgeschlossen. Sie hat Philosophie studiert, hat sich während des Studiums sehr für Fragen der sozialen Diskriminierung engagiert und an Anti-Atomwaffendemos teilgenommen.


    Welche der folgenden Möglichkeiten ist wahrscheinlicher? a) Linda arbeitet in einer Bank. b) Linda arbeitet in einer Bank und ist Mitglied einer feministischen Gruppe."


    Etwas 90 % der befragten Personen antworteten mit der Reihenfolge b) ist wahrscheinlicher als a). Zwischen Menschen mit einer statistischen Ausbildung und Laien auf diesem Gebiet ergaben sich nahezu keine Unterschiede. Nun ist es aber unter gar keinen Umständen möglich, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten zweier Ereignisse, in unserem Fall Mitglied in einer feministischen Gruppe und das Arbeiten bei einer Bank, größer ist als die Wahrscheinlichkeit für einen dieser beiden Fälle allein. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit von b) muß in jedem Fall kleiner sein als die von a).


    Was passiert hier? Wir bestimmen in Wirklichkeit nicht die tatsächlichen Wahrscheinlichkeiten. Vielmehr halten wir das für "wahrscheinlicher", was wir uns leichter vorstellen können, was uns typischer erscheint. Anders ausgedrückt, könnte man sagen, dass wir ein Korrelationsmaß zwischen der Personenbeschreibung und den möglichen Verhaltensweisen bilden. Hierbei gewinnt die Alternative b), also die, die die größere Übereinstimmung mit den in der Personenbeschreibung gelieferten Daten zeigt. Dieser Fehler ist wahrscheinlich die verbreitetste kognitive Illusion.


    (...)


    Die Vermutung, dass unser Gehirn eine Korrelationsmaschine ist, könne auch andere Illusionen erklären. So wird bei der Frage, ob es wohl mehr Morde oder mehr Selbstmorde gäbe, die Zahl der Morde meist höher eingeschätzt, obwohl sich tatsächlich wesentlich mehr Selbstmorde ereignen. Morde sind aber durch die Medien sehr viel stärker repräsentiert, vielleicht auch emotional stärker besetzt, was unser Gehirn in eine entsprechende subjektive Häufigkeit umsetzt.


    (...)
    Erich ist ein schüchterner, zurückhaltender Mensch, zwar hilfsbereit, aber nicht sehr interessiert an anderen Menschen. Er hat ein starkes Bedürfnis nach Ordnung und hängt sehr am Detail.


    Auf der Grundlage dieser Charakterisierung wird eine Liste der möglichen Berufe von Erich angegeben, und der Betrachter ist aufgefordert, diese in einer Reihe abnehmender Wahrscheinlichkeit anzuordnen. Unter anderen enthält die Liste die beiden Berufe "Landwirt" und "Bibliothekar". Welcher Beruf trifft auf Erich mit größerer Wahrscheinlichkeit zu?


    Entgegen der üblichen Antwort, nämlich "Bibliothekar", ist "Landwirt" tatsächlich viel wahrscheinlicher, da es sehr viel mehr Landwirte als Bibliothekare gibt. Was passiert hier? Obwohl uns diese Information im Prinzip bekannt ist oder wir zumindest mit der Möglichkeit rechnen müssen, ziehen wir dies überhaupt nicht in Betracht. Die meisten Personen geben die Antwort "Bibliothekar" selbst dann, wenn ihnen vorher ausdrücklich gesagt wird, wie das quantitative Verhältnis zwischen Landwirten und Bibliothekaren tatsächlich ist. Obwohl danach gefragt, machen wir uns hier keine Gedanken zur Wahrscheinlichkeit, sondern schätzen ab, für wie typisch wir die beschriebenen Eigenschaften für die jeweils genannten Berufsgruppen halten. (...) Selbst wertlose, aber anschaulich formulierte Evidenz (...) erscheint uns wichtiger als eine Zahlenangabe. Wir glauben, dass wir etwas wüssten, und urteilen aufgrund dieser Anschauung."


    Quelle:
    Cruse, H., J. Dean & H. Ritter (1998 ) Die Entdeckung der Intelligenz - oder können Ameisen denken?: Intelligenz bei Tieren und Menschen, C. H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München, S. 208, 209, 210


    Es ist (und dies gilt insbesondere für komplexe Zusammenhänge und deren Bewertungen) stets angeraten, Ergebnisse von Denkprozessen einer dahingehenden Eigenüberprüfung zu unterziehen, ob die Methodik zum Erlangen der Erkenntnisse über einen halbwegs logischen Aufbau verfügt. Wie trügerisch (oft sogar scheinbar logisch nachvollziehbare) Ergebnisse von Denkprozessen, ja zuweilen von optischen Wahrnehmungen und deren korrekter Einordnung sein können, veranschaulichen die beiden angehängten Darstellungen. Paradebeispiel: die sog. "Müller Lyer Täuschung". Schaut Euch bitte zunächst die angehängte Datei "mueller_lyer_taeuschung01" an. Beide Geraden scheinen über die jeweils gleiche Länge zu verfügen. Ist es wirklich so? Die angehängte Datei "mueller_lyer_taeuschung02" gibt Aufschluß.


