Gattung der Amazonenpapageien

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    Die Gattung der Amazonenpapageien (Amazona) ist innerhalb der Familie der Papageien (Psittacidae)mit 31 Arten vertreten. Das Vorkommen der Amazonen ist ausschließlich auf die sogenannte "Neue Welt" beschränkt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Mexiko über die Karibikinseln bis nach Uruguay und den Norden Argentiniens. Innerhalb der Verbreitungsgebiete werden sehr unterschiedliche Lebensräume genutzt, die sich von subtropischen Wäldern über offene Savannen bis hin zu mit Kakteen bewachsenen, trockenen Landschaftsteilen erstrecken.


    Amazonen zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die meisten Arten sind außerhalb der Brutzeiten paarweise, in Familienverbänden, kleinen und mittelgroßen Gruppen und auch größeren bis sehr großen Schwärmen anzutreffen. Das Auftreten größerer Schwärme ist im Tagesverlauf insbesondere als Sammlung von Paaren, Familienverbänden und Gruppen mit jeweils überschaubarer Individuenzahl zu Nahrungsflügen, dem Aufsuchen von Clay-Licks und insbesondere gemeinsamer Schlafplätze dokumentiert. Die Schlafplätze werden bei Tagesanbruch paarweise, in Familienverbänden und Gruppen wieder verlassen.


    Lantermann (1986) berichtet bezüglich der Gelbwangenamazone (Amazona autumnalis) von Gruppen und Schwärmen mit einer Individuenzahl von 6 bis 100 Tieren. Eidner (2000) beobachtete bei einer Costa-Rica-Tour Gruppen von Gelbwangenamazonen mit je etwa 20 Exemplaren. Wetmore (1968 ) sichtete eine Gruppe von cirka 20 Gelbscheitel-Amazonen. Davis (1993) schreibt zur Gruppenstärke von Blaustirnamazonen, daß diese einzeln, paarweise sowie in kleinen Familienverbänden, häufig aber auch in größeren Schwärmen anzutreffen sind. Zu Gruppenstärken der Blaustirnamazone in Paraguay berichten Thomas und Sabine Vinke (pers. Mitteilung, 2005): "Wir sind befreundet mit dem Naturkenner Heinrich Unger, der hier seit 75 Jahren lebt und als Sohn eines Naturforschers von Kindesbeinen an mit der Chaco-Tier- und Pflanzenwelt vertraut ist. Er bestätigte unsere Beobachtungen, dass die Gruppen meist zwischen fünf und zehn Tieren liegen. Die größten Schwärme gab er auch mit 50 bis 100 Tieren an. Solche Schwärme sieht man, wenn überhaupt vor allem im Winter, jedoch insgesamt nur selten, wobei sich laut Unger auch keine Änderung im Laufe der Jahrzehnte ergeben hat."


    Die Gruppenstärken reichen bei je gleichen Arten von paarweisen Sichtungen, über die Sichtung von Familienverbänden und kleineren Gruppierungen bis hin zu Schwärmen mit mehreren hundert Exemplaren. Schwärme setzen sich in der Regel aus Paaren, Familienverbänden und Kleingruppen zusammen, die sich zeitweise zu bestimmten Zwecken zusammenfinden. Dabei handelt es sich vorwiegend um das Aufsuchen von Futterquellen und Schlafplätzen und um Teilzüge. Während langer Tagesabschnitte sind die betrachteten Arten in überschaubaren Gruppen organisiert. Die Gruppenstärken lassen ein gegenseitiges individuelles Erkennen zu. Die aktuellen Forschungsergebnisse zur Gehirnanatomie und Leistungsfähigkeit von Papageien belegen, daß ihnen eine Individualisierung von Artgenossen grundsätzlich möglich ist. Wie viele Artgenossen erkannt werden können, ist derzeit nicht bekannt.



    Wechsel der Gruppenstärken im Tagesverlauf



    Williams (2003) hat die Tagesaktivitäten der Gelbschulteramazone (Amazona barbadensis) beobachtet. Ein Resultat dieser Beobachtungen war, daß die großen Schwärme an den Ruheplätzen sich aus kleineren Gruppierungen zusammensetzen. Chapman und seine Mitarbeiter (1989) haben die im Tagesverlauf wechselnden Gruppenstärken zusammenfassend für die vier in gemischten Gruppen vorkommenden Arten Weißstirnamazone (Amazona albifrons), Gelbnackenamazone (Amazona ochrocephala, Elfenbeinsittich (Aratinga canicularis) und Goldkinnsittich (Brotogeris jugularis) im Beobachtungsgebiet des Santa Rosa Nationlparks in Costa-Rica dargestellt. Ihr Fazit: "Die Papageien, die am frühen Morgen die Schlafplätze verließen, flogen in kleinen Gruppen und so schien es, in streuender Weise ab."


    Während der Brutzeit sondern sich brutwillige Paare von der Gruppe ab, der sie sich gemeinsam mit ihren Jungen nach deren Ausfliegen wieder anschließen. Amazonen legen je nach Art 2 - 5 Eier, die Brutzeit beträgt je nach Art 21 - 30 Tage und die Jungvögel verlassen je nach Art und Gelegegröße zwischen dem 60. und 70. Tag die Nisthöhle. Bezüglich der Geschlechtsunterscheidung sind keine erkennbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbar - mit einer Ausnahme: Die Weißstirnamazone (Amazona albifrons albifrons).



    Freilandernährung


    Angaben zur Freilandernährung sind in fast allen populären Publikationen auf die wenig differenzierte Aussage beschränkt, daß Amazonen sich von Beeren, Nüssen, Früchten und Samen ernähren. Zum Nahrungsspektrum einiger Amazonenarten gehören Pflanzen oder Pflanzenteile, die über eine hohe Giftigkeit für verschiedene Tierarten und den Mensch verfügen. Unbestreitbar ist, daß alle Amazonen (vielleicht ausgenommen die Tucumanamazone (Amazona pretrei tucumana)) ein breites Spektrum von Nahrungspflanzen mit unterschiedlichsten sekundären Pflanzenstoffen nutzen und es somit zwangsläufig zu kombinatorischen Effekten zwischen verschiedenen Inhaltsstoffen kommen muß.


    Fast alle Amazonenarten werden in Anbaugebieten und Plantagen als Ernteschädlinge angesehen.


    Gruß
    Heidrun


    Quellen:
    Chapman, C. A., L. J. Chapman and L. Lefebvre (1989): Variability in parrot flock size: possible functions of communal roosts, Condor 91: 842 - 847
    Davis, S. E. (1993): Seasonal status, relative abundance and behavior of the birds of Conseption, Departamento Santa Cruz, Bolivia, Fieldama Zoology (71), 1 - 33
    Eidner, R., J. Eidner und A. Eidner (2000): Reisebericht Costa Rica 26. 01. - 15. 02. 2000
    Lantermann, S. und W. Lantermann (1986): Die Papageien Mittel- und Südamerikas: Arten, Haltung und Zucht, Verlag M. & H. Schaper, Hannover
    Vinke, S. und Th. Vinke (2005): Persönliche Mitteilung, Filadelfia, Paraguay
    Wetmore, A. (1968 ) : The Birds of the Republic of Panama, Part II, Washington
    Williams, S. (2003): The Yellow Shouldered Amazon Parrot, Unpublishes report to the Bonaire Department for Planning and Resource Management (DROB), World Parrot Trust, Amazona Society USA, Parrot Society UK, and Amazona Society UK

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