Hallo Heidrun,
ich schrieb nicht Amazonen, sondern verschiedene Papageienarten. In Expansion begriffen sind der Halsbandsittich und der Mönchsittich. In Freiland sind auch Großer Alexandersittich, Pennantsittich, Singsittich und einige andere ausdauernd, wenn auch nur sehr lokal. Die Amazonen in Stuttgart sind bei aller Schwierigkeiten mit unserem Klima auch relativ ausdauernd. Seit 1983 ist ihre Zahl von 2 auf 30 im Jahr 2002 angestiegen (Link).
Die Anpassung an die Jahreszeiten Mitteleuropas hat einerseits einen Grund in der Lichtdauer und -intensität, andererseits einen Grund im Nahrungsangebot. Sie sind also den selben Begrenzungsfaktoren unterworfen wie die heimischen Tiere. Zugvögel weichen aus, Standvögel halten aus, mitunter unter Erleidung großer Verluste. Weil Papageien keine Zugvögel sind, haben sie die selben Probleme. Weil sie schlechter an Kälte angepasst sind, haben sie gesundheitliche Schäden zu erleiden. Bei den hier abgebildeten Exemplaren sind keine Schäden durch Frost zu erkennen. Mir persönlich ist nicht bekannt, wie die Tiere die Auswirkungen dieses extremen Winters 2009/2010 kompensiert haben. Die Bilder sind aktuell von diesem Frühjahr. Bei den Stuttgarter Amazonen wäre noch zu klären, inwieweit nicht auch degenerative Prozesse durch Inzucht stattfinden, weswegen die Reproduktion rückläufig ist.
Meine Darstellung verweist auf die Anpassungsfähigkeit an klimatische Anforderungen, welche unter Haltungsbedingungen mit Zugang zu Schutzräumen wesentlich abgemildert werden. Die speziellen Ausführungen von Dir, Heidrun, zu den Amazonen in Stuttgart sind interessant, tun zur Sache im Sinne dieser Diskussion aber nichts dazu. Man kann konstatieren, dass eine Papageienhaltung auch unter Berücksichtigung unseres Klimas in Freivolieren mit Zugang zu einem Schutzraum möglich ist. Die jahreszeitlichen Schwankungen der Lichtdauer und Intensität sind offenbar kein Nachteil für die Tiere, sondern Auslöser für Verhaltensänderungen. Die Präferenz bestimmter Nahrungsbestandteile sind ein Hinweis auf die jeweilige Konstitution der Tiere und sollte in einem physiologischen Zusammenhang untersucht werden. Von uns selbst können wir feststellen, dass wir zu verschiedenen Zeiten bestimmte Nahrungsbestandteile anderen vorziehen. Die Präferenz von Nahrungsbestandteilen in den Haltungssystemen sind naturbedingt von im Freiland lebenden Artgenossen verschieden, weil die Anforderungen an den Organismus andere sind.
Grüße, Alex