    Fortsetzung ...

    Dateien

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • ... Fortsetzung



    Nun zu dem im ersten Abschnitt dieses Postings angesprochenen Verhaltensbeobachtungen, potenziell möglichen Fehlinterpretationen und daraus unter Berücksichtigung einer Selbstevaluierung resultierenden Ergebniskorrekturen:


    Ein Freund hat die spontane "operative Intelligenz" seiner Venezuelaamazonen (Amazona amazonica / 6 Exemplare) folgendem Test unterzogen: Zunächst hat er einen leeren Karton mit aufgeklapptem Seitenteil so abgestellt, daß die Amazonen alle Vorgänge gut beobachten konnten. Mit einer fünfminütigen Verzögerung hat er sodann ein Bündel samender Gräser in den Karton gelegt und den Karton mehrfach so gedreht, daß alle Amazonen die Gräser im Kartoninneren wahrnahmen. Gräser sind den Amazonen meines Freundes als Futter- und Beschäftigungsmittel bekannt und im sog. "semantischen Gedächtnis" gespeichert. Gleiches gilt für Kartons als Schreddermaterial. Abgespeichertes Faktenwissen (Beispiel aus Papageiensicht in menschlicher Diktion: diese grünen Teile kenne ich. Ich erinnere mich daran. Ich habe sie schon oft gefressen. Sie sind also fressbar) wird als "semantisches Gedächtnis" bezeichnet. Nach wiederum einer kurzen Verzögerung hat er den aufgeklappten Kartonteil zugeschoben. Der Karton war durch das nur leicht angedrückte Klappenteil "verschlossen" (vgl. Anhangdatei "aufbau01").


    Würden die Amazonen (oder einige davon) den jetzt nur noch sichtbaren (äußeren) Karton ungerichtet anfliegen und die Pappe zerschreddern oder aber die Sache mit der Verknüpfung "Gräser im Karton - Seitenklappe auf - Gräser rasch verfügbar" in Angriff nehmen? Die letztgenannte Variante würde ein Abspeichern der vom Halter verfügbar gemachten Augenblicksinformation und Umsetzung in ein entsprechend planvolles Verhalten implizieren.


    Was geschah? Nach einigen Minuten wurde der Karton von 2, hernach von 2 weiteren Exemplaren angeflogen und völlig ungezielt mit den Schnäbeln bearbeitet. Nach ca. 1/4 Stunde war der Karton an mehreren Seiten in Schnipsel zerlegt und die Gräser waren gut sichtbar. Es folgte (mittlerweile waren alle 6 Exemplare zur Stelle) ein planloses Weiterbearbeiten des Kartons und gelegentliches Herumkauen auf den (und Zerstreuen der) Gräser/n.


    Man könnte nun zu dem Schluß kommen, daß Venezuelaamazonen (zumindest diejenigen meines Freundes) nicht begriffen haben, daß sie auf ersichtlich einfache Weise (Seitenteil mit Schnabel oder Kralle öffnen) an Futter gelangen können. Man könnte zu dem Ergebnis gelangen, daß sie sich zwar sehr wohl "gemerkt" haben, daß sich Gräser in dem Karton befinden, aber nicht in der Lage sind, den simpelsten Weg zum Futter zu finden. Man könnte aber auch zu dem Schluß gelangen, daß sie binnen Minuten "vergessen" haben, daß Gräser in dem Karton sind und nun erst zufällig nach dem Zerschreddern der Pappe die Gräser (wieder)entdecken.


    Man könnte aber auch zu dem Schluß gelangen, daß all diese (möglichen und sich aufdrängenden) Schlüsse voreilig sind, solange das scheinbare Ergebnis nicht mehrmals repliziert wurde, d. h. sich bei gleichem Versuchsaufbau wiederholt. Man könnte ebenso zu dem Schluß gelangen, daß der Versuchsaufbau zur Beantwortung der Frage nach einer "operativen Intelligenz" (so) nicht tauglich war.


    Der Freund hat am gleichen Tag den Versuch mit gleichem Aufbau, allerdings zu einem anderen Zeitpunkt wiederholt. Die Zeitspanne des zweiten Versuchs deckte sich mit der gewohnten spätnachmittäglichen Futteraufnahmezeit der Amazonen. Um der vagen Vermutung nachzugehen, daß das "Kartonverhalten" sich bei Appetenz auf Futter (vulgo: Hunger) eventuell anders darstellten könnte, hat er zuvor jegliches Futter vom Futterbrett entfernt und das Körnerfutter ebenfalls (für alle Amazonen sichtbar) in den Karton eingebracht. Und siehe da: Jetzt wurde zunächst vom ältesten männlichen Vogel der direkte Zugang zum Futter gewählt. Mit der Kralle wurde das Seitenteil etwas 5 Zentimeter weit aufgezogen. Er kraxelte in den Karton und fing an zu futtern. In zeitlichen Abständen folgten (bis auf 1 Exemplar) alle weiteren Amazonen.


    Ehe man jetzt als Ergebnis feststellen kann, daß (was schon von gewissem Interesse wäre) Appetenz zu höherer Kompetenz für Problemlösungen führen kann, müßten auch diese Versuche mit gleichem Ergebnis wiederholbar sein usw. usw.


    Man muß (will man wirklich verwertbare und nicht nur subjektiv bemessene Ergebnisse erzielen) die frei interpretierbaren Bestandteile von Verhaltensbeobachtungen so weit eben möglich ausschließen (oder mindestens reduzieren). Gelingt dies nicht, so steht man (um es plastisch zu erläutern) vor dem "Mann-mit-dem-Fernglas-Problem". Erläuterung dazu: Aus der Aussage "Er sieht den Mann mit dem Fernglas" lassen sich zwei Schlüsse extrahieren: a) Er schaut durch ein Fernglas und sieht den Mann, b) Er sieht einen Mann, der ein Fernglas bei sich trägt.


    Gruß
    Heidrun

    Dateien

    • aufbau01.jpg

      (17,89 kB, 16 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Ist eine Sache einmal verdorben, so nutzt es nichts mehr, im Nachhinein mit "Liebe" und "Pflicht" herumzufuchteln. (lieh-tzu)
    Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. (Albert Schweitzer)

  • Es war sehr interessant das alles zu lesen. Für mich selbst harter Tobak. Es ist eigentlich egal ob man Auszüge einer Doktorarbeit veröffentlicht oder Satire.
    Im Endeffekt kommt für mich dabei raus, das es den perfekten Menschen nicht gibt, ebenso die "perfekten Papageien".
    Niemand ist fehlerlos und Menschen machen auch Fehler, die Sünde ist nur das viele auf dem Rücken der Kreaturen ausgetragen werden!
    Wir können die Welt nicht verändern, aber wir haben genug Quellen um uns vorher zu informieren.


    Wer fragt der lernt, wer lernt hat Fragen!


    Aber um den psyschologischen Aspekt von "Knuddelknutsch"Tierchen mal in den Vordergrund zu stellen. Tiere im allgemeinen können gerade bei älteren und einsamen Menschen therapeutisch sehr wirksam sein!!! Tiere geben Halt. Tiere halten fit. Mein Großonkel ging mit über 80 Jahren immer noch mit dem Zwergpudel jeden Tag 3 -4 Mal raus aus dem 3 Stock. So blieb er fit. Als der Hund verstarb, starb 3 Monate später mein Großonkel. Ein Jahr später starb meine Großtante.


    Aber da wir ja das Problem der alternden Gesellschaft haben, Rentenzahlungen, Krankenkassen usw. ist das Thema Tierhaltung in diesem Zusammenhang auch nicht mehr so aktuell.
    Du sollst am besten bis 70 arbeiten und dann am besten mit deinem letzten Wagen(schwarzer Kombi) gefahren werden.


    Ich wohne in einer Wohnanlage wo auch viele Singles wohnen. Ich stelle immer wieder fest, das die Tierhalter(egal welcher Art, (Hund, Fisch, Vogel, Frettchen.....usw.) ausgeglichener sind und auch kontaktfreudiger. Während manche einsam vor sich hin vegetieren.


    Bei allen Problemen die in der Tierhaltung zu verzeichnen sind darf man auch nicht vergessen:


    TIERE BRINGEN FREUDE....


    in diesem Sinne


    Guten Rutsch

    Menschen die keine Tiere mögen, können mit ihrer eigenen Rasse auch nicht umgehen.

  • Moin Wolfgang ;


    bei euch ist das Gesetz , bei uns ist nüscht . Daran wird sich wohl auch in nächster Zeit wenig ändern .
    Danke für den Link .


    MFG Jens